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Titel
Kürbiskopf
Impressum
Vor sehr langer Zeit lebte in einem fernen Land eine gutherzige alte Frau.
Sie lebte in einem wunderschönen kleinen Haus, welches von einer Rosenhecke umzäunt war, und hatte alles, was das Herz begehrt. Jedoch war sie nicht glücklich.
Sie war so einsam. Insgeheim wünschte sie sich ein eigenes Kind.
Eines Abends saß sie nach getaner Arbeit wieder vor ihrem Kamin und beobachtete das Feuer. Während sie in das Feuer blickte und dessen wohlige Wärme spürte, wünschte sie sich wieder vom ganzen Herzen ein Kind, auch wenn es nur ein Kürbiskopf wäre.
In diesem Moment war es, als ob ein leichter Wind im Haus wehte, und plötzlich schrak sie auf. Es klopfte an der Tür.
(Tack, tack, tack.)
Die alte Frau dachte verwundert: Wer kann das bloß zu dieser späten Stunde sein?
Als sie die Tür öffnete, stand niemand davor. Als sie aber die Tür gerade wieder schließen wollte, sah sie plötzlich, wie in Windeseile ein Kürbis an ihren Füßen vorbei ins Haus rollte.
Die alte Frau war überrascht, schloss aufgeregt die Tür und folgte dem Kürbis.
Zu ihrer Verwunderung begann der Kürbis auch noch zu sprechen: „Du hast mich sehnlichst gewünscht, jetzt bin ich da, Mutter.”
Die alte Frau war so erschrocken und glücklich zugleich, dass sie anfing, voller Freude zu weinen. Sie konnte ihr Glück nicht fassen und war überglücklich, nicht mehr allein zu sein.
Als sie sich bückte, um den Kürbiskopf zwischen ihren Beinen hochzuheben, verschwand die Freude. Schon im nächsten Moment spürte sie eine Traurigkeit und sagte mit herzzerreißender Stimme: „Ach, hätte ich mir doch einen normalen Jungen gewünscht, dann könntest du mit mir zu den Feldern kommen und im Wald mit mir Holz hacken.“
Kürbiskopf aber antwortete ihr: „Ach Mutter, was machst du dir nur für Sorgen. Lass mich vor dem Morgengrauen auf das Feld und hole mich nach dem Sonnenuntergang ab.“
Am nächsten Morgen geschah, was der Kürbiskopf von seiner Mutter verlangt hatte. Als die alte Frau den Kürbiskopf nach dem Sonnenuntergang abholte, traute sie ihren Augen nicht. Die ganze Feldarbeit war getan und am Rande des Waldes war so viel Holz gehackt, dass es für mehrere Winter reichen sollte.
Da es zu viel war, beschloss die alte Frau, den Rest auf dem Markt des Königreichs zu verkaufen.
Als sie wieder zurück war, berichtete sie ihrem Sohn vom erfolgreichen Handel mit dem Holz. Weiter erzählte sie ihm, dass das gesamte Königreich in Aufruhr sei. Der König beabsichtige, für seine wunderhübsche Tochter einen Gemahl auszusuchen.
Kürbiskopf sprach dann zu ihr: „Mutter, ich möchte die Königstochter heiraten.“
Die alte Frau schüttelte erschrocken ihren Kopf und äußerte ihr großes Bedauern. Dennoch versuchte sie, ihm so einfühlsam und liebevoll wie möglich zu antworten: „Du bist doch ein Kürbiskopf. Du wirst kein Mädchen finden, das einen Kürbiskopf heiraten will. Schon gar nicht die Königstochter!” Aber der Kürbiskopf gab diesen Wunsch nie auf und beharrte jeden Tag darauf: „Mutter, ich will die Königstochter heiraten!“
Da die alte Frau ihren Sohn nicht erneut verletzen wollte, wich sie ihm mit einer Ausrede aus und antwortete: „Du hast keine Mitgift, die einer Königstochter würdig wäre. Sie braucht Gold, Diamanten, Juwelen und die schönsten Kleider des Königreichs.“