Das Buch

Mit versteckter Kamera in Untergrundlaboren der Doper und in Hinterzimmern zwielichtiger Sportfunktionäre. Undercover bei Dopingdealern. Unterwegs mit amerikanischen Hintermännern und russischen Whistleblowern. Auf der Spur deutscher Dopingärzte und im Fokus nordkoreanischer Agenten. Willkommen in der Welt von Hajo Seppelt!

Die Recherchen des bekannten ARD-Reporters haben den internationalen Sport immer wieder erschüttert. In diesem Buch nimmt Seppelt, einer der renommiertesten Sportjournalisten der Welt, den Leser mit in die Unterwelt des Sports. Dabei richtet Seppelt seinen Blick auf die Täter und die Opfer des Dopings. Er beschreibt auch, welche Reformen es braucht, um den Sport nicht seinen Feinden zu überlassen. Seine Gegner wollen die investigativen Recherchen verhindern, doch der Berliner Journalist und sein Team machen weiter.

»Feinde des Sports« ist ein seltener Blick behind the scenes und zugleich ein Beleg dafür, wie wichtig investigativer Journalismus ist.

Die Autoren

Hajo Seppelt, geb. 1963, begann als Kinderreporter beim West-Berliner Sender RIAS. Seit Jahrzehnten arbeitet er für die Sender der ARD, zunächst als Sportreporter, dann als Rechercheur, Autor und Experte. Seine Themen sind Doping und Korruption im Spitzensport. Viele von Seppelts Filmen enthüllten illegale Machenschaften, führten zu Ermittlungen von Strafverfolgern und Rücktritten hoher Funktionäre. Der Journalist wurde für seine Recherchen vielfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet. 2018 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Wigbert Löer, geb. 1972, Co-Autor dieses Buches, arbeitete viele Jahre als investigativer Reporter beim STERN. Er veröffentliche mehrere Sachbücher über Korruption in Politik und Sport.

Hajo Seppelt

Wigbert Löer

Feinde des Sports

Undercover in der Unterwelt des Spitzensports

Econ

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ISBN 978-3-8437-2163-9


© der deutschsprachigen Ausgabe

Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019

Umschlaggestaltung: FHCM® Designagentur, Berlin

Umschlagfoto: © Jasmin Impertro

© Fotos: Hajo Seppelt

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Vorab

Der Mann, den ich im Sommer 2018 an einem sonnigen Tag in Berlin traf, war bester Laune. Gerade lief die Fußballweltmeisterschaft in Russland, Deutschland hatte mit 0:1 gegen Mexiko verloren. Der Mann ist Mexikaner. Er heißt Angel Heredia.

Heredia war für ein Interview nach Deutschland gereist. Eigentlich hätte ich für das Treffen gar keine Zeit gehabt – ich hatte selbst nach Russland fahren wollen. Doch der WM-Gastgeber hatte mich zur unerwünschten Person erklärt, nachdem die ARD-Dopingredaktion in mehreren Filmen das russische Staatsdoping enthüllt hatte.

Kennengelernt hatte ich Angel Heredia schon 2009. Damals war er erst vierunddreißig Jahre alt, hatte sich aber bereits den Ruf eines Global Players erworben. Seine Branche: Doping.

Als Läufer hatte Heredia sich einst selbst gedopt, danach Chemie studiert und angefangen, andere Athleten mit verbotenen Substanzen zu versorgen. Er hielt Kontakt zu Sportlern und ihren Managern, verschickte Medikationspläne, reiste auch selbst durch die Welt. Im Gepäck: Steroide, Wachstumshormon und EPO, Insulin, Testosteron und andere Dopingmittel. Manche Substanzen hatte er selbst hergestellt. Im Frühjahr 2009 gab er der ARD sein erstes großes Fernsehinterview.

Leistungssport ohne Doping sei aus seiner Sicht völlig unrealistisch und Ehrlichkeit nicht allzu weit verbreitet, erzählte Heredia uns. »Neun von zehn Athleten nehmen wahrscheinlich Wachstums­hormon.« Er habe seinen Sportlern immer beigebracht, wie die Mittel anzuwenden seien, damit man nicht auffalle. Das sei ihm wichtig gewesen.

In den zehn Jahren zuvor hatte er fünfundvierzig Athleten betreut, unter anderem die amerikanischen Sprinter Dennis Mitchell und Marion Jones. Zweiunddreißig seiner Kunden, sagte Heredia, hätten zur Weltspitze gezählt. Der Mann, der die Schnellsten der Welt noch schneller gemacht hatte, war dann in vielen Passagen unserer Fernsehdokumentation im August 2009 zu sehen. Es war der Auftakt der ARD-Sendereihe »Geheimsache Doping«. Damals sagte Heredia, er habe sich aus dem Geschäft mit den verbotenen Substanzen zurückgezogen. 2018 in Berlin erzählte er mir, er sei jetzt als wissenschaftlicher Berater im Profiboxen tätig.

Ein Sport, der auch nicht gerade frei von Doping ist.

In meinen Jahren als Reporter mit dem Schwerpunkt Doping war ich stets in zwei Welten unterwegs. Ich besuchte schillernde Events, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, habe aber auch jenseits der großen Bühnen recherchiert, dort, wo Betrug und Korruption stattfinden und kein Scheinwerfer hinleuchtet. Dort habe ich Leute wie Angel Heredia kennengelernt, Trainer und Funktionäre, Ärzte, Manager und etliche Sportler. Sie haben betrogen, den Betrug ermöglicht oder ihn gefördert. Man kann sie deshalb als Feinde des Sports bezeichnen. Von ihnen erzähle ich in diesem Buch.

Ich erzähle auch von mutigen Menschen, die gegen kriminelle Machenschaften im Weltsport ankämpfen. Einige dieser Whistle­blower waren Protagonisten unserer Filme. Andere trauten sich nur im Schutz der Anonymität, ihre Erlebnisse zu schildern. Und manche unserer Gesprächspartner mussten wir schützen und ihren Beitrag außen vor lassen. Eine Berichterstattung im Fernsehen hätte sie in Gefahr gebracht.

Ich habe immer versucht, bei meinen Recherchen auch mit denen zu reden, die dem Sport schaden. Die sich an ihm bereichern, bewusst betrügen und den Fair-Play-Gedanken mit Füßen treten. Mit manchen dieser Leute stehe ich bis heute in Verbindung. Andere habe ich niemals wiedergesehen. Auf einige treffe ich hin und wieder, doch zu einem Gespräch kommt es nicht. Es stört sie, wenn Journalisten ans Licht bringen, was verborgen bleiben soll. Sie empfinden das als unangemessen. Den Sport banalisieren sie, stellen ihn als schönste Nebensache der Welt dar.

In Wahrheit ist der Spitzensport ein Milliardengeschäft, das wirtschaftlichen und auch politischen Einflüssen ausgeliefert ist. Er zieht weltweit Menschen in seinen Bann. Konzerne und Staatslenker wollen ihn für ihre eigenen Interessen nutzen. Nebensache? Nicht für Visa, Samsung und Coca-Cola. Nicht für Putin. Und genauso wenig für die Spitzenathleten, die so viel hineingeben in den Sport und für die längst nicht immer so viel dabei herauskommt.

Allein schon ihretwegen hat der Sport es verdient, dass man sich seiner Feinde bewusst wird und versucht, ihr Treiben aufzudecken.