Das Buch
Beim Erfolgskonzept Baby-led Weaning (kurz BLW) bekommen Kinder ab dem Beikostalter statt Brei feste Nahrung angeboten, die sie selbstständig essen können. BLW unterstützt das Kind in seinen Entwicklungsschritten, fördert seine Eigenständigkeit, macht Schluss mit den gewohnten »Brei-Fütter-Schlachten« und hilft Kindern, ernährungsbewusste Erwachsene zu werden.
Mit diesem Grundlagenbuch von Rapley und Murkett wurde BLW auch in Deutschland populär. Unter Berücksichtigung des neuesten Stands der Wissenschaft wurde es komplett überarbeitet und erweitert. Ergänzt wurden u.a. neueste Informationen zu Allergien, sicherem Füttern und der Anwendung von BLW in der Kinderbetreuung.
Die Autoren
Gill Rapley ist die Begründerin und gilt weltweit als herausragende Expertin für Baby-led Weaning, der babygeleiteten Beikost-Methode. Sie war mehr als 20 Jahren als Mütterpflegerin, Hebamme und Stillberaterin und unter anderem für die UNICEF-Initiative »Baby Friendly« tätig. Gill Rapley lebt mit ihrer Familie in Kent.
Tracey Murkett arbeitet als freiberufliche Journalistin. Die positive Erfahrung, die sie mit ihrer eigenen Tochter und Baby-led Weaning gemacht hat, möchte sie gerne an andere Mütter weitergeben. Sie lebt mit ihrer Familie in London.
Gill Rapley | Tracey Murkett
Baby-led
Weaning
Das Grundlagenbuch
Der stressfreie Beikostweg
Komplett überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe
Aus dem Englischen von Ulla Rahn-Huber, Königstein
Kösel
Copyright © Gill Rapley & Tracey Murkett 2008/2019
First published in 2008/2019 by Vermillion, an imprint of Ebury Publishing.
A Random House Group Company.
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Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2013/2021 Kösel-Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt, München
Umschlagmotiv: © Janice Milnerwood (Baby), © Shutterstock (Stuhl)
Redaktion: Kattrin Stier
E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-12142-6
V005
www.koesel.de
Inhalt
Einleitung
1. Was ist Baby-led Weaning?
Was bedeutet »Weaning«?
Warum BLW anders ist
Warum BLW sinnvoll ist
Ab wann sollte ein Baby feste Nahrung bekommen?
BLW ist nichts Neues
Eine kurze Geschichte der Säuglingsernährung
Was man Ihrer Mutter beibrachte
Ein gesundes Verhältnis zum Essen entwickeln
Warum das Füttern mit dem Löffel problematisch ist
Die Vorteile von BLW
Gibt es Nachteile?
2. Wie funktioniert BLW?
Wachsende Fähigkeiten
Selber essen – eine natürliche Fähigkeit
Die Motivation, feste Nahrung zu probieren
Der Bedarf an zusätzlichen Nährstoffen
Die Bedeutung von Milchmahlzeiten
Die Kaufähigkeit entwickeln
Ein »Entwicklungsfenster«?
Genug, aber nicht zu viel essen:
Den Appetit kontrollieren, was heißt das?
Kann mein Kind auch nicht ersticken?
Wissen Babys wirklich, was sie brauchen?
BLW bei Frühgeborenen
BLW in besonderen Fällen
Babys mit Verdauungsproblemen
3. Anfangen
Vorbereitungen für BLW
Wann ist Essenszeit?
Sicherheitshinweise
Fingerfood
Wachsende Koordinationsfähigkeit
Anbieten statt geben
Welche Mengen?
Lebensmittel ablehnen
Dem Kind beim Lernen helfen
Gemeinsam essen
Gematsche und Geschmiere? Normal!
Ausrüstung
So wird BLW zum Erfolg
Fragen und Antworten
4. Erste Lebensmittel
Grundprinzipien
Ungeeignete Lebensmittel
Lebensmittel, auf die Babys anders reagieren
als Sie
Was ist mit Allergien?
Tipps und Tricks für das Essen in den ersten Monaten
Halbflüssiges oder flüssiges Essen
Getränke
Frühstück
Einfache Snacks und Essen für unterwegs
Nachspeisen
5. Nach der ersten Zeit
Das Tempo gibt Ihr Baby vor
Experimentierfreudige Geschmacksknospen
Konsistenzen erforschen
Schlemmen und fasten
Genug essen: Dem Baby vertrauen lernen
Wie ein Baby zeigt, wann es genug hat
Gelüste
Babys lieben Milchmahlzeiten
Drei Mahlzeiten täglich?
Der Stuhlgang Ihres Babys
Tasse einführen
Essen mit Besteck
Auswärts essen
BLW in Kita und Betreuung
6. Gesunde Ernährung für alle
Gesund essen von Anfang an
Ausgewogenes Essen für die ganze Familie
Welche Nahrung wir brauchen und warum
Abwechslung ist das Salz in der Suppe!
Bio kaufen
Die optimale Zubereitung
7. Mit BLW aufwachsen
Den kindgelenkten Ansatz beibehalten
Abwertungen vermeiden
Die Lust auf Selbstbedienung fördern
Tischmanieren
Bestechung, Belohnung, Bestrafung
Das emotionale Schlachtfeld umgehen
Die Milchmahlzeiten einstellen
Zum Schluss
Die Geschichte des BLW
Grundregeln für sicheres Essen
Dank
Anhang
Quellen
Register
Erfahrungsberichte
Anna
(nicht mit dem Löffel gefüttert)
Arne
(Baby entscheidet selbst, was es isst)
Benjamin
(BLW und Brei)
Elinor
(Eltern sind Vorbild für gesunde Ernährung)
Fern
(Allergien)
James
(Baby sitzt mit am Familientisch)
Lidia
(Machtkämpfe beim Essen vermeiden)
Madeleine
(gibt zu verstehen, wann die Mahlzeit beendet ist)
Max
(großes Kind)
Mia
(Vertrauen, dass das Baby genug isst)
Owen
(Baby nimmt an Mahlzeiten teil)
Saskia
(Eltern haben intuitiv BLW praktiziert)
Zephaniah
(Babys mit Verdauungsproblemen)
Hinweis
Die in diesem Buch enthaltenen Informationen dienen der allgemeinen Orientierung über das jeweils angesprochene Thema. Sie sollen keinesfalls die Einholung von fachlichem Rat zu medizinischen, pflegerischen, pharmazeutischen oder anderen Fragen bezüglich der jeweils spezifischen Umstände und lokalen Gegebenheiten ersetzen und in diesem Sinne zur Richtschnur des Handelns werden. Eltern wird empfohlen, ihren Arzt oder ihre Hebamme zu konsultieren, wenn sie sich Sorgen bezüglich der Gesundheit oder Entwicklung ihres Kindes machen oder bevor sie eine medizinische Behandlung verändern, beenden oder beginnen. Die in diesem Buch enthaltenen Informationen sind nach Wissen der Autorinnen korrekt und entsprechen dem aktuellen Stand im März 2019. Gepflogenheiten, Gesetze, Vorschriften und Empfehlungen ändern sich laufend, und die Leser sind aufgefordert, sich hierzu jeweils aktuellen Expertenrat einzuholen. Autorinnen und Verlag lehnen innerhalb des gesetzlichen Rahmens jegliche Haftungsansprüche ab, die sich direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Falschanwendung der in diesem Buch gegebenen Informationen ergeben.
Es handelt sich hier um ein Sachbuch. In den Fallstudien wurden einige Namen geändert, um die Privatsphäre der Betroffenen zu wahren.
Einleitung
Wenn ein Baby zum ersten Mal feste Nahrung zu sich nimmt, ist das für viele Eltern ein Meilenstein – ein neues Kapitel in seinem Leben wird aufgeschlagen, und das ist immer eine aufregende Sache. Und während ihr Kind seinen ersten Bissen in den Mund nimmt, drücken sie die Daumen in der Hoffnung, dass es ein »guter Esser« werden möge. Sie wünschen sich, dass ihm das Essen Spaß machen wird, es einen gesunden Appetit entwickelt und sich die Mahlzeiten im Kreis der Familie möglichst problemlos und stressfrei gestalten werden.
Die Zeit, in denen ihr Baby lernt, den Übergang zu fester Nahrung zu meistern, empfinden viele Eltern dennoch als schwierig – für sich selbst und für das Kind. Probleme lauern überall, ob es nun darum geht, das Baby zum Essen der Stückchen im Püree zu bewegen, mit Mäkeligkeit umzugehen oder die Mahlzeiten nicht zum Machtkampf ausarten zu lassen. Am Ende besteht die Lösung oft darin, dass Erwachsene und Kinder getrennt essen.
Der Einstieg in den Verzehr von fester Nahrung sieht für die meisten Babys immer noch so aus, dass ihnen die Eltern zu einem von Erwachsenenseite gewählten Zeitpunkt die ersten Löffel Brei in den Mund schieben. Aber was ist, wenn Ihnen diese Art des Fütterns nicht liegt? Was würde passieren, wenn Sie Ihr Kind entscheiden ließen, wann und wie es mit dem Verzehr von fester Nahrung beginnen will? Was würde geschehen, wenn es »richtiges« Essen vorgesetzt bekäme, statt gefüttert zu werden? Mit anderen Worten: Was wäre, wenn Sie Ihrem Baby die Führung überließen?
Nun, wie sich in immer mehr Familien zeigt, würden Sie und Ihr Baby mit ziemlicher Sicherheit mehr Spaß an dem ganzen Abenteuer haben. Wenn Sie sich nämlich auf diese Art der Umstellung auf feste Nahrung einlassen, zeigt Ihnen Ihr Kind, wann es bereit ist, loszulegen. Es sitzt von Anfang an bei den Mahlzeiten am Tisch mit dabei. Nach und nach lernt es durch Kosten und Probieren und Selberessen, wie man sich im Kreis der Familie gesund ernährt – nicht mit Brei oder Püriertem, sondern mit richtigem Essen. Sobald es etwa sechs Monate alt ist, ist der richtige Zeitpunkt gekommen.
Natürlich ist es nichts Revolutionäres, einem Baby vom sechsten Monat an Fingerfood anzubieten. Das Besondere an BLW ist, dass es nichts anderes bekommt und damit die Zubereitung von Brei und Pürees und das Füttern mit dem Löffel entfallen. Mit der Methode des Baby-led Weaning – also der vom Baby gesteuerten Umgewöhnung auf feste Nahrung – trainiert das Kind seine Kaufähigkeit, Fingerfertigkeit und Hand-Augen-Koordination. Mit Ihrer Hilfe entdeckt es eine breite Palette an gesunden Lebensmitteln und eignet sich wichtige soziale Kompetenzen an. Da es nur so viel isst, wie es braucht, läuft es weniger Gefahr, mit der Zeit übergewichtig zu werden. Und das Wichtigste ist: Es hat Spaß dabei, ist zufrieden und glücklich bei den Mahlzeiten und fühlt sich nicht verunsichert.
Baby-led Weaning ist sicher, natürlich und einfach – und wie die meisten guten Ideen zum Thema Erziehung nichts Neues. Seit Generationen entdecken Eltern die Methode von sich aus, indem sie ihrem Baby einfach zuschauen. Sie funktioniert, ganz gleich ob das Kind voll gestillt wird, die Flasche bekommt oder teils mit Muttermilch, teils mit Milchnahrung ernährt wird. Und nach Aussagen von Eltern, die beides ausprobiert haben – Füttern mit dem Löffel und BLW – ist Letzteres nicht nur viel einfacher, sondern insgesamt auch eine vergnüglichere, entspanntere Angelegenheit.
Bei BLW gibt es kein Programm, das einzuhalten und keine »Stufen«, die zu absolvieren sind. Ihr Kind braucht sich nicht durch eine Reihe von Feinpüriertem, etwas gröber Püriertem und Brei mit Stückchen vorzuarbeiten, bevor man es an »richtiges« Essen heranlässt – und Sie brauchen keinen komplizierten Zeitplan im Hinblick auf seine Mahlzeiten einzuhalten. Stattdessen können Sie sich zurücklehnen und vergnügt zuschauen, wie sich Ihr Baby dem Abenteuer des Essens auf seine Weise nähert.
Die meisten Bücher zur Umstellung auf feste Nahrung (oder »Beikost«) enthalten Rezepte und Essenspläne. Dieses hier ist anders. Es zeigt Ihnen eher, wie Sie Ihrem Baby ermöglichen können, sich selbst zu ernähren, und weniger, was Sie ihm vorsetzen sollen. Sie finden darin praktische Tipps für den Anfang und Informationen darüber, was Sie bei dieser Methode erwartet. Kurz, es verrät Ihnen eines der bestgehüteten Geheimnisse zum stressfreien Elterndasein.
Plant man spezielle Babymahlzeiten, geschieht das in der Annahme, dass ein so kleines Kind nicht essen kann, was alle anderen in der Familie auch essen, und dass das, was man ihm vorsetzt, speziell zubereitet werden muss. Doch vorausgesetzt, Ihre eigene Ernährung ist gesund und enthält alle notwendigen Nährstoffe, werden Sie merken, dass sich die meisten Gerichte ganz einfach so abwandeln lassen, dass Ihr Baby sie mit sechs Monaten ohne Weiteres auch essen kann. Wir geben in diesem Buch einige Vorschläge zu Lebensmitteln, die für den Anfang geeignet sind, bzw. die es zu meiden gilt. Wenn Sie weitere Ideen für Gerichte oder Tipps zur Gestaltung der gemeinsamen Mahlzeiten suchen, empfehlen wir Ihnen unsere Kochbücher: The Baby-led Weaning Cookbook oder The Baby-led Weaning Quick & Easy Recipe Book. Da viele Eltern im BLW eine Gelegenheit sehen, ihre eigenen Essgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen, erklären wir Ihnen in diesem Buch außerdem die Grundregeln einer gesunden, ausgewogenen Ernährung für die ganze Familie.
Baby-led Weaning kann Ihnen und auch Ihrem Kind sehr viel Freude bereiten. Selbst wenn Sie schon miterlebt haben, wie ein anderes Baby auf diese Weise den Übergang zu fester Nahrung geschafft hat, werden Sie wahrscheinlich beeindruckt sein, wie schnell es Ihrem kleinen Liebling gelingt, mit den verschiedensten Lebensmitteln und Speisen umzugehen, und wie experimentierfreudig es im Vergleich zu anderen Kindern auf ungewohnte Geschmackseindrücke reagiert. Babys gehen mit größter Begeisterung an alles heran, was sie selbst machen können – und sie lernen dabei am besten.
Viele Eltern, deren Babys den Übergang vom Stillen bzw. der Flasche zur Normalkost nach dem BLW-Prinzip gemeistert haben, haben mit ihren Erfahrungsberichten zur Entstehung dieses Buches beigetragen. In der vorliegenden überarbeiteten Neuausgabe sind weitere Einsichten und Geschichten aus dem realen Familienalltag dazugekommen. Manche der Eltern hatten schlechte Erfahrungen mit dem Füttern gemacht; andere stießen aus Frust auf die Methode, weil sich ihr Kind nicht mit dem Löffel füttern lassen wollte. Es waren Eltern dabei, die gehört hatten, dass die Festkost-Umstellung mit BLW etwas so Sanftes und Logisches sei, dass sie es gleich bei ihrem ersten Kind ausprobieren wollten. Und was wir immer und immer wieder zu hören bekamen: Die Babys sind total begeistert, und es werden aus ihnen glückliche und gesellige Esser.
In den Jahren, die seit der ersten Veröffentlichung dieses Buches vergangen sind, hat BLW bei der Umstellung auf feste Kost deutlich an Bedeutung gewonnen. Familien auf der ganzen Welt haben dafür gesorgt, dass sich bei anderen Eltern, im Familienkreis und beim Personal von Betreuungseinrichtungen mehr und mehr herumgesprochen hat, wie sinnvoll der Ansatz ist. Die Prinzipien haben mittlerweile Eingang in nationale und internationale Beikost-Empfehlungen gefunden, und in verschiedenen Ländern laufen zurzeit Forschungsprojekte dazu. Das Füttern von Brei mit dem Löffel erweist sich zunehmend als unnütze, überkommene Methode in der Babyernährung.
Wir hoffen, dass Ihnen dieses komplett überarbeitete und auf den neuesten Stand gebrachte Buch dabei helfen wird, selbst zu entdecken, wie einfach sich der Übergang zum gemeinsamen Essen am Familientisch gestalten kann und wie sich mit diesem vom Baby gelenkten Ansatz die Grundlage für eine lebenslange gesunde, genussvolle Ernährung legen lässt.