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Unser geiler Zuschauer | Erotische Geschichte

von Brooklyn Collins

 

Als Brooklyn Collins zur Welt kam, standen zwei alte Männer lächelnd an seiner Wiege: Der eine war Dionysos – der Gott des Weines, der Ekstase und des Wahnsinns –, der andere Eros – der Gott der Leidenschaft und der erotischen Begierde. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Brooklyn Collins entwickelte sich zum Schriftsteller. Seine Texte sind Hymnen an die menschliche Sexualität in all ihren erregenden Spielarten. Sie laden dazu ein, dem mausgrauen Alltag zu entfliehen und sich endlich (wann, wenn nicht jetzt?) mitreißen zu lassen vom ewigen Strom der Wollust. Brooklyn Collins lebt in München und liebt das Leben. Ergreifen Sie seine ausgestreckte Hand! Lassen Sie sich verführen!

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2021 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Kiselev Andrey Valerevich @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: Matthias Heubach

 

ISBN 9783964773616

www.blue-panther-books.de

Unser geiler Zuschauer von Brooklyn Collins

Ich erinnere mich genau. Es war ein Dienstagabend, als wir ihm zum ersten Mal begegneten. Ben und ich waren jung verheiratet, studierten Betriebswirtschaft an der Uni und lebten seit Kurzem in einer bescheidenen Drei-Zimmer-Wohnung in einem Hochhaus am Stadtrand. Da wir damals noch keine eigene Waschmaschine besaßen, nutzten wir den großen Waschraum im Keller. Meistens dienstags. Dort unten sprach er uns an.

Er erzählte uns, dass er Rentner sei, vierundsechzig Jahre alt und schon immer alleinstehend. Ben und ich mussten ständig zu ihm hochgucken, denn er war über einen Meter neunzig groß und extrem schlank. Seine grauen Haare waren an den Schläfen kurz geschnitten, die großen hellblauen Augen dominierten sein asketisches Gesicht. Wir mochten seinen trockenen Humor, mit dem er über sich selbst, seine Umgebung und die große weite Welt sprach. Kurzum: Mario war uns sehr sympathisch.

Als wir uns eine Woche später an gleicher Stelle wiedertrafen, fragte er uns, ob wir denn als junge Studenten schon drei Gläser und einen eigenen Korkenzieher besitzen. Er würde uns gern mit einer Flasche Rotwein in der Hand besuchen. Ben und ich waren sofort einverstanden.

Das war der Beginn einer mehrmonatigen Freundschaft. Nein, Freundschaft ist zu wenig. Die Zeit mit Mario war von Anfang bis Ende ein himmlisches erotisches Abenteuer. Wir genossen mit ihm ekstatische körperliche Freuden ebenso wie Stunden voller Zärtlichkeit. Mario zeigte uns, wie erfüllt und wunderschön das Leben sein kann, wenn erwachsene Menschen ihre sexuellen Triebe und Träume gemeinsam und ohne Vorurteile in die Tat umsetzen.

Aber alles schön der Reihe nach ...

Die Flasche Rotwein war schnell geleert, und nachdem Mario eine zweite Flasche aus seiner Wohnung geholt und entkorkt hatte, beschlossen wir, Du zueinander zu sagen. Jetzt hielt Mario wohl den Zeitpunkt für gekommen, uns über seine Absichten aufzuklären. Er fand wunderbare Worte, die ich nie vergessen werde:

»Du, Eva, bist eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe. Du bist genau mein Typ: ein zierlicher mädchenhafter Körper mit kleinen festen Brüsten und einem kleinen knackigen Apfelarsch – soweit ich das durch deine Kleider hindurch beurteilen kann.«

Ben und ich wechselten einen raschen Blick. Was sollte das denn?