Über das Buch

Seit seine Frau Camille vor dreizehn Jahren spurlos auf dem Meer verschwand, ist Ronan Prad zum Einzelgänger geworden. Als ein Fischer spurlos verschwindet und die Marine ein verschollenes Boot am Grund des Meeres ortet, wird Ronan von der Gendarmerie in eine gefährliche Ermittlung hineingezogen. Nachdem er auf dem Tauchgang zu dem versunkenen Boot Tote im Rumpf des Schiffes entdeckt hat, entgeht er nur knapp einem Mordanschlag. Ihm wird klar, dass er es mit mächtigen Feinden zu tun hat. Der Bürgermeister einer Stadt, der sich von einer Handvoll früherer Fremdenlegionäre schützen lässt, setzt alles daran, um Ronan an der Aufklärung der rätselhaften Fälle zu hindern. Eine junge und ehrgeizige Polizistin wird in seine Einheit versetzt, was kein Zufall ist, denn auch sie hat offenbar etwas zu verbergen.

Im Flüchtlingslager Calais wird Ronan Zeuge eines brutalen Mordanschlags und findet heraus, wie eng das organisierte Verbrechen mit der Politik verstrickt ist. Seine Ermittlung wird zum Überlebenskampf, und seine Suche nach der Wahrheit führt ihn zurück in seine Vergangenheit und zum rätselhaften Verschwinden seiner Frau Camille.

 

Packend erzählt, mit authentischen Charakteren – so ist noch nie über die Bretagne geschrieben worden!

Über Christian Buder

Christian Buder wurde 1968 in Memmingen geboren. Er studierte zuerst Betriebswirtschaft und dann Philosophie in Marburg, Paris und Chicago. Als freier Autor und Journalist schrieb Christian Buder Artikel für DIE ZEIT und überregionale Zeitungen. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern abwechselnd in Deutschland und in der Bretagne.

Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Kriminalromane »Die Eistoten« und »Der Tote im Moor« vor. Außerdem erschien von ihm: »Schwimmen, ohne nass zu werden. Wie man mit Philosophie glücklich wird«.

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Christian Buder

Der Dachs

Kriminalroman

On est toujours libre au dépens de quelqu’un.

(Albert Camus)

Man ist immer auf Kosten eines anderen frei.

Wir müssen überzeugt sein, dass das Wahre die Natur hat, durchzudringen, wenn seine Zeit gekommen, und dass es nur erscheint, wenn diese gekommen, und deswegen nie zu früh erscheint
noch ein unreifes Publikum findet.

(Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten.

Für meinen Vater

Teil I

Wie die Dinge beginnen

Die Ereignisse, die sich Anfang des Jahres 2014 in dem kleinen beschaulichen Ort Penec in der Bretagne zutrugen, hatten ihren Ursprung bereits Monate vorher, genau genommen begannen sie kurz vor Weihnachten 2013, an einem kühlen Montag, als alle Bewohner Penecs, die nichts Besseres zu tun hatten, zu Carrefour strömten, um sich für die Feiertage mit Pastis, tiefgefrorenem Truthahn, Escargots de Bourgogne, Krabben, Hummer und natürlich Rotwein einzudecken. Charlotte Morvan hatte ihre gesamten Rabattmarken eingelöst. Sie hatte zwei gefütterte Regenjacken gekauft, die ihr zwar zu klein waren, aber sie fasste die fünfzig Prozent Preissenkung als Vorsatz auf, vier oder fünf Kilo abzunehmen. Für Liz hatte sie ein Barbiehaus gekauft und für Tangi ein Schiffsmodell der Titanic, das schwimmfähig sein sollte. Gael gönnte sich eine Flasche Lagavulin, siebzig Prozent reduziert. Er hätte sich am liebsten zwei Flaschen gekauft, aber Charlotte ermahnte ihn, dass er dann vielleicht zu viel trinken könnte. Ihre Handys waren ebenfalls nicht mehr auf dem neuesten Stand. Die Technik schreitet voran, und der Verkäufer zeigte auf ein Schild: Zwanzig Prozent Nachlass beim Kauf eines iPhones und dreißig Prozent beim Kauf von zwei. Ihr Einkaufswagen war voll mit Kinderspielzeug, Ersatzscheibenwischern, Kriechöl im Sechserpack, einer kabellosen Brotschneidemaschine, einem Bewegungsmelder für den Garten, zwei iPhones im Original Apple-XMas-Karton und einem 195-Zoll-Flatbildschirm mit Kinosound, der so viel kostete wie ein Neuwagen. Das haben wir uns verdient, sagte sie zu Gael. Sie hatten ihre Einkäufe im Wagen verstaut, als Charlotte zu Gael sagte, sie wolle zum Mercedeshändler, obwohl sie eigentlich nicht vorhatte, ein Auto zu kaufen. Sie hatten Gaels Lieferwagen und den alten Volvo, dessen Federung in jeder Kurve ächzte, der sie aber überallhin brachte.

Wir könnten uns so ein Cabriolet leisten, sagte sie zu Gael und zeigte auf ein knallrotes Modell. Ein Verkäufer bemerkte Charlotte, wie sie mit ihrem Finger über den Rahmen strich. Fast als spräche der Wagen zu ihr, spulte der Verkäufer herunter, dass dieses Auto nicht nur ein Gegenstand war, sondern pures Lebensgefühl. Roadster GT S, 522 PS, Automatikgetriebe, Ledersitze … Gael schüttelte erst den Kopf. Doch diese Woche war Mercedes-Rabatt-Woche, auf alle Cabrios. Ratenzahlung möglich.

Also kauften Charlotte und Gael ihren Traumwagen, zwar gebraucht, den sie die nächsten fünf Jahre abzahlen konnten. Es lief ja gut. Gael hatte unglaubliche Fangquoten, die Preise für Hummer waren hoch, und die Nachfrage stieg. Wir können uns das leisten, sagte Charlotte wieder und küsste ihren Mann. Wozu lebt man eigentlich, wenn man sich nicht ab und zu etwas gönnte? An diesem Tag haben noch viele Menschen Autos gekauft, Waschmaschinen, Fernseher und Dinge, die sie nicht unbedingt brauchten. Nur hatte Charlotte Morvan an diesem Tag keine Ahnung, dass sie mit ihrer Unterschrift eine Kette von Ereignissen in Gang setzte, die sie nicht mehr aufhalten konnte.

Der Wagen stand seit einem Monat in ihrer Garage, als die Hummer ausblieben. Sie waren aus der Bucht verschwunden, so als wären sie einem fernen Ruf gefolgt. Barsch und Makrele ließen sich kaum mehr sehen. Dann verschwanden nicht nur der Hummer und die Seespinne, sondern auch die Fische.