Der Rhein

Hans Jürgen Balmes

Der Rhein

Biographie eines Flusses

FISCHER E-Books

Inhalt

Über Hans Jürgen Balmes

Hans Jürgen Balmes, 1958 in Koblenz geboren, ist Lektor und Übersetzer. Für »Mare« schrieb er über die »Quellen der Meere«. Porträts und Aufsätze schienen u. a. in der »Neuen Zürcher Zeitung« und der »Süddeutschen Zeitung«. Aus dem Englischen übersetzte er John Berger, Barry Lopez sowie Gedichte von Robert Hass, W. S. Merwin und Martine Bellen.

Der Rhein spielte schon immer eine große Rolle in seinem Leben. Mehrfach wanderte er zu den Quellbächen in den Alpen, fuhr mit dem alten Faltboot seines Vaters den Rhein entlang, genoss die tiefe Stille und beobachtete die sich ändernden Farbspiele auf dem Wasser wie auch die Tiere am und im Fluss.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Über dieses Buch

Der Rhein entsprang einst an seiner heutigen Mitte, wo in einem tropischen Meer Seekühe lebten. Er schuf sich sein Bett stromauf und besitzt eine erstaunliche Geologie. Noch heute leben hier die ältesten Lebewesen Europas. Gleichzeitig ist der Rhein durchgehend geprägt durch Eingriffe des Menschen. Kein anderer Fluss versammelt so viele Widersprüche in sich – Grenze, Verkehrsweg, Fluchtroute und Lebensader.

 

Hans Jürgen Balmes nimmt uns mit auf eine Reise entlang des Flusses. Wir begegnen Menschen, die wie William Turner den Rhein zu ihrer Sehnsucht und Lebensaufgabe machten. Wir sehen Wälder und Tiere, die in traumhaften Naturbetrachtungen und meditativen Bildern gegenwärtig werden. Ein Buch über den Rhein, der uns mit dem unerschöpflichen Fließen seiner Geschichten gefangen nimmt wie mit seiner Stille.

Impressum

Originalausgabe

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© 2021 S. Fischer Verlag GmbH,

Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main

 

Lektorat: Corinna Fiedler

Zeichnungen: Alma Lucia Balmes

Karten vom Autor

Covergestaltung: Andreas Heilmann und Gundula Hissmann, Hamburg

Coverabbildung: Joseph Mallord William Turner, Pfalz / Agnew's, London / Bridgeman Images

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

ISBN 978-3-10-491035-2

der das Flüstern der Flüsse kannte,

für Monika Schoeller,

die danach fragte –

 

und für Maria,

die mit mir reiste

Manchmal besucht uns mitten im Leben der Wunsch, etwas Neues von Anfang bis Ende zu erfahren und es auf einer Skizze, einer Wegzeichnung festzuhalten. Gelänge uns so eine Landkarte, würde sie uns zeigen, wie wir in das Gewebe der Welt eingeflochten sind. Oft spüren wir diese Sehnsucht, aber wenn wir keinen Gegenstand finden, der unsere Aufmerksamkeit ganz auf sich zieht, vergessen wir den Anflug, bis sich wieder das Gefühl einer inneren Leere regt.

Als ich vor sechs Jahren begann, am Fluss zu wandern, hatte ich Kopien aus William Turners Skizzenbüchern von seiner Rheinreise im Rucksack und staunte, wie sehr die Landschaft auf seinen Blättern der sich vor mir ausbreitenden glich. Auf Hunderten von Exkursionen wollte ich einen Blick auf seinen ursprünglichen Zustand erhaschen, doch der Strom ist von seinen Quellen bis zur Mündung durch Eingriffe des Menschen geprägt.

Der Beginn des Rheins war ein Grabenbruch in der Erdkruste, wodurch ein Tal entstand, das er von der Mitte seines heutigen Laufs her immer weiter vergrößerte: Er wuchs seinen Quellen entgegen. Bergrutsche und Vulkane versperrten seinen Lauf. Erst nach der letzten Eiszeit vor 8000 Jahren fand er zu dem Flussbett, wie wir es heute kennen. Er ist einer der ältesten Ströme Europas, und doch ist sein Tal eines der jüngsten. Je mehr ich über seine Entstehung erfuhr, desto erstaunlicher wurde mir seine Biographie.

Auf den Reisen lernte ich Menschen kennen, die Schalensteine aus der Bronzezeit erforschen oder für Trauerseeschwalben Nistplätze bauen. Ich traf einen DJ in Schaffhausen, der zum Philosophen des Flow wurde, den letzten Lotsen von Sankt Goar und eine Frau, die in ihrer Jugend auf Fossilien stieß und noch im Alter davon

Jedes Reisebuch versucht, einem Land wie zum ersten Mal zu begegnen. Unterwegs waren das seltene Augenblicke: im Faltboot auf einer Wildwasserstrecke, beim Beobachten bedrohter Vögel. Aber ich fand den Moment immer wieder auf den Bildern Turners, die die Landschaft topographisch genau wiedergeben und zugleich das Tal zum Ort eines kosmologischen Geschehens machen. Aus Licht und Luft, Fels und Wasser schuf er eine Atmosphäre, in der wir die Wildheit des Flusses spüren.

Kann man sich der Seele einer Landschaft nähern? Der Rhein wurde mir zu einem Strom, der seinen eigenen Beginn immer wieder einholen will, sein Tal zu einer lebendigen Gestalt, unerschöpflich wie sein Fließen.

Der Fluss der Zeit

Bingen
In den Kribben

Mitten im Fluss sitze ich am Binger Loch auf einem der beiden längs im Flussbett liegenden Steindämme. Rheinkilometer 530, steht an der Tafel auf dem Ufer gegenüber. So viele Kilometer hat der Fluss von Konstanz bisher hinter sich gebracht, und noch einmal so viele liegen vor ihm bis zum Meer: Hier ist seine Mitte. Und hier war auch einmal sein Ende. Während links und rechts steile Berghänge schattig emporwachsen, reflektiert das Wasser vor mir das letzte Licht. Der Fluss steht hoch, und der schnell fließende Strom mit seinen Strudeln scheint fast über die Dämme zu schwappen. Hinter mir liegt zwischen den Uferverbauungen der völlig unbewegte Spiegel eines Auenteiches – als wollte das Wasser mir seine beiden Zustände demonstrieren: das Fließen und das Innehalten.

Die Dämme wurden gebaut, um den Rhein an dieser gefährlichen Biegung schiffbar zu machen. Das Binger Loch ist die Pforte, durch die sich der Fluss in das Rheinische Schiefergebirge drängt: Nach dem weiten Becken des Inselrheins, wie er von Mainz bis Rüdesheim heißt, verengt sich das Tal plötzlich. Stromauf, hinter dem mitten im Wasser stehenden Mäuseturm, ist noch etwas von dem breiten Flusslauf zu erkennen. Weil keine steilen Hänge es hindern, sammelt sich hier das Licht und lässt den Horizont in einem Glitzern unsichtbar werden. Dort liegen unter der Wasseroberfläche quer zum Strom Felsbänder, die bei Niedrigwasser sichtbar werden. Gleichzeitig mündet rechts die Nahe. Der Nebenfluss wird von einer Wand aus Rheinwasser gestaut und scheint auf den letzten Metern fast zu stehen, bis der Strom ihn wie ein rotbraunes Farbband an seinem Rand mitreißt. Erst nach ein paar Kilometern werden sie sich mischen.

Die Klippe des Hardsteins ist hingegen ein Vogelfelsen, der meist, wie auch heute Abend, von ein paar Kormoranen gegen kreischend anfliegende Möwen verteidigt wird. Hinter ihren Schreien brummen schwere Dieselmotoren. Lastkähne stemmen sich gegen die Strömung bergan, die den Gegenverkehr mit einer fast gespenstischen Leichtigkeit nach unten trägt. Endlos rasseln Güterzüge vorbei. Als Kinder verloren wir oft nach 110 Waggons den Überblick, weil die Finger nicht reichten. Für einen Moment ist es still. Ein Auto wartet gegenüber an der Ampel der Baustelle, es fährt an, und einsam tutet eine Lokalbahn, die um die Kurve biegt. Das Signal wird als Echo vom gegenüberliegenden Uferhang zurückgeworfen.

*

Einst ragte hinter dem Hardstein beim Rheinkilometer 530,8 quer zur Strömung ein Quarzit-Riff aus dem Fluss: das Binger Loch, eine

Von 1831 bis 1840 sprengte man den Durchlass Meter für Meter breiter. Aber auch das reichte nicht für die Dampfschlepper. 1894 maß die Öffnung schließlich dreißig Meter, und inzwischen war auch das einen Kilometer lange Parallelwerk entstanden, der zweite Steindamm im Fluss, der eine zweite Fahrrinne für die Talfahrt schuf. Es wurde sogar eine dritte Fahrrinne geplant, die aber, so die Befürchtung, den Inselrhein hätte vollkommen leerlaufen lassen. Obwohl das Riff zwischen 1966 und 1974 durch Unterwasserexplosionen beinahe vollkommen abgetragen wurde und die Öffnung heute wie das Flussbett des Rheins an der Loreley 120 Meter breit ist, konnte im Rheingau durch quer zur Strömung liegende Buhnen oder Kribben das Fließen so verlangsamt werden, dass der Fluss ein Strom blieb. Überall am Rhein ragen vom Ufer diese Wehre wie steinerne Stege in das Wasser. Das Rauschen des Binger Lochs, das man früher bis hundert Meter hoch an den Aussichtspunkten über dem Wasser hören konnte, ist verstummt.

Nachdem er die Engstelle passiert hat, schwenkt der Strom vor einem steilen grünen Hang nach Norden ab und gerät aus dem Blick. Es ist eine tückisch enge Kurve; kein Wunder, dass man bis in die achtziger Jahre Lotsen brauchte, die die Schiffe begleiteten. Seitdem hat jeder Radar.

*

Die Verbauung aus dem 19. Jahrhundert ist nun schon so alt, dass sie selbst zu einem Stück Natur geworden ist. Die obersten Becken sind völlig verlandet: sumpfige Parzellen voll riesiger Weiden und Pappeln, dazwischen ein versprengter Ahorn oder eine Eiche. Übereinandergestürzte Baumstämme, von Lianen überwachsen und mit Brombeergestrüpp überwuchert. Es ist ein Dschungel wie einst die Auenwälder am Oberrhein, die die Ingenieure im 19. Jahrhundert vertrieben: Der Fluss wurde dort zum Schifffahrtskanal. Aber hier pflanzte sich von selbst eine zweite Auenlandschaft, die uns zeigt, wie die Ufer einmal ausgesehen haben – und das so überzeugend, dass sogar Reiherenten aus Skandinavien hier statt auf weiten Altrheinarmen überwintern.

*

Flüsse stellen wir uns immer zwischen Mündung und Quelle eingespannt vor. Sie bestimmen den notwendig erscheinenden Lauf. Aber das Bild vom Rhein, das wir heute in Atlanten finden, ist nur die letzte Version von Hunderten, Tausenden. Der Fluss wuchs bergauf: Vom Kaiserstuhl bis in die Alpen erschloss er sich durch Rückwärtserosion immer neue Zuflüsse, bis endlich gegen Ende der letzten Eiszeit der Bodensee in seiner heutigen Form entstand und die beiden Quelläste, den des Vorder- und den des Hinterrheins, mit dem Strom verband. Gleichzeitig gab es die Mündung in der jetzigen Form nicht. Die Nordsee lag trocken und wurde von einer

Heute ist die ganze Natur am Rhein von der Mündung bis zum Fuß der Alpen und hinauf zu den Quellen vom Menschen geprägt. Eine Landkarte des Mündungsdeltas, aus dem um 600 n. Chr. friesische Kaufleute in die gesamte Nord- und Ostsee aufbrachen, aber auch auf dem Rhein hinauf bis Straßburg und Basel Handel trieben, wäre mit einer heutigen Karte nicht zu vergleichen – damals war es eine Sumpflandschaft, die Häuser standen auf morastigen Inseln und künstlich trockengelegten Anhöhen, deren Umrisse mit jeder Sturm- und Springflut neu gezeichnet wurden. Der Oberrhein, der in seinem mehrere Kilometer breiten Bett in unendlich vielen Schlaufen von Basel nach Mainz mäanderte, wurde vor rund 150 Jahren zu einer eingedeichten Wasserstraße kanalisiert, wodurch die Rheinschiffe zwischen Mannheim und Basel über hundert Kilometer sparten. Die Auenwälder an seinem Ufer sind heute nur noch spärliche Reste der einstigen Wildnis und wurden meist als Rückhalteflächen für Hochwasser neu angelegt. Eine renaturierte Szenerie, die den Anschein des Ursprünglichen weckt.

*

Die Entstehung des Rheins widerspricht so der einfachen Logik von Quelle und Mündung. Sein Anfang ist in der Mitte zu suchen, und es waren keine Quellen, die einen Wasserlauf entstehen ließen, sondern die Absenkung eines Geländes, die ihn ermöglichte. Die Bildung des Oberrheingrabens zwischen dem Schwarzwald und den Vogesen, dem Odenwald und der Pfalz begann vor 50 Millionen Jahren; das Tal reichte schließlich bis zum Kaiserstuhl. In diesen Trog ergossen sich von den nördlichen Schwarzwald- und Vogesenhängen Flüsse und Bäche und bildeten bei feuchtem, heißem Klima Süßwasserseen, die in trockenen Perioden durch die von den Zuflüssen eingeschwemmten Mineralien zu Salzseen wurden. Erst um 15 Millionen Jahre vor unserer Zeit sollte sich in diesem Graben aus den Gewässern und Seen der Ur-Rhein bilden. Träge und mit

Keine vierzig Kilometer Luftlinie von hier bietet der einstige Vulkan der Grube Messel die Chance zu einer geologischen und evolutionären Zeitreise an die Ufer des späteren Ur-Rheins. Ein zweiter Krater aber macht den heutigen Rhein auch zum Fluss des Anthropozäns – des geologischen Zeitalters, in dem wir vielen Geologen und Klimaforschern zufolge leben. Es ist die erste Epoche der Erdgeschichte, die so vom Menschen geprägt ist, dass sich seine Spuren überall auf der Welt nachweisen lassen: der Niederschlag von Atombomben und Atomversuchen zwischen Erdschichten, die steigende CO2-Konzentration in Baumringen, Smog als feine schwarze Striche in Bohrkernen aus dem Eis der Antarktis. Diese zweite Grube liegt genau in der heutigen Mündung der Flusses. Der sogenannte »Slufter« ist ein von Menschen erbauter künstlicher Krater, der als Giftmülldeponie für den hochtoxischen Schlamm vom Grund des Rotterdamer Hafens dient. Seine Gefahr liegt nicht in der Tiefe, sondern an der Oberfläche.

Zwei Krater, zwischen denen sich die Geschichte des Flusses entfaltet.

Die Grube Messel
Das kleine Pferd

Östlich von Bingen gibt es ein einzigartiges Fenster in die Zeit, als die Landschaft in dieser Umgebung sich zu senken begann: der eigentliche Anfang des Rheins. Es bildete sich ein Graben, der nach einem Fluss benannt ist, der ihn erst Millionen Jahre später durchfließen würde, doch ohne ihn nie hätte entstehen können. Heute fährt man durch den nördlichen Ausläufer des Odenwalds dorthin. Vor 50 Millionen Jahren sollen sich hier Mangrovenwälder zwischen Salzwasserlagunen erstreckt haben, die der sinkende Meeresspiegel bis vor dem Taunus stehengelassen hatte. Eine Sumpflandschaft mit tropischen Pflanzen, von denen wir manche wiedererkennen würden: Schachtelhalme, riesige Lorbeerbäume, Eukalyptus, Vorfahren unserer Walnussbäume, Weinranken und lianenhafte Mondsamengewächse, deren Schlingen bis in die Baumwipfel reichten. Die Dinosaurier waren seit 20 Millionen Jahren verschwunden, aber entfernte Nachfahren von ihnen, Diatrymas, riesige, über zwei Meter messende Laufvögel, die mit ihren starken Schenkeln und riesigen Schnäbeln wie befiederte Tyrannosaurus Rex wirkten, durchstreiften den dichten Urwald. Und in den Tümpeln lauerten Krokodile auf eines der vielen kleinen Tiere, die sich durch die Bäume hangelten oder wie Rieseneichhörnchen zwischen den Kronen von Zweig zu Zweig glitten. Scheue Pferdchen, die kaum größer wurden als kleine Hunde, drückten sich verstohlen neben den Urahnen von Tapiren und Ameisenbären durch das dichte Unterholz.

Ameisen waren bis zu acht Zentimeter lang und hatten eine doppelt so große Flügelspannweite – als wären es Spatzen. Von den Vögeln würden wir den Wiedehopf wiedererkennen oder eine der vielen Rallen, kleine Stelzvögel, die das Ufer nach Insekten, Muscheln

Durch die beginnende Absenkung des Oberrheingrabens vor 50 Millionen Jahren war die Gegend tektonisch unsicher. Gesteinsplatten rieben sich unterirdisch aneinander. In den Verwerfungen und Spalten stieg Magma aus dem Erdinneren; in der näheren Umgebung, dem heutigen Rhein-Main-Becken, gab es bis zu achtundfünfzig tätige Vulkane, die über einen langen Zeitraum hinweg ausbrachen. Wir wüssten nichts von dieser Welt, wenn nicht einer dieser Vulkanausbrüche mit einer riesigen Wasserdampfexplosion einhergegangen wäre, die vor ungefähr 47,8 Millionen Jahren einen 700 Meter tiefen und zwei bis zweieinhalb Kilometer breiten Krater entstehen ließ. In ihm bildete sich schon kurz danach ein See, wie wir ihn von den Eifelvulkanen kennen, ein Maar, das Süßwasser enthielt und durch seinen hohen Uferkragen zunächst von Zuflüssen abgeschnitten war. Schnell war das Wasser voller Grünalgen, die abgestorben auf den Boden des Maars sanken und durch ihren Verfall den unteren Schichten des Sees völlig den Sauerstoff entzogen. Das Gewässer war so nur am Rand und an seiner Oberfläche belebt. Geriet ein Tier in den sauerstoffarmen, durch Cyanobakterien vergifteten Bereich, erstickte es und sank auf den Grund hinab, wie die Grünalgen selbst, die sich Jahr für Jahr jeweils in zwei noch heute deutlich erkennbaren Schichten am Seegrund ablagerten, wo sie sich durch den Druck der nachfolgenden Sedimente über die nächsten ein bis eineinhalb Millionen Jahre in Ölschiefer verwandelten. Aus zwanzig Schichten entstand ein Millimeter Sediment.

40 Millionen Jahre später, als der Ur-Rhein sein noch heute erkennbares Flussbett bildete, war von diesem Krater nichts mehr zu erahnen. Vielleicht gab es noch eine leichte Senke in der Landschaft – aber die bis zu 300 Meter hohen Seitenwände aus Tuff waren abgetragen, der See lange verlandet und überwuchert. Und so wäre es geblieben, hätte man nicht in der Nähe Braunkohle

Längst wäre das alles als Episode aus der Welt vor der Erfindung der Riesentanker, die das Erdöl aus Nahost zu uns transportierten, vergessen, hätte man nicht zwischen den Ölschieferplatten Fossilien entdeckt. Der erste Fund im Dezember 1875 galt Krokodilen, die nicht wie üblich als in den Stein gepresste Schatten überliefert waren, sondern deren Skelette so plastisch hervorstanden, dass man einzelne Kiefer und Knochen anfassen konnte. In den nächsten Jahrzehnten rissen die Fossilienfunde nicht ab.

Durch den Sauerstoffmangel konnten die in das Maar gesunkenen Tierkadaver nicht mehr verwesen. Immer wieder stößt man auf versteinerte Schildkrötenpaare, die beim Paarungsakt erstickten, als sie in die zur Oberfläche aufsteigende giftige Strömung gerieten. Neben ihnen und den Krokodilknochen liegen Insekten, Frösche, Schlangen, Vögel sowie, und das ist das Besondere, eine Vielzahl an Beispielen der frühesten Säugetiergenerationen. Es sind fast ausnahmslos kleine Tiere: Beuteltiere, so groß wie Meerschweinchen, Fledermäuse, Insektenfresser, Nagetiere, die ersten, nicht größer als Frettchen werdenden Raubtiere – und Ida, klein wie eine Meerkatze, eine frühe Vorfahrin der Primaten, unsere fernste Verwandte.

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Auf der sechzig Meter tiefen Sohle des Kraters, einer planierten Schotterfläche, steht ein rundes Wellblechsilo, das mit den beiden Bullaugen in der Kuppel einer Raumfähre gleicht. Die Ebene wurde angelegt, als man in den siebziger Jahren versuchte, aus dem großen Loch, das durch den Ölschieferabbau entstanden war, die größte Mülldeponie Südhessens zu machen. Die Straße, die sich am südlichen Kraterhang entlangzieht, war für Mülllaster gedacht, die hier unten mit dem Deponieren beginnen sollten. Doch beherzte Anwohner aus Messel gründeten eine Bürgerinitiative und kämpften engagiert und mit Einsatz ihres eigenen Vermögens dagegen. Fast zehn Jahre lang klagten sie von einer Instanz zur nächsten, bis am Schluss nicht allein die Vernunft entschied, den weltweit einzigartigen Fossilienfundort zu erhalten, sondern ein Fehler im Planfeststellungsverfahren. Die Grube wurde so gerettet, 1992 der Forschung übergeben und nur drei Jahre später schon von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Als der Führer, der uns durch die Grube begleitet, die Geschichte hier unten noch einmal rekapituliert, lässt uns die Vorstellung, im Müll der frühen Achtziger zu stehen, erschaudern. Vielleicht steckt in fehlerhaften Planfeststellungsverfahren eine höhere Gerechtigkeit. In Gedanken entzünden wir eine Kerze für den damaligen Umweltminister, nach dem nun eine kleine hier gefundene Würgeschlange benannt ist: Paleopython {Joschka} fischeri.

Staunend stehe ich vor den zarten Abdrücken von Federn, deren Musterung zu erkennen ist, bewundere vor Jahrmillionen gepresste Käfer, deren Flügel noch blau irisieren, das Braun des Lorbeerlaubs und der Weinbeerenblätter, die genauso aussehen wie heute, die filigrane Zeichnung einer Palmenblüte, den verschlungenen Knoten des Fruchtstandes eines Mondsamengewächses. Dass selbst das Zarteste wie ein Blatt oder der Pelz eines Säugetiers einen Schatten im Stein hinterlassen hat, hat eine stille Größe, die sich, je kleiner und feiner die vom Auge entdeckten Details werden, immer weiter ausbreitet. Im Bauch der Schlange steckt ein kleines Krokodil, und im Bauch des Krokodils in der Schlange steckt ein Käfer. Ein grüner Schimmer auf dem Insekt, und hier ein Wiedehopf. Der Fächer seiner Schwanzfedern zeigt die gleiche Zeichnung wie heute – eine Lichtpause aufgehobener Vergänglichkeit.

Ölschiefer besteht zu vierzig Prozent aus Wasser. Löst man etwas Gestein aus einem Block, trocknet es augenblicklich aus und zerfällt: deshalb müssen neue Funde ständig feucht gehalten werden. Zunächst goss man die Fossilien in Gips, um sie zu bewahren, in den letzten Jahren ist man aber dazu übergegangen, sie in Kunstharz zu konservieren, die Knochen selbst mit Kunstharz zu durchtränken und das überschüssige Gestein zu entfernen. Dadurch entstanden durchscheinende Exponate, als hätte man die Pflanzen, Vögel, Fische in Bernstein gegossen. Andere Fossilien konnte man sogar freitragend herauspräparieren, so dass sie dreidimensional als an Schnüren befestigte Plastiken frei im Raum hängen.

Ingeborg Voigt hat selbst hier gegraben, bis vielleicht 1984, erinnert sie sich. Eine Gruppe von Amateuren, von den sagenhaften Krokodilfunden begeistert, ging jeden Samstag in die Grube – eine Geste des Widerstands gegen die geplante Mülldeponie und gleichzeitig der verzweifelte Versuch, so viel wie möglich vor der drohenden Zerstörung zu retten. »In dem Krater war es ganz still.« Man wusste damals noch nicht sicher, ob es ein Vulkan gewesen war, aber viele vermuteten es schon. »Ganz still, nur die Flugzeuge hoch oben im Blau über dem grünen Horizont. Es hatte beinah etwas Heiliges.« Ingeborg Voigt hatte gleich am Anfang etwas Größeres gefunden, dann nichts mehr. Sie lebte anschließend viele Jahre im Ausland, aber dieses Erlebnis schien ihr zu folgen. Wenn sie erzählt, strahlt ihr Blick und vermittelt eine Ahnung davon, wie ein früher Fund in der Grube Messel einem Leben einen ganz anderen Klang geben kann. Später fand sie in der naturhistorischen Sammlung einer

*

Graben darf man hier schon lange nicht mehr, mit Ausnahme der Forschergruppen vom Landesmuseum Darmstadt und dem Senckenberg-Museum in Frankfurt. Die Grube ist eingezäunt, und man darf nur in geführten Gruppen hinein. Von der Grubensohle aus sind die Zelte und Sonnensegel zu erkennen, die die Grabungsstellen markieren, wo jeweils von April bis September das Gestein Kubikmeter für Kubikmeter untersucht, mit GPS die Position jedes Fundes geortet und seine Koordinaten festgehalten werden. Durch diese akribische Dokumentation konnte man zum Beispiel anhand der Ausrichtung der Fischfossilien die Strömung innerhalb des Kessels und von möglichen späteren Zuflüssen bestimmen. Jeden Sommer findet man zwei- bis dreitausend neue Versteinerungen, die archiviert und im Winter ausgewertet werden. Nicht immer sind dabei so beeindruckende Funde wie das Urpferdchen oder der bis zu achtzig Zentimeter große Buxolestes piscator, eine Art früher Otter. Aber durch die Vielzahl sich wiederholender Funde wird unsere Kenntnis dieser wenigen Quadratkilometer aus einer Zeit vor 47,8 Millionen Jahren dichter und dichter.

Bevor er erodierte, wird der Kraterrand so steil gewesen sein, dass nur wenige oder keine Flüsse in das Maar mündeten und nur wenige Fischarten in ihm lebten. Am Ufer muss es einen Gürtel aus Sumpfpflanzen und Seerosen gegeben haben, der wie ein Filterkragen wirkte und Samen und Pollen aufgefangen hat, denn es sind nur wenige von ihnen im Ölschiefer überliefert. Das Ufer könnte ausgesehen haben wie heute am Amazonas, doch ab zwanzig Metern Tiefe war das Gewässer wegen des fehlenden Sauerstoffs tödlich. Auf manche Fischarten ist man auch in ungefähr gleich alten Fundstätten in Nordamerika gestoßen, wo sie aber zum Teil größer wurden – das Maar wird kein Eden gewesen sein, die Nahrungskette war dicht ineinander verzahnt und die Konkurrenz groß. Die vielen

Pionierpflanzen aus Kiesgruben und Halden überwuchern die Hänge. Die breite Rampe, die für die Mülllaster gebaut wurde, musste bereits saniert werden, weil das Gestein keinen festen Halt bietet. Das Wasser wird aus der Grube abgepumpt, damit es die Fossilien nicht ein zweites Mal überschwemmt. Dazu dient der mysteriöse runde Wellblechschuppen mit den Bullaugen. Aber zwei, drei kleine Tümpel konnten sich am Grund bilden, um die Birken, Weiden, Zitterpappeln, Fingerhut, Disteln stehen. Auf den Wiesen dazwischen sind gleich fünf, sechs verschiedene Gräser zu entdecken. Zwischen den Binsen, dem niedrigen Schilf und der Entengrütze schwimmen Kormorane und Stockenten. Reiher wachen wie senkrechte graue Seismographen über die Reglosigkeit der Wasserspiegel, bis sie mit dem gleichen kantigen Regenschirmtanz aufsteigen wie die fossilen »Messel-Rallen«. Diese haben vermutlich ähnlich gelebt wie die Sandregenpfeifer, die zum Nisten wieder in die Grube gelockt werden sollen, weshalb auf der rotbraun-schwarzen Schotterfläche weiße Rechtecke aus Kiesel ausgelegt sind, um ihnen einen Brutplatz zu bieten.

1980 hat man über 700 Meter tief nach unten gebohrt, um endgültig zu klären, ob Messel vulkanischen Ursprungs ist. Bei 365 Metern stieß man auf Lapillituff, ein Gestein mit vielen Einschlüssen, wie es nur in Vulkanschloten entsteht. Heute sprudelt aus dem Bohrloch ein artesischer Brunnen, um den wir Besucher bei unserer Begehung staunend stehen. Das Wasser war 14 Millionen Jahre unter Tage, es riecht leicht schweflig und schmeckt nach Eisen, wie die Sauerbrunnen in der Eifel oder dem Hunsrück, an denen man bei Sommerwanderungen seinen Durst und Puls kühlt. Das ist auch jetzt willkommen, denn der Stein reflektiert die Hitze und sammelt sie zugleich.

Wir versuchen in der Geröllhalde, die von einer offiziellen Grabung übrig geblieben ist, unser Glück als Paläontologen und zerpflücken einige der herumliegenden Ölschieferbruchstücke. Die Sedimentschichten sind mikroskopisch dünn und eng aufeinandergepresst. Mit wechselndem Geschick zwängen wir die Fingernägel zwischen

Aus dem letzten der quadratischen Wellblechcontainer der Forscher, die wie arktische Klimaforschungsstationen wirken und in denen das Grabungswerkzeug und die Funde zwischengelagert werden, nimmt der junge Geologe, der im Sommer durch die Grube führt, die lebensgroße plastische Rekonstruktion des bedeutendsten Fundes der Grube: des Urpferdchens. Es ist kaum größer als ein gedrungener Terrier, von dem der Modellbauer vielleicht die braunen Augen übernommen hat. Wegen der kürzeren Vorderbeine scheint sein Kopf knapp unterhalb der Kuppe des rehartigen Hinterleibs zu liegen, es muss den Kopf hochrecken, um unserem Blick zu begegnen.

Die frühen Generationen kleiner Säuger enthielten viele solcher großen Anpassungskünstler wie den eichhörnchenartig auf Bäumen lebenden »Langfinger«, Heterohyus nanus. Er besaß verlängerte Zeige- und Mittelfinger, mit denen er Käfer, Larven und Raupen aus dem Holz der Urwaldstämme pulte. Die vor 35 Millionen Jahren ausgestorbenen Tiere, die Lemuren oder Beuteltieren ähnelten, hatten so eine Nahrungsnische besetzt, die heute die Spechte nutzen. Detail für Detail entdecken Forscher die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Tieren und zeichnen uns eine Welt wie durch ein umgekehrtes Fernglas, mit dem wir aus der Gegenwart heraus immer weiter in die Tiefe blicken.

Zurück in den Kribben

In der Dämmerung finden Hören und Sehen zu einer Balance. Eben noch schillerten die sich über das Wasser neigenden Weiden in allen Schattierungen von Silbrig bis Grün. Nachtigallen schlugen und riefen eine ganze Wolke aus Vogelrufen wach: Grasmücken, Amseln, Buchfinken, Stieglitze, Grünfinken, Mauersegler. Bachstelzen flogen flach und niedrig wie die Steine, die wir als Kinder über das Wasser flitschen ließen, auf den Strom hinaus und ließen sich knicksend wieder auf dem Damm nieder. Auf den glatten petrolfarbenen Spiegeln der Tümpel, die unter den Wasserläufern zitterten, sammelten sich Schwäne, Gänse und Stockenten auf grau gebleichtem Treibholz, das sich seit dem letzten Hochwasser hier gesammelt hat, und durchkämmten die grünen Teppiche aus Entengrütze, Algen und Seerosen.

Das Gelb der Seerosen, das Türkis der Libellen, das Blau der Färberdisteln und das Rosé des Frauenhuts waren als einzige Farben in dem Grün auszumachen, das nun in ein dunkles Oliv, in ein Grau, in ein Schwarz zurückfällt. Die Vogelrufe werden seltener, und in den Pausen hört man das Rauschen und Gluckern des Stroms, der am Damm vorbeizieht, und gleichzeitig ein silbriges Rieseln, mit dem das Wasser von einem der stillen Teiche in den nächsten rinnt. Die Geräusche werden spärlicher, das Pfeifen des Regionalzugs oder der Kuckuck im Hang gegenüber werden zu Markierungen zwischen langen Pausen – wie die Positionslampen der beinahe lautlos im dunklen Tal stromab gleitenden Lastkähne. Die einzelnen Geräusche sind wie das Futter in einem Mantel aus Stille. Sie legt sich auf die Dinge wie der Pappelsamen, der aus den mehr als haushohen Bäumen schwebt und sich wie ein Watteteppich über die Landschaft breitet. »Als hätte selbst der Mond geblüht.«

Vielleicht machen die Stille und die Schatten es leichter, sich vorzustellen, dass sich statt des steilen Berghangs hier eine endlose Schwemmebene dahinzog, die bis an die Nordsee reichte. Auf dieser flachen Ebene floss der Ur-Rhein, wie die Ur-Mosel, in weiten Mäandern. Im Lauf von Millionen Jahren gruben die Flüsse ihre Schlingen und Schleifen immer tiefer in die sich erhebende Masse von Fels und Gestein: Sie schufen ihr Bett nicht durch ein Anrennen gegen Felsklüfte, sondern mit der Geduld der Erosion, dem Sand, dem Geröll und Jahrmillionen an Zeit.

Der Meeresspiegel änderte sich fortlaufend. Einmal begann die See erst hinter einem Landrücken, der heute die von der Nordsee überspülte Doggerbank bildet, so dass die Themse sich mit dem Rhein vereinigen konnte und zu seinem Nebenfluss wurde. Früher dachte man, das wäre irgendwo nördlich zwischen Jütland und Schottland geschehen, später fand man heraus, dass sich die beiden Flüsse weiter südlich trafen und in den letzten Zipfel des Kanals mündeten, der noch nicht vom Atlantik in die Nordsee führte, sondern als Meeresarm auf der Höhe des heutigen Calais endete.

Vielleicht ist die Zeit das Moment, das unsere Einbildung den Zweifel an solchen Vorstellungen nie ganz verlieren lässt. Wie in einem unendlich gestreckten Zeitraffer werden Dinge in einen Raum gestellt, die tatsächlich nie gleichzeitig an einem Ort existierten, in einer solchen Erzählung aber mit dem Abstand von Jahrmillionen nebeneinander stehen. Vielleicht kann die Stille ein künstlicher Horizont sein, der den Spalt zwischen der unmittelbaren Anschaulichkeit des Ortes und der Vorstellung von seiner allmählichen geologischen

Landschaft ist ein lebendiger, wenn auch manchmal unendlich langsamer Prozess. Horizontal erstreckt sie sich in den Raum unserer Gegenwart, aber vertikal in die verschiedenen Erscheinungsformen, die sie in der Tiefe der Zeit angenommen hat – und die ihre jetzige Gestalt bestimmen, wie unsere Wahrnehmung von ihr.

In den Alpen
Zu den Quellen

Zum Ursprung
Erster Versuch

»Am Bach liegt noch Schnee«, hat der Hüttenwart am Vortag am Telefon gewarnt. Am Bach? Wo ich denn hinwolle, so früh im Juni? Zur Rheinquelle. Na, aber am Bach liege noch Schnee, doch mit richtigen Bergschuhen sollte es schon gehen. – In dem kleinen Laden im Dorf Hinterrhein kaufe ich eine Wanderkarte. Als ich mir die Route zeigen lasse, heißt es: »Na, da brauchen Sie aber Ski.«

Vom Dorf aus gesehen steht die weiße Pyramide des Rheinquellhorns hoch über dem engen Tal, zu dem ich unterwegs bin. Der Zapportgletscher zieht sich über die nordöstliche Flanke des Berges hin und blinkt unter dem schmalen schwarzen Granitband, das, gekrönt von einer weißen Feder, das Dreieck aus Weiß nach oben abschließt. Unter diesem Band verborgen liegt der Paradiesgletscher und an seinem Fuß der »Ursprung«, wie die Wanderkarte das Quellgebiet des Hinterrheins bezeichnet. »Früher war es schön da«, erzählt die Frau im Dorfladen, »da kam der Rhein direkt aus dem Gletscher. Doch in den letzten Jahren ist das Eis so weit zurückgegangen, jetzt sickert er aus der Moräne.« Wir stehen vor dem Laden, direkt neben der San-Bernardino-Autobahn. Dahinter erhascht man einen Blick auf den »Bach«, der hier, gerade zwölf Kilometer nach der Quelle, schon ein Fluss ist – so stark ist der Zustrom aus dem kurzen Gletschertal. Seinen Namen hat er vielleicht sogar schon hier gefunden: »rei« ist die indogermanische Silbe für »fließen«, aus der die Kelten »Rhenos« und vielleicht schon die Bewohner vor ihnen das rätoromanische »Rein« oder »Ragn« bildeten – ein Name, der über die 1230 Kilometer bis zum Meer von Sprache zu Sprache variiert wird, aber sich nie verliert. Hoch in den Bergen stehen wir schon am Rhein.