Frau Lind, Ihr Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Wie haben Sie von dieser Geschichte gehört – und was hat Sie bewogen, diesen Stoff zu verarbeiten? Michael Röhrdanz, der Mann von Angela Röhrdanz und Vater von insgesamt fünf Kindern, hat mich angeschrieben und mich gebeten, die Geschichte seiner Frau aufzuschreiben.
Obwohl ich sehr viele solcher Zuschriften bekomme, hat diese eine mich doch von der ersten Sekunde an fasziniert: Eine Frau, die im Locked-in-Syndrom ein gesundes Kind bekommt, ist wohl weltweit einzigartig.
Und natürlich die unerschütterliche Liebe dieses Mannes …
Wie lange haben Sie recherchiert und geschrieben? Und was hat den Schreibprozess unterschieden von dem einer rein fiktiven Romanhandlung?
Michael Röhrdanz hat hervorragende Vorarbeit geleistet. Ich glaube, es war ihm ein Bedürfnis, sich alles von der Seele zu schreiben. Auch wenn es oft nur stichwortartige Skizzen waren, die er mir täglich per Mail zukommen ließ, so waren sie doch eine fantastische Grundlage für meinen Roman, an dem ich inklusive Recherche mehr als acht Monate gearbeitet habe.
Wie stark ist der Held, Michael Röhrdanz, an sein Vorbild angelehnt? Michael Röhrdanz ist sehr authentisch. Nachdem wir uns persönlich lange unterhalten hatten und er mir eine Zeit lang täglich schrieb, musste ich mir keinen Romanhelden mehr ausdenken.
Ich habe nur die Szenen mit Dialogen und Bildern meiner Fantasie ausgeschmückt.
Michael Röhrdanz ist ein unbeirrbar liebender Mann. Ein Held wie aus dem Märchen? Wenn man sich die Wirklichkeit anschaut, bekommt man nicht den Eindruck, als seien diese Qualitäten sehr rar geworden?
Deshalb bin ich so begeistert von Michael Röhrdanz’ Geschichte, und deshalb wollte ich auch unbedingt diesen Titel! Ja, dieser Mann hat wirklich geliebt.
ÜBER DIE AUTORIN
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Th eologie und war Sängerin,
bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Seit einigen
Jahren schreibt sie ausschließlich Tatsachenromane, ein Genre, das zu
ihrem Markenzeichen geworden ist. Mit diesen Romanen erobert sie
immer wieder die SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt stieg »Die Hölle war der
Preis« direkt auf Platz 1 ein, gefolgt von »Die Frau zwischen den Welten« und »Grenzgängerin aus Liebe« auf Platz 2. Hera Lind lebt mit ihrer Familie
in Salzburg.
Vorbemerkung
Dieses Buch erhebt keinen Faktizitätsanspruch. Es basiert zwar zum Teil auf wahren Begebenheiten und behandelt typisierte Personen, die es so oder so ähnlich gegeben haben könnte. Diese Urbilder wurden jedoch durch künstlerische Gestaltung des Stoffs und dessen Ein- und Unterordnung in den Gesamtorganismus dieses Kunstwerks gegenüber den im Text beschriebenen Abbildern so stark verselbstständigt, dass das Individuelle, Persönlich-Intime zugunsten des Allgemeinen, Zeichenhaften der Figuren objektiviert ist.
Für alle Leser erkennbar erschöpft sich der Text nicht in einer reportagehaften Schilderung von realen Personen und Ereignissen, sondern besitzt eine zweite Ebene hinter der realistischen Ebene. Es findet ein Spiel der Autorin mit der Verschränkung von Wahrheit und Fiktion statt. Sie lässt bewusst Grenzen verschwimmen.
1
Nebenan klingelte das Telefon, und kurz darauf öffnete sich die Bürotür einen Spalt weit.
»Herr Röhrdanz, Ihre Frau auf Leitung drei!«
Ein kalter Windzug streifte seinen Nacken.
»Stellen Sie durch«, sagte Michael Röhrdanz zu der wasserstoffblonden Vorzimmerdame und scheuchte sie mit einer Handbewegung hinaus. Er saß gerade angespannt über eine komplizierte Kalkulation gebeugt, aber um mit seiner Angela sprechen zu können, würde Röhrdanz den Bau eines Weltimperiums unterbrechen. Er vermisste sie immer noch in der Firma. Vor seinem inneren Auge sah er wieder vor sich, wie sie damals als Auszubildende erstmals schüchtern an seine Türe geklopft hatte. Mit ihr war nie ein eiskalter Luftzug ins Zimmer gekommen – im Gegenteil: Es war ihm immer warm ums Herz geworden, wenn Angela erschienen war.
Jetzt war sie seit acht Jahren seine Frau und die Mutter seiner zwei, ja bald drei Kinder! Er grinste unwillkürlich, als er daran dachte, wie er sie angestarrt hatte, während sie versuchte, mit den schweren Bowlingkugeln zu hantieren. Und wie er sich nachher zu ihr und ihrem Freund in das winzige Auto gequetscht hatte, um noch in eine andere Kneipe zu fahren. Wie er sie dem Grünschnabel ausgespannt hatte. Wie er bei ihren Eltern, die nur wenige Jahre älter waren als er selbst, um ihre Hand angehalten hatte. Jetzt war sie längst keine schüchterne Person mehr!
Ein erwartungsvolles Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er zum Hörer griff.
»Hallo, Liebes! Wie geht es meiner schönen schwangeren Frau?!«
»Nicht so toll«, kam es ziemlich bedrückt aus der Leitung. »Ich hab irgendwas am Arm.«
»Am Arm? Ich dachte, schwanger ist man im Bauch?« Röhrdanz verzog den Mund zu einem spitzbübischen Lächeln, klemmte die Sprechmuschel zwischen Kinn und Schulter und spitzte in Erwartung eines netten Plausches seinen Bleistift. Kleine rotrandige Schnitzfetzen bildeten eine Schlange auf seiner Schreibtischplatte.
»Ich kann ihn nicht mehr bewegen!«
Michael Röhrdanz nahm einen Schluck von seinem abgestandenen Kaffee und verzog ratlos das Gesicht.
»Michael, ich habe wirklich Angst!«
Moment mal. Sie weinte doch nicht?
Röhrdanz änderte sofort den Tonfall. Seine Stimme wurde ganz sanft.
»Brauchst du nicht, Liebes. Welcher Arm ist es?« Röhrdanz pustete die Bleistiftfetzen vom Schreibtischrand.
»Der linke! Ich kann ihn nicht hochheben! Er hängt an mir herunter, als gehörte er nicht zu mir!« Angela schluchzte. Sie hörte sich hilflos an. Wie ein verletzter kleiner Vogel, dachte Röhrdanz. Einer, der bis eben noch gesungen und gezwitschert hat und jetzt nicht mehr fliegen kann.
Röhrdanz sah nervös auf die Uhr. Nein, unmöglich. Um diese Zeit konnte er nicht weg.
»Hör zu, Liebes. Dann bringst du jetzt die Kinder zu deiner Mutter und gehst sofort zum Arzt!«
»Zu was für einem Arzt soll ich denn gehen?«, wimmerte Angela.
Immerhin hatte es nichts mit dem Baby zu tun, dachte Röhrdanz erleichtert.
»Zum Orthopäden, würde ich sagen.« Nachdenklich drehte er sich in seinem Schreibtischstuhl einmal im Kreis, bis er den Hörer an das andere Ohr halten musste. »Da ist doch einer direkt an der Ecke zur Hauptstraße«, fiel ihm ein. »Über der Drogerie im ersten Stock.« Er tupfte mit der Fingerkuppe die letzten Bleistiftkrümel von seiner Kalkulation und pustete sie sauber. »Der Name steht auf dem Schild an der Hauswand. Heimer heißt der oder so ähnlich. Heimhuber, Heimann. Irgendwas mit Heim.«
»Das fühlt sich total komisch an«, unterbrach Angela ihn aufgeregt. Im Hintergrund hörte Röhrdanz seinen einjährigen Sohn brabbeln, und Denise rief irgendwas dazwischen. »Ich kann Philip nicht mehr halten, mein Arm ist wie ein fremdes Anhängsel.«
»Es ist bestimmt nichts Ernstes«, versuchte Röhrdanz die Sache abzutun. »Geh jetzt zum Arzt, und danach rufst du mich an.«
Er führte erneut die Tasse zum Mund, als ihm einfiel, wie ekelhaft die abgestandene Brühe inzwischen schmeckte, und ließ sie zerstreut wieder sinken.
»Schau, Liebes, dauernd schleppst du die Kinder in den dritten Stock und wieder runter und klappst den Kinderwagen immer mit dem linken Arm zusammen. Der ist dir bestimmt nur eingeschlafen, der Arm!« Röhrdanz putzte sich die Brille. »Ich muss mich mehr um dich kümmern. Du darfst eigentlich sowieso keine schweren Sachen mehr schleppen. Liebes, du hast dich einfach übernommen! Sag deiner Mutter, dass sie dir von nun an mehr helfen muss. Fast fünf Kinder in fünf Jahren, da muss sie doch auch mal mit zupacken!«
»Gut«, kam es dünn aus dem Hörer. »Ich geh dann mal …«
Sie ist erst neunundzwanzig, dachte Röhrdanz kopfschüttelnd, und ich habe ihr nicht nur Christian und Oliver aus meiner ersten Ehe aufgebrummt, die sie ohne mit der Wimper zu zucken aufgenommen hat, obwohl sie als Teenager nicht gerade einfach sind. Dann kamen kurz hintereinander unsere gemeinsamen Kinder Denise und Philip zur Welt, und jetzt ist sie schon wieder schwanger. Klar, dass sie irgendwann schlappmacht. Plötzlich hatte er ein richtig schlechtes Gewissen.
»Hör zu, Liebes, wenn du willst, kann ich auch mit deiner Mutter reden. Ich weiß doch, wie ungern du sie um Hilfe bittest. Sie soll mal ihre beiden jüngsten Enkel für ein paar Stunden nehmen. Oliver kann sich alleine versorgen, wenn er aus der Schule kommt. Und du kümmerst dich mal nur um dich! Okay? Ich muss jetzt hier weitermachen.«
»Ja«, schniefte Angela, klang aber getröstet.
»Ich liebe dich. Sei tapfer und mach dir keinen Kopf.«
»Ich dich auch«, hörte er Angela noch sagen, bevor er den Hörer auflegte, um seine Schwiegermutter anzurufen.
Vier Stunden später hatte er immer noch nichts von Angela gehört. Zu Hause hatte er es inzwischen drei Dutzend Mal durchklingeln lassen. Das monotone Tuten zerrte an seinen Nerven.
Wo steckte Angela nur? Vielleicht hatte sie sich im Anschluss an den Arztbesuch mit ihren Freundinnen von früher getroffen? War im Café oder im Kino?
Beunruhigt wählte er die Nummer seiner Schwiegermutter, wenn auch widerwillig. Er hatte Helga am Morgen gebeten, ihrer Tochter mit den Kindern zu helfen. Helga hatte eingewilligt, ihm aber zu verstehen gegeben, dass sie sich Sorgen um ihre Tochter machte.
»Ja, ja! Aber wenn sie doch die Richtige ist!«, hatte Röhrdanz matt geantwortet.
»Für dich vielleicht, Michael, schließlich bist du sechzehn Jahre älter als sie und hast dich nach einer gescheiterten Ehe nach einer Mutter für deine Kinder gesehnt. Aber war es für Angela auch das Richtige?«
Röhrdanz raufte sich die Haare. Na toll. Jetzt musste er auch noch zu Kreuze kriechen.
»Hallo, Helga, ich bin’s. Wollte nur fragen, wo Angela steckt.«
»Das wollte ich DICH gerade fragen.« Sie klang aufgeregt. »Ich habe eure Kinder wirklich gern um mich, aber dass ihr mich so lange braucht, hätten wir vorher absprechen müssen. Die Kinder halten mich voll auf Trab … nicht, Denise! Lass das stehen! Das geht kaputt …«
»Helga!«, unterbrach Röhrdanz seine Schwiegermutter. »Willst du damit sagen, dass Angela immer noch nicht vom Arzt zurück ist?!«
»Nein, ist sie nicht! Aber du hast ihr ja selbst gesagt, sie soll sich mal nur um sich kümmern!«
»Aber sie würde doch nie einfach so bummeln gehen oder ins Kino! Du hast nicht zufällig die Nummer von dem Orthopäden?«
»Nein, leider nicht. Was mache ich nur? Was glaubst du, was Denise hier mit meiner Bastelschere alles zerschnitten hat … Denise! NICHT! Das geht kaputt!«
»Und was ist mit Dagmar? Kann deine andere Tochter sich nicht um die Kinder kümmern? Dann wärst du entlastet …«, versuchte Röhrdanz die Wogen zu glätten.
»Dagmar ackert gerade für die Nachprüfung in Englisch. Das geht leider nicht!«
»Ist ja gut, Helga, ich wollte ja bloß …«
»Ich weiß, Michael, aber seit der Papa tot ist, ist überhaupt nichts mehr gut … Ich bin manchmal etwas überfordert und …«
Nun weinte sie. Ihr Mann war erst vor wenigen Jahren völlig überraschend gestorben: Nachbarn hatten den bis dahin kerngesunden Endvierziger mit dem Gesicht nach unten tot im Garten gefunden. Im Gemüsebeet. Was für eine grässliche Art zu sterben! Und was für ein furchtbarer Schock für Helga. Vielleicht sollte er ihr die Kinder wirklich nicht zumuten?
»Helga, bitte beruhige dich! Ich hole Angela jetzt vom Arzt ab, und dann kommen wir auf eine schöne Tasse Kaffee zu dir, ja? Bitte sei nicht wieder traurig wegen Gerd, wir sind eine Familie und halten zusammen, wir sind immer für dich da, ja,?«
»Ich dank dir, jetzt schau erst mal, wo Angela steckt …«
Röhrdanz schüttelte den Kopf und legte auf. Seine Schwiegermutter tat ihm leid, aber er hatte jetzt andere Sorgen und sah ein, dass Dagmar, Angelas kleine Schwester, ihm in dieser Situation auch nicht helfen konnte.
Mit plötzlicher Wut riss er das alte zerfledderte Telefonbuch aus dem Regal und blätterte darin, wobei er bemerkte, dass seine Finger leicht zitterten. Wo schaue ich denn jetzt nach, dachte er zerstreut, unter Ä wie Ärzte oder O wie Orthopäden oder H wie Heimann?
Verdammt. Er hätte doch etwas frühstücken sollen. Und dieser grässliche Kaffee von der Neuen war ein Granatenhagel für seine Magenwände. Er stieß einen genervten Seufzer aus. Nein, Angela war nicht zu ersetzen. Weder im Büro noch zu Hause. Er würde sie immer auf Händen tragen.
2
»Praxis Dr. Heimwald, Sie rufen leider außerhalb der Sprechzeiten an. In dringenden Fällen hinterlassen Sie bitte eine Nachricht auf Band …«, leierte eine unpersönliche Frauenstimme ihren Spruch herunter.
Röhrdanz knallte verärgert den Hörer auf die Gabel, schnappte sich sein Sakko und beschloss, kurzerhand mit dem Auto zur Orthopädiepraxis zu fahren. Irgendwo dort musste Angela schließlich stecken. Vielleicht saß sie wirklich im Café an der Ecke und gönnte sich mal wieder ein ruhiges Stündchen mit Kaffee und Kuchen und einer Illustrierten. Es sollte ihr von Herzen vergönnt sein. Danach könnte er gleich Denise und Philip von der Oma abholen und seiner Schwiegermutter die Tränen trocknen. Tja, Röhrdanz, dachte er, du hast das Gesamtpaket geheiratet. Schade, dass Angelas Vater Gerd schon tot ist. Jetzt bin ich der einzige Mann in der Familie, und an mir bleibt letztlich alles hängen. Oliver steckte mitten in der Pubertät, und Christian war bereits ausgezogen. Im Moment war er ohnehin nicht greifbar, er machte gerade mit seiner Freundin Urlaub in Mexiko.
Ungehalten legte er auf dem Parkplatz des Verlagsgebäudes den Rückwärtsgang ein. »Dabei hat der Tag so schön angefangen«, murmelte er, während er mit quietschenden Reifen wendete. »Ich war so gut wie fertig mit der verdammten Kalkulation. Und jetzt muss ich mich morgen wieder um den Blödsinn kümmern!«
Zum Glück hatte Richard, sein verständnisvoller Chef, nichts dagegen, dass er sich heute Nachmittag freinahm. »Stress mit der Familie, was?«, hatte er lächelnd angemerkt, und Röhrdanz hatte versprochen, die versäumten Stunden gleich morgen früh nachzuholen.
»Kein Problem, Michael, du bist einer unserer zuverlässigsten Mitarbeiter. Grüß mir die Angela, sie soll sich ein bisschen schonen.«
»Genau meine Rede«, hatte Röhrdanz noch im Weggehen gemurmelt und heimlich einen Dankesgruß zum Himmel geschickt, weil er so einen tollen Chef hatte.
Die Praxis des Orthopäden hatte gerade wieder aufgemacht, jedenfalls war die Tür nur angelehnt. Die beiden Arzthelferinnen schienen soeben mit ein paar kleinen Einkaufstüten aus der Mittagspause zurückgekehrt zu sein. »Na, das war ja ein Ding«, sagte die eine gerade, »ich bin total geschafft.« Sie ließ sich auf ihren Drehstuhl hinter der Anmeldung fallen, suchte nach ihrem Taschenspiegel und sah prüfend hinein. »So was erlebst du nicht alle Tage.«
»Aber die war ja völlig zu«, hörte Röhrdanz die andere sagen, die sich gerade ihren weißen Kittel zuknöpfte. Prüfend senkte sie ihr Kinn und öffnete dann den Knopf über dem Busen wieder. »Der eine Sani war aber ein Schnuckel, was?«
»Welcher?«, fragte die mit dem Taschenspiegel desinteressiert und schürzte die Lippen, um sie sich nachzuziehen.
»Ach komm schon, du weißt genau, welchen ich meine! Bestimmt nicht den dicken Pickeligen mit dem Stoppelbart!«
»Na ja, der andere war bestimmt ein Zivi … voll süß irgendwie. Ich glaub, den habe ich schon mal in der Disco gesehen, der hat aber eine Freundin, soviel ich weiß.«
»Aber wie der mich angeguckt hat! Der wollte doch eindeutig was von mir.«
»Da ist jemand …«, zischte die mit dem Spiegel und ordnete mit einer fahrigen Handbewegung ihre rötliche Lockenpracht. »Wir haben ab 14 Uhr wieder geöffnet«, sagte sie in geschäftsmäßigem Ton.
»Röhrdanz«, sagte Röhrdanz. »Ich will nur meine Frau abholen.«
Die Reaktion der beiden Grazien hätte ihn irritieren müssen. Beide senkten rasch den Blick und beschäftigten sich plötzlich mit irgendwelchen Unterlagen. Ihre fahrigen Handbewegungen verrieten, dass sie urplötzlich nervös geworden waren.
»Der Doktor ist noch zu Tisch«, sagte die mit dem Kittel gestelzt.
»Aber nicht mit meiner Frau, oder?«
»Nee, die ist schon vorher abgeholt worden«, platzte die Rothaarige heraus.
»Na, dann ist ja gut«, sagte Röhrdanz erleichtert und wandte sich zum Gehen. In der Tür drehte er sich noch einmal um: »Sie wissen nicht zufällig von wem? Ich meine, war es ein großer junger Mann, so eins fünfundachtzig,« Röhrdanz zeigte seine eigene Größe an, »dann war es nämlich mein Sohn Oliver …« Verwundert hielt er inne, als er den Gesichtsausdruck der beiden Arzthelferinnen sah.
»Von der Rettung«, rang sich schließlich die mit dem Kittel durch.
»Wie, von der Rettung?« Röhrdanz stand einen Moment lang da wie erstarrt, machte dann aber noch einen seiner üblichen Scherze. »Vor wem musste meine Frau denn gerettet werden?«
»Sie ist uns hier zusammengeklappt.«
»Sie ist was?« Röhrdanz raufte sich die Haare. »Zusammengeklappt?! Und das sagen Sie erst jetzt? Und lassen mich hier fröhlich mit Ihnen rumschäkern?«
»Wir wollten es Ihnen gerade mitteilen«, hob die eine an, und ihre Lippen zitterten. »Aber dazu sind wir gar nicht befugt. Dafür ist unser Chef zuständig, und der ist noch zu Tisch.«
Röhrdanz machte einen großen Schritt nach vorn und hätte das dumme Mädel am liebsten am offenen Kittelkragen gepackt.
»Der Chef ist zu Tisch, während meine schwangere Frau hier zusammenklappt?«
»Ja, er meinte, schon wieder so’n Junkie, und das ist nicht seine Baustelle …«
»Die hatte ja Schaum vor dem Mund«, piepste die andere, die sich vorsichtshalber in die hinterste Ecke des Anmeldebereichs zurückgezogen hatte. »Die hat die Augen verdreht und irgendwie gekrampft. Dann ist sie umgekippt und hat so geröchelt …«
»Ja, außerdem sind wir eine orthopädische Praxis, also für Drogenabhängige gar nicht zuständig. Und da hat der Chef gemeint, er geht jetzt zu Tisch, wir sollten die Rettung alarmieren.«
Röhrdanz sah fassungslos zwischen den beiden Mädchen hin und her, die sich gegenseitig die Bälle zuspielten wie bei einem Tennismatch:
»Und das haben wir dann auch gemacht. Aber in der Zwischenzeit ist uns die hier fast abgekackt, so hat die gezittert.«
»Und dann bin ich schnell rauf und hab den Internisten von oben geholt.«
»Ja, und der ist dann gleich mitgefahren mit der Frau … mit Ihrer Frau … also mit der Dame.«
Die Arzthelferin wischte sich ihre vor Aufregung feuchten Hände am Kittel ab und drehte dann hilfesuchend an einem der Knöpfe, als könnte sie so ein anderes Programm einstellen, eines, das sie besser beherrschte als dieses hier. »Die Dame – also Ihre Frau – konnte gar nichts mehr sagen. Wir haben ihren Ausweis aus ihrer Handtasche geholt, und der Doktor von oben ist dann wie gesagt mit ins Krankenhaus.«
Röhrdanz nickte, unfähig, ein Wort herauszubringen.
»Es tut mir leid …«, wimmerte die mit dem Kittel. Sie schwenkte ihre langen künstlichen Fingernägel, als ob sie noch nicht ganz trocken wären.
»In welches Krankenhaus?«, rang sich Röhrdanz von den ausgetrockneten Lippen. Es pochte in seinen Schläfen. Irgendwas war hier aus dem Ruder gelaufen. Er wusste nur noch nicht was. Alles, was er wusste, war, dass er gleich seine Schwiegermutter trösten musste. Wegen Gerd. Und dass er seine Kleinen abholen wollte.
»Ich weiß nicht, in welches …«, quiekte die Erste. »Bestimmt ins Maria Hilf!«
Röhrdanz wollte gerade kopflos davonstürmen, als er mit dem aus der Mittagspause zurückkehrenden Orthopäden zusammenstieß.
»Was ist denn hier los?«, fragte der blonde Hüne und sah irritiert in die Runde. Er war um die fünfzig, groß und massig, hatte einen grauen Bürstenhaarschnitt, hellgrüne Augen und nach unten hängende Mundwinkel.
»Das ist der Mann von der … ähm … Frau …« Die Arzthelferin zeigte auf den Fußboden, vermutlich auf die Stelle, wo seine Angela krampfend und röchelnd gelegen hatte. »Er wusste von nichts.«
»Er wollte sie abholen«, vervollständigte die andere den Bericht.
»Kommen Sie bitte kurz mit«, befahl Dr. Heimwald, warf seinen Damen einen warnenden Blick zu und schritt vor Röhrdanz her. »Bitte hier hinein.«
Röhrdanz betrat ein aufgeräumtes Sprechzimmer, in dem ein Skelett und mehrere Röntgenbilder davon zeugten, dass man es hier eindeutig mit einem Orthopäden zu tun hatte.
»Nehmen Sie Platz.«
»Nein danke. Was ist mit meiner Frau?«
»Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Sie ist mir schon im Empfangsbereich zusammengeklappt, hatte Schaum vor dem Mund, hat die Augen verdreht und war zu keiner Auskunft mehr fähig. Ich habe sie sofort ins Krankenhaus bringen lassen.«
»Und sind dann essen gegangen.«
»Warum nicht? Eine solche Patientin fällt nicht in meinen Bereich. Ich repariere Knie und renke ausgekugelte Schultern wieder ein.« Der Arzt zuckte gleichgültig die Schultern. »Ich hatte allerdings den Verdacht, dass sie unter Drogen steht, auf Entzug ist oder so etwas. Wie gesagt, das ist nicht mein Fachgebiet. Das überlasse ich erfahrenen Kollegen.«
Er wich dem wütenden Blick von Röhrdanz aus, vergrub seine Hände in den Kitteltaschen und kehrte ihm den Rücken zu. Während er beiläufig aus dem Fenster schaute, sagte er über die Schulter hinweg: »Für mich lag der Verdacht nahe, dass sie eigentlich zum Kollegen Internisten wollte und sich entweder in der Tür geirrt oder es einfach nicht mehr in den zweiten Stock geschafft hat.«
Röhrdanz spürte ein seltsames Ziehen und Stechen in der Herzgegend und wusste nicht, ob es die nackte Wut, panische Angst, kindliche Hilflosigkeit oder die pure Fassungslosigkeit war. Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Weil seine Beine zitterten und sein Magen rebellierte, ließ er sich nun doch auf dem Patientenstuhl vor dem Schreibtisch des Orthopäden nieder.
»In welches Krankenhaus …«, begann er, aber ein unkontrollierbarer Schluckreflex brach ihm die Stimme. »Ich meine, wohin …« Er räusperte sich, wurde aber den riesigen Kloß in seiner Kehle nicht los.
»Keine Ahnung«, sagte der Arzt, wirbelte herum und griff nach dem Telefon.
»Gabi! Wohin hat man die Frau gebracht?«
Angespanntes Schweigen. Röhrdanz sah, wie es im Gesicht des Arztes zuckte, so ungeduldig mahlten seine Kiefer.
»Dann fragen Sie! Rufen Sie oben an! Aber ein bisschen plötzlich!«, bellte er in den Hörer.
Ohne mit Röhrdanz zu sprechen, vergrub er wieder die Hände in den Kitteltaschen und starrte an die gegenüberliegende Wand. Dort hing ein Plakat, auf dem sämtliche Wirbel und Knorpel eines Rückens abgebildet waren.
Das Telefon klingelte.
»Ja? Was? Sankt Matthäus, aha. Leverkusen. Warum denn nicht gleich.«
Er legte wieder auf, sah Röhrdanz triumphierend an. »Leverkusen, Sankt Matthäus. Na bitte.« Er breitete die Arme aus, als hätte er gerade Wasser in Wein verwandelt, und wartete offensichtlich auf ein überschwängliches Lob oder einen warmen Dank.
Röhrdanz sprang auf, stürmte grußlos aus der Praxis und rannte die Treppe hinunter.
Leverkusen also. So ungefähr wusste er, wo die Klinik war.
Schätzungsweise die Gynäkologie. Bitte keine Fehlgeburt. Auch wenn das Dritte nicht geplant war. Aber es war doch ein Kind der Liebe wie die anderen auch.
»Lieber Gott, bitte lass nichts mit dem Baby sein«, flehte er, als er Sekunden später in seinem Opel Kadett saß und in Richtung Autobahn brauste. »Wir sind doch so glücklich! Bitte lass es uns auch bleiben!«
3
Die Klinik bestand aus mehreren Backsteingebäuden, umgeben von einem riesigen Parkplatz, zu dem man nur durch eine Schranke vordringen konnte. Vor lauter Aufregung schaffte er es kaum, auf den Knopf zu drücken, der die Schranke öffnete.
Röhrdanz zog ein Parkticket, steckte es in seine Jackentasche und lief auf wackeligen Beinen durch die riesige Eingangshalle. Sofort schlug ihm der typische Krankenhausgeruch entgegen, ein Gemisch aus Schweiß, Blut, Scheuerpulver und Desinfektionsmitteln. Röhrdanz kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben. Bis auf den schrecklichen Kaffee hatte er heute überhaupt noch nichts im Magen, und jetzt war ihm der Appetit endgültig vergangen. Normalerweise ging er in seiner Mittagspause in eine nahe gelegene Gaststätte und bestellte dort das Tagesgericht. Dabei las er die Zeitung und entspannte sich ein halbes Stündchen.
Röhrdanz ließ seinen Blick hastig durch die Halle schweifen. Von Angela war nichts zu sehen.
Überall standen und saßen Fremde herum. Einige fuhren scheinbar ziellos mit dem Rollstuhl umher, andere schoben Infusionsständer, manche hatten Verbände im Gesicht oder am Arm, und ein alter Mann humpelte ihm auf zwei Krücken entgegen.
Ein junger Mann eilte mit wirrem Blick und einem gigantischen Blumenstrauß an ihm vorbei.
»Gynäkologie?!«, rief er noch im Rennen. »Welche Etage?«
»Gynäkologie«, murmelte Röhrdanz, wie in Trance. »Das wird wohl richtig sein.«
Zusammen mit dem seligen jungen Mann drängte er sich in den Aufzug.
»Auch Vater geworden?«, fragte der junge Mann mit glänzenden Augen. Röhrdanz war, als werfe er einen Blick in seine eigene Vergangenheit.
»Ich hab schon vier«, murmelte Röhrdanz. »Mit dem Fünften scheint was schiefgelaufen zu sein …«
Der junge Mann starrte ihn kurz an, dann platzte es aus ihm heraus: »Ein Mädchen! Ich habe eine Tochter! Vier Wochen zu früh! Aber alle wohlauf!«
»Wie schön für Sie«, rang Röhrdanz sich ab. »Alles Gute!«
Kaum öffnete sich die Fahrstuhltür, trabte der junge Mann aufgeregt davon. Röhrdanz sah sich irritiert um. An den Wänden hingen Bilder von Neugeborenen, unwillkürlich musste er lächeln. So hatten Denise und Philip auch ausgehen, so … winzig, zerknautscht … und ein bisschen beleidigt, dass man sie aus der warmen, wohligen Welt des Mutterleibs verstoßen hatte. Er schritt unsicher den langen Flur hinunter, bis eine ältere, robuste Oberschwester ihn aufhielt: »Sie wünschen?«
»Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin«, stammelte Röhrdanz verlegen.
»Wen suchen Sie bitte?«
»Meine Frau. Röhrdanz. Angela Röhrdanz.«
»Wievielter Monat?«
»Dritter. Sie ist erst im dritten.«
»Dann sind Sie hier total falsch, guter Mann. Wir haben hier die Wöchnerinnen und Neugeborenen.« Die robuste Schwester nahm Röhrdanz am Arm und führte ihn zurück zum Aufzug. »Wir mögen es nicht so gern, wenn hier Fremde herumstreunen, Sie müssen schon entschuldigen.«
Energisch drückte sie auf den Knopf und wartete, bis die Fahrstuhltür sich wieder öffnete. »Fragen Sie unten am Empfang, wo Sie Ihre Frau finden können«, riet ihm die Schwester. »Hier ist sie definitiv nicht!«
»Dass diese Oberschwestern aber auch immer so herrisch sein müssen«, murmelte Röhrdanz, fast ein bisschen erleichtert, dass seine Frau offenbar keine Fehlgeburt erlitten hatte. »Das Baby ist anscheinend noch drin.«
Entschlossen schritt er zu dem Glaskasten, in dem eine dunkelhaarige Rezeptionistin saß, und fragte nach seiner Frau.
»Röhrdanz?« Die fein manikürten Finger der Dame fuhren über die Liste der Neuzugänge. »Nein. Ist hier nicht eingeliefert worden.« Die Dunkelhaarige nickte ihm sachlich zu und vertiefte sich dann wieder in ihren Roman.
»Aber man hat mich hierhergeschickt«, drängte Röhrdanz sich erneut vor die Sprechscheibe, bevor andere Besucher ihn wegschubsen konnten. Er sprach wohl ein bisschen lauter als beabsichtigt, denn er hörte seine eigene Stimme in der Empfangshalle widerhallen. Vielleicht war er wirklich einfach nur zu aufgeregt. Er musste dringend etwas essen. Oder wenigstens tief durchatmen.
»Wer hat Sie hergeschickt?«, fragte die Dame nun in einem Tonfall, als ob sie mit einem Debilen spräche.
»Sie ist heute Morgen in der Praxis eines Orthopäden zusammengebrochen. Die Rettung hat sie hergebracht.« Röhrdanz trommelte nervös mit den Fingern gegen die Glasscheibe, die ihn von seiner Gesprächspartnerin trennte.
»Dann versuchen Sie es mal bei der Notaufnahme«, riet die Empfangsdame mit gespielter Geduld. »Vielleicht sitzt sie da.«
Röhrdanz zwang sich, einmal tief ein- und auszuatmen. Bestimmt alles falscher Alarm.
Unwillig trollte er sich. Was war denn da los, verdammt noch mal? Er musste nach Hause, die Kinder holen! Und Helga bei Laune halten. Es war doch wohl nichts Ernstes?
Ein kleiner Kreislaufkollaps vielleicht, ein leichter Schwindelanfall … wenn man hier nichts von Angela wusste, war sie wahrscheinlich längst wieder zu Hause.
Von der Telefonzelle auf dem Parkplatz des Krankenhauses rief er erneut Helga an.
»Ist Angela inzwischen aufgetaucht? Ich bin nämlich im Krankenhaus, hier ist sie aber nicht zu finden!«
»Nein!« In Helgas Stimme war die Angst zu hören. »Das sieht dem Mädel doch überhaupt nicht ähnlich! Einfach so zu verschwinden! Michael! Hattet ihr Streit?«
»Aber nein!« Röhrdanz wollte lachen, aber es hörte sich eher an wie ein unterdrücktes Schluchzen. »Irgendwas stimmt hier nicht, was, werde ich noch herausfinden. Tut mir leid, dass du die Kinder erst einmal weiter hüten musst.«
»Ist schon gut«, hörte er seine Schwiegermutter seufzen.
Er kramte die restlichen Münzen aus der eisernen Muschel und steckte sie gedankenverloren in die Hosentasche.
Als er sich auf den Weg zur Notaufnahme machen wollte, hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Irritiert drehte er sich um.
»Herr Röhrdanz?« Die Dunkelhaarige vom Empfang kam mit klappernden Schritten über den Vorplatz gelaufen. »Herr Röhrdanz, warten Sie! Wir haben Ihre Frau gefunden!«
»Na also! Was ist mit ihr?« Röhrdanz steckte die Hände in die Taschen und sah die Frau erwartungsvoll an. In ihren Augen lag so etwas wie Entsetzen, aber auch Mitleid.
»Sie ist auf der Neurologie. Im vierten Stock.«
»Aber das ist doch …« Röhrdanz folgte der eilig wieder ins Krankenhaus laufenden Frau.
»Näheres kann ich Ihnen nicht sagen, ich muss an meinen Platz zurück«, rief sie mit einer merkwürdig brüchigen Stimme und wies auffordernd auf die Fahrstuhltür, bevor sie hinter ihrer Glastür verschwand.
Erneut schob sich Röhrdanz inmitten von anderen Besuchern und Patienten in den muffig riechenden Fahrstuhl. Täuschte er sich, oder sahen ihn die anderen Leute mitleidig an, als er auf die »Vier« drückte?
Neurologie, ging es ihm durch den Kopf, und er spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend. Dann ist es also was mit den Nerven? Natürlich. Sie hat sich überanstrengt. Bestimmt schimpft der Arzt jetzt mit mir. Guter Mann, wie konnten Sie Ihre Frau dermaßen überfordern? Drei Kinder muss doch heute keine Frau mehr hintereinander bekommen …
Aber das dritte war nun mal passiert! Angela hatte sich doch so gefreut! Sie war eine robuste junge Frau, bestimmt würde sie hier bald wieder auf die Beine kommen.
Er würde sich ein paar Tage freinehmen. Und mit den Kleinen auf den Spielplatz gehen.
Oben angekommen, ging er suchend über die leeren, blank geputzten Flure. Es roch nach Bohnerwachs und Urin. Arme Angela. Hoffentlich schlief sie sich einfach nur mal aus. Schließlich hatte sie jahrelang nicht durchgeschlafen. Klar, dass sie es jetzt mit den Nerven hatte.
Nachdem er vergeblich an die Glastür des leer stehenden Schwesternzimmers geklopft hatte, stand er unschlüssig herum. Von irgendwoher durchdrang ein lang gezogener Schrei die unheimliche Stille. Sein Herz begann zu rasen.
Auf der Neurologie bin ich vollkommen falsch, dachte er, Angela kann unmöglich hier sein, sie ist weder hysterisch noch sonst irgendwie ein Fall für die Klapse. Entschlossen richtete er sich auf, als er am Ende des Ganges einen Weißkittel nahen sah, und schritt auf ihn zu.
»Hallo?! Kann ich Sie kurz sprechen?«
»Ja bitte?«, kam es ziemlich von oben herab. Der Arzt schien in Eile zu sein, offensichtlich war er gerade sehr im Stress.
Röhrdanz wappnete sich innerlich. Auf dem Kittel des Mannes prangte auf Brusthöhe ein Schild, das ihn als Oberarzt dieser Station auswies.
»Röhrdanz«, sagte Röhrdanz. »Meine Frau soll hier irgendwo sein …«
Weiter kam er nicht, denn der Gesichtsausdruck des Arztes änderte sich sofort. Irrte Röhrdanz sich, oder glomm da ein Funken plötzlicher Aufmerksamkeit in seinen grauen Augen?
»Ihre Frau ist tatsächlich hier.«
»Na Gott sei Dank. Immerhin habe ich sie endlich gefunden.«
»Doch es sieht leider nicht gut aus …«
Röhrdanz schluckte. Er hatte ja gewusst, dass der Arzt mit ihm schimpfen würde.
»Tut mir leid, ich werde darauf achten, dass sie sich in Zukunft mehr schont.«
»Das wird nicht reichen, fürchte ich.«
»Bitte? Was hat sie denn nun?«
»So wie es aussieht, handelt es sich um eine äußerst komplexe und komplizierte Geschichte, die ich Ihnen hier auf die Schnelle gar nicht erklären kann.« Der Arzt fasste sich an den Nacken und drehte den Kopf, als müsste er ihn erst wieder einrenken.
Röhrdanz sah ihn nervös an. Überarbeitung. Burnout-Syndrom. Nervenzusammenbruch.
»Soweit ich das beurteilen kann, leidet Ihre Frau unter einem sehr seltenen Krankheitsbild, das in Fachkreisen ›Apallisches Syndrom‹ genannt wird. Im Moment ist das allerdings nur ein vager Verdacht, aber alle Anzeichen sprechen dafür, dass wir es hier mit dieser unglaublich verzwickten Nervenlähmung zu tun haben.«
»Entschuldigen Sie, aber das verstehe ich nicht.« Wahrscheinlich lag eine Verwechslung vor. Der Neunmalkluge redete von einer ganz anderen Patientin. Eine, die es richtig schwer erwischt hatte und die schon nicht mehr zu retten war.
»Können Sie das einem Nicht-Mediziner in ganz einfachen Worten noch mal erklären? Ich meine, was ist denn überhaupt passiert? Der Arzt sagte, sie sei zusammengebrochen?!«
»Zu den neurologischen Ursachen kann ich nur so viel sagen, dass im Mittelhirn oder auf beiden Seiten der Capsula interna Läsionen in der Pons …«
Mittelhirn? Was für Läsionen?
Röhrdanz versuchte in dem, was die schnarrende Männerstimme von sich gab, irgendeinen Sinn zu entdecken, doch es gelang ihm nicht.
»Es ist zu kompliziert, als dass ich Ihnen das hier auf dem Flur erklären könnte. Außerdem muss sich unser Verdacht erst erhärten. Aber wenn wir recht behalten, handelt es sich um eine schwerwiegende Lähmung mit einer hohen Mortalitätsrate«, hörte Röhrdanz den Mann sagen, ohne den Sinn seiner Worte wirklich zu erfassen.
Moment. Der sprach doch jetzt nicht allen Ernstes von SEINER Angela?
Der fröhlichen, hübschen, blonden Angela, die er heute früh zum Abschied geküsst hatte?
Plötzlich spürte er ein starkes Sausen in den Ohren, das Gesicht des Arztes verschwamm vor seinen Augen, er suchte Halt an der kahlen Wand hinter sich und versuchte, nicht zusammenzusacken.
»Da kommt ja Ihre Frau«, hörte er den Arzt sagen. In der törichten Hoffnung, sie froh und munter aus einem der Untersuchungszimmer spazieren zu sehen, atmete er tief ein und aus, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Na also. Doch eine Verwechslung. Der Arzt hat von einer ganz anderen geredet. Von einer, die bald stirbt. Erleichtert wirbelte er herum und begann schon, die Arme auszubreiten, damit sie sich wie immer lachend hineinwarf.
Der Anblick, der sich ihm nun bot, traf ihn wie ein Fausthieb ins Gesicht.
Angela lag, die Augen weit aufgerissen, den eingefrorenen Blick an die Decke gerichtet, reglos in einer völlig verkrampften Haltung auf einer Bahre. Speichel rann ihr aus dem geöffneten Mund, den sie wie zu einem Verzweiflungsschrei geformt hatte. Doch kein Ton kam über ihre Lippen. Die beiden Pfleger, die sie vor sich her schoben, hatten Panik im Blick und liefen im Eiltempo zum Aufzug. Das Schmatzen ihrer grünen Gummischuhe auf dem blank gescheuerten Linoleum-Fußboden betäubte ihn.
»Notoperation«, hörte Röhrdanz eine Stimme rufen, »bitte sofort alles vorbereiten!«
»Exitus nicht ausgeschlossen!«
»Chef nicht im Haus!«, schrie jemand hinter verschlossenen Türen. »Ist schon zum Kongress!«
»Geht nicht«, rief eine andere Stimme, »Krankenwagen rufen! Sie muss ins Klinikum nach Düsseldorf!«
Röhrdanz spürte, wie sich sein Magen langsam umdrehte. Wahrscheinlich würde er ihm jeden Moment aus dem Mund fallen, mit demselben grässlichen Geräusch, das die Gummischuhe der Pfleger machten.
Sein Mund war völlig ausgetrocknet, die Zunge schien sich nie wieder vom Gaumen lösen zu wollen.
»Angela!« Röhrdanz taumelte auf die Bahre zu, stellte sich ihr regelrecht in den Weg. Fassungslos beugte er sich über seine Frau, die sich nicht rühren konnte. Sein Herz raste wie verrückt. Angela sah so Furcht erregend aus, als hätte sie jemand für einen Horrorfilm geschminkt. Oder ihr eine besonders grässliche Maske aufgesetzt.
»Was machst du denn für Sachen, Liebes?«
»Sie kann Ihnen nicht antworten«, sagte der Oberarzt. »Am besten, Sie lassen uns jetzt ungestört unsere Arbeit machen.« Er wollte mitsamt der Bahre an Röhrdanz vorbei, aber dieser ließ sie nicht passieren.
»Angela! Hörst du mich? Erkennst du mich?«, stammelte Röhrdanz und nahm die Hand seiner Frau, die sich eiskalt anfühlte. Tränen liefen über seine Wangen.
Sie versuchte, etwas zu sagen, aber aus ihrem verzerrten Mund kam nur ein lallendes Gurgeln.
»Aus dem Weg!« Im Eilschritt nahten nun zwei weitere Ärzte, den Piepser am Ohr, und drängten Röhrdanz von Angela weg. »Hier geht es um Minuten, sie muss nach Düsseldorf!«
Bevor Röhrdanz wusste, wie ihm geschah, war die Bahre mit seiner geliebten Angela bereits im Aufzug verschwunden. Fassungslos starrte er auf die sich schließenden Türen.
Vier – drei – zwei – eins – Erdgeschoss blinkten die kleinen Lämpchen an der Wand.
Was machten sie mit ihr?
Warum ließen sie ihn hier stehen?
Sie brauchte Hilfe, sie war ja völlig gelähmt, konnte nicht mal sprechen und nichts erklären! Röhrdanz war wie erschlagen von ihrem Anblick: Sie hatte ausgesehen wie ein Kind, das gerade im Begriff ist, zu ertrinken. Das den Mund öffnet, um um Hilfe zu schreien, und so nur noch mehr Wasser schluckt. Seine Lunge füllt sich unerbittlich mit Wasser, es kann nur noch mit weit aufgerissenen Augen nach oben schauen, während das Bild des helfenden Retters verschwimmt und es immer tiefer sinkt. Gleich wird es tot sein, und ich stehe hier. Warum springe ich nicht hinterher?
»Herr Röhrdanz?«
Röhrdanz fuhr herum. Seine Zunge schmeckte nach Blei.
»Ich bin der Chefarzt, Professor Leyen. Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
Aha. War er also doch nicht auf einem Kongress.
Oder war der etwa extra wiedergekommen? Röhrdanz griff sich verlegen an den Hals.
»Natürlich«, sagte er heiser.
Der freundliche Ton des Arztes beruhigte Röhrdanz für einen Moment. Jetzt würde er endlich Klarheit bekommen. Alles halb so wild, wie es aussieht, würde dieser distinguiert wirkende Mensch zu ihm sagen. Sie ist nur hingefallen und hat sich einen Nerv im Gesicht verletzt. Deshalb sieht sie so verändert aus. Aber wir geben ihr ein paar Spritzen und lassen sie schlafen. Bald wird sie wieder ganz die Alte sein.
»Bin ich froh, dass endlich jemand mit mir spricht.« Röhrdanz räusperte sich, seine Stimme hörte sich an wie eine rostige Säge.
»Bitte kommen Sie, hier sind wir ungestört.«
Der Chefarzt wies ihm höflich den Weg in sein Sprechzimmer und bot ihm einen Stuhl an. Röhrdanz ließ sich mit zitternden Knien darauf nieder und musste sich an der Tischkante festhalten.
»Ein Glas Wasser?« Der Chefarzt füllte ein Glas mit Leitungswasser und stellte es vor Röhrdanz ab.
»Danke.« Röhrdanz’ Hand zitterte so sehr, dass er das Glas kaum zum Mund führen konnte. Wie ein Verdurstender kippte er das Wasser herunter.
Ist es so schlimm?, dachte Röhrdanz, während er hastig trank. Wenn sie einem Wasser anbieten, ist es schlimm.
Der Arzt setzte sich etwas zu umständlich auf seinen Ledersessel hinter dem wuchtigen, mit Akten und Notizen überladenen Schreibtisch, und putzte sich ebenso umständlich die Brille.
Röhrdanz starrte ihn an. Sein Herz pochte so wild, dass er Angst hatte, nichts von dem zu verstehen, was der Chefarzt ihm mitteilen würde. Hauptsache, er überschüttete ihn nicht mit so einem Schwall lateinischer Ausdrücke wie vorhin der Oberarzt.
Der Chefarzt setzte seine Brille auf und sofort wieder ab, um an dem Brillenbügel zu kauen. Anscheinend suchte er nach den richtigen Worten.
»Herr Röhrdanz, es tut mir leid, dass ich im Moment keine besonders guten Nachrichten für Sie habe …«
Röhrdanz schien in ein tiefes Loch zu fallen. Er umklammerte das Wasserglas so fest, dass es beinahe zu zerspringen drohte.
»Ich habe Ihre Frau ausführlich untersucht …« Der Chefarzt fixierte sein nervöses Gegenüber und zupfte sich hilflos am Kittelkragen. »Das sieht leider sehr böse aus.«
»Krebs?«, kam es aus Röhrdanz’ ausgedörrter Kehle, weil das das Schlimmste war, das er sich vorstellen konnte.
»Nein, nein, kein Krebs.«
»Na dann ist ja gut.«
»Nein, es ist leider etwas …« Der Chefarzt suchte nach den passenden Worten. Konnte es etwas SCHLIMMERES als Krebs geben? Also, AIDS war es bestimmt nicht. Da war Röhrdanz ganz sicher. Und etwas NOCH Schlimmeres gab es doch nicht, oder?
»Ihre Frau …« Der Chefarzt sah in die Akte, die in aller Eile angelegt worden war, und suchte darin nach dem Vornamen.
»Angela«, krächzte Röhrdanz.
»Angela …«, wiederholte der Chefarzt, und seine Stimme war nicht weniger belegt, »… ist leider schwer krank.«
»Aber wieso denn, die war doch heute Morgen noch putzmunter.«
»Sie hat einen Gehirnschlag erlitten, mit noch nicht absehbaren Folgen …«
»Das kann doch gar nicht sein! Sie hat mich angerufen, dass sie ihren Arm nicht bewegen kann …«
»Ja, das ist ein typisches Symptom für einen Schlaganfall.« Der Chefarzt rieb sich die Schläfen. »Herr Röhrdanz, wir müssen sie so schnell wie möglich operieren, und das geht hier in Leverkusen nicht, denn dafür fehlen uns die nötigen Spezialisten. Ihre Frau wird gerade nach Düsseldorf gebracht, dort hat man Erfahrung mit solch seltenen neurologischen Notfällen. Ich fahre jetzt sofort hinterher, obwohl ich eigentlich zum Kongress sollte …« Der Chefarzt sah hastig auf seine Armbanduhr. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt.«
Das ist ja Wahnsinn, dachte Röhrdanz. Das muss etwas unfassbar Schlimmes sein.
»Ja, aber Sie können mich doch jetzt nicht einfach so …«
»Ihre Frau liegt höchstwahrscheinlich im Wachkoma, das in Fachkreisen Apallisches Syndrom genannt wird. Aber wir versuchen zu retten, was zu retten ist!« Der Chefarzt erhob sich und machte Anstalten, sich seines Kittels zu entledigen.
»Was heißt das?«, flüsterte Röhrdanz.
»Wie soll ich Ihnen das auf die Schnelle erklären? Ich würde sagen, das hat jetzt keinen Zweck. Fahren Sie nach Hause, und wir rufen Sie an.« Der Kittel flog in die Ecke. Der Chefarzt riss seinen Mantel vom Haken und eilte zur Tür.
»Meine Frau ist schwanger«, sagte Röhrdanz. Er wunderte sich, wie sachlich ihm diese Feststellung über die Lippen gekommen war.
Ein ungläubiges Stöhnen war die Antwort. Der Chefarzt drehte sich um und strich sich fahrig über die grauen Haare.
»Heißt das, sie könnte das Baby … verlieren?«
Der Chefarzt trat auf Röhrdanz zu und legte ihm die Hand auf die Schulter: »Das wird unsere kleinste Sorge sein, Herr Röhrdanz. So grausam das auch für Sie klingen mag: unsere allerkleinste.«
4
Wie in Trance fuhr Röhrdanz Minuten später hinter dem Krankenwagen her, der mit Sirene und Blaulicht über die Autobahn raste. Der Chefarzt war noch in letzter Sekunde in den Krankenwagen gesprungen, als dieser auch schon mit quietschenden Reifen die Auffahrt zur Notaufnahme verließ.
Tausend Gedanken schossen Röhrdanz durch den Kopf, aber nicht ein einziger wurde zu Ende gedacht. Das war doch alles nur ein böser Traum? Das konnte doch nicht wahr sein, dass er hier hinter seiner … sterbenden Frau herraste, mit über hundertfünfzig Sachen auf der Überholspur? Wie in Trance nahm er wahr, dass die anderen Autos alle Platz machten, sich hastig rechts einordneten, damit er, Röhrdanz, und ihm voran Angela, an ihnen vorbeisausen konnte.
Das war doch derselbe Donnerstag, an dem er ganz normal das Haus verlassen hatte, in das er abends wieder zurückkehren würde. In seine Vierzimmerwohnung, zu seiner geliebten Frau, seinen süßen kleinen Mäusen und Oliver? Wann würde dieser grässliche Albtraum endlich vorbei sein? Er versuchte aufzuwachen, wusste aber, dass dies die nackte Wahrheit war.
Angela.
Da vorn.
Röchelnd, um ihr Leben ringend.
Von Sauerstoffgeräten und anderen Furcht einflößenden Apparaten umgeben.
Drei Notärzte und Pfleger in wehenden Kitteln.
Panik. Eile. Notfall. Blaulicht.
Das Martinshorn jaulte in seinen Ohren und zerrte an seinen Nerven. Automatisch warf er einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Kurz nach vier. Oliver wunderte sich bestimmt schon, wo er blieb.
Die Leute fuhren ungerührt von der Arbeit nach Hause!
Er warf einen hastigen Seitenblick auf die Fahrzeugkolonne neben ihm: Hier kaute jemand ein Butterbrot, da rauchte einer, und da drüben stritt sich ein Ehepaar.
Ja wussten die denn nicht, dass es UM LEBEN UND TOD ging?«
Warum taten denn alle so, als wenn nichts wäre?
Angela. Um vier Uhr ging sie sonst mit Philip und Denise auf den Spielplatz. Und auf dem Rückweg schob sie die beiden noch am Supermarkt vorbei. Um diese Zeit überlegte sie sich immer, was sie kochen sollte.
Seine Angela.
Anfangs hatte sie überhaupt nicht kochen können. Kein Wunder, schließlich war sie bei der Hochzeit erst einundzwanzig Jahre alt gewesen. Die ersten Schnitzel, die sie aus der Pfanne geholt hatte, waren schwarz gewesen. Völlig verkohlt und verbrannt. Angela hatte sie trotzdem auf die Teller getan und mit einem verschmitzten Schulterzucken serviert.
Röhrdanz musste wider Willen lächeln. Für eine Sekunde gelang es ihm, die unfassbare Gegenwart zu verdrängen, sich seinen Erinnerungen hinzugeben.
Röhrdanz sah sich lachend fragen, ob er die Dinger essen oder unter seine Schuhsohlen nageln solle. Danach waren sie gegenüber beim Griechen essen gegangen, hatten Ouzo getrunken und gelacht. Auch dieser Abend war wie so viele mit einer wunderbaren Liebesnacht zu Ende gegangen. Sie hatten sich in den Armen gelegen und leidenschaftlich geküsst …
Röhrdanz zwang sich, wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Da vorne lag seine Frau, ein Häuflein Elend, sprachlos, reglos, vollkommen hilflos, und von ihrem alten Leben war nichts mehr übrig. Röhrdanz spürte, wie sich sein Magen vor lauter Angst zusammenzog. Und das hier war erst der Anfang. Vielleicht der Anfang vom Ende.
Nein, lieber Gott, bitte nicht. Bitte alles, nur das nicht.
Lass sie krank sein, lass sie einen Nervenzusammenbruch haben, lass sie irgendetwas haben, aber lass sie nicht sterben.
Röhrdanz schüttelte energisch den Kopf, um diesen furchtbaren Gedanken zu verscheuchen. Nein. Seine Angela würde nicht sterben. Sie war Mutter. Sie war schwanger. Sie war seine Frau. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt.
Ausgeschlossen.
So etwas würde Gott niemals zulassen.
Der Krankenwagen vor ihm setzte den Blinker und nahm die Ausfahrt.
Röhrdanz riss das Lenkrad herum und raste hinterher.
Das wütende Hupen der Autofahrer, denen er die Vorfahrt genommen hatte, nahm er kaum noch wahr.