Christine Fichtinger, Esther Matolycz
Fallbeispiele für Pflegeassistenzausbildungen
Christine Fichtinger
DGKP, Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege, ÖBAK-zertifizierte Gutachterin für Pflegegeldeinstufungen, seit mehr als 25 Jahren speziell auf dem Gebiet der Heimhilfe-, Pflegeassistenz- und Pflegefachassistenzausbildung tätig. Sie leitete erfolgreich eine Vielzahl von Heimhilfe- und Pflegeassistenzausbildungen sowie Ergänzungsausbildungen für Behindertenfachbetreuer*innen im Rahmen der Unterstützung der Basisversorgung.
Esther Matolycz, Dr.
Studium Pädagogik/Bildungswissenschaft und Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, DGKP, Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege. Arbeitsschwerpunkte: Aus-, Fort- und Weiterbildung im Gesundheits- und Sozialbereich, Publikationstätigkeit.
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2. Auflage 2022
Copyright © 2019 Facultas Verlags- und Buchhandels AG
facultas Verlag, 1050 Wien, Österreich
Umschlagfoto: © Shapecharge, istockphoto.com
Satz: Wandl Multimedia-Agentur
Lektorat: Laura Hödl, Wien
Druck: finidr
Printed in the E.U.
ISBN 978-3-7089-2165-5
e-ISBN 978-3-99111-479-6
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Teil I: Eindimensionale Fallbeispiele
1Körperpflege
1.1Körperpflege – Herr K.
1.2Körperpflege – Frau F.
1.3Körperpflege – Frau O.
1.4Körperpflege – Frau S.
1.5Körperpflege – Herr und Frau S.
2Kleiden
2.1Kleiden – Herr S.
2.2Kleiden – Frau M.
3Langzeitpflege
3.1Fehlender Familienanschluss
3.2Erwachsenenvertretung
3.3Chronische Krankheit
4Essen und Trinken
4.1Nasogastralsonde
4.2PEG-Sonde
4.3Eingabe von Speisen und Getränken
4.4Breikost
4.5Übergewicht
4.6Mangelernährung
5Sich bewegen
5.1Fahren mit dem Rollstuhl
5.2Dekubitusprophylaxe
5.3Thromboseprophylaxe
5.4Bettlägerigkeit
6Ausscheiden
6.1Inkontinenz
6.2Diarrhö
6.3Colostomie
6.4Diarrhö und Obstipation
7Wach sein und schlafen
7.1Schlafstörung
7.2Beziehen des Bettes
8Pflegeprozess
8.1Ressourcen und Probleme – Pflegediagnose – Pflegeplanung
8.2Ressourcen und Probleme – Flüssigkeitsbilanz – Evaluierung
8.3Verlaufsbericht – Ressourcen und Probleme – Pflegeprozess
8.4Planung der Sturzprophylaxe – Ressourcen und Probleme – Ziele
9Qualität
9.1Beschwerdemanagement
9.2Der „schwierige“ Kunde – Pflegequalität
Teil II: Zweidimensionale Fallbeispiele
10Übersiedlung in die Langzeitpflege
10.1Bettlägerigkeit
10.2Trauerbewältigung
11Langzeitpflege
11.1Sturzrisiko – Lebensqualität
11.2Diabetes mellitus Typ II – Raum und Zeit gestalten – sich beschäftigen
11.3Periphere arterielle Verschlusskrankheit – Compliance
11.4Cerebraler Insult – Harnverlust – Entlassung in den häuslichen Bereich
11.5Sturzgefahr – Physio- und Ergotherapie
12Hauskrankenpflege
12.1Fieber – Verwirrtheit
12.2Ausscheiden – Körpertemperatur
12.3Leberzirrhose – Umzugswunsch
12.4Körperpflege – Betreuung des Ehepartners
12.5Harninkontinenz – Körperpflege
12.6Angst – Mobilität
Teil III: Mehrdimensionale Fallbeispiele
13Akut- und Langzeitpflege einschließlich Pflegetechnik
13.1Allgemeine Schwäche – Körperpflege – kleiden
13.2Paraplegie – Körperpflege – kleiden
13.3Gangunsicherheit – Körperpflege – kleiden
13.4Gehbehinderung – Körperpflege – Einsamkeit
13.5Trauer – Alkoholkonsum – Körperpflege
13.6Morbus Parkinson – Mobilisierung – depressive Verstimmung
13.7Demenz – Kommunikation – Körperpflege
13.8Demenz – Kommunikation – Verweigerung
13.9Bettwäschewechsel – Leibschüssel – sitzende Lagerung
13.10Rollator – Intertrigo – Ernährung
13.11Palliativpflege – Schmerztherapie – Kontrakturenprophylaxe
13.12Schmerzeinschätzung – Gehhilfen – häusliche Pflege
13.13Sterbephasen – Patientenrechte – Pneumonieprophylaxe
13.14Einsamkeit – Sturzprophylaxe – Inkontinenzprodukte
13.15Inkontinenz – Intimtoilette
13.16Salmonelleninfektion – Diarrhö
13.17Obstipation – Antikoagulantien
14Medizinische Diagnostik und Therapie in der Akut- und Langzeitversorgung einschließlich medizinischer Pflegetechnik
14.1Hyperglykämie – Depression
14.2Kopfschmerzen – Körperpflege
14.3Depression – Suizidalität im Alter – Diabetes mellitus Typ II
14.4Präoperative Vorbereitung – Diabetes mellitus – Hypertonie
14.5Laryngektomie – Vitalzeichen – Nikotinabusus
14.6Operationsrisiken – Colostomiepflege – Hämoccult-Test
14.7Venöse Insuffizienz – Verbandwechsel – Thromboseprophylaxe
14.8Urämie – Verbandwechsel – Patienteninformation
14.9Morbus Crohn – Harnwegsinfekt – Harnstreifentest
14.10Akute Bronchitis – Sauerstoffgabe – Absaugen der oberen Atemwege
14.11Cerebraler Insult – PEG-Sonde – Blutdruckmessung
14.12Querschnittlähmung – suprapubischer Dauerkatheter – Blutabnahme aus der Vene
14.13Epilepsie – Dauerkatheter – Subcutaninjektion
14.14Verbandwechsel bei Wundinfektion – akute Verwirrtheit – Harnstreifentest
15Gerontologische bzw. gerontopsychiatrische Pflege
15.1Beginnende Demenz und Pflegeprobleme – Eintritt in eine Pflegeeinrichtung
15.2Fraktur des Oberschenkelhalses und Pflegeprobleme – pflegende Angehörige
15.3Insult – Depression – Schluckstörungen
15.4Schizophrenie – Ernährungssituation – nächtlicher Sturz
15.5Demenzielle Erkrankung – Pflegeprobleme – Wandern
Teil IV: Kommunikation und Beziehungsgestaltung: Ein-, zwei- und mehrdimensionale Fallbeispiele
16Ebenen einer Nachricht – Sachebene (eindimensional)
17Ebenen einer Nachricht – Appellebene (eindimensional)
18Ebenen einer Nachricht – Selbstoffenbarungsebene (eindimensional)
19Beziehungsebene – Sachebene (zweidimensional)
20Wertschätzende Kommunikation (eindimensional)
21Feedback-Regeln (eindimensional)
22Kommunikation verbal und nonverbal (eindimensional)
23Selbst- und Fremdwahrnehmung – Kompromiss (zweidimensional)
24Selbst- und Fremdwahrnehmung – Ich-Botschaft (zweidimensional)
25Aktives Zuhören (eindimensional)
26Nonverbale Kommunikation – Kongruenz (zweidimensional)
27Distanzzonen – nonverbale Kommunikation – Berührung (mehrdimensional)
28Paraphrase – Einschränkung des Hörvermögens (zweidimensional)
29Entlastungsgespräch – Rollenwechsel – Paraphrasieren (mehrdimensional)
30Spiegeln (eindimensional)
31Authentizität – Ich-Botschaft (zweidimensional)
32Berufliche Rolle (eindimensional)
33Aphasie (eindimensional)
34Dysarthrie (eindimensional)
35Kommunikation mit blinden Klient*innen (eindimensional)
36Kommunikation mit im Hörvermögen eingeschränkten Klient*innen (eindimensional)
37Kommunikation mit Demenzbetroffenen – Wortfindungsstörungen – unglückliche Orientiertheit (mehrdimensional)
38Kommunikation mit Demenzbetroffenen – Lang- und Kurzzeitgedächtnis (zweidimensional)
39Kommunikation mit Demenzbetroffenen – Erreichbarkeitsstufen (zweidimensional)
40Konzept der Basalen Stimulation® (eindimensional)
41Ressourcenschöpfung – Psychohygiene – Burn-out (mehrdimensional)
42Krise – Entlastungsgespräch – Begleitung (mehrdimensional)
43Elemente aus der validierenden Kommunikation: Fragetechnik (eindimensional)
44Elemente aus der validierenden Kommunikation: allgemeine Kommunikationshaltung – Umformulieren (zweidimensional)
45Elemente aus der validierenden Kommunikation: bevorzugtes Sinnesorgan – allgemeine Kommunikationshaltung (zweidimensional)
46Deeskalation (eindimensional)
47Realitätsorientierungstraining (ROT) – 24-Stunden-ROT (eindimensional)
48Realitätsorientierungstraining (ROT) – Gedächtnistraining (eindimensional)
49Impulssetzung nach Erwin Böhm – Kommunikationsformen (zweidimensional)
50Biografiearbeit: Ziele (eindimensional)
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Verknüpfung von Theorie und Praxis gewinnt in der Ausbildung immer mehr an Bedeutung. Die Praxis bringt authentische Fragestellungen in Form von Problemen in individueller Form in den Unterricht: So können Teilnehmer*innen Wissen erwerben, das sowohl Grundlagenwissen als auch Wissen über die praktische Anwendung in sich vereint. Das Wissen wird auf diese Weise effizient erarbeitet, in weiterer Folge werden Erfahrungen daraus gewonnen. So können anschließend in der Gruppe neue Theorien entwickelt werden.
Ein praktisches Problem besitzt viele Variablen und ist daher einzigartig; auch die Praxis bietet täglich konkrete Einzelsituationen. Das Lernen am Fallbeispiel ermöglicht es, individuelle Ressourcen und Probleme zu erkennen, Einzellösungen zu erarbeiten und die Umsetzung begründet zu planen. Die Implementierung der Fallbeispiele in den Unterricht setzt jedoch pädagogische Grundkompetenzen der Lehrer*innen und Trainer*innen voraus.
Zum Einstieg empfehlen sich eindimensionale Fallbeispiele, die einen Hauptthemenkomplex wie z.B. die Körperpflege umfassen. Anhand des Hauptthemas lernt der Teilnehmer/die Teilnehmerin, die jeweilige Individualität zu erkennen und die Theorien aus der Praxis begründet an die Einzelsituation anzupassen.
Zweidimensionale Fallbeispiele eignen sich als aufbauende Übungen, um zu lernen, bereits unterrichtete Themenkomplexe miteinander zu verknüpfen. Hauptbestandteile dieser Fallbeispiele sind zwei wesentliche Hauptthemen, die einander mehr oder weniger gegenseitig beeinflussen. Die Teilnehmer*innen haben dadurch die Möglichkeit, vernetzt zu denken und professionelle Lösungen für die Betroffenen zu erarbeiten. Die Fallbeispiele lassen mehrere Lösungen zu – das fördert die individuelle Herangehensweise.
Mehrdimensionale Fallbeispiele bilden die Praxis realistisch ab. Der Pflegealltag präsentiert täglich vielschichtige Probleme, ermöglicht aber auch vielschichtige Lösungen. Das ist es, was mit diesen Fallbeispielen geübt werden soll. Vernetztes Denken und systematisch strukturiertes Vorgehen im Sinne des Pflegeprozesses sind Grundvoraussetzungen dafür. Die Teilnehmer*innen lernen dabei aber auch, dass Grundwissen aus ein- und zweidimensionalen Fallbeispielen übernommen und fallgerecht adaptiert werden kann. So ergeben sich für die Lernenden Basiskataloge zu grundsätzlichen Pflegethemen.
Teil I
Eindimensionale Fallbeispiele
1Körperpflege
1.1Körperpflege – Herr K.
Herr K., 82 Jahre, wohnt seit zwei Jahren auf einer Langzeitpflegestation. Aufgrund seiner enormen körperlichen Schwäche liegt er tagsüber oftmals im Bett. Er fühlt sich zumeist zu schwach, um aufzustehen, deshalb möchte er in der Früh gerne im Bett gewaschen werden. Herr K. hilft dabei geringfügig mit, im Großen und Ganzen genießt er es aber, gewaschen zu werden. Er hat schon mehrmals erzählt, dass er früher eigentlich sehr gerne ein Bad genommen habe. Dabei sieht man ihm die Freude auch an seiner Körpersprache an. Aus seiner Sicht ist Baden leider nicht mehr möglich, die Sturzgefahr sei dabei viel zu hoch.
Aufgabe 1: Beschreiben Sie Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Körperpflege im Bett. |
Aufgabe 2: |