Willkommen im LOTUS HOUSE!
Die zweiundzwanzigjährige Amber St. James will Kinderärztin werden. Dafür muss sie an einem Kurs zu menschlicher Sexualität teilnehmen – ein Thema, das ihr bisher aus persönlichen und religiösen Gründen fremd war. Dash Alexander ist der begehrteste Lehrer im Lotus House. Er besticht durch seinen einzigartigen Unterrichtsstil, sein ruhiges Naturell und den verdammt heißen Körper. Er will Amber helfen. Dafür muss Amber seine Partnerin in einem Tantra-Yogakurs werden. Die knisternde Anziehungskraft zwischen den beiden geht weit über alles hinaus, was Dash bisher erlebt hat, nicht nur in spiritueller Hinsicht ...
Roman
Aus dem Amerikanischen
von
Elsie Meerbusch
Ullstein
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Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Juni 2019
Copyright © für die deutsche Ausgabe
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019
Copyright © by Waterhouse Press 2018
Published by arrangement with Waterhouse Press LLC
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Sacred Serenity.
A Lotus House novel, erschienen bei Waterhouse Press LLC
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®, München
Autorenfoto: © Melissa McKinley Photography
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Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978‑3-8437-2066-3
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Emily Hemmer
Ich habe beschlossen, dir dieses Buch zu widmen,
weil es in meinem Leben keinen anderen Menschen gibt,
der die echte Leidenschaft und die Sehnsucht versteht,
die nötig sind, um mit Worten Schönheit zu erschaffen.
Danke, dass du meine schreibende Schwester bist.
Mit all meiner Liebe und Zuneigung.
Namaste
Sakral-Chakra
Seit Jahrhunderten wird Yoga in zahlreichen unterschiedlichen Stilen praktiziert. Die Übungen des tantrischen Yoga sind besonders geeignet zum Harmonisieren und Öffnen aller Chakren und insbesondere des zweiten oder Sakral-Chakra. Das als Quelle von Lust und Leidenschaft bekannte Chakra ist der Urquell unserer Gefühle und unseres sinnlichen Genusses. Es liegt im Becken-Milz-Bereich unseres Körpers.
»Tantrischer Sex? Ausgerechnet du hast den tantrischen Sex zum Thema deiner Abschlussarbeit im Sexualkundeseminar gemacht?« Genevieves platinblondes schulterlanges Haar wellte sich schwungvoll und schimmernd, wenn sie durchs Yogastudio ging. Ihr runder Bauch schien die Führung zu übernehmen, als sie durch den Raum schlenderte und die Kerzen anzündete.
Ich half ihr, Yoga-Bolster und ‑blöcke im Raum zu verteilen, die ihren schwangeren Kundinnen bei den tausendundeins Positionen helfen würden, durch die Genevieve sie im Verlauf des Kurses führen würde.
»Warum kommt dir das denn so merkwürdig vor?«, fragte ich und konnte eine Andeutung von Sarkasmus in meiner Stimme nicht unterdrücken.
Meine allerbeste Freundin blieb stehen, legte die Hände auf ihren im siebten Monat unübersehbar gerundeten Bauch und rieb ihn in einer kreisförmigen Bewegung. Entweder trat sie das Baby, oder es drückte unangenehm gegen irgendein mütterliches Organ.
Genevieve presste seufzend die Hand auf ihre Flanke. »Was weiß ich. Es erscheint mir eigenartig, dass eine Frau, die …« Sie senkte die Stimme und blickte sich im Raum um. Der Kurs hatte noch nicht angefangen und würde auch erst in zwanzig Minuten losgehen. Es war noch keine Menschenseele da.
»Die noch nie Sex hatte?«, fragte ich lapidar. Dass ich noch Jungfrau war, war kein Geheimnis. Es war meine eigene Entscheidung, etwas, wozu ich mich nicht nur aufgrund meines Glaubens verpflichtet hatte – obwohl Gott für mich an höchster Stelle steht –, sondern auch aufgrund meines Vertrauens in mich selbst und meinen Willen.
Sie nickte. »Ja.« Das Wort kam als ein Zischen heraus. »Es mag sinnvoll für dich sein, das Sexualverhalten in der Gesellschaft oder auch unter medizinischem Aspekt zu betrachten, aber die Praxis des tantrischen Yoga ist ihrer Natur nach manchmal unverhohlen sinnlich. Im körperlichen Sinn und im spirituellen …« Sie atmete tief aus. »Ich meine, wie willst du wirklich etwas über die Praxis der tantrischen Sexualität lernen, wenn du die Erfahrung nie am eigenen Leib machst?«
Ich sah sie mit in die Hüften gestemmten Händen finster an. »Dass ich nie Sex hatte, bedeutet nicht, dass ich den menschlichen Körper nicht bis in die letzte Facette studiert hätte. Zum Teufel, Vivvie, ich weiß mit Sicherheit mehr darüber, wie man einen vaginalen Orgasmus stimuliert, als neunzig Prozent der Menschen, die den Koitus aktiv praktizieren.«
Genevieve verdrehte die Augen und holte tief Luft. »Na ja, was willst du eigentlich von mir? Normalerweise lässt du dich bei mir nicht über die Hausaufgaben deines Medizinstudiums aus. Warum also jetzt?«
Ich lächelte. »Ich brauche deine Hilfe.«
Sie legte den Kopf schief und sah mich fragend an, während sie ihre Yogamatte aufrollte und auf dem Boden ausbreitete. »Wieso das?«
»Verschaff mir bitte die Erlaubnis des Lehrers für Tantra-Yoga, mich in seinen Kurs zu setzen und alles zu beobachten.«
Sie sah mich groß an, als wartete sie auf mehr. »Das ist alles? Ich meine, er ist doch ziemlich umgänglich. Warum fragst du Dash nicht einfach selbst?«
Dash.
Der Name passte perfekt zu diesem Mann. Dash – wie ein Gedankenstrich. Oder wie ein Schuss Alkohol, der ein ganzes Getränk aufwertet. Von allem, was jede vernünftige Frau dazu bringen würde, den Verstand zu verlieren, hatte er mehr als genug: Er war sehr groß und breitschultrig, hatte schmale Hüften, dunkelblondes Haar und die umwerfendsten karamellbraunen Augen, die ich je gesehen habe. Seine Iris wirkte, als wäre sie aus dem Stein geschliffen, der mir meinen Namen gegeben hat: Amber. Bernstein. Bisher hatte ich Dash bewusst auf Abstand gehalten, weil er eine ganz besondere Ausstrahlung besaß, eine einzigartige männliche Aura, die mich so vollständig verwirrte, als wäre ich wieder ein Backfisch. Und nicht eine zweiundzwanzigjährige Frau, die gerade mit einem vollen Stipendium für ihr Masterstudium mit anschließender Promotion in das Joint Medical Program der Universitäten Berkeley und San Francisco aufgenommen worden war.
Ich hätte auch andere medizinische Fakultäten in Kalifornien wählen können – zum Beispiel die Stanford University oder die University of Irvine –, aber ich wollte meine Großeltern nicht allein lassen. Sie hatten mich großgezogen, weil meine Mutter bei meiner Geburt gestorben war. Ich war es ihnen schuldig, ihnen bis zum Ende ihrer Tage zur Seite zu stehen. Genevieve dagegen war für mich fast wie eine Schwester. Meine Beziehung zu ihr war mir wertvoll, und ich nahm sie sehr ernst. Sie verstand mich, wie ich war, und akzeptierte meine Lebensentscheidungen so vorbehaltlos wie kaum jemand sonst. Ich wollte weder San Francisco noch meine Großeltern, noch Genevieve verlassen – und Letztere umso weniger, als in wenigen Monaten ihr Sohn zur Welt kommen würde.
Ich ließ meine Nackengelenke knacken, um die Anspannung abzuschütteln, die allein schon der Gedanke an Dash Alexander in mir auslöste. »Ich hab ihm zwei E‑Mails geschickt und auch eine Nachricht in seinen Kursleiter-Briefkasten hier gesteckt. Er hat mir per Mail geantwortet, seine Kurse seien nicht öffentlich, und er wolle die Teilnehmer nicht durch jemand Außenstehenden verunsichern, der ihnen zusieht.«
Vivvie grinste breit. »Das kann ich verstehen. Der Kurs verlangt … viel Engagement.« Sie ließ sich die beiden Wörter auf der Zunge zergehen, als wären sie Melasse auf einer dicken Scheibe Focaccia-Brot. Eine göttliche Kombination.
»Deswegen komme ich ja zu dir. Du musst mit ihm reden. Du bist mit ihm befreundet. Und außerdem hast du ihm doch auch schon mal in seinen Kursen assistiert, oder?«
Genevieve riss die Augen auf. »Das habe ich, aber wage nicht, das gegenüber Trent zu erwähnen.« Sie rieb sich den Bauch, in dem das Kind besagten Mannes heranwuchs. »Wenn du ihn an meine Assistenzzeit bei Dash erinnerst, flippt er nur wieder aus.«
Ich fühlte, wie ich rot anlief, und biss die Zähne zusammen. »Hattest du was mit Dash?« Ein unangenehmes Kribbeln wanderte an meiner Wirbelsäule nach oben. Vivvie bemerkte normalerweise die kleinste Veränderung in meinem Verhalten und stürzte sich darauf wie ein Kind auf ein Trampolin. Ich biss die Zähne noch stärker zusammen und bemühte mich, ungerührt zu wirken.
»Nein, nicht wirklich. Definitiv nicht so, wie du das meinst.« Sie warf die Haare mit der Hand nach hinten und fächelte sich Luft zu. »Ich meine, wenn man in seinem Kurs assistiert, kommt es zu ziemlich heftigem Petting, aber Sex hatten wir nicht. Es ist allerdings schon so, dass ich nach den Kursstunden eine kalte Dusche nehmen musste, um schlummernden Gefühlen vorzubeugen. Dieser Mann hat eine Gabe. Er öffnet die Chakren so mühelos, als pellte er die Schichten einer Zwiebel. Die Begegnung ist enorm intensiv. Er stößt sofort zum kitzligen Teil in deinem Inneren vor, und zwar so schnell, wie ich es nie erwartet hätte.« Vivvie fächelte sich Kühlung zu, während ein Schwall von Röte ihre Wangen überzog.
Was hätte ich nicht dafür gegeben, selbst so erröten zu können. Oder besser gesagt, den Mann, der es hervorgerufen hatte, selbst zu erleben.
Ich strich mir das dichte Haar aus dem inzwischen schweißfeuchten Nacken und sah sie an. »Bitte, Vivvie. Es ist wichtig für mich. Es ist mein letzter Kurs, bevor ich im Herbst mit den Kursen an der Medical School anfange. Ich habe ihn so weit wie möglich aufgeschoben, weil … Na ja, du weißt schon, warum. Es ist der eine Kurs, in den ich ohne Erfahrung gehen muss. Ich möchte eine gute Note.« Ich schwindelte natürlich ein bisschen über den wahren Grund, aber den brauchte sie nicht zu erfahren.
Genevieve stellte sich vor mich. Ihr Bauch stieß gegen meinen, und wir kicherten. »Ich werde mich niemals an meinen neuen Umfang gewöhnen.« Sie stöhnte.
Ich legte die Hände auf die Rundung und versuchte, meinen künftigen Neffen zu ertasten und seine kleinen Füßchen von Kopf und Po zu unterscheiden.
»Schau mal, du bist meine beste Freundin. Praktisch meine Schwester. Natürlich bringe ich ihn dazu, dir zu helfen. Du musst mir aber versprechen, aufgeschlossen zu sein. In diesen Kurs gehen Paare, die eine tiefere Verbindung zu ihrem Partner und zu ihrem höheren Selbst suchen. Ich weiß, dass das deinen persönlichen Glaubensüberzeugungen widersprechen mag, aber versuche zu vermeiden, dadurch alles in einem falschen Licht zu sehen.«
Ich nahm ihre Hände. »Ich verspreche es. Ich werde aufgeschlossen und respektvoll sein.«
Sie zog die eine Augenbraue zweifelnd hoch und grinste schief, stieß dann aber die Luft aus. »Okay. Ich rede mit ihm. Ich werde meine ganzen Überredungskünste einsetzen, damit er zustimmt.«
»Überredungskünste?« Allein schon die Andeutung, diese Künste könnten etwas Sexuelles oder Persönliches enthalten, brachte mein Blut in Wallung.
»Ja … ich baue auf seine Schuldgefühle.« Sie lachte.
Ich schnaubte, und die Wallungen gingen in einen sanfteren Wellenschlag über. Herr im Himmel, tief durchatmen, Mädel.
»Apropos Schuldgefühle … wann willst du denn endlich Trent erlösen und ihn heiraten?«, fragte ich ziemlich eindringlich.
Genevieve stöhnte laut und hob das Gesicht zur Decke. Diese war mit einem leuchtend bunten Wirbelmuster bemalt. Wenn ich rücklings auf der Matte lag, fand ich hier einen wunderbaren Ort, um meine Gedanken schweifen zu lassen, während mein Körper sich entspannte.
»Ach, erinnere mich doch nicht daran. Weißt du, dass er mich jeden einzelnen Tag darum bittet, ihn zu heiraten?« Sie schüttelte den Kopf.
»Und noch einmal, warum verwehrst du ihm und dir selbst die Freuden der Ehe? In zwei Monaten bringst du euren Sohn auf die Welt, Viv. Du weißt, was ich von einer unehelichen Geburt halte, da ich ja selbst aus so einer Beziehung stamme. Du dagegen hast die Wahl. Du liebst Trent. Und er liebt dich. Ihr bekommt ein Kind. Warum ersparst du eurem Kind nicht das Stigma, ein Bas…«
»Wage nicht, es auszusprechen!« Vivvie schnitt mir das Wort mit einer heftigen Bewegung ab. Sie stieß mir den Zeigefinger in den Bauch.
Au!
»Mein Kind wird kein Bastard. Zwänge mir jetzt nicht deine oberheilige, bibeldurchtränkte Meinung auf. Ich weiß, dass mein Sohn unter Gottes Obhut aufwachsen wird, ob ehelich oder nicht. Wir haben diese Diskussion schon geführt, und ich werde sie nicht wiederholen. Ich möchte, dass Trent mich um meiner selbst willen heiratet und dass er sein Leben an meiner Seite verbringt, weil ich die Frau bin, mit der er die Zukunft teilen möchte. Und nicht, weil ich seinen Nachwuchs im Bauch habe.«
Diesmal war ich diejenige, die ungehalten reagierte. »Spürst du denn nicht, dass er dich vergöttert?«
Sie biss sich auf die Lippen und nickte. »Das stimmt. Aber liegt das nicht vielleicht nur daran, dass ich mit seinem Sohn schwanger bin?«
Ich versuchte vergeblich, meine Gereiztheit herunterzuschlucken. »Nein! Herrgott noch mal. Du bist eine der intelligentesten, liebevollsten und nettesten Frauen, die ich kenne, aber wenn du nicht sehen willst, was du direkt vor der Nase hast, hast du manchmal ein Brett vor dem Kopf! Jetzt heirate den Mann doch endlich! Bitte! Wenn nicht deinet- oder seinetwegen, dann um des Babys willen.« Meine Stimme war schrill vor Überzeugung.
Genevieve deutete mit ihrem rot lackierten Zeigefinger auf mich. »Genug. Ich weiß schon, was du denkst. Und ich werde ihn heiraten. Wenn die richtige Zeit gekommen ist.« Sie hatte die Lippen aufgeworfen und das Kinn energisch vorgereckt.
Tut mir leid, lieber Gott. Ich hab’s versucht.
»Tut mir leid«, sagte ich und meinte es aufrichtig. Ich betete jede Nacht, sie möge Klarheit finden, den Tod ihrer Eltern überwinden und Kraft für ihre Geschwister und alle um sie herum schöpfen. Und ich betete jede Nacht, sie möge Trent Fox heiraten und das Baby vor Jahren der Hänseleien und abschätzigen Bemerkungen bewahren. Kinder und Erwachsene konnten so grausam sein. Das wusste ich aus eigener Erfahrung.
Genevieve machte ein finsteres Gesicht, lachte dann aber. »Danke. Aber mir scheint, du solltest dich lieber auf dich selbst konzentrieren. Ich bin schon riesig gespannt, was der große Boss im Himmel denkt, wenn du es im Anschluss an einen dieser Tantra-Kurse mit Dash Alexander treiben möchtest!« Sie schleuderte die Behauptung heraus, und im Strahl der Lichtleiste an der Decke schienen ihre Augen zu funkeln.
Ich klappte den Mund auf und zu. »Du weißt Bescheid?«, stieß ich heraus.
Sie schnaubte. »Du hast Gott … Und ich habe die weibliche Intuition. Diese Intuition hat mir gesagt, dass du seit einigen Jahren Dash aufs Heftigste aus der Ferne anhimmelst. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum du ihm nicht persönlich sagst, dass du an seinem Kurs teilnehmen möchtest.«
Ein Rückzieher war in diesem Szenario nicht möglich, und außerdem lehrt die Bibel, in allen Dingen ehrlich und aufrichtig zu sein. »Dash ist ein sehr gut aussehender Mann. Das kann ich nicht abstreiten.« Ich wartete auf ihre Antwort mit herausfordernd vorgerecktem Kinn.
Genevieve schaute lächelnd auf etwas oder jemanden hinter mir. »Hi, Dash, wenn man vom Teufel spricht. Du kommst genau richtig. Wir haben uns gerade über dich unterhalten.« Sie grinste spöttisch.
Mein ganzer Körper erstarrte wie zu einem Eiszapfen. Wenn mich jetzt jemand auch nur berührte, ich würde in tausend Splitter zerspringen und mich auflösen. Ich holte tief Luft und drehte mich um. Da stand er, jener Mann, der das Objekt jedes einzelnen unanständigen Gedankens war, den ich seit mehr als zwei Jahren hegte, nämlich seit ich zum ersten Mal einen Blick auf ihn geworfen hatte. Der Mann, den ich mir vorstellte, wenn ich mich in den frühen Morgenstunden in meinem Zimmer bei meinen Großeltern unter der handgenähten Quiltdecke selbst befriedigte.
Dash Alexander.
Mit vor der Brust verschränkten Armen grinste ich die sündhaft reizvolle Brünette an. Sie hielt mich für sehr gut aussehend. Interessant.
Ich hatte Genevieves beste Freundin schon öfter im Lotus House beobachtet. Ich hatte ihr auch manchmal bei den Übungen zugeschaut, wenn sie hier in einem Kurs mitmachte. Sie war groß und schlank, genau richtig für die komplizierteren Asanas oder Yogahaltungen, wie es im Westen heißt.
Während sie mich musterte, schimmerten ihre Augen wie grüne Smaragde. Der katzenhafte Schnitt machte sie nur noch attraktiver. Doch nicht das war es, wovon mir die Knie weich wurden. Ihr dichtes, dunkles kastanienbraunes Haar mit dem Mittelscheitel fiel lang und gerade bis über ihre vollen Brüste herab, beanspruchte meine ganze Aufmerksamkeit. Ich nahm an, dass sie es nicht färbte. Der Farbton hatte sich in den zwei Jahren, seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, nie verändert. Sein natürlicher Glanz schimmerte im Sonnenlicht, das durch ein geöffnetes Fenster hereinfiel – Genevieve würde es vor Beginn des Kurses noch schließen. Was würde ich nicht dafür geben, hineinzugreifen und eine dicke Strähne zu packen, sie um mein Handgelenk zu schlingen und ihren Kopf sanft nach hinten zu ziehen, um mich an der schlanken Säule ihres Halses mit Küssen zu weiden.
Ihre Natürlichkeit sprach das tiefste Innere im Mann an. Das instinktive Verlangen, diese Frau festzuhalten und zu beschützen, war ein mächtiges Aphrodisiakum. Es kam selten vor, dass sich solche Gefühle bei mir an die Oberfläche vorarbeiteten, doch ich hatte schon vor langer Zeit durch die Praxis des Tantra gelernt, meine Reaktion auf andere Menschen weder zu verleugnen noch zu verbergen. In diesem Fall war das aus ästhetischen Reizen erwachsene Verlangen nicht das Einzige, was mir einen Schwall von Erregung durch die Adern jagte. Auch ihre Energie rief nach mir. Das magnetische Feld, das sie umgab, verflocht sich mit dem meinen in vor Sinnlichkeit knisternden Liebkosungen, und am liebsten hätte ich die Arme um sie geschlungen, sie an mich gezogen und in ihrer Wahrhaftigkeit geschwelgt.
Mein Schwanz, der zu lange geruht hatte, wachte auf, regte sich und wurde hart. Ich legte die Hände gelassen vor dem Schritt zusammen. Schließlich wollte ich das kleine Vögelchen nicht verschrecken. Auch so schon konnte ich sehen, wie sie sich nervös unter dem Gewicht meines anerkennenden Blicks duckte und zum Abflug bereitmachte. Aber ich wünschte mir genau das Gegenteil. Sie sollte auf mich reagieren, wie ein stolzer Schwan es tun würde. Ich wollte meinen Blick nicht nur auf ihrem nackten Körper, sondern auch auf ihrer von Fesseln befreiten Seele ruhen lassen.
Obgleich sie beinahe ein Meter achtzig groß war, zog sie in meiner Gegenwart die Schultern ein, als unterwürfe sie sich mir unausgesprochen oder, schlimmer noch, hätte Angst vor mir. Ich streckte die Hand aus und setzte ein beruhigendes Lächeln auf.
»Dash Alexander. Ich glaube nicht, dass wir einander bereits vorgestellt wurden.«
Sie blickte auf meine Hand und straffte die Schultern, als bereitete sie sich auf einen Kampf vor, und griff dann energisch zu. Grinsend riss ich mit einem festen Ruck an ihrer Hand und überrumpelte sie damit, was meine Absicht gewesen war. Als sie gegen meine Brust taumelte, schlang ich den Arm um ihre Taille und küsste sie rasch auf die eine Wange und dann auf die andere. Ich gestattete meinen Lippen, ihre seidige Haut von der Wange bis zur Schläfe ganz leicht zu streifen, und drückte auch darauf einen Kuss. Sie sog die Luft ein, und dieser leise Atemzug sprach zusammen mit ihrem fester werdenden Griff Bände. Ich las sie mit meinen Sinnen.
Dieser verängstigte kleine Vogel verlangte nach mir. Sie hielt mich nicht einfach nur für gut aussehend. Nein, ich erkannte an einem hauchfeinen, nebelhaft zarten Funkeln um ihren Körper, wie anziehend sie mich fand. Der Duft von Erdbeeren umfing mich. Ich drückte sie in einer angedeuteten Umarmung an mich, trat widerwillig zurück und stellte einen angemesseneren Abstand zwischen uns her.
Ihr Blick war einen Moment lang glasig und verschwommen. Sie schüttelte den Kopf und blinzelte mehrmals. »Äh … Amber … Amber St. James.«
Ich strich lächelnd über ihre Wange. Sie schmiegte sie an meine Hand. Männlicher Stolz erfüllte meine Brust. Ich liebkoste einen ihrer hohen Wangenknochen mit dem Daumen und erfreute mich an der Röte, die ihr in die Wangen stieg. Ihr Gesicht war nicht geschminkt, so wie ich es bei Frauen am liebsten mochte. Unverfälschte Schönheit.
»Freut mich, dich kennenzulernen, Amber.«
Fast eine Ewigkeit blickten wir einander an, und unsere Körperenergien zogen sich auf eine kosmische Weise an, wie ich es normalerweise nur in meinen Kursen empfand, aber niemals privat.
»Dash, schön, dass du da bist«, unterbrach Genevieve unsere gegenseitige, auf Blicke beschränkte Verführung. »Amber macht bald ihren Bachelor in Medizin und muss für die Abschlussarbeit in ihrem Sexualkundeseminar so viel wie möglich über tantrische Sexualpraktiken in Erfahrung bringen. Da du hier im Haus unser Tantra-Guru bist, dachte ich, du könntest ihr helfen.«
Ich wandte Genevieve meine Aufmerksamkeit zu. Sie legte mit Schmollmiene die Hand auf ihren runden Bauch, was mich an das Debakel erinnerte, das ich vor einem halben Jahr zwischen ihr und ihrem Partner ausgelöst hatte. Nun forderte sie Wiedergutmachung, und so etwas konnte ganz schön nerven. Dann aber kam mir eine Idee. Eine wirklich geniale Idee, die Amber nicht nur bei ihrer Abschlussarbeit helfen, sondern auch für mich selbst ein größeres Problem lösen würde.
Ich sah Amber an und dann Genevieve, die die Hände wie zum Gebet in der Herzgegend gefaltet hatte – nur dass es kein Gebet war. Sie flehte mich tatsächlich an. Und ihre Lippen bewegten sich in einer stummen Bitte.
»Na gut. Aber unter einer Bedingung.«
Ambers grüne Augen leuchteten auf, und ihre Lippen verzogen sich zu einem schüchternen Lächeln. »Du musst sie nur nennen.« Ihre Stimme war voller Dankbarkeit, und das gefiel mir. Tatsächlich wünschte ich mir noch mehr davon und freute mich auf die Zeit, in der ihre Dankbarkeit mich in einer viel ursprünglicheren Verbindung umschließen würde.
Blitzschnell zuckte mir ihr Bild in zahllosen tantrischen Sexualstellungen durch den Kopf. Amber, wie sie in der Yab-Yum-Position auf meinem Schoß saß, Auge in Auge mit mir, bis ich ihren Kopf zurückneigte, damit all diese Haarpracht in einem Strom herabfiel und meine Oberschenkel kitzelte. Ich würde ihren Brüsten huldigen und durch ein wenig Zupfen dafür sorgen, dass ihre Nippel wie feste kleine Beeren vorsprangen. Unsere Sakral- und Wurzelchakren würden in vollkommener Harmonie miteinander verschmelzen, wenn ich in sie eintauchte und die Löwin weckte, die sich unter ihrem Lammfell verbarg.
»Wie könntest du den Kurs besser beobachten als durch aktive Teilnahme?«
Zwei Frauen schnappten gleichzeitig entsetzt nach Luft, und dann ergriff Genevieve das Wort. »Dash … äh, es gibt da wahrscheinlich etwas, worüber du Bescheid wissen solltest …«
»Wie genau würdest du dir meine aktive Teilnahme vorstellen?« Amber betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Klassische Abwehrhaltung. Das hatte ich nicht erwartet. Diese Frau, die gerade zu verstehen gegeben hatte, sich von mir angezogen zu fühlen, und die in meinen Armen praktisch dahingeschmolzen war, wirkte keineswegs erpicht auf eine körperliche Vereinigung. Hatte sie vielleicht einen Partner? In meiner Brust flammte eine prickelnde Hitze auf und breitete sich aus.
Eifersucht. Also, das war neu für mich. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal eifersüchtig auf eine Partnerin gewesen war – sei sie nun potenziell, gegenwärtig oder vergangen. Und schon gar nicht auf eine Frau, die ich nicht einmal kannte.
Ich senkte die Stimme, damit ich nicht zu forsch oder fordernd klang. »Meine letzte Assistentin hat schon wieder Reißaus genommen. Anscheinend gelingt es mir einfach nicht, eine von ihnen länger als für einen einzigen achtwöchigen Kurs zu halten«, räumte ich widerwillig ein.
Amber zog die Augenbrauen zusammen. »So lange dauert ein Tantra-Kurs? Acht Wochen?«
Ich nickte. »Ja. Allerdings wiederholen ihn manche Paare und arbeiten bestimmte Abschnitte des Workshops noch einmal intensiver durch.«
»Müsste ich dir nackt assistieren?«
Es war unmöglich, nicht zu lachen. Genevieve und ich platzten beide vor Belustigung über die zarte Frau vor uns heraus. Sie war unglaublich. Die Unschuld drang ihr aus allen Poren.
»Aber nein, auch wenn ich wirklich nicht abstreiten kann, dass die Vorstellung mir gefällt … sehr sogar.«
Ich beobachtete, wie ihr Atem hörbar wurde, langsames Luftholen und noch längeres Ausatmen. Ihre Atemzüge nahmen ein Muster an, das darauf hinwies, dass sie diese Technik geübt hatte. Vermutlich in anderen eher schwierigen oder unangenehmen Situationen. Und plötzlich fühlte ich mich wie ein Schuft. Es gab so viele Missverständnisse über die Praktik des Tantra an sich, und der Workshop lief unter dem Titel Tantrischer Sex und Tantrisches Yoga für Paare – kein Wunder, dass sich bei ihr gewisse Vorurteile über den Inhalt eingestellt hatten.
Als ich ihr Unbehagen bemerkte, trat ich näher an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. Ob diese Berührung nun sie beruhigen sollte oder mich selbst, weiß ich nicht, aber jedenfalls fühlte ich mich sofort wesentlich besser. »Alle Teilnehmer tragen die übliche Yogakleidung. Allerdings empfehle ich in bestimmten Bereichen etwas lockerer sitzende Sachen, damit die entsprechenden Körperteile berührt oder liebkost werden können. Doch das betrifft nur Bereiche, die allgemein nicht als direkt sexuell betrachtet werden, versprochen.«
Amber biss sich auf ihre volle rosige Unterlippe. Mein Schwanz reagierte auf diese Bewegung und erhob sich von seinem Ruheplatz in meiner geräumigen Unterhose. Erneut verschränkte ich die Handgelenke vor meinem Lendenbereich.
»Ich mache es«, erklärte sie voll Vertrauen.
Genevieve sperrte den Mund auf und blinzelte langsam. »Amber, hör mal, Liebes, du weißt nicht, worauf du dich einlässt.«
Sofort schoss mein Blick zu meiner guten Freundin. »Willst du etwa behaupten, ich hätte etwas Unangemessenes vor?«
Mit einem Schnaufen stemmte sie die Hände in die Hüften. »Nein, das behaupte ich nicht. Aber Amber ist …« Ihre dunklen Augen waren auf die Frau gerichtet, die sich gerade zu meiner derzeitigen Flamme entwickelte. »Amber ist süß.«
Also, darauf konnten wir uns beide einigen. Sie war so süß, dass ich wirklich jeden Quadratzentimeter ihrer Haut lecken und die unter ihrer Kleidung verborgenen köstlichen Reize entdecken wollte.
Amber seufzte. »Tausend Dank auch, Mami. Muss ich jetzt auf mein Zimmer gehen, weil ich mich danebenbenommen habe?«, spottete sie.
»Amber, du weißt, dass ich nur versuche, dich zu beschützen.« Genevieve klang wirklich wie eine besorgte Glucke, aber ihre Worte ärgerten mich auch.
»Vor wem?«, warf ich ein. »Etwa vor mir?« Bestürzung und Enttäuschung trübten plötzlich die Atmosphäre zwischen uns dreien.
»Nein. Es ist nur so … Ach, Quatsch. Ich bin schwanger. Ich weiß selbst nicht, was ich sage. Macht das unter euch aus, ihr beiden. Amber, ich habe dich gewarnt. Dash, dich habe ich ebenfalls gewarnt. Könnt ihr beiden jetzt euer Gespräch im Pausenraum weiterführen? Ihr regt meinen Kleinen auf.« Genevieve wandte mit missbilligend vorgeschobenen Lippen den Kopf ab, und die Haut um die Augen und auf den Wangen wirkte plötzlich straff. Das natürliche Perlweiß ihrer Haut ließ ihren leuchtend roten Lippenstift noch stärker leuchten, und sie strich in großen kreisenden Bewegungen mit der Hand über ihren Bauch.
»Komm mit, Amber. Darf ich dich auf einen Kaffee einladen?«
Amber senkte den Kopf und nickte, und jetzt zog sie schon wieder die Schultern ein. »Ja sicher. Danke.«
Ich blieb vor ihr stehen und tippte ihr mit dem Zeigefinger ans Kinn, bis sie den Blick hob. »Nicht den Kopf senken. Die Welt soll im Glanz deiner Schönheit baden. Aber das ist nicht möglich, wenn du zu Boden starrst.«