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Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo!

Heil!

Majestätisch. Hipp hipp hurrah!

(Pause.)

Wenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben – (er winkt mit seinem Taschentuch).

(Pause.)

Jetzt ist er gleich verschwunden, der Zeppelin –

Am Horizont.

Ich kann ihn kaum mehr sehen –

Ich seh ihn noch ganz scharf.

Jetzt seh ich nichts mehr. (Sie erblickt KASIMIR; lächelt.) Du Kasimir. Jetzt werden wir bald alle fliegen.

Geh so lasse mich doch aus. (Er wendet sich dem Lukas zu und haut ihn vor einem stumm interessierten Publikum – aber erst beim dritten Mal knallt es und dann zahlt der KASIMIR und wird mit einem Orden dekoriert.)

Ich gratuliere.

Zu was denn?

Zu Deiner Auszeichnung da.

Danke.

(Stille.)

Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau, aber dann kommt er wieder zurück und wird einige Schleifen über uns beschreiben.

Das ist mir wurscht! Da fliegen droben zwanzig Wirtschaftskapitäne und herunten verhungern derweil einige Millionen! Ich scheiß Dir was auf den Zeppelin, ich kenne diesen Schwindel und hab mich damit auseinandergesetzt – der Zeppelin, verstehst Du mich, das ist ein Luftschiff und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen – derweil haben wir bloß die schiefen Absätz und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun!

Wenn Du so traurig bist, dann werd ich auch traurig.

Ich bin kein trauriger Mensch.

Doch. Du bist ein Pessimist.

Das schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist. (Er lässt sie wieder stehen und haut abermals den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich wieder KAROLINE.) Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es Dir doch gleich gesagt, dass ich heut unter gar keinen Umständen auf Dein Oktoberfest geh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht gar noch mit lachendem Gesicht!

Ich habe ja gar nicht gelacht.

Natürlich hast Du gelacht. Und das darfst Du ja auch – Du verdienst ja noch was und lebst bei Deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein.

(Stille.)

Vielleicht sind wir zu schwer füreinander –

Wie meinst Du das jetzt?

Weil Du halt ein Pessimist bist und ich neige auch zur Melancholie – schau, zum Beispiel zuvor – beim Zeppelin –

Geh halt doch Dein Maul mit dem Zeppelin!

Du sollst mich nicht immer so anschreien, das hab ich mir nicht verdient um Dich!

(sieht ihm nach; wendet sich dann langsam dem EISMANN zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll).

(schleckt bereits die zweite Portion).

Was schauns mich denn so blöd an?

Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht.

Drum.

(Stille.)

Ich habe gerade an den Zeppelin gedacht.

(Stille.)

Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau.

Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau?

Schon dreimal.

Respekt!

(Stille.)

Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen.

Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schließlich vegetieren müssen. Verstehens mich?

Nein.

Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann lässt die Liebe nach, und zwar automatisch.

Also das glaub ich nicht!

Bestimmt!

Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm – könnt ich mir schon vorstellen.

Ich nicht.

(Stille.)

Können Sie handlesen?

Nein.

Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf?*

Raten Sie doch mal.

Feinmechaniker?

Nein. Zuschneider.

Also das hätt ich jetzt nicht gedacht!

Und warum denn nicht?

Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich so viel ein.

(Stille.)

Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt.

Essen Sie auch gern Eis?

Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt.

Die einzige?

Ja.

Schad!

Wieso?

(erscheint wieder und winkt KAROLINE zu sich heran).

(folgt ihm).

Wer ist denn das, mit dem Du dort sprichst?

Ein Bekannter von mir.

Seit wann denn?

Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst Du mir denn das nicht?

Warum soll ich Dir das nicht glauben?

(Stille.)

Was willst Du?

(Stille.)

Wie hast Du das zuvor gemeint, dass wir zwei zu schwer füreinander sind?

(schweigt boshaft).

Soll das eventuell heißen, dass wir zwei eventuell nicht zueinander passen?

Eventuell.

Also das soll dann eventuell heißen, dass wir uns eventuell trennen sollen – und dass Du mit solchen Gedanken spielst?

So frag mich doch jetzt nicht!

Und warum nicht, wenn man fragen darf?

Weil ich jetzt verärgert bin. Und in einer solchen Stimmung kann ich Dir doch nichts Gescheites sagen!

(Stille.)

So. Hm. Also das wird dann schon so sein. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich.

Was redest Du denn da?

Es ist schon so.

Wie?

(Stille.)

Oder ist das vielleicht nicht eigenartig, dass es Dir gerade an jenem Tage auffällt, dass wir zwei eventuell nicht zueinander passen – an jenem Tage, an welchem ich abgebaut worden bin?

(Stille.)

Ich versteh Dich nicht, Kasimir.

Denk nur nach. Denk nur nach, Fräulein!

(Stille.)

Oh Du undankbarer Mensch! Hab ich nicht immer zu Dir gehalten? Weißt es denn nicht, was das für Schwierigkeiten gegeben hat mit meinen Eltern, weil ich keinen Beamten genommen hab und nicht von Dir gelassen hab und immer Deine Partei ergriffen hab?!

Reg Dich nur ab, Fräulein! Überleg es Dir lieber, was Du mir angetan hast.

Und was tust Du mir an?