So schön still

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Inhaltsübersicht

Anmerkungen

  1. Carl Gustav Jung, Psychologische Typen, Gesammelte Werke 6. Mannheim 2021

  2. https://wiki.edu.vn/wiki8/2020/12/09/jerome-kagan-wikipedia/

  3. www.theatlantic.com/magazine/archive/2003/03/caring-for-your-introvert/302696/

  4. Siehe z.B. Marti Olsen Laney, Die Macht der Introvertierten: Der andere Weg zu Glück und Erfolg. Göttingen 2015

  5. Susan Cain, Still. Die Kraft der Introvertierten. München 2013

  6. Maria Anna Schwarzberg, Proud to be Sensibelchen. Wie ich lernte, meine Hochsensibilität zu lieben. Reinbek bei Hamburg 2019

  7. Cain 2013, Seite 19

  8. siehe Wikipedia

  9. https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/16766, Seite 34

  10. Autoren der Studie sind die amerikanischen Wissenschaftler Ethan Bernstein und Stephen Turban an der Harvard Universität

  11. Christine Wunnicke in der Sendung «Im Gespräch», Deutschlandfunk Kultur, 09.10.2020

  12. Clementine Beauvais, Maisie Paradise Shearring, Mein Monster unter dem Spielplatz. Weinheim 2020

  13. Alexandra Zykunov, «Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!» 33 Bullshitsätze und wie wir sie endlich zerlegen. Berlin 2022

  14. Elle van Lieshout, Erik van Os, Paula Gerritsen: So ein Fest. Frankfurt/Main 2013

  15. file:///C:/Users/Eva/AppData/Local/Temp/Bachelorarbeit-Hegewald-2008.pdf

  16. Siehe Rachel Bright, Der Löwe in dir. Bamberg 2016 und dies., Trau dich Koalabär. Bamberg 2017

  17. Siehe Raquel J. Palacio, Wunder. Sieh mich nicht an. München 2016.

  18. www.ted.com/talks/susan_cain_the_power_of_introverts?language=de#t-34911

  19. Sylvia Löhken, Leise Menschen – starke Wirkung. Wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden. Offenbach/Main 2017

  20. www.ted.com/talks/amy_cuddy_your_body_language_may_shape_who_you_are?language=de

  1. Brian Tracy, Eat that Frog. 21 Wege, wie Sie in weniger Zeit mehr erreichen. Offenbach/Main 2019.

  2. Siehe Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Paderborn 2016.

  3. Siehe z.B. www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2015/01/gewaltfreie-kommunikation-nach-mit-kindern-nach-marshall-b-rosenberg.html

  4. Siehe Rosenberg 2016

  5. www.sportbuzzer.de/artikel/interview-mit-sportpsychologen-ist-per-mertesacker-ein-einzelfall-herr-herzog/

  6. Ebd.

  7. www.sueddeutsche.de/wissen/erziehung-man-kann-seine-kinder-auch-einfach-nur-geniessen-1.1062666

  8. Béa Beste, Erziehung ist ein Kinderspiel. 8 geniale Strategien für ein Familienleben voller Humor und Leichtigkeit. Stuttgart 2020.

  9. www.youtube.com/watch?v=hBLSJRF7bV8

  10. www.unimedizin-mainz.de/psychosomatik/patienten/poliklinik-und-hochschulambulanzen/ambulanz-fuer-spielsucht.html

  11. www.youtube.com/watch?v=9T6zJ8nmjHI

  12. Veröffentlicht auf dem gleichnamigen Album «Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt», erschienen 2021 bei Antilopen Geldwäsche/Warner Music

  13. Nora Imlau, Mein Familienkompass. Was brauche ich und was brauchst du? Berlin 2020

  14. https://sz-magazin.sueddeutsche.de/freie-radikale/mental-load-teilen-teresa-buecker-89594

  15. Nora Imlau, Mein Familienkompass, Ullstein 2020, Seite 308

  16. Jesper Juul, Nein aus Liebe. Klare Eltern, starke Kinder. Weinheim 2014.

  17. https://open.spotify.com/episode/4fUHi5kTTxJKut9FfAEyzX

  18. Laura Fröhlich, Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles. Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen. München 2020

  19. Brigitte 13/2020

  20. Alissa Levy, Chips im Bett und Yoga im Park, Selfcare ganz entspannt. München 2021

  1. Svenja Gräfen, Radikale Selbstfürsorge. Jetzt. Eine feministische Perspektive. Berlin 2021

  2. Marlene Hellene, Zu groß für die Babyklappe. Geschichten aus dem Müttergenesungswerk. Hamburg 2020

Es bedeutet, dass du es genießt, allein zu sein.

Du genießt es nicht nur, du brauchst es.

Wenn du wirklich introvertiert bist, sind andere Menschen für dich wie Energie-Vampire: Du hasst sie nicht, aber du musst genau planen, wann du dich ihnen aussetzt – wie der Sonne.

 

Amy Schumer

Die Idee zu diesem Buch kam vor ein paar Jahren mit einer Postkarte. Darauf ein Bild von Pippi Langstrumpf und die Worte: «Sei wild und frech und wunderbar.» Eine Zeit lang hing diese Karte über meinem Schreibtisch. Zunächst beachtete ich sie nicht weiter. Bis ich irgendwann merkte, dass ich immer leicht genervt war, wenn ich zufällig einmal darauf schaute. Irgendetwas an dieser Karte störte mich. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich darauf kam, was genau es war: nicht das sommersprossige, lächelnde Bild von Pippi selbst, sondern die Worte darunter. Diese Aufforderung, wie man – ich – sein sollte. Wild und frech. Und dadurch wunderbar? Ich schmiss die Karte in den Papierkorb.

In den folgenden Jahren begegnete sie mir immer wieder: an Postkartendrehständern, Kühlschränken und auch in Kinderzimmern. Es ist eine gern gekaufte und oft verschenkte Karte. Die Gesellschaft scheint sich wilde, freche Kinder zu wünschen, so wie Pippi eines ist. Und sie lässt die Kinder das auch wissen. Aber was ist mit den Annikas dieser Welt? Der stillen, in sich gekehrten Freundin von Pippi? Was ist mit den Kindern, die die Ruhe lieben, stundenlang Bücher lesen, lieber gedanklich als wirklich auf Abenteuerreise gehen –

Als Erstes fand ich heraus: Astrid Lindgren hat diesen Satz nie gesagt. Und sie hat ihn auch Pippi nicht sagen lassen. Der Satz stammt von einem anderen Autor, der Bild und Satz zusammen auf eine Postkarte drucken ließ und mit dieser Idee ziemlich viel Erfolg hatte. Irgendwie beruhigte mich das, denn es hätte nicht zu meinem Bild von Astrid Lindgren als Verfechterin einer freien, selbstbestimmten Kindheit gepasst. Sie war es nicht, die Kindern gesagt hat, wie sie zu sein haben.

Astrid Lindgren zeigte in ihren Büchern vielmehr, was alles möglich war – zu einer Zeit, als man genau wie heute ziemlich konkrete Vorstellungen davon hatte, wie ein Kind zu sein hat. Anfang der 50er-Jahre war der Wunsch nach wilden, frechen, extrovertierten Kindern – sagen wir es mal so – nicht besonders groß. Die Eigenschaften, die Eltern sich von ihren Kindern wünschen, sind stark davon abhängig, in welcher Zeit man gerade lebt.

Heute bekommt man oft den Eindruck, der ideale Mensch sei schnell, laut und selbstbewusst. Inszeniert sich auf Instagram, ist gut vernetzt. Redet über sich und seine Erfolge, passt auf, dass er nicht übersehen wird, und kommt nur im Team wirklich weiter. Ein erfolgreiches, gutes Leben, so könnte man denken, braucht eine große Portion Extrovertiertheit.

Und dann werden wir unruhig, wenn unser Kind auf dem Spielplatz mal wieder stundenlang allein vor sich hin spielt,

Ziemlich schnell hat man aus einem simplen Charakterzug ein vermeintliches Problem gebastelt. Woraus sich dann zwei echte Probleme entwickeln können: zum einen ein Kind, das das Gefühl bekommt, nicht richtig zu sein; zum anderen Eltern, die sich sorgen, dass ihr Kind in dieser Welt schwerer zurechtkommen wird als andere.

Mein Buch soll diese Angst nehmen und den Blick auf stille Menschen verändern. Ich bin keine Psychologin und keine Wissenschaftlerin. Ich habe auch keine pädagogische Ausbildung. Was ich aber habe, ist die Fähigkeit zu beschreiben, wie es sich anfühlt, als introvertiertes Kind in dieser Welt groß zu werden: Ich war selbst eins und bin heute die introvertierte Mutter eines extrovertierten Kindes.

Anhand von Gesprächen mit Experten, Studien zum Thema und vielen eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen wird sich dieses Buch im ersten Teil den Fragen widmen: Welche Erwartungen habe ich an mein Kind? Warum habe ich diese Erwartungen? Entspricht das Kind ihnen? Und wenn es ihnen nicht entspricht, lasse ich mein Kind das spüren? Was macht das mit ihm? Es soll in diesem Teil außerdem darum gehen, die Bedürfnisse kleiner introvertierter Menschen zu erklären und ihre Stärken aufzuzeigen. Darüber hinaus wird es Tipps geben, wie man als leiser Mensch auch in lauter Umgebung glücklich sein kann.

Im zweiten Teil stehen dann introvertierte Eltern im Fokus. Denn wenn wir als Väter und Mütter selbstbewusst mit

Unsere Gesellschaft ist an vielen Stellen weit gekommen, was Vielfalt, Freiheit und Toleranz angeht. Wir sind noch nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg, wenn es darum geht, Vielfalt zu schätzen und zu lieben. Warum sollte diese Liebe zur Vielfalt nicht auch für Charaktereigenschaften gelten? Unterstützen wir unsere Kinder in ihrer Individualität.

Wenn dieses Buch Eltern davor bewahren kann, ihrem introvertierten Kind unbewusst das Leben schwer zu machen, dann ist das gut. Wenn es ein Kind davor bewahrt, zu denken, es sei falsch, weil es leise ist, dann ist das großartig.

Die Wertschätzung für das Stille ist eigentlich ganz einfach. Denn jetzt kommt die gute Nachricht: Introvertierte Familienmitglieder – klein oder groß – sind ein wahnsinniges Glück. Sie besitzen wundervolle Eigenschaften. Sie sind oft großartige Beobachter, kreativ, empathisch und unabhängig. Man kann mit ihnen tiefsinnige Gespräche führen. Viele von ihnen sind extrem gut im analytischen Denken und oft sehr beharrlich. Kurz: Sie werden entgegen all unseren Ängsten gut in dieser Welt zurechtkommen, sie vielleicht sogar ein bisschen zum Besseren verändern, wenn wir sie akzeptieren, wie sie sind. Und sie wissen lassen: Du funktionierst eventuell ein bisschen anders als andere, hast nicht immer Lust auf Gesellschaft und bist nicht ganz so laut. Aber so, wie du bist, bist du genau richtig.

«Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.»