Joseph Zoderer

Bäume im Zimmer

Gedichte

So wie das Gras wächst

kehrt alles zurück

die Ferne, die Nähe

die Schritte im Walddunkel

und der Kormoran

über dem Sommerglanz des Meeres

Ich atme die Zeit

mein Jetzt

Wir tragen Tarnkleider

obwohl wir uns kennen

doch die Ameisen nicht

Aus bester Seide

ist unsere Herzhaut

Niemand soll wissen

dass wir unterwegs sind

zur bitteren Hochzeit

Nie wird es

der letzte Tag sein

Es genügt

der Abschied unter der Sonne

die Nacht wartet nicht

Ich lasse mich forttragen

von Betrug zu Verrat

Augen wie Katzensilber

unter dem Apfelbaum

der nicht mehr blüht

Niemand kennt

die Schuld

Die letzten Blüten

bluten seit Jahren

tropfen noch immer

auf das Katzensilber

Das Schweigen

hat viele Zimmer

und verschiedene Gesichter

Eines erkenne ich

am Blau seiner Augen

Manchmal spricht es

zu mir

in der Sprache der Stummen

und bringt damit

alle meine Zimmer zum Tanzen

Nach so vielen Jahren

klebt an meinem Herzen

noch der Staub des Fußbodens

auf dem wir uns wälzten

aber auch die Asche

deines längst erloschenen Mundes

Was ich suche am Morgen

in meinem Zimmer

einen Olivenbaum

eine Tamariske

den taunassen Sand

unter den Fußsohlen

auf dem Weg zum Meer

als ob ich heimwärts ginge

Die Zikaden höre ich

wenn ich auf schwarze

Oliven trete

im Winter

Wächter meiner Freude

Manchmal teilt sich

die immer fremde Straße

Nur die Luft

ist mir vertraut

nie der Nordwind

Ich kenne mein Ziel nicht

so kenne ich auch

kein Verirren

Vielleicht ist Ankommen

auch Abschied

Der Tod hat

mir einen Flügel geliehen

Ich habe ihn