Der Zwerg und das magische Auge: Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar #6

Lyrrhantar, Volume 6

Hendrik M. Bekker

Published by BEKKERpublishing, 2020.

Inhaltsverzeichnis

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Der Zwerg und das magische Auge

Copyright

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About the Publisher

Der Zwerg und das magische Auge

Die Ewige Schlacht von Lyrrhantar #6

von Hendrik M. Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 78 Taschenbuchseiten.

Abseits aller Welten und Zeiten, am Schnittpunkt der Dimensionen, erstreckt sich entlang der Küste des Zeitlosen Nebelmeeres die Ebene von Lyrrhantar.

Dort treffen in einer Ewigen Schlacht vier Heere aufeinander. Es sind die Mächte des Chaos und der Ordnung, des Lichts und der Finsternis, deren Krieger in wechselnden Koalitionen gegeneinander antreten. Es kämpfen hier Menschen und Götter; Elben und Elfen, Orks und Zwerge, Halblinge und Riesen, Trolle und Gestaltwandler, Sterbliche und Unsterbliche, Tote und Untote, Magier und Zauberer, Helden und Schurken, Söldner und Glaubenskrieger. Sie kommen aus allen Zeiten und Welten. Manchmal bringen Schiffe sie an die Küste des Zeitlosen Nebelmeeres. Manchmal versetzt auch ein unbedachter Gedanke, die Magie eines Zauberspruchs oder die Macht eines Traums die Helden an diesen Ort und wirft sie mitten in das Kampfgetümmel hinein. Nicht immer ist es ihre eigene Entscheidung, auf welcher Seite sie stehen.

Aber da diese Schlacht am Schnittpunkt aller Dimensionen geschlagen wird, ist das Schicksal aller Welten und Zeiten mit ihr untrennbar verknüpft. Und hin und wieder materialisieren Kämpfer aller Seiten in diesen Welten, sodass ein Teil der Ewigen Schlacht dort geschlagen wird. Es heißt, dass manche der Kämpfer und Kriegsherren absichtlich ihren jeweiligen Kampf in einer anderen Welt ausfechten, weil sie sich einen Vorteil versprechen. In jeder Welt unterscheiden sich die Gesetze der Magie nämlich voneinander. Und ein Gegner, der in der einen Existenzebene stark und unbesiegbar erscheint, ist in einer anderen vielleicht schwach und verletzlich.

Auf einem erhabenen Felsen, umspült von der Meeresbrandung, thront Feolorn, der Herr des Gleichgewichts, in seiner Festung und beobachtet den Fortgang der Schlacht. Man sagt, dass seine Magie den Geist eines Kriegers so zu beeinflussen vermag, dass er im Kampf die Seite wechselt. Nicht einmal Blaakon und Arodnap, die Götter von Ordnung und Chaos, oder Ahyr und Taykor, die Götter von Licht und Finsternis, konnten Feolorns Einflüsterungen widerstehen. Ein Gedanke von ihm reicht aus, um diese Götter mitsamt ihrem jeweiligen Heer die Seite wechseln zu lassen. Und manchmal erlaubt sich Feolorn einen grausamen Scherz, indem er zum Beispiel den Gott der Ordnung für einige Zeit die Heere des Chaos anführen lässt oder den Herrn der Finsternis für eine Weile die Mächte des Lichts.

Feolorn zur Seite stehen der Graue Luun und die Lady der Empfindsamkeit. Es heißt, Ersterer würde sich mit Vorliebe in das Schicksal der Menschen einmischen und Letztere würde auf magische Weise Kraft aus den Leiden der Krieger ziehen.

Die Schlacht am Schnittpunkt aller Welten, aller Zeitlinien und aller Dimensionen wird allenfalls einen vorläufigen Sieger kennen ...

Denn dieser Krieg ist ewig.

(Die Chronik von Lyrrhantar)

––––––––

DER ZWERGENSÖLDNER Radswid Tholoka ist weit herumgekommen und steht nun im Dienst des Sultans Ahriman Abin Pes’ree. Dieser hat einen besonderen Auftrag für ihn, von dem Radswid noch nicht ahnt, dass er jeden Bewohner der Nin’Shair Wüste in Gefahr bringen wird.

Wird es Radswid gelingen, das Reich des Sultans vor Unheil zu bewahren?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER DIETER ROTTERMUND

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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1

Norag sah hinauf zur Herbstsonne. Die Nächte waren bereits eisig kalt und es wehte ein Ostwind, der den Winter herbeibrachte. So warm die Farben der untergehenden Sonne auch schienen, so wenig berührte die Sonne sein Gesicht noch mit ihren Strahlen. Norag fand, es roch nach Schnee.

Er sortierte den Rest des Feuerholzes aus der Kiepe, die er getragen hatte, in den Trockenstand und räumte die Kiepe anschließend in den Stall. Als sie an dem für sie vorgesehenen Haken hing, trat er hinaus auf den Platz zwischen den Hofgebäuden. Er bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Ohne sich zur Seite zu drehen sagte er: „Was ist, Junge?“

„Da ist jemand, der dich sehen will. Er bat um Arbeit und ein warmes Bett und dann hat er nach dir gefragt.“

Norag sah nun doch hin. „Wo ist er?“

„Im Haupthaus, bei Papa.“

Norag nickte und beeilte sich. Er fand den Herrn des Hofes beim Haupthaus in der Küche.

Bei Jor Ohnan saß jemand auf der Bank, eine dampfende Schale Eintopf vor sich. Norag hätte diesen Mann überall wiedererkannt.

„Norag, gut dass du da bist“, sagte sein Herr Jor Ohnen. „Mein Knecht Norag wird dir Aufgaben geben. Norag, er sagt, dass ihr euch kennt?“

„Wir brauchen keine weiteren Hände, um über den Winter zu kommen“, sagte Norag und setzte sich lächelnd an den Tisch.

Der kleingewachsene Fremde sah von seiner Schüssel auf.

„Wie wäre es mit alten Freunden?“, fragte er.

“Dich hätte ich hier nicht erwartet”, sagte Norag lachend.

Jor Ohnan sah seinen Knecht fragend an.

“Er sagt also die Wahrheit? Du kennst diesen Mann, Norag? Sollte man ihm Unterkunft und Arbeit gewähren?”

„Ich bürge für diesen kleinen Mann“, sagte Norag an seinen Herrn gewandt. „Das ist Radswid Tholoka, er hat unter meinem Kommando gedient.“ Er umarmte den Zwerg. „Es tut gut, dich zu sehen. Wie beim Totengott hast du mich gefunden?“

„Oh, das war harte Arbeit und zugegeben ein wenig Glück. Aber lass mich erstmal essen, ich habe seit zwei Tagen nichts in den Magen bekommen.“

Norag lachte. „Du hast deine Prioritäten nicht geändert.“

„Ein leerer Bauch redet nicht gern.“

„Aber du kannst mir doch sicher etwas mit vollem Mund erzählen, oder?“, fragte Norag.

Radswid grinste.

„Radswid, wie ist es dir nach unserem Abenteuer auf Sorgo ergangen? Ich habe gehört, du bist Söldner geworden und in den Osten gezogen, zu den Dijatena?“, fragte Norag und klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Hast du für sie gekämpft?“

„Mitnichten, ich bin eine Weile herumgezogen und habe mir meinen Sold auf die eine oder andere Weise verdient. Doch dann landete ich in der Nin’Shair-Wüste und glaub mir, der Sand steckt noch immer in einigen Ritzen meines Körpers“, sagte der Zwerg lachend. „Aber das ist eine lange Geschichte.“

„Bitte, ich will sie hören.“

„Ja, bitte“, sagte eines der Kinder Jor Ohnens, das an der Tür gelauscht hatte.

2

Warme Luft wehte Radswid ins Gesicht, während er in die Wüste blickte. Er hatte kein Problem mit der Wärme, da er genug zu trinken bekam. Immerhin war es heute eine trockene Hitze, das mochte er sogar inzwischen. Auch mit der seltsamen Religion der Nin'Shair kam er zurecht. Aber der Sand, das war das eigentliche Problem. Er saß überall, in jeder Pore, in jedem Winkel, an jeder nur erdenklichen Stelle in seiner Kleidung. Nicht einmal das Wechseln der Kleidung half, denn im Gepäck war der Sand längst und ebenso heimisch wie an jeder Stelle seines Zwergenkörpers. Selbst zwischen den Zähnen, da war er sich sicher, knirschte der Sand.

Mit allem kam er hier zurecht, doch den Sand verabscheute er zutiefst. Der Sand war überall. Er verstand, wieso die Nin'Shair angeblich hunderte Namen für den Sand hatten. Inzwischen waren ihm auch einige sehr kreative eingefallen. Radswid konnte sich gut vorstellen, dass wenn man sein Leben hier verbrachte, man noch auf einige mehr kommen würde. Die meisten allerdings waren sicher nicht sonderlich schmeichelhaft.

„Radswid?“, hörte er eine tiefe Stimme seinen Namen rufen.

Sie hatte in den Ohren des Zwerges einen seltsamen Akzent, wie er bei den Menschen der Nin'Shair-Wüste üblich zu sein schien, wenn sie versuchten, die Sprache des Imperiums zu sprechen. Sie sprachen ein Dutzend Sprachen hier, doch die Handelskontakte zum Imperium hatten die Gemeinsprache des Imperiums auch hier weit verbreitet.

„Ja, Abu, was ist?“, erwiderte Radswid, während er begann, die Leiter hinunterzuklettern, um von der Stadtmauer zu kommen.

„Ahriman will dich sehen“, erklärte der braungebrannte Wüstenbewohner in der beigen Robe. Wie auch Radswid war er Söldner im Dienst des Sultans Ahriman Abin Pes’ree. Es war eine ganze Weile her, dass die beiden zum Sultan gerufen worden waren. Es konnte nichts Gutes heißen, dass sie es nun wurden, wenige Stunden nachdem der Sultan von einer Reise wieder zurückgekehrt war. Es sprach für Neuigkeiten und wenn diese bedeuteten, dass man seine Söldner kommen ließ, waren die Neuigkeiten sicher nicht allzu gut. Also beeilte sich Radswid, in die Gemächer des Sultans zu kommen.

3

Womit können dir deine untertänigen Krieger zu Diensten sein?“, fragte Radswid, bemüht, eine würdevolle doch unterwürfige Verbeugung zu vollführen.

Der Sultan hatte Radswid sowie ein gutes Dutzend Söldner angeheuert, und nun stand er schon seit mehr als einem Jahr in seinem Dienst.

„Radswid, gut, ja ... ich habe Arbeit für dich“, sagte Ahriman Abin Pes’ree. Er hatte die typische dunkle Haut der Wüstenmenschen und sein Haar war im Gegensatz zu dem seiner Gefolgsleute bereits vollkommen weiß. Er trug es zu sieben kunstvollen Zöpfen geflochten, die ihm bis auf die Schultern reichten. Radswid wusste inzwischen, dass es in den Ländern der Nin‘Shair-Wüste üblich war, dass hohe Herren sich Söldner als Leibwächter hielten. Söldner kamen oft von weit her, sprachen die einheimischen Sprachen nicht oder nur schlecht und waren naturgemäß somit weniger leicht zu bestechen. Außerdem gab es meist keine familiären Bande mit einem der Adeligen, sodass ihre Intrigen die Söldner kalt ließen. Sie waren für die hohen Herren dieser Lande somit zuverlässiger als manch eigener Sohn.

Radswid fand, sein Herr sah erschöpft aus, seine Augen waren rot und lagen tief in ihren Höhlen.

„Ich war auf einer Inspektion von Kevem, bei einigen Verhandlungen mit einem der Nomandenfürsten. Auf dem Rückweg wurde ich von einem gemeinen Meuchelmörder angegriffen. Ich! Er vermochte bis in mein Zelt zu kommen, und hätte ich nicht schlecht schlafen können an diesem Abend wegen des furchtbaren Fraßes, den es bei den Verhandlungen gegeben hatte, hätte er mich überrascht“, erklärte Ahriman aufgebracht. „Ich konnte ihn selbst überwältigen. Meine nutzlosen Leibwächter waren keine sonderliche Hilfe! Leider gelang es mir nur, ihn dadurch zu überwältigen, dass ich ihn tötete. Doch ihr erratet nie, was er bei sich trug: einen Sack Gold mit dem Wappen von Schrahiahad, der Stadt meines Neffen Sairen. Die Münzen wiesen frische Prägungen auf, kaum durch die Hände vieler abgeschliffen.“

„Er oder jemand an seinem Hof hat ihn auf dich angesetzt?“, fragte Radswid skeptisch. „Und er trug das Wappen bei sich? Es könnte eine sehr plumpe Finte sein.“