© 2022 Tobias Sessler
Text: Tobias Sessler
Layout und Coverdesign: Barbara Grimm
Bildmaterial Cover: © Can Stock Photo Inc. / miceking
© Can Stock Photo Inc. / draganmilenkovic
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7557-9029-7
Es war einmal ein Mädchen… Ach, lassen wir das!
23. August 1869, 01:24 p.m. »Bong. Bong. Klack.« In den Little Red Hills über Darlington war eine seltsame Melodie zu hören. Der Verursacher der sich ständig wiederholenden Tonfolge war ein Pferd, das sich mit gemächlichen Schritten den Hang emporarbeitete. Der Name des gutmütigen Schimmels war Toulouse und bei näherer Betrachtung konnte man doch leicht erraten, woher die Geräusche stammten. Im Sattel saß kein Reiter. Nein, stattdessen waren über den beiden Steigbügeln je zwei leere Milchkannen am Gurtzeug angebunden. Durch die schwankenden Bewegungen des Tieres schlugen sie im Wechsel aneinander. Da eine der Kannen zudem eine hier ebenfalls angehängte Wasserflasche berührte, wurde die wohltönende Melodie durch ein heller klingendes »Klack.« ergänzt.
Unmittelbar vor Toulouse ging eine junge Dame, die mit der linken Hand den Zügel über der Schulter führte. Ihr Alter ließ sich nur schwer erraten. Ein Fremder hätte sie vielleicht auf Mitte 20 geschätzt - doch Emmy Lou Morisseau war tatsächlich erst 17 Jahre alt. Das Mädchen, welches es offensichtlich gerade sehr eilig hatte, trug schwarze Lederstiefel, die ihr in erheblichem Maße zu groß waren. Über den Rändern des schweren Schuhwerks sah man schneeweiße, mit feinem Garn gestrickte Strümpfe hervorblitzen. Es folgte ein schlichtes, knielanges Baumwollkleid, wie man es unten in der Schneiderwerkstatt von Mary Rosewood für 2 Dollar kaufen konnte. Sie hatte das Gewand, welches von der Hüfte abwärts von einer Schürze überdeckt wurde, mit der Schere vorn und hinten etwas eingeschnitten, so dass sie bequem im Sattel sitzen konnte. Bequem sitzen konnte man freilich nur, wenn man keine Milchkannen mit sich führen musste - aber das war in den letzten Wochen so gut wie nie vorgekommen. Den krönenden Abschluss der Kleidung bildete eine rote Kappe. Die bemerkenswerte, ja durchaus kuriose Kopfbedeckung war aus fein gebürstetem Samt gemacht und suchte westlich des Mississippi ihresgleichen. Ja, sie trug die Kappe seit ihrer frühesten Kindheit. Josephine hatte sie ihr gegeben. Kurz nachdem die Mutter gestorben war...
Und dann hatte man ihr »den« Beinamen gegeben. Ein Bursche namens Benjamin Frisco hatte vor zwei Jahren in der Schule - nach einer Leseübung in seinem heißgeliebten Märchenbuch - auf sie gezeigt und dabei ganz fröhlich gerufen: »Seht nur, das ist das Rotkäppchen!« Seitdem gehörte der Name zum allgemeinen Wortschatz der Einwohner Darlingtons und er wurde immer gebraucht, wenn das Mädchen mit seinen scheppernden Milchkannen am Morgen die Hauptstraße entlanglief.
Man rätselte über die Haarfarbe der jungen Dame, da man ihren Schopf nie zu sehen bekam. Ein gewisser Randy Petrell, der später zum Gehilfen des Bürgermeisters und dann zum Sheriff werden sollte, hatte vor vielen Jahren das Gerücht in die Welt gesetzt, dass es sich um feuerrote Locken von größter Peinlichkeit handeln müsse, die das Mädchen vor den Augen der Öffentlichkeit zu verstecken suchte. Das stimmte aber nicht. Sue Carson hatte zusammen mit einem der Cowboys von der Ranch sogar einmal versucht, der jungen Dame die Kappe vom Kopf zu reißen. Aber da waren sie mit Emmy Lou Morisseau an die Falsche geraten. Sie hatte sich mit ihren Fäusten so sehr zur Wehr gesetzt, dass ein solcher Streich seitdem nie wieder vorgekommen war und so blieb die Haarfarbe des hübschen Mädchens doch ein großes Geheimnis.
»Bong. Bong. Klack.« Das Rotkäppchen machte große Schritte - getreu dem Motto: »Lieber einmal weit mit den Beinen ausgeholt als zweimal gestolpert.« Toulouse eilte hinterher und das Ende des Hanges war schon fast erreicht. Da blieb das Mädchen aber doch einmal stehen und drehte sich um. War dort drüben vorhin nicht ein riesiger Ballon zu sehen gewesen? Unmittelbar über Fort Palousa hatte er doch am Himmel gestanden. Emmy Lou Morisseau legte die flache Hand über ihre haselnussbraunen Augen, um sich vor der Helligkeit der Sonne zu schützen. Sie musterte aufmerksam den Horizont jenseits des Flusses und stellte fest, dass der Fesselballon tatsächlich verschwunden war. An seiner Stelle stieg nun eine Rauchsäule in den texanischen Himmel empor und wurde langsam vom Wind verweht. Das Mädchen schüttelte ungläubig den Kopf. Vermutlich hatte ein Wachposten der U.S. Army mit dem modernen Fluggerät die Zeltdörfer der draußen in der Prärie lagernden Comanchen beobachten wollen und dann hatte es offenbar einen Unfall gegeben.
Schon das Erscheinen des Fluggerätes am Himmel war doch ein unerhörtes Ereignis gewesen und an einem normalen Tag hätte sie sich nun sicherlich eine Stunde hingesetzt und das spektakuläre Geschehen aus der Ferne beobachtet. Aber heute war kein normaler Tag. Ihre hellwachen Augen wanderten schnell hinüber zum Wasserturm der Eisenbahngesellschaft, der ganz einsam am südlichen Ortsende von Darlington stand. Oben auf der Überdachung des hölzernen Tanks, der im Eigentum der Union Pacific Railroad stand, saß eine blau gekleidete Person. Von dieser Position aus konnte man gut erkennen, dass sie die Knie herangezogen hatte und einen großen Strohhut trug. »Gut so, Rebecca!«, murmelte das Rotkäppchen.
Nachdem es eine Weile hinübergeschaut hatte, legte es Daumen und Zeigefinger zwischen die Lippen und pfiff hindurch. Fast noch im gleichen Augenblick trat etwas weiter unten ein grauer Esel aus dem Buschwerk hervor, wo er einige Blätter abgezupft hatte. Bei seinem Anblick wusste man nie so recht, ob man schmunzeln oder sich ein wenig fürchten sollte. Da das Fell um die Augen herum deutlich heller gefärbt war, konnte man meinen, dass das Tier eine Brille trug. Andererseits erinnerte die skurrile Zeichnung aber auch an den Anblick eines Schädels, wie man ihn in Mexiko am »Día de Muertos« - dem Tag der Toten - zur Schau trug. Da der Esel sich standhaft weigerte, schwere Lasten zu tragen, war sein Rücken lediglich mit einer alten Satteldecke beschwert. Zumindest glaubte das der Esel. Das Rotkäppchen hatte aber schon vor geraumer Zeit die eine Seite der Decke so umgenäht, dass eine versteckte, schlauchförmige Tasche entstanden war. Hierin verstaute es jeden Morgen heimlich das Gewehr, in dessen Kammer bereits vorsorglich eine Patrone eingelegt war. Der Esel wusste hiervon nichts und so trug er doch Tag für Tag eine kleine Last den Steilhang hinauf. »Komm schon, Sancho! Wir müssen uns beeilen.« Dann setzte Emmy Lou Morisseau den Aufstieg fort und schon nach 2 Minuten war die Anhöhe erklommen.
Die Hänge über Darlington führten keineswegs auf verschiedene Hügel, wie es der Name »Little Red Hills« vermuten ließ. Es handelte sich vielmehr um den Rand eines weitläufigen Flusstals, das der Rio del Gato im Laufe der Zeit beachtlich tief eingegraben hatte. Hier oben sah man nun über eine schier endlose Prärie, die den Übergang zu den Great Plains im zentralen Teil Nordamerikas darstellte. Die grasigen Ebenen am Horizont gehörten mithin bereits zu Oklahoma, wohin man die verschiedensten Indianerstämme zurückgedrängt hatte. Das Rotkäppchen verstand nicht viel von der amerikanischen Siedlungspolitik, doch es wusste genau, dass man nach einem Schwenk gen Westen und zahlreichen Tagesritten zum großen Felsengebirge gelangen konnte und wenn man den richtigen Pass überquerte, so sollten Kalifornien und der Pazifische Ozean vor einem liegen. Emmy Lou Morisseau hätte sich nur zu gern auf ein solches Abenteuer begeben und eines Tages hätte sie es vielleicht wirklich getan, wenn nicht dieser gottverdammte Zaun im Weg gestanden hätte.
Das Rotkäppchen lies den Zügel fallen und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den in der Sonne glänzenden Stacheldraht. Der Zaun umschloss ein Weideland von schier unvorstellbarer Größe, welches der alte Walter P. Carson als sein Eigentum ansah. Es ragte weit in das Territorium der Indianer hinein, so dass er sich die Comanchen an den Hals geholt hatte. Obwohl er durch den Zaun die Beschäftigung von 10 rechtschaffenen Cowboys einsparte, hatte er schon eine Woche später genau die gleiche Zahl an schießwütigen Halunken anstellen müssen, um sich der wütenden Angriffe der um ihr Jagdrevier betrogenen Roten erwehren zu können. Das alles hätte dem Rotkäppchen egal sein können, wenn nicht… ja, wenn nicht die kleine Farm seiner Großmutter inmitten des umzäunten Geländes gelegen hätte. Genauer gesagt gab es dort zwei Farmen, denn auch die Familie Johansson pflanzte hier oben in redlicher Arbeit allerlei Feldfrüchte. Wie ein Gürtel teilten die Grundstücke das riesige Weideland in zwei Hälften und das wollte Walter P. Carson so gar nicht gefallen. Da er das Gras und einen freien Zugang zu seinen Rinderherden haben wollte, hatte er die Johanssons und die Morisseaus immer wieder zur Aufgabe der Grundstücke gedrängt. Weit hinter Darlington waren zwei Flächen zum Tausch vorgeschlagen worden. Mangels Wasserversorgung waren diese aber weitgehend wertlos und so war es zu keiner Übereinkunft zwischen den beteiligten Parteien gekommen. In der Folge hatten sich die Angebote des Walter P. Carson in immer heftiger werdende Drohungen gewandelt und der Streit war so eskaliert, dass die Großmutter des Rotkäppchens mittlerweile fürchtete, dass man ihr das Haus in Brand stecken würde.
Toulouse und Sancho sahen aufmerksam zu, wie Emmy Lou Morisseau ganz ambitioniert mit einem ihrer schwarzen Stiefel kräftig gegen einen Zaunpfosten trat. Er bewegte sich um keinen einzigen Inch. Das Mädchen runzelte die Stirn und versuchte nun, an dem Draht zu rütteln. Prompt griff es in eine der Stachelkronen und schrie auf. »Bordel de merde!«, war zu vernehmen und ein sprachkundiger Zuhörer, den es in diesem Moment glücklicherweise nicht gab, hätte den wütenden Ausruf wohl mit »Himmel, Arsch und Zwirn!« übersetzt. Das Mädchen hatte so einige Flüche von seiner Großmutter gelernt. Da diese vor der Auswanderung im Departement Haute-Garonne im alten Europa gelebt hatte, verfiel sie bei Missgeschicken immer wieder in die französische Sprache und das Rotkäppchen tat es ihr gleich, obwohl man im Alltag doch nur das Englische benutzte.
Noch vor wenigen Wochen hätte das Mädchen einfach über die Weide zum Haus laufen können. Doch dann waren sie mit dem Stacheldraht gekommen. Die Umgehung der Weide zur rechten Hand kostete nun eine zusätzliche Stunde durch die offene Prärie. Zur linken Hand gab es einen Pfad, der in ein kleines Waldstück führte. Dieser Weg war um eine viertel Meile kürzer, doch er war weitaus beschwerlicher, da man hier das Pferd immer wieder durch dichtes Buschwerk ziehen musste. Eine wirklich gute Alternative gab es nicht mehr und so blickte das Rotkäppchen zornig zu dem großen Gatter, das in einigen Schritten Entfernung die schier endlose Linie des Drahtes durchbrach.
»Das hat doch auch keinen Sinn…«, murmelte das Mädchen, denn es wusste, dass die Cowboys der Carson-Ranch einen Baumstamm davor abgelegt hatten. Die wuchtige Sperre verhinderte das Öffnen des Tors und es bedurfte sicherlich der Kraft dreier Männer, um sie zur Seite zu schaffen. Vielleicht konnte Toulouse den Zaun mit einem gewagten Sprung überwinden? Das Rotkäppchen überlegte, ob es nicht die Milchkannen auf die andere Seite werfen sollte. Es war doch sehr geschickt beim Reiten und der Schimmel hatte sicherlich genügend Kraft. Oder würde er am Ende doch in den verhassten Stacheldraht stürzen? Und was war mit dem Esel? Das Grautier war doch viel zu klein für einen solchen Sprung. Ja, eine Zange oder zumindest ein Brecheisen müsste man haben…
Das Rotkäppchen ließ ratlos die Schultern hängen. Dann entschied es sich für den linken Weg, der am Rand der Weide in den Wald hineinführte. Das Transportunternehmen setzte sich wieder in Bewegung. »Bong. Bong. Klack.« Zu dieser Zeit wusste Emmy Lou Morisseau noch nicht, dass sie gerade einen großen Fehler beging.
* * *
Das Rotkäppchen folgte mit großen Schritten dem kaum erkennbaren Pfad, der holprig durch das Gehölz führte. Rechter Hand sah man immer wieder zwischen den Bäumen den verhassten Stacheldraht in der Sonne aufblitzen. Man hatte ihn, um den einen oder anderen Zaunpfosten einzusparen, einfach an die am Rand stehenden Baumstämme genagelt. Ab und an glotzte ein grasendes Rindvieh von der vorderen Koppel der Carsons herüber. Dieser Anblick konnte das eifrig voraneilende Mädchen aber kaum erfreuen, denn es war pausenlos damit beschäftigt, dornenbesetzte Zweige von seinem Gesicht fernzuhalten. Zumindest gab es hier etwas Schatten und die Sonne brannte nicht ganz so erbarmungslos auf die Haut.
Eine gute Viertelstunde war seit dem Betreten des Waldstücks vergangen, da schnaubte Toulouse und blieb wie angewurzelt stehen. Das Rotkäppchen drehte sich verwundert um, als es den plötzlichen Ruck am Zügel spürte. Das hatte das brave Pferd doch nicht ohne Grund getan? Ganz sicher nicht! Das Mädchen ließ seinen Blick suchend über das Dickicht schweifen. Ein Rascheln und das Knacken eines Astes waren zu hören, so dass sich das Rotkäppchen schnell wieder nach vorn drehte. In nur 10 Schritten Entfernung stand ein üppig gewachsener Wacholderstrauch, der von unzähligen Mücken und Fliegen umschwirrt wurde. Wieso fiel ihr das erst jetzt auf? Und da kam auch schon eine Gestalt aus dem Strauchwerk herausgekrochen. Stöhnend und keuchend rappelte sich ein Mann auf und als er endlich auf seinen Beinen stand, war es zu spät um wegzulaufen.
Das Rotkäppchen erkannte Dick Parker - der widerliche Kerl gehörte zu der Truppe, die man auf der Carson-Ranch angeheuert hatte. Er trug eine schmutzige, ausgefranste Lederhose und ein kariertes Hemd, über dem man eine Fellweste bewundern konnte. Sein aufgedunsenes Gesicht war von Bartstoppeln verschiedenster Länge - er hielt seinen Bartwuchs lediglich mit einer alten, rostigen Schere im Zaum - so verunstaltet, dass die blutunterlaufenen Augen schon gar nicht mehr auffielen. Dem Ganzen hatte er noch eine zerschlissene Trapper-Mütze aus Biberfell aufgesetzt. Der riesenhafte Mann hatte sie höchstpersönlich mit Nadel und Faden zusammengestückelt, aber das Resultat bewies doch nur, dass es mit seiner Nähkunst nicht weit her war. Früher hatte Dick Parker als Fallensteller den Bibern nach dem Leben getrachtet und die Pelze im nächstgelegenen Handelsposten teuer verkauft. Aber die fleißigen Nager waren inzwischen so rar geworden, dass sich diese Unternehmung nicht mehr lohnte. Das Geld, das ihm der alte Carson für das Bewachen der Ranch nun zahlte, war ihm gerade recht, um es ein- oder zweimal in der Woche in den Saloon zu tragen. Hier setzte er es in Whisky um oder verprasste es auf sonstige Art und Weise mit den genau zu diesem Zweck angestellten Animierdamen des Etablissements. Es kam auch immer wieder vor, dass er auf einen der Tische stieg und sich in einer endlosen Rede damit rühmte, gleich 7 Präriewölfe mit einem Knüppel erschlagen zu haben. So wie er sich ausdrückte, hatte er mit den Tieren kurzen Prozess gemacht, da sie ihm am Lagerfeuer eine knusprige Bisonkeule streitig machen wollten. Und so sollte man ihn nun den »Wulfman« nennen. Dass ihn kaum jemand mit diesem Ehrentitel anreden wollte, trieb ihm immer wieder die Zornesröte ins Gesicht. Am heutigen Tag war der Wulfman nicht nur betrunken, nein er war sturzbesoffen.
»Habe…«, Dick Parker konnte seinen Satz nicht beenden, da es ihm sichtlich schwerfiel, das Gleichgewicht zu halten. Seine Beine knickten nach hinten weg und wenn er nicht die Hand mit der Branntweinflasche weit von sich gestreckt hätte, wäre er sicherlich rücklinks wieder in den Wacholderstrauch gefallen. »Habe die Ehre. Wie… wie ist denn der Name dieser schönen Lady?«, lallte er schließlich.
Das Rotkäppchen biss sich auf die Unterlippe, entschloss sich dann aber doch zu antworten. »Mein Name ist Emmy Lou Morisseau, Sir.«
Der Trunkenbold grinste, als er den Nachnamen hörte. »Soso. Die kleine Morisseau, was macht sie wohl hier so allein in diesem… diesem verfluchten…« Dem Trapper fiel das abschließende Wort nicht ein. Und dann hatte er es doch: »…Wald?«. Während er seine Frage stellte, machte er einen Schritt nach vorn.
Das Mädchen trat aber sogleich zurück, so dass die Distanz fürs Erste gewahrt blieb. »Ich habe die Ziegen gemolken und die Milch noch am frühen Morgen zu Mister van Houten gebracht.«
Das war nicht gelogen, denn diese Lieferung gehörte zu den täglichen Aufgaben des Rotkäppchens. Roy van Houten hatte gleich im ersten Haus an der Hauptstraße Darlingtons eine Art Spezialitätengeschäft. Über der Eingangstür konnte man zwar nur das simple Wort »Store« auf einem bunt bemalten Holzschild lesen - in dem kleinen Verkaufsraum wurden aber höchst bemerkenswerte Dinge feilgeboten. Das Angebot reichte von in Stanniol verpackter Schokolade über geröstete Kaffeebohnen bis hin zu frisch gebackenem Blechkuchen. Die Ziegenmilch der Morisseaus verkaufte er zu einem Teil so, wie sie war. Aus dem Rest machte der Holländer vorzüglich schmeckenden Käse und etwas, das er »Sour Joghurt« nannte. Das weiße Zeug erfreute sich mittlerweile so großer Beliebtheit, dass regelmäßig einige Damen und Herren aus dem benachbarten Gainesville herüberkamen, um davon zu probieren.
»Verstehe, … die kleine Lady hat also ihre Milch verkauft. Da hat… hat sie doch sicherlich einen ordentlichen Gewinn gemacht. Hat sie vielleicht ein paar Pennys für den guten alten Wulfman übrig?«
»Nein, Sir. Ich werde nur einmal in der Woche bezahlt und habe daher kein Geld bei mir.« Dies war nun freilich gelogen, denn in den Kniestrümpfen von Emmy Lou Morisseau steckten sehr wohl die 3 Münzen, die ihr Roy van Houten gegeben hatte.
Das Mädchen starrte sein Gegenüber mit offenem Mund an, denn es bemerkte, dass sich eines seiner Hosenbeine dunkel färbte. War dem dummdreisten Kerl gerade eine Flasche Zitronenlimonade in der Hosentasche ausgelaufen? Oder hatte er etwa…? Ja, er hatte! Mein Gott, er hatte sich gerade in die Hose gepisst und das schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
»Man glaubt es ja nicht …«, murmelte das Rotkäppchen und wich angewidert weiter zurück. Es stand nun bereits hinter Toulouse, der nach wie vor regungslos auf dem Pfad verharrte. Das Mädchen konnte mit dem ausgestreckten Arm gerade noch den Zügel halten.
Dick Parker wankte wieder heran. Er war nun so nah, dass er die Milchkannen untersuchen konnte. Nach dem neugierigen Anheben eines Deckels ließ er aber davon ab, denn er hatte den kleinen Korb entdeckt, der oben am Sattelknauf hing. Roy van Houten - bei ihm handelte es sich um einen in die Jahre gekommenen Junggesellen, welcher der verwitweten Großmutter des Rotkäppchens immer wieder liebestolle Avancen machte - hatte deren Enkelin den Rest eines Kuchens und eine Flasche vom besten Bordeaux mitgegeben. Der Wulfman war über diese unerwartete Beute höchst entzückt und schon im nächsten Augenblick flog der Korken in die Büsche. Der besoffene Kerl nahm abwechselnd Schlucke vom Wein und aus seiner Branntweinflasche, um die Qualität der beiden Getränke zu vergleichen. Nachdem er den Rotwein zum Sieger gekürt hatte, widmete er sich dem Kuchen. Er riss den Mund weit auf und schob die zwei Stücke gierig hinein. Zu seiner großen Freude stellte er fest, dass es sich hierbei um einen gut gebackenen Apfelkuchen mit Streuseln handelte.
Das Rotkäppchen wollte energisch protestieren, presste dann aber doch die Lippen fest aufeinander. Der besoffene Kerl war gefährlich. Keine Frage! Er warf einen Schatten ganz so wie ein aufrechtstehender Schwarzbär und seine riesigen Hände glichen wahren Bratpfannen. Und wo hatte er eigentlich seine Augen? Starrte er nicht die ganze Zeit interessiert auf das Dekolleté der jungen Dame? Sollte es in dieser Hinsicht zu einem Handgemenge kommen, würde er sicherlich den Sieg davontragen. Und dann… nicht auszudenken! Das Rotkäppchen war mit dieser furchterregenden, abstoßenden Gestalt doch ganz allein im Wald. Selbst die Farm der Großmutter war noch gut eine Meile entfernt, so dass man sich jeden Hilferuf getrost hätte sparen können.
Während Dick Parker mit kindlicher Verzückung den Kuchen kaute, schielte das Rotkäppchen nach hinten. Dort stand in einer Entfernung von etwa 30 Schritten der Esel und das Mädchen konnte die Mündung des Gewehrs unter der Satteldecke hervorragen sehen.
»Komm her Sancho…« Emmy Lou Morisseau sprach diese Worte nicht laut aus - Sie formte sie lediglich mit den Lippen. Das Grautier stellte die Ohren auf, drehte sie in Richtung seiner Herrin und entschied sich dann doch stehen zu bleiben. Das Mädchen überlegte, ob es nicht zu ihm hinlaufen solle. Der kurze Sprint würde es 5 Sekunden kosten - vielleicht auch nur 4. Das Hervorziehen und Anlegen des Gewehrs würde weitere 3 Sekunden in Anspruch nehmen. Der umhertorkelnde Wulfman konnte ihr unmöglich so schnell folgen. Aber was war, wenn es der Halunke auf Toulouse abgesehen hatte? Sie sah an dem noch immer kauenden Mann vorbei und konnte hinter ihm kein weiteres Pferd oder Maultier entdecken.
Toulouse war nicht außergewöhnlich schnell. Er war auch nicht außergewöhnlich stark. Nein, er zeigte aus beidem genau die richtige Mischung, denn er zog ohne Murren den Pflug der Morisseaus und in der offenen Prärie konnte er dennoch ohne weiteres das Tempo einer wilden Mustang-Herde halten. Das brave Pferd war wie für den Westen gemacht und der Wulfman hätte es sich wohl nur zu gern unter den Nagel gerissen. Diese Erkenntnis brachte Emmy Lou Morisseau dazu, eine List anzuwenden. Ganz langsam führte sie ihre freie Hand seitlich unter die Schürze und ballte sie dort zur Faust.
Die Augen des Wulfmans folgten der Bewegung und er musste sich nun überlegen, was die »kleine Lady« unter ihrer Schürze versteckt halten mochte. War es am Ende gar ein Revolver? Unwahrscheinlich! Aber es war doch möglich, dass das Mädchen ein Messer bei sich führte, selbst wenn es nur ein einfaches Küchenmesser war?
Man konnte Dick Parker diese anstrengenden Gedankengänge förmlich im Gesicht ansehen. Der Kerl konnte zwar kaum aufrecht stehen, aber offensichtlich war er so an den Zustand der Trunkenheit gewöhnt, dass sein Hirn noch immer zu solch komplizierten Überlegungen fähig war. Und tatsächlich - er wich einen Schritt zurück und das Rotkäppchen freute sich insgeheim, dass der kleine Bluff aufgegangen war.
Dick Parker spuckte aus, knurrte und musterte nochmals das Mädchen. Dann hob er für einen kurzen Moment seine Biberfellmütze vom Kopf. »Na, … werde wohl wieder meines Weges gehen. Aber will doch hoffen, dass die junge Lady zum Abschiedsgruß einmal ihr rotes… ihr…«. Dick Parker fand nicht das richtige Wort und setzte erst nach einer Weile fort. »… ihr rotes Kopfding abnimmt.«
Freilich interessierte ihn die Haarfarbe des Mädchens, obwohl ihm die dunklen Augenbrauen doch einen mehr als deutlichen Hinweis geben mussten. Er spekulierte aber auch darauf, dass das Mädchen die Hand wieder unter der Schürze hervorzog.
Diesen Gefallen tat ihm das Rotkäppchen natürlich nicht. Schon aus Prinzip nicht. »Nein, Sir. Das will ich wohl lieber nicht tun, wenn’s recht ist.«
Der Wulfman verzog mürrisch das Gesicht und starrte vor sich hin. Schließlich hob er den Zeigefinger und drohte: »Die Lady verweigert einem rechtschaffenen Mann den Gruß? Werd’s ihr schon lehren… Eines Tages werd ich ihr schon Respekt und Manieren beibringen!«
Der Trunkenbold wandte sich ab und das Rotkäppchen wollte aufatmen, da die schreckliche Begegnung scheinbar ein Ende gefunden hatte. Da drehte er sich aber plötzlich nochmals um und schlug dem Pferd ganz überraschend mit der Faust vor die Brust. Toulouse stieg augenblicklich empor und tanzte auf den Hinterbeinen stehend um ein Viertel nach links, so dass Emmy Lou Morisseau der Zügel aus der Hand gerissen wurde. Dann sprang der treue Schimmel ins Dickicht, wühlte sich hindurch und galoppierte mit den nun wild aneinanderschlagenden Milchkannen tief in den Wald hinein. Als der Esel dies sah, entschied er sich ebenfalls zur Flucht. Auch Sancho verschwand zwischen den Bäumen.
»Pourriture!« schrie das Rotkäppchen, und wenn der Wulfman der französischen Sprache mächtig gewesen wäre, so hätte er hier wohl ein ganz treffend formuliertes »Dreckskerl!« verstanden.
Das Mädchen sprang in die stacheligen Brombeeren, um seinen Tieren nachzulaufen. Es ahnte bereits, dass dieser Vorfall eine weitere halbe Stunde kosten würde.
Dick Parker brach in schallendes Gelächter aus und wankte in nördlicher Richtung den Pfad entlang. Nach ein paar Schritten umklammerte er den Stamm einer Rotbuche und spie den Kuchen samt dem teuren Bordeaux wieder aus. Nachdem er sich den Mund mit dem Hemdsärmel mehr schlecht als recht saubergewischt hatte, ging er weiter und kam schließlich außer Sicht.
* * *
Während Josephine Morisseau mit einem alten Reisigbesen die hölzernen Dielen der Wohnstube fegte, sah sie immer wieder zu der leise tickenden Standuhr. Der von einem Uhrmacher in Marseille gefertigte Chronograph war das einzige bemerkenswerte Möbelstück in dem ansonsten spartanisch eingerichteten Haus. Neben der gerade offenstehenden Eingangstür stand ein Tisch mit zwei grob zugehauenen Sitzbänken. In der hinteren Ecke gab es ein Bett, das von der Großmutter und ihrer Enkeltochter gemeinsam zum Schlafen genutzt wurde. Daneben stand noch ein wuchtiger, mit Ornamenten bemalter Kleiderschrank, welchen man schon vor einem halben Jahrhundert aus stabilem Eichenholz gezimmert hatte. Hinter einer Bretterwand verbarg sich ein weiterer Raum, den man behelfsmäßig als Küche eingerichtet hatte. Die Durchgangstür war ganz praktisch ausgehängt, da sie bei den täglichen Verrichtungen doch nur im Wege war, und lehnte nun an einem der Regale, die bis zur Decke mit allerlei Vorräten gefüllt waren. Alles in allem handelte es sich also um ein recht bescheidenes Haus, doch Josephine Morisseau war es zufrieden.
Die schlanke Frau, die ihre langsam ergrauenden Haare am Hinterkopf zu einem schlichten Knoten gebunden hatte, wischte sich über die Stirn und stellte dann den Besen ab. Wiederum blickte sie zu der Uhr, deren langes Pendel sich mit unerschütterlicher Gemächlichkeit hin und her bewegte. Schließlich ging sie in die Küche, raffte ihre Schürze mit den Händen und zog damit einen Apfelkuchen aus dem Ofen, den sie schon seit einigen Stunden mit Holzscheiten mühsam befeuert hatte. Vielleicht würde das Rotkäppchen auch etwas Backwerk aus Darlington mitbringen… Wie auch immer, man konnte ja nie genug Kuchen im Haus haben. Mithin trug sie das Blech ins Wohnzimmer, wo sie es zum Abkühlen auf die Fensterbank stellte.
Nun blickte sie durch die offene Tür und suchte mit den Augen den Waldrand ab. Ja, die junge Dame mit der roten Kappe und den 4 Milchkannen war überfällig. An normalen Tagen traf das Mädchen schon am Vormittag wieder auf der Farm ein - aber heute war offensichtlich kein normaler Tag, denn die Zeiger der Standuhr wiesen ausdrücklich darauf hin, dass schon der späte Nachmittag angebrochen war. Nur selten hatte sich die Großmutter um das stets selbstbewusst auftretende Mädchen Sorgen gemacht. Doch heute war es anders. Irgendetwas schien nicht zu stimmen, aber der Frau blieb nichts anderes übrig, als nachdenklich den Kopf zu schütteln und zurück in die Küche zu gehen. Hier legte sie ihr Backwerkzeug in eine Schüssel mit Wasser und begann, es mit einem Lappen und einer Bürste sorgfältig zu reinigen. Nach 5 Minuten lief sie aber doch wieder in den anderen Raum, um erneut aus der Tür zu sehen. Nach wenigen Schritten glitten ihre Hände an der Schürze herab und sie erstarrte wie zu einer Salzsäule. Mitten in der Wohnstube stand Dick Parker.
Der im Norden von Texas als »Wulfman« bekannte Trunkenbold stellte seine inzwischen vollends gelehrte Branntweinflasche - diese trug er aus unerfindlichen Gründen noch immer bei sich - auf dem Tisch ab. Er setzte ein breites Grinsen auf. »Habe… habe die Ehre, ist doch wohl ein schöner Tag heute, nicht wahr?« Er strich sich für einen Moment gedankenversunken über die Bartstoppeln und wiederholte dann nochmals: »Ist doch wirklich ein prächtiger Tag. Habe ich nicht recht, Ma’am?«
Josephine Morisseau schielte auf die durchnässten Hosen ihres Gegenübers, stemmte dann ihre Arme in die Hüften und ärgerte sich, dass sie die Tür offengelassen hatte. »Das mag schon sein, aber gibt dies ihnen das Recht, ungefragt meine Farm und mein Haus zu betreten, Mister Parker?«
»Der gute alte Wulfman will der Dame des Hauses doch nur einen Besuch abstatten. Wie ich sehe, hat sie schon den Kuchen bereitgestellt«, entgegnete der Trunkenbold und nickte kurz in Richtung des Fensters.
Die Großmutter des Rotkäppchens machte einen energischen Schritt nach vorn und wollte so den ungebetenen Gast zur Tür hinausdrängen. Es handelte sich hierbei jedoch um ein hoffnungsloses Unternehmen, denn der riesige Kerl bewegte sich kein Stück. Wie ein Fels in der Brandung - dieser schwankte freilich ein wenig - stand er inmitten der Wohnstube. Er grinste noch immer.
»Wenn sie kein Anliegen vorzutragen haben, so muss ich sie doch bitten, augenblicklich mein Haus zu verlassen!«, sagte die Frau mit immer lauter werdender Stimme.
Nun hob der Wulfman beschwichtigend den Zeigefinger und zog ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche seiner Fellweste. Nachdem er es unter allerlei Flüchen glattgestrichen hatte, hielt er es der Großmutter unter die Nase. Josephine Morisseau zog eine kleine Brille aus der Brusttasche ihrer Schürze und begann zu lesen. Schon nach wenigen Sekunden hielt sie inne, denn das Schriftstück war ihr in den letzten Wochen bereits zweimal vorgelegt worden. Es handelte sich um den unerhörten Vertragsentwurf, der die Abtretung ihrer Farm an Walter P. Carson besiegeln sollte. Im Text war das zum Tausch angebotene Grundstück am Eingang zum Yellow Rock Valley aufgeführt. Unmittelbar darunter prangte bereits die Unterschrift des alten Viehhändlers. Nur die Linie, auf der Josephine Morisseau unterzeichnen sollte, war noch frei.
Die nach wie vor sehr selbstsicher auftretende Frau zerriss das Papier in zwei Hälften. Diese knüllte sie in aller Ruhe zusammen und warf sie schwungvoll aus dem Fenster. »Meine Farm steht weder zum Verkauf noch werde ich einem Tausch zustimmen. Das können sie ihrem Boss gern erneut ausrichten, Mister Parker.«
»Na schön. Mal sehn… Da wäre dann aber auch noch die monatliche Gebühr von zehn Dollar zu entrichten. Die Jungs von der Ranch werden euch die Comanchen nicht für ’nen Teller Bohnen vom Hals halten. Der… also der Bürgermeister hat’s ja so festgesetzt und ich soll’s einsammeln«, stammelte der ungebetene Besucher, der seine Forderung mit einem ungehörigen Rülpsen untermauerte.
Josephine Morisseau verschränkte demonstrativ die Arme. »Ich werde niemandem zehn Dollar zahlen. Und auch keine fünf.«
»Ganz wie sie meinen, Ma’am. Aber darf ich wohl noch um ein Glas Wasser bitten? Dem guten alten Dick Parker brummt ein wenig der Schädel.«
Josephine Morisseau hoffte, dass der unerträgliche Besuch nun ein Ende finden würde und so ging sie in die Küche, um dem Verlangen des Trappers nachzukommen. Als sie zurückkam, bemerkte sie, dass das zum Abkühlen auf die Fensterbank gestellte Backwerk verschwunden war. »Wo ist der Kuchen?«
»Weiß der Geier…«, antwortete der Trunkenbold, während er der Großmutter einen Schwall von Kuchenkrümeln ins Gesicht spuckte. Dann nahm er das Wasser, kippte es sich in die Kehle und setzte fort: »Sehen sie, gute Frau, wir beide haben da nun ein kleines Problem. Die Sache mit ihrer Farm geht mich eigentlich nichts an. Nein, das tut sie wohl nicht, aber der Boss hat mir ’nen ganzen Dollar gegeben, damit ich ihnen ein wenig auf die Sprünge helfe. Und Dick Parker will nicht Dick Parker heißen, wenn er die ihm aufgetragene Arbeit nicht auch aufs Beste verrichten wollte. Nichts für ungut, aber da werd ich der Dame des Hauses bei der Sache wohl ein wenig behilflich sein müssen.«
Er setzte wiederum sein breites Grinsen auf und erst jetzt wurde Josephine Morisseau bewusst, dass sie sich in größter Gefahr befand. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie, wie der betrunkene Kerl zum Fenster ging. Hier zog er ein kleines Briefchen mit Zündhölzern, so wie man es unten im Saloon gratis zu den kubanischen Zigarren bekam, aus der Tasche. Er brach ein Hölzchen heraus und rieb es an der Sohle seines Stiefels. Das war kein leichtes Unterfangen, denn aufgrund des immensen Genusses an Branntwein fiel es eben ausgesprochen schwer, auf einem Bein zu stehen. Er hielt sich mit einer Hand laut fluchend an der Bretterwand fest und beim siebenten Versuch glückte es dann doch. Die winzige Kuppe aus Phosphor entzündete sich und Parker hielt das Hölzchen an den vergilbten, etwas staubigen Vorhang. Sogleich ging der alte Baumwollstoff in Flammen auf.
»Um Gottes willen! Was tun sie denn da? Haben sie den Verstand verloren?«, schrie Josephine Morisseau und stieß den Brandstifter zur Seite. Sie riss den Vorhang zu Boden und ging dann schnell auf die Knie, um das Feuer mit ihrer Schürze zu ersticken. Als die Frau den Kopf drehte, bemerkte sie zu ihrem größten Entsetzen, dass der ungebetene Besucher gerade dabei war, auch den zweiten Vorhang an der anderen Seite des Fensters in Brand zu stecken. Noch bevor ihm dies gelang, hielt er aber inne und schien angestrengt zu lauschen. Draußen am Waldrand war eine wohlbekannte Melodie zu hören. Die Großmutter zuckte zusammen.
»Bong. Bong. Klack.«
Josephine Morisseau sprang auf und eilte zur Küche, wo neben dem Regal eine Winchester stand. Sie stand dort seit die Drohungen des Walter P. Carson und seiner Handlanger immer unverfrorener geworden waren. Und sie war geladen. Ihre Enkeltochter durfte auf gar keinen Fall in diese Sache hineingezogen werden, denn hier ging es mittlerweile um Leib und Leben. Daran gab es jetzt keinen Zweifel mehr.
Die Großmutter hatte den Durchgang zur Küche schon erreicht und konnte bereits das Gewehr sehen. Da gelang es dem hinterherstürzenden Wulfman, die auf dem Rücken verknoteten Bänder ihrer Schürze zu greifen. Er riss die Frau zurück und umklammerte sie mit seinen riesigen Armen. Nach einem kurzen Handgemenge griff er in die Waschschüssel und stopfte der Großmutter den nassen Spüllappen in den Mund. Er zerrte seine Kontrahentin zurück in die Wohnstube, sah sich hastig um, riss die Tür des Kleiderschranks auf und drängte die Großmutter hinein.
»Ein Wort und die Kleine ist tot!«
Nachdem Dick Parker die schwere Schranktür geschlossen und den Schlüssel gedreht hatte, sah er sich nochmals um. Auf dem Boden entdeckte er die Brille, die der Großmutter bei dem Geschiebe heruntergefallen war. Ein Glas war zersprungen, aber Parker setzte sie sich dennoch auf. Sogleich eilte er zum Bett und kroch unter die strohgefüllte Leinendecke, die er bis zur Nase nach oben zog. Obwohl am unteren Ende die dreckigen Stiefel herausragten und oben die dilettantisch zusammengenähte Biberfellmütze zu sehen war, hielt er sein Vorgehen für eine ausgezeichnete List. Nicht einmal seine eigene Mutter hätte ihn nun erkannt. So glaubte er. Freilich war diese unerschütterliche Überzeugung dem Branntwein geschuldet… Aber da verstummte auch schon das Geklapper der Milchkannen und im nächsten Augenblick lief das Rotkäppchen wild gestikulierend durch die offene Tür.
»Ein sturzbetrunkener Kerl hat mir mitten im Wald das Pferd scheu gemacht. Und den Kuchen, den mir Mister van Houten mitgegeben hatte, hat er auch noch aufgegessen. Man glaubt es ja nicht! Großmutter? Wo bist du?«
Das Mädchen lief in die Küche. Da es dort aber niemanden finden konnte, kam es zurück und entdeckte nun den angesengten Vorhang auf dem Boden. Schließlich bemerkte es auch die Gestalt im Bett und trat näher heran.
Als der Wulfman dies durch die kleinen Brillengläser sah, setzte er das breiteste Grinsen des Tages auf, denn er malte sich aus, wie er der hübschen Lady einen dicken und gleichermaßen überraschenden Kuss geben würde. Das Rotkäppchen starrte ihn unterdessen regungslos an.
»Aber Großmutter, warum hast du so blutunterlaufene Augen?«, fragte es nach einem Moment des Schweigens.
»Weil ich eine ganze Flasche Brandy gesoffen habe, mein Kind«, krächzte Dick Parker, der in seiner Trunkenheit fest davon überzeugt war, dass er seine Stimme auf damenhafte Art und Weise bestens verstellt hatte. Dann ergänzte er: »Komm nur noch ein Stück näher, damit ich dich besser sehen kann.«
Nun wurde es Emmy Lou Morisseau aber doch zu viel. »Für wie dumm halten sie mich eigentlich, Sir?«, schrie sie und bückte sich. Sie bekam einen irdenen Nachttopf zu fassen und schlug diesen schwungvoll gegen die Stirn des Wulfmans. Das Gefäß zerbrach in ein Dutzend Scherben.
Der versoffene Kerl schleuderte die Bettdecke weg und setzte sich auf. Er stöhnte, denn seine Kopfschmerzen waren nun um einiges stärker geworden. »Werde der jungen Lady schon die richtigen Manieren lehren! Ohne jeden Grund einen rechtschaffenen Mann zu schlagen!«
Das Mädchen blickte sich suchend um und machte einen Schritt in Richtung der Tür. »Wo ist meine Großmutter? Was haben sie meiner Großmutter angetan?«
Da schnellte der Wulfman in einer Geschwindigkeit, die man ihm in seinem Zustand wohl kaum zugetraut hätte, aus dem Bett heraus. Er bekam das entsetzt aufschreiende Rotkäppchen an den Schultern zu fassen und zog es sogleich zu sich heran. »Da hab ich sie! Werde der kleinen Lady jetzt etwas Respekt lehren…«, keuchte er.
Dem Rotkäppchen wurde angst und bange, als es spürte, wie sich die riesigen Pranken des trunkenen Kerls noch fester um die Schultern legten. Die Angst verwandelte sich in blankes Entsetzen, als es dann auch noch die nachfolgenden Worte des widerlichen Halunken vernahm.
»Werde der Lady wohl fürs Erste einen Kuss geben…«
Dick Parker leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen, die von der texanischen Sonne ganz aufgesprungen und vertrocknet waren. Das Rotkäppchen versuchte vergeblich, sich aus dem festen Griff zu winden, während sich das grässliche Gesicht näherte. Emmy Lou Morisseau drehte verzweifelt den Kopf zur Seite, doch Dick Parker griff ihr sogleich mit der rechten Hand an den Hals und er hielt sie - ganz nach seinem Belieben - nun so, wie er es haben wollte. Gleich würde er den süßen Geschmack ihrer Lippen kosten…
Da kam die Faust des Rotkäppchens geflogen. Ein englischer Sportsmann hätte den Schlag ohne weiteres als erstklassigen Aufwärtshaken bezeichnet. Der Wulfman wurde genau an der Spitze seines Kinns getroffen und man konnte hören, wie die ihm verbliebenen Backenzähne aufeinanderschlugen. Nachdem er die Hälfte eines Zahns ausgespuckt hatte, verfiel er in ein ohrenbetäubendes Geschrei, das im Wesentlichen aus übelsten Beschimpfungen und kurzgefassten Flüchen bestand. Noch immer hatte er das Mädchen am Hals gepackt und er musste den derben Griff erst öffnen als die zweite Faust herangeflogen kam. Die Linke des Rotkäppchens traf ihn seitlich an der Schläfe und für einen Moment sah es so aus, als ob seine Pupillen hinter den Augenlidern verschwunden wären. Sichtlich benommen taumelte der Kerl einige Schritte zurück, hielt sich aber noch immer auf den Beinen.
»Er will einfach nicht umfallen…«, flüsterte das Rotkäppchen zu sich selbst. Erst jetzt spürte das Mädchen den immer stärker werdenden Schmerz, der durch ihre Arme zuckte. Es war, als ob einige Bienen darin summen würden. Ein ganzer Bienenschwarm musste es sein. Ja, das Rotkäppchen hatte so stark zugeschlagen, dass es nun fürchtete, sich selbst den einen oder anderen Finger gebrochen zu haben. Unterdessen geriet Dick Parker vollends in eine wütende Raserei, was man schon daran erkennen konnte, dass er das Mädchen nicht mehr als Lady bezeichnete.
»Miststück! Das hast du mir nicht umsonst getan!«, schrie er so laut durch das Haus, dass das Pendel der Standuhr erzitterte.
Seine Gegnerin hob mit gequältem Gesicht die Fäuste und stellte sich so auf, wie sie es bei den Preisboxern auf dem Jahrmarkt in Gainesville gesehen hatte.
»Ich werd dem kleinen Miststück schon lehren, wie…« Weiter kam Dick Parker nicht, denn hinter ihm war ein Krachen zu hören.
Josephine Morisseau hatte sich von innen so gegen die Schranktür geworfen, dass die Angeln und das Schloss aus dem Holz gerissen waren. Sie stürzte in die Wohnstube, spuckte den Spüllappen aus und dann galt der erste Blick ihrer Enkeltochter. »Lauf, Emmy! Raus hier, sofort raus hier!«
Das Rotkäppchen tat wie ihm geheißen war und stolperte rückwärts zur Tür hinaus. Noch im gleichen Augenblick sprang Josephine Morisseau dem Wulfman an den Rücken. Sie legte einen Arm um seinen Hals und zog ihn ein Stück nach hinten. Dann trat sie ihm mit dem Fuß in die Kniekehle, so dass das Bein zusammenklappte. Dick Parker sackte zu Boden und kniete nun dort wie ein betender Mann. Die wacker kämpfende Frau zog noch immer an seinem Hals, um ihn gänzlich zu Boden zu ringen. Dies gelang ihr aber nicht. Der riesenhafte Kerl war einfach zu kräftig und so konnte er sich doch wieder nach oben stemmen und kam auf die Beine. Er schüttelte die an seinem Rücken hängende Frau mühelos ab. Sie war für ihn gerade von keinerlei Interesse, denn er richtete seinen Zorn einzig und allein auf das Mädchen, das draußen vor der Tür stand.
Emmy Lou Morisseau drehte sich um. Drüben, ganz am Ende der Farm, auf dem Kartoffelacker, stand der Esel mit dem Gewehr. Natürlich stand er dort. Wo sollte er auch sonst stehen? Das Mädchen kam zu der Erkenntnis, dass es offenkundig eine »saublöde« Idee gewesen war, einen frei umherlaufenden Esel das Gewehr tragen zu lassen. Weitere Überlegungen konnte es aber nicht anstellen, denn nun kam auch Dick Parker heraus. Das Rotkäppchen nahm alles, was es greifen konnte, und warf es dem widerwärtigen Halunken entgegen. Nachdem eine Schaufel und die Feldhacke schadlos an ihm abgeprallt waren, warf das Mädchen noch einige Steine, die es am gestrigen Nachmittag mühsam vom Acker geklaubt hatte. Der erste Brocken verfehlte den Wulfman um eine Handbreit, der zweite traf ihn an der Brust und der dritte - er hatte in etwa die Größe eines Hühnereis - traf an der Schläfe. Es war genau die Stelle, an der zuvor schon die Faust eingeschlagen hatte und so rann dem Wulfman nun einiges Blut am Auge vorbei über die Wange.
»Will dich lehren, Steine zu werfen! Verfluchtes kleines Miststück! Werd dich schon lehren…« Ein letztes Mal wollte er sich auf das Rotkäppchen stürzen und ihm den Garaus machen.
Aber da kam auch Josephine Morisseau heraus. In ihren Händen hielt sie nicht etwa die Winchester, sondern die Eichentür des Kleiderschranks und genau diese schlug sie mit letzter Kraft auf den Schädel des vor Wut schäumenden Tyrannen.
Dick Parker taumelte drei Schritte nach links. Er ruderte hilflos mit den Armen und lief dann in skurriler Art und Weise rückwärts nach rechts. Er kam erst zum Stehen, als er die Ummauerung des Brunnens hinter sich spürte. Just in diesem Augenblick rannte das Rotkäppchen gegen ihn an. Mit der Schulter und den noch immer schmerzenden Händen gelang es dem Mädchen, den benommenen Kerl über die Brüstung zu drücken. Parker griff verzweifelt nach dem Seil, an welchem man den Eimer zum Heraufziehen des Wassers festgeknotet hatte. Da der dicke Strick aber um eine drehbar gelagerte Spindel gewickelt war, rollte er sich ab und Dick Parker stürzte, ohne weitere Worte zu machen, in den dunklen Schacht. Die Morisseau-Frauen hatten den Wulfman besiegt.
* * *
Es war ein außergewöhnlich heißes Jahr in Texas. Jeden Tag schien die Sonne unerbittlich vom Himmel herab und so brauchte man sich auch nicht wundern, dass der Brunnen - der im Übrigen genau die etwas über das Flusstal hinausgeschobene Grenze zwischen Texas und Oklahoma markierte - auf der Farm der Josephine Morisseau trockengefallen war. Die Frauen mussten, ebenso wie die benachbarten Johanssons, das Wasser aus dem nahen Waldstück - hier gab es glücklicherweise einen kleinen Bach - unter erheblicher Mühe herantragen.
Das größte Ärgernis war nun aber, dass es Dick Parker gelang, wieder aus dem Brunnen herauszuklettern. Nach einer Viertelstunde erschienen seine Hände und er zog sich keuchend an der Einfassung des nur zwölf Fuß tiefen Schachts empor. Als er über die Kante sah, blökte ihn der nun unmittelbar vor dem Brunnen stehende Esel Sancho erschrocken an.
»Mistvieh! Weg da!«, krächzte Parker und versuchte, dem Grautier ins Gesicht zu spucken. Es gelang ihm nicht. Als er wieder Boden unter den Stiefeln und sich umgedreht hatte, wurde die Aussicht nicht besser. Er blickte nun in die Mündungen zweier Gewehre.
Emmy Lou Morisseau hatte den Finger am Abzug und spürte den Druckpunkt des kleinen Hebels genau. Nicht eine Sekunde würde sie zögern, wenn der widerliche Kerl jetzt noch einmal mit seinem »Ich-Werd’s Dich-Lehren-Gefasel« anfangen sollte.
Dick Parker hob auch tatsächlich seinen Finger, zeigte aber nur wortlos abwechselnd auf die beiden Frauen. Schließlich richtete er doch noch ein paar Worte an Josephine Morisseau. »Will ihnen wohl noch einen guten Rat geben. Sie sollten hier verschwinden und das Angebot vom alten Carson annehmen, solange es noch gültig ist. Sonst werden die Jungs von der Ranch hier andere Saiten aufziehen…«
Das Rotkäppchen nahm das Gewehr aus dem Anschlag und schoss in die Luft. Da das zuverlässige, bestens gepflegte Springfield-Trapdoor-Gewehr in der Cadet-Rifle-Version über einen relativ kurzen Lauf verfügte, erklang ein durchaus ungewöhnlicher Knall, der an einen bellenden und sich zugleich verschluckenden Hund erinnerte. Dieses Geräusch sollte Dick Parker nicht zum letzten Mal gehört haben. Knurrend drehte er sich um und wankte zum Waldrand hinauf, wo er endlich zwischen den Bäumen verschwand.
* * *
Da die Finger der Emmy Lou Morisseau noch immer so brummten, als ob Bienen darin zugange wären, hatte sie größte Mühe, die fest angezogenen Knoten zu lösen, mit denen die Milchkannen am Sattel angebunden waren. Als es ihr endlich gelungen war, fädelte sie schnell die Henkel von dem Lederband herunter und stellte die leeren Gefäße neben die Tür des Hauses. Anstelle des Korbs hängte sie ein langes Seil über den Sattelknauf. Es war ganz nach der Art eines Lassos zu einer Schlinge gebunden und wurde von Toulouse misstrauisch beäugt. Unmittelbar hinter dem Sattel ragte nun das querliegende und in eine Decke eingerollte Gewehr hervor.
Das Mädchen stellte schon den rechten Stiefel in den Steigbügel und wandte sich dann aber an die Großmutter, die danebenstand und noch immer ihre Winchester in den Händen hielt. »Ich muss noch einmal zurück nach Darlington. Der Bürgermeister hält Rebecca oben auf dem Wasserturm fest.«
Josephine Morisseau sah ihre Enkeltochter erstaunt an, denn es fiel ihr schwer, die Worte »Bürgermeister«, »Wasserturm« und »Rebecca« in einen auch nur halbwegs vernünftigen Zusammenhang zu bringen. »Auf dem Wasserturm?«, fragte sie schließlich.
Das Rotkäppchen nickte.
»Und warum hält man sie dort fest?«
»Naja, sie hat heute Vormittag einen gewissen Joe Wick niedergeschlagen.«
Die Augen der Großmutter wurden immer größer und ohne es zu merken, hielt sie nun sogar den Mund offen. »Rebecca? Rebecca hat jemanden niedergeschlagen? Du sprichst von Rebecca Johansson?«
»Ja, das ist eine komplizierte Geschichte. Ich werde sie nach Sonnenuntergang herunterholen.« Das Rotkäppchen dachte einen Augenblick nach und setzte dann fort. »Es ist wohl am besten, wenn du mit den Ziegen zur Farm der Johanssons hinübergehst. Zumindest heute Nacht ist es dort sicherer. Richte Rebeccas Vater aber aus, dass er besser nicht zum Turm kommen soll. Das gibt sonst alles nur einen riesigen Ärger. Ich werde die Sache schon regeln.«
Josephine Morisseau nickte unsicher, denn die spärlichen Informationen, die sie gerade von ihrer 17-jährigen Enkeltochter bekommen hatte, waren mehr als beunruhigend. Da sie aber wusste, dass man das Rotkäppchen ohnehin nicht zurückhalten konnte, stimmte sie zu.
Emmy Lou Morisseau nahm den Stiefel wieder aus dem Steigbügel und rannte in den Schuppen, der unmittelbar neben dem Haus stand. Man hörte sie in einem der Regale kramen und dann kam sie mit einem Paar Handschuhen und einer Zange zurück. Sodann ging sie mit dem Werkzeug zu dem Stacheldraht, der hinter dem Kartoffelacker die Grenze zum unteren Weideland des Walter P. Carson markierte. Nach einigen Rucken waren die Nägel aus einem der Holzpfosten gezogen und der verhasste Draht hing nun so in der Luft, dass er sich zu Boden treten ließ.
»Was tust du da? Das ist nicht unser Eigentum und es wird den Cowboys von der Ranch sicher nicht gefallen…«, meinte die Großmutter, die mit dem Gewehr und einem fragenden Blick hinterhergeeilt war.