Über dieses Buch

Um das Jahr 1000 n. Chr. machen sich die Inuit aus Kanada auf in ein unbekanntes Land: Grönland, das »Land der großen Erwartungen«. Im ersten Buch der Grönland-Saga wird erzählt, wie die Stammesmutter Tewee-soo von den Inuit geraubt und wie ihr Mann Heq ein großer und mächtiger Schamane wird.

Jørn Riel (*1931) kam im Alter von achtzehn Jahren als Mitglied einer Expedition in den Osten Grönlands und blieb dort. Von 1962 bis 1965 unternahm er Reisen nach Westindien, Nordafrika und Südostasien. Später arbeitete er im Dienst der UNO im Vorderen Orient, in Syrien und Jordanien.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Jørn Riel

Der Raub der Stammesmutter

Roman

Aus dem Dänischen von Wolfgang Th. Recknagel

Mit einer Übersichtskarte

Die Grönland-Saga I

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 2 Dokumente

Die Originalausgabe erschien 1983 unter dem Titel Heq im Verlag Lindhardt og Ringhof, Kopenhagen.

Die deutsche Erstausgabe erschien in der Trilogie Gesang des Lebens. Die Grönland-Saga im Unionsverlag, Zürich.

Die Übersetzung aus dem Dänischen wurde unterstützt durch das Danish Arts Council Comitee for Literature.

Originaltitel: Heq

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30915-9

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Version vom 01.12.2021, 00:16h

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Vorwort

Der Polar-Inuit Simigaq erzählt

»Ach«, sagte sie, »diese Zaubergesänge waren so erbärmlich und unbedeutend, eine Häufung von kurzen, bedeutungslosen Wörtern. Aber was macht das schon? Wir Menschen verstehen nur wenig von all dem Großen, das uns begegnet, wenn wir in Gegenden kommen, in denen man allein ist mit der stummen, schweigenden Welt.« So war ihre Erklärung und Entschuldigung. Und während sie, ergriffen wie eine heidnische Priesterin, mit zahnlosem Mund ihre Lieder murmelte, lag ich neben ihr auf meinem Fell und lauschte. Hier ist der Gesang auf das Leben – für den, der leben möchte.

Der Tag erhebt sich

aus seinem Schlaf.

Der Tag erwacht

mit dem Morgenlicht.

Auch du musst dich erheben,

auch du musst erwachen

mit dem Tag, der anbricht.

So murmelte sie vor sich hin, flüsternd und weit weg in ihrer Ekstase, bis sich ihre Worte in mein Bewusstsein eingebrannt hatten.

Knud Rasmussen

Qaerssormiunit 1983

Viele Tage waren sie nun schon gewandert. Durch üppiges, eisfreies Weideland auf der Jagd nach Großwild. In weiter Ferne zeichnete sich ein dunkler, verheißungsvoller Streifen am Himmel ab, er kündigte ihnen an, dass es auch nach Osten hin eisfrei sein würde.

Die Älteren unter ihnen, die die öde, wilde Landschaft fürchteten, rieten zur Vorsicht. Sie hatten ihr ganzes Leben am Rand des Inlandeises verbracht und wollten am liebsten in die Gegenden zurück, die sie kannten und liebten. Aber die Jüngeren wollten nichts davon wissen. Die hatten die Fährte von Riesenbison und Mammut gesehen, Tieren, die schon vor langer Zeit aus dem alten Territorium des Stammes verschwunden waren, und eine große Jagdlust hatte sie ergriffen.

Eines Tages trennten sich die jüngeren Jäger von der Gruppe, die nur langsam vorankam, aufgehalten durch Lasten, Kinder und Alte. Unermüdlich verfolgten die Jäger die Fährte, die sich deutlich in dem struppigen, grünen Gras abzeichnete. Sie drangen rasch weiter in das unbekannte Land vor, jetzt, da sie von nichts anderem als dem langen Speer behindert wurden.

Eines frühen Morgens stießen sie auf das Wild. Sie sahen die Silhouetten der gewaltigen Mammuts im Gegenlicht der aufgehenden Sonne, und sie lächelten einander vor Freude zu und schwenkten ihre Speere gegen den funkelnden, blauen Himmel. Sie sahen auch das andere Wild, das in der Ebene graste, östlich der Landbrücke, die sie gerade passiert hatten. Sie waren glücklich, weil sie in ein gutes Land gekommen waren, in ein neues Land, das zwanzig Jahrtausende später Amerika genannt wurde.«

Ungefähr so mag sich die Entdeckung Amerikas zugetragen haben: die Jäger, die das Wild über die Landbrücke verfolgten, die vor mehr als zwanzigtausend Jahren Sibirien mit Alaska verband. Sie erreichten das Land, das man sehr viel später Beringia nannte, ein eisfreies, paradiesisches Gebiet, das zwischen den Eismassen der letzten Eiszeit eingeklemmt lag. Durch Zufall gelangten sie in einen neuen und unbekannten Teil der Welt – auf der Jagd nach Nahrung. Ein Land so groß, dass mehr als zwanzigtausend Jahre vergehen sollten, bis die Mondstiefel eines Amerikaners ihre Spur im Staub eines entsprechend großen Gebietes hinterließen und einen neuen Planeten in Besitz nahmen.

Die Landbrücke zwischen Asien und Amerika entstand durch eine Absenkung des Meeres um ungefähr hundert Meter, und da die Niederschläge in diesem Teil der Arktis gering waren, blieben die Landbrücke, Alaska und der nördliche Teil des heutigen Yukon von der Vereisung, die das übrige Kanada bedeckte, verschont. Dieses eisfreie Gebiet, Beringia, wurde zu einem Refugium für viele asiatische »Auswanderer«: Mammuts, Säbelzahntiger, Riesenbisons, Pferde, Moschusochsen, Bären und Wölfe. Und den Tieren folgten die Menschen. Diese prähistorischen Menschen ließen sich anfangs in den eisfreien Kesseln nieder, die nach Norden, Süden und Osten von enormen Eismassen umschlossen waren. Vor ungefähr zwölftausend Jahren öffnete sich ein eisfreier Korridor von Alaska entlang der Rocky Mountains bis zu den großen nordamerikanischen Seen. Seitdem zogen Tiere und Menschen südwärts in die Neue Welt, bis der Kontinent innerhalb von ein paar Jahrtausenden vom Nordpolbecken bis zur Südspitze Patagoniens besiedelt war.

Von den Nachkommen dieser frühen Amerikaner erzählt dieses Buch: von den arktischen Jägern, die vor rund tausend Jahren vom Mackenziefluss aufbrachen, dem Tor zur Hocharktis, das schon seit Jahrtausenden offen stand für alle, die nach Norden wollten. Wie ihre Vorväter folgten diese Jäger dem Wild durch unbekanntes Land, durch ein Land eisiger Kälte, gewaltiger Stürme und mit sechsmonatiger Dunkelheit. Bereits um 2500 v. Chr. waren die ersten Menschen nach Grönland gekommen, und um das Jahr 1000 wanderten erneut Inuit aus Alaska nach Grönland ein, widerstandsfähige Jäger, die den heutigen Smith Sound nördlich von Thule überquerten und so die größte Insel der Welt in Besitz nahmen. Kalaallit Nunaat nennen sie heute diesen nördlichsten Teil des amerikanischen Kontinents, der zuletzt bevölkert wurde: Land der Menschen.

Den Nachkommen dieser unbesiegbaren Jäger ist dieses Buch gewidmet.

Jørn Riel

Übersichtskarte