Bernadett Gera
Qigong für die Augen
Chinesisches Heilwissen für ein besseres und gesundes Sehen
Impressum
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Bildnachweis
Illustrationen: Bernadett Gera
Foto der Autorin: Christian M. Weiß
1. Auflage
© 2020 by Irisiana Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Projektleitung: Sven Beier
Redaktion: Dr. Doortje Cramer-Scharnagl, Edewecht
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik & Typografie
Umschlagmotiv: © Bernadett Gera
ISBN: 978-3-641-26191-7
V001
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
QIGONG UND AUGENHEILKUNDE
DAS SEHEN
Sehen aus ganzheitlicher Sicht
Sehhilfen – nicht immer nur nützlich
WISSENSWERTES ÜBER UNSERE AUGEN
Anatomie und Funktionsweise der Augen
Häufige Augenbeschwerden
Energieleitbahnen mit Bezug zu den Augen
ÜBUNGSGRUNDLAGEN
Übungshäufigkeit und -intensität
Übungsabfolge
Zusatzübungen
DIE HAUPTÜBUNGEN
Blinzeln
Übung für die Lidmuskeln
Atmen ins Dantian
Üben mit der Sehtafel
In die Leere blicken
Schließen und Öffnen
Entspannen der Augenmuskeln
Hell und Dunkel
Kontrastwahrnehmung stärken
Das Tibetische Rad
Zwei Zeilen
Massage der Augenbrauen
Kneifen des Fischkopfes
Entspannen der Augenhöhle
Palmieren
Massage von Fengchi
Steigender und sinkender Wasserpegel
Liegende Acht
Blick weiten
Augäpfel verlängern und verkürzen
Schielübung
Daumen verfolgen
Kreis, Dreieck, Quadrat
Zickzack
Zahlensalat
Hong Bai Huang
Augen versetzen
Fisch klopfen
Fisch massieren
Um den Fisch kreisen
Augenübung bei grauem Star
Augenübung bei grünem Star oder hohem Augeninnendruck
Mit den Augen hören
Aufmerksamkeitsübung
Fokus-Übung
Licht aussenden
Gezielte Massageübungen
Zusatzübung: Qi in die Akupunkturpunkte leiten
ALLGEMEINE TIPPS UND HINWEISE ZUR VERBESSERUNG DER SEHFÄHIGKEIT
Lichtverhältnisse
Sonnenbrillen
Schultern und Nacken
Ernährung
Brillen aus Walnussschalen
Überzeugungen
Training
ANHANG
Übungsempfehlungen bei speziellen Beschwerden
Quellen
Danksagung
Die Autorin
Einleitung
Der Berufsalltag vieler Menschen ist heutzutage von Bildschirmarbeit geprägt. In der Freizeit nutzen wir vielfach Smartphones, Tablets, Fernseher und Ähnliches. Vor dem Hintergrund dieser einseitigen Beanspruchung unserer Augen verwundert es nicht, dass die Zahl der Augenerkrankungen in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Das ist besorgniserregend, insbesondere wenn man bedenkt, was für ein wichtiges Sinnesorgan unser Auge ist. Beschwerden oder Erkrankungen des Auges beeinträchtigen die Lebensqualität stark.
Auch für die Stabilisierung unseres Biorhythmus ist die Sehkraft bedeutend. Tägliche Reizüberflutung, künstlich beleuchtete Räume sowie die unnatürliche, lang anhaltende Fokussierung auf kurze Entfernungen können die Augen schnell überanstrengen. Kommen dazu noch emotionale Belastungen, welche die Energieversorgung der Augen oft zusätzlich mindern, sind Sehbeschwerden praktisch vorprogrammiert. Weitverbreitet ist die Überzeugung, dass die Sehkraft ohnehin im Alter abnehme, und ebenso, dass man ab dem Zeitpunkt, zu dem man seine erste Sehhilfe bekommt, regelmäßig mit einer stärkeren Brille rechnen könne. Diese Klischees halten sich hartnäckig, obwohl doch mehr und mehr Menschen an die Selbstheilungskräfte des Körpers glauben und selbst bei schwersten Erkrankungen eine Heilung für möglich oder plausibel halten. Dem zugrunde liegt das Wissen, dass sich der menschliche Körper ständig erneuert. Das gilt auch für die Augen: Wie andere Körperbereiche und Organe, versucht unser Organismus auch die Sehfähigkeit wieder in ein Gleichgewicht zu bringen.
Eine Verminderung der Sehkraft ist also keineswegs eine normale Entwicklung im Verlauf des Lebens, sondern vielmehr ein Warnsignal des Körpers. Sie ist ein Hinweis auf ein Energieungleichgewicht im sensiblen Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. In der Tat können verschiedene Erfahrungen und Traumata in den Augen »gespeichert« werden und vielfältige Beschwerden auslösen. Umgekehrt sind die Augen sprichwörtlich ein Spiegel der Seele – sie können Tausende von Hinweisen auf den körperlichen und emotionalen Gesundheitszustand sowie auf individuelle Verhaltensmuster geben. Es herrscht ein direkter Zusammenhang zwischen Sehkraft, eigenen Überzeugungen, Konditionierungen, Erfahrungen und Emotionen. Das Sehvermögen hängt direkt von der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Menschen an seine Umgebung ab. Mit unseren Glaubensmustern können wir sprichwörtlich einen Zaun um unsere Welt bauen – und das kann sich in der Sehfähigkeit widerspiegeln.
Sehen ist keinesfalls ein rein mechanischer Prozess, sondern beinhaltet immer ein aktives Zusammenspiel von Gedanken und Gefühlen. In der chinesischen Philosophie beispielsweise geht man davon aus, dass mangelnde Sehfähigkeit mit einer Blockade zusammenhängt, die emotionale Ursachen haben kann. Der Energiefluss kann zu stark oder zu schwach, die Kräfte Yin und Yang können unausgeglichen sein.
Doch auch im Westen findet man ganzheitliche Ansätze. So bezeichnete der ungarische Arzt Ignaz von Peczely (1826-1911) die Augen als eine mikroskopische Landkarte des Körpers. Er entwickelte die Grundlagen für die sogenannte Irisdiagnostik. Nach Ansicht des berühmten Augenarztes Dr. William H. Bates (1860-1931) entstehen Sehschwächen durch mentale und emotionale Anspannungen und werden von ungesunden Sehgewohnheiten oder Schlafmangel begünstigt. Alles, was die innere Anspannung verstärke, mindere die Sehfähigkeit – hier finden wir im Grunde dieselbe Aussage, die traditionelle Lehren wie die chinesische vertreten.
Es ist unglaublich spannend, die Augen und die eigene Sehfähigkeit zu erforschen. Sie werden auf dieser Entdeckungsreise merken, wie verwoben Ihre Gedanken, Einstellungen, Haltungen und Emotionen mit Ihrem Körper und insbesondere auch mit Ihrer Sehfähigkeit sind. Das Verbessern der eigenen Sehkraft ist also eine umfassendere und komplexere Expedition, als es im ersten Moment scheint. Verwenden Sie dieses Buch daher am besten über einen längeren Zeitraum und machen Sie sich eigene Notizen. Ich wünsche Ihnen viel Freude damit.
Qigong und Augenheilkunde
Das Werk Der innere Klassiker des gelben Kaisers (Huangdi Neijing Suwen) aus dem 2./3. Jahrhundert v. Chr. gilt als die älteste schriftliche Aufzeichnung, in der Qigong im heutigen Verständnis erstmals erwähnt wird. Einzelne Qigong-Übungen wurden sogar schon im 6. Jahrhundert v. Chr. niedergeschrieben.
Bei Qigong handelt es sich um eine Energiearbeit, die Zugang zu feinstofflichen Energien bietet. Bei regelmäßiger Übung vermag Qigong ein physisches, emotionales und mentales Wohlergehen herzustellen. Es offenbart ein umfangreiches und detailliertes Wissen über die zentrale Kraft allen Lebens, über seine Aktivierung, Stärkung und die ausgeglichene Verteilung im physischen Körper. Die Fähigkeit zur Selbstheilung wird durch Qigong nahezu unerschöpflich. Der freie Energiefluss im Körper wird gefördert und gestärkt und die Yin- und Yang-Kräfte des Körpers werden in ein dynamisches Gleichgewicht gebracht. Hierauf weisen auch die Schriftzeichen hin, aus denen der Begriff Qigong besteht: Qi bedeutet Lebenskraft, Gong weist auf Arbeit und regelmäßiges Üben hin. Qigong bezeichnet somit die Fähigkeit, mit der Lebensenergie zu arbeiten.
Beginnt man, ein sensibles Empfinden für feine Energien zu entwickeln, ist es möglich, Krankheiten und Beschwerden bereits im subklinischen Stadium entgegenzuwirken, wenn noch keine messbaren Symptome festgestellt werden können. Einen Zusammenhang zwischen erkrankten Organen und den jeweiligen Leitbahnen wies unter anderem der Arzt Dr. Ioan Dumitrescu in seinen interessanten Forschungen nach. Da der Zustand von Organen ebenso wie Emotionen zu Blockaden führen kann, die sich wiederum in Augenbeschwerden zeigen, gab es auch von Anfang an Qigong-Übungen speziell für die Augen.
Die Augenheilkunde in der chinesischen Medizin wurde stark durch den Kontakt mit Indien beeinflusst. Viele interessante Werke zur Augenheilkunde stammen aus der Tang-Zeit (618-907 n. Chr.). So beschreibt beispielsweise der chinesische Arzt Chao Yuanfang (581-618 n. Chr.) in seinem Werk Abhandlung über Ursprung und Verlauf aller Krankheiten (Zhubing Yuanhou Lun, 610 n. Chr.) eine Vielzahl an Augensymptomen und legte so die Grundlage für spätere Werke zur Augenheilkunde.
Während der Tang-Zeit nahm der Handels- und Kulturaustausch zwischen China und Indien zu, wodurch weitere wichtige Erkenntnisse und Erfahrungsberichte zur Augenheilkunde nach China gelangten. In dem Werk Geheime Besonderheiten von der äußeren Terrasse (Waitai biyao, 752 n. Chr.) von Wang Tao wird im Kapitel zur Augenheilkunde der sogenannte Indische Augen-Klassiker (Tianzhu Jing Lun Yan) zitiert. Das Werk selbst ist verloren gegangen und blieb lediglich in Form von Zitaten erhalten. Immerhin wissen wir aus den Zitaten, dass es die erste Differenzierung von Katarakt, Glaukom und Erkrankungen des Augenhintergrunds sowie eine Beschreibung von je drei Hornhaut- und Bindehauterkrankungen enthält.
Zwei weitere wichtige Werke aus der Tang-Zeit sind die Abhandlung des Longshu über die Augen (Longshu Yanlun) mit einer Erwähnung von über 60 Augenerkrankungen und Behandlungsmethoden sowie die Maßstäbe setzenden Gedichte des Liu Hao zu den Augen (Liuhao Yanlun Zhun De Ge). Auch diese sind leider verloren gegangen, hatten jedoch einen sehr großen Einfluss auf spätere Werke.
Etwas später, in der Nördlichen Song-Dynastie (960-1126 n. Chr.), wurde das Medizinsystem umstrukturiert. Das Oberste Medizinalamt unterteilte die gesamte Medizin in neun Abteilungen, von denen die Augenheilkunde eine bildete. So konnte sie sich eigenständig weiterentwickeln. Auch wenn heutzutage zusätzlich moderne Untersuchungsmethoden verwendet werden, basiert die chinesische Augenheilkunde immer noch auf den allgemeinen, traditionellen Grundlagen der chinesischen Medizin. Das beeinflusst auch die Qigong-Übungen für die Augen.
Das Sehen