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Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

4.

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6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 2174

 

Anguelas letzter Tag

 

Die tödliche Welle rast – Terraner erleben den Untergang einer Kultur

 

von Robert Feldhoff

 

 

Im April 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung hat sich die Lage am Sternenfenster beruhigt: Der mit gigantischer Technik geschaffene Durchgang in die Galaxis Tradom ist nach wie vor in der Hand der Terraner und ihrer Verbündeten. Alle Angriffe der Inquisition der Vernunft konnten abgewehrt werden.

Beim Versuch, das letzte Raumschiff der Eltanen zu retten, werden die Terraner von der LEIF ERIKSSON und die Arkoniden von der KARRIBO in die Vergangenheit geschleudert. Perry Rhodan und seine Begleiter erkennen, dass sie 160.000 Jahre von der Gegenwart entfernt sind, in einer Zeit vor dem Reich Tradom.

Beherrscht wird die Galaxis zu jener Zeit vom Reich der Güte. Es ist gewissermaßen ein Utopia. Und doch rührt sich Widerstand ... Perry Rhodan und seine Begleiter wissen, dass dieser Widerstand mit der Vernichtung des Reiches der Güte enden wird. Die Zeitreisenden wider Willen werden Zeugen, wie ein grässlicher Krieg ausbricht, und sie können nichts dagegen tun. Sie werden Zeuge vom Ende einer Kultur – es ist gewissermaßen ANGUELAS LETZTER TAG ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner wird Zeuge eines galaxisweiten Krieges.

Anguela – Der Verkünder der Superintelligenz VAIA versucht den Untergang seines Volkes abzuwenden.

Rintacha Sahin – Der Baumeister stellt sich mit einer Flotte zur Weltraumschlacht.

Ascari da Vivo – Die Mascantin stellt sich gegen die Pläne des Terranischen Residenten.

Sickz Uknadi – Der Tonkihn ist Anführer der Inquisition der Vernunft.

Jo Vampuce – Der Eltane wächst in der Stunde der Gefahr über sich selbst hinaus.

1.

Der ewige Tag

 

Die wunderbarste Kultur, die je in diesem Sektor des Universums entstanden war, fand schließlich ihr jähes Ende.

Das Reich des Glücks hörte an dem Tag zu existieren auf. Nur wusste es zum gegenwärtigen Zeitpunkt niemand außer den Zeitreisenden, die aus einer fernen Zukunft stammten.

Im Queigat-System nahm die Apokalypse ihren Anfang. Eine Viertelmillion Splitter VAIAS strebten in die Galaxis Tradom hinaus. Ich spürte sie, ich fühlte ihre Qual, ein geißelndes Fegefeuer, und ich sah ihr Leid Ewigkeiten dauern.

Gegenwart wird jede Sekunde zu Vergangenheit.

Die Stunde aber ist jetzt.

2.

Des Himmels Worte

 

»Ob ich es geahnt habe? – Nicht eine Sekunde. Hätte ich frühzeitig Bescheid gewusst, ich hätte einer Galaxis voller Zauderer gezeigt, dass ein Leuchter zu kämpfen weiß. So aber kam alles viel zu spät. – Nun muss ich sterben. Glaubst du ernsthaft, ich könnte fliehen? Wohin denn? In die Hyperkälte? Gewiss, ihr sterbt natürlich mit mir. Das ist bedauerlich, aber ... Hör auf zu zittern, du widerst mich an!«

(Rintacha Sahin, wichtigster Ingenieur seiner Zeit.

Per Hyperfunk zur Kommandantin der ZURTO, dreißig Minuten vor dem Untergang)

 

*

 

»Baumeister Sahin!«, drängten sie ihn leise. »Wir orten Zeitreisende!« Hundertmal hintereinander, in einem komisch-absurden Versuch, Rintacha Sahin aufzuwecken und gleichzeitig nicht im Schlaf zu stören.

»Fort mit euch!«, zischte er sie an.

»Oh! Das geht jetzt nicht, Baumeister. Wir müssen dich zuerst aufwecken.«

»Dann verglüht doch alle in der Calditischen Sphäre!«

Aber die Eltanen ließen nicht locker.

»Was ist denn?«, murmelte der Ingenieur am Ende todmüde, ohne die Augen zu öffnen.

»Wir fangen wieder Signale auf! Und dieses Mal haben wir Recht! Es müssen Zeitreisende sein!«

Rintacha Sahin wünschte sich, den Plagegeistern nadelspitze Finger in die Münder zu stechen, bis sie nicht mehr schwatzen konnten. Aber er brauchte die Eltanen. Sie waren seine Helfer. Er verließ sich bewusst auf Eltanendienste, weil er in der Halbraumstadt keinen zweiten Leuchter haben wollte.

»Neue Impulse?«, brachte er schließlich hervor.

»Jawohl! Impulse, die es aus logischen Gründen nicht geben kann!«

»Ach ...«

»Wir sind diesmal sicher!«

Gegen seinen Willen beißend unterstellte er: »Der wievielte Fehlalarm soll das werden?«

Zuerst keine Antwort. Dann fragten sie ihn leise: »Warum kränkst du uns, Herr?«

Sahin wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Die Wahrheit etwa? Eltanen besaßen nicht die Klasse, ein Problem in eigener Regie zu lösen. Impulse, die es nicht geben konnte, die es aber ganz offensichtlich gab, überstiegen das eltanische Verständnis von Logik.

Das Hintergrundleuchten seines Gehirns wurde eiskalt und blau. So als habe man zwei schwache Lampen angeknipst.

Blau war die Farbe seiner Gedanken. Das Licht erwachte dort, wo eben noch die Lider im Schlaf seine Augen verschlossen hatten.

Er kontrollierte im Deckenspiegel den Sitz seiner Binden, der rautierten Angugoles, und stellte sicher, dass jeder Zentimeter Haut bedeckt war.

Mühselig richtete Sahin sich von seinem Lager auf. Seine Muskeln fühlten sich steif an. Er fasste den Gehstock, den er eigentlich nicht brauchte, der aber zu ihm gehörte wie das Muster seiner Binden.

»Kommt!«, ordnete er mit matter Stimme an. »Ich will die Impulse sehen.«

Sahin trat aus seiner Unterkunft oben am Hang, die Eskorte hinter sich, und blickte entkräftet auf das Paradies.

Meisterhände hatten die Stadt gestaltet. Seine Hände. Zwei gewaltige Platten Verbundmetall, jede gut vier Kilometer lang. Ein im Weltall schwebender, monströser rechter Winkel, darin die Landschaft und die Siedlungen.

Jenseits des Schutzschirms kochte ein rötliches, von Schlieren durchzogenes Medium. Die Stadt war im Halbraum verankert.

Rintacha Sahin war keiner, der sich ohne triftigen Grund mit Städtebau abgab. Seine Schöpfung stellte nichts anderes dar als eine gigantische Zuchtstation.

Die Zahl der Eltanen in Tradom schrumpfte um zehn Prozent pro Generation. Ohne sie gab es so etwas wie Fortschritt in Tradom nicht. Wo Vaianische Ingenieure in Tradom nicht sein konnten, erledigten Eltanen die technische Arbeit. Der Erhalt ihres Volkes besaß also höchste Priorität; Sahin hoffte in der Abgeschiedenheit des Halbraums auf einen Geburtenschub. Aus einer halben Million Eltanen sollte nach seinem Willen bald eine ganze werden.

Nicht, dass er den Eltanen je die Wahrheit offenbaren wollte. Sie hätten vermutlich aus Schock die Vermehrung vollständig eingestellt.

Stattdessen waren die Eltanen überzeugt, man habe sie allein für Sahins Spezialprojekt angesiedelt. Achtzig Städte waren bereits erbaut, diese eine bisher in Dienst gestellt.

»Was ist mit dir, Baumeister?«, fragte der erste Eltane.

Der zweite drängte: »Herr, wir müssen uns beeilen!«

Sahin merkte, wie ihm die Augen zufielen. Wie vor Müdigkeit das blaue Hintergrundstrahlen seiner Augen nachließ. Der Ingenieur konnte ohne Medikamente nicht mehr lange wach bleiben. Er förderte eine Kapsel zutage, ein starkes Aufputschmittel, bevor es zum Zusammenbruch kam, und schob sich das Medikament verstohlen in den Mund.

 

*

 

Das Gewölbe enthielt einen bizarren Maschinenteppich. Was sich in seinem Blickfeld befand, gehörte zum Projektor der Rintacha-Wandelzeit.

Geräteblöcke wurden nach Fertigstellung demontiert und in die TEFANI befördert; eines von drei Experimentalschiffen, die im Orbit kreisten.

Eines Tages, so Sahins Plan, sollte die TEFANI durch die Zeit reisen und missliebige Entwicklungen der Kultur im Ansatz ersticken. Eine Art Temporalhygiene oder Zeitwacht.

Bis dahin aber brauchte es Jahrzehnte. Er konnte seine Forschung nicht offen betreiben, da es sich um verbotene Experimente handelte.

»Wir sind gleich ...«

»... es sind nur noch ein paar ...«

Sein Blick fiel auf eines der Orterholos, am Ende einer fragil wirkenden Maschinenphalanx. Sahin blieb stehen.

»Da ist es, Baumeister!«

»Ich sehe«, sprach er in einem kalten Ton, der die Eltanen sekundenlang vergessen ließ zu atmen.

Rintacha Sahin schob sie beiseite. Sie wagten nicht, hinter seinem Rücken wieder vorzukommen.

Das Ortergerät beschrieb Determinanten des Raum-Zeit-Kontinuums. Er hatte diese Anzeigen nicht oft geprüft, denn sie zeigten praktisch immer die gleichen Werte.

Anders dieses Mal: Gleich ein Dutzend Werte wiesen zum Normalzustand sichtbare Differenzen auf. Irgendwo in Tradom, an einem unbekannten Ort, wurde mit einem Wandelzeit-Generator gearbeitet. Mit einem Gerät, das auf Sahins Experimente zurückging.

Die Impulse entstanden jetzt – aber wie konnte etwas offensichtlich funktionieren, was definitiv nicht fertig konstruiert war?

»Hast du eine Erklärung dafür, Baumeister?«, fragten die Eltanen aufgelöst.

Er schaute über die nervenschwachen Zwerge hinweg, auf die Holovisualisierung der Zeit-Impulse. »Aber ja!«, verkündete er – und sprach wie als Strafe für ein ungewisses Vergehen kein weiteres Wort.

»Kannst du die Quelle lokalisieren?«

»Das ist mit unseren Daten nicht möglich«, belehrte er sie von oben herab.

»Obwohl das Signal so ...«

»Nein.«

»Aber ...«

Er musterte die Eltanen ungehalten, bis sie schüchtern verstummten.

Sahin wunderte sich, wieso ihnen die am nächsten liegende Idee nicht kam. Das offensichtliche Paradoxon war ein Phänomen der Zeit. Der Projektor gehörte selbstverständlich einem Rintacha Sahin der mittleren oder fernen Zukunft. Sein zukünftiges Ich versuchte möglicherweise, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Oder ein zukünftiger Sahin war in die relative Vergangenheit gereist, ins Heute, um eine Zeitkorrektur vorzunehmen.

Der Gedanke, so offensichtlich er schien, barg enorme Konsequenzen.

Wenn tatsächlich eben eine Zeitkorrektur stattfand, musste es einen elementaren Anlass geben.

Der ewige Konfliktherd der Valenter stand möglicherweise vor dem Ausbruch. Oder eine Invasion von außerhalb suchte unbemerkt die Galaxis heim.

Falls er Recht hatte, überlegte Sahin, existierte das Eltanenschiff TEFANI in diesem Augenblick zweimal, denn es war Träger der Wandelzeit-Technologie. Auch den Ingenieur gab es doppelt. Es gab eine jüngere und eine ältere Version, und sie waren beide das Original.

Irgendwo in Tradom.

Irgendwo in ...

... Tradom.

In einer zeitlupenhaften Bewegung drehte er sich um und blickte auf die Galerie der Maschinen. Enorme Konsequenzen.

Ein wummernder Alarmton erfüllte die Halbraumstadt.

 

*

 

Sahin brach sich Bahn durch wimmelnde Eltanen, mit krankhaft gerader Haltung und Staunen über die eigene Energie. Alarm kannten die kleinwüchsigen Wesen nicht. Er fegte beiseite, was ihm im Weg stand und nicht reagierte.

In Rekordzeit erreichte er die Oberfläche.

Eben rechtzeitig, um buchstäblich dem Tod ins Auge zu sehen; das Rot des Halbraums verblasste, während sein Blick zum Himmel ging. Der Schutzschirm der Stadt verwandelte sich in ein Muster aus blitzenden Interferenzen.

Das Feld konnte nicht brechen. Rintacha Sahin wusste das. Es war zigfach gestaffelt und speiste sich aus Dutzenden Projektoren.

»Eltanen!«, brüllte er dennoch. »Bringt mir einen Raumanzug!« Sein Leben war zu wertvoll, um fahrlässig ein Risiko einzugehen.

Kein Eltane zu sehen. Mit erbärmlich kurzen Beinchen und Rennkriechertempo steckten sie unten in den Tunneln fest.

Es fing zu stinken an. Ein alles umfassender Donner versetzte die Platten in Schwingung. Das Beben schleuderte ihn um ein Haar zu Boden, und er blieb nur stehen, weil er sich an einer Hauswand festhielt.

»Diener!«, kochte es in ihm. »Mein Anzug, verdammt!«

Alles drängte ihn ins Innere der Halbraumstadt, durch dunkle warme Korridore in vermeintliche Sicherheit.

Aber der Schirm brach nicht.

Der Vaianische Ingenieur blickte zum Himmel empor, gerade rechtzeitig, um den Aufriss einer Strukturlücke zu verfolgen. Mit einem Leuchteffekt ergoss sich etwas ins Innere der Blase, dessen Form er nicht erkennen konnte.

Rintacha Sahin schloss hilflos die Augen. Er war vor Erschöpfung vielleicht eingeschlafen. Möglicherweise phantasierte er.

Doch als er die Augen wieder öffnete, schwebte am Himmel ein rätselhaftes Objekt.

Ein Schwarzes Loch.

So der erste törichte Gedanke – den Rintacha Sahin mit demselben Atemzug als falsch entlarvte. Ein Schwarzes Loch hätte binnen eines Atemzugs die Halbraumstadt unter seinen Ereignishorizont gezogen.

Der Vaianische Ingenieur stierte in den Himmel.

Gegen die Schlieren hoben sich drei würfelförmige Umrisse ab. Es waren die Eltanenschiffe, die zu seiner persönlichen Verfügung standen. Die Einheit mit dem Eigennamen TEFANI trug die Wandelzeit-Technologie. Die ZURTO und ihr Schwesterschiff THATRIX waren Zubringer.

Die unersetzlich wertvolle TEFANI ruckte plötzlich nach vorn. Er sah fassungslos zu, wie der rote Würfel anfing, Richtung Singularität zu driften.

»VAIA komme ...«, murmelte er in einem gebetshaften, plötzlich beschwörenden Ton.

Im selben Moment setzten die Triebwerke ein – und Sahin brüllte ein schrilles, sinnloses »Danke!« in den Himmel.

Die TEFANI entfernte sich aus der Gefahrenzone. VAIA hatte ihren Teil getan.

Sahin taxierte das Loch mit bloßem Auge. Ein Kilometer Durchmesser, veranschlagte er. Es musste eine hohe Anziehungskraft besitzen, war aber in seiner physikalischen Wirkung von einem echten Black Hole weit entfernt.

Die Interferenz des Schutzschirms endete allmählich, der Aufriss schnappte zu, bis wieder das von Schlieren durchzogene Rot des Halbraums sichtbar wurde.

Den bandagierten Schädel in den Nacken gelegt, die Hände mit den Spinnenfingern schlaff zu Boden gerichtet, starrte er in den Himmel. Rintacha Sahin glaubte auf geheimnisvolle Weise spüren zu können, dass das Loch eine mentale Ausstrahlung besaß.

Ich bin Gefährte.

»Das kann nicht sein ...«, hörte er sich selber stammeln.

 

*

 

Die Eltanen nannten ihn »Kita« – also »Freund«. Kitas Aura erfüllte die Stadt und die Halbraumnische bis zum hintersten Winkel. Bis auch Sahin daran zu glauben begann, dass der seltsame Besucher keine Gefahr darstellte.

Seine Aufregung ließ allmählich nach.

Er spürte wieder jene alles verschlingende, Licht fressende Müdigkeit in seinem Schädel. Rintacha Sahin suchte am Ende seine Kammer auf. Es war ein langer, Dutzende Stunden dauernder Totenschlaf, der ihn schließlich als lebendiges Wesen wieder entließ.

Als er aus der Dunkelheit ins Freie trat, frisch gewickelt und voll berstender Kraft, präsentierte die vermeintliche Singularität sich radikal verändert.

Ein annähernd natürlich wirkendes Licht flutete die Siedlung, den Hang und den Fluss. Kita, eben noch ein Schwarzes Loch, strahlte dieselbe Temperatur Licht ab wie ein gelber Hauptreihenstern. Nur der Himmel hatte noch sein typisches Halbraumrot; die Atmosphäre über der Stadt war zu dünn, um den Himmel blau zu färben.

Eine mentale Botschaft erfüllte die Halbraumblase, gleichermaßen wahrnehmbar für Eltanen wie für Ingenieur Sahin: Ich werde euch beschützen, solange ich es kann. Ich bewache euch. Verzweifelt nicht.

»Welche Bedeutung haben diese Worte, Herr?«, wisperten die Eltanen furchtsam. So als könne Kita sie hören.

Der Vaianische Ingenieur gab ihnen keine Antwort.

»Erhabener Baumeister, was wirst du tun?«, bedrängten die Eltanen ihn.

Endlich eine Frage, dachte Sahin ironisch, die er beantworten konnte.

»Kita kam von draußen«, verkündete er. »Ich muss wissen, wie die Lage in Tradom ist. Vielleicht kann mir Anguela eine Auskunft geben. Ihr bleibt hier und achtet auf ... unseren neuen Freund.«

Rintacha Sahin, wichtigster Ingenieur seiner Zeit, erreichte mit Hilfe eines Teleportfeldes den Eltanenraumer ZURTO. Er wies die Besatzung an, Kurs Richtung Normalraum zu nehmen. Vorbei am strahlenden Gelb des Pseudosterns, an der THATRIX und der TEFANI, durch den Schirm, ins alles verschlingende Halbraumrot.

Erst die Zeitimpulse und jetzt das. Etwas musste geschehen sein, und er hatte Furcht, dass der Vorgang ganz Tradom betraf.

3.

Drei Narren

 

»Wie es mit Ascari wirklich war? Die Erinnerung ist nicht mehr Teil meiner Gedanken. Ich verdränge es bereits, auch wenn ich damit gewisse Dinge nicht ungeschehen mache.

Wie ist Ascari wirklich, in einem Augenblick, in dem sie nicht die beherrscht auftretende Mascantin ist? Wie eine Göttin, in dem Augenblick, als es passierte. Wie alles, was ich je begehrt habe.

Anders als Mondra? Natürlich anders. Der Vergleich ist nicht statthaft. Mondra ist wunderbar. Aber Ascari war in dem Moment ... einfach etwas ganz anderes.«

(Memo Perry Rhodan, Terranischer Resident,

am 19. März 155.081 vor Christi Geburt. – Memo nach Diktat gelöscht)

 

*

 

Rhodan sah dem Aufmarsch der Mumien ungeduldig zu. Ihm brannte jede Sekunde unter den Nägeln, und die Leuchter, an ihrer Spitze Anguela Kulalin, bewegten sich wie im Schlaf.

Im Grunde waren sie Geschichte. Er wusste es – weil er aus der Zukunft kam. Dem Lichtvolk stand das Aussterben bevor. Fragte sich nur, ob es in einem Krieg geschah oder ob ein biologischer Vorgang ihr Genom auslöschen würde.

An seiner Seite musterte Ascari da Vivo mit kalter Berechnung die von Binden umwickelten Wesen. »Was mögen sie noch wollen, Rhodan?«

»Ich weiß nicht.«

Anguela Kulalin, Verkünder der Superintelligenz VAIA, bedeutete den anderen zurückzubleiben, dann baute er sich mit der Präsenz eines Herrschers in der Schleusenkammer auf.

»Ich wünschte«, offenbarte er finster, »ihr würdet mich nicht ausgerechnet jetzt verlassen, Rhodan.«

»Es ist unausweichlich. Du hast deine Mission, wir haben unsere. Wir müssen unsere verschollene Mannschaft im Sektor Queigat finden.«

Der Verkünder entblößte zwei Reihen grünlicher Zähne zu einem Bild, das an ein monströses Grinsen erinnerte.

Anguela wusste bisher als einziger Bewohner Tradoms über die Zukunft Bescheid. »Sag es mir noch einmal, Perry Rhodan«, verlangte der Leuchter mit bedrückender Intensität. »Sag es mir, damit ich es begreife.«

Der Leuchter rückte nahe heran und sog hörbar die Luft ein. Als wolle er den Geruch seiner Besucher für immer in sich speichern.

Rhodan sprach monoton: »In ferner Zukunft wird man allein deinen Namen noch kennen, Anguela. Nicht aber den des Lichtvolkes. In ferner Zukunft gibt es keine Vaianischen Ingenieure mehr. Es gibt keine Eltanen mehr, bis auf einige tausend. Die Calditischen Paläste werden die Festung der Inquisition sein. Dunkelheit und Untergang regieren Tradom. Die Inquisition der Vernunft.«

Anguela richtete sich hoch vor Rhodan und Ascari auf.

Sein Brustkorb hob und senkte sich wie der eines keuchenden Terraners.