Badeeah Hassan Ahmed
mit Susan Elizabeth McClelland
EINE HÖHLE
IN DEN
WOLKEN
Dem IS entkommen
Aus dem kanadischen Englisch
von Ann Lecker
We acknowledge the support of the Canada Council for the Arts.
Nous remercions le Conseil des arts du Canada de son soutien.
Wir bedanken uns für die Übersetzungsförderung des Canada Council for the Arts.
Die Übersetzerin dankt dem EÜK und der Kunststiftung NRW
für die freundliche Unterstützung.
Unterrichtsmaterialien zu diesem Buch sind erhältlich unter www.schullektuere.de.
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Deutsche Erstausgabe Oktober 2020
© 2019 Badeeah Hassan Ahmed mit Susan Elizabeth McClelland (Text)
© 2019 Nafiya Naso (Vorwort)
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»A Cave in the Clouds« bei Annick Press Ltd, Toronto.
© 2020 für die deutschsprachige Ausgabe
cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Vermittelt durch Barbara Küper Literarische Agentur
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Aus dem kanadischen Englisch von Ann Lecker
Lektorat: Christina Neiske
Umschlaggestaltung: Suse Kopp, Hamburg, unter Verwendung eines Fotos von © Arcangel / Elisabeth Ansley
Das Foto (© privat) auf der gegenüberliegenden Seite zeigt
Badeeahs Haus in Kodscho nach dem IS-Angriff 2014.
Karten auf S. 18/19: © pop_jop / iStockphoto.com modifiziert von Paul Covello
kk · Herstellung: AS
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-25733-0
V002
www.cbj-verlag.de
Für Adlan
und meine Familie,
Kodscho und
das jesidische Volk
Vorwort
Anmerkung der Autorinnen
Kapitel eins: Der Sinn des Lebens
Kapitel zwei: Kriegsbeute
Kapitel drei: Der Fremde
Kapitel vier: Einmarsch
Kapitel fünf: Sabaya
Kapitel sechs: Gefangen
Kapitel sieben: Haltlos
Kapitel acht: Auf der anderen Seite
Kapitel neun: Zwischen Himmel und Erde
Kapitel zehn: Erwachen
Kapitel elf: Unsterblich
Kapitel zwölf: Der dunkle Raum
Kapitel dreizehn: Der Amerikaner
Kapitel vierzehn: Eine Höhle in den Wolken
Kapitel fünfzehn: Dschinn
Kapitel sechzehn: Tod
Kapitel siebzehn: Häuser
Kapitel achtzehn: Wiedervereint
Kapitel neunzehn: Flucht
Kapitel zwanzig: Rückkehr in den Irak
Kapitel einundzwanzig: Wir fürchten uns nicht vor der Dunkelheit
Kapitel zweiundzwanzig: Rückkehr zur Liebe
Kapitel dreiundzwanzig: Geben
Kapitel vierundzwanzig: Freiheit
Epilog
Danksagung
Das jesidische Volk ist eine ethnisch-religiöse Minderheit im Nahen Osten, deren Hauptsiedlungsgebiet im nördlichen Irak liegt. Die Jesiden sprechen Kurmandschi, eine kurdische Sprache, und gehören einer monotheistischen Religion an, in der sich ein ganzes Spektrum an Lehren und religiösen Überzeugungen verschiedenster anderer Religionen widerspiegelt, unter anderem des gnostischen Christentums, des Judaismus, des sufistischen Islams und des Zoroastrismus. Statt formeller Zeremonien beinhaltet ihre Religionsausübung vor allem den Besuch heiliger Orte. Jesiden feiern Taufen und Festtage, singen Loblieder und tragen Geschichten vor. Manche Geschichten handeln von historischen und mythischen Schlachten, die zur Verteidigung ihrer Religion geschlagen wurden. Andere, über Jahrhunderte hinweg von Generationen von Frauen überliefert, erläutern ausführlich Formen des Widerstands gegen die gleichen Bedrohungen, denen jesidische Frauen auch heutzutage ausgesetzt sind. Die Jesiden glauben, dass sie allein von Adam abstammen, dass Engel über die Welt wachen, dass Wiedergeburt möglich ist und dass es keinen Unterschied zwischen Himmel und Hölle gibt. Da diese Überzeugungen erheblich von anderen Religionen abweichen, gerieten die Jesiden im Laufe der Geschichte immer wieder ins Visier der muslimischen Herrscher ihrer Region, die sie verfolgten und von ihnen verlangten, zum Islam überzutreten. Jesiden sind als »Teufelsanbeter«, »Ungläubige« und »Gottlose« verleumdet worden. Diese Verleumdungen werden seit Jahrhunderten als Rechtfertigung benutzt, jesidische Gemeinden zu zerstören, und entfremdeten die Jesiden von anderen Gruppen. An den Jesiden wurden vierundsiebzig Genozide verübt, die sie alle überlebt haben.1
Zwangsumsiedlungen unter Saddam Hussein, der von UN-Sanktionen verursachte wirtschaftliche Kollaps des Irak, der Zusammenbruch von Staat und Sicherheitsapparat nach der Invasion unter Führung der USA 2003 sowie die darauffolgenden politischen Misserfolge führten in jüngster Vergangenheit zur Verschlechterung der Situation der Jesiden. Im Irak leben heute etwa 500.000 Jesiden, hauptsächlich im Distrikt Sindschar in der Provinz Ninive im Norden des Landes. Die syrischen und türkischen Jesiden sind größtenteils in Nachbarländer oder nach Europa geflohen.
Der »Islamische Staat« im Irak und Syrien (auch bekannt als IS und unter der arabischen Abkürzung Daesch) startete im August 2014 einen gezielten Angriff auf das jesidische Volk im Irak. Die vom IS organisierte systematische sexuelle Gewalt gegen jesidische Frauen und Mädchen begann sofort. Die meisten Frauen und Mädchen wurden in Zellen gesperrt, in denen sie sexuelle Übergriffe mit ansehen mussten und am eigenen Leib erfuhren, wenn IS-Kämpfer Frauen gegen ihren Willen als Partnerinnen »auswählten« oder sie in die sexuelle Sklaverei verkauften. Sie wurden wie Eigentum behandelt, nach Aussehen beurteilt und dann innerhalb eines ausgedehnten Netzwerks von IS-Kämpfern in ganz Irak und Syrien erworben, verkauft, getauscht und verschenkt. Untersuchungen der UN zeigen auf, welchen hohen emotionalen und psychologischen Preis diese Frauen selbst nach ihrer Flucht oder Befreiung aus IS-Gefangenschaft bezahlen. Noch Jahre später gelten Frauen und Mädchen als die gefährdetste Bevölkerungsgruppe unter den jesidischen Flüchtlingen.
Viele Jesidinnen hoffen immer noch auf den Tag, an dem sie in einem offiziellen Verfahren aussagen können, um den IS für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Ein anonymes Opfer sagte: »Es sind jetzt vier Jahre vergangen. Wir wollen alles festhalten, was passiert ist, damit es als Beweismittel verwendet werden kann. Wir warten.«2 Indem sie ihre Geschichte erzählt und die Erfahrungen jesidischer Frauen der Öffentlichkeit bekannt macht, beteiligt sich Badeeah aktiv an diesem lange ersehnten Austausch- und Heilungsprozess und offenbart, was sie seit dem ersten Augenblick, als ihr Dorf angegriffen wurde, im Herzen trägt.
Jesidinnen sind keine archetypischen Opfer oder Heldinnen. Sie sind Individuen, die, auch wenn grauenhafte Verbrechen an ihnen verübt wurden, aktiv für ihren Schutz und ihr Überleben gekämpft und so letztendlich ihren Peinigern die Stirn geboten haben. Badeeahs Mutter Adlan spricht ihr während ihrer Gefangenschaft Mut zu: »Bewege dich immer auf das Licht zu. Lass die Dunkelheit nicht herein. Halt an der Liebe fest, damit die Dunkelheit irgendwann vertrieben wird.« Gemeinsam sorgen jesidische Frauen und Mädchen weiterhin für den Erhalt ihrer Religion, vermitteln ihren Kindern und Gemeinden, stolz auf sich zu sein, und setzen sich für unterdrückte Völker überall auf der Welt ein. Gemeinsam werden wir die Dunkelheit vertreiben.
– Nafiya Naso, Gründerin des kanadischen Jesidenverbands und Gründungsmitglied der Initiative »Operation Ezra«
Die Initiative »Operation Ezra« wurde ins Leben gerufen, um die schwierige Lage des jesidischen Volkes im Nahen Osten stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Spendengelder für Bürgschaften zu sammeln, damit jesidische Flüchtlingsfamilien sich in Winnipeg, Kanada, niederlassen können. Bislang hat die Initiative Dutzenden jesidischer Flüchtlinge bei der Umsiedlung geholfen. Dieses Projekt wurde von der jüdischen Gemeinde in Winnipeg angestoßen und schließt mittlerweile Menschen aus allen Gesellschaftsschichten ein.
1 Kanada. Parlament. Unterhaus. Migrationsausschuss (2016). Aussage. 24. Bericht. 42. Parlament, 1. Sitzung. Verfügbar: www.ourcommons.ca/DocumentViewer/en/42-1/CIMM/meeting-24/evidence
2 Marczak, Nikki. »All the Survivors Have a Book inside Their Hearts.« (Alle Überlebenden tragen ein Buch in ihrem Herzen) SBS World News Online, SBS, 3. August. 2018, www.sbs.com.au/topics/life/culture/article/2018/08/01/all-survivors-have-book-inside-their-hearts
Badeeah Hassan Ahmed und die Schriftstellerin Susan Elizabeth McClelland lernten sich im Sommer 2016 kennen. Damals sollte Susan für die Zeitschrift Marie Claire UK eine Reportage über eine Überlebende des Völkermords an den Jesiden schreiben. In Zusammenarbeit mit der Übersetzerin Sozan Fahmi machte sich Susan auf die Suche nach Frauen, die bereit wären, ihre Geschichte zu erzählen. Badeeahs Geschichte hob sich von allen anderen bisher veröffentlichten Presseberichten ab. Unter anderem zeigt sie auf, welche persönlichen Opfer so viele jesidische Frauen und Mädchen auf sich genommen haben, um ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben anderen zu helfen. Darüber hinaus rückte Badeeahs Entführung eine verblüffende Tatsache ins Licht: Man schätzt, dass die meisten in Syrien aktiven Daesch-Kämpfer (auch als IS bekannt) im Ausland geboren wurden und/oder Staatsbürger westlicher Nationen sind.
Nachdem Badeeah die Flucht aus Aleppo gelungen war und man entdeckte, dass sie in der Gewalt eines Amerikaners, möglicherweise eines Kommandanten, gewesen war, flog man sie in die USA. Dort hielt sie auf Konferenzen Vorträge über den Genozid und arbeitete mit dem Außenministerium zusammen, um den Mann zu identifizieren, der sie festgehalten hatte. Für Badeeah war es eine schwere Belastung, das Trauma, das sie in Daesch-Gefangenschaft erlitten hatte, noch einmal zu durchleben. Aber sie erkannte, dass ihre Geschichte internationales Interesse an dem Leiden des jesidischen Volkes wecken könnte. So erklärte sie sich bereit, ihre Geschichte zu einem Buch zu machen, in der Hoffnung, ein noch größeres Publikum zu erreichen, damit mehr Menschen die Wahrheit darüber erfahren, was weiterhin in Syrien vor sich geht.
Ein Jahr lang arbeiteten Badeeah, Sozan und Susan zusammen, um Badeeahs Geschichte zu erzählen. Sie berieten sich mit Mitgliedern der jesidischen Gemeinde, darunter Dakhill Shammo, Nasir Kiret sowie Imad und Fawaz Farhan, um das Jesidentum möglichst genau und einfühlsam darzustellen. Es war ihnen sehr wichtig, in dem Buch nicht nur von Gefangenschaft, Krieg und Überleben zu sprechen, sondern auch die Widerstandskraft einer Kultur herauszustellen, die vielen auf der Welt unbekannt ist.
Badeeahs Geschichte zu erzählen ist jedoch nicht einfach. Denn im Laufe ihrer Gefangenschaft passierte so vieles, dass es nicht möglich war, jedes Detail zu erwähnen. Um dem Rechnung zu tragen und weil sich dieses Buch an junge Leserinnen und Leser wendet, haben sich die Autorinnen einige künstlerische Freiheiten erlaubt. So wurde die Abfolge der Ereignisse neu geordnet, mehrere Personen wurden zu einer zusammengefasst, und wenn nötig wurden Dialoge nachgebildet.
Heute leben Badeeah, Eivan und seine Mutter in Deutschland. Badeeah ist fest entschlossen, Krankenschwester zu werden und ihrem Volk etwas zurückzugeben. Eine Höhle in den Wolken ist ihre Geschichte: Darin geht es nicht nur um Krieg und darum, was er Frauen und Mädchen antut, sondern auch um die heilende Kraft des Geschichtenerzählens und die außergewöhnliche menschliche Fähigkeit, selbst in dunkelsten Zeiten einen Sinn im Leben zu finden.
Die Mauern unseres Hauses bebten.
Laster donnerten die Straße hinunter. Manche leuchteten weiß und hatten Raketenwerfer auf der Ladefläche. Andere waren gepanzert mit langen Geschützrohren.
Ich rannte.
Auf einmal war ich nicht mehr in Kodscho, sondern in einem dichten Wald aus Zagros-Eichen. Allem Anschein nach befand ich mich in den Bergen in der Nähe der türkischen Grenze. Ein Mann verfolgte mich und rief mir etwas in einer Sprache hinterher, die ich aus den Nachrichten als Englisch wiedererkannte.
Dann war es nicht mehr Tag. Nur das Licht eines Halbmonds schien durch einen dünnen Wolkenschleier. Ich stolperte, fiel hin und schlug mit der Schläfe gegen einen Stein. Mein Kopf pochte vor Schmerz, aber ich rappelte mich wieder hoch. Der Mann holte schnell auf.
Als ich nach Hilfe rief, antwortete mir nur meine eigene Stimme, die von den Felsen widerhallte.
Kurz darauf rannte ich weiter, bis ich Eivan erblickte. Er lag zusammengesunken neben einem Bach, als würde er sich zum Spielen über das Wasser beugen. Ich war so froh, ihn zu sehen. Doch als ich näher kam, bemerkte ich, dass er gar nicht spielte, sondern mit einer Hand im Bach schlief. Die andere Hand war auf seinen Rücken gedreht, als wäre sie gebrochen. Ich schrie.
Kapitel eins
August 2003
Es war August, kurz vorm Ende der Sommerferien in unserem Dorf Kodscho. Mein Vater und meine älteren Brüder und Schwestern hatten alle frei. Die Vierzig Tage im Sommer, die wir çilê havînê nennen und die vom vierundzwanzigsten Juni bis zum zweiten August andauern, waren vorbei. Während dieser Zeit können die Tagestemperaturen im Irak über fünfzig Grad Celsius erreichen. Danach wird es allmählich kühler.
An jenem Morgen war es draußen noch dunkel, als meine Schwestern Hadil und Majida aufwachten, sich die Haare lockten und hochsteckten und ihre guten Kleider anzogen, die sie mithilfe unserer dake, unserer Großmutter, tags zuvor gewaschen und ausgebessert hatten. Meine Schwestern fuhren mit unserem Vater Hassan in einem verrosteten Pick-up, den er sich von seinem Bruder geliehen hatte, auf den Markt.
Es war 2003. Die Amerikaner waren erst seit ein paar Monaten in unserem Land, und der ehemalige irakische Präsident, der Diktator Saddam Hussein, war untergetaucht. Wir Jesiden waren freier, als wir es seit Generationen gewesen waren. Unter Saddam hatte es keine Parlamentswahlen gegeben. Er und seine Baath-Partei hatten einfach Kandidaten, die ihnen genehm waren, auf wichtige Posten berufen. Und die gingen meist an Sunniten wie Saddam und nur selten an schiitische Muslime oder Mitglieder irgendeiner anderen Minderheit wie den Jesiden. Jetzt bewegte sich unser Land auf ein demokratisches System zu und die Menschen wählten ihre Oberhäupter selbst. Mein Vater Hassan war der hiesige Kandidat der Demokratischen Partei Kurdistans.
Aber an diesem Tag, als er sich für den Markt vorbereitete, war er Hassan der Bauer.
Ich beobachtete, wie er den Pritschenwagen mit Kisten voller Auberginen, grünen Paprika, Tomaten, Zwiebeln und Zucchini belud, die wir auf unseren nahe gelegenen Feldern angebaut hatten. Hassan verkaufte unser Obst und Gemüse in dem etwa zwanzig Kilometer entfernten Sindschar, das wir Jesiden Shingal nennen. Kodscho mit seinen 1785 Einwohnern war ein ausschließlich jesidisches Dorf. In Sindschar hingegen war die Bevölkerung eine Mischung aus Jesiden, Kurden und Arabern. Das jesidische Volk lebt seit Tausenden von Jahren im Nordwesten des Irak; seine Präsenz reicht weit zurück bis zu den einstmals dort ansässigen alten Zivilisationen wie der der Sumerer. Auch Christen und Juden lebten in unserer Region, die jedoch unter Saddam Hussein zunehmend arabischer wurde. Saddams Armee war in viele jesidische Dörfer einmarschiert, hatte die Bewohner gewaltsam vertrieben und Araber, sein eigenes Volk, dort angesiedelt.
Hadil und Majida hüpften in den Pick-up und schlossen die Beifahrertür. Mein Herz explodierte. Ich wollte unbedingt mitkommen, denn sie würden in Sindschar nicht einfach nur auf den Markt gehen. Da Hadil jetzt alt genug für die Schule war, fuhren sie auch in die Stadt, um ihre jinsiya, ihre Staatsangehörigkeitsurkunde, abzuholen. Die zehnjährige Majida ging bereits in die Schule. In Kodscho gab es damals nur eine Grundschule. Viele jesidische Familien im Irak schickten ihre Kinder gar nicht in die Schule, weil dort nur islamische Geschichte und Religion gelehrt wurde und der Unterricht auf Arabisch war. Sie fürchteten den Verlust ihrer Kultur. Aber meine Eltern hielten Bildung für wichtig.
Hadil und Majida, die wie Nymphensittiche schwatzten, hatten mich am Abend zuvor damit aufgezogen, dass sie bald beide in die Schule gehen würden, während ich zu Hause bleiben und mich um meinen kleinen Bruder Khudher kümmern musste. Khudher, der drei Jahre jünger war als ich, war ein schwieriges Kind. Wenn meine Mutter Adlan mit uns raus auf die Felder ging, musste ich auf ihn aufpassen, während sie arbeitete. Khudher konnte keine Sekunde still sitzen. Sobald ich ihm den Rücken zudrehte, flitzte er davon und versteckte sich in den Pflanzen und Büschen. Hadil ärgerte mich damit, dass ich jetzt lernen würde, Brot zu backen und dolma (mit Reis, Fleisch und Gemüse gefüllte Kohl-, Wein- oder Mangoldblätter) und kubbeh (ein mit Gewürzen und Weizen angereichertes Fleischgericht) zuzubereiten. Ich konnte Kochen nicht ausstehen.
Um mich herum wehte eine leichte Brise den süßen Blütenduft des Orangenbaums herüber, der nebenan im Hof unserer dake stand. Wie die meisten Jesidenfamilien in Kodscho hatte mein Vater sein Haus neben dem seiner Eltern gebaut.
An diesem Morgen tröstete mich die duftende Luft nicht so wie sonst.
Ich blickte missmutig und stampfte mit dem Fuß auf.
Meine Mutter drängte sich an mir vorbei, wobei der Saum ihres weißen Kleids über den Boden wischte. Wie immer schauten graue Strähnen aus ihrem kufi heraus, der weißen Kopfbedeckung, die ältere Frauen tragen. Sie marschierte zum Pick-up, steckte den Kopf durch das offene Fenster und erinnerte meine Schwestern daran, schwarzen Pfeffer und Kreuzkümmel zum Suppekochen mitzubringen. »Als ihr das letzte Mal in Sindschar wart, habt ihr es vergessen, weil ihr nur daran interessiert wart, Stoffe für Kleider zu kaufen«, schimpfte sie.
Majida ließ unsere Mutter abblitzen. Adlan schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. Majida war ein Trotzkopf. Fallah, einer unserer älteren Brüder, sagte über Majida, dass sie aufmüpfig sei, was in diesem Teil der Welt gefährlich war, vor allem für ein zehnjähriges Jesidenmädchen. Hadil hingegen war unbekümmert. Sie erinnerte mich an einen Vogel, an eine der Nachtigallen, die in einem Olivenbaum vor unserem Haus nisteten. Fallah meinte, ich sei ganz anders als Hadil, denn ich sei verantwortungsbewusst und vorsichtig. Ich würde zwar nur wenig reden, doch wenn ich den Mund aufmachte, dann, um etwas Bedeutsames zu sagen. Wie Majida sei ich aber auch nicht, erklärte Fallah. Sie sei immer mürrisch.
Fallah hatte mich an çarşema sor, am Roten Mittwoch, beiseitegenommen. Das ist der erste Tag des jesidischen Kalenders– der erste Mittwoch zwischen dem vierzehnten und einundzwanzigsten April–, an dem die Jesiden Neujahr feiern. »Du erkennst Schönheit, wo andere sie nicht sehen«, hatte er an dem Tag zu mir gesagt. Wir feierten Neujahr in Scherfedin, einem Tempel auf der Südseite des Sindschar-Gebirges. Scherfedin und Lalisch, ein Dorf in den sanft geschwungenen Hügeln an der Grenze zu Kurdistan, sind heilige Stätten der Jesiden. Wir glauben, dass Lalisch das Zentrum der Welt ist und der Ort, an dem die Erde selbst erschaffen wurde. Um seine spirituelle Energie in uns aufzunehmen, laufen wir barfuß durch das Dorf. Manche behaupten, Lalisch sei eine halbe Million Jahre alt.
An dem Abend, als wir in Scherfedin Neujahr feierten, saßen Menschen um Lagerfeuer herum, aßen Ziegenfleisch und unterhielten sich. Die jungen Leute tanzten. Dake, fünfundneunzig, mit Runzeln wie Spuren im Sand und Knochen so steif wie Zement, konnte sich kaum bewegen, beobachtete aber das Schauspiel von einem Kissen aus. Viele suchten sie auf, um ihre Hand zu küssen und ihrer Kraft und Weisheit Respekt zu erweisen. Als die Lagerfeuer am hellsten brannten, sagte ich zu Fallah, dass ich, wenn ich in die nachtschwarzen Augen unserer Großmutter blickte, sie tanzen sehen könne, als würde sie sich an einer inneren Welt aus Sternen und Musik erfreuen.
Fallah lächelte mich an und erwiderte, dass ich ebenso kühn sein könne, wenn ich es wolle.
An dem Vormittag, als ich Majida und Hadil dabei beobachtete, wie sie darauf warteten, nach Sindschar zu fahren, stellte ich es unter Beweis.
Ich schlich zum Pick-up und sah hinein. Meine Schwestern zupften sich gegenseitig die Haare zurecht. Wie ich hatten sie langes dunkelbraunes Haar, das sie an manchen Abenden hundertmal bürsteten, damit es glatt und seiden glänzte. Hinten entdeckte ich zwischen den Obstkisten eine kleine Lücke, die ich als groß genug für meine Winzigkeit befand.
Ich huschte zur Fahrerseite, streckte die Hand nach dem Türgriff aus und zog. Doch das Knarzen erschreckte Hassan, der gerade Okraschoten von den Feldern seines Bruders Khalil auf die Ladefläche des Pritschenwagens lud.
»Was machst du da, Badeeah?«, rief er. Die Stimme meiner Mutter war hell und melodisch und erinnerte mich an die sich wiegenden Ringelblumen in dakes Garten, Hassans hingegen war tief und kehlig. Bei ihrem Klang musste ich an die wilden Wasserbüffel denken, die einmal in den Sümpfen Iraks heimisch gewesen waren, bevor Saddam Hussein sie trockenlegen ließ, um diejenigen zu bestrafen, die ihn stürzen wollten.
»Ich will auch mit«, sagte ich nervös. Mein Vater kam herüber und stellte sich direkt vor mich. Ich musste den Hals recken, um sein Gesicht zu sehen. Wenn er freihatte oder auf den Feldern arbeitete, trug Hassan ähnliche Kleider wie die unserer muslimischen oder arabischen Nachbarn in den nahe gelegenen Dörfern: Dischdaschas und Kaftane. Aber wenn er als Politiker unterwegs war, um für Stimmen zu werben, war er mit einem traditionellen jesidischen Gewand und einem rot-weiß karierten Turban, jamadani genannt, bekleidet. Hassan hatte seine gegerbten und schwieligen Hände in die Hüften gestemmt. In seinem gestutzten grau melierten Bart überwiegte das Weiß.
Ich war meinem Vater gern nahe, auch wenn das leider nicht oft vorkam. Ich teilte ihn mit meinen vier älteren Brüdern, meinem jüngeren Bruder Khudher, meinen fünf älteren Schwestern sowie, so kam es mir vor, mit ganz Kodscho. Obwohl unsere Familie der niedrigsten Kaste, den Muriden, angehöre, hatte Adlan mir erklärt, würden selbst die Angehörigen der hohen Kasten, der Scheichs und Pirs, unseren Vater respektieren, weil er so wichtige Arbeit leiste. Kasten waren vor allem bei Eheschließungen von Bedeutung. Am späten Nachmittag saß Hassan für gewöhnlich im Schneidersitz in dem Raum unseres Hauses, der männlichen Gästen vorbehalten war, während andere Männer aus dem Dorf vorbeikamen, um über Politik zu reden. Mein Vater rauchte dann immer selbst gedrehte Zigarren und Zigaretten, während seine Gäste die Schischa, die Wasserpfeife, rauchten. Adlan hatte lange, schmale Hände, die, während sie sprach, durch die Luft glitten wie die ausgestreckten Flügel eines Falken. Mit diesen Händen verscheuchte sie mich, wenn ich Hassan und den Männern aus dem Dorf lauschen wollte. »Sie sprechen von Gewalt und Blut«, sagte sie jedes Mal und bugsierte mich in Richtung Küche.
Mit Süßigkeiten und Schokoladenkeksen sowie mit den Geschichten, die sie mir erzählte, sorgte Adlan dafür, dass ich Hassan und seine Gäste schnell vergaß. Doch fast immer hatte ich das Gefühl, der Aufmerksamkeit meines Vaters nicht würdig zu sein.
Aber nicht diesmal.
An diesem Tag stand ich wie eine Ameise und mit rasendem Herzen vor den staubigen schwarzen Stiefeln meines Vaters. Ich verschränkte die Arme und sah zu ihm auf. »Ich will mit«, wiederholte ich. Meine Stimme kiekste nervös. »Ich will in die Schule gehen.«
»Du bist zu jung für die Schule«, erwiderte Hassan und beugte sich hinunter. Ich konnte ihn jetzt riechen: Zigarettenrauch, die freie Natur und trockene Erde nach einem Regenfall.
»Aber ich will jetzt dorthin gehen«, protestierte ich. »Und ich will Sindschar sehen. Alle waren schon dort außer mir. Ich will Dinge lernen.« Mir lief eine Träne über die Wange. Die Bilder in meinem Kopf, wie ich Mathegleichungen löste und Arabisch lernte, die meistgesprochene Sprache im Irak, verblassten langsam. Auch wenn ich in meinem tiefsten Innern wusste, dass meine Zeit, mit der Schule anzufangen, gekommen war, fehlten mir die Worte, um Hassan davon zu überzeugen. Ich beobachtete, wie eine Ameise über den Boden huschte. Das kleine Insekt schien viel stärker zu sein als ich.
»In Ordnung«, sagte mein Vater und richtete sich wieder auf.
Ich machte vor Überraschung einen Sprung.
»Vielleicht nimmt dich der Lehrer in Kodscho erst in ein oder zwei Jahren in der Schule auf, aber wir besorgen deine Staatsangehörigkeitsurkunde und probieren es. Majida und Hadil«, brüllte er, »rutscht rüber. Badeeah kommt mit.«
Wir rumpelten über die Wüstenstraße, wichen den von Hassan erspähten Schlaglöchern aus und flogen über die anderen, die zu plötzlich aufgetaucht waren. Majida und Hadil sprachen über den Marktstand, der frische Säfte verkaufte. Hadil mochte Orangensaft am liebsten, Majida bevorzugte Kokosnuss. Aber im Grunde wollten meine Schwestern mir nur unter die Nase reiben, dass sie schon einmal in Sindschar gewesen waren und ich nicht.
Ich beachtete sie nicht.
Mein Vater erklärte niemandem im Besonderen, dass wir jetzt zumindest in unseren Ausweispapieren als Jesiden aufgeführt seien. Als Saddam noch das Land regierte, weigerten sich viele Familien, sich Ausweise ausstellen zu lassen, weil darin ihre Nationalität als Arabisch angegeben war. Und da viele Jesidinnen ihre Kinder zu Hause zur Welt brachten, hatten diese auch keine Geburtsurkunden. Genau das war der Grund, warum mein ältester Bruder Adil als Sechzehnjähriger bei der ersten amerikanischen Invasion des Irak 1991 an der Front gelandet war. Die irakische Armee hielt ihn für älter, und da er keine Papiere hatte, die das Gegenteil bewiesen, zwangen sie ihn in den Kampf.
Ich beobachtete aufgeregt, wie das Sindschar-Gebirge, auch Dschabal Sindschar oder Shingal-Gebirge genannt, um uns herum aufragte, während Steppenläufer über den Wüstenboden fegten und Vögel neben uns herflogen. Hassan stellte einen kurdischen Radiosender ein, denn unsere Gegend erreichten jetzt nur noch Nachrichten aus Kurdistan über Satellit. Majida und Hadil sangen bei den Liedern mit, die sie erkannten.
Als unser Pick-up in die Stadt rollte und sich, wie mir schien, zwischen tausend Fahrzeugen und anderen Kleinlastern einreihte, die alle gleichzeitig hupten, schaltete Hassan das Radio aus, woraufhin meine Schwestern auch endlich schwiegen. Ich hatte noch nie so viele Menschen gesehen: junge Männer auf Motorrädern, die dicken schwarzen Rauch ausstießen, ältere Männer, die rostige Pritschenwagen fuhren, Straßenverkäufer, die Zeitungen und elektronische Geräte verhökerten, Frauen, deren Köpfe mit langen Schals bedeckt waren, die wie Fahnen in der Luft flatterten.
»Muslimische Frauen tragen Hidschabs, Kopftücher, oder Chimars, die nicht nur den Kopf, sondern auch fast den ganzen Körper bedecken«, teilte mir Majida in angeberischem Tonfall mit. »Wir tun das nicht.« Sie war so eine Besserwisserin. Ich verdrehte die Augen und sah aus dem Fenster.
Unser Wagen blieb im Verkehr neben einer Frau stecken, die am Straßenrand auf einer zerlumpten blauen Decke saß. Sie war in ein schwarzes Gewand gehüllt, das Majida als Chimar-Niqab-Kombination bezeichnete. Die Frau hielt ein Schild auf Arabisch hoch, und ich bat Hassan, es für mich zu übersetzen:
Ich bin arm. Ich bin eine Kriegswitwe. Mein Mann war ein Märtyrer, ein Schahid. Ich muss für zwei kleine Kinder sorgen und habe keine Familie, die mich aufnehmen kann. Bitte helft mir.
Mit der anderen Hand schüttelte die Frau eine Blechdose. Da ich das Scheppern von irakischen Dinar hören konnte, griff ich in das kleine Regal unterhalb des Radios und nahm ein paar Münzen heraus. Ich wollte gerade die Tür öffnen, um sie ihr zu geben, als Hassan aufs Gaspedal trat.
»Warum hast du das gemacht?«, schrie ich und knallte die Tür zu. »Sie braucht Geld. Ihr Mann war ein Märtyrer.«
»Es ist zu gefährlich«, antwortete er leise, während wir an ein paar Männern mit ernsten Mienen vorbeipreschten, die in Zweiergruppen die Straße entlangmarschierten. Ich wusste, dass es Soldaten waren, ich erkannte die blau-schwarze Uniform der neuen irakischen Regierungsarmee. Sie kämpften gegen die Guerillagruppen, die sich den Amerikanern widersetzten. Auch die Kurden hatten eine Armee namens Peschmerga, die jetzt Sindschar und unsere Dörfer beschützte.
Majida und Hadil senkten die Köpfe und spielten nervös an den Enden der Schals herum, die sie sich um die Schultern gewickelt hatten. Das erinnerte mich an ein Ritual, das wir vollzogen, wenn wir Lalisch besuchten. Das Grab eines der jesidischen Heiligen, des Mystikers Scheich Adi Ibn Musafir aus dem zwölften Jahrhundert, befindet sich in einem der drei Hauptgebäude in Lalisch. Jedes Mal, wenn wir es besuchten, banden wir Knoten in den Stoff, der über sein Grab drapiert war, und beteten dabei.
Aber an dem Tag glaubte ich nicht, dass Majida und Hadil beteten. Ich glaubte, dass sie Angst hatten.
»Wird es einen weiteren Krieg geben?«, fragte ich meinen Vater.
»Krieg herrscht immer«, antwortete er und wischte sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. Auch er wirkte besorgt, was bei ihm nicht oft vorkam. »Im Moment sind die Feinde Terroristen, zu denen auch al-Qaida gehört. Sie können die Anwesenheit der Amerikaner hier nicht ertragen.«
»Adlan sagt, wir Jesiden sind etwas Besonderes«, fuhr ich fort, ohne Hadil zu beachten, die mir auf den Schenkel schlug, damit ich aufhörte zu reden. Es gefiel ihr nicht, wenn ich im Mittelpunkt stand. »Adlan sagt, wir sind eines der ältesten Völker der Welt. Sie sagt, dass sich unsere Feinde vor dem Wissen fürchten, das wir seit Anbeginn der Zeit in uns tragen.«
Hassan fuhr an den Straßenrand. Dann saß er da, starrte eine gefühlte Ewigkeit vor sich hin und stellte den Motor ab.
»Wenn wir so besonders sind, warum will man uns dann schaden?«, hakte ich weiter nach.
»Jeder ist etwas Besonderes«, erwiderte Hassan. Langsam kehrte die Farbe in sein erblasstes Gesicht zurück.
»Adlan sagt, dass alle Licht in sich tragen. Ist es das, was einen besonders macht?«
»Vermutlich.« Hassan beugte sich vor, um mich anzusehen, und lächelte.
»Aber ich weiß nicht, was das für ein Licht ist«, sagte ich. »Ich habe es noch nie gesehen.«
An der gerunzelten Stirn meines Vaters konnte ich erkennen, dass er angestrengt nachdachte, was er darauf antworten sollte. »Das Licht, von dem wir sprechen, ist keine Farbe«, sagte er schließlich. »Es ist wie ein Gefühl, wie Liebe. Nicht einfach die Liebe zu deiner Familie oder gar zu dir selbst. Diese Liebe ist schon beinahe selbstsüchtig. Es ist vielmehr eine Liebe, die es im Überfluss gibt, die niemals ausgeht und uns zusammenbringt. In tiefster Nacht ist Liebe dein Kompass. Viele Menschen sind irgendwann verblendet. Sie verlieren den Verstand und vergessen die Liebe, aber sie ist immer da, selbst in den dunkelsten Ecken. Der Sinn unseres Lebens besteht darin, an Liebe festzuhalten, damit auf die Dunkelheit irgendwann der Morgen folgt.«
Hassan sprang aus dem Pick-up und gab Majida, Hadil und mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Die Stadt war anders, als ich erwartet hatte. Benzinschwaden hingen über ihr wie ein Zelt. Und der Staub! Auf dem Land machte der Staub nur unsere Kleidung schmutzig. In der Stadt war er dicht, grob und schmierig. Er verstopfte Nase und Hals und brannte in den Augen.
Während ich hustete, dachte ich über Hassans Worte nach. Sie klangen ein wenig wie ein Rätsel. Elf Jahre später würde ich selbst erleben, was er an jenem Tag in Sindschar gemeint hatte. Licht würde mich zurück nach Hause führen, nachdem ich sabaya, Kriegsbeute, des »Islamischen Staats« geworden war.