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Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg, Mai 2019

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2019 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Die norwegische Originalausgabe erschien 2018 bei Pilar Forlag AS, Oslo, unter dem Titel «Miraklenes tid 0–2 år»

Copyright © Hedvig Montgomery & Eivind Sæther 2018

Redaktion Ulrike Gallwitz

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung und Abbildung Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, folgend dem Design von Hedvig Montgomery & Eivind Sæther 2018, «Die Hedvig-Formel für eine glückliche Familie»

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

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Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen

ISBN Printausgabe 978-3-499-00020-1 (1. Auflage 2019)

ISBN E-Book 978-3-644-00288-3

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-644-00288-3

Eines Tages ist es einfach da – Ihr Kind. Es ist nackt und hilflos; atmet, weint, schläft. Ein fertiges Geschöpf mit Fingern und Zehen. Ein neuer Mensch auf der Welt. Und alles, was es hat, sind Sie.

Und jetzt?

 

Dieses Buch ist Teil einer fünfbändigen Reihe. In Die Hedvig-Formel für eine glückliche Familie, dem ersten Band und einer Art Grundlagenwerk, gebe ich Ihnen sieben einfache Schritte an die Hand, die Ihnen helfen sollen, die Mutter oder der Vater zu sein, die Sie gerne sein möchten. Darin schildere ich Ihnen wesentliche Dinge, die Kinder brauchen, um glücklich und zufrieden und mit Ihrer Umwelt im Einklang aufzuwachsen. Das vorliegende Buch richtet sich speziell an Eltern mit Kindern im Alter von 0 bis

 

In diesem Band verrate ich Ihnen, wie Sie Ihrem Kind in den ersten 24 Monaten seines Lebens gerecht werden können. Im ersten Teil veranschauliche ich, inwiefern die soeben angesprochenen sieben Schritte für Ihr kleines Kind bedeutsam sind, und möchte Sie dabei unterstützen, die gängigsten Fehler zu vermeiden. Was ist das Wichtigste, was Sie einem Säugling geben können, was sollten Sie über die Gefühle eines einjährigen Kindes wissen, und warum müssen Sie sich bei einem zweijährigen noch gar nicht so viele Gedanken übers Grenzensetzen machen?

Eltern zu werden ist bewegend und großartig – aber eben auch beängstigend. Jetzt geht es darum, für das kleine Geschöpf zu sorgen, bis es eines Tages flügge wird und in der weiten Welt sein Glück sucht. Jetzt müssen Sie als Familie einen Rhythmus finden, bei dem Sie sich alle miteinander wohlfühlen, und einen

Im zweiten Teil dieses Buches will ich eine Antwort auf Fragen geben, die sich alle frischgebackenen Eltern stellen: Was sollte man über den Schlaf des Kindes, über Spiele, die Ernährung und die Sprache wissen? Und – nicht zuletzt – was sollte das Kleine von Ihnen lernen und was können Sie noch getrost vernachlässigen?

Vor allem geht es jedoch darum – und das gleich von Anfang an –, eine emotionale Bindung zu Ihrem Kind herzustellen.

Jetzt legen Sie das Fundament für das Selbstvertrauen und das Geborgenheitsgefühl Ihres Kindes, auf das es in allen Lebenslagen sollte bauen können: während der ersten Schritte, der ersten wackeligen Fahrradfahrt, bei Erfolgen und Niederlagen.

 

Die ersten beiden Lebensjahre eines Kindes haben etwas Wundervolles an sich. Mir fällt kein besseres Wort ein für die unglaubliche Reise eines hilflosen kleinen Säuglings hin zu einem selbständig neben einem herlaufenden plappernden Kleinkind. Von dem Moment, an dem es nichts allein tun kann, hin zu dem, an dem es alles allein tun will.

Diese ersten zwei Jahre sind ein Kosmos für sich.

Sie werden Augenblicke der Verzweiflung und auch der Angst

 

Das kleine Bücherregal in meiner Praxis unter den großen Fenstern – die ich bald einmal wieder putzen sollte – biegt sich unter jeder Menge Fachliteratur. Die ältesten Bücher darunter haben schon etwas abgegriffene Ecken und zeugen davon, dass ich meinen Beruf schon eine ganze Weile ausübe.

Wie ich hier so sitze, geht mir durch den Kopf, dass ich Eltern eigentlich immer ein und dasselbe gesagt habe: Ihr Kind braucht Sie.

Das kleine Wesen ist völlig von Ihnen abhängig und braucht Ihre Nähe, Ihre Wärme, Ihre Nahrung, das Gefühl Ihrer Haut. Ihr Kind ist nicht darauf angewiesen, dass Sie alles bis ins kleinste Detail richtig machen, dass Sie die modischsten Windeln oder die biologischste Nahrung kaufen. Er oder sie kann auf Ihre Schamgefühle, Sie würden Ihrer Elternrolle nicht gerecht, verzichten, kann auf hübsche Aufnahmen von sich verzichten oder darauf, dass Ihr Umfeld Sie für eine perfekte Mutter oder einen perfekten Vater hält.

Worauf es aber nicht verzichten kann, sind Sie – mit all Ihren Irrtümern und Fehlern, in all Ihrer Unzulänglichkeit. Sie sind und bleiben die wichtigsten Menschen im Leben Ihres Kindes. Ihr Kind ist darauf angewiesen, dass Sie Ihre Aufgabe nach allen Kräften

 

Dieser kleine Mensch vor Ihnen – mit den sanften Gurgellauten, den wachen Augen, dem sich bald auf dem Gesicht abzeichnenden Lächeln – steht für einen Beginn. Den Beginn der bedeutendsten Aufgabe, die Sie je haben werden.

 

Freuen Sie sich einfach darauf – auf Sie kommt eine wundervolle Zeit zu.

PLATZ IST IMMER

Es gibt geplante und ungeplante Schwangerschaften. Es gibt besonders sehnsüchtig erwartete Kinder, deren Geburt Jahre voller Hoffen und Bangen, Jahre voller Enttäuschungen vorausgegangen sind. Andere Kinder wiederum nehmen im Bauch der Mutter Gestalt an, während die Eltern insgeheim denken mögen: «Ob das jetzt so klug ist?» Hinter einem werdenden Leben stehen so viele Geschichten, aber am Ende, wenn es wahr wird, ist das Kind einfach da.

Wo immer Sie auch stehen – wenn es da ist, findet sich immer ein Platz für das Kind. Ein Kind ist immer bereichernd, ist immer wünschenswert. Eine Geburt tilgt jegliche Zweifel und Sorgen. Ich weiß, wovon ich rede, weiß, was es heißt, Schmerzen auszustehen, und was es mit einem macht, wenn das Kind zu einer Tatsache wird, einer festen Größe im Leben, einer Liebe.

Für ein Kind ist immer Platz.

Nun ist es an Ihnen, alles in Ihrer Macht Stehende dafür zu tun, die Liebe, die Ihnen zuteilwird, und den Raum, der sich Ihnen nun bietet, zu nutzen.

Es ist schon seltsam, dass ich mich im Grunde an alles erinnere. Ein Vierteljahrhundert ist seit der Geburt meines ersten Sohnes vergangen, und trotzdem stehen mir alle Einzelheiten noch klar vor Augen. Es war morgens an einem jener ersten kalten Oktobertage in Oslo, Tage, die unmissverständlich den Winter einläuten. Ich erinnere mich noch an die Kunststofffußleisten meines Zimmers, an den Geruch von frisch gereinigten Böden und den der sterilen Krankenhausbettwäsche, und ich erinnere mich an die eigentümliche Stille nach der Entbindung, an die gedämpften Geräusche vom Gang und aus den anderen Zimmern, in denen weitere Kinder zur Welt kamen. Erinnere mich an einen ganzen Chor neuer Menschen. An die ganze damit verbundene Hoffnung.

Ich blickte auf meinen neugeborenen Sohn herunter und fand es merkwürdig, wie vollkommen er war. Die winzigen Nägel überall dort, wo sie sein sollten, Augen, die sich allmählich an das Licht

Erst eine ganze Weile später wurde mir klar, dass meine Worte von damals nicht stimmen – denn das geht nicht.

Die neue Gemeinschaft pflegen

Eine Geburt ist immer eine Frage von Leben und Tod. Ihr haftet etwas Urtümliches an, das uns in unserer technologischen Zeit beinahe fremd erscheint. Leben zu geben bringt einen der eigenen Natur näher. Man wird dieses Erlebnis das ganze Leben in sich tragen, als gebärende Frau oder als der daran beteiligte Partner. Dieser Moment wird ein Teil von einem selbst.

Jenseits des Schmerzes eröffnet sich einem etwas Neues, Unbekanntes – eine kleine Gemeinschaft ist im Entstehen, die Sie bewahren sollten. Diese erste Zeit sollte deshalb nur Ihnen allein gehören. Vor allem, da es für Familien oft ein langer Prozess ist, zusammenzuwachsen.

In diesen Tagen verträgt man nur wenig. Alles ist hochemotional – schön, aber zerbrechlich. Die kleinste Bemerkung der Schwiegermutter, kritische Äußerungen der Krankenschwester, alles trifft einen unmittelbar. Ich selbst hielt mich direkt nach der

Die rohe Ursprünglichkeit der Geburt tritt in den Geschichten, die wir erzählen, meistens in den Hintergrund, doch es verlangt einem viel ab, ein Leben in die Welt zu setzen, das gilt auch für Kaiserschnittgeburten.

Ich habe selten jemanden von einer völlig normalen Geburt erzählen hören. Viele empfinden sie als dramatisch, und ich habe

DEN MOMENT MITEINANDER TEILEN! Die Zeit unmittelbar nach der Geburt ist eine Zeit der Nähe zwischen Ihnen und Ihrem Kind, aber auch eine Zeit des gemeinsamen Erlebens. Bringen Sie Ihr Kind allein zur Welt, kann es sein, dass Sie diesen Moment vielleicht gerne mit jemandem teilen möchten. Dafür reichen soziale Medien nicht aus, Sie brauchen einen Menschen aus Fleisch und Blut dafür.

Sicherheit

Ein Baby zu bekommen bedeutet auch, jemanden zu haben, den man verlieren kann. Ziemlich rasch befallen einen Gedanken daran, was dieses kleine Wesen braucht und wovor man es beschützen sollte. Überbehütende Eltern wittern Gefahren in jedem Lego-Stein, jedem Erwachsenen, der das Kind schief ansieht, in ungewaschenen Händen und furchterregenden Viren. Jede noch so alltägliche Strecke kann plötzlich mit Gefahren und Hindernissen gepflastert sein. Dazu gibt es Kleidung, die nichts taugt, bedenkliche Inhaltsstoffe in der Bettwäsche, Essen, das verschluckt werden könnte – die Liste ist endlos. Das ist auch ganz natürlich, so sind wir gestrickt: Wir müssen uns auch ein bisschen Sorgen machen.

Ein Säugling weiß noch nicht, dass er auf dem Rücken schlafen sollte, und ein sechs Monate altes Kind kann vom Wickeltisch fallen. Ein acht Monate altes Kind wird auf ungesicherte Treppen zukrabbeln und ein einjähriges kann Dinge aufsammeln, die es

Und dennoch wird bei vielen Eltern aus Sorge Angst. Nimmt Ihre Angst überhand, werden Sie für das Kind unerreichbar.

Dann haben Sie genug mit Ihrer eigenen Angst zu tun und sind nicht ganz bei Ihrem Kind, dort, wo Sie sein sollten.

Als ich meinem Sohn an jenem Morgen im Krankenhaus

Sie sollten Geborgenheit vermitteln.

DIESE SICHERHEITEN SOLLTEN GEGEBEN SEIN
  1. Sorgen Sie dafür, dass das Kind in Rückenlage in einem gut temperierten Zimmer schläft.

  2. Sichern Sie Treppen und Fenster.

  3. Sichern Sie schwere Möbelstücke, damit diese nicht auf das Kind fallen können.

  4. Achten Sie darauf, dass das Kind keinen Zugang zum Herd und zu offenem Feuer hat. Überprüfen Sie die Funktionstüchtigkeit von Brandmeldern.

  5. Lassen Sie das Kind nicht unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegen.

  6. Seien Sie vorsichtig mit heißen Flüssigkeiten und Speisen, wenn das Kind in der Nähe ist.

  7. Schütteln Sie das Kind nie! Kleine Kinder sind weitaus empfindlicher, als viele meinen.