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Monica Hesse

Aus dem amerikanischen Englisch
von Cornelia Stoll

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Text © 2020 Monica Hesse
© 2020 für die deutschsprachige Ausgabe
cbj Kinder- und Jugendbuch Verlag
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel
»They Went Left« bei Little, Brown and Company
in der Verlagsgruppe Hachette Book Group, Inc., New York.
Aus dem amerikanischen Englisch von Cornelia Stoll
Umschlaggestaltung: Geviert / Andrea Hollerieth, Grafik & Typografie,
unter Verwendung von Motiven von Bridgeman Images / DHM;
Shutterstock.com / Madredus; Arcangel / Ildiko Neer
kk · Herstellung: bo
Satz und E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN: 978-3-641-26706-3
V001

www.cbj-verlag.de

Für Andrew,
meinen eigenen kleinen Bruder

Das letzte Mal, als ich Abek sah:

Stacheldraht, rostige Metallknoten. Ich wurde verlegt. Wir alle wurden verlegt, wir hatten Glück, wir waren die Mädchen, die immer noch nähen und stehen konnten. Als die Aufseher uns am Männerlager vorbeitrieben, mussten sich die Männer gerade zum Appell aufstellen. Unsere Blicke wanderten über die lebenden Skelette, suchten gierig nach Vätern und Cousins. Wir hatten gelernt, tonlos zu flüstern und von Lippen zu lesen. Rosen? Rosen oder Weiss?, formten wir Mädchen lautlos mit den Lippen und reichten Familiennamen durch den Zaun, als seien es Gebete. Sind irgendwelche Rosens aus Krakau hier? Aus Lodz?

Seine Wangen waren immer noch rund. Seine Augen immer noch klar. Das fiel mir sofort auf. Die älteren Männer hatten ihm wahrscheinlich heimlich Brot gegeben. Auch wir haben das am Anfang manchmal gemacht, für die Jüngsten unter uns. Abek sah gesund aus, und ich dankte im Stillen dafür, dass ich in meiner eigenen Baracke viele Male irgendjemandes Schwester Brot zugesteckt hatte. Es war ein Tauschgeschäft mit dem Universum, damit jemand anderer dasselbe für meinen Bruder täte.

»Abek Lederman«, flüsterte ich dem Mädchen neben mir tonlos zu. »Dritte Reihe.« Sie griff den Namen auf und gab ihn lautlos durch den Zaun weiter. Ich sah, wie Männer auf der anderen Seite Platz machten und ihn an den Schultern näher an den Zaun schoben.

Wir hatten nur wenige Sekunden. Kaum genug Zeit, um seine Hand zu fassen oder ihm etwas zu geben. Was hatte ich für ihn? Warum hatte ich nicht eine halbe Kartoffel oder ein Stück Schnur aufgehoben?

Ein Stück weiter vorne bückte sich eine Frau, um einen Stein aus ihrem Schuh zu klauben. Wie dumm von ihr. Dafür würde es Schläge von der Aufseherin geben. Alle Aufseher machten das. Kaum hatte sich die Frau gebückt, sauste der Schlagstock der Aufseherin auf ihren Rücken und sie schrie vor Schmerzen auf, sah aber gleichzeitig kurz zu mir herüber, und ich verstand, dass diese Verzögerung ein Geschenk für mich war, denn sie würde mir genug Zeit geben, mit meinem Bruder zu sprechen.

»Zofia«, rief er. »Wo bringen sie dich hin?«

»Ich weiß nicht«, antwortete ich lautlos und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Aber ich unterdrückte sie, ich wollte keine Zeit verlieren. Ich griff durch den Zaun nach seiner Hand, seiner Kleinjungenfaust, die immer noch Platz in meiner Hand hatte.

»Abek bis Zofia«, sagte ich zu ihm.

»A bis Z«, antwortete er.

»Wenn ich dich wiederfinde, dann machen wir das ganze Alphabet wieder voll. Und wir werden wieder zusammen sein und alles wird gut. Ich verspreche dir, dass ich dich finden werde.«

Das ist die Version, von der ich manchmal träume. Glasklar, gestochen scharf, sodass ich jedes Härchen auf seinem Kopf sehe. Und wenn ich an die Stelle mit dem Versprechen komme, nickt Abek im Traum. Als würde er mir vertrauen, mir glauben. Und eine Zeit lang finde ich Frieden.

Aber manchmal verläuft die Szene auch anders. Dann verzerrt der Traum-Abek sein Gesicht und aus seinen Worten klingt der Schmerz: »Es ist etwas passiert«, sagt dieser Abek dann. »Aber wir müssen jetzt nicht darüber reden.«

Teil 1

A

Niederschlesien, August 1945

Schlangen. Schlange stehen kann ich gut. Schlange stehen kann ich gut, weil man dabei an nichts denken muss. Man steht einfach da. Und diese Schlange ist einfach, weil nur wenige Menschen vor mir stehen. Sie ist einfach, weil ich den Grund kenne, warum ich anstehe. Es ist ein guter Grund und ich bin gut im Schlangestehen.

Vor der Schlange, an einem Tisch, sitzt eine amtlich aussehende Frau – ich glaube, sie ist vom Roten Kreuz. Der Tisch sieht aus wie ein hübscher Esstisch, den jemand aus dem Haus auf die Straße hinausgetragen hat. Nur dass er nicht auf einem Teppich steht, sondern auf Pflastersteinen, und dass keine Kerzenleuchter darauf stehen, sondern sich ordentliche Papierstapel darauf häufen, außerdem riecht er nach Möbelwachs. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber genauso sieht er aus. Daneben steht eine einzelne Tasse, genau im richtigen Winkel zu den Papieren, wie auf einem gedeckten Tisch, als wollte sie an das frühere Leben des Tisches erinnern. Eine Tasse Tee für die Amtsperson.

»Der Nächste«, sagt sie, und wir rücken vor, weil das Vorwärtsrücken zum Schlangestehen gehört.

Ich sehe mich um, aber die anderen Gar-Nichts-Mädchen kommen nicht heraus, um sich zu verabschieden. Ich bin die Erste, die das Krankenhaus verlässt. In den ersten Wochen nach dem Krieg haben sich ständig gesündere Patienten verabschiedet, wurden ständig Pläne geschmiedet. Wenn man aus dem Fenster der Krankenstation schaute, sah man fast jedes Mal einen Laster vorbeituckern. Darin deutsche Soldaten auf dem Nachhauseweg. Polnische Soldaten auf dem Nachhauseweg. Russen, ein paar Kanadier, sie fuhren alle in unterschiedliche Richtungen und in jeder Richtung war jemand zu Hause. Als wäre die Welt ein Brettspiel und alle Spielfiguren wären in der Schachtel durcheinandergewürfelt worden.

Aber den Gar-Nichts-Mädchen ging es zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gut. Wir haben deshalb noch keine Verhaltensregeln für den Fall, dass eine von uns geht. Wir haben keine Adressen zum Austauschen. Wir haben nichts. Wir wiegen nichts, wir fühlen nichts, wir haben über Jahre von nichts gelebt.

Auch unsere Seelen sind nichts. Das ist das größte Nichts und der Grund, warum wir immer noch im Krankenhaus sind. Unsere Seelen sind kraftlos. Durcheinander.

»Zofia? Ich wusste nicht, ob du das behalten willst.«

Ich drehe mich nach der Stimme um. Die kleine blonde Krankenschwester rennt aus dem Haus, ihr Mund sieht wie ein roter Kringel aus. Sie gibt mir einen Brief, der von meiner eigenen Hand adressiert ist. Zurück an Absender. Der Absender bin ich. Die Adresse lautet – ich weiß gar nicht genau, wer der Adressat diesmal gewesen ist. Seit Monaten, seit dem Tag, als ich wieder in der Lage war, einen Stift zu halten, habe ich Briefe an alle geschrieben, von denen ich eine Adresse wusste. Habt ihr ihn gesehen? Sagt ihm, er soll auf mich warten. Aber ihre Adressen waren nicht mehr ihre Adressen und die Post war nicht mehr die Post. Und ich war nicht mehr ich und ich begriff, dass ich das, was ich tun musste, nicht von einem Krankenhausbett aus tun konnte. Wenn ich ihn finden wollte, musste ich hier raus.

Deshalb stehe ich draußen, obwohl meine Seele immer noch wund ist, und die anderen Mädchen stehen weiter drinnen am Fenster.

Sagt ihm, die Ärzte lassen mich erst gehen, wenn es mir besser geht, habe ich geschrieben. Sagt ihm, es geht mir erst besser, wenn ich draußen bin und ihn gefunden habe.

»Hier, ich habe dir noch etwas hergerichtet«, sagt die blonde Schwester und überreicht mir etwas in einem Tuch. Es ist noch warm. Essen. Die Hitze drückt angenehm an meinen Bauch. Ich falte den Stoff auseinander und gebe ihn ihr zurück, aber sie sagt, ich soll ihn behalten.

Jetzt besitze ich also diesen karierten Stoff. Er gehört mir, was die Anzahl meiner Besitztümer in dieser Welt auf sechs erhöht. Später kann ich ihn zu einem Kopftuch falten, oder ich kann ihn in zwei Dreiecke schneiden, dann habe ich zwei Kopftücher, was die Anzahl meiner Besitztümer auf sieben erhöhen würde. Ich besitze außerdem ein Kleid, Unterwäsche, ein Paar Schuhe, eine Geldzuwendung in Form eines großen Scheines und ein Dokument, aus dem hervorgeht, dass ich Häftling in Groß-Rosen gewesen bin. Dies soll mir den Kontakt mit anderen Hilfsorganisationen erleichtern und mir helfen, an Lebensmittelkarten zu kommen. Die Mitarbeiter, die es mir gegeben haben, haben gesagt, es sei von allen diesen Dingen das Wertvollste.

»Der Nächste«, sagt die Amtsperson. Sie ist ungefähr so alt wie meine Mutter und hat Falten auf der Stirn, die ihr Gesicht jetzt weicher erscheinen lassen. Eine andere Mitarbeiterin kommt, um zu helfen.

Die blonde Schwester sieht mich immer noch an. »Hast du noch etwas vergessen?«, fragt sie. Urbaniak, fällt mir jetzt ein. Sie heißt Urbaniak mit Nachnamen.

»Meine Schuhe. Wo sind meine Schuhe?«

Warum habe ich das nicht gemerkt? Ich habe gerade auf meine Füße geschaut, und die braunen Lederstiefel, die ich anhabe, gehören mir nicht.

»Das sind deine Schuhe. Deine neuen Schuhe. Weißt du das nicht mehr?«, sagt sie behutsam, und dann erinnere ich mich: Die braunen Stiefel gehören jetzt mir, denn als ich vor Monaten in das Krankenhaus gebracht wurde, hatte ich Schuhe an, die die Nazis mir zugeteilt hatten, sie passten mir nicht und waren ganz löchrig. Meine erfrorenen Füße waren so geschwollen, dass man sie mir nicht ausziehen konnte. Eine Schwester musste sie an den Laschen aufschneiden. Die Schwestern sagten, ich hätte geweint, aber daran kann ich mich nicht erinnern.

Wie sich gezeigt hat, ist es nicht so schlimm, den dritten und vierten Zeh zu verlieren – wenn man schon Zehen verlieren muss –, weil man dann trotzdem noch gehen und balancieren kann.

»Du willst wirklich nicht länger hierbleiben, Zofia?«

»Ich erinnere mich jetzt wieder an die Schuhe. Ich hatte es nur kurz vergessen.«

»Du hast mich heute schon einmal danach gefragt.«

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Dima geht heute. Er muss zu seinem neuen Posten und kann mich im Auto mitnehmen.«

Dima ist der Soldat, der mich ins Krankenhaus gebracht hat, als es noch kein Krankenhaus war, nur ein Gebäude voll mit Pritschen und Jodflaschen. Auch Dimas Jeep von der Roten Armee war voll, voll mit Menschen. Die Russen hatten drei Tage zuvor Groß-Rosen befreit, aber bald wurde klar, dass niemand von uns wusste, auch die russischen Soldaten nicht, wie so eine Befreiung aussehen sollte. Tausende von uns waren immer noch im Lager, zu schwach, um zu gehen. Dima fand mich halb bewusstlos in einer Frauenbaracke, erzählte er mir später in dem gebrochenen Polnisch seiner Mutter. Ich hatte Glück, dass ich bewusstlos war, denn als er wieder Leben in mein Gesicht streichelte, waren alle leckeren Rationen schon verteilt worden: wächserne Schokolade und Rindfleischdosen.

Unsere Mägen waren zu geschwächt für diese reichhaltigen Lebensmittel. Ich habe Leute gesehen, die monatelang von einer Kartoffel am Tag gelebt haben, dann das Fleisch gegessen haben und nie mehr aufgestanden sind. Wir waren befreit worden und starben trotzdem wie die Fliegen.

»Es ist vorbei«, sagten die Soldaten zu uns im Februar. Offiziell war es noch nicht vorbei, es sollte noch ein paar Monate dauern, aber was sie meinten, war, dass die SS-Offiziere nicht mehr ins Lager zurückkommen würden.

»Jetzt ist es wirklich vorbei«, sagten uns die Schwestern im Mai und flößten uns Zuckerwasser und Haferbrei ein. Vom Flur hörten wir Jubelschreie. Deutschland hatte kapituliert.

Was meinten sie mit vorbei? Was war vorbei? Mein Zuhause war weit fort und ich besaß nicht einmal eigene Schuhe. Was sollte vorbei sein?

»Der Nächste«, sagte die Amtsperson, und ich machte wieder einen Schritt vor.

Eine Rauchstoß, ein knatternder Motor. Dima fährt mit seinem Jeep vor. Er springt heraus, als er mich warten sieht, und ich staune wieder einmal, dass er wie auf einem Filmplakat aussieht, wie ein Soldat aus einem Film: Kräftiges Kinn. Ausgeprägte Wangenknochen. Freundlicher Blick. Dima, der meine Briefe frankiert hat. Der auf meine Bitte hin seine Kameraden über Birkenau ausgefragt und erfahren hat, dass es einen Monat vor Groß-Rosen befreit worden war. Und der mir das noch einmal erzählt hat, als ich es vergessen hatte, und dann ein weiteres Mal, als ich es wieder vergessen hatte. Erinnerst du dich, Zofia? Wir haben schon darüber gesprochen. Mein Gedächtnis ist ein Sieb, und Dima ist der Grund, warum ich diesen Ort verlassen darf – weil er mich mitnimmt.

»Ich wäre doch reingekommen, Zofia.« Er legt seine Hände auf meine Schultern. Über dem einen Ohr sind seine Haare etwas kürzer. Wahrscheinlich hat er sie sich eigenhändig vor einem Spiegel geschnitten. »Das ist zu anstrengend für dich. Du weißt, dass ich mir Sorgen um dich mache.«

»Ich muss hier Schlange stehen.«

»Sie muss erfasst werden«, sagt Schwester Urbaniak. »Die Hilfsorganisationen dokumentieren jeden Fall.«

Ein Klopfen an einer Scheibe, wie von einem Vögelchen. Ich sehe nach oben. Hinter dem Krankenhausfenster im zweiten Stock stehen die Gar-Nichts-Mädchen. Sie sind aufgewacht, sie klopfen an die Scheibe und winken. Dima winken sie genauso zu wie mir. Sie lieben ihn. Er winkt zurück.

»Der Nächste«, sagt die Frau vom Roten Kreuz. Ich warte noch eine Weile, dann merke ich, dass sie mich meint. Sie trägt eine einreihige blaue Uniform. Mein Kleid ist auch blassblau. Die Schwester, die es mir gegeben hat, hat gesagt, es passe zu meinen Haaren und meinen Augen. Freundliche Lügen. Mein Kopf hatte damals eine kahle Stelle und war völlig verschorft, die Haare waren kurz wie bei einem Jungen. Jetzt ist es fast wieder kinnlang, aber dünn und fahlbraun, keine glänzenden Locken mehr. Meine Augen haben immer noch die Farbe der Leere. »Fräulein«, sagt die matronenhafte Frau. »Fräulein?«

»Zofia Lederman.« Ich warte, bis sie mich auf der Liste abgehakt hat.

»Und Sie wollen also nach Hause?«

»Ja, nach Sosnowiec.«

»Und wen soll ich auf meine Liste schreiben?« Ich sehe sie starr an, und sie merkt, dass ich verwirrt bin. »Wir wollen wissen, ob Sie uns Namen nennen können.«

»Namen?« Irgendeinen Sinn muss ihre Frage wohl haben, aber mein Kopf ist wieder vernebelt. Er kann die Worte nicht erfassen. Ich drehe mich Hilfe suchend zu Schwester Urbaniak und zu Dima um.

Die Rotkreuz-Mitarbeiterin legt ihre Hand auf meine Hand, bis ich sie wieder ansehe. Ihre Stimme hat den knappen, offiziellen Tonfall verloren und ist weicher geworden. »Verstehen Sie mich? Wir schreiben auf, wohin Sie gehen, und auch den Namen der Familie, die Sie suchen. Gibt es jemanden, der möglicherweise nach Ihnen sucht?«

Namen. Das wurde ich vor Monaten schon einmal gefragt, von den Helfern, als ich wieder bei Bewusstsein war. Aber nichts ist dabei herausgekommen, und jetzt schmerzt mir sein Name in der Kehle.

»Abek. Mein Bruder, Abek Lederman.«

»Alter?«

»Er müsste jetzt zwölf sein.«

»Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«

»Wir sind beide nach Birkenau gekommen, aber ich wurde zweimal verlegt, einmal in eine Textilfabrik in Neustadt und dann nach Groß-Rosen. Ich habe ihn das letzte Mal vor über drei Jahren gesehen.«

Ich sehe, dass sie alles sorgfältig aufschreibt. »Noch jemand?«, fragt sie.

»Nur Abek.«

Nur Abek. Deshalb muss ich nach Hause. Birkenau wurde einen Monat vor Groß-Rosen befreit. Vielleicht wartet Abek schon auf mich.

»Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts mehr einfällt?« Ihr Stift schwebt über der nächsten leeren Linie. Sie überlegt, wie sie mich schonen kann. »Wir sind der Meinung, dass es besser ist, möglichst in alle Richtungen zu forschen. Nicht nur direkte Familienangehörige, sondern auch Cousins und entferntere Verwandte. Das erhöht die Chance, jemanden zu finden.«

»Ich habe sonst niemanden anzugeben.«

Entfernte Verwandte. Sie meint es nicht so, aber es erinnert mich an meinen alten Lehrer, der manchmal Süßigkeiten in die Schule mitbrachte. Nur nicht wählerisch sein, warnte er, wenn er mit seiner Schüssel durch die Klasse ging.

Nur nicht wählerisch sein. Du kannst von Glück reden, wenn du überhaupt noch Verwandte hast. Nimm dir einfach etwas heraus.

»Sehen Sie diese leeren Zeilen.« Die Rotkreuzmitarbeiterin zeigt auf das Papier, ihre Stimme ist geduldig, als würde sie mit einem Baby sprechen. »Hier ist jede Menge Platz für alle möglichen Personen. Wenn Sie nur eine einzige Person suchen – einen Menschen auf einem ganzen Kontinent –, könnte das unmöglich sein.«

Eine einzige Person. Unmöglich.

Ich starre auf ihre unbeschriebenen Linien. Sie reichen nicht aus, nicht einmal annähernd. Sie reichen nicht annähernd aus, um die Geschichte der Menschen zu erzählen, die ich vermisse. Ich kneife die Augen zusammen und strenge mich an, meine Gedanken nicht fließen zu lassen, denn ich weiß, dass sich die Krankenschwestern die ganze Zeit geirrt haben: Manchmal habe ich nicht Probleme, mich an Dinge zu erinnern, ich habe Probleme, sie zu vergessen.

Hinter mir tritt Dima besorgt von einem Fuß auf den anderen. Er überlegt sich wahrscheinlich, wie er mir helfen kann.

Gäbe es genügend Linien auf dem Papier, würde ich so anfangen:

Ich würde ihr zuerst erzählen, dass sich am zwölften August 1942 alle Juden, die noch in Sosnowiec waren, im Fußballstadion versammeln mussten. Es hieß, wir sollten neue Papiere bekommen. Das kam uns damals schon sehr verdächtig vor, aber Sie müssen verstehen – würde ich ihr sagen. Sie müssen verstehen –, die Deutschen hielten unsere Stadt schon seit drei Jahren besetzt. Wir waren an willkürliche Befehle gewöhnt, die sich manchmal als furchtbar und manchmal als harmlos herausstellten. Ich würde ihr erzählen, wie unsere Familie von unserer Wohnung in eine andere Wohnung am anderen Ende der Stadt umgesiedelt wurde, nur weil auf dem Stadtplan erfundene Grenzen eingezeichnet worden waren und die Juden jetzt nur noch innerhalb dieser Grenzen leben durften. Wie Baba Rose und ich Sterne auf unsere Kleidung nähten, die wir von einer Vorlage aus der Zeitung ausgeschnitten hatten.

Papa hatte sich schon einmal im Stadion melden müssen: Die Deutschen hatten alle jüdischen Männer dorthin beordert. Sie mussten gehen, durften aber bald wieder nach Hause. Aschfahl waren sie und keiner wollte darüber reden, was er gesehen hatte. Sie kamen wieder.

Ich würde der Rotkreuzfrau erzählen, dass unsere Papiere unser Überleben sicherten: Ohne Papiere konnte man weder Lebensmittel einkaufen noch auf die Straße gehen. Also mussten wir dem Befehl Folge leisten und wir zogen unsere besten Kleider an. So lautete die Anweisung, und das beruhigte uns, weil sie vielleicht wirklich Fotos für neue Papiere von uns machen wollten.

Aber dann kamen wir ins Stadion und es gab keine Fotoapparate. Nur Soldaten. Und die sortierten uns. Nach Gesundheit. Nach Alter. Die Kräftigen in eine Gruppe. Die Schwachen oder Alten oder Familien mit kleinen Kindern in eine andere Gruppe. Die eine Schlange zum Arbeiten in Fabriken, die andere ins Lager.

Es dauerte Stunden. Es dauerte Tage. Tausende von uns befanden sich auf dem Spielfeld und alle mussten sortiert werden. Alle mussten befragt werden, ob sie besondere Fähigkeiten oder Verbindungen hatten. Die SS bewachte den Rand des Spielfelds. Hinter unserer Familie betete ein alter Mann, den ich aus der Apotheke kannte. Zwei Soldaten kamen johlend auf ihn zu. Der eine schlug dem Apotheker den Hut vom Kopf, der andere stieß ihn mit dem Knie auf den Boden. Mein Vater rannte hin, um ihm zu helfen – ich hatte nichts anderes von ihm erwartet. Er war immer sehr nett zu anderen –, obwohl meine Mutter und ich ihn anflehten, bei uns zu bleiben, und ich dachte, was nützt das schon?

Meine Mutter und ich schlangen abwechselnd die Arme um Abek und erzählten ihm Märchen: Die Froschprinzessin. Der Bär im Försterhaus. Und sein Lieblingsmärchen Der Wirbelwind.

Abek war groß für sein Alter und sah älter aus, als er war. Als wir begriffen, wie die Soldaten uns aufteilten, überlegten wir, dass dies wichtig sein könnte. Abek, sagte Mama. Du bist zwölf, nicht neun, verstanden? Du bist zwölf und du hast schon seit einem Jahr im Betrieb deines Vaters mitgearbeitet.

So etwas dachten wir uns zur Sicherheit für jeden von uns aus. Wir sahen Baba Rose an, meine liebe, geduldige Großmutter, und überlegten, dass sie viel jünger als siebenundsechzig aussah. In ganz Sosnowiec konnte niemand so gut nähen wie sie. Es gab Kunden, die ihre Anzüge oder Röcke nur deshalb in unserem Familienbetrieb kauften, weil sie die Stickerei so mochten, die Baba Rose in Handarbeit anbrachte. Dies konnte man bestimmt als besondere Fähigkeit bezeichnen.

Wir redeten uns ein, dass der rasselnde Husten meiner Mutter, der sie seit Monaten schwächte und mit dem Abek jetzt auch schon anfing, kaum auffiel. Wir versicherten uns gegenseitig, niemand würde bemerken, dass Tante Maja hinkte.

Kneif dir in die Wangen, sagte Tanta Maja zu mir. Wenn sie kommen, kneif dir in die Wangen, dann siehst du gesund und munter aus.

Meine schöne Tante Maja war so hübsch und ihr Lachen war so fröhlich, dass es keinen ihrer Verehrer je kümmerte, dass sie mit einer schiefen Hüfte geboren war und sich deshalb nur schlingernd fortbewegte. Sie war viel jünger als Mama, nur neun Jahre älter als ich. Sie sagte immer, ich solle mir in die Wangen kneifen, dann wäre ich genauso hübsch wie sie. Jetzt sagte sie es, damit uns beiden nichts passierte.

Es wurde dunkel. Es fing an zu regnen. Wir sperrten unsere Münder auf und fingen die Tropfen auf. Wir hatten seit Tagen nichts mehr gegessen oder getrunken. Das Wasser auf unserer Haut, die von der Sonne verbrannt war, fühlte sich im ersten Moment angenehm an, aber dann wurde uns kalt. Abek vergrub seine Hand in meiner.

Und Prinz Dobrotek kroch in das Pferdeohr, sagte ich und erzählte ihm wieder das Märchen vom Wirbelwind. Ich war eine gute Märchenerzählerin. Und als er auf der anderen Seite wieder herauskroch, weiß du noch, was er da anhatte?

Eine goldene Rüstung, sagte Abek. Und dann ritt er mit dem Pferd zu dem wandernden Berg.

Kneif dir in die Wangen!, rief Tante Maja. Zofia, kneif dir in die Wangen und lächle.

Ich ließ Abeks Hand nicht los und schleppte ihn zu den Soldaten.

Fünfzehn, sagte ich zu ihnen. Ich kann nähen und einen Webstuhl bedienen. Mein Bruder ist zwölf.

Jetzt wisst ihr, warum auf dem Formular dieser Frau nicht genug Platz ist, um alles zu erzählen. Es würde Stunden dauern, alles aufzuschreiben. Die Tinte würde ihr ausgehen. Es gibt so viele andere Juden, Millionen werden vermisst und von allen muss sie Informationen sammeln.

Dima tritt vor. »Zofia hat keine weiteren Namen anzugeben. Es geht ihr nicht gut.«

»Ich schaffe das«, protestiere ich, weiß aber gar nicht genau, was ich damit meine. Dass ich weiter in der Schlange stehen kann? Dass es mir wieder gut gehen wird?

Die Rotkreuzfrau legt meine Akte auf den Stapel. Dima reicht mir seine Hand, ich nehme sie. Ich kauere mich auf den Beifahrersitz seines Jeeps und lasse zu, dass er mir seinen Mantel über die Knie legt, während Schwester Urbaniak das Bündel mit dem Essen unter dem Sitz verstaut.

Was ich der amtlichen Frau hätte sagen sollen, ist dies: Ich weiß, dass ich niemanden sonst auf die Liste setzen lassen muss, weil die Soldaten meine ganze Familie für Birkenau eingeteilt haben. Und als wir nach Birkenau kamen, gab es wieder eine Schlange, die sich anschließend teilte. Wer Glück hatte, wurde zur Schwerstarbeit eingeteilt. Wer Pech hatte – wir konnten den Rauch sehen. Der Rauch kam von den brennenden Leichen der Leute, die Pech gehabt hatten.

In dieser Schlange wurden Abek und ich nach rechts geschickt.

Ich muss nur einen einzigen Menschen auf diesem Kontinent finden. Ich muss nach Hause. Ich muss überleben. Für diesen einen Menschen muss mein Kopf weiter funktionieren.

Denn wie die meisten Menschen aus Sosnowiec mussten alle anderen: Papa, Mama, Baba Rose, die schöne Tante Maja – sie alle, alle – nach links gehen.

Ą

Dima fährt langsam. An der Straße, die wie eine Hauptstraße aussieht, kehrt eine Frau ihren Hauseingang. Ich glaube wenigstens, dass es ihrer ist, dass es einmal ein Hauseingang war. Sie hat eine Schürze an und schiebt Steine auf ein Kehrblech und das Kehrblech leert sie in einen Abfalleimer, und hinter ihr ist nichts. Nur Trümmer. Hüfthohe Überreste eines Backsteingebäudes, die schwache Ahnung eines Hauseingangs. Es könnten neue Trümmer von den Alliierten sein oder alte von den Deutschen. Zweimal sind in Polen Truppen einmarschiert. Ist das überhaupt Polen? Die Grenzen verändern sich ständig. Ich war noch nie so weit vom Krankenhaus entfernt. Vom Fenster aus sah man nur das Schaufenster eines halb verbarrikadierten Modegeschäfts, in dem keine Kleider waren. Was werden wir uns wohl kaufen, wenn wir wieder gesund sind?, fragte die Frau, die wir Bissel nannten, träumerisch. Ich glaube, wir werden uns nichts kaufen, sagte ich. Weil es nichts zu kaufen gibt.

Dima spricht Polnisch wie ein kleines Kind. Er verwendet Ein- und Zweisilbenwörter, die er mit vielen Gesten unterstreicht. »Hunger?«, fragt er, als das Kopfsteinpflaster einer unbefestigten Straße weicht. »Bonbon, unter deinem Stuhl.«

»Nein danke.«

»Schau nach«, sagt er stolz. »Überraschung.«

Gehorsam taste ich unter meinen Autositz. Eine Papiertüte mit harten Bonbons und daneben etwas Rechteckiges, Biegsames. Ein Modemagazin. Es sieht amerikanisch aus. Eine Frau mit einem kessen roten Hut. Als Dima mich das erste Mal besuchte, nachdem ich wieder aufgewacht war, fragte er mich, was er mir mitbringen könnte, und ich sagte, Lippenstift. Ich sah ihm an, dass ihn die Vorstellung begeisterte. Ein verschorftes, abgemagertes Mädchen, das sich schön machen will. Ich sagte ihm nicht, dass ich einfach etwas gegen meine aufgerissenen, schmerzenden Lippen haben wollte. Ich nahm an, dass er das polnische Wort für Bienenwachssalbe oder Vaseline nicht kannte. Lippenstift kennt er vielleicht, dachte ich.

»Alles bequem?«, fragt er.

»Ja.«

»Decke«, schlägt er vor und nickt zum Hintersitz.

»Mir ist nicht kalt.«

»Aber jeden Tag du kalt.« Er runzelt die Stirn. Er war so stolz darauf, daran gedacht zu haben, und ist jetzt so niedergeschlagen, dass ich vielleicht gar keine Decke brauche. Ich greife danach und lege sie mir um die Schultern.

»Danke«, sagte ich. »Du bist sehr freundlich.«

»Tag ist aufregend«, sagt er. »Wir sind bald da. Auto ist schnell. Jetzt du ruhst aus.«

Ich lehne mich an die Beifahrertür, aber ich lasse die Augen auf. Überall Schutt auf den Straßen. Zerbrochene Räder, Deichseln, die in die Luft staken, Milchkannen, deren Böden abgerostet sind. Jeder Gegenstand steht für eine Familie, die nicht mehr weiterkonnte, die angehalten oder abgeführt wurde oder einfach zu müde war, um noch mehr zu schleppen. Besitztümer wurden hier zurückgelassen, erst belanglose Dinge wie Spieluhren und Seidenschals und dann alles, was für das eigene Überleben notwendig war. Und da man von fast nichts leben kann, wurde alles zurückgelassen. Zerbrochene Räder, Deichseln, die in die Luft staken, Milchkannen, deren Böden abgerostet sind. Jeder Gegenstand steht für eine Familie, die nicht mehr weiterkonnte, die angehalten oder –

Hör auf, sage ich zu mir und versuche, den Kreislauf zu durchbrechen. Genau das passiert jetzt immer mit meinem Kopf. Er dreht durch, geht immer im Kreis. Über manche Dinge lässt er mich nicht nachdenken und bei anderen hakt er sich fest. Manchmal ist mein Kopf auch in Ordnung. Langsam geht es ihm besser. Aber manchmal lösen Dinge etwas in ihm aus, was ich nicht immer vorhersehen kann, und er hat blinde Flecken wie Schwarzeis.

Ich blicke zur anderen Straßenseite hinüber, wo Felder an mir vorüberziehen, und versuche, den Kopf wieder freizubekommen. Auf dieser Seite liegt kein Schutt. Aber ich sehe ein großes Stück umgegrabene Erde, braun und grobkörnig. Auch das ertrage ich nicht.

Manchmal lag es nicht daran, dass die Familien müde geworden sind. Manchmal wurden sie auf der Stelle erschossen. Manchmal wurden ganze Städte erschossen und in Massengräber geworfen. Ich kneife die Augen zusammen.

Es ist vorbei, es ist vorbei, es ist vorbei.

Früher habe ich den Geruch von Erde gemocht. In den Ferien auf dem Land haben Abek und ich mit Stöckchen Bilder gemalt und ich habe ihm das Alphabet beigebracht.

A für Abek.

Kann es sein, dass ich gerade etwas rieche, was sich unter dieser Erde befindet? Etwas Stinkendes und Schreckliches?

B für Baba Rose.

»Pause zum Essen?«, schlägt Dima vor, und ich bin froh, dass seine Stimme mich aus meinen Gedanken reißt.

»Können wir nicht weiterfahren? Ich möchte zu Abek. – Aber wenn du eine Pause machen willst …«, füge ich rasch hinzu. Wir waren noch nie so lange zusammen, und es ist das erste Mal, dass er mich außerhalb des Krankenhauses sieht. Aber falls er das seltsam findet, hat er sich nichts anmerken lassen.

»Nein, wir können fahren. Ich will dich hinbringen, sicher. Brauchst du noch etwas? Wasser? Beine vergehen?«

»Beine vertreten«, verbessere ich ihn.

»Vertreten?«

»So sagt man. Es ist eine Redewendung. Also, eine Art zu reden.«

»Du musst Beine vertreten?« Er freut sich über den neuen Ausdruck. Er beugt sich zu mir und tätschelt mein Knie. Du Glückliche, haben die anderen Gar-Nichts-Mädchen gesagt. Sei lieb zu ihm.

Ich weiß nicht, ob Dimas Versetzung nach Sosnowiec ein Zufall war. Vielleicht hat er sie beantragt. Ich wollte ihn nicht fragen. Ich dachte, es sei besser, unsere Beziehung nicht zu klären.

»Nein, ich – können wir einfach weiterfahren?«, frage ich. »Das wäre mir am liebsten. Vielleicht kannst du mir eine Geschichte erzählen. Oder ich ruhe mich wieder aus.«

Sofort sieht er besorgt aus. »Ja. Du sollst ausruhen. Du ruhst aus und ich bringe uns nach Hause.«

Ich wollte meine Augen eigentlich nicht zumachen. Ich wollte mich nur ausruhen, nicht schlafen. Aber sie sind anscheinend zugefallen, denn plötzlich spüre ich, wie das Auto ruckelt und stehen bleibt.

»Zofia.« Dimas Hand liegt auf meiner Schulter, er weckt mich sanft.

Meine Augen fliegen auf und schauen sich um. Die Landschaft ist flacher geworden. Die Sonne steht hoch am Himmel. Stunden sind vergangen. Dima lächelt über das ganze Gesicht und zeigt durch die Windschutzscheibe nach draußen.

Zuerst verstehe ich nicht, was er mir zeigen will, aber dann traue ich meinen Augen kaum. Ein Holzschild mit verschnörkelter Schrift.

»Schon da?«, keuche ich.

»Habe gesagt, Auto ist gut. Auto ist schnell.«

Sosnowitz steht auf dem Schild. Die Deutschen sind nach Sosnowiec gekommen und haben der Stadt einen deutschen Namen gegeben.

Ich habe aber nicht gemeint, dass das Auto schnell ist. Ich habe gemeint: Wie kann es sein, dass wir schon da sind? Wie kann es sein, dass ich schon wieder zu Hause bin? Es war einfacher, sich vorzustellen, dass die schlimmen Dinge irgendwo weit in der Ferne geschehen waren. Auf einem anderen Kontinent. Aber Birkenau, das erste Lager, war keine fünfundzwanzig Kilometer von zu Hause entfernt.

»Das ist es, ja?«, fragt Dima. Er hat den Jeep angehalten und sieht mich neugierig an. Ich reagiere nicht so, wie er erwartet hat.

»Das ist es.«

»Sag mir, wo ich jetzt fahren soll.«

Ich schlucke und versuche, mich zurechtzufinden. »Nach Hause. Abek.«

»Welche Richtung?«

Wir befinden uns am Rand von Sosnowiec. Kleine Bauernhöfe, kleine Landparzellen. Richtung Innenstadt werden die Häuser gleich enger beieinanderstehen, drei- bis vierstöckige Wohnhäuser. In der Ferne erkenne ich das Industriegebiet. Wären wir näher dran, könnte ich den Rauch sehen, der aus den Fabriken über den Oberleitungen der Straßenbahnen schwebt. Breite, gepflasterte Plätze, elektrische Straßenlaternen, kleine Lokale mit Mittagstisch, in denen sich gehetzte Arbeiter drängen.

»Zofia?«

Ich komme wieder zu mir. Es gibt zwei Adressen, zu denen Dima fahren könnte. Die erste ist in Środula, einem Viertel am Stadtrand. Das ist das jüdische Ghetto, in das wir umziehen mussten, als ich dreizehn war. Vermüllte Straßen. Verfallene Häuser. Brachflächen. Wir wohnten zu sechst in einem Zimmer.

Die zweite Adresse ist mein Zuhause, mein richtiges Zuhause, das Baba Rose gehörte, wo meine Mutter aufgewachsen ist und mein Vater einzog, nachdem sie geheiratet hatten. Es ist näher an der Stadtmitte.

»Nach rechts«, sage ich. Zu unserem richtigen Zuhause. Das war mein Plan, dass Abek und ich uns dort treffen. Das habe ich ihm gesagt. Wiederhol die Adresse, Abek. Erinnerst du dich an die Birken vor dem Haus? Und wenn er dort allein auf mich gewartet hat? Ich habe versucht, schneller gesund zu werden, Abek. Ich habe es wirklich versucht.

Dima fährt nach rechts, aus der Schotterstraße wird eine gepflasterte Straße. Wir fahren an ein paar Männern in einfacher Arbeitskleidung vorbei, dann sehen wir noch mehr Männer, aber die tragen Anzüge und haben Hüte auf. Dima hebt grüßend eine Hand, einer winkt zurück, zögernd. Die anderen tun, als sähen sie uns nicht.

»Was ist das?« Dima zeigt durch die Windschutzscheibe auf eine große grüne Fläche inmitten von Häusern.

»Der Sielecki-Park. Manchmal sind wir mit der Schule dorthin gegangen.«

»Ah!« Nach ein paar Minuten streckt er wieder seinen Arm aus und zeigt auf etwas anderes. »Und das?«

Er ist so aufgeregt, als wäre er selbst auf einem Schulausflug, als würden wir gemeinsam Ferien machen. Im Krankenhaus wollten sie uns darauf vorbereiten, dass es möglicherweise schwierig sein würde, wieder nach Hause zu kommen. Aber dass es so sein würde, damit habe ich nicht gerechnet: Mein Gedärm krampft sich zusammen und ich habe einen schalen metallischen Geschmack im Mund.

»Ist das ein Schloss?« Dima zeigt auf ein besonders prächtiges Gebäude.

»Der Bahnhof. Am Wochenende war hier immer Markt. Wir nennen ihn –« Ich verstumme, denn selbst diese belanglose Erinnerung versetzt mir einen Stich, weil sie so vertraut ist. »Wir nennen ihn Bratpfanne.«

Meine hässliche, schöne Stadt. Sosnowiec ist nicht so prachtvoll wie Krakau, wo ich mit Mama an meinem Geburtstag Essen ging. Sosnowiec ist eine Stadt, in der die Industriebarone ihre Fabriken errichteten: Eisen, Stahl, Seile, Textilfabriken und Färbereien. Es gibt dort breite Straßen, solide Häuser, verqualmte Luft. Wirtschaftlichkeit statt Schönheit. Wer liebt schon eine Stadt, deren nettester Spitzname »Bratpfanne« ist?

Meine Familie hat sie geliebt. Wir hatten keine Ahnung, wie wenig die Stadt uns zurückliebte.

Ich weiß, dass viele Menschen Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht leisteten: die Heimatarmee, die polnischen Armeeverbände, der Jüdische Militärverband, alle kämpften gegen die Besatzung. Ich weiß – oder habe später davon gehört –, dass es in Warschau einen Aufstand gab, dass sich die Stadt über sechzig Tage lang gegen die Nazis wehrte, und ich weiß, dass es deshalb praktisch kein Warschau mehr gibt. Die Deutschen bestraften die Stadt, indem sie sie zerstörten.

Ich weiß aber auch, dass viele Menschen in meiner Stadt die Hand zum Hitlergruß hoben, als die Deutschen einmarschierten.

Die Umgebung wird vertrauter. Wir fahren an der Bibliothek vorbei oder was einmal die Bibliothek gewesen ist. An dem Laden, wo wir vor dem Einmarsch einkauften. Es war Sommer, unsere Schränke waren leer, weil wir gerade aus der Sommerfrische zurückgekommen waren. Grundnahrungsmittel wie Brot waren bereits ausverkauft. Es gab nur noch Delikatessen. Papierdünne Palatschinken, in die nur noch Hackfleisch eingerollt werden musste. An der Wand neben dem verwirrten Kaufmann standen reihenweise glänzende Einmachgläser mit Rhabarber.

»Kauf alles«, sagte Mutter leise.

Die ersten beiden Wochen der deutschen Besatzung aßen wir, als hätten wir etwas zu feiern.

Der Jeep fährt um ein rotes Backsteingebäude mit Torbögen aus Kalksandstein, und ich warte nicht, bis Dima mich fragt. »Das Dietel-Palais«, sage ich. »Heinrich Dietel hat die Textilindustrie in Sosnowiec aufgebaut.«

Kaum habe ich das gesagt, fängt mein Herz an zu rasen und mein Mund wird trocken. Dietel-Palais, das bedeutet, dass wir gleich zu Hause sind. Mein Vater kam auf seinem Weg zu seiner eigenen Fabrik immer hier vorbei.

Ich sehe genauer hin. Das Stoffbanner über dem Haupteingang ist nicht aus Brokat wie früher, als die Familie Dietel ihren Reichtum zur Schau stellte. Es ist ein wogendes Rot mit einem gelben Stern und einer Sichel.

»Wahrscheinlich musst du da hin, Dima«, sage ich und zeige auf die Sowjetflagge.

Er strahlt. »Ich denke auch. Ich halte hier und dann ich fahre dich heim?«

Panik erfasst mich, mein Herz schlägt noch schneller. »Nein! Zuerst muss ich zu unserem Haus.«

Er sieht mich betrübt an. »Dauert nur eine Minute.«

Ich unterdrücke meinen Ärger und öffne schon die Tür. »Mein Haus ist gleich um die Ecke.«

»Aber Zofia.« Meine plötzliche Energie verblüfft ihn wohl und mich verblüfft sie genauso.

»Du solltest da reingehen. Du musst dich bestimmt bei deinen Vorgesetzten melden.«

Und mein Bruder ist vielleicht schon zu Hause und ich kann nicht warten. Und ich kann keine Zuschauer gebrauchen, wenn wir uns wiedersehen.

»Bist du ohne mich sicher?«, fragt er zögernd.

»Ich schreibe dir die Adresse auf – du kannst kommen, wenn du hier fertig bist.«

Schließlich kann ich ihn überreden, mich allein zu lassen. Ich habe nicht gelogen. Unser Haus ist wirklich nur ein paar Blocks entfernt. Es ist sogar noch kürzer, wenn ich die Nebengassen nehme, was meine Füße ganz automatisch machen, rennen, rennen. Auf dem harten Pflaster fängt mein böser Fuß an zu schmerzen. Ich kann nicht rennen, ich war jahrelang zu schwach zum Rennen, aber jetzt renne ich und das Herz springt mir beinahe aus der Brust.

Und dann bin ich da, stehe unter dem weißen Straßenschild: Mariacka.

In der kurzen Straße mit den Trambahngleisen stehen hauptsächlich Wohnblocks. Unserer ist in der Mitte. Ein rötliches Sandsteingebäude, vier Stockwerke hoch.

Ich habe diesen Augenblick tausendmal durchgespielt. Was ich machen würde, wenn unser alter Pförtner dastehen würde. Was ich machen würde, wenn ein neuer Pförtner da wäre, der mich nicht kennt.

Aber im Eingang steht niemand. Niemand hindert mich am Hineingehen, also drücke ich die Eichentür auf. In der Halle: dieselben Marmorfliesen. Dieselbe flackernde Lampe. Zu Hause.

Vor der Reihe mit den Briefkästen bleibe ich stehen. Ich fahre mit der Hand durch den Kasten und ertaste einen metallenen Knubbel: den Ersatzschlüssel, der ganz hinten festgeklebt ist, wo ihn niemand findet, der es nicht weiß. Der Schlüssel plumpst in meine Hand, schwer und griffig. Klebeband krümelt in bräunlichen Flocken herunter.

Vielleicht ist Abek schon zu Hause und wartet auf mich. Mein Herz flattert in freudiger Erwartung und ich renne die Treppe hinauf. Ein Feuer im Ofen. Saubere Betttücher.

Ich berühre kaum die Klinke, da geht die Tür schon auf.

B

»Abek!« Ich renne in die Diele. »Abek? Bist du da?«

Geradeaus vor mir im Wohnzimmer stehen Möbel, aber es sind zu wenige und auch nicht unsere. Ein großer Teppich, der für Baba Roses Geschmack zu neumodisch ist. Auf dem Teppich eine Couch, die ich nicht kenne, und ein paar staksige Stühle.

Ich bin wohl in der falschen Wohnung gelandet, ein Stockwerk zu tief. Ich bin wahrscheinlich wieder durcheinandergekommen.

Aber nein, von hier aus kann ich es sehen: drei runde Wasserflecken auf dem Boden mitten im Zimmer. Können die Flecken auch ein Stockwerk nach unten gerutscht sein? Fünf Jahre. Ich bin seit fünf Jahren nicht mehr in diesem Haus gewesen. Ich bin nicht in der falschen Wohnung. Die Wohnung hat ganz einfach ihr eigenes Leben gelebt, seit ich zum letzten Mal hier war.

Ich bin zu Hause. Ich bin zu Hause. Ein Ton kommt aus meinem Mund, etwas zwischen einem Bellen und einem Weinen.

Die Luft ist wie früher. Diese drückende Hitze. Mama sagte immer, das sei der Nachteil, wenn man im obersten Stock wohnt. Ist es möglich, dass ich noch letzte Rauchspuren von Tante Majas allabendlicher Zigarette riechen kann? Ich sehe nach unten und merke, dass ich automatisch meine Schuhe ausgezogen habe. Das habe ich schon monatelang nicht mehr gemacht. Selbst nachts habe ich die Schuhe angelassen, damit sie mir nicht gestohlen würden, und um notfalls sofort losrennen zu können. Weil heute Donnerstag ist. Donnerstags hat Mama immer den Boden geputzt.

Meine Füße erinnern sich daran, die Schuhe auszuziehen, und meine Hände erinnern sich daran, mein Bündel dorthin zu legen, wo einmal eine Anrichte stand.

»Ich bin’s.« Meine Stimme erinnert sich daran, was sie sagen soll. Und vielleicht erinnert sie sich auch daran, dass sie in dieser Wohnung etwas heller klang? Dass sie eine gewisse Schärfe hatte, und Witz?

Die einzige Antwort auf meine Stimme ist ein Echo.

Zuerst das Zimmer von Abek. Ich konzentriere mich und gehe zum kleinsten Zimmer am anderen Ende des Flurs. Meine Füße kleben an dem gebohnerten Walnussparkett – hier lag früher ein Läufer. Ich stoße die geschnitzte Tür auf. Himmelblaue Wände, die haben die Deutschen behalten. Weiße Zierleisten, Vorhänge.

Aber das sind die einzigen vertrauten Dinge. Es sind keine Möbel da. Sogar das Bett ist weg. In einer Ecke liegt ein Haufen zusammengeknüllter Bettlaken, aber es ist nicht zu erkennen, ob sie in letzter Zeit benutzt worden sind oder ob der, der das Bett gestohlen hat, sie einfach dort liegen lassen hat. Ich hebe eins davon auf, weiches Flanell, und rieche daran. Es hat einen leichten Modergeruch. Der Schrank ist leer. Keine Bilderbücher. Keine Modellautos. Keine vereinzelte Socke, die sich in der Tür verfängt.

Ich gehe durch den Flur in unser Elternschlafzimmer und dann in das Zimmer von Baba Rose und mit jedem weiteren leeren Zimmer möchte mein Kopf zerspringen.

Mein Zimmer, das ich mit Tante Maja geteilt habe. Dunkle Holztäfelung; es war Großvaters Zimmer, bevor er starb. Auch hier sind die Bettgestelle verschwunden. Ich lasse den Blick durch den restlichen Raum schweifen. Die Wände hatte ich mit Plakaten tapeziert, Werbeplakate von Eisenbahngesellschaften. Jemand hat versucht, sie abzukratzen, aber der halbe Eiffelturm ist immer noch zu erkennen.

Wenn Abek hier gewesen wäre, hätte er mir hier, in meinem Zimmer, etwas hinterlassen – einen Brief oder irgendein Zeichen. Davon bin ich überzeugt. Etwas, um mir zu sagen, Ich war hier. Warte auf mich. Ich hebe ein schimmliges Handtuch auf, das zerknüllt an der Fußleiste liegt, und schüttle es aus. Ich fahre mit den Fingerspitzen am Fensterbrett entlang, für den Fall, dass er ein Stück Papier ins Fenster geklemmt hat.

In meinem Kleiderschrank klappern ein paar leere Bügel aneinander. Auf der oberen Ablage steht eine Reisetasche, an die ich mich nicht erinnere. Ich hole sie herunter und drehe sie um, aber es fällt nichts heraus. Sie ist leer und die Schnalle ist kaputt, ein verschlissenes Stück, das die letzten Bewohner nicht mehr mitnehmen wollten.

Sie haben mir Müll hinterlassen. Sie haben mir nichts gelassen. Sie haben uns nichts gelassen. Diese Wohnung ist vertraut und fremd zugleich. Wie kann einem etwas gleichzeitig zu viel und nicht genug sein?

Auf dem Schrankboden steht eine Holzkiste. Sie steht genau in der Ecke, als hätte sie jemand mit Absicht dorthin gestellt und nicht zufällig dort stehen lassen. Mein Herzschlag wird schneller und ich lasse mich auf die Knie sinken.

Ich ziehe die Kiste heraus, sie ist schwer und macht Kratzer in den Boden. Und dann höre ich an der Tür ein vertrautes Klicken und Surren. Jemand ist hier.

»Abek!«

Ich renne durch den Flur und bleibe in der Diele abrupt stehen. An der Tür steht eine spindeldürre Frau, die abwehrend einen Besen hochhält. Sie erschrickt, als sie mich sieht, und späht über meine Schulter, um sicherzugehen, dass ich allein bin.

»Pani Wójcik?«, sage ich und rede die Nachbarin bewusst besonders höflich an. Ihr Gesicht ist viel faltiger als früher und ihre Haare sind grau geworden. »Pani Wójcik, ich bin’s, Zofia. Zofia Lederman.«

Ihre Augenlider zucken, sie hält den Besen immer noch hoch, senkt ihn aber jetzt ein Stückchen. »Zofia?«

Ich komme näher. Von den drei Wohnungsnachbarn auf unserem Stock kannte ich Frau Wójcik am wenigsten, aber jetzt bin ich bei ihrem Anblick fast zu Tränen gerührt. Sie ist aus der Zeit davor. Sie ist bis jetzt der einzige Beweis, dass Teile meines früheren Lebens noch existieren können. »Ja. Ich bin’s. Was dachten Sie, wer es wäre?«

»Penner«, murmelt sie.

»Penner? Die haben hier gewohnt?«

»Erst hat ein nettes deutsches Ehepaar hier gewohnt, aber –«

»Die sind fort«, unterbreche ich sie.

»Kurz bevor alles zu Ende war, sind sie fortgegangen. Seitdem nur Landstreicher. Ich musste sie davonjagen. Sie machen das ganze Haus unsicher.« Sie sieht mich an, als wüsste ich über die Landstreicher besser Bescheid als sie. Doch als sie merkt, dass das nicht so ist, seufzt sie. »Jedenfalls bist du wieder da.«

»Ich bin wieder da«, sage ich überflüssigerweise.

Sie lässt den Besen sinken und sieht sich in der Wohnung um, sieht die verstreuten Möbelstücke und zerbrochenen Stühle. »Nicht viel übrig hier, oder?«

»Wahrscheinlich haben sich die Landstreicher bedient.«

Sie zuckt die Achseln. »Oder Sachen verbrannt. Es war kalt.«

»Oh«, sage ich und wir sehen uns an. Ich weiß nicht, wie ich mit der Nachbarin sprechen soll. Sind Ihre Mohnblumen immer noch so schön? Leben Ihre Hunde noch? Meine letzte deutliche Erinnerung an Frau Wójcik ist, dass sie gerade ihre Hunde ausführte, als mich ein Soldat nach meinen Papieren fragte. Er hatte auch einen Mann gefragt, der in meiner Nähe stand, und dieser Mann wurde unter den Achselhöhlen gepackt und fortgeschleift. Haben Sie noch viele Leute gesehen, die weggebracht wurden, Pani Wójcik? Wie haben Sie den Rest des Krieges verbracht?

Frau Wójcik weiß auch nicht, was sie zu mir sagen soll. Nach ein paar Minuten greift sie zum Türknauf und zieht zum Abschied verlegen die Augenbrauen hoch.

»Warten Sie«, sage ich. Sie dreht sich mit einer müden Bewegung zu mir um. »Pani Wójcik, bin ich die Erste, die hierhergekommen ist? Die Landstreicher, ich weiß. Aber bin ich die Erste aus meiner Familie?«

Ich bringe Abeks Namen nicht über die Lippen und ich will ihr auch nicht erklären, warum die anderen aus meiner Familie nicht vorbeikommen werden.

Sie schüttelt den Kopf, kurz und knapp. »Nur du. Und dich habe ich kaum erkannt.«

»Sind Sie sicher? War mein Bruder nicht hier?«

»Ich habe sonst niemanden aus deiner Familie gesehen. Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht erwartet, dass einer von euch zurückkommt.«