Inhaltsverzeichnis


An I
Beim Wiederfinden alter Gedichte
Das einzig Wahre
Der Abend
Des Henkers Tochter
Die Natur
Die Träume
Die Treue
Die Windsbraut
Drachenhort
Ein losgerissener Baum
Ein Morgen im Walde
Ein verfallenes Schloß
Eisblumen am Fenster
Erfahrung
Frauenherz
Frohsinn
Frühlings Lust und Weh
Glaube
Grauer Himmel
Hochmut
Hoffnung
Klage
Kyffhäuser
Mahnung
Maßliebchen im Schnee
Meerkönig
Sehnsucht
Sei klug!
Schneesturm
Sommernacht
Sonntagmorgen
Vorsehung
Winter
Eugenie Marlitt

Die schönsten Gedichte von Eugenie Marlitt

Träumerische Gedichte der Autorin von Das Geheimnis der alten Mamsell, Amtmanns Magd und Die zweite Frau

e-artnow, 2015
Kontakt: info@e-artnow.org

ISBN 978-80-268-4104-3


An I

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Wenn trüb meine Lieder klingen,
    Verwirf sie darum nicht!
Sie wurzeln im Schmerz und ringen
    Sich bebend ans Licht
Aus innerstem Heiligtume.
    Flüstert nicht auch
    Um jede Grabesblume
Leiser, wehmütig klingender Hauch?

Beim Wiederfinden alter Gedichte

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Ich fand ein altes Buch. Die Ruhestatt
Darinnen meine Lieder lang gelegen!
Es quoll aus dem vergilbten, alten Blatt
Mir wahrer Maienblütenhauch entgegen.
Mein krankes Herz, vom steten Ringen matt
Durchbebte da ein längst vergess'nes Regen,
Es taucht' empor mein einstig Hoffen, Träumen,
Aus der Erinn'rung dunkelgrünen Räumen.

Es wallen Geister durch die Dämmerpracht
Von längst dahingeschied'nen Lebensplänen.
O junges Herz, in deiner Blütenpracht
Nahmst du für echtes Gold dies falsche Wähnen!
Es wandelt stets des Schicksals finst're Macht
Heimtückisch jeden Wunsch zu bitt'ren Tränen.
Die Jugendträume, lieblich und erhaben,
Ich hab' sie alle still und leis' begraben.

Das einzig Wahre

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Echt ist nur des Himmels Blau,
Denn der Wechsel, streng und rauh
Nimmt des Blütenstraußes Pracht,
Grün, das hell vom Baume lacht.
Sommers Feuerglut verfliegt
Und der flinke Bach versiegt.
Auf den Wechsel, klein und groß
Schaut der Himmel, wandellos.

Menschentreu ist Morgenduft,
Den entführt die weichste Luft,
Und die Lieb' ist über Nacht
Oft als Haß wohl aufgewacht.
Heut gehst du als Bruder mit,
Morgen dich der Hochmut tritt;
Und es beut der Lebensbaum
Statt der Frucht – zerstob'nen Traum.
Doch, wenn alles rauh verglüht
Deines Hoffens Grün verblüht
Und dein Schiff im Sturme treibt
Blick hinauf! Der Himmel bleibt!

Der Abend

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Ein kluger Knabe ist der Abend,
Er hälts mit Tag und Nacht zugleich:
Die Sonne küßt ihn auf die Locken,
Die Nacht umfaßt ihn lind und weich.