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THERESA BAUMGÄRTNER

FRÜHLINGS
ERWACHEN

Blütenzauber und Rezepte
aus dem Hazelnut House

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VON PUSTEBLUMEN UND HIMMELSSCHLÜSSELN

Die Luft riecht nach Frühling und Ostern ist nah.

Große Schneeglöckchenliebe

Boten des Frühlings

Ostern ist nah

Spaziergang durch den Bärlauchwald

BARFUSS ÜBER WIESEN

Wir feiern den Frühling.

Tanz in den Mai

Wir eröffnen ein Rhabarbercafé!

WILLKOMMEN IM ROSENGARTEN

Heute laden wir zu einer Teezeit in unseren verwunschenen Rosengarten ein.

WIR FEIERN MITTSOMMER

An den Wiesenrändern blühen Margeriten, roter Mohn und Kornblumen.

Hazelnut House

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VORWORT

Die Sehnsucht nach Grün – am Ende des Winters bestimmt sie unsere Gedanken. Es wird allerhöchste Zeit, dem Frühling näherzukommen. Auf zwei Fensterbänken im Haus stelle ich kleine Aussaatkisten auf und lege die Samentüten wie Schätze auf den Tisch. Ich genieße es, die winzigen Samenkörner zwischen die Fingerspitzen zu nehmen und behutsam in die Erde zu legen. „Kleine Saisoneröffnung“ nenne ich dieses erste gärtnerische Tun.

Der Frühling lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten und wir freuen uns über jedes Zeichen von ihm. Das erste zarte Grün wird bestaunt, die erste Biene überschwänglich begrüßt, der erste Blumenduft beglückt aufgesogen – und dabei ist uns bewusst: Ohne die lange Winterpause könnten wir diese Glücksmomente so nicht empfinden.

Auf der großen Streuobstwiese, die sich an den Garten von Hazelnut House anschließt, wächst wilder Schnittlauch. Zwischen Gräsern und Moos stehen die grünen Büschel, die man leicht am feinen Zwiebelduft erkennen kann. Wir schneiden den Schnittlauch in feine Röllchen und streuen ihn über Rührei oder auf ein frisches Butterbrot. Das Frühlingsglück kann so einfach sein! Die erwachende Natur überrascht uns mit den schönsten Aromen für die Küche, wir müssen sie nur entdecken und kennenlernen. Bei der Suche nach Wildkräutern beginnen wir mit den Pflanzen, die uns vertraut sind: Gänseblümchen und Giersch, Brennnessel und Kerbel.

Langsam beginnt sich der Boden zu erwärmen. Auf den Hochbeeten wachsen Schnittsalate, Rucola und Radieschen. Im Wald finden wir junge Bärlauchblätter und duftende Märzveilchen. Das Osterfest ist nicht mehr weit und wir starten mit den Vorbereitungen. Die alten Backformen für die Osterlämmchen könnten viele Geschichten erzählen. Wir füllen sie mit süßem Biskuitteig nach Großmutters Rezept.

In dieser Zeit sind wir auch gern draußen unterwegs, packen uns Frühlingsproviant ein und picknicken mit den Kindern im Freien. Für sie ist die Natur eine herrliche Fundgrube. Unter jedem Stein und unter jeder Wurzel scheint ein neues Abenteuer zu schlummern. Aus gelben Löwenzahnblüten basteln sie Löwengesichter. Die großen Blätter vom Rhabarber tragen sie lachend als Regenschirme davon.

Nach und nach werden die Tage länger und die Wiesen bunter. Weiß und duftig blüht der Wiesenkerbel und bewegt sich sanft im Wind. Schwalben fliegen tief über die Felder hinweg. Die maigrüne Landschaft scheint zu tanzen und wir tanzen gern mit. Wir feiern ein Maifest mit Freunden auf der Wiese und genießen dazu himmlisch leichte Spargelgerichte. Die Natur öffnet uns eine Festbühne nach der anderen. In der Rosenzeit gibt es kaum etwas Schöneres als eine stimmungsvolle Teestunde draußen im Garten. Und wenn die Zeit der Sonnenwende kommt, binden wir gemeinsam Blumenkränze aus Feldblumen und feiern ein Mittsommerfest. Welch ein besonderes Geschenk ist diese Jahreszeit!

Ich wünsche allen viel Freude in ihrer Frühlingsküche und eine wundervolle Zeit in der erwachenden Natur.

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THERESAS FRÜHLINGSSTIMMUNG

Die Playlist zum Buch ist ein Geschenk an alle zum Einstimmen auf den Frühling.

https://open.spotify.com/user/theresaskueche

EINLADUNG ZUR TEA-PARTY

Die Vorlage kann unter folgendem Link heruntergeladen und ausgedruckt werden:

www.hazelnut-house.com/books/frühlingserwachen

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VON PUSTEBLUMEN UND HIMMELSSCHLÜSSELN

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DIE LUFT RIECHT NACH FRÜHLING UND OSTERN IST NAH.

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GROSSE SCHNEEGLÖCKCHEN LIEBE

„Ein Sonnenstrahl hat mich wach gezupft und mir die Augen frech mit hellem Gold betupft. Der Tag ist da, der neue Tag ist mein. Ich geh. Ich geh in diesen Tag hinein.“

Es ist die Autorin Viktoria Ruika-Franz, die mit diesen poetischen Zeilen den Tag begrüßt. Vielleicht einen ganz besonderen Tag. Einen Sonntag im nahenden Frühling. Einen Morgen wie diesen. Weich fällt das Licht ins Zimmer. Die sich bewegenden Bäume vor dem Fenster werfen Muster an die Wand, flirrend wie ein Kaleidoskop. Unten in der Küche ist es noch kühl. Ich knöpfe die Strickjacke weiter zu und genieße den Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee.

Der Blick schweift nach draußen über die weite Landschaft. Das tiefer gelegene Tal ruht noch schläfrig unter einer weißen Nebeldecke. Gestern haben die Kinder im Garten von Hazelnut House tatsächlich die ersten Schneeglöckchen entdeckt. Rotwangig und mit aufgeregten Stimmen haben sie von ihrem Fund berichtet. Ich möge ganz schnell mitkommen, riefen sie, und im nächsten Augenblick eilten wir schon gemeinsam nach draußen in den Garten. An geschützter Stelle in der Nähe des Küchengartens, zwischen grünem Moos und kastanienbraunem Laub, fanden wir sie. Ein dichtes, zusammengedrängtes Büschel von anmutigen weißen Glöckchen.

Die milden Temperaturen der vergangenen Regentage mussten sie hervorgelockt haben. „Viel zu früh, viel zu riskant“, möchte man den grazilen Schönheiten zurufen. Doch ein Zurück gibt es nicht. „Die Schneeglöckchen ohne Furcht vor der grimmigen Kälte spitzen fleißig nach oben“, schrieb der Dichter Wilhelm Busch und fügte hinzu: „Das Frühlingstheater wäre also auch wieder mal eröffnet“.

Und welch ein Theater! Schauen wir uns die berühmte Gartenbühne in England an. Dort hat sich in den letzten Jahrzehnten unter den Liebhabern eine regelrechte Sammelleidenschaft für Schneeglöckchen entwickelt. Dort ist es nichts Ungewöhnliches, für einzelne seltene Exemplare tief ins gärtnerische Portemonnaie zu greifen.

„Let’s go Snowdropping“ – „Lasst uns Schneeglöckchen anschauen“! Mit diesem euphorischen Aufruf wird in den englischen Gärten die Saison eröffnet. Zum Erkunden empfehlen sich Orte wie Anglesey Park in Cambridgeshire. In diesem Park von Lord Fairhaven, inzwischen im Besitz des National Trust, sind allein 200 Schneeglöckchenvarietäten zu bestaunen. Eine ziemlich weite Reise allerdings, nur der Schneeglöckchen wegen. Das sollten wir wohl eher den passionierten Sammlerherzen zugestehen. In meinem Gartentagebuch habe ich dafür schon tröstliche Alternativen notiert: Anfang Februar finden alljährlich auch hierzulande „Schneeglöckchentage“ nach englischem Vorbild statt. Hier sei vor allem das Kloster Knechtsteden bei Dormagen erwähnt, wo Züchter aus ganz Europa ihr Sortiment präsentieren.

Das Sammeln von einzelnen Pflanzensorten hat für mich keine Bedeutung – es geht mir vielmehr um die Gestaltung von natürlich anmutenden, großzügigen Pflanzenbildern. Beim Gestalten dieser Bilder hilft ein entscheidender Hinweis aus der Praxis, den schon die Gärtnerinnen und Gärtner in der viktorianischen Zeit kannten: Schneeglöckchen werden „in the green“ verpflanzt, kurz nach der Blüte. Viele Zwiebeln samt Grün sind auf diese Weise aus dem Bauerngarten meiner Großmutter nach Luxemburg umgezogen. Inzwischen sind die Horste so groß geworden, dass ich sie erneut teilen und neue Flächen damit anlegen kann. Ganz im Sinne von Gertrude Jekyll, der berühmten Gärtnerin von Sissinghurst in der englischen Grafschaft Kent. Ihr Credo lautete: „Ach, ich liebe die Großzügigkeit. Je üppiger die Blumenbilder, desto besser“.

SCHNEEGLÖCKCHEN-ETAGERE

Ein Büschel Schneeglöckchen mitsamt den Zwiebeln vorsichtig ausgraben. Die Zwiebeln in einen Mantel aus feuchtem Moos einhüllen und diesen mit Floristendraht fixieren. Zuletzt dünne Zweige vom Weidenkätzchen um den Moosmantel legen und die Enden jeweils verschlingen. Das Bouquet auf eine Etagere setzen, nach Bedarf etwas gießen. Nach dem Verblühen wieder in den Garten pflanzen.

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BOTEN DES FRÜHLINGS

Der Frühling öffnet uns weit die Türen nach draußen. Die Luft ist klar und riecht nach feuchtem Gras. Ich entdecke in der Nähe der wilden Schlehenhecke einen sonnenwarmen Platz, schließe die Augen, lausche dem Summen der Bienen und dem Gesang der Vögel. Bald wird diese Stelle einer der schönsten Logenplätze sein, um das Blühspektakel auf der Streuobstwiese zu genießen. Noch ist es nicht soweit, aber erstes hervorquellendes Grün deutet die kommende Pracht schon an.

Im Herbst haben wir in einem nicht enden wollenden Pflanzmarathon unzählige Narzissenzwiebeln in das lehmige Erdreich gepflanzt. Es war eine arbeitsintensive Prozedur, die sich über einige Tage hinzog. Aber es war gleichsam so, als würden wir ein geheimes Frühlingsfeuerwerk planen und das spornte uns an. Die Wiese wird sich also bald verwandeln. Und welche Schönheiten dürfen wir erwarten? Allen voran wird es die anmutige Sorte ‚February Silver‘ sein. Ihre Blüte ist elfenbeinweiß mit einer Trompete in zartem Gelb. Ein weiterer unserer Lieblinge ist die Sorte ‚Thalia‘. Sie beeindruckt mit mehreren stark duftenden cremeweißen Blüten. Dazu gesellen sich ein wenig später die Sorte ‚Rose of May‘ und die historische Pfauenauge-Narzisse, die eine Varietät der weißen Dichternarzisse, der Narcissus poeticus, ist. Übrigens: Wühlmäuse, von denen es im Garten von Hazelnut House einige gibt, meiden die Narzissenzwiebeln aufgrund der für sie giftigen Alkaloide. Einmal gepflanzt, dürfen wir das Narzissenmärchen also jedes Jahr erneut erwarten. Wichtig dafür ist es, zwei Tipps zu beherzigen: Die Blätter möglichst lange stehen lassen, bis sie vergilben und die verwelkten Blütenstängel entfernen, damit die Pflanze ihre Energie nicht in die Ausbildung von Samen lenkt, sondern die Nährstoffe in der Zwiebel bleiben.

Im großen Staudenbeet sind es nicht Narzissen, sondern die später blühenden Lilientulpen der Sorte ‚White Triumphator‘, die alle Blicke auf sich ziehen. Ihre Stängel stehen nicht gerade, sondern sind leicht geschwungen, so, als würden sie im Wind tanzen. Und die Form ihrer weißen Blüten ist an Eleganz kaum zu übertreffen. Eine Tulpe also, die mich stets ins Schwärmen bringt. Im Vergleich zur Narzisse vermehrt sie sich allerdings kaum. Ich muss das Beet also hin und wieder neu mit Tulpenzwiebeln bestücken.

Sehr viel verlässlicher sind Fritillarien, die zur Familie der Liliengewächse gehören. „Kaiserkron und Päonienrot, die müssen verzaubert sein“, schrieb Joseph von Eichendorff in seinem Gedicht vom alten Garten. Die hohe Kaiserkrone Fritillaria imperialis hat in den traditionellen Bauerngärten schon lange ihren Platz. Der leuchtende Orangeton ihrer Blüten will allerdings farblich passend eingefügt sein – das gelingt mit der persischen Kaiserkrone Fritillaria raddeana sehr viel leichter. Sie zählt mit der weiteren Sorte Fritillaria ‚Ivory Bells‘ zu meinen absoluten Favoriten. Ihr etwa 90 Zentimeter hoher Blütenstängel ist mit elfenbeinfarbenen, duftenden Glöckchen besetzt. Ich kombiniere sie mit Himmelsschlüsseln – Primula veris – in zartem Schwefelgelb. Als geschützte Wildblume ist diese auf den Bergwiesen zu Hause. Sie wird auch Apotheker-Schlüsselblume genannt, da sie als alte Heilpflanze bei Erkältungskrankheiten Verwendung findet. Leider ist sie als Gartenpflanze viel zu selten anzutreffen. Es liegt daran, dass im Frühling überall vor allem die auffällig bunten Primelzüchtungen angeboten werden. Aber vielleicht kehrt die Schlüsselblume doch zurück, denn sie ist eine Freude.

Im Frühling pflanze ich ein paar der schönsten Exemplare in Tontöpfe und stecke etwas Moos drumherum – fertig ist der schönste Tischschmuck! In der Küche verwende ich ihre zarten Blüten sehr gern zum Dekorieren von feinen Desserts.

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FRÜHLINGSBOUQUET

Im Frühling lassen sich die ersten zauberhaften Arrangements aus dem Garten zusammenstellen. Ausgestattet mit einer Schere und einem Drahtkorb begebe ich mich auf den Streifzug. Ich empfehle, die Blüten morgens zu schneiden, so bleiben sie besonders lange frisch. Eine schöne Kombination sind zum Beispiel weißer Flieder, die Narzissen ‚Thalia‘ und ‚Poeticus‘, die langen Stiele der Fritillaria ‚Ivory Bells‘, die Tulpe ‚White Triumphator‘ sowie die Frühlingstriebe des Ahornbaums. Wundervoll zart sind auch die Blüten der Felsenbirne.

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Das Anordnen der einzelnen Blüten hat für mich etwas Meditatives, ich empfinde eine große Wertschätzung jeder Pflanze gegenüber.

1. Als Basis für das Blumenbouquet benutze ich ein stabiles Gefäß und ein Stück Hasendraht. Ideal sind große Suppenterrinen, wie man sie noch auf dem Flohmarkt findet. Die Fläche des Drahtes sollte ungefähr dreimal so groß wie die Öffnung der Terrine sein.

2. Den Draht so zusammendrücken, dass er die Schüssel ausfüllt und an der Oberfläche flach abschließt. Die Terrine mit Wasser füllen.

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