1. Auflage 2015
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10296-6 (Print)
ISBN 978-3-667-10413-7 (PDF)
ISBN 978-3-667-10414-4 (E-Pub)
Lektorat: Niko Schmidt, René Stein
Statistik: Alois Mühlegger
Umschlaggestaltung und Layout: Jörg Weusthoff, Weusthoff Noël, Hamburg
Lithografie: scanlitho.teams, Bielefeld
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis
des Verlages darf das Werk, auch Teile daraus,
nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
www.delius-klasing.de
Abbildungsnachweis:
Titel: Armin Walcher/Red Bull Content Pool
Rückseite: John Carter/pwaworldtour.com
James Bareham: 58 (l.)
Eric Bellande: 117
Bernhard Biancotto: 45 (o.l.)
Stevie Bootz/Hoch Zwei: 76
Boss-Anzeige/surf Magazin: 99
Guido Cantini: 52, 129 (u.M.)
John Carter/pwaworldtour.com: 2, 4/5, 6 (o. r., l.3., l.4. r.4.), 14/15, 65 (alle), 69, 70/71, 74, 75, 82, 84/85, 86 (alle), 89, 100/101, 126/127, 132 (alle), 133 (u.l., u.r.), 136/137, 138/139, 140/141
John Carter/Red Bull Content Pool: 72/73, 78, 79, 94 (o.)
Sylvain Cazenave: 48/49, 51 (u.r.), 54 (o., u.), 129 (o.l.)
CJ Fotografos: 125 (u.l.)
Victor Couto: 6 (l.2.), 16, 93, 96 (u.l.), 105 (u.), 112 (l.), 112 (r.M), 122 (u.l.), 125 (u.r.), 134/135
Ray Demski/Red Bull Content Pool: 6 (r.2.), 9
Dunkerbeck Privatarchiv: 94 (u.), 102 (o.l.), 106, 107 (alle), 112 (r.o.), 122 (o.r.), 125 (o.)
Heike Dusswald/surf Magazin: 24 (o.)
Andreas Erbe Privatarchiv: 31 (u.l.)
Manuel Ferrigato/Red Bull Content Pool: 42/43, 66/67, 90/91, 115, 118/119, 122 (o.l.), 143
GEPA pictures/Mathias Kniepeiss: 80
KH. Hamacher: 51 (u.l.)
Ute Hönscheid: 27 (o.l.), 31 (u.r.), 44 (o.l., u.l.)
Jerome Houyvet: 62 (l.), 62/63 (o.)
Thorsten Indra: 10/11, 26 (o.l., o.r.), 27 (r.), 28/29, 32/33, 35, 36/37 (alle), 38, 39 (o.u.), 40/41, 46/47, 51 (o.), 55, 56/57, 58 (r.); 60 (alle), 105 (o.), 129 (u.l.), 130 (alle)
Markus Kessner/surf Magazin: 44 (o.r.)
Gerd Kloos/surf Magazin: 129 (o.r.)
Craig Kolesky/Red Bull Content Pool: 97 (r.)
Michael Kunkel: 81
Charly Lang: 24 (u.), 31 (o.)
Reinhard Müller: 95, 112 (u.M.), 113 (u.r.), 131 (o.)
Thorsten Niehaus: 113 (o.)
Eric Osinski: 61
Reemedia: 83, 87 (o.r., u.r.)
Kerstin Reiger: 133 (o.)
Ulli Seer: 22/23
Jean Souville: 17
Gianni Squitieri: 25
Sunstar: 26/27 (M.)
Jürgen Tap/Hoch Zwei: 62/63 (u.), 77
Armin Walcher/Red Bull Content Pool: 6 (r.3.), 96 (o.r.), 97 (u.l.), 108/109, 110/111, 120/121, 123 (alle)
Alex Williams/PBA: 59
Willi Winkler/Brainpool: 102/103 (u.M.), 103 (u.r.)
Willi Winkler/Pro Sieben: 102 (o.r.), 103 (o.), 102 (u.l)
Verlag und Autor haben sich nach besten Kräften darum bemüht, die Quellen der hier wiedergegebenen Abbildungen zu ermitteln und anzugeben. Sollten dennoch Rechteinhaber in Einzelfällen nicht genannt sein, werden sie um Verständnis und um nachträgliche Kontaktaufnahme mit dem Verlag gebeten.
SPURENSUCHE
Die ersten Hinweise auf eine außergewöhnliche Karriere finden sich in einem alten surf Magazin
WIE ALLES BEGANN
Bjørn Dunkerbecks Aufstieg vollzog sich in Raketentempo. Ein Einblick in die Startphase
MEILENSTEINE
Die aufregendsten Momente vom ersten Worldcup-Start bis zum 41. Titelgewinn
WEGGEFÄHRTEN UND RIVALEN
Gegner und Freunde erzählen ihre persönlichen Geschichten von Bjørn Dunkerbeck
DER CADDY
Victor Couto ist die rechte Hand von Bjørn und mehr als ein Caddy – näher dran ist keiner
THE SEARCH
Dunkerbeck ist nicht nur eine Wettkampfmaschine. Eine Reise in die andere Welt des Rekordsurfers
BIG PLAYER
Kein Windsurfer kann sich so vermarkten wie Dunkerbeck und schnuppert so viel Promiluft
DER EWIGE TRAUM
Die ewige Jagd nach dem Geschwindigkeitsrekord. Dunkerbecks letzte Herausforderung
NEXT GENERATION
Die nächste Dunkerbeck-Generation steht bereits in den Starlöchern. Ein Blick ins Kinderzimmer
ALLE ERFOLGE
41 Titel und weit über 100 Worldcup-Siege. Alle Ergebnisse von 1984 bis 2015 auf einen Blick
Ein Blick zum Fürchten, ein Händedruck wie ein Schraubstock – für seine Gegner war Bjørn Dunkerbeck 30 Jahre lang ein Schreckgespenst. Für die Windsurfwelt wurde er zum Idol.
Die Zeiten sind wild, Ende der 70er- Anfang der 80er-Jahre. Windsurfen, ein Sport, der kaum 15 Jahre alt ist, erlebt bereits seine erste Revolution. Stehsegler, die gerade noch gemütlich über flache Seen und ruhiges Meer schipperten, mutieren plötzlich zu Akrobaten, die sich in die Luft schrauben, bei Sturm über den Ozean zischen und mit der meterhohen Brandung spielen.
Vorreiter und Dominator dieser Revolutionäre ist Robby Naish aus Hawaii. Ein Supersurfer, der mit Anfang 20 die Szene beherrscht. Ein Superstar, der Menschentrauben um sich ringt, wo immer er am Strand auftaucht. Blonde Locken, strahlendes Lächeln, braungebrannt – real gewordenes Surfer-Klischee. Ein Jahrunderttalent, wie es nie wieder kommen wird, glauben die Experten.
Doch dann kommt Bjørn Dunkerbeck. Der Junge mit elterlichen Wurzeln in Dänemark und Holland und Wohnsitz auf Gran Canaria elektrisiert schnell die Windsurfwelt. Vater Eugen und Mutter Ulla surfen selbst erfolgreich Regatten, besitzen auf der windigen Kanareninsel eine Surfschule und impfen ihrem Sohn und ihrer Tochter Britt den Siegeswillen ein. Gepaart mit Bjørns Spieltrieb auf dem Wasser wird das zur gefährlichen Kombination für die etablierte Surfer-Generation.
Die Zeit des Belächelns ist kurz. Aus „El Niño“ oder „Zwuck“, wie der schmale Bjørn mit der süßen Frisur zuerst noch genannt wird, entwickelt sich in kurzer Zeit der „Terminator“, für den nur der Sieg zählt, egal in welcher Worldcup-Diziplin. Und es passiert, was niemand für möglich gehalten hat: Bjørn Dunkerbeck pulverisiert alle Rekorde des „Gottvaters des Windsurfens“, Robby Naish. Dunkerbeck ist gekommen, um zu bleiben. Seine Freude am Sieg, seine Lust auf Herausforderungen und sein Wille zum Kampf halten ihn fast 30 Jahre in der Weltspitze. Er fasziniert seine Fans und frustriert viele seiner Gegner.
Seinen letzten Weltmeistertitel, den 41., holt er 2011 im Alter von 42 Jahren. Eine im Profisport noch nie erreichte Leistung. Das bescheinigt ihm sogar das Guiness-Buch der Rekorde.
In jenem Jahr gehen nicht die düsteren Prophezeiungen aus George Orwells gleichnamigen Roman in Erfüllung, sondern ein heller Stern geht auf und erleuchtet die Windsurfwelt.
Die Windsurfbranche boomt Mitte der 80er-Jahre. Peter Brockhaus sichert sich früh das Supertalent für seine aufstrebende Marke F2. Eine weise Entscheidung.
Die jungen Wilden kommen.
Den Grundstein für Bjørns Karriere legen seine Eltern mit der Entscheidung, Dänemark zu verlassen und auf den Kanaren eine Surfschule zu eröffnen.
„Hier hat alles begonnen“, sagt Bjørn und zeigt auf einen Tümpel mit braunem, brackigem Wasser. Wir gehen über die Strandpromenade von Maspalomas im Südosten von Gran Canaria. Rechts von uns der breite Sandstrand, gespickt mit sorgfältig in langen Reihen platzierten Sonnenschirmen, unter denen sich die Touristen aus ganz Europa aalen. Links von uns erstreckt sich der flache Teich, an dem Bjørn 1977 seine ersten Stehsegel-Versuche absolvierte. Es ist der Platz, an dem seine Eltern Ulla und Eugen kurz darauf ihre erste Windsurfschule eröffneten.
Zeitspung: Die Dänin Ulla Dunkerbeck und der Holländer Eugen Dunkerbeck sind fasziniert von der jungen Sportart Windsurfen. So fasziniert, dass sie nach ihrem ersten Windsurfurlaub auf Gran Canaria 1977 eine weitreichende Entscheidung treffen. Die Flugbegleiterin Ulla und der Firmenbesitzer Eugen beschließen, ihre Zelte im kalten und nassen Dänemark abzubrechen und auf die Kanaren-Insel umzusiedeln. Im Schlepptau die beiden Kinder Britt und Bjørn. Auch sie finden schnell Gefallen an der Idee, das ganze Jahr über Sommer zu haben und am Strand zu sein. In Maspalomas bauen die Dunkerkbecks die erste Surfschule auf. Der große Windsurfboom ist noch nicht ausgebrochen, und der Ansturm der Touristen auf die wackeligen Bügelbretter hält sich noch in engen Grenzen. Bjørn dagegen ist angespornt. Nachmittags, wenn er aus der kleinen norwegischen Schule in Maspalomas kommt, geht es an den Strand und aufs Brett. Ulla und Eugen werden schnell sehr gute Windsurfer und räumen bei diversen nationalen und internationalen Regatten ab.
Aus heutiger Sicht datiert Bjørns Start in der Windsurf-Steinzeit. Erst in den frühen 70er-Jahren kommt die Erfindung nach Europa. Der kalifornische Flugzeugingenieur Jim Drake hat die geniale Idee, ein vergrößertes Wellenreitbrett mit einem Segel zu kombinieren. Sein Nachbar Hoyle Schweitzer wird sein Partner und erkennt das Potenzial dieser neuen Kombination. Er sorgt für die Serienproduktion der Boards mit dem einfachen Namen „Windsurfer“ und kurbelt die Vermarktung an. Vor allem die Europäer lassen sich schnell von dem Gerät, bei dem Gabelbaum, Schwert und Mastfuß aus massivem Mahagoni-Holz gefertigt werden, begeistern. Schnell entstehen neue Marken, und die technische Entwicklung geht in großen Schritten voran.
Doch Windsurfen bleibt zu Beginn ein Sport für wenig Wind und Binnenreviere. Die Versuche des ersten „Windsurfer“-Importeurs Calle Schmidt auf der rauen Nordsee vor Sylt enden vorerst im Disaster.
Trotzdem verbreitet sich der Sport rasend schnell. Es ist das Gefühl der Freiheit auf dem Wasser und der unmittelbare Umgang mit der Natur, was viele Menschen fasziniert. Eine Freiheit, die sie sonst nur in sündhaft teuren Segelbooten erleben könnten, doch plötzlich gibt es ein einfaches, relativ günstiges Gerät, mit dem man mit eigener Kraft die Wasserwelt entdecken kann. Dazu kommt, dass Windsurfen in den Augen vieler junger Leute sportlicher ist als Segeln. Es kommt zu einer Demokratisierung des Wassers – plötzlichen dringen „Hans und Franz“ in die elitäre Welt der Segler und Motorbootfahrer ein. An jedem Strand können sie ihre „Bügelbretter“ wassern und ungeniert zum Nulltarif die Reviere erobern. Nicht jedem ist das recht, Windsurfer bekommen schnell das Image der Outlaws, der Chaoten und Verrückten – ideale Voraussetzungen, um unter jungen, eher unangepassten Menschen, einen Trend auszulösen, besonders in den wilden 70er-Jahren.