DIE LEISE ERWECKUNG
Wie Gott die Flüchtlinge
in unserem Land berührt
SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
Hinweis:
Die Namen aller Einwanderer, Flüchtlinge und Migranten in diesem Buch, alle ihre Herkunftsorte und derzeitigen Wohnorte sowie manche Elemente ihrer Geschichten haben wir bewusst verändert, um ihre Sicherheit und Anonymität zu gewährleisten. Auch manche der Autorennamen sind nur Pseudonyme für reale Personen, die nicht genannt werden wollten. Etwaige Ähnlichkeiten mit Ihnen bekannten Menschen und deren Erlebnissen sind rein zufällig.
ISBN 978-3-7751-7407-7 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5836-7 (lieferbare Buchausgabe)
© 2018 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: info@scm-haenssler.de
Daniel Böcking, Ein bisschen Glauben gibt es nicht, © 2016, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM
R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
Weiter wurde verwendet:
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
(S. 176–177; Luther)
Umschlaggestaltung: Andreas Sonnenhüter // www.sonnhueter.com
Titelbild: © DMG-Archiv
Abbildungen im Innenteil: © DMG interpersonal e. V.
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Dieses Buch widme ich allen, die offen auf Flüchtlinge
und Migranten zugehen, bei deren Integration helfen
und ihre neuen Nachbarn aus anderen Völkern und Kulturen
zu sich einladen. Solche Menschen haben dieses Buch geschrieben.
Ohne euch wäre unser Land in vielerlei Hinsicht ärmer.
I’ve got no roots, but my home was never on the ground
Ich habe keine Wurzeln, mein Zuhause war niemals
unten auf der Erde
Alice Merton
~
Aber unsere Heimat ist der Himmel,
wo Jesus Christus, der Herr, lebt.
Philipper 3,20
Über den Autor
Vorwort
Teil 1: Sich einlassen
Alles auf Anfang
Das Weihnachtsbaby
Das Camp, die Kinder und ich
Jesus kennt ihre Namen
Ein ganz normaler Tag
Hassan lebt!
Wie entwurzelte Bäume
Tamim will wissen, wer Jesus ist
Malkurs mit Ana
Gott segnet
Teil 2: Von Gott berührt
»Warum redet der Pfarrer nie über seinen Glauben?«
Es werde Licht
»Dass jemand an mich denkt«
Mitten im Alltag
Einsamkeit, Frust – und neue Hoffnung
Das Café International
»Endlich kann ich wissen, was mein Gott sagt!«
Erntezeit
Unё jam njё bijё – Albanisch für Anfänger!
Im Kirchenasyl
Teil 3: Lebenswende
Eine Taufe, irgendwo auf dem Land
Regeln, Regeln, Regeln
Frieden mit Gott
»Ich betete für Essen …«
Die leise Erweckung
Drei Tage im Kofferraum
Meine Erlösung
Die Imbissbude
Ausnahmezustand
Die Heldenhafte und die Geheimnisvolle
Teil 4: Ankommen
So klingt Gottes Stimme
Als die Angst endete
Die lange Reise der Iranerin
Der Traum der fernen Heimat
Ein Zeichen
Ein Jahr mit Sara
Unmögliches wird möglich
Und niemand glaubte ihnen
Nouruz, der neue Tag
Hoffnung und Aufbruch
Teil 5: Streiflichter
Hin zu den Brennpunkten
Hassans Heimweh
Achmed und Salah
Darian wollte nie fliehen
Ariam sucht Arbeit
Tayos Trauma
Mikails Verzweiflung
Der Engel im Bus
Hamit aus Palästina
Immer fröhlich
Von Gott geliebt
Nachwort
Flüchtlingen praktisch helfen
Autorenliste
Dank
Über die DMG
Über den Arbeitskreis Migration & Integration der Deutschen Evangelischen Allianz
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THEO VOLLAND ist Chefredakteur des christlichen Hilfs- und Missionswerks DMG interpersonal e. V. in Sins heim. Er ist glücklich verheiratet mit Elke, sie haben drei erwachsene Kinder. Seit 2015 begleitet er ehrenamtlich Gefl üchtete in der Region Heidelberg, verbringt viel Zeit mit Einzelnen, hört zu und hilft beim Deutsch lernen, bei Behördengängen und Arztbesuchen. Einige seiner ermutigenden Erfahrungen mündeten in dieses Buch.
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Es dämmert, als ich an einem frostig nebligen Oktoberabend durch die Fußgängerzone von Sinsheim gehe. Aus dem Halbdunkel kommen mir mehrere Gruppen junger Afrikaner entgegen, ich fühle mich unwohl. Dann stehe ich plötzlich zwischen lauter düster dreinschauenden dunkelhaarigen Arabern vor einem Schaufenster, und auch auf dem restlichen Weg zum Bahnhof begegnet mir an diesem Abend gefühlt kein einziger Deutscher mehr. Ich habe Angst. Richtig Angst, nicht nur ein bisschen. Was, wenn mich diese Fremden spontan ausrauben oder verprügeln? Beinahe geht meine Fantasie mit mir durch. Plötzlich wird mir bewusst, was es bedeuten könnte, dass unsere beschauliche Kleinstadt mehr als 1 000 Flüchtlinge aufgenommen hat. Eine schlaflose Nacht grübele ich durch. Im Grunde bleiben mir nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich ziehe mich ins Schneckenhaus meiner kleinen Mietwohnung zurück und überlasse mich der Furcht. Oder ich mache mich auf ins Asylantenheim, um die neuen Bewohner unserer Stadt kennenzulernen. Ich entscheide mich fürs Begegnen. Meinen ersten Besuch in der Fohlenweide, so heißt die Containersiedlung für Asylbewerber am Rand unserer Stadt, werde ich nie vergessen. Ich bin unglaublich aufgeregt und ängstlich. Glücklicherweise nehmen mich erfahrene christliche Helfer wie ein Kind an die Hand.
Wir verteilen Brot, das ein Bäcker für die Asylbewerber gestiftet hat. Erstaunt erlebe ich mit, wie bereitwillig und freundlich uns die Menschen aus aller Welt in ihre Zimmer hineinbitten. Schon an diesem ersten Abend bleibe ich stundenlang bei einer syrischen Familie hängen, die mich zu einer Fanta einlädt und ihre abenteuerliche Geschichte erzählt – eine Begegnung, die zum Grundstock für dieses Buch geworden ist. Ein paar Monate später, mitten im Winter, gehe ich wieder abends durch die verschneite Fußgängerzone. Dasselbe Bild, wieder Straßen voller Afrikaner, Afghanen, Syrer und Iraker. Doch einige von ihnen kenne ich inzwischen. Sie erkennen mich, grüßen mich herzlich, bleiben stehen und suchen in gebrochenem Deutsch das Gespräch. Die Angst auf beiden Seiten ist überwunden, eine wunderbare Erfahrung. Mein fester Glaube an Jesus hat sich bei meinen vielen Besuchen in der Flüchtlingsunterkunft seither nie als Hindernis erwiesen, im Gegenteil. Ich trage offen mein kleines Kreuz aus Eichenholz um den Hals. Und das immer, auch in Zimmern voller muslimischer Männer. Sie respektieren meinen Glauben und suchen meinen Rat, gerade weil sie wissen, dass ich überzeugter Christ bin. Mein Glaube hilft, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches hat das christliche Missions- und Hilfswerk DMG in Deutschland bereits 44 hauptamtliche Mitarbeiter, die Flüchtlingen und Einwanderern bei der Integration helfen, und bald jeden Monat kommen neue hinzu. Darüber hinaus setzen sich fast noch mal so viele Missionare im Heimatdienst und Mitarbeiter der Heimatzentrale ehrenamtlich für Migranten in unserem Land ein. Von ihnen allen stammen die Texte in diesem Buch. Dabei verschweigen wir unseren Glauben nicht, auch nicht in der Begegnung mit Flüchtlingen und Einwanderern, wenn sie uns nach unserer Motivation und Religion fragen. Weil wir täglich staunen, wie die gute Botschaft der Bibel Menschen Hoffnung gibt. Denn allesamt machen wir dieselbe Erfahrung: Wir begegnen entwurzelten Menschen, deren Suche nach einer neuen Heimat eigentlich die Suche nach dem lebendigen Gott ist.
Dieses Buch schildert Schicksale solcher Menschen – mal aus der Perspektive der Helfer, mal aus dem Blickwinkel der Geflüchteten selbst. Die Geschichte einer leisen Erweckung. Erleben Sie mit, wie Gott die Flüchtlinge in unserem Land berührt.
Theo Volland, Herausgeber
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In der nordöstlichen Ecke von Syrien, nah an der Grenze zum Irak und der Türkei, wohnte mein lieber Freund Kemal, ein findiger Geschäftsmann mit Format. Als Apotheker hatte er einen sehr guten Ruf; er besaß einige Geschäfte und Häuser, es ging ihm und seiner Familie rundum gut. Kemal war Ältester seiner christlichen Gemeinde in seiner Heimatstadt im Nahen Osten und hatte sich die Ausbildung von Mitarbeitern sowohl theologisch als auch für verschiedene Gemeindeaktivitäten zur Aufgabe gemacht, dabei arbeiteten wir oft eng zusammen. Seine Frau sang im Gottesdienst mit, die drei Kinder waren in der Jugendarbeit engagiert. Der Älteste hatte beste Noten in der Schule und war im Abiturjahr. Doch dann kam der Krieg und ihre ganze Existenz ging zu Bruch.
Das letzte Mal traf ich Kemal völlig niedergeschlagen in der Notunterkunft einer christlichen Gemeinde in Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Er und seine Familie waren auf dem Weg nach Deutschland, wo seine Frau Verwandte hatte. Er kam mir vor wie ein Segelschiff bei Windstille; seine Segel hingen träge und leer am Mast. Würden sie in Deutschland wirklich eine Chance haben? Im Zwischenlager jedenfalls konnten sie sich überhaupt nicht vorstellen, dass ihre Kinder jemals das deutsche Abitur schaffen würden. Ein neues Schulsystem, die neue Sprache; es schien alles völlig aussichtslos. Traurig schauten sie mich an.
Ich machte ihnen Mut, denn ich hatte als Jugendlicher Ähnliches erlebt: »Ja, es ist schwer, sich in einem fremden, neuen Land einzuleben, aber es ist möglich! Ihr schafft das …« Wir redeten noch lange miteinander an diesem Abend, und ich erinnerte sie an unseren gemeinsamen Glauben. Dass Jesus sie auf dem weiten Weg begleitete, der ihnen bevorstand, und nicht im Stich lassen werde. Der Verlust ihrer Heimat wog schwer, nie hätte Kemal erwartet, dass er sich einmal in so einer Situation wiederfinden würde. Beim Abschied, als er mich noch durch die unbeleuchteten Straßen des nächtlichen Beirut begleitete, seufzte er traurig: »Nicht ich habe Syrien verlassen – das Syrien, wie ich es geliebt habe, gibt es nicht mehr.«
Von den äußeren Ereignissen können wir in der Presse nachlesen. Statistiken der Getöteten und Ausgewanderten im Nahen Osten sind im Internet ersichtlich. Doch die Geschichten der Menschen erfahren wir nur in der persönlichen Begegnung mit ihnen. Ohne Zweifel ist die Einwanderung von mehr als einer Million Migranten nach Deutschland eine Herausforderung. Doch wenn jeder hundertste Bundesbürger einen Flüchtling einlädt, können sie alle eine echte Beziehung zu Einheimischen in unserem Land aufbauen. Und darauf kommt es an in diesen Tagen.
Es ist Jesus, der uns darum bittet, mit den Fremden freundlich umzugehen und ihnen zu helfen. Wen sollen wir einladen? Und von wem erwarten wir unseren Lohn?
Deshalb werdet nicht müde zu tun, was gut ist. Lasst euch nicht entmutigen und gebt nie auf, denn zur gegebenen Zeit werden wir auch den entsprechenden Segen ernten.
Galater 6,9
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Im Januar 2016 sitze ich abends auf einem zerschlissenen Stockbett im Asylantenheim und spiele mit ein paar Eritreern bei einem Glas Cola eine Runde Uno. Es ist richtig Stimmung in der stickigen Bude, wir lachen viel miteinander. Plötzlich klopft es, und alle schauen auf. Vor der Tür steht ein schmächtiger, junger Araber, der vor den vielen Afrikanern schüchtern erklärt, dass er mich gerne kennenlernen wolle. Er habe mich beim Betreten der Containersiedlung gesehen. In gebrochenem Deutsch bittet er, ob ich auch ihn und seine kleine Familie ein Stockwerk tiefer besuchen komme? Na klar, keine Frage. Nach der nächsten Runde lasse ich also die Eritreer mit meinem Freund Matze weiterspielen und folge Elamin, so heißt der junge Mann, in sein Zimmerchen.
Vor der Türe ziehe ich die Schuhe aus, wie es üblich ist bei Muslimen. Elamin und seine kleine, etwas korpulente Frau Chaïma, die bis aufs Gesicht voll verschleiert ist, erzählen, dass sie aus dem Irak stammen. Das junge Paar bittet mich lächelnd, auf einem zerkratzten, blauen Klappstuhl Platz zu nehmen, während sie selbst sich im Schneidersitz auf dem Bett mir gegenüber niederlassen. Mir ist etwas mulmig zumute, weil ich nicht weiß, was die beiden eigentlich von mir wollen. Mal schauen …
Elamin ist gastfreundlich. Er füllt ein Schnapsglas mit kochendem Wasser, rührt zwei gehäufte Teelöffel Nescafé und einen Riesenberg Zucker hinein und reicht mir seine Powermischung. Nachdem er sich selbst auch so eine Kaffeezuckerbombe gebraut hat, bleibt mir nichts anderes übrig, als meine lächelnd zu trinken. Natürlich bekomme ich sofort eine zweite Portion nachgeschenkt, diesmal trinke ich sie ganz langsam und lasse das Gläschen auf keinen Fall leer werden. Ich frage den jungen Mann nach ihrer Flucht. Zuerst versteht er nicht recht. Dann ruft er seinen Nachbarn vom Zimmer nebenan dazu, einen Araber mittleren Alters, der schon besser Deutsch spricht, und unsere Unterhaltung kommt in Gang. Sie seien im November über die Balkanroute nach Deutschland gekommen – lange Strecken zu Fuß, versteht sich. Er und seine Frau. Plötzlich raschelt etwas in dem mit buntem Stoff zugehängten unteren Teil des zweiten Stockbetts im Raum. Erstaunt blicke ich auf.
Chaïma geht an das Bett, schlüpft unter den Vorhang und holt ein kleines Bündel hervor. Ein Baby! Stolz legt mir der schmächtige, dunkelhaarige Elamin seinen kleinen Hussein in den Arm. Und während ich völlig verdutzt den minikleinen Säugling auf meinem Schoß betrachte, erzählt er mir mit glänzenden Augen von der Geburt ihres Kindes.
Elamin und Chaïma sind vor dem Krieg aus Mossul im Irak geflüchtet, damals war Chaïma bereits schwanger. Dann haben sie in einem kleinen, schwarzen Schlauchboot das Mittelmeer nach Griechenland überquert, wie so viele Flüchtlinge im Jahr 2015. Sie zeigen mir auf ihrem Handy ein kurzes Video ihrer Überfahrt übers Meer. In dem Kurzfilm lacht das Paar in knallroter Rettungsweste wie bei einem Touristenausflug in die Kamera, während sich das völlig überladene, kleine Schlauchboot durch aufspritzende Wellen kämpft. Dieser Teil der Reise hat ihnen sichtlich Spaß gemacht, und sie sind gut angekommen. Allerdings hat sie die Überfahrt eine Menge Geld gekostet, erzählt er. Ein paar Monate sind sie in einem der provisorischen Lager in Griechenland hängen geblieben. Schließlich hat sich das junge Paar wieder auf den Weg gemacht. Die hochschwangere Frau hat mit ihrem Mann im regnerisch kalten November 2015 zu Fuß den Kosovo und Kroatien durchquert. Als sie von ihrem Fußmarsch über den Balkan erzählen, muss ich unweigerlich an Maria und Josef und die Weihnachtsgeschichte denken, wie sie sich seinerzeit, vor 2 000 Jahren, auf den Weg nach Bethlehem machen mussten.
Skurril wird der Abend, als ich sie frage, an welchem Tag denn ihr kleiner Hussein zur Welt gekommen ist? Er sei am 24. Dezember in einem Krankenhaus hier in Bielefeld geboren. Ich muss schlucken. Das ist ja quasi wirklich so, als würden Maria und Josef und ihr kleines Christkind vor mir sitzen und mich anlächeln. Unfassbar. Ob ich ihnen helfen könne? Elamin zeigt mir einige Papiere seines deutschen Arztes, die er nicht versteht. Deshalb also hat er mich zu sich geholt, das war der Grund. Selbstverständlich schaue ich mir gerne für ihn die Dokumente an. Ich nehme die Blätter, lese sie durch und erkläre ihm dann, was sein Arzt schreibt. Der hat ihm bestätigt, dass er eine Kriegsverletzung an der Schulter hat. Elamin hat manchmal heftige Schmerzattacken.
Bei den Kämpfen um Mossul ist sein Elternhaus ausgebombt worden. Schwere Trümmer sind auf seinen Rücken gestürzt und haben ihn innerlich verletzt. Der junge Vater muss dringend weiterbehandelt werden, damit er keine bleibenden Schäden zurückbehält. Gerne erkläre ich ihm, wie er zwei Tage später zu seinem nächsten Arzttermin findet.
Von diesem Abend an besuche ich das Weihnachtsbaby und seine jungen arabischen Eltern fast jede Woche. Sie fassen Vertrauen, und ich kann ihnen in vielen praktischen Belangen helfen. Schwer tun sie sich mit dem Deutschlernen, da habe ich schon andere Migranten erlebt, die schneller in unsere Sprache hineingefunden haben – doch auch mit der Sprache helfe ich ihnen nach Kräften.
Ein paar Wochen später passt es, dass ich Elamin das erste Mal von Jesus erzählen kann. Lächelnd zeige ich ihm in seinem Handy die Bibel-App und darin die Geschichte von Maria und Josef und dem kleinen Jesus-Baby aus Lukas zwei. Schweigend hört er zu und staunt, wie sehr die Geschichte ihrer eigenen Flucht der von Maryam, Yusuf und Isa gleicht, den wichtigsten Personen aus dem İncil, dem Neuen Testament. Das muss er mit geweiteten Augen sofort in Arabisch seiner Frau Chaïma erzählen, die sich neugierig geworden zu uns gesetzt hat.
Sie hat einen leckeren, süßen Kuchen auf den Tisch gestellt – die junge Mutter ist erstaunlich gut im Backen. Manchmal sind ihre Backwerke mit viel Zucker und Marzipan eine Spur zu mächtig für meinen sensiblen Magen, doch ich esse mich tapfer hindurch. Dazu wird guter dunkler Mokka gereicht. Während ich von dem leckeren Kirschkuchen esse, den sie uns heute zubereitet hat, liest Elamin ihr die ganze Weihnachtsgeschichte aus der Bibel-App auf seinem Handy vor. Es klingt schön, das Evangelium auf Arabisch. Stolz wiegt Chaïma den kleinen Hussein in ihren Armen, während sie lauscht. Die Weihnachtsgeschichte gibt ihrem Leben und ihrer Flucht eine neue Bedeutung. Die Irakerin ist sichtlich bewegt. Ihr kommen Tränen, als sie begreift, dass die Mutter des »Propheten Isa« als hochschwangere Frau einen ähnlich harten Weg hat gehen müssen wie sie selbst.
An diesem kalten Februarabend gehe ich bei sanftem Schneefall tief nachdenklich unter dem gedämpften Licht der Straßenlaternen nach Hause. Noch nie ist mir die Weihnachtsgeschichte so nahegerückt. Mit Elamin, Chaïma und dem kleinen Hussein habe ich wieder eine neue Seite von Jesus kennengelernt, er ist mir in dieser jungen arabischen Familie begegnet. Wie wird es der jungen Familie in Deutschland ergehen? Werden sie hier ein Zuhause und echte Freunde finden? Wird der kleine Hussein eine gute Zukunft haben? Ich komme einfach nicht an diesem Weihnachtskind vorbei, ich muss ihnen helfen. Denn ich bin sicher, dass das echte Christkind den kleinen Hussein und seine Eltern sehr liebt und ihnen Hoffnung schenken möchte.
Niemand hat Gott je gesehen. Doch sein einziger Sohn, der selbst Gott ist, ist dem Herzen des Vaters ganz nahe; er hat uns von ihm erzählt.
Johannes 1,18
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Lesbos ist die drittgrößte griechische Insel und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Türkei. Sie machte in den vergangenen Jahren regelmäßig Schlagzeilen: als Flüchtlingsinsel. Wer an der Ostküste der Insel Lesbos steht, sieht die Küste der Türkei klar vor Augen, als wäre sie zum Greifen nahe. Da versteht man plötzlich besser, warum die Flüchtlinge auf der anderen Seite mal eben ins Boot steigen und rüber ins »gelobte« Europa schippern wollen und warum sich viele auf diese lebensbedrohliche Reise machen.
Ich befinde mich in einem Camp, einem alten Militärgefängnis, in dem Flüchtlinge registriert werden. Ich bin freiwillig aus Deutschland gekommen, um Flüchtlingen zu helfen. In den Zelten und Containern des Camps warten sie darauf, endlich mit der Fähre aufs griechische Festland fahren zu dürfen – oder zurück in ihre trostlose Heimat geschickt zu werden, wo ein gefährlicher Krieg tobt. Ich selbst bin mit dem Flugzeug nach Lesbos gereist. Ich hatte ja keine Ahnung, was für prägende, schockierende, aber auch schöne Erfahrungen auf mich zukommen würden. Zwei Wochen voller Begegnungen mit fremden Menschen und mit ihren Träumen. Träume, die wahrscheinlich nie erfüllt werden würden. Zwei Wochen voller unglaublicher Gastfreundschaft und Nächstenliebe. Zwei Wochen voller Zucker und schwarzem Tee. Und zwei Wochen mit vielen Kindern aus dem Nahen Osten und Zentralasien, die einfach nur Liebe brauchen.
Schon nach einem Tag im Camp habe ich meine Freunde gefunden: die Afghanen. Wenn man mich gesucht hat, hat man mich meistens dort gefunden, bei den Farsi-Sprachigen aus dem Iran und Afghanistan. Ich bin für den Familientrakt des Camps eingeteilt, der nicht wie sonst üblich aus Zelten, sondern aus mit Stacheldraht und hohen Zäunen umgebenen Wohncontainern besteht. Es wirkt ein wenig wie im Gefängnis. Ich sehe Kinder, die mit kaputten Zeltstangen auf dem Lehmboden spielen. Die größeren bewerfen andere syrische Kinder mit Steinen, einfach weil sie keine Beschäftigung haben – und weil die anderen eben anders sind. Frustrierend.
Ich bin Teil eines Zweierteams. Wir kontrollieren ID-Cards mit dem Code des Farsi-Trakts am einzigen Eingangstor. Außerdem helfen wir Familien mit Informationen, Kleidern, Essensausgabe oder einfach nur mit etwas Aufmerksamkeit. Die schönste Aufgabe ist, mit den Kindern zu spielen. Manchmal reicht es, wenn ich meine Arme ausbreite und mit einem traurigen kleinen Jungen Flugzeug spiele und ihn damit zum Lachen bringe. Oder wir spielen Fangen und ich renne mit den Kids den kurzen Gang zwischen Zaun und Wohncontainern hinunter. Bis die Väter aus der anderen Kultur mich verwundert fragen, warum ich mit meinen 19 Jahren immer noch so kindisch sei und mit den Kleinen herumalbere.
Immer mehr wollen meine Aufmerksamkeit. Ich lerne ihre Geschichten, Träume und Familien kennen. All das gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, schon einen Tag nach meiner Ankunft. Oft sitzt ein junger Mann namens Mahdi neben meinem Stuhl am Eingang des Trakts für die Afghanen. Ununterbrochen erzählt er vom schrecklichen Camp-Food, seiner Familie und dem verlorenen Zuhause in Afghanistan. Er wirkt ein wenig verloren, wie auf dem falschen Planeten gestrandet. Gerne plaudere ich mit ihm. Während der Zeit höre ich wohl um die 1 000 Mal sein Lieblingslied von Selena Gomez.
Einmal lädt Mahdi mich zu sich in seine Familie ein. Ich bekomme scharfes, sehr leckeres afghanisches Essen, süßen Tee und Früchte aufgetischt, und wir unterhalten uns entspannt über Kultur, Vorurteile und Deutschland – das Topthema im Camp, denn klar, jeder hier will nach »Germany«. »Mama Merkel, super!«, heißt es überall. Mitten im Gespräch ist ein lauter Klang zu hören. Mahdi rollt seinen Teppich aus und beginnt auf islamische Art zu beten. Einfach so. Vor meiner Nase. Was soll ich tun? Gehen? Bleiben? Seine Kinder drücken mir eine weitere Frucht in die Hand. Also schaue ich ihm beim Beten zu. Innerlich erfüllt mich in diesem besonderen Moment eine unglaubliche Trauer, dass ich ihm nichts weitergeben kann von meiner Hoffnung in Jesus Christus. Christliche Schriften und Bibeln sind in den Camps leider verboten. Aus Gründen der Religionsfreiheit, heißt es. Natürlich habe ich das Bedürfnis, den vielen hoffnungslosen und suchenden Menschen aus aller Welt die gute Nachricht zu erzählen. Schließlich glaube ich fest daran, dass Jesus lebt, und weiß aus eigener Erfahrung, welche Hoffnung aufkommt, wenn man Jesus begegnet. Jesus ist meine Lebensmitte – das nicht offen und frei erzählen zu dürfen, kostet Kraft.
An einem Abend sitze ich mit ein paar Mädchen zusammen und lerne Englisch und Farsi mit ihnen. Dann ein Knall, ohrenbetäubend. Wie von einer größeren Explosion. Alle Menschen laufen schreiend in entgegengesetzte Richtungen. Durch mein krächzendes Walkie-Talkie höre ich, dass ein Feuer ausgebrochen ist. Panik macht sich breit. Ich darf niemanden mehr raus- oder reinlassen, das ist meine Instruktion. Auf einmal bestürmen mich alle Familienväter und fragen besorgt, ob es mir denn gut geht. Sie helfen mir, das Tor zuzuhalten.
Als die Situation im Camp zu eskalieren beginnt und das Militär alle internationalen Helfer evakuiert, will ich nicht mit. Es ist doch meine Aufgabe, auf die Kinder und Familien aufzupassen – nicht, sie bei Gefahr im Stich zu lassen. Hilflos zurückgelassen werden, das haben sie doch sicher schon viel zu oft erlebt. Meine Teamkollegin zieht mich an der Hand den anderen Helfern hinterher. Draußen vor dem Camp beginnen wir zu beten und versuchen uns zu beruhigen. Kurze Zeit später muss ich zuschauen, wie alle Familien mit Sack und Pack aus dem Camp rennen. An einem sicheren Ort werden alle Helfer durchgezählt. Ein verletztes syrisches Ehepaar in unserer Mitte hört uns beim Beten zu. Mitten in der geladenen Ruhe plötzlich erneut Schreie. Eine syrische Frau liegt am Boden, sie brüllt vor Panik und wälzt sich hin und her. Traumatisiert vom Krieg haben die Bilder des Feuers und der Flüchtenden sie in Panik versetzt. Was tun? Unsere Teamleiter hüllen sie sanft in Decken ein. Nach und nach beruhigt sie sich wieder.
Am nächsten Tag ist im Camp alles wieder normal. Na gut, fast. Einiges muss repariert werden. Aber die Menschen hier sind Chaos gewöhnt, für sie ist das inzwischen Alltag. So war es schon in ihrer Heimat. Und auch in Europa, wo sie sich Besseres erhoffen, müssen sie mit derartigen Situationen umgehen. Dann läuft ein kleines Mädchen auf mich zu. »Warum bist du gestern weggegangen? Warum hast du mich nicht mitgenommen?« Mit großen Augen guckt sie mich an. Ja, warum nur hatte ich sie allein gelassen? Ihre Fragen treffen mich mitten ins Herz. Mir kommen Tränen. Natürlich durfte und konnte ich sie nicht einfach mitnehmen. Aber warum?
Wieder wird mir bewusst, dass ich trotz aller Liebe nicht zu diesen Menschen gehöre. Dass ich abends in mein Apartment mit warmer Dusche zurückkehren kann, während sie im kalten Lager mit weiteren zehn Familien auf den nächsten Tag warten. Ich kann den Flüchtlingen in ihrer Situation nur beistehen. Doch aus ihrer Situation heraushelfen kann ihnen nur einer: Jesus selbst. An diesem Abend bete ich intensiv für meine Freunde im Camp.
»Alibaba, alibaba!« – »Dieb, Dieb!« Die Flüchtlingskinder haben sich mal wieder mein Smartphone geschnappt und durchforsten es nach Videos und Musik. Ich lasse ihnen ihren Spaß, solange ich nur sehe, wer mein Handy hat, und es am Ende wiederbekomme. Nachdem ich kurz einer Familie das Tor geöffnet habe, ist es plötzlich still. Erstaunt drehe ich mich um. Die Kindergruppe starrt gebannt auf mein Handydisplay. Sie schauen sich ein Video an, das ich von Freunden zugeschickt bekommen habe; das Pantomime-Theaterstück Lifehouse Everything Drama. Es zeigt, wie Gott den Menschen erschaffen hat und wie sehr er ihn liebt. Wie die Sünde den Menschen verführte und Jesus für ihn stirbt – und wie Jesus unerwartet wieder aufersteht und den Menschen rettet. Ein Video mit christlicher Botschaft, auch ganz ohne Worte mehr als klar verständlich.
Mein erster Reflex ist, ihnen das Handy sofort wegzunehmen und das Video zu löschen, aus Angst vor der Reaktion der Muslime und der Aufseher im Camp. Doch die Kinder sind begeistert und schauen sich das kurze Video wieder und wieder an. Auch in den folgenden Tagen wollen sie es immer wieder sehen, und sie zeigen es anderen Kindern. Ich bete und hoffe, dass dieses kleine Video, meine gelebte Liebe und die vielen Gespräche mit den Menschen im Camp die Herzen meiner afghanischen Freunde bewegt haben. Dass die Saat aus meinem Einsatz im Laufe der Zeit aufgeht und sie eines Tages Gott, meinen liebenden Vater, kennenlernen. An diesem Abend beim Bibellesen jedenfalls macht Jesus mir Mut – durch die bekannten Worte:
Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr gabt mir zu trinken. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich in euer Haus eingeladen. Ich war nackt, und ihr habt mich gekleidet. Ich war krank, und ihr habt mich gepflegt. Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.
Matthäus 25,35-36
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Flüchtlinge werden sie genannt. Ohne Namen, anonym, eine Masse von Menschen. Selten erfährt man viel mehr von ihnen – außer es endet tragisch. Wie bei dem ertrunkenen Jungen Aylan, der an einen türkischen Strand gespült wurde, weil ein Schlauchboot den Weg nach Griechenland nicht geschafft hatte, und dessen Foto um die Welt ging. Flüchtlinge: Sie alle haben ein Gesicht, einen Namen, eine Familie, eine Hoffnung, eine Geschichte!
Zum Beispiel Gervas aus Nigeria. Er wohnt in einem Asylheim Schleswig-Holsteins. Seit 15 Jahren wartet er nun schon auf eine Entscheidung der Behörden. Seit 15 Jahren! Doch mehr als einige Verlängerungen seiner Duldung waren bisher nicht für ihn drin. Und in den Wohngemeinschaften in diesen Heimen geht es während des Wartens auch nicht immer friedlich zu. Manchmal treffen dort schreckliche Einzelschicksale auf Rassismus und Fanatismus. Gervas ist Christ. Er lebt mittendrin in diesem Status der Unsicherheit seinen Glauben an Jesus. Er redet von Hoffnung, vom Ausharren – und dass Jesus ihn niemals verlässt. Muslime wie Atheisten hören ihm gerne zu, denn er hat einen ausgleichenden Charakter. Manchmal kommen sie sogar zur Bibelstunde, die er in seinem Quartier anbietet. Er ist nicht der einzige Christ in dem Heim, es gibt noch ein paar gläubige Frauen mit Kindern. Sonntags gehen sie gemeinsam in den Gottesdienst einer Gemeinde in ihrer Stadt, um von Gottes Wort gestärkt zu werden und Gemeinschaft unter Christen zu erleben. Nachmittags kehren sie wieder zurück in ihre Bleibe, zurück in den schroffen Alltag, in die provisorische Zwischenlösung in der Massenunterkunft. Zu Menschen, die wir Deutsche oft nur als namenlose »Flüchtlinge« in den Nachrichten wahrnehmen.
Gervas erzählt mir von den vielen Verhandlungen, die er in seinen 15 Jahren in Deutschland bereits hat durchstehen müssen: endloses Warten und Hoffen, und immer wieder die gleichen Fragen. Wie in einem Hamsterrad. Mittendrin bezeugt er mutig und ehrlich seinen Glauben. Weshalb er das Warten geduldig erträgt? »Jesus hat einen Plan für mein Leben, und ihm will ich gehorchen«, sagt er und schaut mir dabei tief in die Augen. Es beeindruckt mich, wie viel Mut und Zuversicht Gervas trotz seiner Situation ausstrahlt. Der Nigerianer ist mir ein Vorbild und Glaubensbruder.
Gott baut seine Gemeinde in den Asylunterkünften mit Leuten wie Gervas. Sie sind lebendige Zeugen für Jesus und ein wirklicher Segen. Sie sind wertvoll – jeder Einzelne. Geliebt und bei Jesus mit Namen und Geschichte bekannt. Viele kommen als Christen nach Europa, weil sie in ihren Heimatländern ihres Glaubens wegen verfolgt worden sind. Andere sind durch Kriege entwurzelt und traumatisiert. Manche sind bereits auf den Transitstrecken Christen und Gemeinden begegnet, die ihnen praktische Hilfe angeboten haben und ihnen für die kurze Zeit der Durchreise offen begegneten, voller Anteilnahme. Hier, in ihrem Zufluchtsland, suchen diese Menschen nach ähnlichen Erfahrungen, an denen sie andocken können. In dieser Atmosphäre finden Menschen neue Hoffnung.
Was für ein Wunder, wenn das passiert. Hoffnung mitten in der Not einer unsicheren Zukunft. Was für eine Chance, dass wir Christen in Deutschland dieses Wunder miterleben dürfen. Gemeinsam sind wir eine laute Stimme für unsere neuen Nachbarn aus allen Teilen der Welt: »Hilf dem, der sich selbst nicht helfen kann; schaffe denen Recht, die für sich alleine dastehen« (Sprüche 31,8). Ich bin so dankbar für die vielen Christen, die gerade jetzt ihren Glauben praktisch leben und diesen Einzelnen nachgehen. Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig es braucht, um eine Ermutigung zu sein: ein offenes Ohr, ein gemeinsames Gebet, ein Händedruck und eine Umarmung, die signalisiert: »Du bist wertvoll, und wir gehören zusammen. Ich sehe, dass du ein Mensch bist.«
In der Bibel fordert Gott uns auf, Einwanderer zu lieben und ihnen zu dienen. Jeder, egal welcher Hautfarbe und Religion, ist ein Geschöpf Gottes und von ihm geliebt. Er kennt sie alle beim Namen – auch Gervas. Diese Liebe Gottes zu uns Menschen dürfen wir heute leben, darf ich leben! Gott hat durch meinen Kontakt zu Gervas die Tür in meinem Herzen geöffnet. Wir müssen nicht alles selbst organisieren, sondern können auf bestehende Strukturen aufbauen, uns beispielsweise vorhandenen Initiativen zur Flüchtlings- und Migrantenhilfe anschließen. Das spart Zeit, Geld und bündelt Erfahrungen. Neben der praktischen Hilfe ist Gebet für Flüchtlinge und die Regierung ein zentraler Beitrag, den wir als Christen einbringen können. Es tut gut, mit diesem großen Thema nicht alleine zu sein.
Gott sei Dank für alle Christen, die sich für ihre Stadt, ihr Viertel und die Menschen öffnen und bereit sind, neue Wege zu gehen. Durch sie wird Gottes neue Welt in ihrer ganzen Vielfalt sichtbar und erlebbar. So erreicht seine Liebe die Menschen, denn er kennt die Flüchtlinge alle beim Namen.