Das Buch

Dunja Hayali ist seit vielen Jahren stolze Besitzerin der Golden-Retriever-Hündin Emma. In ihrem Buch erzählt die ZDF-­Moderatorin aus dem Alltag eines Hundehalters ‒ einem Alltag, der ganz besondere Fragen aufwirft: Wer ist schuld, wenn Jogger über eine meterlange Leine fallen? Warum lassen sich intelligente Menschen von Dackeln erziehen? Ist es normal, dass die Frisur des Hundes mehr kostet als die eigene? Wieso kann man einem Hund sein Herz ­ausschütten und fühlt sich danach viel besser? Immerhin: Wer sich einen Hund anschafft, bereichert sein Leben auf ungeahnte ­Weise. Zu den Neuerungen zählen nächtliche Parkbesuche, der Duft von Pansenkeksen in der Wohnung und Unmengen von Haaren überall. Mit wildfremden Menschen marschiert man durch Schnee- und Hagelstürme und bespricht die Verdauungsprobleme von Dogge, Spitz & Co. Man ist Teil einer sehr aktiven Parallelgesellschaft, in der intelligente Leute mit Babystimme auf Pudel einreden, zeckenabweisende Bernsteinketten kaufen, »Dog Dancing« für eine ernstzunehmende Sportart halten … und glücklich damit sind.

Auf sympathische Weise beschreibt Dunja Hayali die besonderen Merkmale der diversen Herrchen und Frauchen und ihrer vierbeinigen Partner ‒ und zeigt, wie schön ein Leben mit Hund ist.

Die Autorin

Dunja Hayali, geboren 1974 in Datteln, ist Tochter irakischer Eltern. Sie studierte an der Deutschen Sporthochschule mit dem Schwerpunkt Medien- und Kommuni­ka­tionswissenschaften und arbeitete nach dem Studium unter anderem als Sportmode­ratorin beim Radio der Deutschen Welle. Im April 2007 übernahm Hayali die ­Moderation der ZDF-heute-Nachrichten ­sowie die Ko-Moderation des heute-­journals. Seit Oktober 2007 moderiert sie außerdem das ZDF-Morgenmagazin.

Dunja Hayali

mit Elena Senft

IS’ WAS, DOG?

Mein Leben mit
Hund und Haaren

ullstein extra

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www.ullstein-buchverlage.de

Abbildungen:
© Hans Scherhaufer: Kapitel: Gesunde Hunde; Epilog
© privat: Kapitel: Wollen Sie das wirklich?; Hilfe, ich habe einen Hund; Wie Hundehalter ticken;
Und alles ist Dressur …; Alltag mit Hund; Epilog
© i-Presse: Kapitel: Der Hund als Partner

ISBN 978-3-8437-0703-9

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur
Umschlagmotiv: Hans Scherhaufer

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Inhalt

Vorwort: Ein Hund und sein Frauchen – Emma und ich

»Wollen Sie das wirklich?« Der lange Weg zum Hund

Warum ein Hund, wenn mit einem Zierfisch alles viel einfacher wäre?

Die Rechtfertigungsorgie

Das typische Herrchen – oder: Wer schafft sich eigentlich einen Hund an?

Was für einer soll es denn nun sein?

Assessmentcenter beim Rassezüchter und Tierheimbesuche – und wie ich Emma doch noch bekam

Hilfe, ich habe einen Hund!

»Luna« hui, »Wolfgang« pfui? Der passende Name

Allgemeingut Welpe – oder: »Darf ich mal anfassen?«

Plötzlich neue Freunde: der Hund als Kontaktmagnet

Heulen, Jaulen, Schuhekauen: die ersten Tage im neuen Heim

Wie lange es dauert, bis man seinen Lieblingssessel aufgibt

Wie Hundehalter ticken

»Du siehst aber interessant aus …« Der Konkurrenzkampf um den besten Hund

»Ist mein Hund nicht niedlich?« Der Jahrmarkt der Eitelkeiten

Der eigene Hund, die Ausnahme von allem …

Die Hundewiese – ein ausgewiesener Expertenzirkel

»Er hat heute schon dreimal groß gemacht.« Die Intimität der Hundewiese

»Bello hat’s in Tirol besser gefallen als in der Toskana.« Was Herrchen ins Tier hineinpsychologisieren

»Und alles ist Dressur …«
Wer erzieht hier eigentlich wen?

»Hiiiiierheeer!« Kommt der Hund, wenn ich ihn rufe?

Darf der Hund ins Bett?

Die Leinenfrage: Mit oder ohne?

Dimensionen der Sturheit: Wenn der Hund etwas will – oder auch nicht

Hundemanipulation – Fiffis perfides System, sich am Ende immer durchzusetzen

Streber oder Rabauke? Die Hundeschule

Wenn der perfekte Hund nicht mitspielt

Alltag mit Hund

Die Schlafstätte: paradiesische Zustände – für den Hund

Wie im Kindergarten: die Spielzeugkiste

Erfinden Sie Ihre Hobbys neu

Hunde und ihre Tierkollegen

Hygiene ist Ansichtssache: Loten Sie Ihre Grenzen völlig neu aus

Überleben zwischen Nicht-Hundebesitzern

Herrchen sind Lügner – Vom Schönreden der Hundemacken

Gesunde Hunde – Von Medizin und Tierarztbesuchen

Wenn das Wohlbefinden des Hundes über alles geht – notfalls über das eigene

Der Tierarztbesuch

Die ersten Zipperlein

Grünlippmuschelextrakt und Knoblauchgranulat: die Zusatzapotheke in der Küche

Man hat nicht nur ein Haustier … Von Zecken, Flöhen und Herbstgrasmilben

Der Hund als Partner

Wenn man plötzlich ein Team ist

Konversation mit dem Hund: Normalität oder schleichender Wahnsinn?

Man kennt sich halt … Die ganz eigene Kommunikation zwischen Herr und Hund

Erholung vs. Trennungsschmerz: Urlaub ohne Hund

Der Hund als Beziehungskiller – oder Beziehungsretter …

Wie der Hund einen verändert – auch wenn man irgendwann wieder ohne ihn durchs Leben zieht

Epilog

Feedback an den Verlag

Empfehlungen

Für Emma, Rudi und
den Rest der Familien-Bande.
Danke!

Vorwort:
Ein Hund und sein Frauchen – Emma und ich

Eigentlich habe ich mich immer dagegen gewehrt, ein »Frauchen« zu werden. Es ist mir in großen Teilen meines Lebens gelungen. Bis Emma kam.

Emma ist mein Hund. Eine für ihre Rasse etwas zu hell und etwas zu klein geratene, versponnene, liebe, verrückte, sanftmütige, wilde Golden-Retriever-Hündin. All das gleichzeitig. Und ich bin – nun ja, ich bin ihr Frauchen. Wie man es dreht und wendet, es ist so. Und das seit fast zehn Jahren.

Emma trat in mein Leben, als ich 30 Jahre alt war und mir endlich einen langgehegten Traum erfüllen wollte: nämlich den vom eigenen Hund. Schließlich wollte ich schon ewig einen haben. Ich hatte die Realisierung dieses Vorhabens immer wieder verschoben, vorübergehend vergessen, erneut ins Auge gefasst und gleich wieder verworfen. Dazu die üblichen Einwände: falsche Lebenssituation, ganz falscher Job – und diesen langen Urlaub wollte ich doch eigentlich noch in diesem Jahr machen, oder? Und überhaupt, diese Verantwortung!

So richtig aus dem Kopf gegangen war sie mir trotzdem nie, die Vorstellung davon, mit einem treuen Gefährten an meiner Seite durchs Leben zu spazieren (denn so einfach stellte ich mir damals das Frauchendasein vor). Und als Emma schließlich da war, vergaß ich all diese komischen präventiven Überlegungen und hatte nur noch einen Gedanken: »Warum, zum Teufel, habe ich das denn bitte nicht schon viel früher gemacht?«

Nun ja, die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Hätte ich nicht so lange gewartet, dann hätte ich heute nicht Emma, sondern einen anderen Hund. Und das wiederum wäre für mich unvorstellbar. Wie übrigens für jeden Hundebesitzer, den man vor solch eine Wahl stellen würde.

Seit fast zehn Jahren nun erzähle ich Emma alles, was mich bewegt und beschäftigt. Emma kennt meine intimsten Geheimnisse, tiefsten Abgründe, größten Triumphe und verheerendsten Niederlagen. Sie weiß, wen ich insgeheim so richtig doof finde und wen nicht. Emma liegt während meiner Monologe meist in ihrem Korb – Verzeihung: Sie liegt natürlich in einem ihrer diversen in der Wohnung drapierten Hundebetten, die irgendwie viel bequemer aussehen als mein eigenes Bett – und brummt, guckt doof, gähnt oder legt den Kopf schief. Sie antwortet nie. Trotzdem habe ich das Gefühl, sie versteht es. Sie versteht alles.

Natürlich gibt es Momente geistiger Klarheit, in denen ich mir bewusstmache, dass das wahrscheinlich alles völlig absurd ist. Emma ist ein durchschnittlicher Hund mit wirklich – wirklich! – überschaubaren Gehirnfunktionen und rafft im Grunde überhaupt nichts, außer mit traumwandlerischer Sicherheit, wo ich in der Wohnung die Leckerlis versteckt habe. Diese Überschätzung des eigenen Hundes, dieses Wichtignehmen und permanente Alles-hinein-Interpretieren ist ein seltsamer Spleen von uns Hundebesitzern. Ich weiß das. Es ist einfach absurd, in infantile Begeisterungsstürme auszubrechen, weil Emma einen Ball von A nach B getragen hat, oder in eine Form von Mutterstolz, wenn ein Passant versichert, Emma sehe auf gar keinen Fall aus wie zehn, sondern allerhöchstens wie sechs! (»Hast du das gehört, Emma?«)

Es ist angesichts der Forschungsergebnisse über die Empathiefähigkeit von Tieren sowieso ziemlich mutig, zu behaupten, der eigene Hund merke genau, wenn es einem nicht gutgehe, und setze sofort alles daran, dass es dem Herrchen schnell wieder bessergehe. Oder dem Hund eine komplexe menschliche Verhaltensweise wie »Beleidigtsein« zu unterstellen, weil man ihn eine Woche bei Freunden abgegeben hat, um mal allein in den Urlaub zu fliegen. Den Satz »Die Lissy hat mich danach eine Woche lang mit dem Arsch nicht angeguckt!« kennt in geringer Abwandlung fast jeder Hundebesitzer aus seinem eigenen Mund. Es gibt zwar keine Beweise dafür, aber man ist sich sicher, dass es stimmt.

Wie soll ich es schließlich auch sonst interpretieren, wenn ich nach einem beschissenen Tag nach Hause komme, mich völlig fertig auf die Couch fallen lasse und heulen könnte – und Emma daraufhin mit der Leine im Maul zu mir kommt und auffordernd brummt? Signalisiert sie damit ein schlichtes »Los jetzt, ich muss aufs Klo!« oder vielleicht doch eher ein »Komm, lass uns erst mal an die frische Luft gehen und den Kopf freikriegen. Danach sieht alles schon viel besser aus«? Fast jeder Hundebesitzer würde sich für die zweite Variante entscheiden.

Das Ganze klingt wenig rational. Das ist aber egal. Denn um Rationalität geht es bei Hundebesitzern prinzipiell schon mal gar nicht. Es geht um ein Gefühl, das alle Herrchen und Frauchen teilen, wenn es sich um ihren Hund handelt: das Gefühl, sich mit einem Hund an der Seite wohler zu fühlen als ohne ihn; das Gefühl, jemanden zu haben, der einen immer wieder runterholt. Es geht darum, sich mehr bei sich selbst zu fühlen, darum, dass man erst durch den eigenen Hund erkennt, wer man wirklich ist oder wer man zumindest sein könnte.

In meinem Fall wird dieses Gefühl von einem bestimmten Geräusch erzeugt: einem dumpfen, matten Klopfen, das ich immer dann höre, wenn Emma in meiner Wohnung auf dem Dielenboden liegt, etwas unmotiviert, aber tiefenentspannt mit dem Schwanz wedelt, der Schwanz dabei auf den Holzboden klopft und ebendieses Geräusch entstehen lässt. Das Geräusch verkörpert für mich mein Zuhause. Ein Metrum der absoluten Gelassenheit und des Einklangs. Denn Emma ist die Inkarnation des Einklangs. Mit sich, mit der Welt, mit allem.

Ich wäre gerne so grundentspannt wie Emma, die sich eigentlich durch gar nichts aus der Ruhe bringen lässt. Na gut, Kaninchen, Bälle, Eichhörnchen oder alles Essbare mal ausgenommen. Ich bin es aber nicht. Ganz im Gegenteil, ich bin ungeduldig, jähzornig und kann mich viel zu doll über winzige Kleinigkeiten aufregen. Wenn ich jedoch dieses Klopf-geräusch höre und in diese gutmütigen Augen schaue, bewege ich mich emotional ein wenig mehr in Emmas Richtung. Und ich glaube, dass Emma das weiß. So wie alle Hunde viel mehr über ihre Besitzer wissen, als man denkt. Emmas Schwanzklopfen bedeutet: »Hey, es ist alles in Ordnung. Entspann dich. Kein Grund zur Sorge« – und sofort lehne ich mich zurück und denke: »Sie hat recht. Es wird alles nicht so schlimm sein, wie es gerade scheint. Und den Rest klären wir, wenn es so weit ist.« So deute ich Emmas Klopfen zumindest. Denn erklären kann sie es mir ja nicht. Sie ist schließlich nur ein Hund und kann überhaupt nicht sprechen. Oder doch … aber dazu später mehr.

Es ist ein bisschen beunruhigend, all das einem Hund zuzutrauen, oder? Vielleicht sogar richtig hirnrissig. Das Beruhigende aber an dieser völlig übersteigerten Erwartung an das Haustier ist: Ich bin damit nicht allein. Denn Millionen anderer Menschen in Deutschland teilen diese Affenliebe – zu ihren Pinschern, ihren Schäferhunden, ihren Pudeln, ihren chinesischen Schopfhunden, ihren Rottweilern, Windhunden und Dobermännern. Und es scheint ihnen gut dabei zu gehen. Trotz Kotbeutel, trotz stinkender Sofagarnituren, trotz des Kopfschüttelns überzeugter Hundegegner und trotz eines Lebens, das großteils in den unwirtlichen Gebüschen von Stadtparks, in düsteren Fuchsbauten oder auf zu Steppen verödeten Hundewiesen stattfindet.

Wie kann das sein? Spinnen die alle? Oder sind sie in Wirklichkeit diejenigen, die recht haben? Allerhöchste Zeit also für eine genauere Betrachtung der – man nehme es mir bitte nicht übel – verrücktesten Parallelgesellschaft der Welt. Eine Welt, in der Dogdancing als ernstzunehmende Sportart und der Geruch von Pansen in der Küche als völlig normal angesehen wird. In der Menschen mit Tieren sprechen und Tiere eigene Zahnbürsten haben, nebst Zahnpasta in der Geschmacksrichtung »Geflügel«. In der Welt der Hundebesitzer. Eine wahnsinnig bekloppte Welt. Aber eine Welt, in der ich mich total zu Hause fühle.