Josef H. Reichholf
Einhorn, Phönix, Drache
Woher unsere Fabeltiere kommen
Fischer e-books
Josef H. Reichholf, Evolutionsbiologe,war bis April 2010 Leiter der Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und Professor für Ökologie und Naturschutz an der TU München. Zahlreiche Bücher, Fachpublikationen und Fernsehauftritte machten ihn einem breiten Publikum bekannt. 2007 wurde J. H. Reichholf mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet, nach dem Cicero-Ranking 2009 gehört er zu den 40 wichtigsten Naturwissenschaftlern Deutschlands. Zuletzt erschien von ihm bei S. Fischer »Warum die Menschen sesshaft wurden. Das größte Rätsel unserer Geschichte«.
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Covergestaltung: Hißmann, Heilan, Hamburg/Imke Schuppenhauer
Coverabbildung: akg-images
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
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ISBN 978-3-10-400942-1
Von den Fabeltieren geht eine merkwürdige Faszination aus. Sie sind so »fabelhaft«, dass man sie, gäbe es sie nicht, erfinden müsste. Doch lässt sich etwas erfinden, für das es kein Vorbild gibt? Und warum hielten sich die Fabeltiere über Jahrtausende, obwohl sich die Zeiten doch wahrlich stark geändert haben? Was macht ihren Reiz aus? Welchen Eigenschaften verdanken sie ihre Beständigkeit bei allen Änderungen, die sie durchmachten, weil die Zeiten anders geworden waren? Sie blieben sie selbst, diese Wesen, die sich irgendwo zwischen Realität und Fiktion bewegen. Sie blieben, was sie von Anfang an waren: Lebendige Wesen mit besonderen Eigenschaften. Aus intensiver Beschäftigung mit ihnen kam ich zu dem Schluss, dass es sie gegeben hat. Einhorn, Phönix und Drache existierten. Sie waren nicht frei erfunden worden. Ausgestorben sind sie auch nicht. Sie leben immer noch. Das ist die Kernaussage dieses Buches. Mündliche Überlieferung, Übersetzungsfehler und absichtliche Veränderungen entstellten die realen Vorbilder jedoch mit der Zeit so sehr, dass aus wirklichen Lebewesen Fabelwesen wurden. Das Fabulieren liegt dem Menschen. Übertreibungen und Fehleinschätzungen machen sich selbständig. Sie verdichten sich zu Geschichten, die mit der Zeit und nach vielfältigen Abwandlungen so unglaubwürdig klingen, dass man sie als Aberglaube abtut. Und belächelt. Doch wir, die wir uns für »wissend« halten, lassen uns gegenwärtig kaum weniger vormachen als die Menschen früherer Zeiten. Bei ihrem einst so eng begrenzten Horizont mussten sie das glauben, was ihnen andere erzählten. Sie hatten im Gegensatz zu uns keine Möglichkeit, das Vernommene kritisch zu überprüfen. Doch auch wir zeichnen uns nicht gerade durch vorsichtig kritische Distanz zu den »Nachrichten« aus. Wir pflegen sie zu glauben, weil sie aus modernen technischen Kanälen kommen. Hinter diesen, an der Quelle der Nachrichten, befinden sich aber auch Menschen mit begrenzter Urteilskraft. Höchst selektiv wählen sie Informationen, die »nachrichtenwürdig« erscheinen und folglich »nachrichtengerecht«, d.h. Interesse erweckend, zurechtgemacht werden müssen. In jeder Nachricht steckt ein mehr oder minder umfangreiches Maß an Fabuliertem. Den gänzlich objektiven Bericht gibt es nicht. Objektiv sind nur die Ereignisse. Was darüber berichtet wird, ist subjektiv. Halten wir uns das stets vor Augen, wenn wir uns mit Phänomenen befassen (wollen), die unglaubwürdig, ja unmöglich erscheinen. Die Grenzen des Möglichen setzt die Natur, nicht der Mensch mit seinen Vorstellungen. In diesem Sinne wollte ich die Fabeltiere nicht einfach in zoologisch-besserwisserischer Manier als »unmöglich« abtun. Ich versuchte, sie zu hinterfragen.
Für alles gibt es eine natürliche Erklärung. Von diesem Grundsatz ging ich aus, als ich vor gut einem Jahrzehnt begann, mich näher mit Fabeltieren zu befassen. Da ihnen Eigenschaften und Funktionen von Tieren zugeschrieben werden, gehören die Fabeltiere selbst dann zum Bereich der Zoologie, wenn es sie in Wirklichkeit gar nicht gibt und nie gegeben haben sollte. Ich bin Zoologe. Also fühle ich mich berechtigt, auf meine zoologische Weise die Spurensuche nach ihnen zu betreiben, wie das Historiker und Volkskundler, Psychologen, Philosophen und andere auf ihre je eigene Weise tun. Jede Betrachtungsweise hat ihre Berechtigung. Keine bedarf der Lizenz einer anderen. Um die Fakten, so es solche gibt, kommt allerdings keine Forschungsrichtung herum. Enthält ein Fabelwesen Eigenschaften eines Tieres oder solche von mehreren, voneinander verschiedenen Tieren, ist deren gründliche Berücksichtigung bei der Suche nach dem Ursprung unabdingbar. Nur reine Spekulationen können sich davon ausnehmen, was diesen allerdings nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Da die Vorstellungen von Fabeltieren aus vergangenen Zeiten stammen, müssen auch die historischen Verhältnisse so weit wie möglich berücksichtigt werden.
Vieles empfanden die Menschen früher ganz anders, als wir es in unserer Zeit zu sehen pflegen. Verlässliche Angaben über Tiere, die nicht allgemein bekannt sind, gibt es erst seit zwei bis drei Jahrhunderten. Manche Arten hatten allerdings die Naturforscher der Antike schon trefflich beschrieben. Ihr Wissen geriet weitgehend in Vergessenheit. Zur Wiederentdeckung und Auslegung ihrer Schriften kam es erst über ein Jahrtausend später in der Renaissance. Nicht alles wurde verstanden, weil die Übersetzer, die ja vornehmlich in Klöstern tätig waren, mit den Tieren, Pflanzen und den Umständen der ihnen fern liegenden Gegenden sowie mit den historischen Gegebenheiten nicht vertraut waren. Umso mehr fügte der Aberglaube hinzu oder passte an, ganz nach Bedarf. Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit war den Interessierten der Zugang zu den alten Schriften in doppelter Weise verwehrt. Sie kamen an die Pergamente und an die Bücher nicht heran, weil es diese nur in manchen Klöstern gab, wo sie weitestgehend unzugänglich gehalten wurden. Und die meisten Menschen, die sich selbst aus eigenen Beobachtungen gute Kenntnisse über Tiere und Pflanzen angeeignet hatten, konnten gar nicht lesen. Vieles, was sie sahen, verstanden sie nicht, weil ihnen die entsprechende Bildung fehlte. Erzähler und Erzählungen machten in der Bevölkerung die Runde. Mit jeder Wiederholung kamen Ausschmückungen hinzu. Es wurde weggelassen, was gerade unwichtig erschien. Geschichten wurden, mit Moral unterlegt, zu Fabeln. Nicht einmal unsere Zeit mit den so großartigen technischen Möglichkeiten schafft bekanntlich die inhaltsgetreue Weitergabe und Verbreitung von Informationen.
Die meisten Menschen sind allerdings gar nicht so sehr auf zutreffende Information und Wissen erpicht. Das Geheimnisvolle erregt sie mehr. Die Illusion reizt. Die Wirklichkeit allein genügt nicht. Sie ist entweder zu banal und daher langweilig geworden, oder zu nüchtern, zu fordernd, so dass man lieber nichts damit zu tun hat. Man klinkt sich immer wieder aus ihr aus, um sie besser ertragen zu können. Doch ganz verlassen kann man die Wirklichkeit auch nicht. Jede Illusion braucht einen realen Hintergrund. Nur damit wird sie zur guten Illusion. Science-Fiction-Autoren wissen das. Ihre Figuren tragen menschliche Züge, positive wie negative. Auch die verrücktesten Ausgeburten menschlicher Phantasie erfüllen Grundkategorien wie »gut/schön/edel« und ihre Gegenstücke »böse/schrecklich/verderblich«. Wo nichts Menschliches vorhanden ist, werden keine Emotionen geweckt. Erdbeben, Tsunamis oder Vulkanausbrüche bleiben Naturereignisse, solange sie keine Menschen und Tiere zugrunde richten. Erst unsere Anteilnahme macht sie zu Katastrophen. In allem, was uns bewegt, steckt das Menschliche. Das gilt auch für die Fabeltiere. Das ist die zweite Grundannahme, der ich folge.
Die Faszination, die von Drachen, Einhörnern, Phönixen und anderen Fabelwesen ausgeht, enthüllt bei genauerer Betrachtung wesentliche Aspekte unserer Menschennatur. Wir werden weit mehr von Gefühlen als von der Vernunft gesteuert. Das Geheimnisvolle lockt uns viel stärker als das Entdeckte und Aufgeklärte. In der Forschung ist das nicht anders. Im Wesentlichen bereits Bekanntes genauer zu belegen wird als langweilige Routinearbeit empfunden. Die Widerlegung einer gängigen Deutung ist schon reizvoller. Richtig spannend ist hingegen das Unbekannte, das Rätselhafte. Gewiss war das auch der tiefere Grund dafür, dass mich die Fabeltiere reizten. Ich wollte wissen, was in ihnen steckt oder hinter ihnen verborgen ist. Welches Tier, so fragte ich mich, mag das Vorbild für das Einhorn oder für den Phönix gewesen sein? Und weshalb wurden gerade diese Tiere zu Fabeltieren? Haben/hatten sie besondere Qualitäten? Was dichteten ihnen die Menschen darüber hinaus an? Sicher gab es gute Gründe dafür, dass sich das Fabelhafte entwickelte und ausgebreitet hat; dass es Jahrhunderte oder Jahrtausende überdauerte und schließlich bis zur Unkenntlichkeit des Anfangs mutierte. Auch diese besonderen Gründe wollte ich suchen.
Sich wie ein Phönix aus der Asche zu erheben ist zum vielfach gebrauchten, geradezu geflügelten Wort geworden. Bekanntlich verbrannte dieser mythische Vogel und entstand danach neu, noch schöner als vorher, aus seiner eigenen Asche. Daher steht der Phönix symbolhaft für Wiedergeburt und Überwindung des verloren Geglaubten.
Sein Name ist altgriechischen Ursprungs. Phoinix bedeutete flammendes Rot. Der Mythos des Phönix reichte jedoch weit über Griechenland und den östlichen Mittelmeerraum hinaus. Altägyptisch hieß der Phönix benu. Das bedeutete der Wiedergeborene oder der Erstgeborene (Sohn). Benu erschien selten, in der Regel nach langer Abwesenheit, die Jahrhunderte dauerte, verbrannte nach seiner Ankunft in der Glut der aufgehenden Sonne und stand verjüngt aus seiner Asche wieder auf. Herodot, der bedeutendste Geschichtsschreiber der Hellenen, führte diesen Mythos in die Welt der Alten Griechen ein. Die Asche des Phönix hielt man für die Asche der Göttin Osiris. Der damals bereits sagenhafte Phönix sollte der Überlieferung zufolge ein weit höheres Lebensalter als die Menschen erreicht haben. Erst gegen Ende seines Lebens, nach mehreren hundert Jahren, baute er ein Nest. Er setzte sich darauf, bebrütete das Ei und verbrannte danach. Die Asche formte sich zu einem Kegel. Das Ei blieb erhalten, und der junge Phönix schlüpfte daraus. Antike griechische und römische Autoren stellten den Phönix-Mythos jedoch nicht einheitlich, sondern in unterschiedlichen Versionen dar. Sie bezeichneten den Vogel als rot oder goldrot. Das Ei, so hieß es, wurde aus den Resten der Leiche des Vaters geformt. Benu trug es dem altägyptischen Sonnengott Rā zu Ehren nach Heliopolis, der sagenhaften »Sonnenstadt« (helios = Sonne, polis = Stadt) am Nil, wo es im Tempel feierlich begraben wurde.
Ein dem Phönix ähnliches Fabelwesen gab es auch im Alten Persien und in China. In der altpersischen Mythologie hieß der Wundervogel simurg(h). Das war abgeleitet vom Avestischen mǝrǝγō saēnō (Der Vogel Saēna). Der Simurgh ist aber ein zusammengesetzter Vogel, der Eigenschaften mehrerer Arten in sich vereint und mit diesen zum ›König der Vögel‹ erhoben worden war. Er trägt neben der Schönheit des Phönix die Eigenschaften von Falken und von Löwen. Dem Phönix ähnlicher und ohne Beimischung von Löwen ist die geographisch viel weiter entfernte chinesische Version, der feng huang. Darstellungen davon zeigen Verbindungen mit dem Pfau. Aus den Abänderungen lässt sich schließen, dass der Mythos vom Phönix in Ägypten entstand und sich von dort aus nach Osten, nicht aber nennenswert nach Westen verbreitete. Benu und seine altgriechische Version Phönix sind zweifellos einheitlicher und damit vielleicht realistischer geformt als Simurgh und Feng Huang.
Die Suche nach dem Ursprung des Phönix hat somit in Ägypten zu beginnen und zwar in vorrömischer Zeit. Seine Eigenschaften weisen den Weg. Er war/ist ein Vogel, das steht fest. Der altpersischen Version wurden Attribute des Löwen erst nachträglich hinzugefügt. Der Phönix kam als sonderbare Erscheinung in großen Zeitabständen von irgendwoher. Es gab ihn nirgendwo dauerhaft im ganzen ägyptisch-hellenischen Raum und auch später nicht im Weltreich Roms. Wäre er in der mediterranen Welt permanent ansässig gewesen, rankten sich gewiss nicht so viele Geheimnisse um ihn. Der Informationsfluss war zumindest zur Zeit der Römer gut genug. Doch diese kannten ihn nicht. Sie übernahmen den Phönix von den griechischen Historikern und Naturforschern, ohne ihm einen eigenen römischen Namen zu geben. Unbekannt war der Wundervogel auch im gesamten übrigen europäischen Raum. Die Germanen hatten keinen Namen für ihn und wohl auch keine Kenntnisse davon; das spätere christliche Abendland bediente sich der altgriechischen Bezeichnung. Nach Osten hin, nach Asien, veränderte sich die Gestalt des Phönix mit zunehmender Entfernung vom östlichen Mittelmeerraum. Versatzstücke anderer Vogelarten wurden seinem Bild hinzugefügt.
Den historischen Befunden zufolge kann der Phönix nur von irgendwo aus den Regionen südlich von Altägypten gekommen sein. Vielleicht stammte er aus dem sagenhaften Land Kusch oder aus dessen weiterer Umgebung. Das Land Kusch wurde im 18. Regierungsjahr des Pharao Sesostris I. erstmals konkret erwähnt, war aber schon lange vorher als Goldland bekannt. Kusch hieß das Land bei den Ägyptern. Sie meinten damit einen Teil des sich weiter nilaufwärts in der Ferne des unbekannten Afrika verlierenden Nubiens. Die Blütezeit des Reichs von Kusch fiel in die Zeit von etwa 750 bis 300 vor unserer Zeitrechnung. Danach verlagerte sich das Zentrum von der Stadt Napata nach Meroë. Tausend Jahre vorher war das untere Nubien zwischen dem 1. und dem 2. Nilkatarakt bereits von den Ägyptern der Zeit des Mittleren Reichs erobert worden. Es bestanden also alte Kenntnisse über dieses Übergangsgebiet zum tropischen Afrika; Kenntnisse, die vor Zeiten gewonnen und wieder geschwunden waren. Im Neuen Reich zwischen 1550 und 1080 v.Chr. reichte das Einflussgebiet der Ägypter bis zum 5. Katarakt und umfasste damit einen Großteil des antiken Nubiens, also des heutigen Sudan. Im Jahre 525 v.Chr. versuchte der Perserkönig Kambyses II., Sohn des Kyros II., ganz Ägypten zu erobern. Das gelang ihm zwar nicht, aber zumindest zeitweise setzten sich die Perser in Oberägypten fest. Dabei können sie die Verehrung des sagenhaften Vogels Benu kennengelernt und nach Persien gebracht haben. Da man ihn dort nicht kannte, nahm er schnell veränderte Züge an. Die Perser kombinierten ihn mit den geläufigen heraldischen Attributen der Falken.
Lassen wir den chinesischen Feng Huang vorerst beiseite und konzentrieren wir uns nach dieser geographischen Einkreisung auf den Phönix selbst. Offenbar kam er im gesamten Raum der Alten Ägypter, Perser und Griechen nicht beständig vor. Nur Altägypten suchte er in recht vage bestimmten, sicherlich der Zahl der Jahre nach übertrieben großen Zeitabständen immer wieder auf. Gekommen sein konnte der Phönix somit nur aus den unbekannten Gebieten des tropischen Afrika. Die Arabische Halbinsel passt nicht als Herkunftsregion, weil der Benu/Phönix von dort aus viel eher an den Persischen Golf und zu den altbabylonischen Reichen geflogen wäre als über das Rote Meer nach Ägypten. Dieses und seine Umgebung taucht in der Überlieferung nirgendwo als Herkunftsgebiet des Phönix auf. Dieser Raum gehörte jedoch zur bekannten Welt, Afrika südlich von Nubien aber nicht. Dort lebten die ›Aethiops‹, wie sie von den Griechen genannt wurden, die Menschen mit den verbrannten Gesichtern, die Schwarzafrikaner. Arabien zählte nicht dazu.
Der Vogel war schön; so wunderschön, dass es in der ganzen mediterranen Welt keinen schöneren gegeben hat. In Persien und dahinter im Fernen Osten, in China, verschmolz er mit den dort am meisten geschätzten und schönsten Vögeln, den Falken und Pfauen, zu Chimären. Er war flammend rot. Das drücken sein griechischer Name Phönix und das Bild vom Feuer, das ihn verzehrt, eindeutig aus. Feuerrot, richtig flammend rot, muss er gewesen sein. Gewiss handelte es sich um einen großen Vogel. Sonst wäre bei Sonnenaufgang nicht der »brennende« Eindruck zustande gekommen. Rote Singvögel, richtig intensiv rote wie den Roten Kardinal Nordamerikas, gibt es in der ostmediterranen, nordafrikanischen Region nicht. Sie wären zudem wegen ihrer Kleinheit nicht für wert genug befunden worden.
Der einzige große und tatsächlich partiell flammend rote Vogel ist der Flamingo. Zwei Arten gibt es davon in Afrika, den Rosaflamingo Phoenicopterus ruber und den deutlich kleineren Zwergflamingo Phoeniconaias minor. Zu ihnen, die nachfolgend nur Flamingo genannt werden, wenn eine Unterteilung in die beiden Arten nicht nötig erscheint, passen (fast) alle übrigen Angaben zum Phönix. Seine Besonderheiten sind auch ihre. Sie kommen unregelmäßig, oft erst nach langer Abwesenheit wieder, zu den salzigen Küstenlagunen ans Mittelmeer. Sie bauen Kegelnester aus Schlamm möglichst fernab von festem Land. Nach Ende einer Brutperiode bleiben zahlreiche Skelette und Federn von toten Jungen und gestorbenen Altvögeln in der Brutkolonie zurück. Die anfänglich grauen Jungen werden auf größere Entfernung erst sichtbar, wenn sie ihr rotes Gefieder bekommen haben. Die Altvögel fliegen viel bei Sonnenauf- und -untergang. Ihr Gefieder trägt partienweise, vor allem im Armteil der Flügel ein außerordentlich intensives Rot, das weithin leuchtet. »Flammenvögel« hat man sie treffend genannt. Ihre Brutplätze zu finden war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert hinein sehr schwierig. Der britische Ornithologe Leslie Brown suchte viele Jahre lang danach im Großen Afrikanischen Grabenbruch von den Seen Äthiopiens bis nach Tansania. Beim Versuch, eine Brutkolonie auf einem Salzsee in Ostafrika zu erreichen, wäre er beinahe ums Leben gekommen. Er blieb im zähen Salzschlamm stecken und konnte sich nur mit größter Anstrengung wieder ans feste Ufer zurückschleppen.
Für die Menschen der Antike müssen solche Vögel mehr als nur ein Rätsel gewesen sein. Sie suchten die heißesten und gefährlichsten Orte auf, die Menschen aus guten Gründen mieden. Sie schienen in der Tageshitze, die über den Salzpfannen waberte, zu verbrennen. Dabei züngelte ihr Rot flammenartig empor. Konnte man später, im Winter, die Brutstätten erreichen, weil die Vögel weggezogen waren und monatelange Trockenheit den Schlickboden begehbar fest gemacht hatte, fand man die stumpf kegelförmigen Nester aus grauem Schlamm, der dabei war zu zerfallen und der Asche ähnelte. Vertrocknete, von der Sonne ausgedörrte Kadaver von alten und jungen Flamingos lagen verstreut zwischen den Nesthügeln. Was lag näher, als die flammenartigen Verzerrungen durch die wabernde Luft mit Feuer gleichzusetzen, das diese Phönix-Vögel verbrannt und zu Asche gemacht hatte? Unverbrannte Reste, die zweifellos von diesen Vögeln stammten, lagen noch herum. Auch manches unbefruchtete Ei war sicherlich übrig geblieben. Man hatte es zum Tempel nach Heliopolis getragen und dort feierlich beigesetzt, um die Wiedergeburt von Benu zu ermöglichen. Wie es Herodot berichtete.
Heliopolis, die sagenhafte, wohl im Bereich des heutigen Kairo gelegene Stadt am Nil war in altägyptischer Zeit dem Nildelta näher als heute. Der schlammreiche Fluss schiebt sein Delta unablässig ins Meer hinaus. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot führte drei Mündungsarme des Nils an, die es im 5. und 6. vorchristlichem Jahrhundert gegeben hatte. Sie spalteten den Hauptlauf des Nils bei der Stadt Katadupa, also unweit von Heliopolis. Das Delta, das damals tatsächlich dreieckig-deltaförmig ausgebildet war und dem griechischen Buchstaben Delta als Vorbild gedient hatte, lag demnach nur etwa 25 Kilometer vor Heliopolis. In der ganzen Region waren Flamingos am ehesten im Nildelta zu erwarten. Dort gab es flache Lagunen mit hoher Salzkonzentration.
Flamingos sind merkwürdige Vögel. Unter den lebenden Vögeln kann man sie für die extremsten Spezialisten halten. Ihre Körperform lässt sie größer wirken, als sie sind. Der Rosaflamingo wiegt nämlich nur zwei bis etwas über vier, der kleinere Zwergflamingo eineinhalb bis zwei Kilogramm. Ihr verhältnismäßig kleiner Körper wird von extrem langen, dünnen Beinen getragen. Damit erreichen sie die halbe Körperhöhe eines Menschen. Recken Rosaflamingos den langen Hals, können sie einem stehenden Menschen in die Augen schauen. Wozu so lange Beine, fragt man unwillkürlich, wenn auch der Hals entsprechend lang werden muss, um den Schnabel wieder hinab ins Wasser zu bringen? Wären kürzere Beine, die nicht so kompliziert abgeknickt werden müssen, damit sich die Vögel überhaupt zum Brüten niederlassen können, nicht bequemer? Auch wenn das so scheinen mag, ist es doch nicht so. Flamingos suchen in flachem Wasser nach Nahrung. Sie tun dies auf eine absonderliche, jedoch hocheffiziente Weise. Ihr kurzer Schnabel knickt in der Mitte so ab, dass der vordere Teil des Oberschnabels nach unten gerichtet ins Wasser eintaucht und gegebenenfalls die Bodenoberfläche berührt. Der Oberschnabel ist unbeweglich mit dem Schädel verwachsen. Der Unterschnabel kann hingegen wie bei allen Vögeln bewegt werden. Beim Flamingo reicht es, diesen etwas anzuheben. Im spaltförmigen Raum, der sich dabei bildet, führt die fleischige Zunge nun pumpende Bewegungen durch. Wasser strömt von den Seiten her ein und wird mit der Zunge wieder hinausgepresst. Die feinen Lamellen an den Schnabelseiten halten mit reusenartig wirkenden, haarartigen Gebilden zurück, was das Wasser an kleinen Organismen enthält und zur Reusenfeinheit passt. Es sind dies beim Rosaflamingo vornehmlich Salinenkrebschen (Artemia salina), aber auch die Larven von Zuckmücken, die in den obersten Schichten des Bodenschlamms leben. Der noch stärker spezialisierte, mit einem feineren Sieb an den Schnabelseiten ausgestattete Zwergflamingo filtert winzige Blaualgen (eigentlich Cyanobakterien der Gattung Spirulina) aus dem Wasser und ernährt sich fast ausschließlich davon.
Da manche Enten, wie die Löffelente (Anas clypeata), das Flachwasser ganz ähnlich durchschnattern, zeigt der Vergleich mit ihnen die Vorteilhaftigkeit des Flamingo-Körperbaus. Die Enten müssen sich sehr flach ausstrecken, um den Schnabel richtig in Position zu bringen. Mit seitlichen Bewegungen von Kopf und Hals versuchen sie, das seichte, nahrungsreiche Wasser mit dem Schnabel durchzuseihen. Den Flamingos hingegen ermöglicht die Kombination von langen Beinen und langem Hals bequem stehend ein lang anhaltendes Pumpen. Die unbewegliche Oberseite des Schnabels weist nach unten wie die Unterseite eines rechtwinklig gebogenen Löffels. Der bewegliche Unterschnabel gibt der Zunge den Freiraum zu ihrer saugenden Pumpbewegung. Löffler, reiherartige Stelzvögel der Gattung Platalea, entwickelten an der Spitze ihres langen Schnabels eine flache, löffelartige Verbreiterung. Auch sie wirkt bei weitem nicht so gut wie der Flamingoschnabel, eignet sich aber zum Fang kleiner Fische und Krebse. Solches Getier kann der Flamingo allerdings nicht fangen. Seine Spezialisierung verschafft ihm die nach gegenwärtigem Wissen bestmögliche Nutzung der Kleinkrebse und Blaualgen extrem flacher und sehr salzhaltiger Gewässer. Diese entstehen – und vergehen – natürlicherweise vor allem an tropischen und subtropischen Flussmündungen. Beständiger, aber noch seltener, sind flache Salzseen des Binnenlandes. Lagunen und Flachseen gibt es auf allen Kontinenten. Flamingos kommen nur an solchen vor, die bestimmte Salzkonzentrationen enthalten. Darin kommt es zu den ergiebigen Massenentwicklungen ihrer Hauptnahrung, den Salinenkrebschen bzw. Blaualgen. Und ergiebig müssen diese wirklich sein, sonst können die Weibchen nicht genügend Reserven im Körper ansammeln, die ihnen die Entwicklung der Eier und das Brüten ermöglichen.
Die Nahrung ist es also, die Vorkommen und Häufigkeit der Flamingos bestimmt. Als man Ersatzfutter künstlich zusammenzustellen gelernt hatte, war die Haltung von Flamingos in Zoologischen Gärten kein Problem mehr. Sie brüten seither durchaus erfolgreich und bereitwillig. Besondere Flachgewässer brauchen sie gar nicht. Sie bekommen ihr Futter in flachen Trögen. Das reicht. Damit und mit dem Zusammensein in der Gruppe sind sie zufrieden. In der freien Natur gibt es Flamingos an Europas Küsten jedoch nur an sehr wenigen Stellen. Die bekanntesten, von Rosaflamingos am regelmäßigsten aufgesuchten Gebiete sind die Camargue im Mündungsdelta der Rhône und die Marismas der Guadalquivirmündung in Andalusien. Seit die Flamingos weitgehend geschützt sind, gibt es einige weitere Vorkommen an anderen Küstenlagunen am Mittelmeer. Am sichersten zu finden sind sie im Sommer jedoch an größeren Salinen. Wo der Mensch künstliche Flachgewässer zur Salzgewinnung geschaffen hat, stellen sich die Flamingos fast mit Sicherheit ein, sobald das Wasser die richtige Salzkonzentration angenommen hat. Dann kommt es darin zur Massenvermehrung von Salinenkrebschen. Starke, die Verdunstung fördernde Sonneneinstrahlung und wenigstens für einige Monate beständige Flachgewässer sind die einfachen, aber von Natur aus nur zeitweise und sehr lokal auftretenden Vorbedingungen für das Leben der Flamingos.
Danach müssen sie immer wieder suchen. Über ganze Kontinente fliegen sie, um die nahrungsreichen, flachen Salzgewässer zu finden. Nicht einmal in den Tropen, wo das ganze Jahr über die Sonne mehr oder minder gleichmäßig intensiv strahlt, sind die Lebensbedingungen an den Küstenlagunen beständig. Das Wasser kann zu brackig sein, weil viel Süßwasser hineingekommen ist oder die Salzkonzentration liegt zu hoch. Dann kristallisiert Salz an den Beinen der Flamingos aus. Sie bekommen Salzringe, die immer schwerer und letztlich tödlich werden, wenn sie nicht mehr auffliegen können. Besonders schlimm trifft zu hoher Salzgehalt die Jungen, weil diese nicht wie die Altvögel zwischendurch Gewässer mit geringerem Salzgehalt oder mit Süßwasser aufsuchen können, um die Kruste loszuwerden. Zu Tausenden kamen deswegen noch nicht flugfähige Flamingojunge 1962 auf dem Magadisee in Kenia um. Zehntausende wurden von Vogelschützern eingefangen, vom Salz befreit und vor dem sicheren Tod bewahrt. Es war dies eine der größten Rettungsaktionen für Vögel. Ist der Salzgehalt zu gering, gefährdet das zwar die Flamingos und ihre Jungen nicht, aber es unterbleibt die Massenentwicklung der Salinenkrebschen. Dann reicht der Ertrag der Nahrungssuche nicht zum Brüten und zur Versorgung der Jungen. Erfolgreiches Brüten setzt einen hohen Überschuss an Nahrung im Gewässer voraus. Die Flamingos füttern ihre Jungen nämlich nicht mit den Salinenkrebschen oder Blaualgen, die sie selbst aufnehmen, sondern mit einer Flüssigkeit, die wie Blut aussieht. Sie wird, ähnlich wie die Kropfmilch der Tauben, von einem besonderen Drüsengewebe im unteren Schlundbereich, dem Ösophagus, erzeugt und flüssig den Jungen verabreicht. Dieser Nahrungsbrei enthält acht bis neun Prozent Eiweiß und etwa 15 Prozent Fett. Rund drei Viertel macht das Wasser aus. Damit erhalten die Jungen nicht nur das, was sie an Nährstoffen zum Wachsen brauchen, sondern auch genügend Wasser, ohne das sie in der Hitze, die über ihren Brutplätzen herrscht, in kürzester Zeit verdursten würden. Die Lufttemperatur an den Brutplätzen übersteigt häufig 50 Grad Celsius! Aber die Schlammnester ziehen in dieser Hitze Bodenfeuchtigkeit nach oben. Deren Verdunstung kühlt den Bereich, auf dem der Flamingo brütet oder das Junge sitzt, auf angenehme 30 bis 35 Grad herunter. Dennoch bleiben eine entsprechend reichhaltige Nahrung und regelmäßige Versorgung der Jungen mit Wasser unerlässlich. Dieses ist in der blutartigen Kropfmilch enthalten, die beide Eltern dem Jungvogel bringen. Als scheinbares »Tränken der Jungen mit dem eigenen Blut« taucht es im Mittelalter in Zusammenhang mit dem Pelikan auf. Ich komme darauf zurück.
Ihre Schlammnester errichten die Flamingos auf flachen Inseln möglichst fernab vom Ufer. Dafür gibt es gewichtige Gründe. Der erste hängt mit der Natur der salzigen Flachgewässer zusammen, der zweite mit dem Schutzbedürfnis der wehrlosen Vögel. Nur ganz bestimmte Stellen sind für die Anlage der Nester geeignet. Der Schlamm muss dafür mörtelartig zäh sein. Die Flamingos ziehen diesen mit dem Schnabel zu sich heran und häufen ihn auf, bis das kegelförmige Gebilde entsteht und im günstigsten Fall von einem Wassergraben mit etwa 20 Zentimeter Tiefe umgeben ist. Das Schlammnest wird so hoch gemacht, dass es bei stärkerem Wind, der das Wasser verschiebt, nicht mehr überflutet wird. In die Mulde, die oben in den Kegel gedrückt wird, legt das Weibchen ein einziges Ei. Beide Partner bebrüten es rund vier Wochen lang abwechselnd. Das Ei ist recht groß. Beim Rosaflamingo wiegt es 140, beim Zwergflamingo 115 Gramm. Das Junge wird nach dem Schlüpfen alle 45 bis 90 Minuten, später einmal am Tag und insgesamt rund zehn Wochen lang gefüttert. Es benötigt bis zu 60 Gramm Nahrung pro Tag, erheblich mehr aber an Wasser. Im Alter von etwa sechs Wochen fangen die jungen, noch grau gefiederten Flamingos an, im Flachwasser selbständig nach Nahrung zu suchen. Sie sind mit ihren stumpfen Schnäbeln und den langen dünnen Beinen Feinden gegenüber völlig wehrlos. Wie die Erwachsenen auch. Deshalb wählen die Flamingos nur solche Flachgewässer zur Anlage ihrer Brutkolonien, an die möglichst keine Feinde hingelangen. Je länger der Weg über zähen, heißen Schlick, desto sicherer sind die Brutkolonien vor Bodenfeinden, wie Schakalen oder Füchsen. Schreiseeadler und andere große Greifvögel versuchen zwar immer wieder, die Brutkolonien zu erreichen und Beute zu machen. Vielleicht hält aber die wabernde, die Konturen verzerrende oder ganz auflösende Hitze auch Luftfeinde fern. Bedrohung durch Feinde ist auf jeden Fall der zweite entscheidende Faktor für die Wahl des Nistplatzes. Ein weiterer ergibt sich von selbst aus der Masse der Vögel. Je mehr gleichzeitig brüten, desto geringer wird das Risiko für den einzelnen Flamingo, einem Adler zum Opfer zu fallen. Die kleinen Arten von Flamingos brüten deshalb fast nur gleichzeitig in Großkolonien. Der große Rosaflamingo probiert es, wie sein südamerikanisches Gegenstück, der Chileflamingo, mitunter auch in kleineren Gruppen von bis zu 50 Vögeln, zum Beispiel auf so entlegenen, feindfreien Inseln, wie den Galapagos-Inseln im Pazifik. Was an Besonderheiten dem Phönix zugeschrieben worden war, ist also in der Lebensweise der Flamingos enthalten.
Flamingos brüten gegenwärtig so gut wie alljährlich in der Camargue in Südfrankreich. Seit 1914 wird auf sie geachtet und ihr Brüten genau registriert. Bis 1969 nisteten sie unregelmäßig; durchschnittlich in jedem zweiten Jahr. Die künstlichen Salinen und der Schutz vor Störungen kamen den Flamingos zugute. Salinen bieten konstante Verhältnisse, die es so von Natur aus nicht gäbe. Starke Regenfälle füllen und verdünnen die Lagunen, anhaltende Trockenperioden bringen sie zum Verschwinden oder lassen die Salzkonzentrationen zu hoch ansteigen. Überschwemmungen können ganz plötzlich die ansonsten günstigen Flachseen im Landesinnern für längere Zeit aussüßen. Es reichen geringfügige Schwankungen des Wasserstandes, um einen Salzsee oder eine Lagune zum Brüten geeignet oder ungeeignet werden zu lassen. Die Flamingos sind darauf eingestellt. Es gibt global nur zwei Regionen, in denen dauerhaft ziemlich günstige Verhältnisse herrschen. Es sind dies Salare, Salzseen, auf der Hochfläche der Anden in Südperu, Bolivien und Nordchile sowie mehrere Seen im Großen Afrikanischen Grabenbruch, dem Rift Valley. Die Salzseen im Rift Valley sind für die eurasiatischen und afrikanischen Flamingos mit Abstand die wichtigsten. Bis über eine Million Zwergflamingos und Tausende von Rosaflamingos sammeln sich am berühmtesten aller Flamingo-Seen, am Nakurusee in Kenia. Ich komme darauf zurück.
Auf der Andenhochfläche leben dank der besonderen Beständigkeit der Salare sogar drei verschiedene Arten von Flamingos, der Anden- Phoenicoparrus andinus, der kleinere James- oder Punaflamingo Phoenicoparrus jamesi und der dem altweltlichen Rosaflamingo recht ähnliche, etwas rötere Chileflamingo Phoenicopterus chilensis. Dieser kommt auch im westlichen Küstenbereich Südamerikas und östlich der Anden in Argentinien und Südbrasilien vor, während die beiden anderen Arten beständig oben auf der Andenhochfläche in Höhen zwischen 3700 und 4700 Metern über dem Meeresspiegel bleiben und zeitweise bis in knapp 5000 Metern Höhe leben können. Flamingos sind also keineswegs »tropische« Vögel, wie man ihrem Äußeren nach meinen könnte, sondern durchaus in der Lage, in den nachts recht kalten Höhen der Andenhochfläche zu bleiben und auch erfolgreich zu brüten. Dort gibt es allerdings das Hitzeflimmern bei weitem nicht so ausgeprägt wie in Afrika und Südasien, so dass die Andenflamingos offenbar für die Indios keinen Anlass gegeben haben, Fabelwesen aus ihnen zu machen. Sie bleiben zudem meist an Ort und Stelle. Weiter herum streift lediglich der Chileflamingo, dessen Artstatus strittig ist. Bis in die 1990er Jahre hinein hat man ihn als Unterart des altweltlichen Rosaflamingos betrachtet, der in Afrika, Südeuropa und Südwestasien vorkommt und Großer Flamingo genannt worden war. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt er auch von diesem ab. Irgendwann überflogen Gruppen altweltlicher Rosaflamingos, getragen vom stetigen Nordostpassat, den Atlantik, erreichten die Karibik und gründeten dort neue Brutkolonien. Im Lauf der Zeiten entwickelten sie jene geringen Unterschiede, die manche für groß genug halten, dem amerikanischen Großflamingo als Chileflamingo den Status einer eigenen Art zuzuteilen. Diese Deutung ist keine bloße Theorie. Die Atlantiküberquerung geschah bei den Flamingos sogar mindestens zweimal. In der Karibik kommt nämlich auch der altweltliche Rosaflamingo vor, der sich von seinen Artgenossen in Afrika nahezu nicht unterscheidet. Eine kleine Gruppe davon lebt auf den Galapagos-Inseln. So gewaltige Fernflüge über den Ozean möchte man den so zerbrechlich wirkenden Flamingos gar nicht zutrauen. Sie erreichen im Flug ohne Rückenwind aber eine Geschwindigkeit von 50 bis 60 Kilometern pro Stunde. Eine Atlantiküberquerung von der Banc d’Arguin in Westafrika an der Küste Mauretaniens bis in die Karibik bedeutet eine Flugstrecke von 5000 Kilometern oder rund 100 Flugstunden. Kräftiger Passatwind kann den Zeitaufwand stark vermindern bis nahezu halbieren auf drei Tage und Nächte Flug. So eine Leistung gelingt den Flamingos im stetigen Wind übers Meer eher als bei 1000 Kilometer Flugstrecke über Land in Afrika oder Asien mit wechselnden Winden und starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Die beträchtlich kleineren, weitgehend weißen Kuhreiher (Bubulcus ibis) schafften den Flug von Afrika nach Südamerika auf eigenen Schwingen Ende der 1920er Jahre. 1930 brüteten sie erstmals in Guyana. Inzwischen sind sie die häufigsten Reiher in Süd- und auch in den tropisch-subtropischen Teilen Nordamerikas. Tausende oder Zehntausende Jahre früher gelangten die ihnen in der Körpergröße und Gestalt ähnlichen Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) von Westafrika nach Amerika. Sie breiteten sich aus, entwickelten aber nur geringe Unterschiede zu ihrer Herkunftsart, so dass in Amerika gegenwärtig drei Unterarten unterschieden werden: Nycticorax nycticorax hoactli im größten Teil von Süd- und Nordamerika, obscurus von Chile bis Feuerland und falklandicus auf den Malvinas oder Falklandinseln.
Diese Beispiele sind im Zusammenhang mit den Flamingos sehr aufschlussreich. Denn wie oben schon angedeutet, wird der Rosaflamingo in zwei Unterarten aufgeteilt, von denen die eine, die Linné vorlag, als er dem Flamingo den wissenschaftlichen Namen Phoenicopterus ruber im Jahre 1758 gegeben hat, nicht aus Europa und Afrika, sondern aus Mittelamerika kam. Einschließlich des Unterartnamens heißt sie deswegen vollständig Phoenicopterus ruber ruber Linné, 1758. Der altweltliche Zwilling davon wurde erst später erkannt und als Phoenicopterus ruber roseus von Pallas 1811 beschrieben. Gut ein Jahrzehnt vorher, 1798, benannte Geoffroy den afrikanischen Zwergflamingo als Phoeniconaias minor. Was sagt uns diese eher verwirrende, scheinbar nur für Zoologen interessante Systematik? Aus ihr geht hervor, dass in der Zeit von Linné, Mitte des 18. Jahrhunderts, die afrikanischen Flamingos in Europa offenbar nicht bekannt waren. Das Exemplar, auf das sich Linné bei der Namensgebung bezogen hatte, stammte von den Bahamas. Im Europa der Zeit der Aufklärung wusste man also nahezu nichts (mehr) von den afrikanischen Flamingos. Der lebende Phönix blieb erstaunlicherweise den Europäern bis ins 19. Jahrhundert verborgen. Es gab ihn nur als Mythos. Als solcher hatte er sich von der lebendigen Wirklichkeit bereits ziemlich weit entfernt. Dass Flamingos an den Küsten Europas brüten, ist offenbar eine vergleichsweise neue Entwicklung. Afrika, der ›Schwarze Kontinent‹, war noch im späten 19. Jahrhundert zu großen Teilen im Innern terra incognita, also unbekanntes Land. Die Europäer wussten über Indien und Amerika besser Bescheid als über Afrika südlich der Sahara.
Ein Besuch des Nakurusees in Kenia gehört global zu den eindrucksvollsten Naturerlebnissen. Nähert man sich ihm über die höher gelegene Straße, scheint rosafarbener Schaum große Teile der Uferzone zu bedecken. Aus der Nähe wird erkennbar, dass Unmengen von Zwergflamingos dicht an dicht im flachen Wasser stehen. Bewegen sie sich, rollen rote Wogen über das im Licht der äquatorial hoch stehenden Sonne gleißende Wasser. Von der Uferstraße aus differenziert sich das Bild. Höhere, hellere Rosaflamingos begrenzen die dichteren Massen der dunkleren, leuchtenderen Zwergflamingos zur offenen Wasserfläche hin. Unter diesen sind Gruppen grauer Vögel von Flamingogestalt zu sehen. Fliegt ein weißköpfiger Schreiseeadler (Haliaaetus vocifer) vorüber, drängeln sich die Massen flügelschlagend zusammen. Dann scheint sich Feuer auszubreiten. Kommt der Adler näher, erheben sich aus stelzbeinigem Laufschritt heraus Hunderte, Tausende oder Zehntausende Flamingos. In wenigen Augenblicken werden sie zu einer roten, von schwarzen Flügelspitzen durchsetzten Wolke. Die Menge verwirrt den Angreifer. Oft haben es die Adler jedoch gar nicht auf die Masse abgesehen. Sie prüfen, ob einzelne, zumal junge, noch grau befiederte Flamingos zurückbleiben, die sie gezielt angreifen können. Unter den Hunderttausenden oder Millionen fallen solche Verluste nicht auf.
Auf dem salzigen Schlick am Ufer kleben Unmengen rosaroter, tiefroter und schwarzer Federn. Kleine, noch flaumige Federchen mit zarter Rosatönung sammeln Kinder und Jugendliche. Sie kommen von der nahe gelegenen Mission in Nakuru. Broschen oder Gestecke werden aus den Flamingofedern gefertigt und im Souvenirshop verkauft. Die dunkelroten Federn sind am begehrtesten. Das Schauspiel, das den Besuchern am Nakurusee geboten wird, ist grandios. Aber die Fotos, die davon gemacht werden, enttäuschen hinterher zumeist. Nur Könner bringen es fertig, das Flamingowunder wirklich eindrucksvoll festzuhalten. Es sind der Vögel einfach zu viele. Ihre Masse wirkt als Ganzes. Der Bildausschnitt gibt den Gesamteindruck nicht gebührend wieder. Das Rot leuchtet intensiver, wenn man es mit den eigenen Augen sieht, als später auf dem Bild. Von den Safaribussen aus, die sich entlang der Uferstraße aneinanderreihen, wird unablässig fotografiert und gefilmt. Erst Bewegung macht die Flamingos richtig schön. Vom festen Ufer bis zu den Flamingos hinaus erstreckt sich ein breiter Streifen von schmutzig grauem Schlick. Er bekommt eine schwärzlich-scharfe Grenze, wo das Wasser anfängt. Ist dieses tief genug geworden, beginnt die Wand aus Zigtausenden blutroter Beine und roter Vogelleiber. Dünne Hälse züngeln daraus empor, winden sich und verschwinden wieder. Es folgen rosa Partien, denen Köpfe und Hälse zu fehlen scheinen. Diese Flamingos schlafen. Sie tun das tagsüber ausgiebig. Nachts sind sie oft aktiver auf Nahrungssuche als am Tag. Sie brauchen beim Gründeln nichts zu sehen. Sie spüren das Wasser, seine Tiefe und seinen Gehalt an Blaualgen. Je ergiebiger der See ist, desto mehr Zeit können sich die Flamingos zum Ruhen gönnen. Die Nahrung ist so hochwertig, dass 50 oder 60 Gramm am Tag genügen, den Bedarf pro Vogel zu decken. In manchen Jahren wird die Kraftbrühe im Nakurusee so dick, dass die Zwergflamingos das Wachstum der Blaualgen sogar befördern, weil sie Licht in den obersten Wasserschichten schaffen, die sie hauptsächlich durchfiltern. Unter den Scharen der intensiv roten Zwergflamingos zeichnen sich auch immer wieder Gruppen grau befiederter Jungvögel ab. Sie sind zwar schon voll flugfähig, aber noch deutlich kleiner als die Altvögel.
Eine Gruppe Pelikane nahe der Mündung des Baches, der dem Salzsee bescheidene Mengen Süßwasser zuführt und die Verdunstungsverluste der weiten Seefläche ausgleicht, empfinden die von der Fülle an Rot überwältigten Augen als willkommene Abwechslung. Mancher Tourist sucht, fast verlegen, alsbald nach den im Uferwald unter den hohen Akazien lebenden Netzgiraffen. Ferngläser von Ornithologen werden auf kleine Watvögel am Ufer gerichtet. Sie kommen als Wintergäste aus Nordeuropa und Nordasien zu den Seen im Rift Valley. Viele Besucher verweilen am See viel zu kurz. Das eindrucksvollste Schauspiel entwickelt sich gegen Abend, wenn Zehntausende auffliegen, sich zu langen Ketten formieren und der untergehenden Sonne entgegenstreben. Blutrot gegen Glutrot – ein unvergleichlicher Anblick.
Kaum minder eindrucksvoll als die Flüge ins Abendrot wird die Szenerie, wenn die Flamingos zu balzen beginnen. Schnatternd recken sie die Hälse, strecken den ganzen Körper und bewegen sich gruppenweise vorwärts, seitwärts und in kleinen Halbkreisen. Wie Flammen lodern die Hälse empor, an deren Spitze das schwarze Ende der blutroten Schnäbel die Richtung angibt. Wabert die Luft, weil es heiß geworden ist über der weiten flachen Mulde, in der der See liegt, entsteht aus einiger Entfernung der Eindruck hochschlagender Feuerzungen eines Steppenbrandes. Die Rufe, die die Flamingos ausstoßen, könnte man aus der Ferne für das Knistern des Feuers halten. So großartig die Kulisse für die Flammenvögel am Nakurusee auch ist, die besondere Wirkung, um die es im Zusammenhang mit dem Phönix geht, kommt nicht zustande. Die zartgrünen Schirme hoher Akazien und die sanften Hügelkuppen, die den Salzsee mit den Flamingos umgeben, passen nicht zu den alten Erzählungen. Diese beziehen sich auf die weithin offenen, tellerflachen Landschaften großer Flussmündungen oder von Salzpfannen im Binnenland. Haben sich Scharen von Flamingos an solchen Orten eingefunden, lodern die Flammenhälse wirklich wie Feuerzungen ins flimmernde Bleigrau der lastenden Hitze vor einem ascheweißen Horizont empor, in dem sich die Ferne verliert.
Solche Salzpfannen sind es, an denen die Flamingos, die großen rosafarbenen wie auch die kleineren röteren Zwergflamingos, vorzugsweise, jedoch sehr unregelmäßig brüten. Erst 1954 ist einer ihrer Brutplätze in Ostafrika entdeckt worden. Vorher wusste man nicht, wohin sie zum Brüten fliegen. Am Nakurusee, ihrem spektakulärsten Aufenthaltsort außerhalb der Brutzeit und für die Nichtbrüter, geschah das, seit Europäer diesen Wundersee entdeckten, jahrzehntelang nicht. Er wird offenbar nur ausnahmsweise als Brutplatz gewählt. 1962 brüteten mehr als eine Million Zwergflamingos auf der riesigen Salzpfanne des Magadisees in Kenia; 1957 stellte sich eine halbe Million auf dem großen Natronsee in Tansania ein. Als weitere Brutplätze in ganz ähnlichen Landschaftsformationen wurden der Elmenteitasee in Kenia und die Etoschapfanne im Norden von Namibia bekannt. Die Rosaflamingos sind flexibler. Sie brüten durchaus in kleineren Gruppen von 50 bis zu mehreren Hundert Paaren. An steilufrigen Salzseen, wie dem Bogoriasee (früher Lake Hannington) in Nordkenia, den sie gern und in großen Mengen aufsuchen, brüten sie nicht. Die Ufer sind dort zu leicht zugänglich für Feinde. Als Besucher kommt man am Bogoriasee jedoch an die Zwergflamingos viel näher heran als am Nakurusee. Man kann ihnen besser zusehen, was sie tun.
Der vergleichsweise kleine, wenig bekannte Bogoriasee liegt direkt am Rand einer steilen Abbruchkante des Rift Valleys zwischen dem Nakuru- und dem idyllischen, weitgehend süßwasserhaltigen Baringosee. Heiße Quellen ergießen stark salzhaltiges Wasser an mehreren Stellen in diesen See. Um diese Quellen scharen sich die Zwergflamingos. Von den Pisten am Ufer aus kann man ihnen zusehen, wie sie fast nach Art eines Balletts in Richtung Quellen vorwärtstrippeln, um gleich wieder zurückzuweichen. Schwärme erheben sich, entfalten ihre tiefroten Flügel mit den schwarzen Schwingen, fliegen von vorn in die hinterste Reihe zurück, von wo aus sie wieder vorwärtsdrängeln. So rollen im Wasser Wogen roter Vogelkörper zum Ufer und weichen wie reflektiert davon zurück, während darüber eine zweite Welle wie Flocken von dichtem Schaum auf dem Luftweg zurückflutet. So sieht das Geschehen aus einiger Entfernung aus. Näher gekommen, lässt sich mehr erkennen. Die vorderen Flamingos senken die Schnäbel ins Wasser. Nicht allzu tief, oft nur ein paar Zentimeter; gerade so weit, dass die Augen über Wasser bleiben. Der Unterschnabel bewegt sich intensiv. Die Zunge pumpt. Die Beine werden zwischendurch auffällig weit aus dem Wasser gezogen, so dass ihr Rot noch kräftiger leuchtet. Es sieht so aus als ob das Wasser den Vögeln zu heiß wäre. Tatsächlich ist es sehr heiß. Über 50 Grad maß ich nahe der Quellen, wo es als kleiner Bach zum See hinabläuft. Nur langsam kühlt es auf die knapp 30 Grad des Seewassers ab.
Die Flamingos bewegen sich gegen den Gradienten der Wärme. Sie dringen so weit wie möglich in die über 40 Grad heißen Zonen ein. Dort ist offenbar die Dichte der Spirulina-Blaualgen am höchsten. Die heiße Suppe ist die beste Suppe, die ergiebigste! Vielleicht gibt es dort auch besonders viele der kleinen Rädertierchen der Gattung Brachionus. Mit ihnen ergänzen die Zwergflamingos ihre Blaualgendiät zu Zeiten, wenn diese nicht so reichlich vorhanden sind. Die Zwergflamingos suchen nicht wie ihre großen Vettern am Grund der flachen Gewässer nach Nahrung, sondern oberflächennah. Ihr Schnabel enthält Luftkammern, die Auftrieb geben, so dass er nicht zu schwer wird beim längeren Durchschnattern des Wassers. Die Kammern bilden zudem einen Hitzeschutz, wenn das Wasser sehr heiß ist. Mit dieser andersartigen Technik und ihrer Spezialisierung auf besonders kleine Nahrung unterscheiden sich die Zwerg- von den Rosaflamingos. Beide Arten können so direkt nebeneinander nach Nahrung suchen, ohne sich Konkurrenz zu machen. Die größere Art bevorzugt Salinenkrebschen und die Futtersuche in Bodennähe oder auf dem Schlamm. Dazu passt die »Filtergröße« ihrer Schnäbel. Die kleinere Art lebt von den winzigen Spirulina- und Oscillatoria-»Algen«, die sie mit viel feineren Filtern aus dem Wasser holt. Die Schnabelränder weisen nur Eingänge oder »Poren« von weniger als einem Millimeter Größe auf. Die inneren Filter der feinen Haare lassen allein das Wasser hindurch, denn sie sind nur 0,01 mal 0,05 Millimeter »groß«. Bei so speziellen Ansprüchen ist es klar, dass Zwergflamingos nur unter ganz besonderen Lebensbedingungen vorkommen.
Die flachen, alkalischen Gewässer müssen die richtige Salzkonzentration erreichen, dann entwickeln sich die Cyanobakterien zu jener hohen Dichte, die für die Ernährung dieser Flamingos nötig ist. Und nur wenn die verfügbare Nahrung die Deckung des Grundbedarfs, der rund 60 Gramm pro Vogel und Tag in Anspruch nimmt, übersteigt, können die Zwergflamingos Proteinvorräte im Körper anlegen, die groß genug für eine erfolgreiche Brut sind. Bei der oftmals beträchtlichen Fluktuation der Witterung, insbesondere der Niederschläge, stellen sich so günstige Verhältnisse längst nicht jedes Jahr ein. Es kann mehrere Jahre dauern, bis alles passt. Dann wird das Finden eines Brutplatzes entscheidend. Am besten eignen sich, wie schon ausgeführt, die weiten Salzpfannen, auf denen sich der Horizont verliert. Zu diesen fliegen sie aus Entfernungen von hunderten bis über tausend Kilometern. Und sie gelangen mitunter zu Orten, an denen sie nicht erwartet oder vermutet werden. Brutplätze der afrikanischen Zwergflamingos wurden deshalb erst 1954 entdeckt. Der Nakurusee, ihr wichtigster See, gibt ihnen zwar in vielen Jahren reichlich Nahrung. Zum Brüten ist er aber nicht so recht geeignet. Mit ihren besonderen Ansprüchen zeigen die Massen der Zwergflamingos im Großen, was in kleinerem Maßstab auch für die rund ums Mittelmeer vorkommenden Rosaflamingos gilt: Nahrungsreiche Lagunen gibt es nur an sehr wenigen Stellen, geeignete Brutplätze sind ganz außerordentlich rar. Es waren die Menschen, die mit der Anlage großer Salinen dauerhaft geeignete Nahrungs- und Brutplätze für Flamingos geschaffen haben – in unserer Zeit.