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Antisemitismus und jüdische Perspektiven stellen häufig eine Leerstelle in intersektionalen Debatten und Debatten über Intersektionalität dar. Das vorliegende Buch macht jüdische Positionen und Erfahrungen mit dem Konzept der Gojnormativität artikulier- und sichtbar. Es lotet das Verhältnis von Jüdischsein und Weißsein aus, geht der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden_Jüdinnen nach und schaut sich Debatten über Antisemitismus und Gedenkpolitiken mit einem spezifischen Fokus an. »Gojnormativität« fordert ein anderes Sprechen über Antisemitismus ein sowie das konsequente und bedingungslose Einbeziehen von Juden_Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken. Gleichzeitig ist das Buch ein engagiertes Plädoyer für solidarische und intersektionale Bündnisse und Allianzen.

Judith Coffey setzt sich mit Antisemitismus in linken und queer-feministischen aktivistischen Zusammenhängen auseinander. Weitere Themenschwerpunkte sind Heteronormativität, postkoloniale Theorien, Feminismus und Vampire. Judith Coffey ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, kommt aus Wien und lebt in Berlin.

Vivien Laumann ist in der Rechtsextremismusprävention tätig und hat langjährige Erfahrung in der Bildungs- und Beratungsarbeit zur Schoa, zu Antisemitismus, Geschlechterverhältnissen sowie geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Sie ist Autorin und Mitherausgeberin von zahlreichen Veröffentlichungen in diesen Themenfeldern. Vivien Laumann lebt und arbeitet in Berlin.

JUDITH COFFEY
VIVIEN LAUMANN

GOJNORMATIVITÄT

Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen

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Diese Publikation wurde gefördert durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

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Erste Auflage

© Verbrecher Verlag 2021

Satz: Christian Walter

ISBN 978-3-95732-500-6

Der Verlag dankt Alyssa Fenner, Lisa M. Müller,
Luisa Stühlmeyer und Johanna Seyfried
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INHALTSVERZEICHNIS

1.Einleitung

2.Jude und Goj

3.Gojnormativitätskritik

4.Jüdischsein und Antisemitismus in Intersektionalitätsdebatten

5.Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten von Juden_Jüdinnen

6.Gojnormativität in der Erinnerung an die Schoa und an aktuelle antisemitische Gewalt

7.In der gojischen Komfortzone: Abwehr von Antisemitismuskritik

8.Das große Gojlaber: Vom gojnormativen Reden über Antisemitismus

9.Raus aus der gojnormativen Komfortzone! Für solidarische Bündnisse und Allianzen gegen Antisemitismus

1. Einleitung

Antisemitismus ist und bleibt eine aktuelle und allgegenwärtige Bedrohung. Die Brutalität dieser mörderischen Ideologie zeigte sich im Attentat von Halle an Jom Kippur 5780 bzw. am 9. Oktober 2019.1 Die Demonstrationen gegen die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie waren durchzogen von antisemitischen Bildern und Rhetoriken. Antisemitische Schmierereien, Sprüche und Affekte gehören auf deutschen Straßen, in Schulen, Büros, Familien, Vereinen und Freund_innenkreisen zum Alltag. Antisemitismus hat zur Zerstörung jüdischen Lebens in Europa geführt und einen Scherbenhaufen in Städten, Gemeinden, Familien, Selbstbildern und in der jüdischen Wissens- und Kulturproduktion nach 1945 hinterlassen. Dazu gehört, bereits als Kind zu wissen, dass man zu den Verfolgten und Ermordeten gehört hätte, wäre man 50 Jahre früher geboren. Antisemitisches Verhalten äußert sich aber auch in kleinerem, wenngleich nicht weniger zermürbendem Maße: in Auslassungen, Nivellierungen, Infragestellungen, Nichtmitdenken und Übergehen von jüdischen Positionen und Perspektiven.

Ronen Steinke listet in seiner Chronologie antisemitischer Gewalt auf überwältigenden 90 Seiten antisemitische Übergriffe, Gewalttaten und Morde seit 1945 in Deutschland auf.2 Die Recherche- und Meldestelle Antisemitismus Berlin (RIAS) dokumentiert allein für Berlin bezogen auf das Jahr 2020 insgesamt 1.004 antisemitische Vorfälle.3

Antisemitismus ist Normalzustand in Deutschland. Die ideologischen wie materiellen Kontinuitäten sind allerdings dermaßen normalisiert, dass sie manchmal schwer greif- und artikulierbar scheinen.

Diskurse über Antisemitismus

In Deutschland können wir eine geradezu paradoxe Situation beobachten, denn viele der oben genannten Punkte sind Thema, beizeiten sogar in Form einer Hyperthematisierung. Dies gilt vor allem dann, wenn es um die Erinnerung an die Schoa und den Nationalsozialismus geht: Um ein positives deutsches Selbstbild aufrechtzuerhalten, wird Antisemitismus skandalisiert. Doch gleichzeitig wird der gegenwärtig existente Antisemitismus geleugnet, als Import aus arabischen Ländern oder als Ausnahmeerscheinung von Einzeltäter_innen dargestellt. Die Perspektiven von Juden_Jüdinnen4 werden kaum gehört oder ernstgenommen.

In linken Zusammenhängen unterscheidet sich die Thematisierung von Antisemitismus je nach zeitlichem Kontext, Stoßrichtung und Subszene deutlich. Von einer starken Thematisierung in den 1990er und 2000er Jahren durch sogenannte anti-deutsche Linke, die vor allem den Antisemitismus innerhalb linker Szenen in den Fokus nahmen, über das Ignorieren und Nicht-Thematisieren von Antisemitismus als aktuell relevantes Herrschaftsverhältnis, bis hin zu explizit antisemitischen linken Diskursen war und ist alles dabei.

In linken queer-feministischen Kontexten, in denen wir uns verorten, sind differenzierte Auseinandersetzungen mit Antisemitismus sowie mit jüdischen Positionen aktuell wenig präsent. Hinzu kommen spezifisch antisemitische Diskursstränge, die durch Verknüpfungen von Israel und Kolonialismus zustande kommen und den Raum für die Thematisierung von Antisemitismuserfahrungen verengen. Beim ideologischen Disput der politischen Fraktionen in der Haltung zu Israel/Palästina wird über die Definition von Antisemitismus gestritten, als ginge es vor allem darum, Unschuldige vor ungerechtfertigten Antisemitismusvorwürfen zu bewahren. Gleichzeitig ist die Offensichtlichkeit, mit der linker Antisemitismus in den letzten Jahren wieder verstärkt in Erscheinung tritt, erschreckend.

Hinzu kommt die Weigerung, sich ernsthaft mit dem Gegenstand auseinanderzusetzen. Unser Eindruck ist, dass sich viele Linke sowie intersektionale Queer-Feminist_innen mit Antisemitismus als Ideologie und deren Auswirkungen für Juden_Jüdinnen nicht beschäftigen und einer folgenschweren Verwechslung auf den Leim gehen: Aus dem Gefühl heraus, sich mit dem Nationalsozialismus hinreichend beschäftigt zu haben, wird auch das Thema Antisemitismus als »bearbeitet« abgehakt. Auf diese Weise wird Antisemitismus auf die Zeit des Nationalsozialismus begrenzt und damit in der Vergangenheit verortet. Als eigenes Herrschaftsverhältnis mit weitreichenden politischen wie persönlichen Konsequenzen kann er so nicht verstanden werden, ebenso wenig können ideologische Kontinuitäten erfasst und kritisiert werden. Damit werden in der Konsequenz auch Juden_Jüdinnen als Betroffene von heute aktuellem Antisemitismus nicht gesehen bzw. marginalisiert.

Zusammengefasst: Wir sind unzufrieden damit, wie über Antisemitismus (nicht) gesprochen wird – auch in linken Zusammenhängen. Häufig wird Antisemitismus entweder ausgelassen oder abstrakt diskutiert und nicht als etwas begriffen, wovon reale Personen betroffen sind. Schon gar nicht der_die eigene Genoss_in. Das hinterlässt uns oft wütend, traurig, verletzt und einsam.

Herrschaftsverhältnis Antisemitismus und die Schwierigkeit der Definition

Antisemitismus verstehen wir einerseits als die konkrete Feindschaft gegen Juden_Jüdinnen, die verschiedene Formen und Artikulationen annehmen kann – u. a. Schuldabwehr-Antisemitismus, israelbezogener Antisemitismus, biologistischer Antisemitismus. Häufig geschieht dies abstrakt, chiffriert oder über Umwege. Oft aber auch erschreckend offen und unverhohlen. Außerdem tritt Antisemitismus in Erscheinung als eine Feindschaft gegen all das, was als jüdisch gelesen, konstruiert oder gelabelt wird.

Antisemitismus ist darüber hinaus eine Reaktion auf die Moderne, auch wenn die Ursprünge des Antisemitismus im christlichen Antijudaismus zu verorten sind und Antisemitismus damit eine lange vormoderne Geschichte hat. Antisemitismus funktioniert für viele Menschen als umfassendes Welterklärungsmodell und hängt eng mit der kapitalistisch verfassten modernen Gesellschaft zusammen. In antisemitischen Deutungsmustern werden vereinfachte Erklärungen für komplexe Verhältnisse entworfen, etwa indem Kapitalismus personifiziert und auf einige wenige dämonisierte Personen projiziert wird.

Antisemitismus ist also nicht bloß ein Vorurteil oder eine Unterform von Rassismus, sondern ein eigenes Herrschaftsverhältnis, das Gesellschaften strukturiert und einer eigenen spezifischen Analyse bedarf. Als Herrschaftsverhältnis wirken antisemitische Strukturen auf abstrakter und konkreter Ebene zugleich. Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen bis hin zu Morden widerfahren konkreten Menschen und die antisemitischen Handlungen und Taten werden von konkreten Menschen verübt. Die Elemente und Strukturen antisemitischer Ideologien funktionieren als abstraktes Strukturprinzip auch ohne Juden_Jüdinnen. Ein klassisches Beispiel dafür sind Verschwörungsideologien und ihre Versatzstücke, die sich oftmals chiffrierter Bilder oder Umwegkommunikationen bedienen.

Das Sprechen über Antisemitismus erschöpft sich oft in einem Streit über die korrekte Definition: Gehört israelbezogener Antisemitismus dazu oder nicht, ist die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)5 zulässig, ist Antisemitismus ein Teil von Rassismus, wie verhält es sich mit Antizionismus? Die Debatten um Definitionen sind komplex und wichtig, häufig funktionieren sie jedoch als eine Form von »Derailing«, also der gezielten Ablenkung vom eigentlichen Thema. Beispielsweise wenn wegen der »falschen« Definition nicht mehr weitergelesen oder die Umkämpftheit des Feldes als Ausrede genutzt wird, um sich nicht weiter mit Antisemitismus beschäftigen zu müssen. In der Konsequenz werden die Betroffenen, Juden_Jüdinnen, dann allein gelassen, wie Anne Goldenbogen und Sarah Kleinmann in einer von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie betonen:

Nicht selten werden Konflikte über unterschiedliche Standpunkte sowohl in wissenschaftlichen als auch aktivistischen Räumen hart und verletzend ausgetragen; und oftmals werden Betroffene antisemitischer Gewalt dabei übersehen und ihre Erfahrungen mit alltäglichem sowie strukturellem Antisemitismus überhört.6

Da der Fokus dieses Buches nicht auf der Definition des Begriffes Antisemitismus in seiner Komplexität und Breite liegt, empfehlen wir die zahlreichen bereits erschienenen guten und detaillierten Analysen zu diesem Thema.7

Ziel des Buchs

Dieses Buch will Antisemitismus wieder mehr in den Fokus von linken und queer-feministischen Debatten rücken – aber anders! Wir wollen die Homogenität scheinbar nicht-jüdischer Räume und Normen in Frage stellen und Nicht-Juden_Jüdinnen dadurch zum Nachdenken über antisemitische Strukturen sowie die eigene Positionierung anregen. Es geht uns darum, die Sichtbarkeit jüdischer Positionen in linken und queer-feministischen Zusammenhängen zu erhöhen, und so nicht nur die Selbstverständlichkeit unserer Existenz und unseres Hier-Seins zu behaupten, sondern auch neue Räume für Auseinandersetzungen und Austausch zu schaffen. Jüdische Positionen sollen gestärkt und Erfahrungen artikulierbar werden. Das Buch versteht sich in diesem Sinn als ein Beitrag zum Empowerment von Juden_Jüdinnen. Nicht zuletzt möchte das Buch aus linker feministischer jüdischer Perspektive einige Gedanken rund um Jüdischsein, Antisemitismus und Gedenkpolitik formulieren. Dabei versteht sich von selbst, dass wir weder für alle Personen sprechen können, die jüdische Bezüge haben, noch dass es die eine feministische jüdische Perspektive gibt.

Wir verfolgen das Anliegen, Debatten und Diskursen, die uns seit Jahren beschäftigen, einen Raum zu geben und komplexen Fragen und Diskussionen sowie darin enthaltenen Verkürzungen nachzugehen. Fragen, die uns in diesem Buch leiten, sind:

Wieso werden Antisemitismus und Jüdischsein in intersektionalen Debatten so oft nicht berücksichtigt?

Wie kann das Verhältnis von Weißsein und Jüdischsein gedacht werden?

Welche Probleme und Leerstellen bringt die deutsche Erinnerungspolitik an die Schoa mit sich? Und inwiefern trifft diese Kritik auch auf linke Gedenkpolitik zu?

Wer spricht über Antisemitismus? Wer wird gehört bzw. nicht gehört?

Wie kann es sein, dass Antisemitismus in weiten Teilen der Linken nicht als aktuelles und ernstzunehmendes Problem gilt?

Auf diese Fragen werden wir keine abschließenden Antworten finden, aber hoffentlich neue Anregungen und Erkenntnisse liefern.

Jüdische Stimmen im Diskurs um Antisemitismus

In den letzten Jahren sind jüdische Stimmen hörbarer geworden.8 Es finden innerjüdisch mehr Diskussionen und Aushandlungen statt, auch von Differenzen. Zu nennen wären hier beispielhaft die Zeitschrift Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart, der »Desintegrations-Kongress« und die »Radikalen Jüdischen Kulturtage« im Maxim Gorki Theater9, die Texte von Sasha Marianna Salzmann und Max Czollek10, die Veröffentlichungen und Veranstaltungen des Ernst Ludwig Ehrlich-Studienwerks11, die Statements der Jüdischen Studierendenunion Deutschland12, die Missy-Magazine-Kolumne von Debora Antmann u. v. m. Zugleich ist auch das öffentliche Sprechen als Juden_Jüdinnen in dieser Diversität der Perspektiven hörbarer geworden. Das steht unter anderem in Zusammenhang mit dem Generationenwechsel von der zweiten zur dritten Generation nach der Schoa,13 aber auch mit der Internationalisierung der jüdischen Gemeinschaften in Deutschland sowie vielfältigen jüdischen Perspektiven und Selbstverständnissen, die z. B. Juden_Jüdinnen aus den USA und Israel mitbringen oder aber neuere Initiativen wie Keshet Deutschland, die sich für die Sichtbarkeit von jüdischen Queers einsetzen.14 Das Aushandeln der verschiedenen Perspektiven und Positioniertheiten ist nicht unbedingt konfliktlos, wie wir an einigen Stellen dieses Buches aufzeigen, aber bringt eine neue Dynamik, neue Diskussionsansätze mit sich.

Wir haben die Debatten und Interventionen der letzten Jahre gespannt und aufgeregt verfolgt, haben Gedanken aufgegriffen, diskutiert, weitergedacht. Plötzlich fielen uns in anderen politischen Zusammenhängen, bei Analysen anderer Unterdrückungs- und Herrschaftsverhältnisse Parallelen zu unseren Erfahrungen, Analysen und jüdischen Bezügen auf. Unsystematisch und noch ohne jeden Gedanken an dieses Buch, und folglich ohne Notizen zu machen oder die Texte, Podcasts, Videos, Instagram-Feeds, Blog-Posts, Diskussionsveranstaltungen, Theaterstücke, Performances, Party-Ankündigungen etc. für später zu notieren, setzten wir uns mit diesen Themen auseinander. Umso schwerer war es, für dieses Buch wieder auseinanderzuklauben, woher welche Ideen, Überlegungen, Inspirationen kamen. Gleichzeitig ist es uns sehr wichtig, uns selbst in diesem dynamischen Diskurszusammenhang zu verorten und klar zu sagen, dass unsere Analysen nur durch die vielfältigen Gedanken entstehen konnten, die andere mit uns geteilt haben und die wir hier immer wieder aufgreifen.

Es ist uns zudem wichtig, sichtbar zu machen, dass nicht alles in den letzten Jahren neu erfunden und gedacht wurde. In den 1980er und 1990er Jahren gab es in der Frauen- und Lesbenbewegung sowohl hörbare jüdische Stimmen als auch Versuche, (den eigenen) Antisemitismus zu reflektieren, Antisemitismus und Rassismus zusammenzudenken und Bündnisse zwischen Schwarzen Frauen, Women of Color, migrantisierten Frauen, Romnja, Sintizze und Jüdinnen zu schaffen. Dazu gehört der lesbisch-feministische Schabbeskreis, eine Berliner Gruppe, die von 1984 bis 1989 existierte.15 Auch wenn sich manche der Erscheinungsformen von Antisemitismus seither verändert haben – so ist vor allem die damals verbreitete Konstruktion des Judentums als Inbegriff des Patriarchats16 nicht mehr so dominant wie in den 1980ern –, lassen sich die Texte und Perspektiven des Schabbeskreises und seiner Mitglieder oft direkt auf unsere Gegenwart übertragen. Wichtige Ressourcen aus der Frauenbewegung sind zudem verschiedene Sammelbände, die im Rückblick als Meilensteine einer intersektionalen Analyse gelten können,17 sowie die Dokumentationen der Bündnis-Tagungen, die bereits Anfang der 1990er Jahre versuchten, Allianzen zwischen Marginalisierten zu schmieden.18 Heute gibt es ebenfalls Bestrebungen nach Solidarität, wie etwa das Festival of Resilience, das im Herbst 2020 Überlebende sowie Angehörige von Opfern und Überlebenden verschiedener rechtsterroristischer Attacken (Halle, Hanau, Mölln) zusammenbrachte19 oder die Möllner Rede im Exil 202120. Ansätze von Bündnispolitiken im Allgemeinen sind sicherlich ausbaufähig – doch stimmt uns das ein wenig zuversichtlich und hoffnungsvoll.

Vom Antisemitismus zur Gojnormativität

Wie oben erwähnt, zeigt sich Antisemitismus nicht nur als offen judenfeindlicher Spruch oder als antisemitisch motivierter Mord. Es sind auch die kleinen alltäglichen Erfahrungen, die wir machen oder gemacht haben, die uns zu diesem Buch motiviert haben:

Wenn Menschen das Wort Jude nicht über die Lippen bringen oder wenn sie ganz fasziniert davon sind, eine »echte« Jüdin zu treffen, und gar nicht mehr aus dem Ausfragen herauskommen.

Wenn in linken und/oder queer-feministischen Kontexten Antisemitismus nicht benannt wird oder nur als etwas, das es früher gab, und gleichzeitig in der medialen Öffentlichkeit nach jedem antisemitischen Vorfall die immer gleichen Nie-Wieder-Phrasen gedroschen werden.

Wenn Juden_Jüdinnen als privilegiert dargestellt werden, es für Privilegien von Nicht-Juden_Jüdinnen im postnationalsozialistischen Deutschland21 aber gar keine Worte und Konzepte gibt.

Wenn auf queer-feministischen Demonstrationen oder anderen wichtigen Events antisemitische Bewegungen und Positionen gefeiert werden und weder Verständnis noch Empathie dafür aufgebracht wird, dass dies für viele Juden_Jüdinnen schmerzhaft und beängstigend ist und sie in der Konsequenz diesen als intersektional deklarierten Räumen fernbleiben.22

All das sind Momente, in denen das Nicht-Jüdische zur Norm erklärt wird, und dadurch das Jüdische und jüdische Menschen entweder unsichtbar gemacht, (bewusst oder unbewusst) ausgeschlossen oder in eine ganz bestimmte, vorgegebene Rolle gedrängt werden. Diese Mechanismen nennen wir Gojnormativität. Goj ist die jüdische Bezeichnung für Nicht-Jude_Jüdin. Warum wir dieses Wort wählen, erklären wir im folgenden Kapitel. Dort und im darauffolgenden 3. Kapitel führen wir unseren zentralen Analyse-Begriff der Gojnormativität ein. Wir erläutern, was damit gemeint ist, wie wir darauf gekommen sind und was wir damit politisch bezwecken.

In den Kapiteln 4 und 5 geht es um die Frage, ob Juden_Jüdinnen weiß sind, und darum, welche gesellschaftliche Position sich daraus ergibt. Um der Frage nachzugehen, beschäftigen wir uns mit Intersektionalitätsdebatten, mit dem Verhältnis von Rassismus und Antisemitismus und mit dem Verhältnis von Unsichtbarkeit und Privilegierung.

In Kapitel 6 widmen wir uns der Erinnerungspolitik in Deutschland. Wir fragen, in welche Rollen Juden_Jüdinnen gedrängt werden, und welche Funktionen das für die Konstruktion deutscher postnationalsozialistischer Identität hat. Dabei formulieren wir auch eine solidarische Kritik in Richtung der linken antifaschistischen Gedenkpolitik, denn diese ist ebenfalls nicht frei von Gojnormativität.

Kapitel 7 und 8 beschäftigen sich mit Antisemitismuskritik. Nicht mit Antisemitismus an sich, sondern mit der Art und Weise, wie mit Antisemitismus in Deutschland umgegangen wird. Hier gibt es ein großes Spektrum an problematischen Aspekten, die vom Ignorieren und Negieren von Antisemitismus über diverse andere Abwehrstrategien bis hin zum Besetzen des Themas durch nicht-jüdische Expert_innen reichen.

Das abschließende Kapitel 9 widmet sich der Frage, was aus unseren in diesem Buch entfalteten Analysen folgen könnte und sollte. Hier plädieren wir für eine kritische Reflexion gojnormativer Strukturen und Privilegien im Zusammenspiel mit der Analyse und Kritik des Herrschaftsverhältnisses Antisemitismus.

Unsere Analysen beziehen sich in erster Linie auf den deutschen Kontext. An einigen Stellen beziehen wir Debatten und Gegebenheiten aus Österreich ein, da Österreich als ebenfalls postnationalsozialistisches Land häufig außen vor gelassen wird. Vieles, was wir analysieren und beschreiben, gilt jedoch recht spezifisch für den deutschen Kontext, so dass sich die tiefergehende Analyse vor allem auf Deutschland bezieht.

Dieses Buch ist das Ergebnis von jahrelangen Diskussionen untereinander und mit Menschen in unserem Umfeld. Es ist der Versuch, unsere Gedanken, Diskussionsstränge und Analysen zu verschriftlichen und damit anderen zugänglich zu machen. Selbstverständlich beziehen wir uns auch auf theoretische Debatten, aber wir haben weder den Anspruch, Forschungsstände aufzubereiten, noch können wir Diskurse oder den Gegenstand vollumfänglich nachzeichnen. Auch beziehen sich viele unserer Gedanken auf Diskussionen und Debatten in aktivistischen Zusammenhängen, zu denen es nicht immer ausgearbeitete Texte gibt. Es bleibt also notwendigerweise an manchen Stellen thesenhaft und kann an der einen oder anderen Stelle sicherlich noch weitergedacht werden.

Wer spricht?

Wie bereits beschrieben, sind jüdische Stimmen im Diskurs um Antisemitismus lauter geworden. Wir freuen uns über diese wichtige Entwicklung, denn es ist politisch unerlässlich, dass die Perspektiven und das (Erfahrungs-)Wissen der direkt Betroffenen gehört und berücksichtigt werden. Wie Sina Arnold schreibt: »Der Fokus auf die Sichtweise von Betroffenen, die Akteurszentriertheit wurde in der Arbeit zu Antisemitismus oft vernachlässigt.«23 Gleichzeitig wehren wir uns gegen Essentialisierungen von Erfahrungen und Tendenzen in politischen Debatten, die Betroffenheit absolut setzen. Sie bergen die Gefahr, dass nur die »passenden« Stimmen und Standpunkte herangezogen werden, um die eigene Position zu untermauern, und die Betroffenheit somit zu instrumentalisieren. Wir gehen weder davon aus, dass nur Juden_Jüdinnen oder Personen mit jüdischen Bezügen etwas zu Antisemitismus zu sagen haben, noch dass die Analysen von Betroffenen automatisch richtig sind. Dennoch macht es einen Unterschied, aus welcher Position eine Person zum Thema Antisemitismus spricht.

In dieses Buch sind viele persönliche Erfahrungen geflossen: Persönliche Anekdoten, Erlebnisse und (familien-)biographische Erfahrungen. Diese erzählen wir in der ersten Person Singular, um den persönlichen bzw. biographischen Charakter zu markieren. Dabei lassen wir jedoch bewusst offen, welche von uns an der jeweiligen Stelle als »ich« spricht, auch wenn unsere Familienbiographien und Bezüge unterschiedlich sind. Das erfüllt eine Schutzfunktion, indem wir diese kleine Distanz zwischen jeder von uns als individueller Person und uns beiden als Autorinnen dieses Buches einbauen. Zudem stellt es eine (wenn auch minimale) Verweigerung dar, uns mit all unseren individuellen Erfahrungen und Schmerzen konsumierbar zu machen, denn nicht selten mussten wir unsere halbe Familiengeschichte erzählen, um eine legitimierte Sprechposition zum Thema Antisemitismus zu erlangen. Ganz können und wollen wir das Persönliche nicht vermeiden, denn wir brauchen es, um manche Dinge begreifbar und fühlbar zu machen. Dennoch verspüren wir auch ein Unbehagen dabei, unsere Thesen und Gedanken auf diese Weise als echt zu präsentieren und zu legitimieren. Wie vieles andere, um das es in diesem Buch geht, ist auch das »Ich«-Sagen ambivalent, brüchig, widersprüchlich und komplex. Wenn unser geteiltes und doch einzelnes »ich« an einigen Stellen beim Lesen irritiert, dann passt das sehr gut. Jüdischsein an sich ist und kann in Deutschland für viele keine kohärente Kategorie sein (dazu mehr im Kapitel »Jude und Goj«), und auch in unseren Bezügen und Biographien gibt es diese Inkohärenzen und Widersprüchlichkeiten. Sie gehören zu jüdischen Perspektiven dazu und sollten – so finden wir – in linken Debatten mehr Raum und Gehör bekommen.

Und wer hört (hoffentlich) zu?

Dieses Buch interveniert in linke Diskurse rund um Antisemitismus und möchte in diesen Zusammenhängen zu Auseinandersetzungen anregen und neue Perspektiven ermöglichen. Bestimmte Überlegungen sind also recht spezifisch auf diese Diskurse bezogen und das Zielpublikum ist ein linkes – im weiteren Sinne. Das Buch interveniert auch in intersektionale Debatten und Debatten um Intersektionalität, die wir zum Teil als verkürzt wahrnehmen. Es richtet sich also auch an all diejenigen, die sich unter dem Stichwort »intersektionale Feminist_innen« versammeln würden und Interesse an weiteren (Selbst-)Reflexionen haben. Selbstverständlich richtet sich das Buch darüber hinaus auch an alle anderen, denen das Thema Antisemitismus am Herzen liegt und die sich irritieren lassen und ihre Perspektiven erweitern möchten. Der Fokus auf linke Diskurse und Zusammenhänge impliziert nicht, dass Antisemitismus hier schlimmer ist als in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Es geht uns eher darum, die Zusammenhänge zu beleuchten, in denen wir uns bewegen und wo wir uns Veränderung wünschen.

Nicht zuletzt hoffen wir, dass unsere Analysen hilfreich für andere Menschen mit jüdischen Bezügen sind. Uns hat der analytische Prozess, an dessen vorläufigem Ende dieses Buch steht, dabei geholfen, uns dem antisemitischen Normalzustand etwas weniger ausgeliefert zu fühlen – oder, andersherum gedacht, uns etwas Handlungsfähigkeit zu erkämpfen. Wir hoffen, dass es uns gelingt, diesen empowernden Effekt zu teilen und dadurch im Idealfall zu multiplizieren.

Im Gegensatz zu der Auseinandersetzung mit anderen Herrschaftsverhältnissen ist es in Bezug auf Antisemitismus bisher noch recht unüblich, die privilegierte Position zu benennen, zu analysieren und zu reflektieren. In Anbetracht von Deutschland als postnationalsozialistischer Gesellschaft ein frappierender Zustand. Dies wollen wir mit diesem Buch ändern und mit dem Konzept der Gojnormativität nicht-jüdische Positionen und Privilegien benenn- und kritisierbar machen.

Ziel des Buches ist es des Weiteren, einen Beitrag dazu zu leisten, die Kämpfe gegen Rassismus und Antisemitismus (wieder) mehr zu verbinden. Dafür ist es, je nach Perspektive, notwendig, Antisemitismus intersektionaler zu denken sowie die Antisemitismuskritik als Leerstelle in Teilen antirassistischer Bewegungen und in vielen Intersektionalitätsansätzen zu kritisieren. Wir fordern vehement eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus in linken und queer-feministischen Zusammenhängen ein sowie eine Reflexion der eigenen Positionierung innerhalb antisemitisch strukturierter Herrschaftsverhältnisse. Das können wir, wie wir finden, nur tun, wenn wir gleichzeitig bereit sind, unsere eigenen Positionen unter anderem im System Rassismus selbstkritisch zu hinterfragen. Vor allem aber versuchen wir stets eine Haltung der solidarischen Kritik zu praktizieren, die nicht polemisch ist, der es nicht ums Rechthaben, um die bessere Theorie oder das Verwerfen kompletter Ansätze geht.

Rechte verbinden Antisemitismus und Rassismus ideologisch bereits seit langer Zeit. Besonders deutlich wird das in der rassistischen, antisemitischen und sexistischen Erzählung vom »großen Austausch«, auf die sich die Täter der Anschläge von Christchurch, Pittsburgh und Halle allesamt bezogen oder in der rechtsextremen Konstruktion einer sogenannten deutschen Volksgemeinschaft. Die Verbindung der Kämpfe gegen diese Ideologien und alle, die sie explizit oder implizit stützen, ist mehr denn je bitter nötig. Sie wird erschwert dadurch, dass die Auseinandersetzung mit Rassismus bzw. Antisemitismus in überwiegend voneinander getrennten Milieus, Subkulturen und akademischen Kulturen stattfindet24 und die Theorien des jeweils anderen Feldes wenig rezipiert werden.25

Wir sind überzeugt: Wenn wir diese Trennung überwinden wollen, und wir müssen sie dringend überwinden, dann kann das nur gelingen, indem wir anfangen, anders über Dinge nachzudenken. Dieses Buch ist unser Versuch, das zu tun.

Danke!

In dieses Buch sind unzählige Gespräche und Debatten mit vielen Menschen geflossen, die für unsere persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema, aber auch für das Buch, wichtig waren. Zudem hatten wir großartige Unterstützung in Form von inhaltlichen Feedbacks, reflektierenden Gesprächen, argumentativer Schärfung, Motivation, emotionalem Support und kulinarischer Versorgung. Ein großes Dankeschön geht daher an: Rafael Balling, Miriam Burzlaff, Katharina Debus, Naemi Eifler, Anna Friedrich, Henrike Herrmann, Dajana Ivanković, Roman Aaron Klarfeld, Kristine Listau, Jörg Sundermeier und das gesamte Team des Verbrecher Verlags, Leo Yannick Wild sowie an die Gruppe Latkes*Berlin.

1Am 9. Oktober 2019 hatte ein Neonazi versucht, einen Massenmord an Juden_Jüdinnen an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, zu begehen. Er versuchte in die Synagoge von Halle (Saale) einzudringen, um die dort versammelten Juden_Jüdinnen zu töten. Nachdem ihm dies auch mit Waffengewalt nicht gelungen war, erschoss er vor dem Gebäude die Passantin Jana L. Kurz darauf erschoss er Kevin S. in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss. Auf seiner Flucht verletzte der Täter weitere Personen schwer. Der Täter war Anhänger der antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Ideologie des »großen Austauschs«.

2Steinke, Ronen, Terror gegen Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt. Eine Anklage, Berlin 2020, S. 149 ff. Steinkes Chronologie ist eine Besonderheit, da sie eine Sammlung antisemitischer Vorfälle in Deutschland seit 1945 umfasst, die der Autor aus verschiedenen Quellen zusammengetragen hat. Da es im Bereich Antisemitismus sonst wenig belastbares Material zu Übergriffen gibt, ist diese Chronologie eine wichtige Ressource, um die Kontinuität von aktuellem Antisemitismus sichtbar zu machen.

3Verein für Demokratische Kultur in Berlin e. V. (VDK) & Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS), »Antisemitische Vorfälle in Berlin 2020«, in: Report Antisemitism. Online abrufbar unter: report-antisemitism.de/documents/Antisemitische-Vorfaelle-2020_Jahresbericht_RIAS-Berlin.pdf [letzter Zugriff: 09.05.2021]. Für Österreich erfasst die Antisemitismus-Meldestelle der IKG Wien seit 2019 antisemitische Vorfälle und nutzt für die Erfassung die gleichen Kategorien wie RIAS. Für 2020 hat die Meldestelle 585 antisemitische Vorfälle erfasst: Israelitische Kultusgemeinde Wien, »Antisemitische Vorfälle 2020«, in: antisemitismus meldestelle. Online abrufbar unter: fca755ac-004d-4a98-bf62-6ebd5ba1ecc3.filesusr.com/ugd/0a9e18_3ccb0440a33f4d8cb35903825decbf7d.pdf [letzter Zugriff: 10.05.2021].

4Mit dieser Form des Genderns folgen wir den Ausführungen der Gruppe Latkes*Berlin, siehe: Latkes*Berlin, »Juden Gendern«, in: latkesberlin.wordpress.com, 24.10.2020. Online abrufbar unter: latkesberlin.wordpress.com/2020/10/24/juden-gendern [letzter Zugriff: 24.01.2021].

5Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) hat 2016 eine nicht rechtsverbindliche Arbeitsdefinition von Antisemitismus entwickelt, um Orientierung zu bieten und eine bessere Einordnung von Fällen zu ermöglichen. Weltweit haben viele Institutionen, Gremien, Sportverbände etc. die Definition bereits angenommen und zur Grundlage ihrer Arbeit erklärt. Um die Definition sind seitdem kontroverse Debatten entbrannt. Für die Definition siehe: International Holocaust Remembrance Alliance, »Arbeitsdefinition von Antisemitismus«. Online abrufbar unter: www.holocaustremembrance.com/de/resources/working-definitions-charters/arbeitsdefinition-vonantisemitismus [letzter Zugriff: 26.08.2021]. Siehe auch: Bundesverband RIAS, Handbuch zur praktischen Anwendung der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus, Luxemburg 2021. Online abrufbar unter: report-antisemitism.de/documents/IHRA-Definition_Handbuch.pdf [letzter Zugriff: 26.08.2021].

6Goldenbogen, Anne / Kleinmann, Sarah, Aktueller Antisemitismus in Deutschland. Verflechtungen, Diskurse, Befunde. Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2021, S. 10. Online abrufbar unter: www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Studien/Studien_1-21_Aktueller_Antisemitismus.pdf [letzter Zugriff: 26.08.2021].

7Für einen Überblick ist die bereits erwähnte Studie von Goldenbogen und Kleinmann zu empfehlen. Das Literaturverzeichnis der Studie bietet viele gute Quellen für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus.

8Peaceman, Hannah, »Jüdische Vielfalt in Deutschland. Alternative und emanzipatorische Räume«, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Jüdisches Leben in Deutschland. Vergangenheit und Gegenwart, Bonn 2021. Online abrufbar unter: www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/juedischesleben/328962/alternative-und-emanzipatorische-raeume [letzter Zugriff: 12.05.2021].

9Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen, kuratiert von Max Czollek und Sasha Marianna Salzmann, Gorki Theater Berlin, 06.–08.05.2016. Online Abrufbar unter: gorki.de/en/node/1502 [letzter Zugriff: 25.01.2021]. Radikale Jüdische Kulturtage, Studio Я des Gorki Theater Berlin, 02.–12.11.2017. Online abrufbar unter: www.gorki.de/de/radikale-juedische-kulturtage [letzter Zugriff: 25.01.2021].

10Czollek, Max / Salzmann, Sasha Marianna (Hg.), Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen, Berlin 2017. Salzmann, Sasha Marianna, »Sichtbar«, in: Aydemir, Fatma / Yaghoobifarah, Hengameh (Hg,), Eure Heimat ist unser Albtraum, Berlin 2019, S. 13–26. Czollek, Max, Desintegriert Euch!, München 2018. Czollek, Max, Gegenwartsbewältigung, München 2020.

11Z. B. die Veranstaltungen im Rahmen des Programms »Nie wieder!? Gemeinsam gegen Antisemitismus und für eine plurale Gesellschaft«. Online abrufbar unter: gemeinsam-gegen-antisemitismus.de [letzter Zugriff: 15.03.2021].

12Jüdische Studierenden Union Deutschland (JSUD). Online abrufbar unter: www.jsud.de [letzter Zugriff: 15.03.2021].

13Peaceman, »Jüdische Vielfalt in Deutschland«.

14Keshet Deutschland. Online abrufbar unter: keshetdeutschland.de [letzter Zugriff: 15.03.2021].

15Antmann, Debora, »Der lesbisch feministische Schabbeskreis. Die Geschichte eines fast vergessenen jüdisch-feministischen Widerstands«, in: Jalta, H. 01 (2017), S. 28–36, hier S. 29 / S. 34.

16Zum antisemitischen Topos des Judentums als Inbegriff des Patriarchats vgl. z. B. Kohn-Ley, Charlotte / Korotin, Ilse (Hg.), Der feministische Sündenfall? Antisemitische Vorurteile in der Frauenbewegung, Wien 1994.

17Hügel, Ika / Lange, Chris / Ayim, May / Bubeck, Ilona / Aktaş, Gülşen / Schultz, Dagmar (Hg.), Entfernte Verbindungen. Rassismus, Antisemitismus, Klassenunterdrückung, Berlin 1993. Oguntoye, Katharina / Opitz, May / Schultz, Dagmar (Hg.), Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, aktualisierte Ausgabe, Frankfurt a. M. 1992 (1986). Jacoby, Jessica / Schoppmann, Claudia / Zena-Henry, Wendy (Hg.), Nach der Shoa geboren. Jüdische Frauen in Deutschland, Berlin 1994. Eggers, Maureen Maisha / Kilomba, Grada / Piesche, Peggy / Arndt, Susan (Hg.), Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland, 2., überarbeitete Auflage, Münster 2009 (2005).

18Ayim, May / Prasad, Nivedita (Hg.), Wege zu Bündnissen. Dokumentation. Tagung von/für ethnische und afro-deutsche Minderheiten. Bremen 8.–10. Juni 1990. Zweiter bundesweiter Kongreß von und für Immigrantinnen, Schwarze deutsche, jüdische und im Exil lebende Frauen. Berlin 3.–6. Oktober 1991, Berlin 1992. Siehe dazu auch: Dean, Jihan Jasmin, »Verzwickte Verbindungen. Eine postkoloniale Perspektive auf Bündnispolitik nach 1989 und heute«, in: Mendel, Meron / Messerschmidt, Astrid (Hg.), Fragiler Konsens. Antisemitismuskritische Bildung in der Migrationsgesellschaft, Frankfurt a. M. 2017, S. 101–129.

19Festival of Resilience