Das Gentleman-Prinzip

Der Weg zum Gentleman

15 Schritte zu gutem Stil, authentischem Charakter und starkem Mindset

Constantin Zöller

 

Bibliografische Informationen der deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Für Fragen und Anregungen:

raspin2021@gmail.com

 

1. Auflage, November 2021

 

© 2021 Constantin Zöller

Constantin Zöller wird vertreten durch:

Ina Postnikov

Ahornweg 13

55494 Rheinböllen

 

Haftungsausschluss:

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

 

Hinweis:

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

Herausgeber: Ina Postnikov, Ahornweg 13, 55494 Rheinböllen

Autor: Constantin Zöller

Umschlagsgestaltung: GEIZNERING DESIGNS

Lektorat: Lighthouse office partner, Eva Fischer

Buchsatz: Danileoart, www.danileoart.de

 

ISBN E-Book: 9783754615188

ISBN Print Hardcover: 9798494514332

ISBN Print Paperback: 9798492221669

 

„Ein Gentleman ist einer, der mehr in die Welt bringt, als er rausnimmt.“

George Bernard Shaw,

Irischer Politiker, Dramatiker und Nobelpreisträger für Literatur im Jahre 1925

 

Preface

Perfekt gekleidet, gute Manieren, von allen respektiert und erfolgreich sowohl in Beruf als auch Privatleben – so stellt man sich vielerorts den perfekten Gentleman vor. Er weiß sich in jeder Situation zu helfen, trägt die Frau auf Händen und ist sozial engagiert. Ebenfalls Allgemeinbildung und die stets passende Artikulationsweise gehören zu den unverzichtbaren Attributen eines perfekten Gentlemans.

Würdest du auch gern diesem Bild entsprechen oder wünschst du dir, so jemanden an deiner Seite zu haben? Früher ein unerreichbarer Traum, doch heute kann jeder Mann zu einem Gentleman werden, wenn er das bloß will und wenn er bereit dazu ist, etwas dafür zu tun. Es beginnt mit einer inneren Einstellung, die sich jeder Herr aneignen kann und die ihm dann sofort so einige Türen öffnet. Ein äußerlicher Wandel folgt, wobei dieser im Umgang mit sich selbst und mit den Personen im unmittelbaren Umfeld stattfindet.

Du willst es probieren?

Du willst die Weichen für ein neues Leben stellen?

Dann studiere dieses Buch und gehe den ersten Schritt deines Weges in ein neues Leben.

Ich möchte dir zuerst einen kurzen Einblick darin geben, woher der Begriff Gentleman stammt, was er bedeutet und welche Phasen er durchlaufen hat. Im Hauptteil möchte ich dir dann 15 Schritte anbieten, die dich eben genau dorthin bringen sollen, wo du dann selbst stehen, auf deinen Weg zurückblicken und dir denken wirst: „Nun bin ich die Person, die ich immer sein wollte. Ich bin ein Gentleman und nichts wird mich mehr daran hindern!“ An einigen Stellen werde ich inmitten dieser 15 Schritte kleine Momentaufnahmen montieren, kurze Geschichten von unterschiedlichen Personen, die mir allesamt für dieses Buch einen kurzen Einblick in ihre Gedankenwelt und in ihr Leben geboten haben. Außerdem habe ich noch eine kleine Überraschung: Ein junger (und etwas scheuer) Autor – er nennt sich selbst Mortaimer – hat extra für dieses Buch eine Kurzgeschichte verfasst. Ein modernes Märchen, in dem er auf einer fiktiven Ebene davon berichten möchte, was für ihn ein Gentleman ist. Bevor ich dich nach dem historischen Anfangsteil auf meine 15 Schritte mitnehme, möchte ich dir zur Entspannung den ersten Teil von Mortaimers Kurzgeschichte zum Lesen überreichen. Den zweiten Teil gibt es dann an jener Stelle, wenn du die 15 Schritte schon hinter dir hast, also dann, wenn du sozusagen bereits an jenem Ort bist, an den dich dieses Buch bringen soll.

Aber nun erst einmal ein kleiner historischer Ausflug. Ich freue mich, dass du da bist und dass du mit mir auf diese verändernde Reise gehst.

 

Der Gentleman

Ein historischer Abriss

 

Der Gentleman und seine Anfänge

Ursprünglich stammt die Bezeichnung Gentleman aus dem britisch-englischen Sprachraum. Das Konzept, das sich hinter diesem Begriff versteckt, war jedoch schon bei Pythagoras ein Thema. 1729 erschien erstmals ein Kompendium darüber, wie ein Gentleman zu sein hat und welchem Verhaltenskodex er unterliegt. Darin war es einer der ersten Punkte, dass er Spross einer gutsituierten und weit bekannten Familie zu sein hat. Ein „Normalo“ hatte demnach damals keine Chance, ein Gentleman zu werden.

Zum Glück gab es jedoch noch weitere Kriterien, denn nicht jeder adelige Mann war auch automatisch ein Gentleman. Man musste die entsprechende Bildung besitzen, wie es etwa der Adelige Richard Mulcaster im 16. Jahrhundert niederschrieb. Lesen, Schreiben, Zeichnen, Singen und das Beherrschen von Fremdsprachen gehörten genauso zu diesen Bildungsmaßstäben wie ein Grundwissen in Theologie und Juristik. Mulcasters Zeitgenosse Harrison, ein Geistlicher, ging sogar noch weiter und forderte außerdem noch mathematische Grundkenntnisse.

In der Praxis wurden mit der Zeit jedoch vor allem die Studien der Theologie und der Juristik als zu schnöde für einen Gentleman erachtet. Einer anderen Auffassung zufolge war es gar nicht das Wissen selbst, das einen Gentleman ausmachte, sondern vielmehr, wo das Wissen erworben wurde. Für die Elite konnten natürlich nur Absolventen von Elite-Schulen überhaupt erst als potenzielle Kandidaten für einen Gentleman akzeptiert werden.

Auch den Charakter betreffend scheiden sich die Meinungen. Während Geoffrey Chaucer, der Autor der berühmten Canterbury Tales, in seinem circa 1365 veröffentlichten Werk Meliboeus darauf bestand, dass der Gentleman immer auf seinen guten Namen zu achten und diesen auch zu verteidigen hatte, präsentierte der Schriftsteller Rastel 1525 die Auffassung, dass ein Gentleman sich ebenso durch Demut, Geduld, Nächstenliebe und Ehrlichkeit auszeichnen konnte. In anderen Überlieferungen wurden ebenso die sozialen Aufgaben eines Gentlemans, die jener für seine Untergebenen und Bauern zu verrichten hatte, als Kriterien für einen solchen Ehrenmann gehandelt.

Recht einig waren sich die meisten Auflistungen jedoch in dem Punkt, dass ein Gentleman keineswegs einfach ernannt werden konnte, sondern immer auch die innere Haltung und damit die Arbeit an sich selbst beinhaltete. Ein Gentleman und Arbeit? Wie ging das einher? Im Laufe der Zeit verfestigte sich die Idee, dass ein Gentleman ohne Arbeit leben könne, da ihm nur dann Zeit für jene Aufgaben bliebe, die ein Gentleman zu erbringen hatte. Das engte den Kreis der potenziellen Gentlemen natürlich stark ein. Eine etwas gemäßigtere Überzeugung besagte daher, dass ein Gentleman keine körperliche Arbeit verrichten dürfte, was Männer mit akademischen Berufen wie Arzt, Theologe oder Jurist wieder in den Kreis der Gentlemen-Kandidaten mitaufnahm. Auch jene, die sich als Kaufleute betätigten, kamen zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch als mögliche Gentlemen infrage, doch änderte sich das, als dieses Berufsfeld mit Machtantritt der Stuarts ab 1603 zunehmend in Misskredit gebracht worden war. Stattdessen erweiterten sich die Betätigungsfelder eines Gentlemans noch um militärische sowie politische Berufe. Ranke-Graves zufolge machten ein Offizierspatent, ein Diplom von Oxford bzw. Cambridge oder die geistlichen Pfründe der Church of England einen Mann automatisch zu einem Gentleman.

 

Porträt von Chaucer, 16. Jahrhundert

Der Journalist Martin Scherer, stellte wiederum die These auf, dass ein Gentleman eine Lebenskunst zu verinnerlichen hatte, die in besonderer Weise Reflexion und Erfahrung, soziale Kultur und Einsamkeit vereinte.

Ab dem 19. Jahrhundert verkam dann der Begriff schließlich. Man fing an, ihn auf den Umgang zwischen Mann und Frau zu reduzieren. Ein Gentleman war plötzlich bloß noch ein Mann, der Frauen auf vorzügliche Art und Weise behandelte. Dieser Wandel ging vor allem darauf zurück, dass die Herren, die bisher als Gentlemen galten, den sozialen Ansprüchen des Begriffs nicht mehr gerecht wurden. Die Bauern verarmten immer zahlreicher, viele konnten ihre Pacht nicht mehr bezahlen oder wurden durch weitere Willkürmaßnahmen vom Land in die Stadt vertrieben. Aus ihnen wurden dort dann billige Arbeitskräfte, die in den Slums von London und anderen Städten hausten, während die Reichen fernab des Elends im Feiertrubel versanken. Der Gentleman hatte in dieser Zeit zwar immer noch Besitz und behandelte Frauen mit Respekt. Doch abgesehen davon wurden Gentlemen ihrer sozialen Rolle nicht mehr gerecht, was sich ebenfalls an ihrem schwindenden Ansehen zeigte. Gentlemen waren bloß noch Frauenhelden, was sich im Übrigen in der Benennung einschlägiger Etablissements widerspiegelte. Viele Bordelle wurden plötzlich „Gentleman Clubs“, was diesen Niedergang sozusagen mit aller Deutlichkeit sichtbar machte.

All diese Wandlungen erreichten natürlich in gleicher Weise Nordamerika. Wie in Europa war ebenso über See das Bild des Gentlemans zuerst fest mit der Herkunft verwoben, bis es mit der Zeit genauso aufgeweicht wurde und auch ein reicher Sprössling mit passendem Benehmen zu einem Gentleman werden konnte. Jegliche Richtlinien wurden somit fast beliebig. Doch zum Glück sollte sich das in den Goldenen Zwanzigern wieder gänzlich ins Gegenteil kehren.

 

Gentlemen der Armut

Hunger, Armut und Perspektivlosigkeit sowie mehrere Wellen ethnischer Verfolgungen trieben die Menschen in Europa zur Wanderschaft. Auf der anderen Seite blühten die USA, wo jeder die Chance hatte, zum Millionär und Grundbesitzer zu werden, was die Menschen natürlich lockte und magisch anzog. Tatsächlich folgte am anderen Ufer des großen Teichs jedoch allzu oft die Ernüchterung. Die meisten Einwanderer landeten in den Slums der großen Städte und damit an Orten, die kaum besser waren als jene, aus denen sie geflohen waren. Außerdem formierten sich in der neuen Welt zunehmend die einzelnen Communitys – Italiener blieben unter Italienern, Iren unter Iren usw. Die Großstädte der USA wurden so ein Abbild der europäischen Verhältnisse, der Vorurteile, der Feindschaften, des Rassismus und der sozialen Ungleichheit.

In diesen ärmlichen Gegebenheiten wuchsen nun auch jene auf, die das Bild des Gentlemans für immer verändern sollten. Dies lag nun keineswegs in ihrer Absicht. Doch sogar jene, die sich aus ihrer Not heraus dazu gezwungen sahen, sich auf kriminelle Machenschaften einzulassen, zeichneten sich immer wieder durch ihre Art, sich zu kleiden, durch ein spezielles Benehmen und einen Ehrenkodex aus, was sie in den Augen der Menschen ihrer Zeit zu Gentlemen machte. Dadurch zeigt sich, dass selbst unter den widrigsten Umständen die Möglichkeit besteht, als Gentleman hervorzugehen, was für dich als Leser oder Leserin nun natürlich der perfekte Beweis sein sollte, dass du dich oder dein Umfeld verändern kannst.

An dieser Stelle sei nun Arnold Rothstein erwähnt. Der Sohn einer wohlhabenden Familie mit guter Bildung und Erziehung gelangte aufgrund seiner Faszination für Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung vom väterlichen Geschäft in die Welt des Glücksspiels und der Sportwetten. Zu Beginn der Prohibition, dem von 1920 bis 1933 geltenden Verbot der Herstellung und des Konsums von Alkohol, begann sich Rothstein, wie viele andere, mit Alkoholschmuggel zu verdingen, wobei er selbst diese Machenschaften eher organisierte und finanzierte. Die schmutzige Arbeit jedoch überließ er den schon erwähnten Einwanderungskindern aus den Slums der Großstadt. Rothstein nahm diese Kinder unter seine Fittiche, so zum Beispiel Jonny Torrio, der später einmal das Chicago Outfit, die dominierende Mafia-Organisation von Chicago leiten würde, oder auch Lucky Luciano, der wiederum später zum Kopf der Mafia-Familie Genovese und zum Initiator des National Crime Syndicate werden sollte. Ebenso Meyer Lansky, der spätere Finanzverwalter diverser krimineller Vereinigungen, zählte zu Rothsteins Sprösslingen, genauso Luciano und andere Mitverwalter der Murder Inc., wie Bugsy Siegel, Lucianos guter Freund und späterer Mafiosi in Las Vegas.

Rothstein brachte diesen jungen Kerlen die Prinzipien der Gentlemen bei, die Einstellung zu sich selbst, die Manieren, das Auftreten und er machte diese Zöglinge sowie jene, die dann wiederum zu deren Zöglingen werden würden, zu einer neuen Art von Gentlemen. Erst durch Rothstein gelangten diese Männer an die Spitze und verschafften sich auf ihrem Weg viel Gehör und Respekt. So sehr kriminelle Karrieren kritisiert werden können, so kann man doch nicht leugnen, dass dadurch jene nach oben kamen, die selbst durch größten Fleiß und viel Arbeit niemals die Chance zu einem solchen Aufstieg gehabt hätten.

 

Illustration von Arnold Rothstein, 1919

Lasst uns nun jedoch einen genaueren Blick darauf werfen, was Rothstein seinen Sprösslingen beibrachte. Ich möchte es in sieben Punkten auflisten:

  1. Gleichberechtigung bezüglich der Herkunft
  2. Benehmen
  3. Eine Sprache, die Bildung vermuten lässt
  4. Unsichtbarkeit
  5. Gehorsam
  6. Soziales Handeln
  7. Und zuletzt die angemessene Kleidung

Gleichberechtigung bzgl. der Herkunft

Rothstein hatte erkannt, dass diese Punkte das wahre Charisma des Gentlemans ausmachten und das gab er an die Jugend weiter, die wiederum ihrerseits mit diesen Lehren andere in ihrer Umgebung beeinflussten. Jungs aus ärmeren Verhältnissen wurden so zu respektablen Gentlemen in guten Anzügen und waren bald nicht nur in ihren Communitys angesehen, sondern auch in größeren Teilen der Bevölkerung.

Rothstein hatte seiner Jugend einen neuen amerikanischen Weg gelehrt: „Wir sind alle Amerikaner, diesem Land gilt unsere Treue.“ Ethnische Herkunft und die Religion wurden somit vollkommen irrelevant, was zum Beispiel die Freundschaft zwischen Lucky Luciano und Meyer Lansky bezeugt.

Benehmen

Als Benehmensmuster forderte Rothstein, dass jedes Verhalten immer den Umständen angemessen sein sollte. Jede Handlung musste abgewogen werden und durfte nicht aus einer emotionalen Reaktion heraus erfolgen. Bugsy Siegel hatte das nie begreifen wollen, denn er war immer wieder in wilde Schießereien verwickelt, was ihn als Folge wiederholt zum Untertauchen zwang. Überleben konnte er nur durch die Freundschaft mit Meyer Lansky, der mehr als nur einmal die Schlamassel von Sigel beseitigte, bis die Mafia jenen irgendwann verschwinden ließ.

Sprache

Für die meisten Jungs aus Rothsteins Gefolgschaft war es wohl die größte Herausforderung, sich eine Ausdrucksweise anzueignen, die einen gebildet erscheinen ließ. Meyer Lansky hatte als Bücherwurm damit natürlich kein Problem, während es Bugsy Siegel und Torrio tatsächlich viel schwerer fiel – ganz besonders Letzterem, der bereits älter gewesen war, als er nach Amerika gekommen war. Anthony Accardo hingegen fungierte nicht nur als Lehrmeister für seine problematischeren Kollegen. Er war es, der die Rolle des Gentlemans so weit perfektionierte, dass er trotz seiner Führungsrolle im Chicago Outfit von 1945 bis 1962 keine einzige Nacht hinter Gittern verbrachte, bis er schließlich in den 90ern eines natürlichen Todes starb.

Unsichtbarkeit

Unsichtbarkeit wird bei den Jobs, denen diese Herren nachgingen, wohl eine besonders wichtige Rolle gespielt haben, war dabei jedoch ebenfalls immer wieder auch zu fatalem Scheitern verurteilt. Al Capone war überall sichtbar und wurde so zum begehrten Jagdobjekt für viele Fahnder. Auch Luciano ereilte Ähnliches, als der Staatsanwalt ihn öffentlich zum Feind der USA ausrief und die Medien auf ihn hetzte.

Gehorsam