Gert Kaluza

Salute!
Was die Seele stark macht

Programm zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen

Zu diesem Buch

»Schatzsuche statt Fehlerfahndung!« – unter diesem Motto zielt das Gruppenprogramm »Salute! – was die Seele stark macht« auf eine Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen. Thematisch geht es um die vier großen »S« der psychischen Gesundheit: Selbstfürsorge, soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeit und Sinnerleben. Das Programm ist von den gesetzlichen Krankenkassen als förderungswürdige Präventionsmaßnahme zertifiziert und wird in der individuellen und betrieblichen Gesundheitsförderung eingesetzt. Für die vorliegende Neuausgabe wurden die gesundheitspsychologischen Grundlagen auf den neuesten Stand gebracht. In die Praxis-Module flossen die umfangreichen Erfahrungen mit dem Programm seit Erscheinen der Erstausgabe (2011) in Form von konkreten didaktischen Hinweisen, Übungsvorschlägen und Tipps zum Umgang mit schwierigen Situationen ein. Die klare Programmstruktur mit zahlreichen konkreten Anleitungen und Arbeitsmaterialien (auch zum Download) erleichtert dem Anwender die praktische Durchführung.

Die Reihe »Leben Lernen« stellt auf wissenschaftlicher Grundlage Ansätze und Erfahrungen moderner Psychotherapien und Beratungsformen vor; sie wendet sich an die Fachleute aus den helfenden Berufen, an psychologisch Interessierte und an alle nach Lösung ihrer Probleme Suchenden.

Impressum

Leben Lernen 314

Die digitalen Zusatzmaterialien (Teil C: Anhang des Buches) haben wir zum Download auf www.klett-cotta.de bereitgestellt. Geben Sie im Suchfeld auf unserer Homepage den folgenden Such-Code ein: OM89262

Dieses Buch geht auf ein Manual zurück, das der Autor im Auftrag des DRK erarbeitet hat und für das dem DRK das ausschließliche Nutzungsrecht zusteht. Wir danken dem DRK freundlich für die Einräumung des Nutzungsrechtes.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Klett-Cotta

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© 2020 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Jutta Herden, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von © Gilly Stewart on Unplash

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Printausgabe: ISBN 978-3-608-89262-8

E-Book: ISBN 978-3-608-11629-8

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20471-1

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort zur Neuausgabe

Herzlich willkommen zum Gesundheitsförderungsprogramm »Salute! – was die Seele stark macht«. »Gesundheit fördern durch Schatzsuche statt Fehlerfahndung« ist das Motto, unter dem das »Salute!«-Programm das Ziel verfolgt, psychosoziale Gesundheitsressourcen der Teilnehmenden zu entdecken und zu stärken.

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage hat das »Salute!«-Programm in der Praxis der Gesundheitsförderung in Deutschland als innovatives, weil konsequent ressourcenorientiertes Gesundheitsförderungsprogramm vielfache Beachtung und Umsetzung erfahren. Es trägt das Prüfsiegel »Deutscher Standard Prävention«, und die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen die Teilnahme ihrer Versicherten am Programm.

Für die hier vorliegende Neuausgabe des Kursleitermanuals wurden die theoretischen Grundlagen auf den neuesten Stand gebracht und insbesondere die gesammelten Praxiserfahrungen durch zahlreiche Änderungen und Ergänzungen in Form von zusätzlichen didaktischen Hinweisen, ergänzenden Übungen, Arbeitsblättern etc. eingearbeitet.

Ich hoffe und wünsche, den – aktuellen und zukünftigen – Kursleiterinnen und Kursleitern damit eine nützliche Grundlage für ihre praktische Arbeit in der psychosozialen Gesundheitsförderung anbieten zu können.

Das »Salute!«-Gesundheitsförderungsprogramm wurde seit Ende der 1990er-Jahre in Kooperation mit dem Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) entwickelt. In dieser Zeit hat es mehrere Entwicklungs- und Erprobungsphasen durchlaufen, an denen unterschiedliche Personen maßgeblich beteiligt waren. Seitens des DRK waren dies in den ersten Jahren Hildegard Klus und Elisabeth Krane, die aus Begeisterung für den Salutogenese-Ansatz die Entwicklung einer ersten Programmversion angestoßen und begleitet haben sowie auch eine Studie zur Evaluation der Programmeffekte bei Personen mit chronischen Erkrankungen ermöglicht haben. Mechthild Pilz-Oertel hat als freie Mitarbeiterin in dieser Zeit wesentliche inhaltliche Impulse für die erste Programmversion beigetragen. In den Jahren 2005 bis 2011 wurde das »Salute!«-Programm im DRK von Dr. Beate Groß betreut. Sie hat mit viel Geduld und Durchsetzungsvermögen die inhaltliche Weiterentwicklung des Programms vorangetrieben und organisierte die alljährlichen Schulungen für die Kursleiterinnen und Kursleiter. Dr. Anne Katrin Matyssek hat an einer früheren Programmversion als Co-Autorin mitgewirkt und wichtige inhaltliche Anstöße und didaktische Ideen eingebracht. Für die Erstausgabe des Kursleitermanuals im Jahre 2011 hat meine damalige Mitarbeiterin Diplom-Psychologin Patricia Franke die aktuelle Literatur recherchiert, das Literaturverzeichnis erstellt und die formale Gestaltung des Textes übernommen. Zahlreiche Kursleiterinnen und Kursleiter haben in den zurückliegenden Jahren durch ihre konstruktiven Rückmeldungen aus der Kurspraxis die Programmentwicklung entscheidend unterstützt. Viele Kursleiterinnen und Kursleiter haben sich ferner in den Jahren 2016 und 2017 an der kursbegleitend durchgeführten Evaluationsstudie beteiligt. Die positiven Evaluationsergebnisse waren letztlich die Grundlage dafür, dass das »Salute!«-Programm durch die Zentrale Prüfstelle Prävention als förderungsfähiges Präventionsprogramm nach § 20 SGB V zertifiziert werden konnte.

Meine Kollegin, Diplom-Psychologin Claudia Kampermann, führt seit vielen Jahren sehr erfolgreich die jährlich stattfindenden Kursleiterschulungen durch. Anmeldungen dazu sind über das GKM-Institut (info@gkm-institut.de) möglich.

Frau Dr. Christine Treml vom Klett-Cotta Verlag schließlich hat die Idee, das »Salute!«-Programm in der Reihe »Leben Lernen« zu publizieren, seinerzeit spontan aufgegriffen und letztlich mit viel Geduld durchgesetzt und auch die jetzt vorliegende Neuausgabe von Beginn an unterstützt.

Ihnen allen sei herzlich gedankt!

Ich wünsche mir, dass von dem vorliegenden Kursleitermanual reger Gebrauch gemacht wird, und bin immer dankbar für konstruktive Rückmeldungen aus der Kurspraxis.

Marburg, im November 2019

Gert Kaluza

Vorwort zur Erstausgabe

Zum Leitbild und dem Selbstverständnis des Deutschen Roten Kreuzes gehört es, sich für die Gesundheit und Gesundheitsförderung unterschiedlicher Zielgruppen einzusetzen. Die damit verbundenen Ziele sind Versorgungs- und Unterstützungsangebote, um die Stärkung der Themen und die Verbesserung einer gesundheitsförderlichen Lebensgestaltung der Mitbürgerinnen und Mitbürger zu ermöglichen.

In unseren gesellschaftlichen Zusammenhängen wird Gesundheit mit unterschiedlichen Vorstellungen und dem damit verbundenen Wissen darüber konnotiert. Gesundheit wird zum Beispiel als Privileg oder als Bürgerpflicht, als Lebensstil oder auch als Lebensfähigkeit, die es zu entwickeln gilt, verstanden. Gesundbleiben bzw. Gesundwerden ist die Basis unserer Handlungsfähigkeit. Wir benutzen sehr selbstverständlich den Begriff Gesundheit, und lange Zeit kam die medizinische Versorgung ohne eine explizite Definition dieses Begriffs aus. Da Gesundheit ein dynamisches Geschehen ist und sehr stark mit sozialen und kulturellen Kontexten korrespondiert, hat sich der Blick jenseits einer medizinischen Definition um eine biopsychosoziale Betrachtungsweise erweitert. Laut WHO ist Gesundheit »ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen«. Und: »Sich des bestmöglichen Zustands zu erfreuen, ist eine der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der Rasse, Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen und sozialen Stellung.« Gesundheitswissenschaftler/innen interpretieren Gesundheit, bezogen auf das Subjekt mit seinen Erfahrungen im Kontext von objektiven gesellschaftlichen Faktoren: »Gesundheit ist eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives, seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wiederhergestellt wird« (u. a. Badura). Die Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung korrespondiert mit dem salutogenetischen Ansatz von A. Antonovsky, der von Widerstandsressourcen ausgeht, die jeder Mensch zur Bewältigung von Stressoren und dem damit verbundenen Spannungserleben mobilisieren kann. Antonovsky spricht hier von dem Kohärenzgefühl (sense of coherence – SOC).

Der Ansatz von Antonovsky wurde im Deutschen Roten Kreuz vor über zehn Jahren als Grundlage genommen, ein Unterstützungsangebot für chronisch Kranke zu konzipieren. Unter dem Titel »Gesundheit aktivieren« wurde ein Konzept entwickelt, welches die psychosozialen Ressourcen – Protektivfaktoren – der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Der Blick richtet sich somit auch auf das Netzwerk der sozialen und kulturellen Kontexte, in denen die Kursteilnehmer/innen stehen.

In diesem Zusammenhang wurden Anfang 2000 Kursleiter/innen ausgebildet, die in einer Pilotphase das Handlungskonzept umsetzten. Die wissenschaftliche Auswertung wurde damals von Prof. Dr. G. Kaluza übernommen. Die Ergebnisse führten 2005 zu einer inhaltlichen und methodisch-didaktischen Überarbeitung mit dem Titel »Salute – die eigene Gesundheit kultivieren«, die von ihm übernommen wurde. Damit ist das Konzept nicht mehr nur auf chronisch Kranke ausgerichtet, sondern will Menschen ansprechen, die sich ausreichend gesund fühlen. Im Sinne eines work in progress dienten die Erfahrungen mit den Kursleiter-Qualifizierungs-Gruppen ab 2005 dazu, das Konzept durch die Perspektiven und Fragestellungen der anderen zu präzisieren.

Mit dem vorliegenden Buch »Salute! Was die Seele stark macht« liegt nun die letzte Überarbeitung vor. Das Buch bietet eine Handlungsanleitung für die Umsetzung des Kursprogramms. Ausgehend von dem theoretischen Hintergrund des salutogenetischen Ansatzes ist das Konzept in vier Module – Wohlbefinden und angenehmes Erleben im Alltag – Soziale Integration und soziale Unterstützung – Gesundheitsförderliche Einstellungen – Entwicklung eines positiven Zukunftskonzeptes – mit jeweils vier Bausteinen gegliedert. Gleichzeitig dient es als Grundlage für eine Kursleiter/innen-Qualifizierung, um Gruppen, die sich mit den eigenen gesundheitsförderlichen Potenzialen auseinandersetzen wollen, professionell begleiten zu können.

Wir hoffen, dass das Buch dazu beiträgt, über die Auseinandersetzung mit den Inhalten die eigene Kreativität und die Verborgenheit der vergangenen Wünsche wiederzufinden.

Berlin, im Februar 2011

Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, DRK-Vizepräsidentin

Hinweis:

Informationen zu Kursleiterschulungen für das »Salute!«-Gesundheitsförderungsprogramm erhalten Sie bei

GKM-Institut für Gesundheitspsychologie

Liebigstraße 31 a

35037 Marburg

info@gkm-institut.de

www.gkm-institut.de

TEIL A

Einführung und Grundlagen

Kapitel 1

Einführung in das »Salute!«-Gesundheitsförderungsprogramm

Herzlich willkommen zum Gesundheitsförderungsprogramm »Salute! – was die Seele stark macht«.

»Gesundheit fördern durch Schatzsuche statt Fehlerfahndung« – Wir begleiten Sie auf der Schatzsuche und geben Ihnen Werkzeuge zur Schatzsuche an die Hand.«

Dies ist das Motto des »Salute!«-Programms, nach dem Sie als zukünftige Kursleiterinnen und Kursleiter Ihre Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer darin unterstützen werden, ihre Gesundheit zu stärken. Dieses Einführungskapitel gibt Ihnen einen ersten Überblick über die Ziele und mögliche Zielgruppen, über den inhaltlichen und zeitlichen Aufbau des Programms sowie Hinweise zur organisatorischen Programmdurchführung und zur Evaluation.

1.1 Ziele

Gesundheit ist mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit und auch mehr als das bloße »Schweigen der Organe«. Positiv verstanden meint Gesundheit – entsprechend der Präambel der Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1946 – einen »Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen« (zit. n. Franzkowiak & Sabo 1993, S. 60). Gesundheitsförderung ist entsprechend auch mehr als bloße Krankheitsverhütung mittels Reduktion bekannter Risikofaktoren. Positiv verstanden zielt Gesundheitsförderung auf den Aufbau von personalen und sozialen gesundheitlichen Protektivfaktoren, die nachweislich zur Aufrechterhaltung und Steigerung des körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens beitragen. Dies ist der Grundansatz des hier vorliegenden Gesundheitsförderungsprogramms, das eine salutogenetische Perspektive konsequent in die Praxis der Gesundheitsförderung umzusetzen versucht. Es zielt darauf, die Teilnehmenden darin zu befähigen, Wohlbefinden in ihrem alltäglichen Leben zu entwickeln, ggf. auch in schwierigen Situationen aufrechtzuerhalten und zu stärken. Sie werden dazu angeleitet, Ressourcen, auf die sie in ihrem Alltag dabei zurückgreifen können, zu entdecken, ggf. auszubauen und gezielt zu nutzen.

Der inhaltliche Schwerpunkt des »Salute!«-Programms liegt dabei bei den psychosozialen Ressourcen der Gesundheit und nicht bei körperlichen Protektivfaktoren, wie z. B. einer gesunden Ernährung oder ausreichender und regelmäßiger Bewegung, durch die ebenfalls sowohl das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden gefördert werden kann.

Im Einzelnen fokussiert »Salute!« auf

Die damit angesprochenen psychosozialen Protektivfaktoren lassen sich kurz und bündig in den folgenden vier großen »S«, die vier wesentliche Grundpfeiler der psychosozialen Gesundheit darstellen, zusammenfassen: Selbstfürsorge, Soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeit und Sinnerleben.

Durch vielfältige Anregungen zur Selbstreflexion und zur Selbstbeobachtung, durch praktische Übungen, Gruppengespräche und Transferhilfen will »Salute!« die Teilnehmenden darin unterstützen, sich ihrer je individuellen gesundheitlichen Ressourcen in den genannten Bereichen bewusst zu werden sowie diese gezielt zu nutzen und auszubauen.

Eine ausführliche Darstellung des theoretisch-konzeptionellen Hintergrundes sowie der wissenschaftlichen Grundlagen der Programminhalte finden Sie im Kapitel 2.

1.2 Zielgruppen und Einsatzfelder

Das Gesundheitsförderungsprogramm »Salute!« ist von seiner Grundkonzeption her zielgruppenunspezifisch, das heißt, es wendet sich grundsätzlich an alle Personen, die psychosoziale gesundheitliche Ressourcen stärken und dadurch ihr alltägliches Wohlbefinden nachhaltig verbessern möchten. Sei es, dass sie bereits unter Beeinträchtigungen ihres körperlichen und psychischen Wohlbefindens leiden oder es erst gar nicht so weit kommen lassen wollen. In der Praxis ist es allerdings oft sinnvoll und notwendig, das Programm für spezifische Zielgruppen anzubieten. Derartige Zielgruppenbestimmungen können sich beispielsweise beziehen auf das Geschlecht und das Alter (z. B. junge Erwachsene, Generation 50 plus etc.), auf bestimmte Berufsgruppen, Funktionsträger oder Branchen (z. B. Pflegekräfte in Krankenhäusern, Altenpfleger, Polizisten, Lehrer, Führungskräfte in Unternehmen, Bankangestellte, Freiberufler, Mitarbeiter von Jobcentern, Zug- und Flugbegleiter, Ärzte, Außendienstmitarbeiter, Justizangestellte usw.) sowie insbesondere auf Menschen in besonderen Lebenslagen oder -phasen (Alleinerziehende, Eltern mit kleinen Kindern, berufstätige Mütter, pflegende Angehörige, Arbeitslose, Migranten usw.). Bei einer zielgruppenspezifischen Durchführung sind bei Beibehaltung der grundsätzlichen Programmstruktur selbstverständlich Sprachniveau, Beispiele und Materialien an die jeweilige Zielgruppe anzupassen.

Das »Salute!«-Programm wendet sich auch an Menschen mit chronischen körperlichen Erkrankungen oder Beeinträchtigungen mit dem Ziel, gesunde Anteile zu stärken und Wohlbefinden trotz der bestehenden körperlichen Einschränkungen zu fördern.

Bei der Programmentwicklung wurde Wert darauf gelegt, Sprachniveau und didaktische Methoden so zu wählen, dass sich dadurch nicht nur Angehörige der bildungsbürgerlichen Mittelschicht, sondern auch Personen aus bildungsferneren und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen angesprochen fühlen können. Damit möchte das Programm »Salute!« auch einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen leisten.

»Salute!« richtet sich an Menschen, die – auch wenn sie durch körperliche Erkrankungen, aktuelle Lebensumstände oder -krisen in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt sind – nicht an einer psychischen Erkrankung leiden. Die Grenzen sind hier fließend, und es ist in der Praxis nicht immer gleich zu Kursbeginn das Vorliegen einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung (z. B. depressive Störung, Angsterkrankung, Essstörung, Suchterkrankung) zu erkennen. Falls Sie als Kursleiterin im Kursverlauf den Eindruck gewinnen, dass es für eine Teilnehmerin sinnvoll sein könnte, psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, so sollten Sie dies (unter vier Augen) ansprechen und möglichst auf entsprechende Institutionen verweisen. Die Teilnahme an diesem Programm kann keine Psychotherapie ersetzen. Eine Teilnahme kann jedoch durchaus begleitend zu einer parallel laufenden Psychotherapie sinnvoll sein, dies sollte allerdings in jedem Fall mit Kenntnis und in Absprache mit dem/der jeweiligen Psychotherapeut/in geschehen.

Das »Salute!«-Programm kann im Rahmen des Gesundheitsförderungs- und Präventionsangebotes von Einrichtungen der Erwachsenenbildung (Volkshochschulen, Familienbildungsstätten u. Ä.), von gesetzlichen Krankenkassen und von Institutionen der beruflichen Fort- und Weiterbildung eingesetzt werden. Weitere Einsatzfelder liegen im Bereich der betrieblichen und schulischen Gesundheitsförderung sowie in der ambulanten und stationären Rehabilitation.

Das »Salute!«-Programm ist in Deutschland von der Zentralen Prüfstelle Prävention unter dem Titel »Salute! – was die Seele stark macht. Ressourcenorientiertes Stressmanagement« als förderungswürdige Präventionsmaßnahme im Handlungsfeld »Entspannung und Stressbewältigung« nach § 20 SGB V anerkannt. Das bedeutet, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Teilnahme ihrer Versicherten an diesem Programm bezuschussen. Voraussetzung dafür ist die vorherige Teilnahme des Kursleitenden an einer Kursleiterschulung. Diese wird regelmäßig vom GKM-Institut für Gesundheitspsychologie (www.gkm-institut.de) angeboten.

1.3 Inhaltlicher Aufbau

Das »Salute!«-Programm ist inhaltlich in vier Module gegliedert, die jeweils einen der oben genannten gesundheitlichen Protektivfaktoren, der vier großen »S«, thematisieren. Die 4 Module des Programms sind:

Jedes dieser vier Module besteht aus jeweils vier Bausteinen, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Die Nummerierung der Module impliziert nicht zwangsläufig auch eine zeitliche Reihenfolge bei der Durchführung des Programms. Welches Modul wann durchgeführt wird, kann somit flexibel gehandhabt werden. Die Bausteine innerhalb eines Moduls allerdings bauen inhaltlich aufeinander auf, ihre Reihenfolge ist somit festgelegt und sollte nicht verändert werden. Insgesamt stehen damit 4 Module × 4 Bausteine = 16 Bausteine zur inhaltlichen Gestaltung des Kurses zur Verfügung. Hinzu kommen eine Einstiegs-Sitzung (= 1. Kurseinheit) und eine Abschluss-Sitzung (= letzte Kurseinheit). Die Übersicht in Tabelle 1 verdeutlicht den modularen Aufbau des Programms.

Tabelle 1Überblick über den inhaltlichen Aufbau des »Salute!«-Programms

1.4 Ressourcenorientierung als Haltung

Das »Salute!«-Gesundheitsförderungsprogramm ist konsequent ressourcenorientiert. Es reiht sich damit ein in die Reihe der vielfältigen Interventionsansätze, die etwa seit Mitte 1980er-Jahre als Alternative zu den vorherrschenden einseitig defizitorientierten Modellen nicht nur in der Psychotherapie, sondern auch in unterschiedlichen Feldern der psychosozialen Beratung und sozialen Arbeit sowie in der Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt worden sind (vgl. z. B. Nestmann 1996, de Shazer 1997, Willutzki 2000, Reimann & Hammelstein 2006, Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2006, Fiedler 2011). Grundlegend für diese Ansätze ist die Annahme, dass jede Person – auch Personen mit sozialen oder psychischen Problemen oder Störungen – über je individuelle Ressourcen zur Bewältigung verfügt, die sie zur Bewältigung alltäglicher Anforderungen und zentraler Lebensaufgaben einsetzen kann. Dabei sind die Ressourcen der Person selbst nicht immer bewusst, oder sie sind durch aktuelle Ereignisse und Erlebnisse verschüttet und schwer zugänglich. Ziel ressourcenorientierter Interventionsansätze ist es daher, individuelle Ressourcen zu erkennen, zu stärken und, wo erforderlich, auszubauen.

Die Ressourcenorientierung des »Salute!«-Gesundheitsförderungsprogramms zeigt sich zum einen in der inhaltlichen Fokussierung auf die vier genannten psychosozialen Gesundheitsressourcen und die generelle Zielsetzung, vorhandene Ansätze in diesen Bereichen zu aktivieren und zu unterstützen sowie neue Ansätze zu entdecken und zu fördern. Ressourcenorientierung meint hier zum anderen darüber hinaus aber auch eine grundlegende methodische Herangehensweise und Haltung. Eine Herangehensweise und Haltung, die charakterisiert ist durch

Indem die Kursleiterin quasi modellhaft eine solche konsequent ressourcenorientierte Haltung realisiert und die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden immer wieder mit Beharrlichkeit auf die vorhandenen positiven Ansätze, auf Stärken und Erfolge lenkt, lernen diese selbst, ihre eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen zu erkennen und zu schätzen. Generalisierte Einstellungen der Hilflosigkeit und einseitige Opferhaltungen können allmählich aufgeweicht, und eigene Freiheitsgrade und Handlungsmöglichkeiten können entdeckt werden. Indem die Kursleiterin die Teilnehmenden nicht als hilflose Opfer ihrer Lebensumstände und -geschichte, sondern als aktiv handelnde, mit Kompetenzen ausgestattete Personen anspricht, können diese in sich selbst einen Wandel vom Opfer zum Akteur erleben.

Die gemeinte Haltung impliziert nicht, dass Erfahrungen von Leid, missglückten Beziehungen, Misserfolgen und Verlusten einfach ignoriert oder gar beiseitegeschoben werden sollten. Wenn Teilnehmende im Kursverlauf über derartige leidvolle Erfahrungen berichten, sollte die Kursleiterin diese mit verständnisvoller Empathie aufnehmen, ohne allerdings diese Erfahrungen emotional vertiefend zu explorieren. Sie kann stattdessen auf die Stärken und Kräfte fokussieren, auf die die Teilnehmenden zurückgreifen können (bzw. konnten), um die geschilderte schwierige Lebenssituation zu meistern oder zumindest zu tolerieren. Bildlich gesprochen: Wenn der Karren im Schlamm steckt, geht es nicht so sehr darum, den Schlamm in seiner spezifischen Konsistenz und Zusammensetzung zu analysieren und zu verstehen, sondern die möglichen Ansatzpunkte und Kräfte zu entdecken, zu ermutigen und zu verstärken, die den Karren – auch bei zukünftigen schwierigen Wegstrecken – herauszuziehen vermögen.

Die ressourcenorientierte Haltung der Kursleiterin erfährt da eine besondere Herausforderung, wo Teilnehmende trotz allen Bemühens beispielsweise keinerlei Anknüpfungspunkte für angenehmes Erleben im Alltag oder für unterstützende soziale Beziehungen, keine eigenen Erfolge oder positive Zukunftsvisionen zu entdecken vermögen. Die Kursleiterin sollte hier dem – naheliegenden – Impuls widerstehen, ihre Bemühungen im Sinne eines »mehr desselben« noch zu verstärken. Stattdessen sollte sie Verständnis für die Sichtweise der Teilnehmenden signalisieren, diese als momentane Wahrnehmung und momentanes Erleben annehmen und die Geduld und Zuversicht ausstrahlen, dass auch hier mit der Zeit Änderungen möglich sein werden. Gerade im Gruppensetting eröffnen sich hierfür wertvolle Chancen, indem Berichte und Schilderungen einzelner Teilnehmender über eigene erste positive Erfahrungen wichtige Impulse für die anderen Gruppenmitglieder enthalten können. Der ressourcenorientierten Grundhaltung entspricht es dann auch, solchen Teilnehmenden, die für sich Ressourcen entdecken und über positive Erfahrungen berichten können, mindestens ebenso viel Raum und Aufmerksamkeit zu schenken wie denjenigen Teilnehmenden, bei denen dies – noch – nicht der Fall ist.

1.5 Durchführungsvarianten