NELSON MANDELA
MEINE WAFFE IST DAS WORT
Mit einem Vorwort von Desmond Tutu
Kösel
Übersetzt von Elisabeth Liebl
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Umschlag: Weiss / Werkstatt / München
Umschlagmotiv: © Hans Gedda / Sygma / Corbis
Layout und Herstellung: Julia Schubert, München
ISBN 978-3-641-11053-6
V003
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Die Feder kann uns die glücklichsten Momente unseres Lebens zurück ins Gedächtnis rufen. Sie öffnet hehren Idealen den Weg in unsere Hütte, in unser Blut, unsere Seele. Sie kann Tragödien in Hoffnung verwandeln, in Siege.
Aus einem Brief an Zindzi Mandela, geschrieben auf Robben Island am 10. Februar 1980
INHALT
Vorwort von Erzbischof Desmond Tutu
DER KAMPF
Auf wessen Schultern wir stehen
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte
Wofür ich stand
Feinde des Rassismus
Schluss mit dem Denken in Hautfarben
Meine Reifeprüfung als Freiheitskämpfer
Ich habe Sabotageakte geplant
Wenn ich sterben muss
Mut war nicht die Abwesenheit von Furcht
Ich konnte mich nicht einfach der Verzweiflung überlassen
Als wir beschlossen, zu den Waffen zu greifen
Die mächtigste Waffe ist nicht die Gewalt
Freiheit ist nie selbstverständlich
Um der Liebe zur Freiheit willen
Die Festnahme
Das Gefängnis nimmt dir nicht nur die Freiheit
Sie wollten unseren Geist brechen
Das Gefängnis war eine Art Prüfstein
Vom Briefeschreiben im Gefängnis
Das falsche Bild
Eine faktisch verwitwete Frau
Unterdrücker und Unterdrückte gleichermaßen
Der edle Chor
DER SIEG
Ich grüße Sie alle im Namen des Friedens
Der erste demokratisch gewählte Präsident
Die demokratischen Freiheiten
Der Kompromiss als einzig gangbarer Weg
Wenn Sie verhandeln
Meine erste Stimmabgabe
Ein wahrer Führer
Wir haben die Versöhnung gewählt
Wir müssen Vergangenes vergeben
Ich bin nicht besonders religiös
Wir brauchen religiöse Institutionen
Unsere Unterschiede sind unsere Stärke
WEISHEIT
Keiner von uns ist ein Superstar
Friede ist die wirksamste Waffe
Wenn wir wachsen wollen
Herr unseres eigenen Schicksals
Unser gemeinsames Leiden in Hoffnung verwandeln
Wir stecken voller Widersprüche
Die Gabe der Erinnerung
Freunde in der Not
Nach jedem Sturz wieder aufstehen
Ich bin gestrauchelt
Die Menschen und ihre Heiligen
Keine Macht der Erde
Bildung ist der Motor
Mein liebster Zeitvertreib
Ich spreche über Kultur
Was vor den Kindern liegt
Um Ihrer grauen Haare willen
Nicht! Meine Frisur!
Sport kann die Welt verändern
Vom Dasein als Held
Eine gütige Ader
Was wir bewirkt haben
Niemand kommt mit Hass im Herzen zur Welt
Unser Masterplan
Wir haben unsere Lektion gelernt
Die Zeit ist reif für meinen Abschied
DIE ZUKUNFT
Es war meine Pflicht
Die Zukunft gehört der Jugend
Die einzige Grundlage menschlichen Glücks
Aids ist keine Krankheit mehr
Schluss mit der Armut
Im Gefängnis der Armut
Die Rolle der Frau
Kritik ist für jede Gesellschaft wichtig
Eine Kultur des Füreinander-Daseins
Die Grundlagen eines spirituellen Lebens
Das Fundament der Menschenrechte
Kein Land, wie mächtig auch immer
Meines Bruders und meiner Schwester Hüter
Alle auf Erden
Die zynischen Händler in die Schranken weisen
Der einzig gangbare Weg
Eine strahlende Zukunft winkt uns
Rede anlässlich der Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1993
Danksagung
Auswahlbibliografie
VORWORT VON ERZBISCHOF DESMOND TUTU
Das Buch, das Sie im Augenblick in Händen halten, ist so etwas wie ein Wunder. Die darin aufgezeichneten Worte nämlich wurden der Welt über vier Jahrzehnte lang vorenthalten. Von Dezember 1952, als Nelson Rolihlahla Mandela der Bannstrahl des Apartheid-Regimes traf, bis zu seiner glorreichen Freilassung im Februar 1990, war das Lesen und Zitieren seiner Schriften ein Verbrechen, das mit Gefängnis bestraft wurde. Und doch gelang es nicht, Mandela mundtot zu machen. Seine Worte gingen, wenn überhaupt, im Flüsterton von einem zum anderen. Sie wurden aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt und von seinen Mitstreitern im Exil publiziert. Die Tatsache, dass Nelson Mandela heute zu den meistzitierten Menschen der Welt gehört, ist Ironie des Schicksals. Und gleichzeitig lebendiger Beweis dafür, dass die Wahrheit nicht zum Verstummen gebracht, der Weisheit nicht Einhalt geboten werden kann.
Die Worte, die Sie hier in diesem Buch finden werden, stammen von einem hochverehrten politischen Führer, der den Respekt der ganzen Welt besitzt, von einem der größten Menschen, die je auf Erden wandelten. Warum aber zittern den Menschen bei der Begegnung mit Nelson Mandela die Knie? Ist er doch kein Mächtiger im landläufigen Sinne! Er war nie Oberbefehlshaber einer großen Streitmacht. Was die Welt in ihm sieht, ist seine moralische Kraft. Wenn man die Leute fragt, wer in ihren Augen ein großer Mensch ist, fallen gewöhnlich nicht die Namen von Generälen. Tief in uns, an einem Ort, auf den unser Blick in unseren besten Momenten fällt, wissen wir, dass Güte, Rechtschaffenheit und Mut bewundernswerte Eigenschaften sind, die wir gerne besitzen würden. Ist es nicht verwunderlich, dass wir erfolgreiche Geschäftsleute zwar beneiden und sogar respektieren, sie aber nie lieben? Was aber geschieht, wenn die Welt sich Menschen wie Gandhi, Mutter Teresa oder Nelson Mandela gegenübersieht? Dann geht ein Ruck durch uns und wir bewundern sie. Wir verehren, ja wir lieben sie. Wir erkennen ihre tiefinnere Güte und wollen ihr nacheifern. Wir tragen ihre Worte in unserem Herzen und wollen danach leben.
In diesem Buch sind inspirierende Worte dieses großen Mannes zusammengetragen, die Generationen überdauern werden. Nicht die flüchtigen Versprechungen des Politikers, sondern die ehernen Worte des Staatsmanns. Nicht die Parolen eines Freiheitskämpfers, sondern die zeitlosen Worte eines Vorkämpfers für die Menschheit. Hier treten uns all die Menschlichkeit, der Humor und die Hoffnung entgegen, die es ihm ermöglichten, siebenundzwanzig Jahre im Gefängnis zu überstehen und als geläuterter Mensch aus seinen Toren zu treten. Sie werden einen Menschen kennenlernen, der im Gefängnis jede Minute seiner Zeit dazu nutzte, sich und seine Kameraden zu besseren Menschen zu machen, damit sie für ihre Aufgaben als künftige Führungskräfte bereit sein würden. Sie werden einem Menschen begegnen, der größer ist als die Legenden, die sich während seiner Abwesenheit um ihn gerankt hatten: Er vergab seinen Wärtern, war großzügig gegenüber seinen früheren Feinden, strebte nach Versöhnung für sein Volk und gab am Ende ohne zu zögern die Macht wieder aus den Händen.
Viele dieser Zitate werden hier zum ersten Mal veröffentlicht, weil sie aus Briefen stammen, die er aus dem Gefängnis an seine Frau, seine Kinder und seine Freunde schrieb. Oder aus einem unveröffentlichten autobiografischen Manuskript, das er auf der Gefängnisinsel Robben Island verfasste. Und Sie werden auf so manches seiner bekannten Zitate stoßen.
Sogar heute, wo so viele seiner Aussprüche im Internet kursieren – mitunter falsch zitiert – hat es einen ganz eigenen Reiz, sich in einer ruhigen Minute hinzusetzen und das, was er uns zu sagen hat, durchzulesen. Das ist wie eine Begegnung mit einem geachteten Stammesältesten der ganzen Menschheit, der uns an seiner Weisheit teilhaben lässt. Als würden wir uns niederlassen, um mit diesem Mann eine Tasse des in Südafrika so beliebten Rooibos-Tees zu trinken.
Nelson Mandela lernte die Macht der Worte im Gefängnis kennen. Seine treffenden Bemerkungen, seine hochgeschätzten Briefe und seine von Kampfgenossen unter Lebensgefahr aus dem Gefängnis geschmuggelten Aufrufe haben ihm geholfen, seinen Geist aus dem Kerker zu befreien. Denn es gibt eine andere Art von Gefängnis, deren wir uns meist gar nicht bewusst sind und die mehr mit Zeitlichkeit zu tun hat. Es ist unsere eigene Sterblichkeit. Diese Sammlung beeindruckender Zitate ist dazu gedacht, das Gefängnis des Todes zu überwinden. Sie soll künftigen Generationen ermöglichen, sich von seinem mutigen Beispiel inspirieren zu lassen, damit auch sie sich für Freiheit und Gerechtigkeit und Demokratie für alle einsetzen. Und so ist dies Mandelas Testament für die Zukunft. Lesen Sie es, einmal, noch einmal und immer wieder. Und leben Sie nach dem, was hier geschrieben steht. Der Ruf der Geschichte erreicht uns alle, auf unsere ureigenste Weise und zu dem Zeitpunkt, da wir ihn zu hören imstande und bereit sind. Wir alle sind zur Größe fähig, und die Welt braucht die Ihre.
Cape Town, Südafrika, Desmond Tutu
Es war noch nie meine Art, Worte leichtfertig zu verwenden. Wenn siebenundzwanzig Jahre im Gefängnis uns eines gelehrt haben, dann dies: Die Stille der Einsamkeit hat uns gezeigt, wie kostbar des Menschen Worte sind und wie wirklich, weil sie Einfluss darauf haben, wie Menschen leben und sterben.
Schlussrede bei der Xiii. Internationalen Aids-Konferenz im südafrikanischen Durban am 14. Juli 2000
DER KAMPF
Ihr seht, dass es »keinen einfachen Weg zur Freiheit« gibt, nirgendwo. Viele von uns werden viele Male durch das Schattental des Todes gehen, ehe wir auf dem Gipfel unserer Wünsche anlangen.
Mandela zitiert hier Jawarhalal Nehru. Aus einer Rede, die Mandela als Anc-Präsident beim Transvaal Congress hielt und die später als die »No Easy Way to Freedom«-Rede bekannt werden sollte. Transvaal, Südafrika, 21. September 1953
AUF WESSEN SCHULTERN WIR STEHEN
Wir sollten jene nicht vergessen, auf deren Schultern wir stehen und die den höchsten Preis für die Freiheit bezahlt haben.
Zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft von Howick am 12. Dezember 1996
Alles, was ich erreicht habe, habe ich nur deshalb erreicht, weil ich ein Produkt des südafrikanischen Volkes bin.