Was wollen Sie wissen?
Mut zahlt sich aus
Was es bedeutet, Mut bei der Geldanlage zu beweisen
Mutige Anleger handeln rational
Stufe für Stufe zum Vermögen
Bausteine für mutige Anleger
Geldwertanlagen versus Sachwertanlagen
Zinspapiere – das Sicherheitsnetz fürs Depot
Aktien – Firmenbeteiligungen mit hohem Ertragspotenzial
Investmentfonds – Sparen für jeden Geldbeutel
ETF – einfach in einen Börsenindex investieren
Das Basisportfolio für ein breit gestreutes Depot
Nachhaltig anlegen – saubere Renditen erzielen
Depoterweiterungen für Fortgeschrittene
Renditekick mit Aktienstrategien
Das richtige Handwerkszeug für die Auswahl der Aktien
Interessante Anlagestrategien für jedermann
Für ganz Mutige
Rohstoffe – Gewinnchancen dank knapper Ressourcen
Währungen – mit Dollar, Yen und Pfund Gewinne einfahren
Zertifikate – Möglichkeiten für jede Markterwartung
Hebelpapiere sorgen für Dynamik
Was eignet sich wann?
Social Trading – (Heiße) Infos von und für Tippgeber
Abseits regulierter Börsen
Im Fokus: Contracts for Difference (CFD)
Im Check: Bitcoin, Ether & Co – Kryptowährungen und Token
Im Trend: Crowdinvesting
Vermeintliche Steuerwunder: Geschlossene Fonds (AIF)
Nicht verwechseln: Genüsse und Genossenschaftsanteile
Praxis: Pläne clever umsetzen
Filialbank oder Onlinebroker – wo bin ich besser aufgehoben?
Robo-Advisor: computergestützte Geldanlage
Richtig handeln an der Börse
Das Depot gezielt anpassen und absichern
Geldanlagen richtig versteuern
Goldene Regeln für Anleger
Das Geheimnis des Erfolgs
Hilfe
Fachbegriffe erklärt
Die günstigsten Depotanbieter auf einen Blick
Diese ETF sind 1. Wahl
Anlagestrategien mit ETF nachbilden
Stichwortverzeichnis
Fonds, ETF, Anleihen, Aktien? Das sind keine Fremdwörter für Sie, doch richtig herangetraut haben Sie sich noch nicht? Oder Sie haben schon Erfahrungen, aber möchten mehr wissen, zum Beispiel, wie Sie Ihr Depot sinnvoll ergänzen können? Dann haben Sie mit diesem Buch einen guten Griff getan. Hier erfahren Sie alles Wichtige rund um die Geldanlage, vorausgesetzt, Sie bringen etwas Mut mit.
Was bedeutet „Mut“ in der Geldanlage?
Beim Begriff „Mut“ denkt mancher von Ihnen vielleicht an seine Kindheit zurück: als Sie sich zum ersten Mal getraut haben, allein in den dunklen Keller zu gehen oder allein die dreistündige Zugfahrt zu den Großeltern anzutreten. Vielleicht erinnern Sie sich auch daran, wie stolz Sie waren, als Sie Ihr Unbehagen erfolgreich überwunden hatten. Ähnlich wird es Ihnen auch ergehen, wenn Sie sich überwinden, künftig ein wenig mehr Mut bei der Geldanlage aufzubringen und zum Beispiel Ihr Geld gezielt an der Börse zu investieren. Sie werden sehen: Wenn Sie bestimmte Regeln beachten, Durchhaltevermögen mitbringen und sich nicht beirren lassen, falls der Wert Ihrer Geldanlagen zwischenzeitlich auch mal sinkt, dann können Sie auf längere Sicht deutlich höhere Erträge erzielen als derzeit. Wie man das macht, worauf man dabei achten muss und was man besser lässt, all das erfahren Sie in diesem Buch.
Welche Anlageformen verlangen überhaupt Mut?
Wer sein Geld in börsengehandelte Anlagen investiert, allen voran Aktien, Aktienfonds oder -ETF, muss ein gewisses Maß an Mut aufbringen, um Kursschwankungen ertragen zu können. Zum Ausgleich winken allerdings langfristig deutlich höhere Renditechancen. Da die minimalen Zinsen von sicheren Anlagen wie Sparbuch, Tages- und Festgeld für einen schleichenden Schwund des Vermögens sorgen, ist es aber auch rational, in renditeträchtige Anlagen wie Aktien zu investieren. Es gibt natürlich noch andere Anlageformen, die erheblich mehr Mut, aber auch sehr detaillierte Kenntnisse erfordern, weil die Risiken noch größer sind. Von manchen Anlagen müssen wir auch komplett abraten. Dazu erfahren Sie das Wichtigste in diesem Buch (siehe Kapitel ab Seite 85 und Seite 113) – auch, um Sie davor zu warnen, allzu forsch bei der Geldanlage vorzugehen. Das wäre nämlich tollkühn und nicht mutig.
Welche Anlagestrategien haben sich für Privatanleger bewährt?
Es gibt in der Tat Strategien, die sich seit Jahrzehnten bewährt haben und auch von Privatanlegern ohne großen Aufwand genutzt werden können. Das A und O besteht in einer breiten Streuung der Anlagerisiken über viele Regionen, Länder und Branchen hinweg. Interessant ist auch das Investment in Substanzwerte, die als unterbewertet gelten, oder in Unternehmen, die dauerhaft attraktive Dividenden zahlen. Daneben gibt es weitere Strategien, die wir Ihnen ab Seite 59 präsentieren. Dort erhalten Sie auch das nötige Rüstzeug, um diese Unternehmen ausfindig zu machen. Und Sie erfahren auch, wie Sie kostengünstig mit ETF und Fonds von diesen Strategien profitieren.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Risiken zu verringern?
Die wichtigste Grundregel einer langfristigen Geldanlage besteht darin, die Risiken breit zu streuen. Mit Aktienfonds oder -ETF lassen sich auch kleinere Beträge auf eine Vielzahl von Investments verteilen. Wenn einzelne Werte einmal nicht so gut laufen, wird das durch andere auf lange Sicht in der Regel mehr als ausgeglichen. Und: Ein guter Mix Ihrer Geldanlagen ist ganz zentral. Dabei Mut aufzubringen heißt aber nicht, dass Sie Ihr gesamtes verfügbares Kapital an die Börse tragen sollen – ganz im Gegenteil! Wie man sein Geld sinnvoll auf die wichtigsten Anlageklassen aufteilt, erfahren Sie ab Seite 42.
Viele reden von Bitcoins – taugen die zur langfristigen Geldanlage?
Für eine solide langfristige Geldanlage eignen sich Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether nicht! Die einzelnen Bausteine der Vermögensanlage müssen ein stabiles Fundament vorweisen, das fehlt den Kryptowährungen. Sie sind zwar populär und seit 2009 auf dem Markt, aber – mit Ausnahme von El Salvador – weltweit nicht als gesetzliche Zahlungsmittel anerkannt. Einzelne Länder arbeiten an neuen Regularien, während andere – zum Beispiel China – Transaktionen in Kryptowährungen komplett verboten haben. Wenn Sie trotz dieser Risiken dennoch Bitcoins kaufen wollen, sollten Sie das als heiße Spekulation betrachten und Ihren Kapitaleinsatz strikt begrenzen! Denn das Risiko ist sehr hoch, Kryptowährungen schwanken extrem stark und werden öfters mal von Cyberkriminellen gestohlen. Mehr über Kryptowährungen und wie man sich vor Diebstahl schützt, erfahren Sie in „Abseits regulierter Börsen“ ab Seite 113.
Ein Freund von mir bekommt angeblich noch 8 Prozent Zinsen auf eine sichere Anlage. Wie kann das sein?
Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn Sie so etwas hören oder gar ein Produktverkäufer bei Ihnen anruft, um Ihnen eine solche „Geldanlage“ schmackhaft zu machen. Bei Geldanlagen gibt es eine eherne Gesetzmäßigkeit: Höhere Renditen winken nur als Ausgleich für ein höheres Risiko. Bei Geldanlagen, die angeblich 100 Prozent sicher sind, aber deutlich mehr Ertrag bringen sollen als andere Investments, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um dubiose Angebote, um die man besser einen weiten Bogen macht. Zu groß ist die Gefahr, dass Sie Ihr Geld nicht wiedersehen. Wie Sie unseriöse Geldanlagen besser erkennen, erfahren Sie auf den Seiten 114/115 und 166.
Mein Bankberater hat mir Zertifikate empfohlen. Sind die nicht besonders riskant?
Jein. Zertifikate bergen zwei ganz unterschiedliche Risiken: Zum einen hängt die Rückzahlung maßgeblich von der Entwicklung einer Aktie oder eines anderen Wertes ab, und während der Laufzeit beeinflussen auch die Zinsentwicklung, die Höhe der Dividenden oder die von den Marktteilnehmern erwarteten Schwankungen die Kurse von Zertifikaten. Zum anderen sind Zertifikate Anleihen einer Bank, weshalb im Fall einer Pleite der Bank Verluste drohen (siehe Seite 91). Ganz abgesehen von diesen Risiken sollten Sie aber im Hinterkopf behalten, dass in der Regel für alle Papiere, die am Bankschalter angeboten werden, Vertriebsgebühren anfallen. Jedes Prozent, das der Bankberater an Vertriebsprovision kassiert, entgeht Ihnen als Ertrag. Die Bankberater sind im Übrigen verpflichtet, Ihnen genau Auskunft über die Höhe der Gebühren zu geben.
Mit Zins- und Versicherungsprodukten lassen sich nur schwer akzeptable Erträge erwirtschaften. Doch wer etwas Mut aufbringt und sich an risikoreichere Geldanlagen wie Aktien wagt, hat die Chance auf attraktive Renditen.
Sind Sie eine mutige Anlegerin oder ein mutiger Anleger? Mit großer Wahrscheinlichkeit ja – oder Sie haben zumindest fest vor, in Zukunft beim Geldanlegen mehr als bisher zu wagen. Sonst hätten Sie sich dieses Buch nicht gekauft. Es würde Sie wohl auch kaum interessieren, wie sehr es sich auszahlen kann, wenn Sie sich Gedanken über Finanzprodukte machen, die nach landläufiger Meinung nur für mutige Anleger geeignet sind. Denn Sie ahnen schon, dass bei der Geldanlage das Sprichwort gilt: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Viel mehr als in „normalen“ Zeiten zeigt es sich in der Niedrig- und Negativzinsphase, dass nur mutige Anleger dauerhaft attraktive Erträge erwirtschaften können. In den zehn Jahren bis Ende September 2021 haben die Weltaktienmärkte im Schnitt 14 Prozent Rendite pro Jahr gebracht, der Dax mit den großen deutschen Aktien immerhin knapp 11 Prozent. Und das trotz zwischenzeitlich gravierender Kurseinbrüche – in der Euro-Krise 2011/2012 und beim Corona-Crash 2020. Vermögen, das in Bankeinlagen & Co. angelegt war, hat dagegen bestenfalls geringfügig zugenommen. Seit den 1970er--Jahren haben Aktienmärkte im Schnitt 7 – 8 Prozent pro Jahr zugelegt. Langfristig in Aktien und Ähnlichem anzulegen ist nicht nur mutig, sondern auch rational. Grund genug, sich näher mit der Börse zu beschäftigen!
Die meisten Deutschen haben eine oft unbegründete Furcht vor jeder Art von Verlustrisiko bei der Geldanlage und lassen sich Renditechancen entgehen. Doch was heißt eigentlich Mut?
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat es vor mehr als 100 Jahren treffend so beschrieben: „Mut ist Widerstand gegen die Angst, Sieg über die Angst, aber nicht Abwesenheit von Angst.“ In der Geldanlage bedeutet Mut etwa, die Angst vor Anlageformen wie Aktien zu überwinden, die das Risiko von Einbußen – vorübergehenden oder endgültigen – bergen, aber erwiesenermaßen langfristig deutlich höhere Renditechancen aufweisen als „sichere“ Anlagen.
Viele sehen nur die möglichen Gefahren von Aktien, Rohstoffen, Devisen, Unternehmensanleihen und anderen Risikoinvestments, aber nicht die Chancen. Ihr Geld legen sie daher am liebsten in Sparformen an, mit denen sie zwar nur geringe Erträge erwirtschaften, sich vor Einbußen jedoch geschützt fühlen: Spar- und Termineinlagen, Staatsanleihen und Kapitallebensversicherungen halten sie für risikolos. Tatsächlich gehen Anleger dadurch, dass sie sich überwiegend auf sichere Sparformen konzentrieren, allerdings viel mehr Risiko ein, als sie denken.
Warum ist das so? Weil es eine „unsichtbare“ Gefahr gibt, welche die Ersparnisse sozusagen schleichend auszehren kann, die viele Anleger aber nicht auf der Rechnung haben. Die Rede ist vom Inflationsrisiko. Die meisten Zinssparer erleiden zwar auf dem Papier keine Verluste, aber die Erträge liegen seit einiger Zeit unterhalb der Inflationsrate. Das bedeutet, dass die Kaufkraft ihrer Ersparnisse mit der Zeit abnimmt.
Das Inflationsrisiko ist zwar kurzfristig viel weniger augenfällig als das Risiko starker Kursschwankungen bei Wertpapieren, aber gerade deshalb bedeutsam. Entscheidend für den langfristigen Anlageerfolg ist nämlich die reale Rendite. Sie wird vereinfacht berechnet, indem vom Ertrag eines Jahres die Inflationsrate abgezogen wird. Bei 3 Prozent Rendite und 2 Prozent Anstieg der Lebenshaltungskosten beträgt die reale Rendite also nur 1 Prozent. In den vergangenen Jahren war die reale Rendite jedoch meistens negativ, was zu einem Kaufkraftverlust für Zins-Sparer führt.
Wie massiv sich dieser auswirkt,zeigt ein Rechenbeispiel: Fast ein Drittel – gut 2,3 Billionen Euro – des gesamten Geldvermögens der Deutschen von rund sieben Billionen Euro lagerte im Mai 2021 auf Tagesgeldkonten mit minus 0,01 Prozent Durchschnittszins und auf Sparbüchern mit 0,09 Prozent. Die Bundesbank schätzte im Juni die durchschnittliche Inflationsrate für 2021 auf 2,6 Prozent. Das würde eine reale Verzinsung von weniger als minus 2,5 Prozent bedeuten, die Kaufkraft von 1000 Euro würde also bis Ende 2021 auf rund 975 Euro schrumpfen. Sollte die Realverzinsung in Deutschland in den kommenden fünf Jahren im Schnitt bei minus 2,5 Prozent verharren, würden die 1000 Euro dann nur noch rund 881 Euro Kaufkraft aufweisen. Das entspricht einem Verlust von fast 12 Prozent des Vermögens, gemessen an der Kaufkraft.
Dass mögliche Einbußen auch bei Ihnen Ängste auslösen, ist nur natürlich. Das beste Mittel dagegen ist Wissen – nämlich das Basiswissen, wie Finanz- und Anlagemärkte funktionieren, und die Kenntnis, dass es bewährte, wissenschaftlich untersuchte Möglichkeiten gibt, Risiken zu begrenzen und dennoch attraktive Renditen zu erzielen.
Vermutlich wissen Sie als mutiger Anleger bereits einiges über Kapitalanlagen. Wir wollen Ihre Kenntnisse auffrischen, vertiefen und erweitern. In diesem Buch geht es unter anderem darum,
wie viel Risiko Sie und Ihre Familie bei der Geldanlage „vertragen“,
welche Investments aus der reichhaltigen Palette rentabler Anlageformen für Ihre persönlichen Ziele und Zwecke besonders geeignet sind und
wie Sie Risiken durch planvolles, strategisches Vorgehen deutlich reduzieren können – vor allem, indem Sie Ihre Ersparnisse breit streuen.
Dazu geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Anlageklassen Aktien, Anleihen, Fonds, ETF et cetera und benennen ganz klar ihre Vor- und Nachteile, ihre Besonderheiten sowie die Einsatzmöglichkeiten.
Wir stellen Ihnen defensive Alternativen zu den mager verzinsten Tages- und Festgeldkonten vor, aber auch hochspekulative Anlagen wie Hebelprodukte, Kryptowährungen (Bitcoin & Co) oder Crowdinvesting – nicht ohne ihre teils enormen Risiken aufzuzeigen. Und wir erklären Ihnen, was hinter Strategien wie der technischen Wertpapieranalyse steckt und ob sie als Entscheidungshilfe taugen, um das Chance-Risiko-Verhältnis Ihrer Geldanlagen zu verbessern. Wir zeigen auf, dass mutig und rational anzulegen kein Hexenwerk ist. Sie können beim Lesen dieses Buches Schritt für Schritt vorgehen und auch einzelne Kapitel, die Sie weniger interessieren, überspringen. Auf jeden Fall wünschen wir Ihnen dabei Vergnügen und Wissenszuwachs.
Wer seine Investments gezielt streut und längerfristig anlegt, kann seine Risiken deutlich reduzieren und gleichzeitig seine Ertragschancen verbessern.
Sie wollen mehr aus Ihrem Geld machen, aber nicht zocken? Ein kluger Ansatz, bei dem Sie aber auch ein Risiko eingehen. In der Finanzwelt gibt es verschiedene Arten von Risiken – in der Regel ist mit diesem Begriff die Gefahr gemeint, dass Sie, wenn Sie Ihre Ersparnisse benötigen, weniger Geld herausbekommen, als Sie eingezahlt haben. Sie würden also einen Verlust erleiden. Das kann Ihnen bei Aktien ebenso passieren wie bei Gold, Unternehmensanleihen, Zertifikaten oder Kryptowährungen. Bei „sicheren“ Anlageformen sind Sie davor gefeit – denn wenn Sie Geld aufs Sparbuch oder auf ein Tagesgeldkonto gelegt haben, bekommen Sie den vollen angesparten Betrag zurück. Das gilt zumindest, wenn Ihr Geldinstitut keine Negativzinsen oder Verwahrentgelte berechnet. Sollte die Bank pleitegehen, schützt Sie die gesetzliche Einlagensicherung vor Verlusten (siehe Kasten „Gesetzliche Einlagensicherung“ unten). Und die Zinshöhe kennen Sie im Voraus, da der Zinssatz in der Regel für eine gewisse Zeit festgelegt ist. Auch bei einer klassischen Kapitallebensversicherung können Sie sich sicher sein, dass Sie im Normalfall zumindest den Sparanteil Ihrer Versicherungsbeiträge plus den sogenannten Garantiezins bekommen. Der fällt allerdings für Verträge, die ab 2022 abgeschlossen werden, mit 0,25 Prozent pro Jahr ausgesprochen mager aus.
Gesetzliche Einlagensicherung Bankkunden in Deutschland haben seit Mitte 2015 einen Rechtsanspruch auf Entschädigung ihrer Einlagen bis 100 000 Euro; für Paare mit Gemeinschaftskonto gelten 200 000 Euro. Dazu zählen Guthaben auf Giro-, Spar-, Tages- und Termingeldkonten. Wer wegen eines besonderen Lebensereignisses kurzzeitig mehr Geld auf dem Konto hat, genießt im Pleitefall der Bank noch höheren Schutz – maximal 500 000 Euro bis sechs Monate nach Einzahlung.
Im Gegensatz dazu ist die Höhe der Erträge von Geldanlagen unsicher, die an Börsen oder anderen Finanzplätzen laufend gehandelt werden, bei denen also für jedes Geschäft ein Kurs ermittelt wird. Niemand kann exakt voraussagen, welchen Kurs die Aktie A in einer Minute, einem Monat, einem Jahr oder einem Jahrzehnt haben wird. Und niemand kann genau prognostizieren, wie hoch die künftig den Anlegern zufließenden Ausschüttungen bei Aktien, Investmentfonds oder ETF sein werden. Mit Aktien und anderen Wertpapieren, mit Gold oder Währungsanlagen können die laufenden Erträge deshalb ebenso wenig genau geplant werden wie die Höhe des Vermögens, das durch Wertzuwächse oder -verluste nach einer bestimmten Zeit erreicht wird.
Die rechtliche Konstruktion der Geldanlagen
Ein wichtiger Unterschied zwischen Zinsanlagen und Aktien liegt in ihrer rechtlichen Konstruktion. Bankeinlagen und Anleihen sind Gläubigerpapiere. Das bedeutet, Anleger räumen der Bank oder dem Emittenten, sprich dem Herausgeber der Wertpapiere, de facto einen Kredit ein, denn sie stellen ihnen damit Kapital zur Verfügung. Bei Anleihen erwerben Anleger das Recht auf Rückzahlung zuzüglich der vereinbarten Zinsen. Diese Einnahmen sind planbar und sicher – solange der Emittent nicht in Zahlungsschwierigkeiten gerät oder pleitegeht. Zwischenzeitlich kann es Kursverluste geben, wenn die Zinsen steigen. Anleger, die ihre Papiere aber bis zur Fälligkeit halten, erhalten ihr Geld am Laufzeitende zurück.
Aktien dagegen sind Teilhaberpapiere, der Aktionär ist also Miteigentümer des Unternehmens. Seine Erträge, sowohl Dividenden als auch der Kurs beim Verkauf der Aktien, sind vom Wohl und Wehe „seiner“ Aktiengesellschaft abhängig. Da die Gewinne eines Unternehmens von vielen Faktoren abhängen, sind sie risikobehaftet und nicht exakt planbar. Ähnliches gilt für Immobilien und andere Anlagen, die Eigentumsrechte verbürgen.
Alle diese Anlageformen weisen Wertschwankungen auf, die in Crashs beängstigende Ausmaße annehmen können, und das nicht nur bei Aktien. Wer jedoch langfristig agiert und seine Risiken breit streut, kann seine Renditechancen steigern, ohne dafür in gleichem Maße sein Risiko zu erhöhen. Den Beweis für eine höhere Rendite aufgrund der sogenannten Diversifikation der Risiken erbrachte der US-Wirtschaftswissenschaftler Harry Max Markowitz, der für seine Arbeit zu diesem Thema 1990 den Nobelpreis erhalten hat. Markowitz hat (mathematisch) hergeleitet, warum die Streuung der Investments auf verschiedene Anlagen einen positiven Effekt auf das Rendite-Risiko-Verhältnis eines Portfolios ausübt. Wenn Anleger ihr Vermögen also auf verschiedene Anlagen verteilen, bewirkt das auf der Ertragsseite einfach nur, dass die Renditen der Anlagen gemittelt werden. Die Risiken hingegen werden dadurch überproportional reduziert. Diversifikation verbessert also das Rendite-Risiko-Verhältnis, da die einzelnen Anlagen sich nicht immer im Gleichtakt entwickeln.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass das Verlustrisiko von Aktien mit der Anlagedauer erheblich abnimmt. Ein eindrucksvolles Beispiel dazu liefert die zurückgerechnete Entwicklung des Deutschen Aktienindex Dax bis Ende 2020, wie sie das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt: Es stellt die Kurs- und Dividendenentwicklung in Aktien des Dax über beliebige Zeiträume von einem bis zu 50 Jahren dar. In allen Einjahreszeiträumen endeten fast drei von vier Jahren mit Gewinnen, nur 12 der 50 Jahre schlossen mit Verlusten ab.
Betrachtet man Fünfjahreszeiträume, gab es bereits 86 Prozent Gewinnerzeiträume, in allen Zehnjahresperioden waren es sogar 96 Prozent. Und ab 13 Jahren Anlagedauer hat der Dax stets Gewinne geliefert, im Schnitt der letzten 50 Jahre 8,8 Prozent jährlich.
Diese Ergebnisse decken sich übrigens weitgehend mit denjenigen des wichtigsten US-Börsenbarometers. Die Daten für den S&P 500, den Index mit 500 der größten Aktiengesellschaften der USA, reichen sogar bis 1928 zurück. Dort gab es in den 93 Jahren bis 2020 78 Prozent Gewinnerjahre. Im Schnitt betrug die Rendite (einschließlich Dividenden) 9,8 Prozent pro Jahr. Wer also einen langen Anlagehorizont von mindestens zehn, besser 15 Jahren hat, kann am besten von den höheren Renditechancen von Aktien profitieren. Bei einem Anlagehorizont von 20 bis 30 Jahren betrug die Rendite in der Vergangenheit von 6 bis 10 Prozent – und zwar pro Jahr und allen zwischenzeitlichen Turbulenzen zum Trotz. Bei diesen Renditen verdoppelt sich das eingesetzte Vermögen in etwa zehn Jahren. Zum Vergleich: Mit Zinsanlagen ist bei den aktuellen Renditen von nahe null eine Verdoppelung fast unmöglich – egal in welchem Zeitraum. Die Grafik auf Seite 15 zeigt am Beispiel des MSCI-World-Index, wie das kurzfristige Verlustrisiko mit der Anlagedauer abnimmt und sich die jährlichen Renditen dem Durchschnitt immer mehr annähern.
Das sind überzeugende Daten, die an den wichtigsten Aktienmärkten weltweit ähnlich aussehen. Und das nicht erst seit 1948, sondern sogar bis ins Jahr 1900 zurück. Die drei Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School berechnen jedes Jahr die Durchschnittserträge von Aktien, Anleihen und Cash für 23 Länder. Die Aktienrenditen pro Jahr bewegen sich in den 120 Jahren seit 1900 im Weltdurchschnitt bei über 8 Prozent. Die Risikoprämie, also die Mehrrendite gegenüber kurzfristigen Zinsanlagen, betrug durchschnittlich knapp 5 Prozent, im Vergleich zu langfristigen Staatsanleihen lag der Renditeaufschlag bei gut 3,0 Prozent.
Wie die Anlagedauer das Risiko reduziert
Beim MSCI-World-Index, der circa 1 500 Aktien aus 23 Industrienationen enthält, lagen die Renditen in Euro (inklusive Dividenden) in allen Einjahresperioden von 1969 bis 31.7.2021 im Durchschnitt bei 10,1 Prozent – aber die Renditen schwankten zwischen plus 66,1 Prozent und minus 39,1 Prozent. Mit zunehmender Spardauer nahm die Spanne zwischen besten und schlechtesten Renditen deutlich ab. Bei 10 Jahren lag der Ertrag im Durchschnitt bei 9,0 Prozent pro Jahr, im schlechtesten Fall bei minus 3,8 und im besten bei plus 20,2 Prozent. Bei 15 Jahren bringt selbst der schlechteste Zeitabschnitt 2,1 Prozent Gewinn, der beste 16,1 Prozent. Und bei 30 Jahren gleichen sich die Renditen im besten (plus 11,3 Prozent) und schlechtesten Zeitraum (plus 6,8 Prozent) dem Durchschnitt von 8,8 Prozent deutlich an.
Quelle: Thomson Reuters, eigene Berechnungen. Stand: 31.07.2021
Angesichts der genannten Zahlen erstaunt es schon, dass in einer 2015 durchgeführten repräsentativen Befragung des DAI nicht einmal jeder dritte Bundesbürger ganz oder weitgehend der Aussage zustimmte: „Eine Geldanlage in Aktien oder Aktienfonds bringt langfristig mehr Rendite als andere Anlageformen.“ Dass sich an dieser Meinung in der Zwischenzeit Entscheidendes geändert hat, ist nicht zu erwarten.
Was bedeutet das für Sie? Je länger Ihr Anlagehorizont, desto mehr Risiko können Sie sich leisten. Das gilt vor allem beim Sparen für den Ruhestand. Junge Menschen haben Jahrzehnte, 40- bis 50-Jährige auch noch eine Menge Zeit. Sie können Phasen mit Kursverlusten regelrecht „aussitzen“ und auf hohe langfristige Renditen bauen. Der Zinseszinseffekt, auf den wir später eingehen, sorgt dafür, dass bereits ein geringer jährlicher Renditevorteil langfristig erheblich höhere Gesamterträge bringt. Mut bei der Geldanlage kann sich also auszahlen. Allerdings sollten Sie keinesfalls tollkühn Ihre gesamten Ersparnisse in risikoreiche Investments stecken! Sie sollten genau abwägen, welcher Risikograd für Sie am besten geeignet ist. Kurz: Sie brauchen einen guten Plan.
Ein passender Plan ist der Ausgangspunkt für eine sinnvolle Geldanlage. Wenn Sie systematisch vorgehen und Fehler vermeiden, haben Sie gute Erfolgsaussichten.
Viele Menschen sind verunsichert, wie sie am besten Vermögen aufbauen – sie sind mutlos und gehen das Thema deshalb gar nicht erst an. Andere neigen zum gegenteiligen Extrem: Sie sind viel zu mutig und setzen zu viel Geld auf allzu riskante Strategien. Daher ist es wichtig, die Grundlagen eines sinnvollen Vermögensaufbaus zu verstehen. Denn man kann nur das Geld längerfristig anlegen, das man auch wirklich dauerhaft entbehren kann. Sie zahlen noch einen Konsumentenkredit ab? Dann tilgen Sie erst diesen Kredit, bevor Sie sich an die Geldanlage begeben. Alles andere wäre unvernünftig statt mutig.
Auf gut Deutsch: Sie müssen dauerhaft mehr einnehmen, als Sie regelmäßig ausgeben – und Ihre laufenden Finanzen gut im Griff haben. Doch wie gehen Sie damit um? Orientierung liefert das Terrassenmodell für den Vermögensaufbau. Wer sich dauerhaft daran hält, bleibt nicht nur Monat für Monat flüssig. Er weiß auch, wie groß sein Spielraum ist, sinnvollen Vermögensaufbau zu betreiben. Und er erfährt, welche Geldanlagen für welche finanziellen Ziele geeignet sind – und welche nicht. Auf diese Weise verhindert das Modell, dass Sie sich finanziell überfordern oder beim Sparen auf ein bestimmtes Ziel hin allzu große Risiken eingehen. So funktioniert es:
Auf der ersten Stufe geht es um den laufenden Zahlungsverkehr. Dafür brauchen Sie ein gutes und günstiges Girokonto. Finanztest veröffentlicht regelmäßig Übersichten zu den besten Konten (test.de/Girokonto). Faustregel: Mehr als 60 Euro pro Jahr sollten Sie für ein Konto inklusive Girocard und Onlinebuchungen nicht zahlen.
Auf Stufe 1 legen Sie zunächst also das Geld beiseite, das Sie für die laufenden monatlichen Ausgaben brauchen. Es empfiehlt sich, dauerhaft etwa eine durchschnittliche Monatsausgabe auf dem Girokonto parat liegen zu haben. Aber nicht mehr, denn zumeist gibt es auf das hier deponierte Geld keine Zinsen.
Ganz wichtig: Ein Abrutschen in den Dispositionskredit sollte tabu sein. Denn der Überziehungskredit auf dem Girokonto ist ganz besonders teuer.
Liegt auf dem Girokonto das erste Finanzpolster, geht es weiter auf Terrassenstufe 2. Hier bauen Sie die finanzielle Notreserve auf, damit unvorhergesehene größere Ausgaben Sie nicht auf dem falschen Fuß erwischen.
Damit man bei Bedarf jederzeit an das Geld herankommt, bietet sich ein Tagesgeldkonto als Parkplatz an. Angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank sind die Zinsen darauf derzeit aber extrem niedrig, der Ausgleich der Teuerung gelingt damit nicht. Sollten die Zinsen irgendwann in der Zukunft mal steigen, könnte das wieder anders aussehen.
Nach einer Daumenregel sollte man in der Notfallreserve etwa zwei bis vier Nettomonatsgehälter deponieren – je nach eigenem Sicherheitsbedürfnis und finanziellem Spielraum. Wer lieber etwas mehr Puffer hätte, kann auch noch ein bis zwei Nettogehälter dazu packen. Vorsicht: Bei höheren Anlagesummen drohen auf eine bestimmte Summe übersteigende Beträge zum Teil Negativzinsen oder Verwahrentgelte.
Nach dem Aufbau der Notfallreserve geht es für Sie weiter auf Stufe 3. Dort sparen Sie Geld für mittelfristige Ziele an. Das kann zum Beispiel das Eigenkapital für eine Eigentumswohnung sein, die Sie in ein paar Jahren erwerben möchten, oder das Geld für eine halbjährige Auszeit vom Job. Wie viel Geld Sie auf dieser Stufe sparen, hängt vom Ziel selbst ab. Wie man beim Sparen vorgeht, hängt wiederum davon ab, wie viel Zeit man sich geben will, um das Ziel zu erreichen. Wenn man sein Ziel schon in zwei, drei Jahren erreichen möchte, sollte man beim Sparen darauf vorsichtiger agieren, als wenn man sich länger Zeit lassen kann. Daher gilt: Je schneller das Ziel erreicht werden soll, desto stärker muss man auf sichere Zinsanlagen und weniger auf schwankungsanfällige Anlagen setzen. Infrage kommen zum Beispiel Anlageformen wie Termingelder oder auf die Spardauer abgestimmte Anleihen von soliden Schuldnern.
Erst wenn Sie diese drei Stufen nacheinander genommen und auf jeder die entsprechende Geldsumme angehäuft haben, sollten Sie den langfristigen Vermögensaufbau angehen. Wir sprechen jetzt von längeren Sparzeiträumen ab sieben, besser noch zehn Jahren und mehr. Jetzt kann man die freien Mittel investieren, die man übrig hat – sowie Gelder, die man nun idealerweise aus dem laufenden Einkommen aufbringen kann. Dabei gilt: Je länger der Sparhorizont, desto stärker kann man hier auf langfristig renditestarke Anlagen wie Aktien, Investmentfonds & Co setzen. Denn mit Zinsanlagen allein kann man derzeit nicht einmal die Inflationsrate schlagen, langfristig ist das vor allem mit Sachwertanlagen wie Aktien zu schaffen.
Wichtig: Wenn wir im weiteren Verlauf des Buches die Grundtypen der Geldanlage beschreiben, handelt es sich – mit Ausnahme der von Seite 85 bis 133 vorgestellten besonders risikoreichen Möglichkeiten – zumeist um Anlagen für Stufe 4.
Wer das Terrassenmodell für sich nutzen möchte, sollte die Stufen 1 bis 4 Schritt für Schritt erklimmen. Es ist nicht sinnvoll, von Stufe 1 mit einem großen Satz direkt auf Stufe 4 zu springen, aber die Stufen 2 oder 3 auszulassen. Entscheidend ist, dass die Geldanlage zum eigenen Zeithorizont passt. Wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, ist es in jedem Lebensalter und in jeder Lebenslage auch leicht in die Tat umsetzbar.
Wichtig:
Mussten Sie einmal Geld auf den Stufen 1 bis 3 entnehmen, sollten Sie die nächsten Monate mit Ihren Sparraten den entsprechenden Topf wieder auffüllen. Mit dem Sparen auf Stufe 4 sollten Sie so lange pausieren. So bleiben Sie liquide − und behalten trotzdem das Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus im Blick.
Diese Stufe existiert im klassischen Terrassenmodell eigentlich nicht, aber Anleger, die es sich leisten können und die entsprechenden Nerven haben, können noch einen Schritt weiter gehen, vorausgesetzt, sie haben die Stufen 1 bis 4 erklommen und ihr Vermögensaufbau ist solide. Denn nur, wenn Sie es verschmerzen können, dass Sie Ihren Einsatz komplett verlieren, können Sie einen kleinen Anteil Ihres Geldes als „Spielgeld“ bestimmen. Ist das der Fall und juckt es Sie in den Fingern, bei der Geldanlage noch etwas mehr herauszuholen, dann finden Sie ab Seite 85 einige interessante Beimischungen für den Renditekick und weitere Ideen für besonders Mutige.
Aber wie sieht denn nun die perfekte Geldanlage für die jeweiligen Terrassenstufen aus? Klar, werden Sie jetzt vielleicht sagen, sie sollte hohe Renditen erwirtschaften, dabei zugleich vollkommen sicher sein und man sollte sie jederzeit wieder abstoßen können, wenn man anderweitig Geld braucht. Leider zu schön, um wahr zu sein.
Mithilfe des sogenannten magischen Dreiecks der Geldanlage lässt sich dieses Spannungsfeld gut erklären. Jedes Anlageprodukt hat demnach in den drei Dimensionen des magischen Dreiecks im Zusammenspiel mit der Dauer der geplanten Geldanlage ein klares Profil, das es von anderen Anlageprodukten unterscheidet. Ein Anleger, der ein passendes Produkt für eine bestimmte Stufe seines persönlichen Terrassenmodells sucht, sollte sich dies vor Augen halten:
Sicherheit bedeutet den Werterhalt des eingesetzten Geldes.
Verfügbarkeit oder Liquidität besagt, wie rasch sich eine Geldanlage wieder zu Geld machen lässt.
Rendite oder Rentabilität meint den Ertrag, den man mit einer Geldanlage einfahren kann.
Das größte Spannungsverhältnis im magischen Dreieck besteht grundsätzlich zwischen Rentabilität und Sicherheit: Denn als besonders sicher geltende Anlagen erbringen in aller Regel eine vergleichsweise geringe Rendite. Umgekehrt gehen höhere Chancen auf Renditen zumeist auch mit mehr Risiko einher.
Warum das so ist, liegt auf der Hand: Wenn zwei Geldanlageformen gleich sicher wären, würde jeder die Alternative wählen, die mehr Rendite verspricht. Eine höhere Renditechance ist somit eine Kompensation für ein erhöhtes Risiko. Auch Rentabilität und Liquidität können in einem gewissen Spannungsverhältnis stehen, sehr liquide Anlagen wie Bargeld oder Tagesgeld sind oft mit vergleichsweise geringen Renditen verbunden. Privatanleger sind also gut beraten, Geldanlageprodukte anhand ihres Profils im magischen Dreiecks unter die Lupe zu nehmen und für jede Stufe ihres Finanzplans die passenden Instrumente auszuwählen – langfristig rentable, aber riskante Anlageformen wie Aktien oder Aktienfonds und -ETF sind erst ab Stufe 4 geeignet, hochspekulative Anlageformen nur für das „Spielgeld“ auf Stufe 5.
Gut Zu Wissen
Nachhaltige Geldanlagen In Ergänzung zum klassischen magischen Dreieck lassen sich weitere Aspekte, insbesondere Nachhaltigkeitskriterien, in die Betrachtung von Finanzprodukten einbeziehen. Immer mehr Anleger, die etwa Atomenergie, Kinderarbeit oder Rauchen ablehnen, möchten ihren Grundsätzen auch bei der Geldanlage treu bleiben.
Rund 335,3 Milliarden Euro umfasste der Gesamtmarkt der sogenannten nachhaltigen Geldanlagen Ende 2020 in Deutschland, so die Daten des Forums Nachhaltige Geldanlagen. Dieser Begriff bezeichnet nachhaltige, ethisch, sozial und ökologisch orientierte Investments. Bei der Auswahl von Geldanlagen wird also nicht nur auf wirtschaftliche Aspekte geachtet, sondern auch darauf, inwieweit die Unternehmen nachhaltige Kriterien beachten. Dabei spielen Umweltaspekte (Schadstoffausstoß, Klimaschutz, etc.) genauso eine Rolle wie soziale Kriterien (gute Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit, etc.) oder die Unternehmensführung (Ethik, Vermeidung von Korruption und Bestechung, etc.). Mehr dazu ab Seite 48.
Ein gut geplantes Haus fußt auf einem soliden Fundament und hat wohlproportionierte Räume. Es besteht aus verschiedenen Bausteinen, die aufeinander abgestimmt sein müssen. So sollten Sie auch Ihre Geldanlage konzipieren.
Sie sind fest entschlossen, bei der langfristigen Geldanlage mehr Risiko zu wagen, um höhere Erträge für Ihre Ersparnisse zu erzielen? Nun gilt es, die Anlageformen herauszufinden, die sich für Ihre Zwecke eignen. Die Grundtypen der Geldanlage sind dabei so etwas wie die Bausteine, aus denen Sie Ihr persönliches Depot aufbauen können.
Spar- und Investmentprodukte gibt es in Hülle und Fülle. Jeder Finanzdienstleister, ob Bank, Versicherungs- oder Fondsgesellschaft, will Sie davon überzeugen, dass seine Angebote am besten für Ihre Ziele geeignet sind. Wem sollen Sie glauben?
Den richtigen Weg durch den dichten Dschungel der Geldanlagen finden Sie am leichtesten, wenn Sie die charakteristischen Eigenschaften der Sparformen sowie ihre Vor- und Nachteile kennen. Wir stellen Ihnen daher in diesem Kapitel die Grundtypen der Geldanlagen für Mutige vor – fast alles, was am Markt angeboten wird, lässt sich auf diese Grundtypen zurückführen oder fußt auf ihnen.
Daneben erfahren Sie, wie die Börse funktioniert – und wie Sie sich ohne viel Aufwand und Mühe ein Basisportfolio für die langfristige Geldanlage (auf Stufe 4 des Terrassenmodells) zusammenstellen.
Im Großen und Ganzen lassen sich alle Sparformen in zwei Kategorien einteilen: Geldwertanlagen und Sachwertanlagen. Die Unterschiede sind gravierend.
Geldwertanlagen sind Sparformen, die eine Rückzahlung des angelegten Geldbetrags plus der vereinbarten Erträge – meistens Zinsen – in voller Höhe versprechen. Als Anleger gewähren Sie sozusagen einen Kredit, der Ihnen zuzüglich der Zinsen zurückgezahlt wird. Schuldner sind etwa bei Termin-, Spar- oder Festgeldeinlagen die Banken oder Sparkassen, bei denen die Gelder verwahrt werden. Bei festverzinslichen Wertpapieren sind deren Emittenten die Schuldner – zumeist sind das Staaten, Unternehmen oder Geldinstitute.
Anleger geben der Bank oder dem Anleiheschuldner ein Darlehen – zum Beispiel über 1 000 Euro. Im Normalfall erhalten sie genau die 1 000 Euro plus Zinsen zurück, wenn sie Geld vom Konto abheben oder die Anleihen am Ende der Laufzeit getilgt werden. Ob sich zwischenzeitlich der Wert des Geldes, also die Kaufkraft, verändert hat, spielt keine Rolle. Geldwertanlagen bieten daher keinen direkten Schutz vor Teuerung (Inflation). Denn egal, wie stark die Lebenshaltungskosten in der Zwischenzeit gestiegen sind, zurückgezahlt wird der vereinbarte Betrag. Im Normalfall sollten die Zinsen mindestens den Kaufkraftverlust ausgleichen. Das ist bei Inflationsraten von 3,0 Prozent, wie sie die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in der Herbstprognose für 2021 erwartet haben, und Zinsen nahe null längst nicht mehr der Fall. Nach Berücksichtigung der Teuerung machen die Deutschen mit Tagesgeld, Spareinlagen oder Festgeld unter dem Strich klare Verluste.
Gut zu wissen
Eine Börse gleicht einem Marktplatz, an dem sich Käufer und Verkäufer treffen, um ihre Waren, sprich Wertpapiere und Geld, auszutauschen. An den Wertpapierbörsen werden nur Papiere wie Aktien und Anleihen oder Zertifikate gehandelt, aber keine reinen Sachwerte wie Immobilien oder Goldmünzen.
Auch Immobilien können im Wert fallen
Von 1990 (bei einem Basiswert von 100) bis 2019 haben sich die Preise für neue Eigentumswohnungen und neue Reihenhäuser in Deutschland zwar mehr als verdoppelt – aber zwischenzeitlich ging es auch bergab. Erst seit 2006 klettern die Preise für Wohnimmobilien ununterbrochen steil nach oben.
Quelle: BulwienGesa, Basis 1990 = 100
Sachwerte sind dagegen keine Kredite. Als Anleger werden Sie nicht Gläubiger, sondern Eigentümer. Zu den Sachwerten zählen physische Güter wie Immobilien, Maschinen, Windkraftanlagen oder Gold – aber auch Unternehmen. Deren Erfolg hängt nicht nur von „Sachen“ ab, sondern von vielen anderen Faktoren wie Patenten, Markenrechten, Kundenbeziehungen oder dem Know-how der Mitarbeiter. Für Sachwerte gibt es keine Garantien auf Rückzahlung der Einlage oder auf feste Erträge. Ihr Wert, der Börsenkurs, richtet sich nach Angebot und Nachfrage an den Finanzmärkten und schwankt dementsprechend. Die wichtigsten Sachwerte sind Unternehmensbeteiligungen, insbesondere Aktien, sowie Immobilien, Edelmetalle und andere Rohstoffe. Da deren Preise und Erträge fallen können, sind vorübergehende oder dauerhafte Verluste möglich. Deshalb gelten sie als risikoreich. Das trifft auch auf Immobilien und Gold zu, die viele Menschen als „sichere Häfen“ betrachten. „Betongold“ und Gold unterliegen jedoch ebenfalls den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Ihre Preise haben in den vergangenen Jahrzehnten stark geschwankt.
Sachwerte sind zwar wegen ihrer Kursschwankungen unsicher, dafür bieten sie in der Regel einen gewissen Schutz vor Inflation. Warum? Eine Werkzeugmaschine, eine Wohnimmobilie oder ein Goldbarren ändern ihre Funktion mit höheren Lebenshaltungskosten nicht. Wenn eine Drehmaschine pro Stunde 100 Metallteile bearbeitet, so erledigt sie das bei 1 Prozent Preisanstieg ebenso wie bei 5 Prozent Teuerung. Und ein 100-Gramm-Goldbarren bleibt immer ein 100-Gramm-Goldbarren. Auch das Know-how eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter ist unabhängig vom Preisniveau.