Daniela Wattenbach

Sauerteig & Wadenwickel

Das 1x1 für einen
nachhaltigen Haushalt

INHALT

VORWORT

Die Küche

GUTES AUS FRISCHER MILCH

Selbst gemachter Joghurt

Frischkäse

Butter

Vanillepudding

Vanillesoße

BROT

Dinkelbrot mit Hefe

Vollwertiges Knäckebrot

Bayerische Laugenbrezen

Gemischtes Sauerteigbrot

SELBST GEBACKENER KUCHEN

Rührteig-Kuchen

Schneller Quarkkuchen aus Mürbteig

Streuselkuchen aus Hefeteig

KAFFEE UND TEE

Ersatzkaffee

Schwarztee

Früchtetee

Selbst gemachte Limonade (Switchel)

SÜSSES UND KNABBEREIEN

Schokoküsse (für das Boxerfrühstück)

Karamellbonbons

Sorbet

Vanilleeiscreme

Fruchtleder

Lieblingskekse

Gebrannte Nüsse

Käsecracker mit Wildkräutern

Kartoffel- und Gemüsechips

Die Speisekammer

DIE RICHTIGE VORRATSHALTUNG

Spätzleteig

Pfannkuchen

Selbst gemachte Nudeln

Kartoffelgratin

Eintopf aus Hülsenfrüchten

Kartoffelsalat

RESTEVERWERTUNG

RICHTIG EINKOCHEN IN GLÄSERN

MARMELADE, KONFITÜRE, GELEE

Erdbeer-Rhabarber-Konfitüre

Blaubeere küsst Vanille

Aprikosen-Birnen-Konfitüre

Fruchtmus

Zucchini süß-sauer (herzhaft)

Eingemachte Karotten (herzhaft)

DÖRREN, TROCKNEN VON OBST, GEMÜSE UND KRÄUTERN

SCHUTZ VOR SCHÄDLINGEN

Der Gemüsegarten

DAS GARTENTAGEBUCH

PFLANZEN SELBER ZIEHEN

Anzuchttöpfchen aus Zeitungspapier

DIE BEARBEITUNG DES BODENS

Kompost

Schafwolle

Stallmist

UNKRAUTBEKÄMPFUNG

NATÜRLICHE SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG

DER GERÄTESCHUPPEN

GÄSTE IM GARTEN: HILFE FÜR VÖGEL UND IGEL IM WINTER

Selbst gemachtes Vogelfutter

Die kleine Hausapotheke

ATEMWEGE, ERKÄLTUNG UND FIEBER

Ansteigendes Senffußbad

Wadenwickel zur Fiebersenkung

Variante für Kinder

Hustenbonbons und Hustensirup

Rettich-Hustensaft

Gebratene Apfelschnitz gegen Kratzen im Hals

Majoransalbe für wunde Kindernasen

MAGEN-DARM-ERKRANKUNGEN

Die Morosche Karottensuppe

KOPFSCHMERZEN

GELENK- UND GLIEDERSCHMERZEN, MUSKELKATER

STRESS UND SCHLAFSTÖRUNGEN

ZAHNSCHMERZEN VOM WACKELZAHN

HERZSCHMERZ UND LIEBESKUMMER

LEICHTE HAUTVERLETZUNGEN & INSEKTENSTICHE

SONNENBRAND

Universalheilmittel Hühnerbrühe

Hydrolat (Pflanzenwasser)

Das Badezimmer

ZAHNCREME UND MUNDWASSER

Zahncreme

Mundwasser

SHAMPOO, SPÜLUNG, HAARKUR

Flüssigshampoo

Saure Rinse (Spülung)

Haarkur für trockenes Haar

Haarkur für trockene Kopfhaut

Haarkur gegen Schuppen

GESICHTSMASKEN

Gurkenmaske gegen grobporige Haut

Honigmaske für strahlend schöne Haut

Mandelkleie gegen fettige Haut

Quarkmaske

ZUR WEITEREN UNTERSTÜTZUNG FÜR HAUT UND KÖRPER

Quitten-Körperöl

Peeling für Körper und Hände

Lippenbalsam

Salbei-Limetten-Deocreme

Selbst gemachte Kosmetikpads

Die Waschküche

FARBSCHUTZ

WEICHSPÜLER

FLECKENTFERNER

WASCHMASCHINENPFLEGE

Efeu- oder Rosskastanien-Flüssigwaschmittel

Haltbares Flüssigwaschmittel

Waschpulver

Sprühstärke

Der Putzmittel- und Besenschrank

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN NATRON UND SODA

Geschirrspülmittel

Teppichreiniger

Waschmaschinenpflege

Abflussreiniger

Badezimmerreiniger

Entkalker

WC-Reiniger

Schimmelentferner

Allzweckreiniger

Glasreiniger

Holzmöbelpflege

Schuh- und Lederpflege

Reiniger für Holzfußböden

Scheuerpulver

Silber putzen

Ganz zum Schluss mein Lieblingsrezept

DANKSAGUNG

REGISTER

IMPRESSUM

VORWORT

Die Welt um uns herum wird immer komplexer. Deshalb verspüren viele Menschen eine große Sehnsucht nach dem Einfachen, dem Verlässlichen in ihrem unmittelbaren Umfeld, in ihrem Zuhause. Vieles, was wir früher als selbstverständlich hingenommen haben, wird heute hinterfragt. Da schließe ich mich gar nicht aus. Spätestens als ich mich für eine Ausbildung zur ländlichen Hauswirtschafterin und Kräuterpädagogin entschieden hatte, begann auch bei mir ein Umdenken.

Wie haben die Menschen früher ihren Haushalt geführt und wie ihren Alltag gemeistert, ohne die vielen Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen? Als zum Beispiel die Einkaufsmöglichkeiten noch sehr begrenzt waren? Wie konnten sie ohne Kühlschrank ihre Lebensmittel konservieren? Wie haben sie ihre kleinen und großen Wehwehchen – ganz ohne Chemie – mit nur ein paar Heilkräutern behandelt? Und wie schaffte es meine Großmutter, mit einem einzigen Reiniger das ganze Haus auf Vordermann zu bringen? Der Wunsch, diese Kindheitserinnerungen wieder zu spüren und mein eigenes Leben ein bisschen mehr zu erden, hat mich veranlasst, mich auf Spurensuche nach altbewährten Haushaltsrezepten und lang erprobten Methoden zu begeben. So habe ich mit Tanten, Freunden, Nachbarn und Bekannten gemeinsam wundervolle Abende verbracht (bei einem oder zwei Gläschen Wein), und alle erzählten mir, welche Haushaltstipps und -tricks sie aus ihrer Kindheit im Kopf behalten hatten. Und wirklich jeder in der Familie erinnerte sich noch an Oma Elses Lieblingssatz: „Kind, das müssen wir nicht kaufen, das machen wir selbst.“

Als von und mit der Natur lebendem und sie bewusst wahrnehmendem Menschen wurde mir im Lauf der Jahre immer schmerzhafter deutlich, wie sehr wir Menschen mit unserem Fehlverhalten unserer Welt schaden. Konsum und Gleichgültigkeit haben dazu geführt, dass allein in Deutschland jedes Jahr rund 18 Millionen Tonnen (!) Lebensmittel weggeworfen werden, während in vielen anderen Teilen der Welt Menschen verhungern. Um das zu ändern, müssen wir heraus aus unserer „Wohlstands-Komfortzone“ und lernen, wieder achtsamer zu werden.

Das Wort „Achtsamkeit“ ist in aller Munde: Immer mehr Menschen möchten wieder bewusster und stärker im Einklang mit der Natur leben. Die Ernährung mit natürlichen, unverfälschten Lebensmitteln ist ihnen dabei genauso wichtig wie der schonende Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Von der Achtsamkeit zur Nachhaltigkeit ist es dabei nur ein kleiner Schritt. (Übrigens: Schon meine Großmütter führten ihren Haushalt achtsam und nachhaltig – lange, bevor diese Schlagwörter in Mode kamen!)

Die meisten von uns haben sich bis vor ein paar Jahren vermutlich nur wenig Gedanken über Gegenstände unseres täglichen Lebens oder über deren Inhaltsstoffe gemacht. Denn die hochtechnisierte Welt mit ihren fast unbegrenzten Möglichkeiten hat unser aller Leben sehr erleichtert.

TREIBHAUSGASAUSSTOSS PRO KOPF
IN DEUTSCHLAND NACH KONSUMBEREICHEN (2017)

(in t CO2)
Quelle: UBA CO2-Rechner

* Emissionen aus Verwaltung, Organisation des Sozialwesens, Infrastruktur, Bildung, Wasserversorgung und Abfallentsorgung

Das bedeutet aber auch, dass wir den Herstellern der von uns verwendeten Produkte vertrauen müssen, da wir meist gar nicht mehr wissen, was alles darin steckt und was diese Inhaltsstoffe in unserer Umwelt – und mit uns – bewirken und anrichten.

Inzwischen findet ein Umdenken statt, und das ist überall spürbar: Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Der Verbraucher möchte wieder selbst entscheiden, was er zu sich nimmt und wie er mit den endlichen Ressourcen unseres Planeten umgeht. Jeder kennt die erschreckenden Bilder von im Meer treibenden Plastikteppichen, und niemand möchte einen mit Mikroplastik angereicherten Fisch essen. War das Insektensterben bis vor Kurzem noch kein Thema, spricht heute fast jeder darüber und verfolgt aufmerksam die weitere Entwicklung.

Wie die Grafik auf Seite 9 zeigt, ist unser Verbrauch an Lebensmitteln und täglichen Konsumgütern für rund 55 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich – daraus wird klar, wie einfach es eigentlich ist, beim Thema Umweltschutz positiv mitzuwirken. Also sollte jeder Einzelne sein Konsumverhalten, oder was er zum täglichen Leben wirklich braucht, mal in Ruhe überdenken, und seine Bereitschaft, auf Überflüssiges zu verzichten, neu definieren. Setzt man sich mit diesem Thema etwas genauer auseinander, wird man schnell feststellen, dass die alten, einfachen traditionellen Produkte meist umweltfreundlicher waren, als man meinen würde. Ein daran orientiertes umweltbewussteres Verhalten wird uns aus unserer jetzigen Konsum- und Wegwerfgesellschaft in eine ökologisch nachhaltigere Zukunft führen!

Auch ich habe für mich und meine Familie vor einiger Zeit entschieden, hier etwas zu ändern. Dabei mussten wir erst wieder lernen, unser Leben langsamer zu leben und die Gegenstände unseres täglichen Gebrauchs wertzuschätzen. Dazu müssen wir uns bloß die Zeit nehmen, unsere eigenen Nahrungsmittel und Haushaltsprodukte wieder umweltfreundlich und nach altem Wissen herzustellen – und das ist einfacher, als Sie vermutlich glauben! Wir müssen unsere persönliche Einstellung zu Haushalt und Küche neu definieren. Das heißt, den eigenen Herd, der ja „Goldes wert“ ist, auch wieder als wertvoll zu betrachten und die Küche zum Mittelpunkt des Familienlebens zu machen. Dann können wir die verantwortungsbewusst gekauften oder selbst erzeugten Lebensmittel und Naturschätze mit allen Sinnen genießen und gleichzeitig etwas für uns und unsere Umwelt tun.

Ich fing also an, weniger einzukaufen und dafür möglichst viel selbst herzustellen. In meiner Familie hielt sich die Freude darüber zu Beginn jedoch in Grenzen. Meine Mutter versuchte noch, mir zu erklären, wie froh sie sei, dass der Fortschritt Einzug gehalten habe und heutzutage vieles einfacher geworden ist als früher. Doch als sie merkte, wie ernst es mir war, gab Mama ihre Vorbehalte auf und stand mir mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zur Seite.

Völlig fasziniert war ich von der Idee, wieder so einfach und reduziert zu leben, wie ich aufgewachsen bin. Das bedeutet nicht, dass ich nun ein Dasein führe wie die Menschen vor hundert Jahren oder mein Tagesablauf aus nichts anderem besteht als Kochen und Putzen. Nein, so ist das ganz und gar nicht. Ich habe einfach nur viel mehr Lust auf weniger, einfacher, besser und ökologischer!

Wir als Verbraucher haben es in der Hand, was und wie viel wir kaufen!

Übrigens machte sich ein schöner Nebeneffekt meiner neuen Leidenschaft fürs „einfache Haushalten“ innerhalb kürzester Zeit bemerkbar: das Plus im Geldbeutel. Dabei verzichte ich beim Einkaufen auf nichts. Vielmehr verweigere ich die von der Industrie angebotenen Produkte, lese mir die Inhaltsstoff-und Nährwertangaben gründlich durch und bin kritischer bei deren Auswahl. Als Ergebnis packe ich viel weniger in meinen Korb. Dabei war die finanzielle Ersparnis überhaupt nicht meine Motivation. Zu Beginn habe ich nicht einmal daran gedacht – aber dass man beim Selbermachen auch noch gutes Geld spart, ist wirklich erwähnenswert.

Für alle, die den ersten Schritt in Richtung „nachhaltiger Haushalt“ wagen möchten, und für alle, die neue Anregungen suchen, habe ich dieses Buch geschrieben. Es enthält eine große Auswahl meiner in Haus und Garten gesammelten Erfahrungen. Ich möchte Sie dazu ermuntern, eine einfache und ökologische Haushaltsführung mit alten und neuen Verfahren zum Selbermachen für sich zu entdecken.

Um meine Tipps im Alltag umsetzen zu können, müssen Sie kein Spitzenkoch, Gärtner oder Chemiker sein. Dasselbe gilt für die „Rezepte“ aus meiner kleinen selbst zusammengestellten Hausapotheke. Es ist keine Kunst, nachhaltig zu leben. Fangen Sie einfach an und haben Sie Spaß dabei!

Viel Freude beim Entdecken meiner gesammelten Wissensschätze wünscht Ihnen

Ihre Daniela Wattenbach

Die Küche

Die Küche war schon immer mein Lieblingsort, und ich hoffe, es geht Ihnen genauso. In meiner Kindheit war sie der Mittelpunkt des Hauses, wo sich die gesamte Familie zusammenfand. Frühstück, Mittagessen, Abendbrot, Geburtstage, Hausaufgaben, Familienbesprechungen … alles fand in unserer kleinen Küche statt. Egal, zu welcher Tageszeit wir zu meiner Großmutter kamen – sie war immer in der Küche anzutreffen. Meist saß auf der Eckbank ein Verwandter vor einer Tasse Kaffee, um mit ihr ein Pläuschchen zu halten. Was mich an ihr schon als Kind immer schwer beeindruckt hat, waren die Unmengen an Lebensmitteln, die sie Tag für Tag verarbeitete und zum Teil auch noch für die Wintermonate bevorratete. Sie machte immer so viel wie möglich selbst. Fast täglich ging ich nach der Schule zu ihr und erriet nicht selten bereits am Duft, der durch das ganze Haus zog, was sie heute wieder Gutes zum Essen gekocht hatte.

Obwohl ihre Küche heutzutage für eine Großfamilie als eher klein gelten würde, zauberte sie für uns immer etwas Leckeres auf die Teller, und von ihren Süßspeisen schwärme ich noch heute. Fleisch gab es nur selten, meist am Sonntag, und irgendwie haben wir es unter der Woche auch gar nicht vermisst. Für uns heute kaum mehr vorstellbar ist, dass meine Großmutter keinen superschnellen Induktionsherd hatte. Vielmehr besaß sie einen kleinen Herd mit vier Kochplatten, die sich bei Nichtgebrauch unter blümchenverzierten Abdeckplatten verbargen. Die Oma hatte keine Schüsseln und Töpfe, die sie nicht benutzte, keine überflüssigen teuren Küchenmaschinen, und auch nach einer Spülmaschine hätte man vergeblich gesucht. Ich glaube nicht, dass sie all diese Dinge vermisst hat, denn sie legte weniger Wert auf die Ausstattung ihrer Küche als vielmehr auf die Qualität der verwendeten Produkte und darauf, was letztendlich im Kochtopf landete, egal, von welcher Firma dieser stammte.

Apropos Kochtopf: Den weltbesten Quarkkuchen (Rezept) buk meine Oma in einem Suppentopf, denn auch Backformen waren für sie „überflüssiger Schnickschnack“. Ich selbst betrachte meine eigene Küche ja immer irgendwie als Werkstatt, schließlich verbringe ich Stunden dort, um neue Rezepte auszuprobieren. Diese „Lust am Selbermachen“ liegt wieder voll im Trend. Den meisten geht es wie mir: Obwohl die Produktvielfalt in den Supermärkten schier unüberschaubar ist, geht doch nichts über selbst gemachte, handwerklich gut verarbeitete Lebensmittel ohne Zusätze. Wenn der Duft eines frisch gebackenen Brots durchs Haus zieht, das anschließend mit selbst gemachter Butter bestrichen wird, oder wenn die Familie meine selbst gewalzten Nudeln über den Schellenkönig lobt, dann weiß ich, dass all dies den Aufwand wert ist. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn mein Selbstgekochtes der Familie oder den Gästen schmeckt. Wir haben es selbst in der Hand, was wir essen und welche Lebensmittel unseren Speiseplan bereichern, und können dabei völlig auf chemische Zusatzstoffe verzichten. Bei gekauften Lebensmitteln ist der Verpackungswahnsinn enorm, denn fast kein Lebensmittel wird ohne Plastikhülle oder -tüte angeboten. Nur durch den Einkauf in Unverpacktläden oder eben beim Selbermachen können Sie diesen Müll vermeiden.

In Buchhandlungen türmen sich unzählige Bücher mit Titeln wie Die schnelle Küche, Die einfache Küche, Die 5-Minu-ten-Küche und dergleichen mehr. Ich bin hier anderer Meinung: Gerade in der Küche sollten wir uns Zeit nehmen und den Produkten die Achtung angedeihen lassen, die sie verdienen. Frische Lebensmittel – reich an Vitaminen und anderen Nährstoffen – nutzen unserer Gesundheit, und dafür lohnt ein wenig Aufwand doch durchaus. Bei der Verarbeitung meiner Lebensmittel stelle ich mir oft vor, wie viel Arbeit, Zeit, Liebe und Energie der Bauer oder die Bäuerin, der Müller oder der Metzger, in das vor mir liegende Produkt gesteckt hat. Ein Landwirt hat mir einmal erzählt, dass er im Winter fast täglich eine Kartoffel isst, weil er dann seinen Acker schmecken kann. Diese Wertschätzung für sein Produkt macht deutlich, wie uns ein gutes Lebensmittel mit Stolz erfüllen kann.

Die Ausrede „Ich habe heute keine Zeit zum Kochen“ kenne ich selbst natürlich auch. Aber ich kann Sie nur ermutigen, sich möglichst oft die Zeit zu nehmen, eigenhändig etwas Leckeres am Herd zuzubereiten. Denn ein schön gedeckter Tisch, an dem die Familie einmal am Tag bei einem guten Essen sitzt und zusammen Zeit verbringt, ist kostbar. Bei meinen „Einkaufsgängen“ in den Gemüsegarten freue ich mich jedes Mal, wenn Gemüse oder Obst reif ist und ich es ernten kann, um es anschließend in meiner Küche zu verarbeiten. Selbst wenn Sie keinen eigenen Garten haben, auf dem Wochenmarkt können Sie immer Obst und Gemüse der Saison kaufen. Dadurch bekommen Sie über das Warenangebot auch die Jahreszeiten mit. Seien Sie kreativ und legen Sie einfach los! Sie werden sehen, wie viel Freude das Selbermachen in der Küche bereitet. Laden Sie auch Ihre Freunde zum Mitmachen und Probieren ein, denn Sie wissen ja: „Die besten Feten finden immer in der Küche statt.“

Die Speisekammer

Als Kind dachte ich, alle Menschen hätten in ihrem Haus eine Speisekammer mit eingemachtem Obst und Gemüse. Genauso wie wir das hatten. Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem das ganze Jahr über Vorräte für den Winter angelegt wurden. Meine Großmutter kochte überwiegend Kirschen, Birnen, Erdbeeren, Zwetschgen und Apfelmus ein. Aber auch das Gartengemüse wie Kürbis, Tomaten, Rote Beten und Gurken wurde in den hübschen Gläsern haltbar gemacht. Wenn einmal in der Woche die Eierfrau an der Haustür klingelte, fanden die frischen Landeier dann auch noch ihren Platz in der kleinen Speisekammer direkt neben der Küche.

Nahm mich meine Mutter mit zum Dorfbäcker, war die Freude besonders groß, denn meistens bekam ich von der Verkäuferin ein Kaubonbon geschenkt. Der große Laib Brot reichte für die ganze Woche und wurde sorgfältig in ein Leinentuch eingeschlagen und ebenfalls in der „Speis“ aufbewahrt. Was es zum Essen gab, entschieden meine Großmutter und Mutter meist sehr spontan. Der Speiseplan hing weitgehend von der jeweiligen Jahreszeit ab und davon, was die Speisekammer so hergab. Im Herbst zog die ganze Familie los und sammelte wild wachsende Früchte wie Brombeeren und Blaubeeren, die dann zu Konfitüre verarbeitet wurden. Brachte Onkel Werner wieder mal körbeweise Pilze mit nach Hause, gab es sofort einen großen Topf „Schwammerlgulasch“, die übrigen Pilze wurden getrocknet und in Gläsern aufbewahrt.

Jeder, der auf dem Land lebte, lagerte diese Naturschätze sorgfältig für den Winter ein. Eine Hausfrau musste in früheren Zeiten die Produkte auch haltbar machen, denn das Geld war oft knapp, und im Gegensatz zu heute gab es damals nicht immer alles zu kaufen. So bin ich aufgewachsen, und ich handhabe es auch heute noch so, dass ich einen großen Teil der Vorräte für meine Familie selbst anlege.

Als wir uns vor vielen Jahren unseren Traum vom eigenen Bauernhof erfüllten, war ich wirklich überrascht, wie riesig die im Haus vorhandene Speisekammer war. Sie hatte fast dieselbe Größe wie die eigentliche Küche. Der Vorbesitzer erklärte mir, dass seine Mutter dort in dem Raum direkt neben der Küche nur die Dinge gelagert hatte, die sie täglich brauchte. Eine zusätzliche Vorratskammer, die für die größeren Mengen an Vorräten wie etwa Mehl, Zucker und Rauchfleisch gebraucht wurde, befand sich auf der kühleren Nordseite des Hofs. Kohlköpfe und Kartoffeln wurden dann nochmals in einem extra Keller gelagert.

Ich habe nicht schlecht gestaunt, wie viel Platz die Vorratshaltung früher einnahm und welchen Stellenwert sie hatte. Eigentlich müsste die Speisekammer „Schatzkammer“ heißen. Jedes Mal, wenn ich meine betrete, freue ich mich über die vielen kleinen und großen Schätze, die darin aufbewahrt werden und auf ihren großen Moment warten. Beim Anblick dieser in Reih und Glied im Regal stehenden Gläser kann ich im Winter die Sonne förmlich spüren, die in ihnen eingefangen ist. Besonders schätze ich an meiner Speisekammer, dass ich immer in der Lage bin, ganz spontan etwas Leckeres auf den Tisch zu bringen. Egal, ob Feiertag ist, die Geschäfte am Abend schon geschlossen haben oder einfach wieder mehr Freunde erschienen sind, als eigentlich geplant. Mit einer gut organisierten Speisekammer können Sie viel Zeit sparen, weil dadurch der tägliche Gang in den Supermarkt entfällt. So bietet eine gut gefüllte Speisekammer gerade Menschen, die berufsbedingt wenig Zeit haben, die Möglichkeit, sich trotzdem gesund und schmackhaft zu ernähren. Ich finde es wichtig, dass das Bevorraten mit natürlich gewachsenen Lebensmitteln Spaß macht und keinesfalls zusätzlichen Stress verursacht. Zugegeben, diese Einwecktage kosten etwas Zeit und Mühe, aber wenn Sie bei der Arbeit beispielsweise einem Hörbuch lauschen oder die beste Freundin zum Mitmachen einladen, bringt das Einkochen gleichzeitig auch viel Spaß.

Die folgenden Rezepte sollen Ihnen nur als Anregung dienen, was Sie alles haltbar machen können. Seien Sie kreativ und legen Sie sich Vorräte Ihrer Lieblingslebensmittel an. Verwenden Sie immer saisonale Lebensmittel und regionaltypische Produkte. Verarbeiten Sie auch nur die Mengen, die Sie wirklich verbrauchen können. Es hat sich bewährt, wenn man nicht jedes Jahr alle zur Verfügung stehenden Produkte „auf Halde“ legt, sondern im Zweijahresrhythmus arbeitet.

So könnten Sie beispielsweise im ersten Jahr Apfelsaft pressen, im zweiten Jahr Apfelmus kochen, und im dritten Jahr gibt’s dann wieder Apfelsaft. Die Vorräte sollten regelmäßig kontrolliert und entsprechend ihrer Haltbarkeit verbraucht werden, denn es macht keinen Sinn, wenn die Speisekammer voll ist, der Inhalt aber nicht verwendet wird. Wenn Sie einen zu großen Vorrat anlegen (wie es Eichhörnchen oder Hamster für den Winter meist machen), laufen Sie Gefahr, dass Sie nicht alles Vorhandene verbrauchen können und im schlimmsten Fall die Lebensmittel wegwerfen müssen.

Der Gemüsegarten