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Table of Contents

Titel

Impressum

Vorwort

Wie alles anfing

Tagebucheintrag

28. September 2016

8. Oktober 2016

12. Oktober 2016

14. Oktober 2016

16. November 2016

3. Dezember 2016

25. November 2016

Freitag, 6. Januar 2017

Januar 2017 - anderer Ort - anderer Puff

Samstag, 21. Januar 2017

Tagebucheintrag 22. Januar 2017

Die Zeit nach dem Puff

Aktueller Stand an Verarbeitungsstrategien:

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Julia Zeiss

 

 

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Band 3 - Autobiografie

 

 

 

 

 

 

DeBehr

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Copyright by: Julia Zeiss

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2022

ISBN: 9783957539373

Umschlaggrafik Copyright by AdobeStock by diy13

 

 

Vorwort

 

Meine lieben Leser und Leserinnen, hier bin ich wieder. Jetzt seid gespannt auf die neuesten Neuigkeiten oder Schriftzüge meiner eigenen Kreativität. Es gibt diese ganz normalen Tage, an denen unverhofft dein gesamtes Leben über Kopf stehen kann.

Wenn ich zurückschaue, auf Band 1 und 2, dann will ich noch einmal Ergänzungen in Band 3 von mir preisgeben.

Ich habe ein kleines Notizbuch. Dort stehen meine Erinnerungen drin. Alles, was ich noch wusste, als ich meinen Körper verkauft habe, mit fremden Männern schlief und danach den Raum mit ihnen zusammen verließ.

Das Ding ist nur: „Was stelle ich mit diesem Büchlein an?“ Es liegt einfach nur da. Alle meine Gedanken und Gefühle stehen seelenruhig dort niedergeschrieben.

Blicke ich in mich hinein, dann ist das, was ich gemacht habe, eine dunkle Welt. Es einfach so verstauben zu lassen, das will ich nicht.

Umgeben von Dunkelheit. Es sind Erfahrungen, über die ich nicht reden kann oder mag. Bisher habe ich auch kein Wort darüber verloren. Mich fragte mal eine Person, ob es mir helfen würde, ihr das zum Lesen zu geben oder ob ich mir damit Schaden zufüge? Ich vermute beides. Ich würde mich sehr verletzlich zeigen. Meine Gefühlswelt kann bedroht werden, weil ich es als Verrat meiner selbst empfinden könnte.

Möglicherweise wissen Menschen intime Sachen über mich, die mir im Nachhinein unangenehm sind. Gleichzeitig bin ich geübt im grenzenlos und freizügig sein. Am besten füge ich eine Altersbegrenzung hinzu. Erst ab 18 Jahren lesen. Wobei es für leider sehr viele Menschen gar nicht nötig ist, eine Altersbegrenzung zu setzen, da bestimmt ganz viele Gewalt im Alltag kennen.

Eine andere Person fragte mich: „Und was wollen Sie jetzt damit machen? Verbrennen, zerreißen? Oder vielleicht nutzen Sie es, um ein Buch zu schreiben!“

Noch jemand anderer meinte zu mir: „Es liest sich wie ein Roman.“

Das was mich dazu bewegt, die Dunkelheit loswerden zu wollen, ist das unerträgliche Gefühl, mich so schmutzig zu fühlen.

Nun sind ja schon zwei bis drei Jahre vergangen, als ich meine ersten beiden Autobiografien veröffentlichen konnte. Das ist so ein Glücksgefühl, wenn ich daran zurückdenke. Ich bin berühmt. Ja, teilweise, aber die Tatsache, Bücher zu schreiben und Talent zu besitzen, ist schon etwas sehr Tolles. Über Talent lässt sich diskutieren, inwieweit ich wirklich schriftliche Werke verfassen könnte, wie manch ein Dichter, wie Goethe oder so. Ich meine, dass ich mich halt etwas getraut habe und an meine Fähigkeiten glaube, die mich voranbringen und bis hierher gebracht haben. Talent von Selbstvertrauen.

Andere Aspekte, warum ich darüber schreiben will, ist, denke ich, hoffentlich anderen mitteilen zu können, dass wir nicht alleine sind.

Alleine in Form von Misshandlungen oder Vergewaltigungen.

Dieses Wort macht mich fertig. Ich denke, es kann für mich sowie für andere Betroffene einerseits triggernd, wie auch hilfreich wirken. Ich will mich damit beschäftigen und reflektieren, sowie analysieren und verarbeiten.

Ganz ehrlich war ich oben in einer Zeile offenbar nicht. Ich habe schon einige Teile aus diesem Büchlein in Band 1 und 2 mit integriert. Und Menschen, denen ich vertrauen wollte, habe ich es zum Lesen gegeben. Eine Art Ventil, zu zeigen, ich gebe dir mein Vertrauen. Wobei es jetzt etwas anderes ist.

In Kurzfassung zu meiner Vergangenheit: Mit 11 Jahren bin ich in eine Pflegefamilie gekommen. Meine Mama ist an Krebs verstorben und diese Erfahrungen bauen darauf auf.

 

Wie alles anfing

 

Entschlüsse, die mich dazu gebracht haben, mich prostituieren zu lassen:

● Aus meinem Bekanntenkreis wollen alle, dass ich eine Ausbildung mache. Alle sind sehr bemüht, mich darin zu unterstützen.

● Ich dachte: „Okay, ich möchte das Passende für mich finden und das ist doch sicherlich echt gut. Ich verdiene Geld und da ich ja eh nichts kann, könnte das doch super sein?“

● Und wenn man immer Sex hat, müsste man doch immer glücklich sein, weil Sex Endorphine freisetzt.

● Jetzt müssten die anderen (Pflegeeltern, Freunde) doch endlich mit mir zufrieden sein, dass ich das Richtige gefunden habe.

● Sex kann jeder machen. Und auch wenn ich das nicht kann, können die Männer das ja machen.

● Ich war noch nicht bereit, mein 1. Mal zu haben. Ich war zwar neugierig, aber ich habe mir versprochen, niemals Sex zu haben. Das 1. Mal muss wieder in Ordnung gebracht werden. Gerade weil es toll war und der Mann so lieb war. Und wie mache ich das 1. Mal wieder rückgängig? Es geht nur, wenn mir jemand doll genug wehtut. Also müsste ich im Trauma weiterleben, um das wieder in Ordnung zu bringen.

● Es gab da mal einen Typ von der Straße. Ich war 19 Jahre alt und er hat mich angefasst. Ich habe mich gewehrt und ihn beiseite geschubst. Um eine Haareslänge bin ich dort einer Vergewaltigung entkommen. Ich habe mir im Nachhinein Hilfe gewünscht und irgendwie nicht bekommen. Ich habe eine Anzeige gemacht.

● In der Pflegefamilie hat sich ein Familienmitglied immer einen runtergeholt. Ich habe mich sehr gedemütigt gefühlt. Selber die Schuld zugesprochen bekommen durch meine Pflegeeltern und ich war so angeekelt.

● Ich dachte immer: „Draußen ist es sicherer. Da kann ich weglaufen, wenn mir etwas passiert. Und es wäre ja egal, wenn etwas passiert. Das kenne ich ja alles schon. Häuser sind nicht sicher.“

● Es muss ja irgendetwas an mir dran sein, dass mich alle immer nehmen, mir wehtun. Was ist nicht in Ordnung mit mir?

● Und wenn das mit den Männern immer wieder passiert, dann kann ich mich auch gleich anbieten. Besser ich biete mich von mir aus an, dann ist es freiwillig und es geschieht nichts mehr gegen meinen Willen. So fühle ich mich immer sicher, wenn ich draußen bin und brauche keine Angst mehr zu haben.

● Mit 19 Jahren habe ich einen Suizidversuch unternommen. Es wäre mir auch fast gelungen, wirklich tot zu sein. Ich wollte über den Vorfall auf der Straße reden. In der Klinik dufte ich nicht darüber reden. Ich wusste nicht warum. Es hat mir keiner vernünftig erklärt. Warum hilft mir keiner? Stattdessen wurden mir kleine blaue Tavor-Pillen angeboten und ich wurde nach meiner Aussage von Suizidgedanken, direkt auf die geschlossene Station gebracht.

● (So nebenbei – Die Erlebnisse in Krankenhäusern könnte ich mittlerweile auch als Buch veröffentlichen.)

● Meinen Körper kann man haben; aber mich, mein Ich, bekommt keiner. Also, wenn man mich einfach so nehmen will, dann bitte! Der Sex ist egal!

● Ich habe keine Eltern. Es passt eh keiner auf mich auf. Es interessiert doch eh niemand, wie es mir geht. Es ist alles so grenzenlos.