Ein richtiges HörBuch ...
In diesem Buch erhalten Sie sowohl den Textteil, als auch das entsprechende Hörbuch dazu.
Sie können wählen:
1. Sie lesen und hören kapitelweise die Geschichte von vorn nach hinten
2. oder Sie hören sich einfach das Hörbuch komplett an.
Blättern Sie einfach weiter oder klicken Sie hier um das Hörbuch komplett abzuspielen.
Komplettes Hörbuch abspielen
Impressum:
Black Hammer: Die Adlige und die schwarze Urgewalt | Erotische Geschichte
von Martin Kandau
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2021 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © javi_indy @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783750761445
www.blue-panther-books.de
Die Adlige und die schwarze Urgewalt - Teil 1
Julianine von Morgenstein bekam oft zu hören, sie sei das Ebenbild von Barbara Schöneberger. Sie fühlte sich davon weder geschmeichelt noch amüsierte es sie. Es nervte einfach nur! Es störte sie, mit dem Tagesgeschäft des Unterhaltungsfernsehens verglichen zu werden. Wer so etwas sagte, musste sich dann anhören, dass ihr dazu jegliche Beziehung fehle und dass sie darauf Wert lege, kaum fernzusehen – sogar demonstrativ wenig. Das war sie ihrem Ruf als Kulturdame schuldig. In den oberen Kreisen der Stadt war sie jemand. Schließlich war sie die Vorsitzende des städtischen Kulturvereins. Sie organisierte Matineen und Soireen, kleine Kammerkonzerte, Ausstellungen und Lesungen. Mit der blauen Schönheit ihrer Augen, mit ihrem prachtvollen Äußeren, ihrem übervollen und einnehmenden Wesen und ihrer beredten Art hatte sie es schon einige Male geschafft, Dirigenten, Intendanten und Künstler von gewissem Rang in die Stadt zu locken. Sie unterstrich gern die Wirkung und die Wichtigkeit der eigenen Person.
An ihren geliebten Opernabenden war Julianine von Morgenstein ein Flaggschiff an Eleganz und Reiz, eine wahre Galionsfigur, was erhabene weibliche Schönheit betraf. Mit ihren breiten Schultern und ihrem vollen, blonden Lockenhaar war sie eine stolze und strahlende Erscheinung. Eine glanzvolle Diva, in der sich die höhere Herkunft ausdrückte. Sie gehörte zu süddeutschem Adel, einer längst verarmten und zerstreuten Familie. Ihren Titel als Freifrau oder Baronin erwähnte sie stets, legte nach eigenen Worten jedoch keinen Wert darauf. Sie war Mitte vierzig und kinderlos.
Zwar hatte sie unter ihrem Stand geheiratet, aber sie liebte ihren Mann. Er hieß Kasimir, war kleiner als sie, ein schmaler Mann mit schönen Augen. Seine ebenso höfliche wie kecke Art hatte ihr gleich gefallen. Er war charmant und gewitzt.
Sie lebten in einer alten Villa in der schönsten Gegend der Stadt, im malerischen Gründerzeit-Viertel am Fluss. Zum Theatertempel am Rande der Innenstadt waren es von hier nur wenige Minuten zu Fuß. Das Paar lebte von Kasimirs Einnahmen aus seiner kleinen Handelsfirma, die er allein vom Büro aus betrieb, das sich in einem Zimmer der Villa befand. Mit einem gewissen Stolz leistete sich das Paar ein eigenes Hausmädchen. Das gab Standesbewusstsein. Das slowakische Hausmädchen hieß Anna und trug wie ehemals eine Dienstmädchenuniform – schwarzes Kleidchen mit weißer Schürze. Julianine wollte es so. Nur ein Häubchen auf dem Kopf ersparte sie ihr – das wäre allzu lächerlich gewesen.
Julianine liebte es, Annas akzentvolle Stimme zu hören, wenn sie zwischen Marmor und Gemälden anhob und dem Haus den Klang einer alten, glanzvollen Zeit zu geben schien. Immer wenn das Hausmädchen auf seine hinreißend slowakische Art »gnädige Frau« sprach oder rief, dann schloss Julianine kurz die Augen und die Welt war in Ordnung. Anna war Mitte dreißig, hatte tiefbraunes Haar, das sich in einem glatten, helmförmigen Bogen bis zum Hals wölbte. Und sie hatte ein festes Gesäß und einen aufregenden Hüftschwung, der ihr nicht bewusst schien. Anna wirkte stets ernst und angespannt und oft gehetzt. Julianine hielt sie in Bewegung: »Anna, wenn Sie die Pflege des Parkettbodens nicht mehr ernst nehmen wollen, dann sagen Sie es mir!« – »Anna, wenn diese Palme ohne Wasser weiterleben kann, dann sagen Sie es mir!« – »Anna, wenn der Tee sich von selbst auf den Weg zu mir macht, dann sagen Sie es mir!«
»Ja, gnädige Frau!« – »Sofort, gnädige Frau!« – »Verzeihung, gnädige Frau!«