Buch

Texas, 1941. Die junge Audrey Coltrane ist eine leidenschaftliche Pilotin. Als sie die Möglichkeit erhält, auf Hawaii als Fluglehrerin zu arbeiten, ist sie überglücklich – nicht einmal der charismatische Lieutenant James Hart kann sie ablenken. Bis der verhängnisvolle Tag kommt, der alles ändert: Bomben fallen auf Pearl Harbor, Audrey hat den Tod vor Augen. Aber ihre Passion für das Fliegen ist stärker, und sie schließt sich den »Women Airforce Service Pilots« an, wo sie in der eingeschworenen Gemeinschaft der Fliegerinnen tiefe Freundschaft und eine neue Bestimmung findet. Dann kehrt James von einem Einsatz nicht zurück – und Audrey bricht auf zu ihrer bisher schwersten Mission …

Weitere Informationen zu Noelle Salazar finden Sie am Ende des Buches.

NOELLE SALAZAR

Uns gehört
der Himmel

Die Flight Girls

Roman

Deutsch von
Ursula Wulfekamp

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2019
unter dem Titel »The Flight Girls« bei Mira Books.

Für diese Ausgabe von der Autorin überarbeitete Fassung.

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Copyright © 2019 by Noelle Salazar
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2021 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München, nach einer Idee von © 2019 by Harlequin Enterprises ULC halbe U1 (Landebahn+Himmel): FinePic®, München; CN · Herstellung: kw
Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN: 978-3-641-25705-7
V001


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Für Harry und Allene

Jetzt ist nicht die Zeit, in der Frauen Geduld haben sollten. Wir befinden uns im Krieg, und wir müssen mit allem, was wir haben, kämpfen, mit all unseren Fähigkeiten und all unseren Waffen. Weibliche Piloten sind, in diesem bestimmten Fall, eine Waffe, die auf ihren Einsatz wartet.

– Eleanor Roosevelt

Mein Vater erzählte mir einmal, dass meine Mutter, als sie mit mir schwanger war, das Gefühl hatte, ich würde in ihr flattern. »Wie ein Vögelchen, das in seinem Ei gefangen ist und strampelt, um freizukommen.« Sobald ich gehen konnte, lief ich los, die Arme zu Flügeln ausgebreitet.

Er sagte immer, ich sei eher ein Vogel als ein Mädchen gewesen, sei immer herumgeschwirrt, sei gesprungen, ohne vorher zu gucken, hätte nie Angst vorm Fallen gehabt.

Im Vertrauen darauf, dass meine Flügel mich tragen würden …

Teil 1

Oktober 1941

Kapitel 1

O’ahu

Die Brandung wirbelte mir schäumend um die Füße, der laue hawaiianische Passatwind fächelte durch die Palmen und trieb den Geruch von Kokosöl herüber. Ich stand da und starrte zum Horizont.

»Audrey!«

Ich warf einen Blick über die Schulter zu den drei Frauen, die im Sand auf einer großen Decke lagen. Die hatte eine von uns vom Bett geschnappt, als wir zur Tür hinausgestürzt waren in der Hoffnung, den Sunset Beach früh genug zu erreichen, um einen Parkplatz zu bekommen. Die bevorstehenden Winterwellen lockten immer mehr Surfer an. Sie bevölkerten meinen Lieblingsstrand und machten jeden Moment der Stille zunichte. Wie befürchtet, war der Parkplatz fast vollständig belegt von Militärjeeps, holzverkleideten Kombis und Ford Coupés, beladen mit bunten Surfbrettern und anderen Strandutensilien.

»Ja?«, rief ich zurück.

Ruby, Catherine und Jean rekelten sich in der Spätvormittagssonne, ihre Haut glänzte.

»Willst du den ganzen Tag da stehen bleiben?«, fragte Ruby und richtete das Oberteil ihres neuen signalroten Zweiteilers. Catherine hatte ihr unterstellt, ihn absichtlich eine Größe zu klein gekauft zu haben: Das Oberteil bedeckte ihre Brüste nur knapp.

»Schon möglich.«

»Dann rück ein Stück in meine Richtung. Ich könnte etwas Schatten gebrauchen.«

»Das bisschen Schatten, den die wirft, wird dir nicht viel nützen«, meinte Jean, nahm ihren breitkrempigen Strohhut ab und fächelte sich damit Luft zu, während sie mit der anderen Hand die dichten blonden Locken anhob, die ihr im Nacken klebten.

Catherine drehte sich vom Bauch auf den Rücken und setzte sich auf. Sie sah traumhaft aus in ihrem weißen Badeanzug mit Nackenhalter und Rüschen am Saum. »Zwischen meinen Brüsten hat sich ein ganzer See gebildet«, sagte sie, woraufhin zwei Männer, die gerade am Strand vorbeigingen, kurz stehen blieben. Sie schenkte ihnen ein kokettes Lächeln und strich genüsslich mit einer manikürten Hand über das lange Bein.

Als ich mich wieder zum Wasser umdrehte, streifte mein Blick einen Mann, der zehn Meter von mir entfernt auf der Seite lag. Er sah von seinem Buch auf, unsere Blicke begegneten sich.

Lieutenant Hart.

Ich schnappte kurz nach Luft und wandte mich ab. Lieutenant James Hart, der befehlshabende Offizier der Pilotenausbildung auf dem Wheeler Army Airfield und Vorgesetzter meiner Chefin. Aus mir unerklärlichen Gründen brachte er mich durcheinander. Nicht auf bedrohliche Art, nein, es war etwas anderes. Etwas Stilles. Verlockendes. Ein leichtes Flattern, das sich tief in meinem Bauch eingenistet hatte, seit wir uns eines Morgens vor vier Monaten auf dem Rollfeld begegnet waren, und das sich nicht legen wollte. Unwillentlich drehten sich meine Gedanken um ihn, selbst wenn ich nicht direkt vor seiner Nase neue Piloten ausbildete. Außerdem hielt er sich auch noch an seinen freien Tagen häufig am selben Ort wie ich auf, was es nicht besser machte.

Das Branden der Wellen übertönte meinen Herzschlag. Unablässig bauten sie sich auf, brachen sich tosend und strömten rings um mich her auf den Strand. Das beruhigte meine Nerven und erinnerte mich daran, weshalb ich überhaupt hier stand.

Laut dem Kalender, der an der Wand vor unserem Pausenraum im Ausbildungshangar hing, wurden auf dem Flugplatz Haleiwa, eine Viertelstunde südlich von unserem Standort, demnächst zwei Flugzeuge erwartet. Da ich wusste, dass ihre Route über die Inselmitte führen würde, bevor sie in einer Schleife nach Süden flogen, wollte ich bei ihrem Vorbeiflug einen Platz in der ersten Reihe haben.

»Wie spät?«, rief ich über die Schulter.

»Elf Uhr sechsunddreißig«, antwortete Jean. »Vielleicht kommen sie doch nicht.«

Angestrengt schaute ich nach Norden, lauschte auf das Geräusch eines näher kommenden Motors, aber nichts war zu hören über dem Geplauder der Strandbesucher, dem regelmäßigen Abprallen eines Volleyballs irgendwo in der Nähe und Jimmy Dorseys »Green Eyes«, das aus einem Autoradio dudelte.

Mit einem Seufzen beschattete ich die Augen und suchte weiter den Horizont im Norden ab. Etwas stieß mir ans Bein, ich schaute nach unten und sah ein leeres weiß-blaues Surfbrett.

»Sorry, Süße«, sagte ein Mann, hob das Brett aus dem Wasser und klemmte es sich unter den Arm.

»Schon in Ordnung«, sagte ich und wedelte mit der Hand, als wollte ich eine Fliege verscheuchen.

»Was gibt’s denn da so Interessantes zu sehen für ein hübsches Ding wie Sie?«, fragte er, trat näher und streifte dabei meinen Arm.

Ich richtete mich zu meiner vollen Größe von eins achtundsechzig auf, verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück, bevor ich zu Adonis aufschaute. In seinen blonden Haaren zeichneten sich noch die Zähne des Kamms ab, mit dem er sich frisiert hatte, und seine muskulöse Brust schien vor Aufgeblasenheit schier zu bersten. Die Dreistigkeit, mit der er mich bedrängte, bestätigte mir, dass er genau der Typ war, den ich nicht ausstehen konnte. Leider waren die meisten Vertreter der männlichen Spezies so.

Mein Blick wanderte kurz zum Lieutenant, er war aufgestanden, das Buch noch in der Hand, und musterte den Mann neben mir.

Ich sah wieder zu dem Blonden hoch, er zwinkerte grinsend. Die Sonne blitzte auf seinen Zähnen, während er unverhohlen jedes Detail an mir betrachtete, von meinem nassen Haar bis zu dem schlichten marineblauen Einteiler. Ich trat noch einen Schritt zurück.

»Eddie, belästigen Sie meine Freundin?«

Ruby stand hinter uns, die Hände in die Hüften gestemmt, ihr kastanienrotes Haar leuchtete im Sonnenlicht lichterloh.

»Ich muss ja sagen, Miss Ruby Carmichael.« Er richtete sein strahlendes Lächeln auf meine Mitbewohnerin. »Wie geht es Ihnen an diesem schönen Nachmittag? Verbringen Sie Ihre Freizeit immer noch mit diesem Travis?«

Ruby kicherte, und ich stöhnte. Was Männer betraf, war ihr Geschmack entsetzlich: ein Riesenego, dafür umso weniger Hirn.

»Ach, das war vor Urzeiten«, antwortete sie. »Unglaublich, dass Sie sich noch an ihn erinnern.«

»Wie könnte ich das vergessen, wenn das süßeste Ding, dem ich je begegnet bin, mit jemand anderem als mir ausgeht?« Sein Blick klebte auf ihrer Brust. »Aber jetzt nicht mehr, sagen Sie?«

»Nicht mehr«, hauchte sie.

»In dem Fall – kann ich Sie vielleicht zu einem Strandspaziergang überreden?«

»Warum nicht?«

Wäre ich interessiert gewesen, hätte ich mich gekränkt gefühlt, weil ich nicht nur ignoriert, sondern schlicht vergessen worden war. Aber in diesem Fall war ich bloß erleichtert.

Ich sah zum Lieutenant, der meinem Blick einen Moment begegnete, dann schüttelte er mit einem leisen Lächeln den Kopf. Er ließ sein Buch auf das Handtuch fallen, watete ins Wasser und tauchte unter. Einen guten Meter weiter tauchte er wieder auf und schwamm mit kräftigen, regelmäßigen Zügen ins Meer hinaus.

»Hat sich Eddie an dich rangemacht?«

Ich fuhr zusammen, so plötzlich stand Jean neben mir. Aus zusammengekniffenen braunen Augen starrte sie durch die rosa gerahmte Sonnenbrille, die keck auf ihrer Stupsnase saß, den Strand hinunter.

»Ich glaube, das wollte er, wurde dann aber abgelenkt«, sagte ich.

Jean prustete.

»Eddie ist ein Schürzenjäger«, sagte eine andere Stimme. Ich drehte mich um und erkannte Jeans Freundin Claire, eine Krankenschwester, die wir am zweiten Tag auf O’ahu kennengelernt hatten, als Ruby glaubte, sich das Handgelenk gebrochen zu haben. Sie sah Ruby und Eddie hinterher und schürzte missbilligend die rosa Lippen. Ihr unförmiges pinkfarbenes Strandkleid war feucht vor Schweiß.

»Ruby kommt mit ihm schon klar«, sagte Jean. »Sie verbraucht Männer wie Catherine falsche Wimpern. Den armen Travis hat sie gestern abserviert, nachdem sie gerade mal zwei Wochen mit ihm gegangen ist.«

»Wenn es überhaupt zwei Wochen waren«, warf ich ein.

»Klingt nach perfektem Liebesglück«, meinte Claire.

»Na ja«, sagte Jean und stieß mich mit dem Ellbogen an, »bei Eddie magst du ja den Kürzeren gezogen haben, aber die Aufmerksamkeit unseres Lieutenant ist dir gewiss. Er hatte zur Verteidigung deiner Ehre schon das Schwert gezückt.«

»Ach was, das stimmt doch gar nicht«, widersprach ich kopfschüttelnd.

»Hmm-hmm.« Sie grinste, und Claire nickte.

»Hat dich nicht aus den Augen gelassen«, bestätigte sie.

»Er war bestimmt nur um die Sicherheit einer seiner Angestellten besorgt.«

»Genau.« Jean grinste wieder. »Das muss der Grund sein. Das erklärt allerdings nicht, warum wir ihn auch sonst ständig dabei ertappen, wie er dich anstarrt.«

Die beiden lachten, während ich mich wieder zum Horizont drehte.

»In die Richtung ist er geschwommen«, rief Jean und zeigte aufs Wasser, aber ich drückte ihre Hand nach unten.

»Ich suche nicht nach dem Lieutenant«, sagte ich streng. »Ich suche nach den verdammten Maschinen, die heute hier landen sollen.«

»Ihr Mädels mit euren Flugzeugen«, sagte Claire. »Das kann ich einfach nicht verstehen. Die sind so …«

»Psst!« Mit einer Geste brachte ich sie zum Verstummen.

Das Geräusch war leise, wie atmosphärisches Rauschen, schwoll aber rasch zu einem Summen an.

Mein Körper kribbelte vor Aufregung. Durch die Vibration der Motoren grollte es leise am Himmel, die Leute am Strand hielten inne, richteten sich auf, das Volleyballspiel wurde unterbrochen, die Surfer setzten sich auf ihre Bretter, alle Blicke wanderten zum Himmel.

Als zwei Curtiss P-40 Warhawks auf uns zu donnerten, packte ich Jeans Hand. Der Bug der Maschinen war als Haifischmaul bemalt, die grausamen weißen Zähne blitzten beim Vorbeifliegen.

»Irre!«, rief Jean und winkte ihnen.

»Bildschön«, flüsterte ich.

»Zu laut!«, brüllte Claire. Sie kauerte hinter uns und hielt sich die Ohren zu. »Ehrlich, ihr Mädels seid verrückt, solche Dinger zu fliegen. Wie ertragt ihr bloß den Lärm?«

Ich sah zu Jean, die verständnislos tat. »Lärm?«, fragte sie. »Welchen Lärm denn?«

»Mir werden die Ohren für den Rest des Tages dröhnen«, beschwerte sich Claire.

Jean legte einen Arm um ihre Freundin. »Komm, gehen wir schwimmen. Audrey, du auch?«

Einen Moment lang ließ ich noch mal den Blick über den Himmel schweifen, aber das Wasser lockte, wie ein hartnäckiges kleines Kind, das spielen wollte, schwappte es gegen meine Schienbeine. Mit einem letzten Blick nach Norden watete ich bis zum Bauch hinein und stieß mich vom weichen Meeresboden ab, dann schwamm ich mit gemächlichen Zügen parallel zum Strand und achtete auf hereinkommende Surfer.

Ich drehte mich auf den Rücken. Die Wellen wogten unter mir, während ich in den strahlend blauen Himmel blickte. Ich seufzte und genoss das Gefühl von Freiheit. Danach hatte ich mich immer gesehnt, und mit Hawaii hatte ich es endlich bekommen. Befreit vom allsehenden Auge meiner Mutter. Befreit von dem, was ich der Meinung anderer nach sein sollte. Befreit von der Verantwortung, die die Privilegien meiner Herkunft mit sich brachten – an Partys teilnehmen zu müssen, beim Brunch die Gastgeberin spielen und mich entsprechend meiner Rolle als pflichtbewusste Tochter des Coltrane-Vermögens kleiden zu müssen. Die Etiketten in meiner Garderobe zeugten vom Erfolg meines Vaters, aber meine Mutter stammte vom alten Geldadel ab, was dem Ganzen noch eins draufsetzte. Diamantene Ohrstecker, ein geschmackvoller Siegelring, eine Perlenkette wie ein Halsband, und zwar eines, an dem ich mich zweiundzwanzig Jahre wundgescheuert hatte, bis mein Vater es dankenswerterweise löste.

Zumindest für eine Weile. Diese Insel war meine Chance, meiner Mutter – und mir – zu beweisen, dass ich selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen und das Geld verdienen konnte, das ich brauchte, um das Einzige zu besitzen, was ich je haben wollte: einen Flugplatz. Das war mein Ziel, seit ich verständig genug war, um davon zu träumen. Seit ich bei einer der vielen Soireen meiner Mutter dabeigesessen und beobachtet hatte, wie die Frauen bei Champagner angeregt plauderten, stets den Gatten im Blick, um ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen, während sich die Männer lachend bei bernsteinfarbenen Drinks unterhielten und keinen Gedanken an ihre bessere Hälfte verschwendeten. Ich wollte keine der Frauen sein, denen nachzueifern ich erzogen wurde – ich wollte ich selbst sein.

Mein Vater erkannte das, und er unterstützte mich. Als sich mir die Gelegenheit bot, in O’ahu Pilotenanwärter fürs Militär zu unterrichten und dafür ein gutes Gehalt zu bekommen, bestand mein Vater nicht nur darauf, dass ich das Angebot annahm, er spendierte mir auch das Flugticket, vorgeblich als Belohnung für meine Leistungen an der Uni.

»Sie hat ein bisschen Vergnügen verdient, bevor sie sesshaft wird, Gennie, meinst du nicht auch?«, fragte er meine Mutter, als ich sie einmal belauschte. »Sie hat hart gearbeitet.«

»Aber ein ganzes Jahr?«, wandte sie sein.

»Wenn ich mich nicht täusche, hat dein Vater dich nach deiner Schulzeit nach Paris geschickt.«

Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht loszuprusten. Mein Vater ging keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Meine Mutter sagte oft, dass er einen guten Anwalt abgegeben hätte. Aber ein Anwalt verdiente nicht einmal die Hälfte eines Ölmagnaten.

»Das war etwas anderes, Christian, und das weißt du auch. Ich hatte dort Familie. Außerdem gibt es in Paris jede Menge Kultur. Auf Hawaii gibt es nur … Taugenichtse. Ungepflegte Faulenzer, die den ganzen Tag ölig wie eine Speckschwarte am Strand herumliegen und gerade mal das Nötigste verdienen.«

»Klingt himmlisch«, hatte er geantwortet. »Da möchte ich auch hin.«

Sie hatte missbilligend gebrummt, woraufhin er gelacht hatte.

»Außerdem stimmt das gar nicht«, fuhr er fort. »Es ist ein beliebtes Urlaubsziel. George und Millie waren letztes Jahr dort und sind ganz begeistert. Sei nicht so snobistisch. Auf Hawaii gibt es jede Menge Kultur, außerdem kann unsere Audrey dort Geld verdienen mit dem, was ihr am wichtigsten ist.«

Zu guter Letzt hatte sie nachgegeben. All ihre Überredungs- und Bestechungsversuche, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, wurden vereitelt von dem einen Wunsch, den sie mir nicht erfüllen konnte: meine Freiheit.

Wenige Meter von mir entfernt fiel ein Surfer vom Brett, und mit heftigen Beinbewegungen versuchte ich, Abstand zu ihm zu gewinnen. Dabei stieß ich aus Versehen gegen einen Mann, der gerade vorbeischwamm.

Und nicht irgendeinen Mann.

»Lieutenant Hart.« Erschrocken zog ich die Beine an und schwamm rückwärts, mein Gesicht wurde schamesrot. »Das tut mir wirklich sehr leid.«

»Nichts passiert, Miss Coltrane.« Seine Stimme war leise und tief, aber sie trug über das Wasser, sodass er sich näher anhörte, als er tatsächlich war.

Das Wasser lief ihm aus den zurückgestrichenen dunklen Haaren den Nacken hinunter, sodass ich seine Augen genau sehen konnte. Die Sonne spiegelte sich in ihnen und verlieh ihnen die Farbe der 7Up-Flaschen, die Ruby überall im Haus herumstehen ließ.

Kurz war mir, als wollte er noch etwas sagen, aber dann nickte er nur und schwamm weiter.

»Auf Wiedersehen«, sagte er, und wieder drang seine Stimme sehr weich an mein Ohr.

»Auf Wiedersehen«, flüsterte ich.

Dann schwamm ich zum Strand zurück.

Ein paar Stunden später packten wir unsere Habseligkeiten zusammen, um wie alle anderen Strandbesucher nach Hause zu fahren.

»Girls, kommt«, sagte ich und schlang meine Tasche über die Schulter. »Gehen wir. Ich bin am Verhungern, und in zwei Stunden ruft mein Vater an.«

Er meldete sich mit großer Regelmäßigkeit jeden Sonntagabend und brachte mich auf den neuesten Stand der familiären Neuigkeiten – welche gesellschaftlichen Veranstaltungen meine Mutter gerade plante und welchen jungen Mann meine jüngere Schwester Evie neuerdings quälte – , während ich ihn mit Erzählungen über das Leben auf der Insel unterhielt. Am liebsten hörte er Geschichten von Ruby, sie war für ihn eine Art Romanheldin. »Was hat diese Ruby sich jetzt wieder einfallen lassen?«, fragte er immer.

Nachdem mein Vater und ich uns ausgetauscht hatten, kam meine Mutter an den Apparat, in ihrer Stimme lag unüberhörbar Missbilligung. Sie berichtete mir ein zweites Mal alles, was mein Vater mir bereits erzählt hatte, ergänzt um sämtliche Details, die mich keinen Deut interessierten. Wenn Evie zu Hause war, folgte ein Gespräch mit ihr, bei dem sie wie ein Wasserfall über diesen oder jenen jungen Mann redete. Die Anrufe konnten ziemlich ermüdend sein, aber auf sie verzichten wollte ich um keinen Preis der Welt.

Jean, Catherine und Ruby – die von ihrem Spaziergang mit Eddie zurückgekommen war – warfen ihre Strandsachen in den Kofferraum des himmelblauen Ford-Cabriolets Baujahr 1936, dessen Anschaffungskosten wir uns nach unserer Ankunft auf O’ahu geteilt hatten.

Ich stopfte meine Tasche neben die anderen, schloss den Kofferraum und setzte mich auf die Rückbank.

»Da hat ja jemand Publikum«, bemerkte Jean leise, als sie rückwärts aus der Parklücke rangierte.

Ich drehte mich um und sah auf der anderen Seite des Parkplatzes Lieutenant Hart neben seinem Wagen stehen. Sein Blick war auf mich gerichtet.

Ich biss mir auf die Unterlippe und lehnte mich im Sitz zurück. Ich versuchte zu ignorieren, dass sich mein Herzschlag beschleunigt hatte, und widerstand dem Drang, seinen Blick zu erwidern. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, mich von einem Mann ablenken zu lassen. Selbst wenn es sich bei ihm um Lieutenant Hart handelte.

Kapitel 2

Der Wind pfiff mir um die Ohren, als mein Kampfflugzeug durch den Himmel schnitt. Vor mir zogen sich rosa- und orangefarbene Streifen über den ganzen Horizont, unter mir funkelte der Pazifik, darauf der Schatten meiner Maschine.

Aus den Augenwinkeln sah ich, dass das silberne Flugzeug mit mir mithielt. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die vielen Instrumente vor mir, überprüfte rasch eins nach dem anderen.

»Bereit?«, fragte ich die blau-gelbe Fairchild PT-19.

Nachdem sie im vergangenen Jahr bei einem Übungseinsatz beschädigt worden war, hatte sie monatelang in der hintersten Ecke des Ausbildungshangars gestanden. Bill, der alte Mannschaftsleiter, hatte sie in seiner Freizeit hergerichtet, und ich hatte mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Sobald sie fertig war, hatte er mir erlaubt, mit ihr abzuheben, und ich hatte sie Roxy getauft. Ursprünglich war sie weiß mit marineblauen Streifen am Rumpf gewesen, aber Bill hatte mir die Entscheidung überlassen, in welchen Farben sie lackiert würde. In Erinnerung an die Jenny, die kleine sonnengelbe Curtiss JN-4, in der ich vor all den Jahren das Fliegen gelernt hatte, hatte ich ihn gebeten, Roxy gelb zu streichen, dazu blaue Spitzen und blaues Leitwerk. Wegen ihrer leuchtenden Farben fiel sie überall auf, was mir etwas Ärger eingehandelt hatte, als Bill erfuhr, dass ich sie in meiner Freizeit knapp über die Baumwipfel hinweg über die ganze Insel geflogen hatte. Zur Strafe bekam ich eine Woche Flugverbot, und deswegen hielt ich mich eine Weile zurück, so schwer es mir auch fiel.

Das silberne Flugzeug kam näher, ich grinste. Mein Moment würde schon noch kommen. Die AT-6 Texan mochte ja schneller sein, aber der kleinere Motor der PT-19 hatte auch seine Vorteile.

Allerdings war es jetzt keine Frage des Flugzeugs, sondern des Piloten, und der der Texan war ein Grünschnabel, wie er im Buche stand, so grün wie der Fünf-Dollar-Schein, den Ruby mir schulden würde, wenn ich ihren Schüler bei diesem Rennen am Himmel von Hawaii besiegte.

Wir rasten zur Nordspitze der Insel, um dort zu wenden, zurückzufliegen und als Erster auf dem Platz zu landen. Wie erwartet, erreichte die AT-6 die Nordspitze zuerst, flog daran vorbei, aber zu schnell und verpatzte die Kehre.

Ich lachte. Männliche Piloten waren alle gleich, sie ließen sich von ihrer Arroganz leiten. Und die Auszubildenden waren oft die schlimmsten.

Während er zu korrigieren versuchte und einen weiten Bogen flog, zog ich den Schubhebel zu mir.

Einen Moment blieb das kleine Flugzeug fast über der Schönheit von O’ahu stehen, dann gab ich vollen Schub und riss die Maschine mit Hilfe des Seitenruders herum, ging in den Leerlauf und hielt mit dem Seitenruder dagegen, um die Rolle zu beenden. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als sich der Bug senkte und ich zum Sturzflug ansetzte. Ich beobachtete die Instrumente vor mir und hielt die Luft an, zählte die Sekunden, hielt den Schubhebel fest zu mir gezogen, um das Manöver zu vollenden und die Maschine abzufangen. Jetzt raste ich in der entgegengesetzten Richtung der AT-6 weit voraus.

»Gewonnen!«, rief Jean, als ich wenige Minuten später grinsend aus der gelandeten Maschine kletterte.

In der Nähe der AT-6 entstand etwas Aufruhr. Wir blickten um die Fairchild herum und sahen Rubys Pilotenanwärter herausspringen und nach draußen laufen, die Hand vor dem Mund. Die Texan war dafür bekannt, dass Piloten in ihr übel wurde.

»Gut gemacht, Parker!«, rief Ruby ihm nach und wandte sich kopfschüttelnd an uns. »Der Blödmann hat mich gerade fünf Dollar gekostet.« Sie hängte sich bei mir ein. »Nettes Manöver.«

»Danke.«

Wir schleppten unsere Sachen zum Lagerraum, und während wir unsere Fallschirme aufhängten und unsere Helme und Fliegerbrillen verstauten, unterhielten wir uns über die Speisekarte für das heutige Abendessen.

»Meine Damen.«

Fast hätten wir alle strammgestanden, als wir zu unserer Vorgesetzten sahen, die lautlos den kleinen Lagerraum betreten hatte.

Wäre es Mae Burton möglich gewesen, hätte sie als Soldatin gedient. Sie war groß, hatte die grauen Haare straff zurückgebunden, besaß einen respekteinflößenden Blick und die stramme Haltung eines Menschen, der bereit ist, Befehle ebenso zu erteilen wie zu erhalten. Sie hatte uns eingestellt, nachdem wir uns auf ihre Anzeige hin beworben hatten – ein Plakat, auf dem nach Fluglehrern beiderlei Geschlechts auf der Insel O’ahu gesucht wurde.

Die Anzeigen hatten amerikaweit an Sportflugplätzen und Flughäfen ausgehangen, aber um sich bewerben zu können, musste man eine bestimmte Anzahl Flugstunden und einen Flugschein vorweisen können. Wir vier waren in dem Sommer innerhalb weniger Stunden voneinander angekommen.

Jean stammte aus St. Louis, wo sie ihre Flugstunden als Pilotin eines Sprühflugzeugs für die Landwirtschaft absolviert hatte, frühmorgens, bevor sie im Restaurant ihrer Familie arbeitete. Ruby kam aus Kansas und trug, als sie aus dem Flugzeug stieg, einen rubinroten Lippenstift, der ihrem Namen alle Ehre machte. Catherine, aus Wisconsin gebürtig – wo das einzige Meer, das sie je gesehen hatte, das Grün der Felder war, die sie bei ihren Transportflügen für die Post überquerte – , brachte mehr Gepäck mit als wir anderen zusammen. Und ich war mit dem Ticket meines Vaters aus Dallas eingeflogen, einen Monat nachdem ich das College mit einer Lehrbefugnis abgeschlossen hatte und eine Woche nachdem ich das Angebot ausgeschlagen hatte, in meiner alten Grundschule eine dritte Klasse zu leiten. Unterrichten war für mich immer nur Plan B gewesen. Mein eigentliches Ziel bestand darin, den Flugplatz zu kaufen. Sehr zum Missfallen meiner Mutter.

Genevieve Elizabeth Rose O’Hare Coltrane war eine Autorität in blassrosa Chanel, die Befehle zu meinem Leben, meiner Zukunft und meinem Glück erteilte, das sich unweigerlich einstellen würde, solange nur sie das Sagen hätte.

Das Bild, das meine Mutter von meinem Leben hatte, erschien mir sehr merkwürdig. Es war etwas völlig anderes als das, was ich selbst mir vorstellte – als das, was ich wollte. Sie würde mich nie verstehen, und ich wusste, der eigentliche Kampf darum, mein Leben nach meinen Wünschen zu führen, hatte noch nicht begonnen. Doch sosehr mir auch vor den Auseinandersetzungen, den hysterischen Anfällen und Drohungen graute, ich würde mich nicht in das überkommene Modell pressen lassen, das ihr vor Augen schwebte.

»Bewertungen?«, fragte Mae, und wir reichten ihr die Berichte über die Männer, die wir an dem Tag unterrichtet hatten. »Wie haben sie sich geschlagen?«, erkundigte sie sich, ohne einen Blick auf die Unterlagen zu werfen.

»Gut, Ma’am.«

»Herausragend, Ma’am.«

»Muss noch an den Manövern arbeiten, Ma’am.«

»Gut. Gut. Sehr gut«, sagte Mae und schaute auf den Bericht, der obenauf lag. »Und wer hat das Rennen gewonnen?«

Wir tauschten untereinander einen verstohlenen Blick aus und verkniffen uns ein Grinsen. Langsam hob ich die Hand.

»Schon wieder, Dallas?« Wir waren für sie alle eine Stadt oder ein Staat. Mit Namen sprach sie uns nie an.

»Ja, Ma’am.«

»Ihr anderen müsst an euren Fähigkeiten arbeiten. Am Himmel schlägt Dallas euch alle«, sagte sie und sah die anderen unter hochgezogenen Augenbrauen an, bevor sie uns weiter dem Verstauen unserer Ausrüstung überließ. »Aber passt auf, dass der alte Kahlkopf euch nicht beim Rennen mit seinen kostbaren Maschinen erwischt.«

Wir sahen zu Bill, der sich leise fluchend über die Glatze strich, während er den Motor eines halb ausgeweideten Flugzeugs begutachtete. Ruby und Catherine lachten leise.

»Jawohl, Ma’am.«

»Gute Nacht, Ma’am.«

Sobald wir wieder allein waren, prustete Jean los.

»Mein Gott, die Frau jagt mir eine Heidenangst ein«, sagte Catherine und ließ sich auf eine Bank fallen. »Ich dachte, gleich macht sie richtig Ärger. Und woher weiß sie von dem Rennen?«

»Einer der Jungs wird es ihr schon erzählt haben«, meinte Ruby. »Ich werd mal ein paar von denen auf den Zahn fühlen und rausfinden, wer es war.«

»Ach, lass sie doch in Ruhe«, sagte Jean. »Wenn du die Jungs in die Enge treibst, bringst du sie nur durcheinander, dabei sind sie schon irritiert genug, weil sie sich den ganzen Tag von ein paar Frauen herumkommandieren lassen müssen.«

»Die armen kleinen Piloten«, sagte ich, als ich rückwärts zur Tür hinausging – und direkt mit Lieutenant Hart zusammenstieß.

Ich fluchte innerlich, weil sofort vor meinem geistigen Auge das Bild von ihm am Strand aufstieg. Mir wurde heiß. »Entschuldigen Sie, Sir.«

Er nickte den drei Frauen zu, die hinter mir durch die Tür getreten waren, bevor er meinem Blick begegnete. »Miss Coltrane, ich habe nach Ihnen gesucht.«

»Ach ja?« Ruby trat neben mich. »Vielleicht um ein Rendezvous nach Feierabend zu vereinbaren?«

Seine Wangen wurden so rot, wie meine es vermutlich bereits waren.

»Mae hat mir von Ihrer … sollen wir sagen, eher sportlichen Unterrichtsmethode berichtet«, sagte er.

Ich hörte Jean hinter mir leise fluchen.

»Das ist kein Problem«, sagte er, und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. »Ehrlich gesagt bin ich durchaus dafür. Etwas wohlmeinende Konkurrenz ist bisweilen zielführend. Fördert den Realitätssinn. Natürlich nur solange sich alles im Rahmen der Vorschriften und der Sicherheitsvorkehrungen bewegt.«

»Aber natürlich, Sir«, antwortete Ruby. »Darauf achten wir alle immer ganz genau.«

»Großartig«, sagte er und sah wieder zu mir. »Allerdings geht es mir jetzt um das Manöver, das Sie in der Fairchild ausgeführt haben. Mae sagte, Sie hätten bei niedriger Höhe einen Abschwung durchgeführt, und das bereitet mir etwas Sorge. Ein gewagtes, wenn nicht gar leichtsinniges Manöver, um es mit einem meiner Männer auszuführen.«

Ich biss mir auf die Unterlippe und senkte den Blick.

»Ich bin schon länger keine PT-19 mehr geflogen«, sagte er. »Es wäre schön, wenn Sie mir das Manöver einmal vorführen könnten.«

»Es wird ihr ein Vergnügen sein«, sagte Catherine und kniff mich unauffällig in den Po.

»Natürlich, Sir«, murmelte ich verhalten. »Das mache ich gern.«

»Morgen früh?«, fragte er. »Sagen wir, um fünf Uhr dreißig?«

»Ja, Sir.«

»Großartig. Danke, Miss Coltrane.« Er bedachte uns mit einem Nicken und verschwand.

»Mist«, schimpfte ich leise, als wir zu unserem Wagen gingen.

Aber die anderen waren ganz aus dem Häuschen und redeten auf dem Weg zu Skip’s, unserem Lieblingslokal für Burger, Pommes und Milkshakes, über nichts anderes.

»Habt ihr mitbekommen, wie er Audrey angesehen hat?«, fragte Ruby. Wir saßen beim Essen, sie hatte ihre Wange verträumt in die Hand gelegt. »Uns andere hat er kaum bemerkt. Mich hat ein Mann noch nie so angeschaut.«

»Männer schauen dich doch die ganze Zeit so an«, widersprach ich und zog eine meiner Pommes durch meinen Vanilleshake. »Er hat mich bloß so angesehen, weil er sauer war.«

»Das fand ich nicht«, meinte Jean. »Vielleicht besorgt, aber nicht sauer.«

»Ich glaube, du gefällst ihm«, sagte Catherine. »Ist euch aufgefallen, wie verlegen er wurde, als Ruby fragte, ob er mit ihr ein Date ausmachen will?«

»Das war ihm peinlich«, sagte ich und warf Ruby einen tadelnden Blick zu.

»Ich glaube, Catherine hat recht«, sagte Jean. »Ich hab doch gesehen, wie er dich neulich am Strand beobachtet hat.«

Seufzend schob ich meinen Teller zur Seite. »Seid ihr fertig?«

»Zieht es dich schon nach Haus?«, fragte Ruby. »Damit du für dein Date morgen früh auch richtig ausgeschlafen bist?«

Ich warf meine Serviette nach ihr.

»Ruby, ich dachte, du wärst heute Abend verabredet, oder?«, sagte Jean.

»O Mist!« Sie stand auf und bedeutete uns mitzukommen. »Girls, macht mal voran.«