Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, November 2015
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Lektorat Sophie Härtling
Einband- und Innenillustrationen Dirk Hennig
Einbandgestaltung any.way, Barbara Hanke/Cordula Schmidt
Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.
Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.
ISBN Printausgabe 978-3-499-21734-0 (1. Auflage 2015)
ISBN E-Book 978-3-644-55871-7
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-644-55871-7
Mein Dank an meine Lektorin Sophie Härtling und an alle Hausacher und Hausacherinnen. Die Erstfassung zu dieser Geschichte entstand während meiner Zeit als Stipendiat des Hausacher LeseLenzes für den Bereich Kinder- & Jugendbuch 2014/2015 und wurde in der «Mittelbadischen Presse» veröffentlicht.
Ich heiße Jo und bin ein Genie. Das behauptet zumindest meine Mama. Eigentlich sagen das ja alle Eltern von ihren Kindern. Aber bei mir hat Mama recht. Immerhin hab ich schon mit elf Monaten meinen Namen geschrieben. Behauptet zumindest meine Mama.
Na gut, Jo ist jetzt auch nicht so ein komplizierter Name. Das ist übrigens auch keine Abkürzung für irgendwas oder ein Spitzname, meine Oma kommt aus Dänemark, und da ist Jo ein ganz normaler Name.
In der letzten Zeit sagt meine Mama nicht mehr so oft, dass ich ein Genie bin. Irgendwie scheinen die Wunder, die ich vollbringe, selbstverständlich geworden zu sein. Als mein kleiner Bruder geboren wurde, haben sich meine Eltern sowieso erst mal auf jeden Pups von ihm gestürzt. Da waren meine Wunder nicht mehr so interessant.
Trotzdem habe ich natürlich nicht aufgehört, Rätseln auf den Grund zu gehen. So sind wir nun mal, wir Genies.
Allerdings sind die wahren Höhepunkte meiner Forschungen in der letzten Zeit bei meinen Eltern nicht mehr auf allzu große Begeisterung gestoßen. Um genau zu sein, gab es sogar öfter mal richtig Ärger. Mein Papa war jedenfalls nicht sehr begeistert davon, als ich Spongebob-Schwammkopf auf seinem iPad geguckt habe, während es sich in der Mikrowelle drehte und kleine Blitze zuckten, bis es rot glühte und der Bildschirm schwarz wurde.
Mama wird immer gleich panisch, wenn ich meine Experimente auf meinen kleinen Bruder ausweite. Aber ist es nicht unglaublich wichtig zu wissen, dass hundertzwanzig grüne Gummibärchen in seinen Mund passen und dass er mit dem Strohhalm Sprudelwasser trinken kann, auch wenn er Kopfstand macht, während ich seine beiden Füße festhalte?
Im Moment beschäftigen mich Bauchnabelfussel. Bauchnabelfussel kommen in unterschiedlichen Größen vor. Manche sind klein wie ein Floh, andere so groß wie ein Keks.
Man kriegt Bauchnabelfussel am besten raus, wenn man sich den kleinen Finger mit Spucke nass macht. Dann bleiben sie daran kleben.
Schmecken tun sie übrigens nicht.
«Jo, nimm deinen Finger aus dem Mund und lass bitte das Hemd unten, wir frühstücken. Da will niemand deinen kleinen Schmerbauch sehen», sagt Mama.
«Aber warum ist mein Bauchnabelfussel schwarz, obwohl ich ein gelbes Hemd anhabe?», frage ich.