Inhalt
Einleitung
Narrenschiff
Jammerndes Strandgut
Der Erwählte
Heldenverehrung
Nicht ganz geheuer
Ein herzlicher Empfang
Das Orakel
Römer raus!
Badetag!
Brennende Fragen
Freunde ganz oben
Todschick angezogen
Krönungsschwindel
Grabräuber
Kammer des Schreckens
Fahr mir nicht in die Parade
Rosskur
Ausgespielt!
Glücksrad
Mumienschanz!
Ein toller Käfer
Der Fluch der Mumie
Krokodile rocken’s
Zeit, heimzufahren
Nachwort
Römische Zahlen
Schreib deinen Namen in Hieroglyphen
Die Kunst der Mumifizierung
Garys Wörterbuch
Über den Autor
Julius war nicht wie die anderen Zebras, und das wollte er auch beweisen!
Aufregend, was?
Kapitel eins
Narrenschiff
»JA«, schrie Cornelius, der sich auf Zehenspitzen an die glitschige Ruderpinne klammerte. »HALT BLOSS DEN GROSSEN HEBEL GERADE!«
Julius wischte sich den prasselnden Regen aus den Augen. »ABER WIR FAHREN BESTIMMT IM KREIS!«, rief er. »SCHAU LIEBER NOCH MAL IN DIE ANLEITUNG!«
Cornelius schnaubte, griff in den Beutel vor seinem Bauch und zog ein zerlumptes Pergament heraus. Der nasse Fetzen flatterte heftig im Wind, während er zu lesen versuchte.
»WIR MACHEN GENAU, WAS DASTEHT!«, rief Cornelius. »RUDER BEI SCHWEREM STURM GUT FESTHALTEN!«
Den Fetzen, den Cornelius stolz in die Höhe reckte, packte im selben Moment der Wind und schleuderte ihn ins Meer.
»Na großartig!«, stöhnte Julius.
»VERGESST SEPTIMUS! WIR SOLLTEN WENDEN!«, quiekte Cornelius. »SONST WIRD UNS DIESER STURM NOCH VERSCHLINGEN!«
Aber Julius wollte davon nichts wissen. »Warte hier!«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen und hangelte sich an der Bordwand entlang. »HALT UNS AUF KURS, CORNELIUS! ICH HOLE HILFE!«
Eine riesige Welle brach sich über der Bordwand und Julius stolperte weiter Richtung Kapitänskajüte. Er schaffte es bis zur Luke, packte die rutschige Leiter und stieg vorsichtig in den dunklen, feuchten Bauch des Schiffes hinunter.
Im Halbdunkel schob er sich an Milus dem Löwen vorbei, der in einer zerschlissenen Hängematte lag. Auf seinem Bauch schlief selig die Maus Plinius, ihr Kampftrainer. Milus knurrte missmutig, weil Julius ihn geweckt hatte.
»Nein, sind wir nicht!«, schnauzte Julius. »Und wie’s aussieht, werden wir’s auch nicht schaffen.«
Julius mühte sich über einen Haufen durchweichter Kisten und Säcke zu seinen Gefährten, die gedrängt im Kreis saßen.
Alle schreckten hoch, außer seinem Bruder Brutus, der nicht einmal aufsah. »Jetzt hol erst mal Luft, Julius!«, knurrte er. »Das ist grad echt kniffelig hier!« Er scheuchte seinen Bruder mit dem Huf weg.
Rufus, Lucia und Felix sprangen entsetzt auf. »WAS?!«, schrien sie.
»Ich dachte schon, dass unser Schiff ein bisschen schwankt«, ächzte Felix. »War gar nicht so einfach, dem Spiel zu folgen!«
Bevor Julius antworten konnte, gab es einen großen KNALL und das Schiff bäumte sich unter einer anbrandenden Welle auf. Dann rollte es auf die Seite und alle wurden mitsamt der Fracht durch die Gegend geschleudert.
Das Schiff richtete sich schnell wieder auf, aber Julius wusste, dass jederzeit die nächste Welle kommen und den alten Kahn in Stücke hauen konnte. Er hastete die nasse Leiter hinauf. »LOS JETZT! WIR MÜSSEN DAS SCHIFF HEIL DURCH DEN STURM BRINGEN!«
Plötzlich fing Lucia an zu schreien: »DA IST EIN LECK! WIR HABEN EIN LECK!« Entgeistert zeigte sie auf eine Stelle, wo eine Menge Wasser hereinschoss.
»DU, RUFUS UND MILUS, IHR VERSTOPFT DAS LECK!«, befahl Julius. »DIE ANDEREN KOMMEN MIT MIR!«
Julius krabbelte aus der Luke und lief sofort zu Cornelius, der sich noch immer mit dem großen Ruder abmühte.
Lucia und Julius warfen sich auf die Pinne und hielten sie fest, so gut es ging. »SCHNAPPT EUCH DAS ANDERE RUDER UND HALTET ES FEST!«, schrie Julius Felix und Brutus zu, die auf die andere Seite liefen und die zweite wild hin- und herschlagende Ruderpinne packten.
Aus pechschwarzen Wolken peitschte der Regen herunter. Das Meer sah aus wie eine schroffe Bergkette, die sich bis zum Himmel auftürmte und dann wieder tosend in den Abgrund stürzte.
Heulend fuhr der Wind durchs Segel und das Schiff bekam immer wieder bedenklich Schlagseite.
»ABER WIE?!«, schrie Julius.
In diesem Moment wurde das Schiff auf einen Wellenberg emporgehoben und von einer gewaltigen Böe gepackt. Das Segel blähte sich zum Zerreißen, dann KRACHTE es laut.
»PASS AUF!«, schrie Brutus, als die dicken Taue, mit denen das Segel am Schiff befestigt war, rissen, als wären es brüchige Wäscheleinen.
Dann brach mit furchterregendem KRACHEN der Mast und verschwand mitsamt dem Segel in den tobenden Sturmwolken.
In diesem Moment wurde Cornelius, der über Julius’ Schulter blickte, kreidebleich. »Ich … ich glaube, unsere Probleme gehen jetzt erst RICHTIG LOS!«, quiekte er und zeigte nach oben.
Hinter Julius bäumte sich eine ungeheure Wasserwand auf, die schon den halben Himmel verdeckte.
»K…kannst du schwimmen, Julius?«, stotterte Cornelius.
»Das wird sich gleich zeigen!«, keuchte er. Dann hielt Julius die Luft an, kniff die Augen zu und klammerte sich verzweifelt an der Ruderpinne fest.
Kapitel zwei
Jammerndes Strandgut
Julius wachte auf, als jemand seinen Namen rief. Er blinzelte und sah ein vertrautes Gesicht vor sich.
Julius stöhnte. Seine Rippen schmerzten mindestens so sehr wie sein Kopf. Kaltes Wasser umspülte seine Beine. Dann hörte er, dass andere seinen Namen riefen und Hufe durchs Wasser platschten.
Die Sonne blendete, aber Julius öffnete die Augen ein kleines bisschen weiter.
Julius stemmte sich langsam hoch und verzog vor Schmerz das Gesicht. »Wo … wo sind wir?«, murmelte er. Er blickte sich am Strand um und schützte dabei die Augen mit dem Huf vor der Sonne. Der goldene Sand war übersät mit zerbrochenen Kisten, geborstenen Krügen, verdrehten Tauen und Hunderten von Holzstücken in allen Formen und Größen. Noch mehr Trümmer dümpelten träge im Wasser. Seine Freunde Brutus, Plinius und Milus stöberten im Strandgut.
»Wir sind am Leben!«, keuchte Julius. »Irgendwie haben wir es geschafft!«
»War ja ein Mordssturm«, sagte Cornelius munter. »Und die Götter müssen mit uns gewesen sein, weil wir zum Glück in Ufernähe waren, als er aufkam!«
Schließlich stand Julius auf, reckte seinen Rücken und sah sich noch einmal am Strand um. Er atmete tief ein und die heiße Luft brannte in seinen Nüstern.
»Mann!«, rief er aus. »DEN Geruch hatte ich SEHR lange nicht in der Nase!« Er kniete sich hin, schnüffelte an einem Felsblock und schnaubte laut vor Freude.
Dann rupfte er mit dem Huf ein dickes Büschel Kräuter aus und steckte die Schnauze tief hinein.
»Kann das überhaupt sein: Sind wir zu Hause?«
»Das ist eine sehr gute Frage!«, erwiderte Cornelius. »Wir haben auch schon heftig darüber diskutiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in Afrika sind!«
Er huschte in Richtung einiger großer Sanddünen davon. »Komm mit!«
»Wo willst du hin?«, fragte Julius, der sich auf den schmerzenden Beinen kaum aufrecht halten konnte.
»Lucia will dir was zeigen!«, erklärte das Warzenschwein.
»Julius!«, schrie Lucia. Sie sauste zu ihrem alten Freund und schloss ihn stürmisch in die Arme. »Wir hatten schon gedacht, du wärst verloren!«
»Wir können wieder HEIM!«, sang sie vergnügt.
»Wie kannst du dir so sicher sein?«, rief Julius aus.
»Nun, sonst wären hier doch nicht so viele Krokodile, oder?«
Milus schlenderte zu Julius hinüber und klopfte ihm auf den Rücken. »Also, Esel, es war ja großartig, mit ’nem Zebra und ’ner Antilope abzuhängen, aber jetzt wird’s für Zeit für mich zu verschwinden«, knurrte er.
»Aber du kannst uns doch jetzt nicht verlassen, Milus!«, flehte Julius.
»Wir wollen doch Septimus finden und dafür sorgen, dass er keine Tiere mehr trainiert!«
»Wenn du glaubst, dass Septimus den Sturm überlebt hat«, sagte Milus im Gehen, »dann bist du noch dümmer, als du aussiehst!«
»Und das bedeutet, dass wir wieder unser normales Leben aufnehmen können«, antwortete Milus. »Servus.«
Julius rief zu der Maus Plinius hinüber, die im Treibgut des Wracks herumhüpfte: »PLINIUS! KANNST DU MAL WAS SAGEN?«
Plinius riss verzweifelt die Pfötchen hoch: »Als ob ich das nicht versucht hätte«, piepste er, »aber bei dem ist ja nichts zu machen!«
»Wisst ihr«, seufzte Julius. »Er hat mich zwar immer einen Esel genannt, aber ich glaube, der alte Griesgram wird mir trotzdem fehlen.«
»Sehr schön, Brutus! Aber das hilft uns nicht, Septimus zu finden.«
Lucia tätschelte Julius die Schulter. »Vergiss Septimus«, sagte sie freundlich. »Milus hat recht: Er ist entweder verschollen oder hat irgendwo Schiffbruch erlitten.« Sie lächelte breit. »Wir sind jetzt endlich FREI und können tun, was wir wollen!«
»Komm schon, Debra«, piepste Plinius. »Wir können chillaxen und uns mal die Gegend hier ansehen!« Er sauste im Sand herum, fuchtelte mit den Armen und schlug eine Reihe von Rädern.
Felix lief über den Strand. »Mach dir nichts draus, Julius!«, rief er. »Ich bleibe – wo ich hier so viele tolle Steine sammeln kann!«
»Ja, da hast du recht«, lachte Julius. »Wenn ich’s mir recht überlege, bin ich ganz froh, dass Milus verduftet ist. Wenn ich den nie wiedersehe, fehlt mir auch nix!«