Für Friedrich Jeremiah (* 21. 05. 2016)
Das Buch
Auch wenn viele Deutsche immer noch Berührungsängste haben, sind Aktien langfristig die beste Form der Geldanlage. Angesichts von Niedrigzinsen und drohender Altersarmut sind sie sogar der Schlüssel zu Vermögensaufbau und -sicherung für Menschen jeden Alters. Dieses Buch will Kapitalanlegern und solchen, die es werden wollen, die Grundsätze des seriösen Investierens vermitteln. Wissen, Geschick und Geduld sind Helfer auf dem Weg zur finanziellen Freiheit. Von Max Otte lernen Sie, wie Sie gute Aktien aufspüren. Lernen Sie, wie Sie sich Ihr persönliches Aktiendepot zusammenstellen können. Entwickeln Sie sich zu einem ernsthaften Investor. Verdienen Sie unabhängig von den Moden und Stimmungsschwankungen der Finanzmärkte Geld an der Börse, indem Sie eine klare und solide Strategie verfolgen. Ihre Geldanlage ist Chefsache – Ihre eigene.
Der Autor
Prof. Max Otte ist Leiter des von ihm gegründeten Finanzanalyseinstituts IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH in Köln und Berater des Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Von den Lesern von Börse Online wurde er dreimal zum Börsianer des Jahres gewählt. Sein Buch Der Crash kommt, in dem er die Finanzkrise 2008 vorhersagte, wurde zu einem überwältigenden Bestseller. Max Otte hat VWL in Köln studiert und an der Princeton University promoviert. Er war u.a. für die Weltbank, das Bundesministerium für Wirtschaft und die Vereinten Nationen tätig. Seit vielen Jahren unterstützt Prof. Otte Privatanleger bei deren langfristigem Vermögensaufbau.
Max Otte
INVESTIEREN
STATT SPAREN
Anlegen in Zeiten von Niedrigzinsen,
Bargeldverbot und Brexit
Econ
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ISBN: 978-3-8437-1468-6
© der deutschsprachigen Ausgabe
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016
Umschlaggestaltung: FHCM GRAPHICS, Berlin
Foto Umschlag: © Marcus Kaufhold
E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Für Friedrich Jeremiah (* 21. 05. 2016)
Über das Buch und den Autor
Titelseite
Impressum
Widmung
Vorwort zur vollständig überarbeiteten Ausgabe von 2016
Anmerkungen zum Kapitel
1. Anlegen in der Niedrigzinsphase: Investieren statt sparen
Investieren statt sparen!
Die dritte (oder vierte) Enteignung der Deutschen
Finanzielle Freiheit steht Ihnen zu!
Das Wunder der Zinseszinsen
Welche Renditen erzielen eigentlich Besserverdiener?
»Von nichts kommt nichts« – aber auch Sie können sparen
Rahmenbedingungen für Ihre Finanzziele
Exkurs
So können Sie sparen
Konsum
Auto
Machen Sie noch heute den ersten Schritt!
Sie haben mehr, als Sie denken!
Vergessen Sie den Spaß nicht!
Merksätze:
Anmerkungen zum Kapitel
2. Die dritte (oder vierte) Enteignung der Deutschen
Dreißig Jahre Schuldenboom
Vom Wesen des Geldes
Auftritt der Notenbanken
Schleichende Enteignung: Wie hoch ist die Inflation tatsächlich?
Merksätze:
Anmerkungen zum Kapitel
3. Bargeld, Kontoguthaben und Sparprodukte – wofür man sie heute braucht und wofür nicht
Der Krieg gegen das Bargeld
Die Einlagensicherung: Wie sicher ist unser Giralgeld?
Devisen und Auslandskonten
Termingelder und Spareinlagen
Warum Sie Lebensversicherungen, Rentenversicherungen und Riester-Produkte nicht brauchen
Lebensversicherungen
Rentenversicherungen- und Riester-Produkte
Merksätze
Anmerkungen zum Kapitel
4. Die Grundlagen des Investierens
Von Spekulationsblasen und dem Herdentrieb
Eine kurze Geschichte der spekulativen Exzesse
Wie ein Großkapitalist investieren
Ihr erster Schritt zum Investor: langfristige Wertsteigerung!
Gesamtrendite der vermieteten Immobilien bei 100 Prozent Eigenfinanzierung
Der Leverage-Effekt
Kaufen oder mieten – eine Fallstudie
Betrachtung der Zahlungsflüsse
Gute und schlechte Vermögensgegenstände
Aktiva – Passiva = Nettovermögen (Eigenkapital)
Mein Bruder, der Superinvestor
Merksätze
Anmerkungen zum Kapitel
5. Anleihen: Der Einstieg in die Welt der Wertpapiere
Warum werden Anleihen begeben?
Standardanleihen und Sonderformen
Achtung vor falschen Anleihen: Aktienanleihen & Co.
Etwas Finanzmathematik: der Barwert
Qualität und Risiko: ein Beispiel
Die Rolle der Ratingagenturen
Finger weg von Mittelstandsanleihen
Merksätze
Anmerkungen zum Kapitel
6. Gold, Silber und andere Sachwerte
Was schon Goethe, Wagner und Tolkien über den Wert des Goldes wussten …
Warum der Goldpreis weiter steigen wird
Angebot und Nachfrage
Unsicherheitsfaktor Notenbanken
Silber – Industriemetall und Gold des kleinen Mannes
Das Silberangebot
Die Silbernachfrage
Historische Entwicklung und Ausblick
So investieren Sie in Edelmetalle
Barren und Münzen
Papiergold
Minenaktien als Hebel
Was ist mit anderen Edelmetallen?
Oldtimer, Kunst und edle Tropfen
Oldtimer
Kunst
Edle Tropfen
Merksätze:
Anmerkung zum Kapitel
7. Warum Aktien langfristig eine gute Kapitalanlage sind
Die neue deutsche Aktienkultur – und ihr jäher Tod
Der lange Leidensweg der Privatanleger
Anmerkungen zum Kapitel
8. Investieren in Aktien: die Grundlagen
Die Rendite von Aktieninvestments: eine Annäherung
Meister, Fürsten, Könige, Revolutionäre und Gaukler: eine neue Sicht auf die Welt der Aktien
Noch einmal BMW: Ein deutscher Meister im Premiumsegment des Automobilbaus
Wie entdecke ich Meister?
Wie Aktien bewerten? Der faire oder innere Wert (fair/intrisic value)
Revolutionäre
Vom Revolutionär zum König
Merksätze
Anmerkungen zum Kapitel
9. Im Dschungel der Finanzbranche – welche Produkte Sie vermeiden sollten und was geht
Was ist eigentlich ein Fonds?
Offen oder geschlossen? Eine Frage der Handelbarkeit
Warum offene Immobilienfonds nicht das Gelbe vom Ei sind
Aktiv oder passiv? Wie wird der Fonds geführt?
ETFs (Exchange Traded Funds)
Thesaurierend oder ausschüttend? Wann kommt die Rendite aus dem Fonds?
Unterschiedliche Vermögensklassen: Was ist drin im Fonds?
Aktienfonds
Rentenfonds (Anleihenfonds)
Geldmarktfonds
Mischfonds
Themen- und Branchenfonds
Dachfonds
Private Equity Fonds
Geschlossene Fonds – Investieren in einzelne Projekte wie Schiffe, Flugzeuge, Immobilien
Hedgefonds
Was sind Zertifikate?
Strukturierte Anleihen
Kapitalschutzzertifikate
Aktienanleihen
Discount-Zertifikate
Bonus-Zertifikate
Hebelprodukte
Merksätze
Anmerkungen zum Kapitel
10. Der Königsweg – verdienen Sie mit den besten Großunternehmen der Welt
Der Königstest: die qualitativen Kriterien
Der Königstest: die quantitativen Kriterien
Die Bewertung von Königsunternehmen: Welcher Preis ist angemessen?
Alphabet – der König der Suchanfragen
Die Bewertung von Alphabet
Anheuser-Busch InBev – König der Biere
Die Bewertung von Anheuser-Busch InBev
Merksätze (in Form von Fragen)
Anmerkungen zum Kapitel
11. Die Portfolios von www.privatinvestor.de
Musterdepot 1: Das Langfristdepot
Johnson & Johnson
Medtronic Plc
Berkshire Hathaway
Procter & Gamble
Anheuser-Busch InBev
The Swatch Group AG
Sanofi-Aventis
Nestlé
Microsoft
Novartis
V.F. Corporation
Fuchs Petrolub
Alphabet (Google & andere Geschäftsbereiche)
Musterdepot 2: Das Valuedepot
Cognizant Technology Solutions
IBM
Musterdepot 3: Das Wachstumsdepot
LVMH
GESCO AG
Bechtle
BMW AG
TFF Group
Neopost
Die Datenbank von www.privatinvestor.de
Merksätze
Anmerkungen zum Kapitel
12. Der Weg zu Ihrer eigenen Investmentstrategie
Anlegerpersönlichkeit
Kurztest Anlegerpersönlichkeit
Kurztest Anlegerwissen
Kurztest Anlegerwissen
Finanzstrategien zum Vermögensaufbau
Finanzstrategien für die Entnahme- und Vermögenssicherungsphase
Investieren für Kinder
Zu guter Letzt: Lehnen Sie sich zurück, und genießen Sie Ihre Reise
Anmerkungen zum Kapitel
Anhang
Was ist ein Unternehmen wert? Die Bestimmung des Multiplikators
Empfohlene Börsen- und Investmentbücher
Feedback an den Verlag
Empfehlungen
Aktuell halten uns die Krise der Europäischen Union und der Brexit, die Eurokrise 2.0 und zunehmende Unruhen auf der Welt in Atem. Die Frage vieler Menschen ist aber dieselbe wie zu dem Zeitpunkt, als ich im Frühjahr 2000 das Manuskript zur Erstausgabe von »Investieren statt sparen« abschloss. Wie kann ich mein Geld sicher und ertragbringend anlegen?
Seit mittlerweile fast zwei Jahrzehnten habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Privatanlegern mit unabhängigen Finanzinformationen zur Seite zu stehen. Als ich »Investieren statt sparen« im Jahr 2000 schrieb, war der Neue-Markt-Wahnsinn auf seinem Höhepunkt. Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die eigentlich nicht funktionieren konnten, wurden an die Börse gebracht und waren auf einmal viele Milliarden Euro wert. Milchgesichter, die kaum mit dem Studium fertig waren oder es abgebrochen hatten, wurden als Vorstände von NEMAX-Unternehmen zu Stars. Finanzanalysten und Banken beteiligten sich an den Schiebereien wertloser Aktien, auf die am Ende meistens unwissende Privatanleger hereinfielen. Die Stars des Neuen Marktes stürzten reihenweise ab.
Heute ist die Welt eine andere geworden. Während damals grenzenlose Euphorie herrschte, hat sich angesichts von Null- und Strafzinsen eine tiefe Verunsicherung breitgemacht. Die Staaten der Welt sind überschuldet. Irgendwann muss es zu einer Neuorganisation des Währungssystems kommen. Mit diesem Buch werde ich Ihnen helfen, Ihre Verunsicherung zu überwinden. Sie werden lernen, wie Sie gute von schlechten Kapitalanlagen unterscheiden und wie Sie Ihr Vermögen sichern. Vorab so viel: Auf dem Konto und mit Lebensversicherungen wird Ihnen dies nicht gelingen.
2006 griff ich wieder zur Feder. Kaum fünf Jahre nach dem Höhepunkt der Technologieblase tobte ein neuer, viel gefährlicherer Wahnsinn auf den Finanzmärkten: der aus den Fugen geratene Handel mit verbrieften amerikanischen Immobilienkrediten. Anders als bei den exorbitanten Übertreibungen bei Technologieaktien war der amerikanische Immobilienmarkt weit weg. Und die komplizierten Subprime-Papiere, zum Teil aus Hunderten von Einzelpapieren und Tausenden von Hypotheken zusammengestückelt, konnte keiner richtig verstehen. So bemerkten nur wenige die Blase. Im Sommer 2006 veröffentlichte ich »Der Crash kommt«, in dem ich »einen Finanz-Tsunami, ausgelöst durch US-Subprime-Papiere«, für die Jahre 2007 bis 2010 prognostizierte. Als die Prognose dann eintraf, stieg meine Bekanntheit über Nacht.
Ich wurde in Talkshows eingeladen und von den tagesthemen und vom heute journal zu aktuellen Entwicklungen befragt. In den vergangenen zehn Jahren hielt ich nahezu tausend Vorträge und habe damit ungefähr eine halbe Million Menschen erreicht – bei Volksbanken, Sparkassen, Großbanken, Kommunen, Kirchen, im Bundestag, aber auch bei der nordischen Finanzgewerkschaft in Oslo, der Konferenz der holländischen Finanzchefs, Lehrern aus der Schweiz. Dabei habe ich manch interessanten Veranstaltungsort kennengelernt – prunkvolle Wiener Stadtpalais, das Konferenzzentrum unter dem Louvre, Krynica in Polen und das Grand Hôtel in Montreux, in dem Deep Purple ihr legendäres »Smoke on the Water« aufnahmen.
Ich habe Tausende wunderbarer und interessanter Menschen kennengelernt – Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, Dirk Müller, den Magier Harry Keaton, den Kabarettisten Vince Ebert, Klaus-Peter Willsch, Frank Schäffler, Hans-Werner Sinn, Peter Bofinger, Helge Peukert, die Euro-Kläger Karl Albrecht Schachtschneider und Joachim Starbatty, wdr-, hr- und swr-Urgesteine, Zeitungs-, Radio- und Fernsehjournalisten und viele, viele interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Aber mein Ziel, den Deutschen das Anlageobjekt Aktie näherzubringen, habe ich nur teilweise erreicht. Im Gegenteil: Es scheint, als ob die Deutschen sich trotz Nullzinsen im Aktienkoma befinden. Nach wie vor investieren wir ungeschickt oder schlecht. Selbst der »Spiegel« schreibt (und ich werde dieses Zitat in Kapitel 1 wiederholen, damit es sich auch bei jedem von Ihnen ins Hirn brennt): »Der deutsche Sparer, so belegen es die Zahlen, ist ein Narr. Er spart sich nicht reich, sondern arm. Er vernichtet sein Vermögen, anstatt es zu vermehren. Er wirft sein Geld praktisch weg. Ja ist er denn völlig verrückt geworden?«1
Vom Aktienblues, dem Wiedererwachen des Interesses an Aktien 2005 bis 2008, der Finanzkrise und der atemberaubend schnellen Erholung der Aktienmärkte bis zu der darauffolgenden »Eurokrise« sowie neuen DAX-Höchstständen im Jahr 2015 haben wir nun in eineinhalb Jahrzehnten eine Achterbahnfahrt von Euphorie, Panik und Depression gesehen. Der DAX hat sich mittlerweile bei 10 000 Punkten stabilisiert. Warum das nicht das Ende der Fahnenstange ist, erfahren Sie neben vielen anderen Dingen in diesem Buch.
Die Achterbahnfahrten des DAX, die eher einer Provinzbörse als der Börse der viertgrößten Industrienation der Erde entsprachen, haben viele Privatanleger in Deutschland verunsichert. Der private Aktienbesitz war 2010 im Vergleich zum Jahr 2000 nach einer Studie des Deutschen Aktieninstituts e. V. um 30 Prozent gefallen! Erst 2015 deutete sich so etwas wie eine Trendwende an.
Während der Finanzkrise zeigte sich, dass Banken und Finanzdienstleister in vielen Fällen ihre Kunden abgezockt und betrogen hatten. In Deutschland und Österreich war, gefördert durch die Werbung der Banken, ein regelrechter Zertifikatewahnsinn ausgebrochen, der zum Beispiel im Schwarzbuch Börse der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK e. V. regelmäßig thematisiert wurde.
Sogar die angesehene »Wirtschaftswoche« veröffentlichte eine Titelgeschichte dazu: »Bankberater packen aus – ich habe Sie betrogen«.2 In vielen Banken herrschten (und herrschen immer noch!) Zustände wie in Drückerkolonnen. Berater, die es nicht mit sich vereinbaren konnten, ihre Kunden abzuzocken, bekamen regelmäßig Druck von ihren Vorgesetzten – manchen wurde sogar mit der Kündigung gedroht. Obwohl die Banken in der Finanzkrise von uns allen – vom Steuerzahler – gerettet wurden, machen sie weiter wie bisher. Kunden werden immer noch reihenweise betrogen. Den lauten Beteuerungen der Politik, die Branche besser zu kontrollieren, sind kaum Taten gefolgt. Immer noch sind jene Kunden, die wenig von Finanzanlage verstehen, Freiwild für die Banken. Die Verbraucherzentralen scheiterten vor Gericht mit dem einleuchtenden Vorschlag einer Ampelkennzeichnung für Finanzprodukte.
Ich habe in den Jahren nach der Finanzkrise nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Immer wieder habe ich die Missstände in der Finanzbranche, in der Politik, aber auch in der Berichterstattung sogenannter Qualitäts- und Mainstreammedien offengelegt und angeprangert. Das schafft nicht nur Freunde.
Zweimal wurde ich von Veranstaltungen wieder ausgeladen, weil ich nicht »bequem« war – einmal von einer Anhörung beim Deutschen Bundestag, einmal bei einer politischen Stiftung, die meinte, dass meine Gedanken nicht mit freiheitlichem Gedankengut vereinbar wären. (Zur Ehrenrettung: Die Stiftung hat nachher ihre Meinung revidiert und mich viermal zu verschiedenen Anlässen eingeladen.)
Meine kritischen Positionen werden nicht überall gerne gesehen. In einer Kolumne meines seit 2003 erscheinenden Börsenbriefes »DER PRIVATINVESTOR« berichtete ich darüber, dass der Finanzteil einer bekannten Tageszeitung immer mehr zu einer Verkaufsplattform für Zockerprodukte der Finanzbranche verkommt.3 So nutzen manche Medien – insbesondere sogenannte »Qualitätszeitungen« – jede Gelegenheit, im Stil billigsten Sensationsjournalismus negativ über mich zu berichten. Dazu kann ich nur sagen: Das Rennen gewinnt, wer den längeren Atem hat. Aktienanlage ist ein Marathonlauf und kein Sprint. Vom März 2003 bis September 2016 hat mein öffentlich zugelassener Anlagefonds eine Rendite von 7,38 Prozent pro Jahr erzielt – ein Plus von 82,56 Prozent. Das Langfristdepot im PRIVATINVESTOR – in diesem Buch schreibe ich darüber – steht seit 2005 mit 242 Prozent im Plus.
Wer in den Medien präsent ist, muss Kritik ertragen können. Ich war präsent, weil ich etliche richtige Prognosen und treffende Analysen gemacht hatte. Aber das Investieren an den Kapitalmärkten ist ein nüchternes Handwerk. Es geht um die Beurteilung von Chancen und Risiken einzelner Wertpapiere. Dieses Handwerk betreibe ich seit vielen Jahren. 2007 gründete ich mit führenden deutschen Value-Investoren das unabhängige Zentrum für Value Investing e. V.
Meine Aufgabe ist es, Sie, sehr geehrte Privatanleger, zu informieren. Ich bin ausschließlich Ihnen verpflichtet; und diese Verpflichtung nehme ich ernst. Mit diesem Buch kehre ich zu den Anfängen zurück, um einer neuen Generation von Kapitalanlegern die Grundsätze des seriösen Investierens zu vermitteln. Ob ich in den Medien präsent bin oder nicht, ist Nebensache.
In der Finanzkrise boten sich dem beherzten Aktieninvestor enorme Chancen. Im März 2009 – auf dem Tiefstand der Märkte – sagte ich in einem Interview mit »Börse Online«, dass ich mich wie ein Junge im Süßwarenladen fühle, wenn Eltern und Verkäuferin nicht da sind. Ich empfahl Henkel, Nestlé, Coca-Cola, Beiersdorf, InBev und Procter & Gamble. Alle diese Aktien sind mittlerweile massiv gestiegen. AB InBev liegt in mehreren Depots meiner Kunden mit einem Gewinn von mehr als 1000 Prozent.4 Heute ist es schwieriger. Aber Chancen gibt es immer wieder.
Börsenerfolg ist lernbar! Allerdings muss ich Sie mit den Worten des Großmeisters André Kostolany warnen: An der Börse verdientes Geld ist Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld. Nur wenn Sie die Lernphase durchstehen, folgt am Ende der Lohn. In dieser aktualisierten und zum Großteil neu verfassten Neuausgabe von »Investieren statt sparen« zeige ich Ihnen, wie Aktienanlage wirklich funktioniert, und erkläre Ihnen, wie Sie Ihre eigene Anlagestrategie entwickeln können.
Langfristig ist die Aktienanlage nach wie vor die beste Form der Geldanlage. Es handelt sich – zumindest bei guten Unternehmen – um Produktivvermögen. Tausende Mitarbeiter arbeiten daran, den Wert des Unternehmens, und damit den Ihrer Aktien, zu steigern. Mit der richtigen Anlagestrategie können Sie zwischen 8 und 10 Prozent Rendite erzielen und Ihr Vermögen alle sieben bis zehn Jahre verdoppeln. Zudem sind Aktien – wie auch Immobilien – Realvermögen. Sie sind damit gegen Inflation und Währungsrisiken recht gut geschützt und langfristig weniger risikoreich als Anleihen oder Lebensversicherungen.
Das gilt gerade in Zeiten der Null- und Negativzinsen. Sie MÜSSEN investieren, wenn Sie nicht schleichend enteignet werden wollen. Mit immer dramatischeren Maßnahmen wollen Notenbanker und Politiker uns dazu zwingen, unser Erspartes auszugeben – oder der schleichenden Enteignung zuzusehen. Klassisches Sparen ist keine Alternative mehr!
Die Prinzipien der Aktienanlage sind einfach. Sie sind aber nicht einfach durchzuhalten. Es braucht viel Erfahrung und eine kritische Distanz zu sich selbst. Außerdem benötigen Sie das Handwerkszeug, um Aktien richtig einzuschätzen. Dieses Handwerkszeug will ich Ihnen in dem vorliegenden Buch vermitteln. Lernen Sie, zwischen guten und schlechten Aktien zu unterscheiden! Lernen Sie, wo und wie Sie gute Aktien aufspüren können! Lernen Sie, wie Sie sich Ihr persönliches Aktiendepot zusammenstellen können! Entwickeln Sie sich zu einem ernsthaften Investor! Verdienen Sie unabhängig von den Moden und Stimmungsschwankungen der Finanzmärkte Geld an der Börse, indem Sie eine klare und solide Strategie verfolgen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments!
Blankenheimerdorf, im September 2016
Prof. Dr. Max Otte
www.privatinvestor.de
PS: Ich danke Gregor Sampson und Florian König – Finanzanalysten für unsere Fonds – für ihr Research und ihre Mitarbeit am Manuskript. Marie Ostrowski und Julia Weiler lasen Korrektur. Und Silvie Horch vom Econ-Verlag begleitete wie bereits im Jahr 2000 das Manuskript als kompetente Lektorin. Manche Dinge haben Bestand. Vielen Dank!
1. DER SPIEGEL, 08/2016, S. 15.
2. www.wiwo.de/unternehmen-maerkte/bankberater-packen-aus-ich-habe-sie-betrogen-264071/
3. »Schande, Schande, F.A.Z.!« Der Privatinvestor, 10/2010 vom 12. 03. 2010.
4. www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/bp-aktie-kaufen-auf-teufel-komm-raus;2605490