Das Buch
Was mache ich, wenn ich versehentlich eine E-Mail an die falschen Adressaten geschickt habe? Muss ich mich im Ausland an alle dortigen Gepflogenheiten halten? Sind Tischmanieren beim Fast-Food-Konsum wirklich bedeutungslos? Und wie wirkt ein Tattoo am Arbeitsplatz? Hierzulande herrscht eine große Unsicherheit darüber, was sich in manchen Situationen schickt oder eben nicht – sei es im Arbeitsalltag oder auf Festivitäten, in Fragen der Kleidung oder der Kommunikation. Die vielen Nachfragen der Leser des ersten Lexikons der Benimmirrtümer machten deutlich, dass rund ums Benehmen noch jede Menge weitere Fehlannahmen bestehen, die einen in diverse Fettnäpfchen bugsieren und mal ein aussichtsreiches Geschäft zum Platzen bringen, mal im Freundeskreis für Verstimmung sorgen können. Nandine Meyden räumt auch in diesem Buch unterhaltsam und informativ auf mit weitverbreiteten Mythen rund ums Benehmen und zeigt, worauf es ankommt, wenn man die Etikette wahren will.
Die Autorin
Nandine Meyden arbeitet seit mehreren Jahren als Etikette-Trainerin. Zu den Kunden ihrer Seminare zählen namhafte Unternehmen und Verbände, Politiker und Prominente. Sie tritt regelmäßig als Benimm-Expertin in der MDR-Sendung Hier ab vier auf. Ihr erstes Lexikon der Benimmirrtümer wurde ein Bestseller.
In unserem Hause ist von Nandine Meyden bereits erschienen:
Lexikon der Benimmirrtümer
Besuchen Sie uns im Internet:
www.ullstein-taschenbuch.de
Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage November 2012
Alle Rechte vorbehalten.
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verfolgt werden.
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2012
Die Ratschläge in diesem Buch sind von Autorin und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden.
Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Umschlaggestaltung:
ZERO Werbeagentur, München
Titelabbildung: Getty Images/© Zachary Scott
In Kooperation mit dem
Mitteldeutschen Rundfunk (MDR)
und der Redaktion der
MDR-Sendung »Hier ab vier«
Logos »MDR Edition«
und »MDR Fernsehen« © MDR
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
eBook: LVD GmbH, Berlin
ISBN 978-3-8437-0368-0
Einleitung:
Wie es zu den Irrtümern kommt
Haben Sie schon einmal einen Händedruck bekommen, der so lasch war, dass Sie an einen Waschlappen oder gar einen toten Fisch denken mussten? Die meisten Menschen können diese Frage mit einem sicheren »Ja« beantworten und erinnern sich gleich an mehrere Begegnungen dieser eher unangenehmen Art. So frage ich weiter: Haben Sie der anderen Person dann gesagt, dass der Händedruck Ihnen nicht behagte und dass er für unsere Kultur und die üblichen Formen des Begrüßens zu weich war? Nein? Auch hier sind Sie nicht allein. Im Allgemeinen äußern wir solch eine Kritik nur, wenn wir für den betreffenden Menschen eine Fürsorgepflicht haben, wenn er also beispielsweise ein deutlich jüngerer naher Verwandter oder ein Mitarbeiter ist. Vielleicht sprechen wir auch einen guten Freund direkt darauf an. Allen anderen gegenüber werden wir schweigen.
Das ist auch durchaus richtig so. Wenn wir alle unsere Mitmenschen ständig darauf aufmerksam machten, dass sie unserer Ansicht nach gerade etwas Unpassendes getan oder gesagt haben, wären wir bald einsam. Es ist in unserer Kultur einfach nicht üblich, sich so zu verhalten, und wir selbst würden damit ebenfalls einen Fauxpas begehen.
Häufiger kommt es hingegen vor, dass jemand die Rückmeldung bekommt, sein Händedruck sei zu fest. Das kann ein Satz wie »Sie langen aber ganz schön zu!« ebenso wie eine schmerzverzerrte Miene sein. Hier greift der Selbstschutz – schließlich wollen wir sicherstellen, dass wir aus der nächsten Begegnung mit diesem Menschen unbeschadet hervorgehen.
Doch nicht nur wir unterlassen es, anderen Menschen ein Feedback zu ihren Umgangsformen zu geben, in der Regel bekommen wir auch selbst keines, weder im negativen Sinn noch im positiven. Ebenso selten wie eine Kritik ist ja, dass ein Vorgesetzter, Kunde, Kollege oder Freund einen Satz wie »Ich schätze deine Höflichkeit und deine tadellosen Umgangsformen« sagt.
Die Folge sind die berühmten »blinden Flecken«. Wer keine Rückmeldung bekommt, geht häufig wie selbstverständlich davon aus, dass er richtig und korrekt handelt. Wir bemerken durchaus die Fehler der anderen, registrieren unsere eigenen jedoch nicht. Doch meist sind uns die anderen ähnlicher, als uns lieb ist, und handeln genauso wie wir. Auch sie bemerken unser Fehlverhalten und die schlechten Umgangsformen anderer Mitmenschen stillschweigend. Manche freilich brechen ihr Schweigen mitunter, meist aber erst hinter dem Rücken der betreffenden Person …
Je feiner ein Mensch ist, desto weniger wird er sein Gegenüber spüren lassen, dass dieser einen gesellschaftlichen Fehltritt begangen hat. Man möchte den anderen ja nicht bloßstellen oder sich als Besserwisser aufspielen. Der britischen Königin Elisabeth II. wird sogar nachgesagt, sie habe bei einem festlichen Dinner ihre Fingerschale ausgetrunken, als sie bemerkte, dass einer ihrer anscheinend nicht näher mit europäischen Sitten vertrauten Gäste dies getan hatte. Ob das stimmt, ist eine andere Sache. Ein solches Verhalten wird einigen Berühmtheiten nachgesagt und muss als Beispiel immer dann herhalten, wenn sich jemand in Gesellschaft einen Fehltritt leistet und die Frage aufkommt, wie damit umzugehen sei. Ob man sich immer gleich selbst falsch verhalten muss, sei dahingestellt, doch die Haltung, dem anderen eine Peinlichkeit zu ersparen und dafür auch selbst Opfer zu bringen, gehört sicherlich zu einem wertschätzenden Umgang.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Irrtümer entstehen können. Viele unangemessene Verhaltensweisen werden in dem guten Glauben gewählt, es seien die richtigen, und mangels Feedback ein Leben lang beibehalten. Manch anderer Fehler wiederum entsteht schlicht aus Unkenntnis oder fehlender Selbstreflexion.
Nach dem großen Erfolg des ersten Lexikons der Benimmirrtümer freue ich mich nun, Ihnen eine weitere Sammlung populärer Irrtümer und Missverständnisse zu präsentieren. In diesem Buch zeige ich Ihnen, wie es zu den oft negativen Bewertungen von bestimmten Verhaltensweisen kommt. Ich beleuchte die Hintergründe, um Ihnen die logischen Zusammenhänge des guten Benehmens zu veranschaulichen. Und ich hoffe, es hilft Ihnen dabei, mehr darüber zu erfahren, wie Sie auf andere wirken und wie Sie sich und Ihr Auftreten in Beruf und Privatleben verbessern können.