Impress
Die Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.
Tauch ab und lass die Realität weit hinter dir.
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Abella Mynd
Never Stop Fighting For Us
**Trau dich ins Cold Cage**
Neue Stadt, neues Glück? Diese Hoffnung hegt Aria, als sie nach Seattle zieht. Um sich über Wasser zu halten, fängt sie kurzerhand bei einem berüchtigten Fightclub als Barkeeperin an. Nacht um Nacht finden dort spektakuläre Käfigkämpfe statt, die Aria den Atem rauben – erst vor Fassungslosigkeit, dann aber fasziniert sie der Sport immer mehr. Besonders von Leander Black, dem Ausnahmetalent der Szene, kann sie den Blick nicht lösen. Schnell muss sie feststellen, dass er nicht nur im Kampf schonungslos sein kann, denn die beiden liefern sich immer wieder hitzige Schlagabtausche. Aria kann den arroganten Kämpfer nicht ausstehen, bis ausgerechnet Leander es ist, der ihr in einer aussichtslosen Situation seine Hilfe anbietet …
Für alle von Zweifeln geplagten Seelen:
Hört niemals auf, an Euch zu glauben.
Liebe*r Leser*in,
dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte. Aus diesem Grund befindet sich hier eine Triggerwarnung. Am Romanende findest du eine Themenübersicht, die demzufolge Spoiler für den Roman enthält.
Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest. Gehe während des Lesens achtsam mit dir um. Falls du während des Lesens auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, bleib damit nicht allein. Wende dich an deine Familie, Freunde oder auch professionelle Hilfestellen.
Wir wünschen dir alles Gute und das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser besonderen Geschichte.
Abella Mynd und das Impress-Team
Ich blinzelte verschlafen in Richtung der unzähligen Umzugskartons, die sich in meinem Schlafzimmer stapelten. Danach warf ich einen Blick auf den leuchtenden Digitalwecker, der mich soeben unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. Während die Zeitanzeige von einer Minute nach vier auf zwei Minuten nach sprang, dachte ich daran, noch liegen zu bleiben. Nur einen Moment, einen winzigen Moment, doch das Risiko, wieder einzuschlafen, war schlichtweg zu groß.
Mir entwich ein lustloses Stöhnen, dennoch richtete ich mich auf und verließ mit einem Ruck mein warmes und gemütliches Bett. Ich glaubte, so in der Art tat man es auch beim Abziehen von Pflastern: tief Luft holen, Augen zu und durch. Ich konnte nicht leugnen, dass es mir gewaltig gegen den Strich ging, in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, aber wie hieß es bekanntlich: Wer nicht hören wollte, musste fühlen. Und wer es für eine gute Idee hielt, sich zum wiederholten Mal die ersten fünf Staffeln Grey’s Anatomy reinzuziehen, anstatt seine Kartons auszupacken, sollte sich nicht darüber wundern, in Verzug geraten zu sein. Zu meiner Verteidigung, Umzüge waren nicht jedermanns Sache, zeitliche Planung auch nicht. Genauso wenig wie das Aufbauen von Möbeln oder das Ummelden der Adresse.
Mit einem Gähnen schlurfte ich durch den Flur, geradewegs in meine mit dem Wohnzimmer verbundene Küche.
Da es draußen noch dunkel war, knipste ich eine der Lampen an, die den Raum augenblicklich in ein warmes, karamellfarbenes Licht tauchte. Ich gähnte ein weiteres Mal und gestand mir ein, dass es durchaus ärgerlich war, keinen Kaffee im Haus zu haben. Das aufweckende Lebenselixier war vermutlich genau das, was ich im Moment gebraucht hätte. Ein Jammer, dass ich keinen Kaffee mochte.
Während ich mir ein Glas Wasser in der Spüle volllaufen ließ, wanderte mein Blick erneut zur Uhr und ich fragte mich, ob meine Pläne für diesen Morgen aufgehen würden.
Es stand einiges an. Da waren meine Klamotten, die darauf warteten, ausgepackt und in den Kleiderschrank sortiert zu werden, die Küche, die dringend geputzt und eingeräumt werden musste, und dann war da noch der Duschvorhang, der sich nicht von alleine anbrachte. Ganz zu schweigen von meinem Vorstellungsgespräch beim Seattle Magazine, zu dem ich unter keinen Umständen zu spät kommen durfte.
Einen Avocado-Toast und etliche Umzugskisten später, fand ich mich in meiner Dusche wieder, meinen Blick triumphierend auf den Vorhang gerichtet, der seit wenigen Augenblicken an der dafür vorgesehenen Stange hing. Ich grinste. Hätte ich gewusst, dass es so einfach war, dieses blöde Teil zu befestigen, hätte ich es schon viel früher getan. Stattdessen hatte ich mich seit Tagen davor gedrückt und mit jedem Mal, das ich unter die Dusche gesprungen war, in Kauf genommen, mein Badezimmer zu fluten.
Ich stieg aus der Wanne und trat einige Schritte zurück, um mein vollbrachtes Werk besser begutachten zu können. Stolz verschränkte ich die Arme vor der Brust, riss dabei allerdings mit meinem Ellenbogen das kleine Kosmetiktäschchen, welches auf dem Rand des Waschbeckens lag, herunter. Polternd landete der Inhalt auf den weißen Fliesen. Und auf meinem nagelneuen Badvorleger. Mit zusammengekniffenen Augen beäugte ich das Malheur und brummte. Meine Puderdose war zersprungen und ihr zerbröckelter Inhalt hatte sich quer über die helle Matte verteilt. Ich presste die Lippen zusammen und betrachtete es als Wink mit dem Zaunpfahl, endlich den Haufen schmutziger Wäsche zu waschen, der seit Tagen auf den Abtransport wartete.
Eine Viertelstunde später geisterte ich durch das totenstille Treppenhaus. Schien, als sei keiner meiner Nachbarn von der frühen Sorte. Was absolut verständlich war. Man sagte zwar, der frühe Vogel fange den Wurm, ich jedoch war da gewesen und konnte bestätigen: Da war kein Wurm. Sie konnten also getrost liegen bleiben.
Ich stieg die Treppe zum Keller hinab und überlegte nebenher, ob ich ihnen diesen wertvollen Rat als Begrüßungsgeschenk mit auf den Weg geben sollte. Plötzlich fragte ich mich, ob es überhaupt der neue Nachbar war, der die Geschenke verteilte? Es war genauso gut möglich, dass er derjenige war, der welche bekam.
Ich zuckte mit den Schultern. Es war ganz egal, wer die Geschenke erhielt, Fakt war, dass ich mich ihnen dringend vorstellen musste. Meine Mom lag mir damit seit Tagen in den Ohren. Damit und mit der Frage, wann ich sie das nächste Mal besuchen käme. Beim Gedanken an sie trat ein Lächeln in mein Gesicht. Mom war meine Seelenverwandte und meine beste Freundin. Fairerweise sollte ich erwähnen, dass es eine weitere beste Freundin namens Shannon gab. Beiden erklärte ich, sie wäre die Einzige. Man sollte den Leuten stets das erzählen, was sie hören wollten. War es nicht so?
Ich öffnete die Tür zum Keller und tastete anschließend blind nach dem Lichtschalter. Klimpernd und knackend erstrahlten vier alte Leuchtstoffröhren. Anstatt den Flur des Untergeschosses zu erhellen, blinkten zwei der Lampen ununterbrochen und eine weitere funktionierte gar nicht. Als ich die Spinnweben erblickte, die von der Decke hingen, verzog ich das Gesicht. Ich überlegte kurz, zurückzugehen und die schmutzige Wäsche in einen Waschsalon zu bringen, entschied mich jedoch dagegen und lief weiter. Darauf bedacht, in kein Spinnennetz zu laufen, schlich ich in geduckter Haltung den schmalen Gang entlang.
Ich hielt Ausschau nach einer Tür mit der Bezeichnung ›Waschraum‹ und atmete erleichtert auf, als ich sie schließlich entdeckte. Dass keine der Maschinen belegt war, stimmte mich zufrieden. Ein klarer Vorteil, den man als Frühaufsteher genoss. Während ich meine Wäsche gleich auf zwei Trommeln verteilte, gestand ich mir ein, dass ich absolut kein Problem damit gehabt hätte, auf eine freie Waschmaschine zu warten, hätte ich dafür länger schlafen können.
Nachdem beide Geräte Wasser gezogen und sich zu drehen begonnen hatten, machte ich mich auf den Weg zurück. Während ich darüber nachdachte, welchen Raum meiner Wohnung ich mir als Nächstes vornehmen sollte, kramte ich zeitgleich nach dem Wohnungsschlüssel in meiner Hosentasche. Er war nicht da. Ich tastete ein weiteres Mal nach ihm. Erst in der rechten Tasche, dann in der linken, doch war er nicht da. Er. War. Nicht. Da. Natürlich war er nicht da, ich konnte mich nämlich nicht daran erinnern, ihn überhaupt eingesteckt zu haben. Ich ließ meinen Blick durchs leere Treppenhaus schweifen und überlegte, was das für mich bedeutete. Es war mittlerweile schätzungsweise kurz vor sechs am Morgen und ich hatte weder einen Haustürschlüssel noch mein Handy bei mir. Ach, und hatte ich erwähnt, dass es kurz vor sechs war? Am Morgen?
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Ich belächelte mich für diese grandiose Aktion und verfluchte mich zur selben Zeit dafür, überhaupt aufgestanden zu sein. Ein paar Mal rüttelte ich an meiner eigenen Tür, nur um sicher zu gehen, dass diese auch wirklich zu war.
Sie war zu. Frustriert nahm ich die Tür der Wohnung gegenüber meiner in Augenschein. Diese war auch geschlossen, bloß stand mein Nachbar nicht ohne Schlüssel verzweifelt im Hausflur. Ich trat unbeholfen auf der Stelle herum und überlegte, ob es eine andere Lösung gab, als meinen Nachbarn aus dem Bett zu holen. Einen Moment haderte ich mit mir, kratzte schließlich all meinen Mut zusammen und klingelte. Während ich wartete, verfasste ich eine geistige Notiz an mich selbst.
Wenn Mama sagt, du sollst dich deinen Nachbarn vorstellen, dann mach es.
Als sich nach einigen Augenblicken nichts tat, läutete ich erneut. Es war mir wahnsinnig unangenehm, einen Fremden um diese Uhrzeit mit meinen Problemen zu belästigen, doch eine andere Möglichkeit blieb mir nun einmal nicht. Ich lauschte angespannt der Stille und vernahm wenig später Geräusche im Inneren der Wohnung. Kurz darauf öffnete sich die Tür.
»Was ist denn, verdammt?«, blaffte mich ein junger Kerl ungehalten an.
Meine aufgerissenen Augen starrten auf eine nackte Männerbrust. Anstatt sich zu heben, wanderte mein Blick ganz von selbst gen Süden. Blau-weiß karierte Boxershorts traten in mein Sichtfeld und meine Wangen begannen unverzüglich zu glühen. Nicht wegen der Boxershorts, sondern wegen der großen Wölbung, die darunterlag und direkt auf mich zeigte.
»Hi«, presste ich hervor und richtete meine Augen das erste Mal auf sein Gesicht. Sein aschblondes Haar war zerzaust und die Abdrücke seines Kopfkissens waren deutlich auf seinen Wangen zu erkennen.
»Ich bin Aria. Ich bin vor ein paar Tagen gegenüber eingezogen und ich …« Weiter kam ich nicht, denn es schien ihn nicht zu interessieren.
»Ist ja wirklich nett, dass du dich vorstellen willst, Süße, aber nicht um diese Uhrzeit.« Mit diesen Worten schlug er mir die Tür vor der Nase zu.
Entgeistert starrte ich dagegen. Was war denn das gewesen? Ja, es war früh, und ja, aus dem Bett geklingelt zu werden war mies, aber das? Der Kerl hatte mich nicht mal ausreden lassen.
Ich drehte mich um und trottete seufzend in den ersten Stock. Zum Glück gab es noch weitere Nachbarn. Ich konnte bloß hoffen, dass diese bessere Laune hatten.
Eine Dreiviertelstunde später stand die Tür zu meiner Wohnung offen. Ich hatte Bekanntschaft mit Mrs Patterson und ihrem Dackel Rufus gemacht. Zwar hatten die beiden ebenfalls müde und zerknautscht ausgesehen, waren jedoch im Gegensatz zu dem netten jungen Herrn, der die Wohnung gegenüber von mir bewohnte, freundlich und hilfsbereit gewesen. Mrs Patterson hatte mich hereingebeten und mir einen Kaffee angeboten, welchen ich daraufhin höflichst abgelehnt hatte. Sie hatte sich sogar die Mühe gemacht, die Telefonnummer des Hausmeisters rauszusuchen, der jedoch – wie hätte es auch anders sein sollen – nicht an sein Telefon gegangen war. Letztendlich war nur der Anruf beim Schlüsselnotdienst geblieben, dessen griesgrämiger Techniker in diesem Moment meine Wohnung betrat.
Er sah sich ein bisschen länger als nötig in meinem Eingangsbereich um, verstaute dann sein Werkzeug im Koffer und zückte ein Klemmbrett mit einem Rechnungsvordruck darauf. Gelangweilt blickte er auf seine Armbanduhr, kritzelte ein paar Zahlen auf das Blatt, riss es ab und reichte es mir.
»Zweihundertdreißig Dollar?«, fragte ich entsetzt.
Er zuckte mit den Schultern und holte ganz selbstverständlich das Kartenlesegerät hervor.
»Ich musste eine Dreiviertelstunde auf Sie warten und die Tür zu öffnen hat keine fünf Minuten gedauert«, protestierte ich.
»Was soll ich sagen, Ihren Schlüssel vergessen Sie mit Sicherheit kein zweites Mal.«
Dass er mich nicht einmal ansah, als er mit mir sprach, ließ mich innerlich kochen. Mir lag bereits die passende Antwort auf der Zunge, doch ich schluckte sie hinunter. Meine Widerworte änderten nichts an der Tatsache, dass diese verdammte Rechnung gezahlt werden musste. Mit zusammengebissenen Zähnen suchte ich nach meinem Portemonnaie und zog wenig später widerwillig meine Karte durch das Gerät. Anschließend verabschiedete ich den Penner und schloss etwas lauter als beabsichtigt hinter ihm die Tür.
Ich konnte nicht fassen, dass so etwas ausgerechnet jetzt passieren musste. Der Umzug nach Seattle hatte mich bereits all meine Ersparnisse gekostet. Nach drei im Voraus gezahlten Monatsmieten, einigen neuen Möbeln und den Kosten für den gemieteten Transporter war gerade noch genügend Geld geblieben, um meinen Kühlschrank bis Monatsende zu füllen. Weitere Ausgaben waren schlichtweg nicht drin.
Ich fuhr mir durch mein langes Haar und atmete tief durch. Es war noch nichts verloren. Da war immer noch der Job beim Seattle Magazine. Alles, was ich dafür tun musste, war, die Leute dort von mir zu überzeugen. Was ein Klacks war, immerhin hatte ich seit Kurzem den Abschluss in Medienkommunikation und Journalismus in der Tasche. Außerdem hatten sie mich eingeladen, was sollte schon schiefgehen?
Ich wusste, dass Eigenlob stank, aber wenn ich nicht an mich glaubte, wer sollte es dann tun?
***
Einige Stunden später lief ich fluchend den Broadway entlang. Es regnete in Strömen. Je dichter ich mich meinem Ziel, dem Coffeeshop am Ende der Straße, näherte, desto stärker wurde der Regen. Ich beschleunigte mein Tempo, eilte zur Ladentür und atmete erleichtert auf, als ich die Starbucks-Filiale schließlich betrat. Meine nassen Klamotten klebten an meinem Körper und mein Haar triefte. Was für ein beschissener Tag.
Ein Lachen ertönte. »Wie siehst du denn aus?«
Ich hob den Blick und entdeckte Lyla, die hinter dem Tresen stand und mich amüsiert musterte.
Sie war eine der Baristas, die hier arbeiteten. Da ich seit meiner Ankunft in Seattle fast täglich hier gewesen war, hatten wir uns mittlerweile angefreundet.
Lyla umrundete den Tresen und warf mir ein frisches Geschirrhandtuch zu. »Wie ist dein Vorstellungsgespräch gelaufen?«
Ich seufzte. »Frag nicht.«
»So schlimm?«
Ich gab ihr keine Antwort. Stattdessen trocknete ich mein Gesicht und wrang mein nasses Haar aus.
»Verstehe. Heiße Schokolade mit Sahne?«
Nickend reichte ich ihr das Handtuch. »Mit viel Sahne.«
»Eine Tasse Sahne mit ein bisschen heißer Schokolade, kommt sofort.«
Ein tristes Lächeln huschte über meine Lippen. Es wäre mir lieber gewesen, sie hätte mich nicht an das verdammte Vorstellungsgespräch erinnert. Ich fragte mich, was mich hatte annehmen lassen, die Chancen auf den Job stünden gut? Ich war ein Mädchen aus der Kleinstadt. Meine wöchentliche Kolumne bei einem Online-Klatsch-Magazin, zu der ich im Rahmen meines Studiums gekommen war, hatte kaum mehr Leser als das Seattle Magazine Mitarbeiter.
»Vielen Dank, Miss Marx, wir melden uns bei Ihnen.«
Ich würde nie wieder etwas von denen hören, so viel war sicher.
Während ich auf mein Getränk wartete, wanderte mein Blick durch den Laden. Ganz von selbst streifte er das Schwarze Brett an der Wand mir gegenüber. Ich trat näher und überflog die Anzeigen, die die Leute aus der Umgebung angepinnt hatten. Manche suchten nach einem Babysitter, andere nach jemandem, der den Einkauf erledigte oder mit dem Hund rausging. Nicht gerade das große Los.
Ich warf den Kopf in den Nacken und stöhnte. Ich würde mich einfach auf den Hosenboden setzen und weiter Bewerbungen schreiben. Die Einnahmen meiner Kolumne reichten für einen Großteil der Miete, das restliche Geld würde ich mir borgen müssen.
Eine Viertelstunde später saß ich an einem Platz am Fenster und beobachtete den Regen, der gegen die Scheibe prasselte. Man konnte das Wetter des Pazifischen Nordwesten lieben oder hassen. Ich, für meinen Teil, hatte meinen Frieden damit geschlossen. Ich war nicht weit von hier in einem hölzernen Haus am See aufgewachsen. An den verregneten Nachmittagen hatte es meine Mom und mich oftmals hinaus auf die Veranda gezogen. Wir waren in Decken gehüllt gewesen, hatten warmen Kakao getrunken und den Regentropfen gelauscht, die leise auf das Wasser getrommelt hatten. Ein Schwall Heimweh überkam mich aus dem Nichts. Alles in mir schrie danach, Mom anzurufen und ihr von meinem Tag zu erzählen.
Ich griff gerade nach meiner Tasche, um nach meinem Telefon zu kramen, als ich sah, wie sich die Ladentür öffnete und eine junge Frau die Filiale betrat. Sie bewegte sich zielstrebig in Richtung Tresen und schlug dort gleich zweimal mit der flachen Hand auf das Holz.
»Kundschaft!«
Lyla, welche ihr den Rücken gekehrt hatte, erschrak und wirbelte herum. »Wann hörst du bloß endlich damit auf?«, fragte sie genervt.
»Ich ärgere dich doch nur ein bisschen, Schwesterchen.«
Ich spitzte die Ohren. Interessant, die beiden waren Geschwister.
»Kaffee?«
»Einen Doppelten.«
Lyla schmunzelte. »Lange Nacht gehabt?«
»Kannst du nicht einfach zurückkommen?«
»Vergiss es«, erwiderte Lyla und reichte ihr den Kaffee. »Ich habe keine Lust mehr, bis spät in die Nacht zu arbeiten.« Sie deutete in meine Richtung und meine Augen wurden groß. »Aber Aria sucht einen Job.«
Ich tat was?
Die junge Frau, die Lylas ältere Schwester zu sein schien, kam mit ihrem Getränk in der Hand auf mich zu und ließ sich ungebeten neben mir nieder.
»Hi, ich bin Robin«, stellte sie sich vor. »Hast du Erfahrungen hinter der Bar?«
Hinter der Bar?
Ich blickte auf und sah Lyla fragend an. Anscheinend hatte sie da etwas falsch verstanden. Ich war nach Seattle gekommen, um hier als Journalistin Fuß zu fassen, nicht, um Barkeeperin zu werden. Als ich ihr schiefes Grinsen bemerkte und den erwartungsvollen Blick ihrer Schwester auf mir spürte, seufzte ich leise. »Ich habe vor ein paar Jahren mal gekellnert.«
»Das sollte fürs Erste genügen«, gab Robin zufrieden zurück.
»Was ist das für eine Bar?«
»Kennst du das Cold Cage?«
»Sie ist neu in der Stadt, Robin«, erklärte Lyla.
Aufmerksam musterte ich die zwei. Erst jetzt fiel mir die Ähnlichkeit zwischen ihnen auf. Sie hatten beide dieselben kantigen Gesichtszüge. Robin hatte ein kleines Grübchen am Kinn. Lyla hatte ebenfalls eines, ihres war jedoch weniger ausgeprägt. Doch was besonders auffiel, war das strahlende Blau ihrer Augen.
»Was ist das für ein Laden?«, fragte ich erneut.
Robins Mundwinkel zuckten. »Besuch uns heute Abend und finde es heraus.« Ehe ich etwas erwidern konnte, erhob sie sich. »Sei um viertel vor elf da. Lyla gibt dir die Adresse.«
Die Adresse, die mir Lyla gegeben hatte, gehörte zu einem unscheinbaren Gebäude auf dem Broadway, ein Stück weiter südlich des Cal Anderson Parks. Ich hatte einen Augenblick gebraucht, bis ich den Eingang der Bar ausgemacht hatte.
Entgegen meinen Erwartungen hatte kein großes, beleuchtetes Schild mit dem Namen der Bar über der Tür gehangen. Nein, denn das Schild mit der Aufschrift ›Cold Cage‹ hing klein und ebenso unscheinbar wie das Gebäude selbst an der gemauerten Hauswand. Im Grunde genommen war es der Türsteher gewesen, der meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Allem Anschein nach war das Cold Cage gar keine Bar, sondern ein Club.
Ich stand bereits geschlagene fünf Minuten in ein paar Metern Entfernung auf dem Bürgersteig und verfolgte das Geschehen, als zwei junge Mädchen, nicht älter als sechzehn, kichernd auf den Eingang zutraten. Unauffällig schielte ich hinüber und beobachtete, wie der große Kerl mit den breiten Schultern sich ihnen in den Weg stellte. Ich hörte ihn sprechen, verstand jedoch aufgrund der Entfernung keines seiner Worte. Nachdem beide Mädels verlegen mit dem Kopf geschüttelt und danach mit ihren falschen Wimpern geklimpert hatten, schickte er sie fort. Ich sah ihnen gerade dabei zu, wie sie in die Richtung trotteten, aus der sie gekommen waren, als mich ein Rufen zurück ins Hier und Jetzt holte.
»Kommst du endlich rein oder hast du auch deinen Ausweis vergessen?«
Ich wandte mich um und trat näher.
»Sehe ich etwa aus wie unter einundzwanzig?«
Er lachte. »Die korrekte Antwort auf diese Frage gibt es vermutlich nicht.«
»Touché.«
Als sein Mundwinkel zuckte, fiel mein Blick auf den kurz getrimmten Bart, der sich bis hoch zu seinen Wangen zog. Sein Barthaar war ebenso dunkel, wie das volle Haar auf seinem Kopf. Es war gut möglich, dass er Mexikaner war.
»Ich hab dich hier noch nie gesehen. Bist zum ersten Mal hier, was?«
Andere hätten seine Freundlichkeit vermutlich als Flirtversuch gewertet, ich jedoch war mir sicher, der Kerl war einfach nur nett.
»Robin hat mich eingeladen.«
»Na, wenn das so ist«, sagte er mit hochgezogener Braue und trat einen Schritt beiseite, »herzlich willkommen im Cold Cage.«
Ich nickte ihm dankend zu und verschwand durch die Tür.
Rechts von mir lag ein langer, spärlich beleuchteter Gang, auf dem sich einige der Gäste tummelten. Ich setzte mich in Bewegung, orientierte mich an ihren Stimmen und folgte dem Gelächter, bis ich schließlich das Dröhnen der Musik vernahm. Mein Weg führte mich vorbei an den Toilettenräumen bis hin zur Garderobe. Bei den Temperaturen hier drin entschied ich, dass es vermutlich eine kluge Idee war, meine Jacke abzugeben, und drang anschließend weiter ins Innere vor.
Ich betrat eine riesige Halle mit hohen Decken, von der Strahler gedimmtes Licht in bunten Farben auf den Boden warfen. Der Bass hämmerte aus den Lautsprechern, doch niemand tanzte. Als ich meinen skeptischen Blick über die Umgebung schweifen ließ, stach mir ein Käfig aus massiven Gitterstäben ins Auge. Er befand sich mitten im Raum und wirkte gigantisch.
Was zur Hölle war das für ein Laden?
Zögerlich trat ich auf den langen Bartresen zu meiner Rechten zu. Er zog sich beinahe über die komplette Längsseite der Halle. Ein großer Schriftzug aus leuchtenden Buchstaben prangte an der Wand dahinter.
»Fight«, flüsterte ich vor mich hin.
Ich brauchte einen Augenblick, um zu verstehen. Schlussendlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich befand mich inmitten eines Fightclubs.
»Was bekommst du?«, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.
Hinter dem Tresen stand eine junge, bildhübsche Frau. Ihr dunkelbraunes, glänzendes Haar ging ihr bis zur Taille. Sie hatte funkelnde Augen, volle Lippen und die reinste Haut, die ich je gesehen hatte.
»Ein Glas Chardonnay, bitte.«
Sie lachte überheblich auf. »Sieh dich mal um, sieht es für dich so aus, als gäbe es hier feinen Wein?«
Ich hob die Braue. Für diese Aussage gab es definitiv Abzüge in der B-Note.
»Sie nimmt einen Martini.«
Ich fuhr herum und entdeckte Robin, die sich auf einem der Barhocker neben mir niedergelassen hatte.
»Du bist gekommen«, stellte sie freudig fest.
Ich nickte bestätigend.
»Und?« Robin sah sich um. »Was meinst du?«
»Ich meine, ihr hättet mir vorher ruhig sagen können, um was es geht.«
»Wärst du dann gekommen?«
Die Antwort auf diese Frage kannte ich selbst nicht. Ich seufzte und beugte mich zu ihr. »Ist das überhaupt legal?«
»Na, hör mal, Mixed Martial Arts ist ein anerkannter Kampfsport. Außerdem sind unsere Kämpfe alle angemeldet«, erwiderte Robin und erhob sich. »Setz dich, trink etwas und sieh dir den Kampf an. Wir sprechen uns später.«
Sie umrundete den Tresen und wandte sich der dunkelhaarigen Schönheit dahinter zu. »Arias Getränke gehen aufs Haus.«
Die Brünette nickte und servierte mir wenig später einen geschüttelten Martini mit Olive. »Du bist also diejenige, die hier anfangen will.«
»Sieht ganz so aus«, entgegnete ich möglichst selbstsicher. Dass ich dabei noch meine Zweifel hatte, behielt ich lieber für mich.
Mir schien, als entdeckte ich ein verborgenes Lächeln in ihrem Mundwinkel. Sie reichte mir ihre Hand. »Ich bin Naomi.«
»Aria, freut mich.«
Während ich einen Schluck von meinem Getränk nahm, ließ ich den Blick durch den Raum gleiten. »Verdient man hier gut?«
»Quentin zahlt mittelmäßig, aber wir dürfen jeden Dollar Trinkgeld behalten«.
»Wer ist Quentin?«
Naomi deutete auf den Käfig. Ich drehte meinen Kopf und erblickte einen Mann mit längeren gräulichen Haaren und einem dazu passenden Bart. Er stand breitbeinig inmitten des Metallgehäuses und hielt ein Mikrofon in seiner Hand.
»Ladies and Gentlemen, seid ihr bereit für einen Kampf, wie ihr ihn noch nie zuvor erlebt habt?« Die Menge begann zu grölen und tummelte sich enger um den Käfig herum. »Einen Kampf Mann gegen Mann, Tier gegen Tier.«
Kam es nur mir so vor oder trug der Kerl ziemlich dick auf?
Ich spähte rüber zu Robin, die sich mittlerweile zu Naomi gesellt hatte und ihr zur Hand gegangen war. Sie bemerkte meine Blicke nicht. Stattdessen schaute sie gespannt in Richtung Käfig. Ein stolzes Lächeln lag auf ihren Lippen.
»Er hat San Francisco im Sturm erobert. Er ist durch diese Stadt gefegt und hat nichts als Schutt und Asche hinterlassen. Wird er Seattle bezwingen? Wir werden es heute Abend herausfinden. Begrüßt mit mir den Tornado unter den Winden, den lautesten Donner, den grellsten Blitz am Himmel, begrüßt mit mir The Storm, begrüßt Terry Wilson.«
Als die Leute zu jubeln begannen, richtete ich meinen neugierigen Blick zurück auf das Geschehen. Ein Mann, groß und kräftig, trat auf den Käfig zu. Er hatte langes Haar, welches zum Männerdutt gebunden war, trug rote Shorts und passende Kampfhandschuhe. Die Hände zu Fäusten geballt und den Blick starr zu Boden gerichtet, gesellte er sich zu Quentin.
»Und jetzt einen tosenden Applaus für unseren Platzhirsch, den Kämpfer, der noch nie zu Boden gegangen ist. Ein Mann schneller als sein Schatten. Unschlagbar, unbesiegbar. Hier ist für euch Blackout. Hier ist Leander Black!« Er zog den Namen des Kämpfers in die Länge und die Menge rastete aus.
Es war deutlich zu erkennen, wer der Favorit des heutigen Abends war. Wie gebannt blickte ich zum Käfig. Als dann ein Kerl, groß und breit wie ein Schrank, auf die Mitte des Raumes zuging, erklangen ohrenbetäubende Zurufe und laute Pfiffe. In seinem Blick lag nichts, außer dem Willen zu gewinnen. Wenn ich gedacht hatte, Terry Wilson sei kräftig, dann war dieser Typ aus Stahl. Jeder Muskel seines Sixpacks zeichnete sich selbst aus der Entfernung ab und wenn man genauer hinsah, konnte man sogar erkennen, dass es kein Sixpack, sondern ein Eightpack war. Ein tätowierter Schriftzug zierte seine Brust. Blood Will Have Blood stand dort in schwarzen Buchstaben geschrieben. Ich dachte über die Bedeutung der Worte nach, wurde jedoch unterbrochen, als Quentins Stimme erneut ertönte.
»Seid ihr bereit? Dann lasst mal was hören!« Er brüllte ins Mikrofon und erneut drehte die Meute durch.
Ein leicht bekleidetes Mädel stieg auf ein Podest nahe dem Käfig. Sie posierte und hielt ein Schild mit der Ziffer Eins in die Höhe. Die beiden Kämpfer brachten sich in Position, vernichteten ihr Gegenüber mit hasserfüllten Blicken.
»Drei, zwei, eins … Fight!« Quentin gab den Startschuss und die Menge schrie. »Black! Black! Black!«
Wilson bewegte sich als Erster. Er tänzelte um Black herum, holte dann zum ersten Schlag gegen ihn aus. Black wich mühelos zurück und platzierte Sekunden später einen Schlag, der Wilson mitten ins Gesicht traf. Die Leute klatschten und feierten Black schon beinahe als Sieger. Wilson sammelte sich kurz, griff dann erneut an, verfehlte Black jedoch wieder. Dieser sprang zur Seite und landete kurz darauf den nächsten Treffer. Seine Faust traf Wilson über seinem rechten Auge. Die Augenbraue platzte auf, Blut spitzte und er taumelte zurück. Ich saß wie gefesselt da und starrte fassungslos auf den Käfig, als plötzlich ein Gong ertönte und die erste Runde beendete. Mein Herz raste, denn ich hatte so was noch nie gesehen.
»Na, Süße, zum ersten Mal hier?«
Ich erschrak, als sich ein Kerl mit Glatze ohne Vorwarnung zu mir gesellte.
»Quatsch nicht rum, sag mir lieber, was du trinken willst«, übernahm Naomi für mich. Sie zwinkerte mir zu, schenkte nebenher einen Whisky aus und kassierte mehrere Dollar Trinkgeld.
Unauffällig beobachtete ich, wie sie einen Batzen Geld aus ihrer Hosentasche zog, um die ergatterten Scheine dazuzulegen. Einen zugegebenermaßen beachtlichen Batzen Geld. Ich rief mir ins Gedächtnis, was Naomi zum Thema Trinkgeld zu sagen gehabt hatte. Viel Zeit, um darüber nachzudenken, blieb mir allerdings nicht, denn das Mädel auf dem Podest hielt das Schild mit der Ziffer Zwei hoch und gab die nächste Runde frei.
Black, der im Gegensatz zu Wilson noch keinen einzigen Kratzer hatte, gab sich siegessicher. Er strotzte vor Selbstbewusstsein und ließ keinen Zweifel daran, dass dieser Käfig ihm gehörte. Er umkreiste Wilson und schlug dieses Mal als Erster zu. Er traf dessen Oberkörper. Anscheinend nicht so hart, wie er es beabsichtigt hatte, denn Wilson holte mühelos zum Gegenschlag aus. Mit einer Links-rechts-Kombination traf er Black, dessen Kopf zur Seite flog. Zähneknirschend stürzte sich Black daraufhin auf Wilson und landete einen Treffer an dessen Schläfe. Wilson schwankte, wirkte benommen und doch versetzte er Black im nächsten Moment einen kräftigen Kick in den Magen. Black brüllte und fiel einige Schritte zurück.
Mir gefror das Blut in meinen Adern. Wer zur Hölle tat sich so etwas freiwillig an?
Als der erlösende Gong ertönte, verschwanden Black und Wilson in ihre Ecken. Ich beobachtete, wie Quentin auf Black einredete. Er war außer sich, drillte ihn, bis wenig später die nächste Runde startete. Die Stimmung der Zuschauer hatte sich verändert, ihre Anspannung war deutlich zu spüren.
Black und Wilson standen sich wachsam gegenüber. Es schien, als warteten sie auf einen Fehler des anderen. Plötzlich beugte Black sich vor und rief Wilson etwas zu, das nur er verstehen konnte. Was auch immer es gewesen sein mochte, es brachte ihn dazu, zum Schlag auszuholen. Black duckte sich und rammte ihm im Gegenzug seine Faust ins Gesicht. Frisches dunkelrotes Blut lief aus dem Cut an Wilsons Augenbraue und behinderte seine Sicht. Black nutzte das aus, um einen weiteren Treffer zu landen.
Die Zuschauer jubelten, erneut ertönten Pfiffe. Black sah triumphierend in die Menge. Ich beobachtete ihn dabei. Die stolze Haltung, jeder Muskel in seinem Körper bis zum Zerreißen angespannt. Und mit einem Mal trafen sich unsere Blicke, einfach so. Wir starrten einander an und die Zeit blieb stehen. Die Stimmen um mich herum wurden leiser, bis sie schließlich verstummten. Einen Augenblick lang gab es nur ihn und mich. Doch Blacks Unachtsamkeit wurde ihm zum Verhängnis, als Wilsons Faust ihn hart am Kinn traf. Er taumelte und ging zu Boden.
Ich schreckte auf, presste die Hand auf meinen Mund und hielt den Atem an. Ich sah zu, wie sich Wilson auf Black stürzte und immer wieder auf ihn einschlug. Mein gesamter Körper stand mit einem Mal unter Strom. Entsetzt versuchte ich meinen Blick abzuwenden, schaffte es jedoch nicht.
Black brüllte. Er wand sich unter Wilson, traf ihn mit einem Hieb an den Rippen und kämpfte sich dann zurück in den Stand. Im Bruchteil einer Sekunde holte er zu einem Sidekick aus und traf Wilson damit am Kopf. Bewusstlos sackte dieser zusammen, danach wurde es still.
Ein Arzt stürmte in den Käfig, dicht gefolgt von Quentin, der Blacks Arm in die Höhe riss und ihn damit zum Sieger erklärte. Kurz darauf brach der bisher ohrenbetäubendste Jubel aus.
Black, der mittlerweile seinen Zahnschutz rausgenommen und sein Siegerlächeln aufgesetzt hatte, ließ sich feiern. Mir fiel auf, wie gutaussehend er eigentlich war. Durch seine aufgeplatzten und blutverschmierten Lippen blitzten strahlend weiße Zähne. Selbst sein geschwollenes Auge tat seiner Schönheit keinen Abbruch.
»Warum so blass?«, neckte mich Robin, die mir gegenüber am Tresen lehnte und die Arme verschränkte.
»Der Job ist nichts für sie«, mischte sich Naomi ein.
»Ganz im Gegenteil, ich will die Stelle.«
Ich brauchte nicht lange, um zu verstehen, dass der Job wie für mich geschaffen war. Die Stelle hinter der Bar schien mir relativ simpel und viel weniger anstrengend als die Lauferei, die man als reguläre Kellnerin auf sich nahm. Ich würde abends arbeiten und hätte tagsüber Zeit, um Bewerbungen zu schreiben. Wenn man sich dann den Batzen Trinkgeld ansah, den Naomi heute Abend ergattert hatte, konnte man gar nicht anders, als Ja zu sagen. Das Einzige, das es zu ignorieren galt, waren die brüllenden und blutenden Kerle, die im Käfig umhersprangen und sich an die Gurgel gingen.
»Na dann«, brachte Robin grinsend hervor, »will ich dir mal meinen Vater vorstellen.« Sie stieß sich vom Tresen ab und winkte jemanden herbei.
Ich folgte ihrem Blick und stutzte, als Quentin auf uns zukam. »Moment mal, Quentin ist dein Vater?«
Robin nickte bestätigend. »Dad, ich möchte dir Aria vorstellen. Sie ist neu in der Stadt und scharf auf den Job.«
Ich reichte Quentin die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit, die meinen Puls ansteigen ließ. »Ich bin Quentin.«
Ich biss mir auf die Lippe und nickte, woraufhin er mich eindringlich musterte. »Du willst also für mich arbeiten?«
Anspannung machte sich in mir breit. Mein Blick wanderte zu Naomi, streifte Robin und legte sich anschließend wieder auf Quentins Gesicht. »Ja.«
Er schwieg einen Moment lang, verzog dann aber die Lippen zu einem Lächeln. »Komm in fünf Minuten in mein Büro.«
***
Ich knetete nervös die Hände und starrte auf die Tür, die vor mir lag. Ich konnte es selbst kaum glauben, doch ich stand kurz davor, meinen ersten Job in Seattle an Land zu ziehen. Gut, mit Journalismus hatte das Ganze nicht viel zu tun, um ehrlich zu sein kein bisschen, aber darum ging es im Moment auch nicht. Im Moment ging es darum, Geld zu verdienen, um meine Miete zu bezahlen.
Ich holte tief Luft und hob die Hand, um an das Türblatt zu klopfen, hielt jedoch inne, als Stimmen aus dem Büro ertönten.
»Wo warst du gestern Abend?«, hörte ich Quentin fragen.
»War beschäftigt«, entgegnete eine tiefe Männerstimme.
»Ich habe eine geschlagene Stunde auf dich gewartet.«
Jemand lachte. »Ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu trainieren.«
»Ohne mein Training wäre der heutige Kampf anders ausgegangen.«
Meine Augen weiteten sich. Es lag auf der Hand, dass dieses Gespräch nicht für meine Ohren bestimmt war. Ich blickte unauffällig nach links und rechts, doch anscheinend hielt sich niemand außer mir in den Hinterräumen des Clubs auf. Ich dachte darüber nach, zurück zu Robin zu gehen, entschied mich jedoch dagegen. Immerhin wollte ich etwas von Quentin.
»Ich verliere nicht und das weißt du«, knurrte die Stimme.
Kurz darauf ertönten schwere Schritte. Jemand ging auf die Tür zu und riss diese ohne Vorwarnung ruckartig auf. Noch bevor ich zur Seite weichen konnte, lief ein breiter, hochgewachsener Kerl in mich hinein. Als ich erschrocken aufsah, bestätigte sich, was ich bereits vermutet hatte. Vor mir stand Leander Black.
Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Dabei waren es nicht die Verletzungen in seinem Gesicht, die mich frösteln ließen, oder das getrocknete Blut, sondern sein eiskalter Blick. Er glitt an mir hinab. Quälend langsam.
»Du stehst im Weg.« Mehr sagte er nicht, schob sich an mir vorbei und ließ mich stehen.
Ich hob die Braue und sah ihm verwirrt hinterher. Was war denn das?
Stöhnend presste ich mir mein Kopfkissen gegen das Ohr, als es zum wiederholten Mal an meiner Tür klingelte. Ich wollte schlafen. Wer zum Henker hatte das nicht verstanden? Genervt wälzte ich mich hin und her, rang mich aber dennoch durch, einen Blick auf den Wecker zu meiner Linken zu werfen. Die Uhr zeigte kurz nach acht. Was zum Teufel war so wichtig?
Als es erneut läutete, fuhr ich mir seufzend mit den Händen über mein Gesicht. Ich schlug die Decke zurück, kletterte aus dem Bett und schlich verärgert in Richtung Haustür. Mit verschlafenem Blick drehte ich den Schlüssel im Schloss herum und öffnete.
»Guten Morgen, ich dachte schon, es sei keiner da«, begrüßte mich ein junger Kerl.
Ich schaute ihn verwundert an. Irgendwoher kannte ich ihn.
Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Damian, ich wohne gegenüber.«
Natürlich, er war der grantige Nachbar von gestern Morgen.
Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich mich erinnerte. Gerade holte ich Luft, um etwas zu sagen, da kam er mir zuvor. »Ich wollte mich entschuldigen, ich …« Er hielt inne und sah an mir hinab. »… habe dich geweckt.«
Ich tat es ihm gleich und ließ meinen Blick langsam an mir hinabgleiten. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich einen grauen Pyjama mit rosafarbenen Herzchen darauf trug. Röte stieg mir ins Gesicht.
»Hast du«, bestätigte ich kleinlaut. »A-a-aber das macht nichts«, setzte ich hinter, »immerhin sind wir jetzt quitt.« Ich lächelte unsicher und sah ihn an.
Damians Mundwinkel hüpfte. »Allerdings. Bloß bist du um einiges freundlicher.«
»Sag mal, wolltest du etwas Bestimmtes?«, erkundigte ich mich.
»Ich wollte mich für meine gestrige Reaktion entschuldigen. Und jetzt auch dafür, dass ich dich aus dem Bett geholt habe.«
Ich rieb mir über die Stirn. »Halb so wild, ist schon vergessen.«
»Ich würde es trotzdem gerne wiedergutmachen. Wie wäre es mit Frühstück?«
Ich hob die Braue und sah ein weiteres Mal an mir hinab.
Er räusperte sich. »In zwanzig Minuten bei mir?«
Es war wirklich nett von ihm, mich einzuladen, dennoch sträubte sich etwas in mir. Ich kannte den Kerl überhaupt nicht. »Das ist lieb gemeint, aber ich habe schon eine Verabredung«, log ich, nur um festzustellen, wie miserabel meine Ausrede klang. »Zu der ich im Übrigen mit großer Sicherheit zu spät gekommen wäre, wenn du mich nicht wachgeklingelt hättest«, fügte ich rasch hinzu.
»Gern geschehen.« Er rieb sich verlegen über den Hinterkopf und wirkte ein Stück weit enttäuscht. »Na dann, vielleicht ein anderes Mal.«
Ich lächelte erneut. »Vielleicht.«
Nachdem Damian gegangen war, marschierte ich durch den Flur zurück in mein Schlafzimmer, wo ich das erste Mal an diesem Morgen in den Spiegel sah. Als ich das Vogelnest auf meinem Kopf bemerkte, schreckte ich auf. Dass der Kerl mich bei diesem Anblick zum Frühstück eingeladen hatte, grenzte schon fast an ein Wunder. Vermutlich hatte ich ihm leidgetan.
Lachend schlug ich mir die Hand vor die Augen. Glücklicherweise gab es wichtigere Dinge. Beispielsweise die Tatsache, dass ich einen Job hatte. O ja, Quentin hatte mir den Job gegeben. Wir hatten gestern Nacht bereits alle formellen Dinge geklärt, was bedeutete, dass ich heute Abend zu meiner ersten Schicht antreten würde.
Frohen Mutes riss ich die Türen meines Kleiderschrankes auf und warf einen skeptischen Blick hinein. Es lag Arbeit vor mir. Sehr viel Arbeit.
***
Mich für Heels und gegen Sneaker entschieden zu haben, war eine äußerst dumme Idee gewesen. Die Schuhe drückten und meine Füße pochten wie wild, dabei stand ich gerade mal eine Dreiviertelstunde hinter dem Tresen.
»Alles klar?«, erkundigte sich Robin.
»Alles bestens.« Ich lächelte über den Schmerz hinweg und widmete mich einem neuen Gast.
Durch meine Erfahrungen als Kellnerin fielen mir alle Aufgaben auf Anhieb leicht. Das Kassensystem war simpel zu bedienen, der große Industrieglasspüler einfach zu handhaben. Da es im Cold Cage bis auf ein paar Nüsse und Chips keinerlei Snacks gab, blieben nur die Getränke, die mir Schwierigkeiten bereiten konnten. Die Auswahl war nicht gerade klein, dennoch waren die Getränke allesamt Klassiker. Wodka, Gin, Rum und Bier, verschiedenste Sorten Whisky, jede Menge Shots und ein paar ausgewählte Cocktails.
Ich warf einen Blick zur Uhr und schielte danach hinüber zum Käfig. Die Vorbereitungen für den heutigen Kampf liefen auf Hochtouren. Robin hatte mir erzählt, dass jeder Kampf um Punkt dreiundzwanzig Uhr startete und über drei Runden ging. Der Einlass der Gäste begann eine Stunde zuvor, das Ende war offen.
Ich nahm das große Plakat in Augenschein, welches die Kämpfer des heutigen Abends zeigte. Zwei kräftige Russen mittleren Alters traten gegeneinander an. Kräftig, aber nicht besonders trainiert. Mein Blick glitt durch die Menge. Mir fiel auf, dass sich deutlich weniger Frauen unter den Gästen befanden als gestern. Man konnte es den Mädels nicht verdenken, immerhin hatten sich da, im Gegensatz zu heute, zwei junge, knackige Kerle gegenübergestanden. Dabei sollte es doch eigentlich um den Sport gehen.
Wie von selbst tauchte das Bild von Leander Black vor meinem inneren Auge auf. Er war wirklich gut aussehend, das konnte ich nicht leugnen. Dass sein Aussehen jedoch das einzig Attraktive an ihm zu sein schien, darauf ließ sein gestriges Verhalten schließen.
»Hey! Hör auf zu träumen und hilf uns lieber«, meckerte Naomi.
Ich sah zu ihr hinüber und beobachtete, wie sie sich einen Fünf-Dollar-Schein in den Ausschnitt steckte. Es mussten bereits an die sechzig Mäuse gewesen sein, die sie sich an Trinkgeld zusammengeflirtet hatte. Und der Abend war noch nicht zu Ende. Es war nicht so, dass ich mitgezählt hatte, ich war lediglich aufmerksam gewesen und hatte die unzähligen Typen bemerkt, die ihr Trinkgeld zugeschoben hatten. Man konnte es ihnen nicht einmal verübeln, denn Naomi trug ein hautenges Crop Top, das Sicht auf ihren trainierten Bauch bot und ihre Brüste ordentlich in Szene setzte.
Ich blickte an mir hinab und fragte mich, ob ich etwas falsch gemacht hatte. Ich hatte mich für Skinny Jeans und ein schwarzes Top mit dünnen Trägern entschieden. Mein Haar trug ich offen. Es war von einem hellen Braunton, doch durch die vielen blonden Strähnen dazwischen ging ich oftmals als Blondine durch. Nicht zu vergessen waren die hohen Schuhe und der rote Lippenstift, doch niemanden schien mein Look zu interessieren. Zumindest war das mein Fazit nach dreizehn Dollar Trinkgeld.
»Mach ihnen Komplimente, darauf stehen die Kerle«, erklärte Naomi.
Ich nickte entschlossen und nahm die Arbeit wieder auf.
***
Inzwischen war eine weitere Stunde vergangen. Ich war fleißig gewesen und hatte jede Menge Bestellungen aufgenommen, nur an den Komplimenten haperte es noch. Nachdem ich mich eifrig für Band-Shirts und Tattoos begeistert hatte, war ich einen Schritt weitergegangen. Einem Kerl hatte ich ein Kompliment für seine schönen Augen gemacht, dem nächsten hatte ich erzählt, wie sehr mich sein breiter Bizeps antörnen würde. Ob ich damit weitergekommen war? Durchaus. Ich war siebzehn Dollar schwerer, hatte eine Einladung zum Essen erhalten und war gleich mehrmals höflich aufgefordert worden, einen kurzen Abstecher auf die Toilette zu machen.
Ich warf den Kopf in den Nacken und stöhnte, witterte allerdings meine nächste Chance, als ich Quentin sah, der zusammen mit dem Gewinner des heutigen Kampfes auf die Bar zusteuerte. »Hi, Boss, was kann ich euch bringen?«
Quentin begrüßte mich mit einem Kopfnicken. »Einen Moscow Mule für mich und den Champ.«
Der Cocktail war überaus passend. Ich schnappte mir zwei Kupferbecher und begann zu mixen. Währenddessen bemerkte ich Quentins prüfende Blicke auf mir, ließ mich jedoch nicht von ihnen beirren.
»Für den Champ.« Ich reichte dem Russen sein Getränk. »Übrigens, toller Kampf«, fügte ich hinzu.
Dass ich den Kampf nicht verfolgt hatte, weil ich zu beschäftigt damit gewesen war, mir Komplimente für so ziemlich jeden männlichen Gast in diesem Laden einfallen zu lassen, brauchte er nicht zu wissen.
Der Russe sah mich lange und wortlos an, dann nickte er und ging.
Frustriert stieß ich die Luft aus meiner Lunge. »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte ich.
»Er spricht kein Englisch«, ließ Quentin mich amüsiert wissen, ehe er sich seinen Cocktail vom Tresen nahm und ohne ein weiteres Wort von dannen zog.
Ich schüttelte schwach den Kopf und belächelte mich selbst. Irgendwas lief hier gewaltig schief. Ich beugte mich hinunter und streifte mir kurzerhand die Schuhe ab. Als meine nackten Füße den kühlen Betonboden berührten, schmerzte es für einen Moment noch schlimmer als zuvor. Kurz darauf schloss ich die Augen, genoss das Gefühl der Erholung und band mir anschließend mein Haar zu einem wilden Knoten. Danach griff ich nach einer Serviette und wischte über meinen Mund.
»Viel besser.«
Ich hob den Blick. Vor mir stand ein junger Kerl mit braunen Locken und einem Grinsen im Gesicht. »Ich habe dich beobachtet und ohne die roten Lippen gefällst du mir definitiv besser.«
Ich war mir erst nicht ganz sicher, nahm seine Aussage aber dennoch als Kompliment auf. »Kann ich dir was bringen?«
»Ein Bier.« Er kramte in seiner Hosentasche und legte ein paar Scheine auf den Tresen. »Der Rest ist für dich.« Ehe ich michs versah, zwinkerte er mir zu, schnappte sich sein Getränk und verschwand.
Ich blieb sprachlos zurück, warf einen freudigen Blick auf das Geld und schielte dann hinüber zu Naomi, die das Szenario beobachtete hatte. Anscheinend waren Komplimente und ein tiefer Ausschnitt nicht immer der Schlüssel zum Erfolg. Manchmal reichte es schon aus, man selbst zu sein.
Stolz verstaute ich die Scheine in meiner hinteren Hosentasche und machte mich gut gelaunt zurück an meine Arbeit. Unglücklicherweise war meine gute Laune nicht von langer Dauer.
»Du schon wieder«, brummte eine tiefe, mir bekannte Stimme.
Leander Black lehnte mit beiden Armen lässig auf dem Tresen und sah mich eindringlich an.
Was zur Hölle wollte der denn hier?
»Entschuldige, hast du irgendein Problem?«, fragte ich spitz.
Er richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Unweigerlich wanderte mein Blick zu seinem Bizeps, welcher unter dem Shirt, das er trug, spannte. Eine Reaktion, die ihm natürlich nicht entging. Schweigend belächelte er mich, während ich innerlich brodelte.
»Willst du mich weiterhin anglotzen oder willst du was bestellen?«, erkundigte ich mich und wischte ihm damit das überhebliche Schmunzeln aus dem Gesicht.
»Ich nehme das Übliche.«
Ich atmete tief durch und widerstand dem Drang nach einem Augenrollen. »Und was ist das Übliche?«
Leander schüttelte den Kopf und wandte sich an Robin, die unmittelbar neben mir stand und eine Gruppe Gäste bediente. »Du solltest dein Personal besser anlernen, Robin.«
Sie stöhnte auf. »Halt den Mund und setz dich hin.«
Anschließend schob sie mir eine Flasche Whisky rüber. »On the rocks«, fügte sie hinzu.
Ich verkniff mir jeglichen Kommentar, griff stattdessen nach einem Whiskyglas und füllte es mit Eis. Während ich den Alkohol hineinlaufen ließ, konnte ich Leanders Blicke auf mir spüren. Eindringlich und erbarmungslos. Im Gegensatz zu Quentins Blicken, brannten sie sich wie ein Mal auf meine Haut. Ich ignorierte, was es mit mir machte, blieb souverän und stellte ihm kurz darauf seinen Drink auf den Tresen. Die Hände in die Hüften gestemmt sah ich ihn herausfordernd an. Alles, was ich wollte, war, dass er verschwand.
Ich beobachtete ihn dabei, wie er nach dem Glas griff und es an seine geschundene Lippe führte. Zum ersten Mal wurde ich mir der Blutergüsse in seinem Gesicht bewusst. Eine lila-rote Verfärbung zog sich vom Wagenknochen bis hoch zu seinem linken Auge, welches immer noch geschwollen war.
Während er trank, richtete er das kühle Blau seiner Iriden auf mich. Ich kämpfte dagegen an, fühlte aber dennoch den nassen Schweiß auf meinen Handflächen.
Nach einem weiteren Schluck räusperte er sich und wandte sich erneut an Robin. »Du solltest sie rausschmeißen, sie passt nicht hierher.« Danach drehte er sich um und ließ mich stehen. Zum zweiten Mal.
Fassungslos starrte ich ihm hinterher. Es war mir unbegreiflich, wie ein Mensch so unfreundlich sein und dann auch noch die Frechheit besitzen konnte, andere derart von oben herab zu behandeln.
»Arschloch«, murmelte ich ein wenig lauter als beabsichtigt.