Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2021 Stephan Fölske

Korrektorat: Projekt Lektorat

weitere Mitwirkende: Anja Klukas, 7Klang

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7557-2168-0

Wenn wir uns in einer Gesellschaft bewegen, deren
Regierung den eigenen Werten und ethischen
Vorstellungen zuwiderhandelt, liegt es in unserer
Hand, aufzustehen und unserem Gewissen zu
folgen! Nur, wer sich selbst hinterfragt, kann seinem
Geist und seinem Gewissen entsprechen.

Worte einer unbekannten Widerständlerin in einer
fernen und hoffentlich fiktiven
Zukunft.

Inhaltsverzeichnis

VORWORT.

Erneut hat mich die Schreibwut gepackt und ich sitze an einer Fortsetzung der Reihe. In diesem Fall machen wir einen kleinen Zeitsprung in die Zukunft und blicken auf ein gänzlich verändertes Land, in dem völlig neue Strukturen, Regeln, Werte und Gesetze gelten. Das Land, wie wir es kennen, gibt es nicht mehr und so musste ich ein gänzlich anderes Deutschland „erschaffen“. Wer mich kennt, weiß, dass ich gerne etwas konstruiere, dabei auf Bekanntes und auch Widerliches zurückgreife und versuche, es zu vermengen – gewürzt mit ein wenig Gesellschaftskritik, Kritik an den Extremen und einem Hinweis auf Geschichte. Daher schrieb ich bereits vor einiger Zeit ein paar Seiten zu der Frage, wie ein Geschichtsbuch oder Beschreibungen in einem solchen Regime aussehen könnten und verwende sie als Vorwort. Nichts davon ist real und ich stehe nicht für die Errichtung einer Diktatur oder Ähnlichem.

PROLOG.

15 Jahre sind vergangen. Alles wurde seinerzeit von der Organisation auf den Kopf gestellt. Unsere Freunde Flocke und Anja, Michael und Melanie erlitten unvorstellbares Leid.

Um die aktuelle Situation beschreiben zu können, greife ich auf gegenwärtige Literatur, die in den Schulen heute verwendet wird, zurück:

[Quelle: Geschichtsbuch der 6 Klassen, Herausgeber: Ministerium für Bildung, Erziehung und Medien aus dem Jahr 5 n.M.E.1]

„Das Jahr 1 in dem Deutschland, das es vor unserem Reich gab, mussten die Menschen noch wählen. Wahlen waren immer schwierig, weil viele der Bürgerinnen und Bürger einfach keine Lust mehr hatten, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Du wirst es dir kaum vorstellen können, aber in dieser dunklen Zeit glaubte niemand mehr daran, dass es sich lohne, sich politisch zu engagieren. Keiner wollte mehr etwas machen oder ändern. Ganz anders als heute, denn unsere Regierung des Heiligen Deutschen Reichs handelt ausschließlich im Interesse der Bürger dieses Landes und jeder ist aufgerufen, sich zu beteiligen und dazu beizutragen, dass unser Reich weiterwächst und stark wird.

Damals haben die Menschen gewählt und es passierte etwas ganz Schlimmes. Die Parteien, die vorher das Land mit Schwäche und Chaos regiert hatten, bekamen nicht mehr viele Stimmen. Dafür erstarkte jedoch die Partei der Rechten und eine Partei der „Alt-Parteien“ ging mit ihnen eine Koalition ein, weil sie unbedingt an die Macht wollte. So kam es, wie es hätte, niemals hätte kommen dürfen. In Deutschland, unserem geliebten Land, gab es wieder eine Regierung, die zum größten Teil aus Rassisten, Nazis und Idioten bestand. Das stürzte das ganze Land in ein Chaos und die Menschen hatten Angst und waren verunsichert. Zu allem Unglück kam dann noch eine Seuche hinzu, die viele Menschen einfach auslöschte.

Die Regierung war überfordert und so starben innerhalb kurzer Zeit viele gute Bürger und Bürgerinnen. Keiner wusste, was zu tun war. Der Tod ging um und erhielt reichlich Beute. Da musste Oberst Fels mit seiner Organisation etwas tun, denn so konnte und durfte es nicht weitergehen. Der Oberst wies seine treuen Wissenschaftler an, ein Heilmittel zu finden. Es konnte bereits kurz nach seinem Befehl gefunden und an das Volk ausgegeben werden. Auch, wenn viele gute Menschen den Tod fanden, konnte nun das Blatt schnell gewendet werden. Die Seuche verschwand, das Land blühte erneut auf, die Regierung der Rechten wurde von der Organisation hinweggefegt! Eine neue Zeitrechnung für das neue Deutschland begann und der Dank der Menschen in unserem Lande war so groß, dass seitdem Oberst Fels unser Staatenlenker ist.

Diesen Moment nutze Fels, um das Land neu zu ordnen. Die alten demokratischen Strukturen wurden umgehend abgeschafft und da viele Menschen, die einer Opposition angehörten, an der Seuche gestorben waren, gab es keinen Widerstand! [...]“

Ebenfalls erwähnenswert finde ich diesen Auszug aus diesem Buch:

[Quelle: Politische Aufklärung der Jugend aus dem Jahr 2 n.M.E., Herausgeber: Ministerium für Bildung, Erziehung und Medien.]

Unser Land, unsere Fahne!

Jedes Land auf der Erde hat eine Fahne, die es zu präsentieren gilt. Aber sie zeigt nicht nur unsere Farben, damit jeder weiß, woher wir stammen, nein, wir haben es noch besser gemacht als alle anderen! Wir erklären uns zum Heiligen Deutschen Reich und zeigen unsere Struktur, unser Volk, unsere Farben, unsere Regierung, unseren Staat, die Räte und den Schutz, den wir unseren Volksgenossen bieten.

Weißt du denn schon, woher die Farben stammen? Wenn du in der Schule aufgepasst hast, dann kannst du es bestimmt sofort beantworten.

Richtig! Vor der Machtergreifung gab es bereits ein Deutschland, aber das war nicht schön. Es gab Kriminalität, Ungerechtigkeit und Willkür. Als unsere Regierung vom Volk gewählt wurde, hat sie sich entschlossen, die Farben der alten Fahne zu übernehmen, denn sie haben eine wichtige Bedeutung für unser Volk. Freiheit, Einheit und Mitbestimmung waren bereits 1815 wichtige Aspekte, als man sich entschloss, die Farben für Deutschland zu übernehmen. So schmückte man Germania mit diesen Farben.

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass immer einmal Zeiten gab, in denen sich Volksschädlinge wünschten, die Farben seien Schwarz-Weiß-Rot, aber keine Sorge, die Regierung hat dafür gesorgt, dass es diese kriminellen und andersdenkenden Menschen nicht mehr in unserem Reich gibt und du sicher und beruhigt schlafen kannst.

Das Symbol auf unserer Fahne steht für die fünf Gaue, die es in unserem Reich gibt, vereint im Kreis und unter dem Schutz des Reichs.

Während der letzten Bundestagswahl im alten Deutschland wurden jedoch noch sehr komische Menschen gewählt, und das war nicht gut für unser schönes Reich. Daher haben die fünf Räte mit ihren Kommandanten rasch für Ordnung gesorgt und das Reich, wie du es heute kennst, erschaffen. Diese Zeit nennt sich M.E. (die Macht–Ergreifung) und da sie so bedeutungsvoll für uns alle war, wurde auch der neue Kalender eingeführt.

Daher gibt es das Jahr 1 M.E. Ist es nicht prima, dass du es nun noch einfacher hast?

Ein Reich, aber fünf Gaue

Um ein so großes Land zu regieren, ist es nötig, dass man es ein wenig aufteilt. Keine Sorge, wir bleiben ein Reich mit einer Regierung, aber im Jahr 1 M.E. wurde beschlossen, dass es fünf Gaue gibt, die von den fünf Räten/Rätinnen verwaltet werden. Vielleicht hast du in der Schule mal Besuch von deinem Rat, deiner Rätin gehabt? Bestimmt, denn das sind aufmerksame und tolle Menschen, die es mit ihren Kommandanten nicht immer leicht haben, ihren Bereich zu regieren, aber wenn du dich umblickst, siehst du doch eine schöne Schule und du hast ein sicheres und sauberes Dorf oder Stadt, nicht wahr? Dafür sorgen die Räte im ganzen Reich.

Das erleichtert es der Regierung viel, dafür zu sorgen, dass du in unserem Reich zufrieden leben, lernen und arbeiten kannst, nicht wahr?

Unsere uniformierten Kräfte, die dem Reich dienen.

Das ist einer unserer Kommandanten bei seiner Ernennung durch den zuständigen Rat. Er wird sich mit seinen 79 weiteren Kollegen in seinem Gau um die Ordnung kümmern und die Wünsche und Anordnungen seines Rates umsetzen. Dabei befehligt er nicht nur die Polizei, sondern auch einen Teil des Sicherheitsdienstes (SD), der darauf achtet, dass alle in unserem Reich zusammenhalten und sofort Maßnahmen ergreift, wenn jemand „aus der Reihe“ tanzt. Ja, bisweilen gibt es Menschen, die hier unter uns leben und doch gegen unser großartiges Land sind. Diese Schmarotzer und Volksschädlinge gilt es früh zu identifizieren und aus der Gemeinschaft zu entfernen.

Das ist, als wenn du auf den schönen Blumen nach Blattläusen suchst, die sich an den wunderschönen Pflanzen laben, aber ihnen sehr viel Schaden zufügen.

Daher solltest du unserer Polizei, dem SD und dem Militär unbedingt helfen, damit nicht zu viele Schädlinge ihr Unwesen im Reich treiben!

So, nun aber Schluss mit der düsteren, fiktiven und kruden Literaturauswahl einer erdachten Zukunft und viel Spaß mit Episode 5 der Fluch der Träume.

Stephan Fölske, Mai 2020


1 >nach der Machtergreifung<

KAPITEL 1
EINE REISE BEGINNT.

„Jedes Jahr dasselbe“, maulte Monika und ihre Mutter Anja schaute sie verängstigt an.

Hier mitten auf dem Bahnsteig konnte man sich niemals sicher sein.

„Darüber haben wir doch zu Hause schon gesprochen. Ich glaube nicht, dass dies hier der richtige Platz …“ Weiter kam sie nicht, denn Flocke mischte sich ein:

„Schon gut, nun lass sie doch.“ Dann wandte er sich dem Mädchen zu, das noch immer unzufrieden dreinblickte:

„Mensch, Monika, nicht hier. Wir werden darüber noch einmal sprechen, wenn du wieder da bist. Du willst doch nicht, dass wir uns hier streiten, jetzt, wo du mindestens 6 Wochen weg sein wirst.“ Er trat an sie heran und richtete ihr Halstuch, das mit einer Brosche in Form des Logos der Führung zusammengehalten wurde.

„Wie siehst du nur wieder aus!“ Er lachte und kniff ihr in die Wange.

„Bäääh, lass das!“, widersprach Monika und schien nun endlich zu verstehen, denn sie trat zu Anja, nahm sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, lächelte und flüsterte ihr leise ins Ohr:

„Tut mir leid, aber es ist nicht so einfach.“ Anja erwiderte die Umarmung und hielt sie ganz fest und nickte kaum merklich.

„Ich weiß. Schon gut.“ Die beiden entließen sich aus der Umarmung und dann fiel Monika Flocke um den Hals:

„Tschüss. Ich werde dich vermissen!“ Eine Träne rann ihr über die Wange, die sie eiligst wegwischte. Flocke blickte sie traurig an und sagte:

„Pass auf dich auf und schreib uns regelmäßig!“

„Das werde ich …“

Eine kaum verständliche Durchsage unterbrach sie: „Auf Gleis 14 bitte einsteigen, der Zug nach Warnemünde wird in Kürze abfahren.“ Damit war keine Zeit mehr für Verabschiedungen. Eine schwarz Uniformierte trat an die drei heran und sagte in einem strengen Ton:

„So, nun aber! Es wird Zeit!“ Monika drehte sich um, nahm Haltung an und erwiderte:

„Jawohl, Frau Oberjugendführerin!“ Dann blickte sie noch einmal in die Gesichter von Anja und Flocke, nickte ihnen zu, griff nach ihrem Koffer und bestieg den Waggon. Sie winkte noch kurz. Dann verschwand der Zug mit ihrer Stieftochter. Anja musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu weinen. Flocke legte ihr seinen Arm um die Schulter und sagte leise:

„Komm, wir gehen zum Auto. Wenn du magst, können wir noch einen kleinen Spaziergang im Park machen.“

Sie nickte und die beiden machten sich auf den Weg zu ihrem Wagen. Für Flocke war es schon nicht leicht gewesen, aber er wusste, dass es für Anja noch viel schlimmer war und sie sich wahnsinnig zusammenreißen musste. Ja, der Stachel in ihrem Herzen saß tief und es brauchte nicht viel, alle Wunden von Neuem zu öffnen und sie die Trauer und das Trauma erneut erleben zu lassen. Die Wegnahme ihres Sohnes Markus, als er noch ein Baby gewesen war, der Deal mit den Behörden, dass sie eine Stieftochter bekämen, die sie an seiner Stelle aufziehen könnten, und die Flucht von Melanie und Michael, die ebenfalls ihren Sohn an das Regime verloren hatten, aber lieber ins Exil gegangen waren, als sich auf diesen Handel einzulassen… All das war indessen über 15 Jahre her und Flocke kam sich vor, als wäre er in einen tiefen Schlaf gefallen und lebte in einem niemals mehr endenden Albtraum. Doch seine Freundin Anja und er mussten sich der Realität stellen, denn sie hatten sich entschieden, in diesem Land und damit in diesem Schrecken zu leben. Von ihren Freunden hatten sie nie wieder etwas gehört und sie verdrängten jeden Gedanken an sie, denn vielleicht waren sie verschleppt worden und in einem der vielen neuen Umerziehungslager, die kurz nach der Machtergreifung eingerichtet worden waren, umgekommen.

Der Park wirkte in diesem frühen Sommer so friedlich und schön wie lange nicht mehr, als Anja und Flocke Hand in Hand über die verschlungenen Wege spazierten. Im Auto hatte Flocke alle Mühe gehabt, Anja zu beruhigen, als sie kurz nach dem Einsteigen in Tränen ausgebrochen war. Nun gingen sie langsam und schwiegen eine lange Zeit. An diesem wundervollen Tag waren viele unterwegs, aber trauen konnte man niemandem. Sie mussten vorsichtig sein, wussten sie doch, dass sie unter ständiger Beobachtung durch den SD standen. Auf einem Nebenweg fanden sie eine einsam gelegene Bank, die sie für eine Pause nutzten. Flocke, der schon nach ein paar Kilometern völlig aus der Puste war, sagte:

„Wenigstens sind wir hier vielleicht ungestört.“ Anja blickte ihn an und musste lächeln, als sie ihren Freund dort sitzen sah. Sie erwiderte:

„Stimmt, hier scheint es ruhiger zu sein. Aber Flocke, ich glaube, du solltest mal ein wenig für deine Kondition tun.“

„Och nö, du weißt doch, wie schwer ich mich damit tue“, sagte er und ließ sich mit dem Rücken gegen die harte Lehne fallen.

„Aua. Verdammt, ist das hart.“ Anja lachte auf:

„Tja, nach solchen Aktionen brauche ich dich nicht in die Seite zu boxen.“ Für ihren Freund klangen diese Worte wie aus einer längst vergangenen Epoche, denn es war schon eine kleine Ewigkeit her, dass sie ihn geboxt hatte – wahrscheinlich, weil er ihr keinen Grund dafür gegeben hatte. Er drehte seinen Kopf zu ihr und sagte leise:

„Ich weiß, wie schwer es ist, wenn Monika ins Jugendlager muss, aber bitte glaub mir: Mir geht es nicht anders. Wir müssen uns doch nur in der Öffentlichkeit …“

Weiter kam er nicht, dann Anja legte ihm einen Finger auf die Lippen, nachdem sie näher an ihn heran gerutscht war:

„Hey Flocke, das weiß ich doch. Aber ich lebe immer in der Angst, dass sie durch ihr Verhalten in der Jugendorganisation in Ungnade fallen könnte. Wir sind schon nicht systemkonform.“

„Wir sind eher systemkritisch!“, lachte Flocke auf und wuschelte ihr durch die Haare. Sie grinste und küsste ihn auf die Wange:

„Das ist wohl so. Mir stellt sich immer die Frage, ob wir uns damals richtig entschieden haben.“ Er blickte sie ernst an.

„Ja, das haben wir, denn immerhin konnten wir einem Kind, das bestimmt anderen Eltern weggenommen wurde, ein Zuhause bieten.“ Anja nickte und ihre Miene wirkte nun sehr traurig:

„Glaubst du, dass es unserem Markus gut geht? Also, ich meine, dass er auch großartige Eltern und ein feines Heim bekommen hat?“ Sie begann zu schluchzen und fuhr fort:

„Und dass er glücklich ist?“ In Flocke stieg eine ihm sehr vertraute Verzweiflung auf, die er nie beherrschen konnte. Er schluckte:

„Ja, davon bin ich überzeugt! Es muss einfach sein, denn was bleibt uns sonst als der Glaube daran?“ Anja nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie wusste, wie sehr ihr Freund litt, wenn es ihr nicht gut ging und vor allem, wenn sie über ihren Sohn sprachen. Aber es musste sein, denn bis heute hatten sie es nicht verwunden und würden es wohl auch nie schaffen. Wenn sie es verschwiegen, so war sie sich sicher, würden sie zugrunde gehen und könnten für Monika nicht da sein.

„Ich habe immer versucht, unserer Kleinen, zu vermitteln, wie wichtig es ist, dass sie ihren eigenen Willen behält und dass ich sie liebe und für sie da bin, egal, was passiert. Es ist so schwer. Wir scheinen im Unrecht zu sein und müssen uns gegen die ach so tolle Welt stellen.“ Anja nickte:

„Ja, sie hat es bestimmt nicht leicht, aber ich weiß, dass du, nein, wir, immer zu ihr stehen werden.“

Die beiden genossen noch den Moment, bis sich einige Spaziergänger näherten, nahmen sich in den Arm und küssten sich. Dann machten sie sich schweigend und angepasst auf den Weg nach Hause.

Monika blickte sich in ihrem Abteil um und versuchte die anderen Mädchen und Jungen einzuschätzen. Es war schwierig, denn gekleidet waren sie alle in die Uniform der Jungend, aber sie beobachtete die Gesichter und Reaktionen, als sie sagte:

„Auf ein Neues! Diesmal geht es an die Ostsee!“

„Oh ja, das wird bestimmt ein Spaß. Ich bin froh, mal von zu Hause weg zu sein“, sagte ein Junge, dessen Gesicht viele Pickel aufwies. Während er das sagte, wirkte er recht trotzig. Monika schaute ihn an und zwang sich, seine Pickel nicht allzu auffällig zu betrachten:

„Och, also, ich halte 6 Wochen schon für ordentlich lange. Aber du hast Recht: Es wird bestimmt spannend.“

Ein Mädchen, das neben ihr saß und gefühlt einen Zentner Kaugummi in ihrem Mund hin und her bewegte, nickte und schmatze:

„Oh ja, wird ganz toll.“

Sie warf einen Blick in das aufgeschlagene Buch auf ihrem Schoß.

„Na, die Fahrt kann ja heiter werden!“, dachte Monika und blickte noch einmal in die Runde, beschloss aber, nichts weiterzusagen und ebenfalls eiligst ein Buch zu lesen. <Pizzagesicht>, wie sie den armen Kerl mit der Akne getauft hatte, starrte sie schon die ganze Zeit an. Warum sollte sie auch versuchen, den anderen ein Gespräch aufzuzwingen? Sie würde bestimmt im Camp noch viele andere interessante Leute treffen. Seufzend und unter den wachen Augen von Pizzagesicht holte sie ein Buch aus ihrem Rucksack und strich liebevoll über den Buchrücken.

„Was lieste da?“, fragte der schwarzhaarige, große, Junge, der an der Abteiltür saß. Sie blickte noch einmal auf, lächelte und antwortete:

„Moby Dick. Das habe ich von meinem Vater bekommen. Ich liebe es.“

„Moppel Fick Was?“

Der Junge grinste, als hätte er einen Witz gemacht, während alle anderen schwiegen. Monika verdrehte innerlich die Augen.

„Kennst du Moby Dick nicht? Das ist doch ein Klassiker.“

„Nee, kenne ich nicht. Ich stehe mehr auf das hier!“ Er hob ein Heftchen hoch, auf dem eine Ente zu sehen war.

„Das ist einfacher und macht Spaß!“ Nun hatte er endgültig verloren, denn Monika konnte es nicht fassen, dass dieser Typ die <Lustigen Taschenbücher> großartig fand. Naja, je größer, desto kleiner das Hirn, dachte sie.

Die Zugfahrt zog sich, jedoch bekam sie kaum noch etwas davon mit, denn sie war in die Geschichte um den weißen Wal versunken und träumte von einem Leben auf dem Meer, das Freiheit und Abenteuer versprach. Gegen Abend erreichten sie den Bahnhof und verließen eilig den Zug. Auf dem Bahnsteig standen schon die Uniformierten bereit und pfiffen die Ankömmlinge an:

„Aufstellen, zack, zack! Gepäck vor euch und dann in eine Reihe!“

Nun wurde es hektisch und für einen Moment herrschte absolutes Chaos auf dem Bahnsteig. Doch keine 2 Minuten später standen alle wohlgeordnet und hatten Haltung angenommen.

„Na, geht doch!“, rief einer der Jugendführer, der eine Kordel über seiner Schulter trug, was ihn als Anführer kenntlich machte. Seine Schulterklappen konnte Monika noch nicht erkennen, aber er musste einer der Obersturmjugendführer sein.

„Willkommen! Ich freue mich, dass ihr in diesem Jahr in unserem Camp eure Ferien verbringt!“, sagte er in einem ernsten, aber freundlichen Ton. Seine Stimme wurde durch die Lautsprecher auf dem Bahnsteig verstärkt.

„Jawohl!“, riefen sie nun alle im Chor.

„Ich bin Obersturmjugendführer Matthias Krause und nun nehmt ihr erneute Aufstellung, und zwar nach dem Alphabet, damit wir mit der Einteilung beginnen können. Danach werden wir einen kleinen Marsch von 3 Kilometern zum Camp Rudolf antreten. Wenn ihr Fragen habt, so haben wir nachher ausreichend Zeit. Gegen 18:30 Uhr gibt es dann Abendessen! Also, auf, auf!“

Während erneut ein wahnsinniges Chaos entstand, weil jeder nach dem Namen fragte, um seinen Platz zu finden, merkte Monika, dass sie heute noch gar nichts gegessen hatte und sich schon auf das erwähnte Abendessen freute. Keine 5 Minuten später standen wieder alle schweigend und stramm in einer Reihe. Matthias Krause nickte zufrieden.

„Wunderbar! Das funktioniert wirklich gut. So, und nun jeweils bis 10 abzählen und dann von vorne.“

Wie sie diese Prozedur hasste! Jedes Jahr dieser Drill, wenn man gerade erst angekommen war. Aber was sollte es? Wahrscheinlich hätte man es auch anders lösen und ihnen einfach eine Nummer per Nachricht auf ihren Kommunikator übermitteln können. Aber Monika glaubte, dass es sich um eine Art geschichtliche Ordnungsmaßnahme handelte. Wie auch immer, es war schon in Ordnung. Sie war neugierig, wer noch in ihrer Gruppe mit der 5 war.

Kaum war abgezählt, traten weitere Uniformierte vor und riefen nach und nach ihre Zahl, auf und schon wenige Minuten später hatten sich die Gruppen gebildet. Krause rief einen Befehl. Die 10 Gruppen machten sich auf den Weg zum Camp. Das Wetter war herrlich und es ging ein leichter Wind.

Die Stimmung in ihrer Gruppe war hervorragend. Monika genoss den kleinen Marsch an der frischen Luft, um ihrem Körper nach der langen Bahnfahrt Bewegung zu gönnen. Ihre Gedanken an ihr Zuhause rückten in den Hintergrund, sodass sie sich auf die kommenden Wochen einlassen konnte. Kurze Zeit später betrat die Gruppe ihre Unterkunft, die sehr gemütlich und einladend wirkte, obwohl es sich um einen großen Raum mit feinsäuberlich aufgestellten Betten handelte. Ihre Gruppenleiterin, Jugendführerin Jessica Staubler, gab ein paar Befehle, und schon hatte jeder seinen Platz gefunden. Monika hatte Glück, denn neben ihrem Bett befand sich ein Fenster. Die Matratze war bequem, die Bettwäsche roch frisch und war weich und einladend. Staubler stellte sich mitten in den Raum und sagte in ruhigem, freundlichem Ton:

„So, das wird nun euer Platz während des Aufenthaltes sein. Die Camp-Regeln wurden euch auf eure Kommunikatoren übermittelt und ihr werdet sie aufmerksam lesen und dann eine Bestätigung senden. Normalerweise sind die Geräte ab 18:00 Uhr bei mir abzugeben, aber natürlich ist es heute eine Ausnahme, sodass ich sie erst um 20:00 einsammeln werde. Morgen früh nach dem Frühstück gebe ich sie dann wieder aus. Verstaut bitte in den nächsten 15 Minuten eure Sachen und nutzt auch die abschließbaren Kisten am Fußende eures Bettes für private Dinge. Also los!“

Das Abendessen war reichhaltig und wirklich lecker. Monika, die mit ihrem Tablett an einem Tisch mit Leuten aus ihrer Gruppe Platz genommen hatte, staunte nicht schlecht:

„Das ist ja wirklich wie ein echter Urlaub!“ Der Junge neben ihr unterbrach sein Essen und blickte sie an:

„Oh ja. Cool hier!“, sagte er und widmete sich erneut der Nahrungsaufnahme. Während sie sich ein Brot schmierte, beschloss sie, den Anfang zu machen und stellte sich vor:

„Hey, ich bin Monika und ich war noch nie hier in diesem Camp.“

„Hi, ich bin Peter“, lächelte sie ein gutaussehender Junge, der ihr gegenübersaß, an.

„Hallo, mein Name ist Lisa“, winkte ihr das Mädchen neben ihr zu, und der Junge, der eben noch mit seinem Essen beschäftigt war, blickte sie erneut an und sagte, natürlich mit vollem Mund:

„Prank.“ Er lächelte, während ein paar Krümel an seinem Kinn hingen. Die anderen mussten lachen, weil sein Anblick einfach lustig war.

„Ach, du bist Prank? Ein seltsamer Name.“

Er schaute etwas verwirrt und schien zu überlegen. Schließlich schien ihm eine Erleuchtung gekommen zu sein. Er griff zum Becher, nahm einen großen Schluck, wischte sich mit einer Serviette über das Kinn und nachdem er seinen Mund geleert hatte, erwiderte er:

„Oh, sorry, ich bin Frank!“

Erneut mussten alle lachen. Jugendführerin Staubler trat an sie heran und ermahnte:

„Hey ihr, nicht ganz so laut, die anderen möchten in Ruhe essen.“ Sie zwinkerte ihnen zu, und die Angesprochenen hielten inne, versteiften sich und nickten. Während des Essens sprachen sie nur noch im Flüsterton, aber Monika merkte schon, dass Prank, wie er nun hieß, Peter und Lisa wirklich nett waren. Sie würden sich später bestimmt noch ein wenig unterhalten können.

Der Uniformierte betrat das Hotel und ging eilig in Richtung der Rezeption. Die Frau hinter dem Tresen blickte auf, lächelte und begrüßte ihn freundlich:

„Guten Abend, willkommen im Hotel Neptun. Was kann ich für sie tun?“

Der Angesprochene machte nun ebenfalls ein freundliches Gesicht, zumindest schien er es zu versuchen.

„N‘ Abend. Ich möchte mit Herrn Gnarschel sprechen, der bei Ihnen gastiert.“

Damit hielt er ihr einen Ausweis vor die Nase und sie nickte:

„Selbstverständlich, Herr Holmeng. Einen Moment bitte.“ Sie griff zum Telefon, wählte eine Nummer und sprach leise in den Hörer. Nur eine Minute später beendete sie das Telefonat und blickte den Uniformierten an:

„Sie werden erwartet. Zimmer 223. Den Lift zur Rechten und dann im zweiten Stock.“

„Danke“, quittierte der Mann und schritt zum Fahrstuhl. Als sich die Türen erneut öffneten und er hinaustrat, blickten ihn 2 Zivilisten an, die ihm zunickten. Die Frau sagte ruhig:

„Herr Sturmführer. Guten Abend! Bitte legitimieren sie sich.“ Sie holte einen kleinen Kasten hervor und hielt ihn dem Uniformierten hin, der seine Hand ausstreckte und sie in den Kasten steckte. Umgehend begannen kleine Leuchten zu blinken, die von Rot über Gelb zu Grün und zurück wechselten. Dann leuchteten sie alle in einem satten Grün auf und der Mann, der neben der Frau stand, entspannte sich sichtlich, nahm seine Hand aus dem Kasten und nickte:

„Bitte folgen Sie mir.“

Anja und Flocke betraten ihre Wohnung, nahmen in der Küche Platz und tranken einen Kaffee. Nachdenklich und in ihren Becher starrend, sagte sie leise:

„Tja, nächstes Jahr noch einmal und dann wird unsere Monika schon die Schule verlassen.“ Flocke nickte und antwortete:

„Sie werden so schnell erwachsen.“

„Ja, das stimmt wohl. Ich frage mich nur immer, wie es IHM geht und ob er es gut hat.“ Flocke erstarrte und wurde ein wenig bleich:

„Ja, das frage ich mich auch ständig, doch wir haben uns entschieden. Sicherlich werden wir ihn irgendwann einmal wieder treffen.“ Anja nickte:

„Ja, das hoffe ich sehr.“ Ihr Freund blickte sie noch immer an. Sie erwiderte seinen Blick.

„Ob er nach uns suchen wird? Also, irgendwann, meine ich?“ Traurig flüsterte sie:

„Das hoffe ich doch sehr. Wir haben uns diese Bürde selbst auferlegt, in der Hoffnung, dass wir ihn wiedersehen.“ Flocke griff nach Anjas Hand und drückte diese leicht.

„Es ist wirklich wie ein schlimmer Albtraum, aber bestimmt werden wir irgendwann erwachen und alles ist gut.“

„Ja, bestimmt. Nur ist es doch kein Traum, sondern die grausame Realität.“

Die erste Nacht im Camp Rudolf verlief für Monika nicht so gut, wie sie gehofft hatte. Es fiel ihr überaus schwer, in den Schlaf zu kommen, doch das kannte sie. Obwohl es angenehm war, tat sie sich schwer damit, mit fast 20 anderen in einem Raum gemeinsam zu schlafen. Sie zählte Schafe, wälzte sich von einer auf die andere Seite und selbst den Kopf unter dem Kissen zu parken, half nicht. Die neue Atmosphäre, die vielen Geräusche, das Schnarchen und Brabbeln der anderen, all das war so ungewohnt.

„Ja, zu Hause ist es doch am schönsten“, dachte sie, mit geschlossenen Augen auf dem Rücken liegend. Dann begannen ihre Gedanken um ihre Eltern zu kreisen und damit waren nicht ihre Erzeuger, die sie niemals kennengelernt hatte, sondern Anja und Flocke gemeint, die sich so liebevoll und wunderbar um sie kümmerten. Ihre richtigen Eltern, sofern sie diese so nennen konnte, waren ihr total egal. Das System, das die Neugeborenen einfach an andere Menschen gab, die sich dann um sie kümmerten, war völlig normal und in der Schule hatte sie bereits früh gelernt, wie wichtig es für die Volksseele war, das so gehandelt wurde. Kurz bevor sie in einen traumlosen Schlaf fand, nahm sie sich fest vor, ihnen gleich am nächsten Tag zu schreiben.

Schon beim ersten Ruf „Aufstehen!“ schoss Monika nach oben, was ihr Körper mit einem Schwindelgefühl bestrafte. Die Nacht war verdammt kurz gewesen und nun war ein neuer Tag angebrochen, der viel bereithielt. Langsam richtete sie sich auf und blieb einen Moment auf der Kante sitzen, um ganz wach zu werden. Die Augen reibend, blickte sie sich um. Überall krochen die anderen ebenfalls müde aus ihren Betten. Natürlich gab es, wie jedes Jahr, immer wieder Einige, die bereits frisch und munter durch die Unterkunft liefen, aber das war ihr egal. Sie wollte nicht zu den Angepassten gehören. Vater Flocke hatte ihr immer wieder zu vermitteln versucht, wie wichtig es war, die eigenen Freiräume und einen gesunden Abstand zu wahren. Mit dieser Strategie war sie bisher gut durch ihr Leben gekommen, obgleich es schon Zeiten gegeben hatte, in denen sie hier und da angeeckt war und einen Tadel kassiert hatte. In den Ferien so früh aufzustehen, war einfach nicht das Richtige für sie.

„Was soll‘s“, mit diesen Worten wischte sie die Gedanken fort, schlüpfte in ihre, fein säuberlich aufgereihten Hausschuhe und schlurfte in einen der Waschräume, nahm eine kurze Dusche und machte sich frisch. Ihr Magen begann zu knurren und sie blickte sich um, weil es in den Sanitärräumen so sehr widerhallte. Lisa, die neben ihr stand, lachte:

„Und ich dachte, du hattest gestern ein reichhaltiges Abendessen. Schon wieder Hunger?“ Monika grinste nun auch, nachdem sie Lisa erkannt hatte:

„Oh ja, das muss an der Seeluft liegen. Ach, ich weiß nicht.“

„Monika, wenn wir unseren kleinen Marsch gemacht haben, gibt es ja Frühstück! Aber nicht, dass du während der Lauferei mit deinem Magen herumknurrst.“

„Och, dann weißt du wenigstens immer, wo ich bin und das wird sicherlich vor dir sein“, lachte sie und sie grinsten sich beide an, als Lisa scherzte:

„Das werden wir noch sehen.“

Der frühe Lauf am Strand war einzigartig, denn die Luft war herrlich erfrischend und das Meer roch so wundervoll, dass sie den Hunger schnell vergessen hatte. Sport war eines der Dinge, die sie liebte, vor allem lange Läufe, denn dabei war sie allein und konnte die Freiheit genießen.

Das Frühstück war ebenso reichhaltig und vielfältig wie das Abendessen. Langsam gewöhnte sie sich daran, kaum mehr Privatsphäre zu erleben, aber durch die vielen anderen Leute aus ihrer Gruppe gab es genügend Abwechslung und interessante Dinge, die es zu erfahren galt. Den Vormittag verbrachten sie mit einem ausgedehnten Spaziergang am Strand, der weniger militärisch und eher entspannt verlief. Gegen 11:00 Uhr waren sie zurück und hatten bis zum Mittagessen Freizeit. Das war eine besondere und spannende Zeit. Monika lernte noch weitere nette Jungen und Mädchen kennen und verbrachte Zeit mit ihnen. Prank und Lisa waren jedoch immer dabei, denn irgendwie mochte sie die beiden sehr. Ja, sie waren sich von Anfang an sympathisch und ein gutes Gefühl begleitete sie.

In der Normandie knatterte ein Moped über eine der kleinen verschlungen Straßen, die an der Küste entlangliefen. Es war mit zwei Personen besetzt, die nach einem schönen Platz Ausschau hielten. Die Gegend war einsam, verlassen und malerisch. Der laue Sommerwind sorgte für ein wenig Abkühlung der beiden, die unter Helmen und Jacken verpackt waren. Die Person auf dem Sozius zeigte mit ausgestrecktem Arm auf eine kleine Anhöhe, auf der ein alter Baum sein Dasein fristete. Um ihn herum waren nur Feld und ein wenig Gesträuch zu sehen. Der ideale Platz für ein Picknick. Der Fahrer des Mopeds nickte und lenkte das Gefährt zu der angegebenen Stelle. Nachdem die beiden abgestiegen waren und sich von den Helmen befreit hatten, lachte die Frau und wirkte überglücklich. Michael lachte ebenfalls, denn er war hingerissen von diesem Ort und vor allem davon, dass Melanie glücklich zu sein schien, was ihnen in den letzten Jahren nicht mehr oft vergönnt gewesen war.

„Wundervoll! Es ist hier so schön“, rief sie, warf den Helm und ihre Jacke fort und tollte über das Feld zu dem Baum, den sie umarmte, nachdem sie ihn erreicht hatte.

„Warte, ich bin nicht so schnell!“, rief ihr Michael nach, der den Korb vom Gepäckträger abschnallte.

„Hach“, rief sie und kuschelte sich an den Baum, während einige ihrer Haarsträhnen im Wind tanzten.

„Schau mal! Der Blick über die Küste! Was ist es schön hier!“, lachte sie und zeigte auf das Meer hinaus. Michael kam völlig außer Atem an, stellte den Korb ab und ging dann zu Melanie, legte einen Arm um sie und blickte für einige Sekunden gedankenverloren in die Ferne.

„Ob Frank so etwas wohl auch schon gesehen hat?“, flüsterte sie nun leise und in ihrer Stimme klang Wehmut mit.

„Bestimmt! Er ist schon groß und sicherlich durfte er schon an das Wasser. In Deutschland gibt es doch genug Küsten!“, erwiderte er leise und Melanie blickte ihn mit leeren Augen an. Nach ein paar Herzschlägen klarten sie jedoch auf, sie riss sich los und lachte:

„Ja, du hast Recht! Ach, Michael, wie gut wir es doch hier haben, nicht wahr?“ Er wusste, dass dies nur die halbe Wahrheit war und sie es sich immer wieder einredete. Seit 15 Jahren zwangen sie sich morgens nach dem Aufstehen immer zu einer Bestätigung dessen, wie gut es ihnen doch ging, nur, um dem eigentlichen Schatten, der auf ihren Seelen lag und an ihnen fraß, für einen Augenblick zu entkommen.

Ja, sie hatten sich damals, nachdem der SD gekommen war und ihnen ihren geliebten Frank weggenommen hatte, weil sie nicht in das System zu passen schienen, entschieden, das Land zu verlassen und in Frankreich neu anzufangen. Doch egal, wo sie sich niederließen, egal, wie schön es dort war, es war nicht egal, dass sie ihren Sohn hatten hergeben müssen. Oft hatten sie damals darüber gesprochen, ob sie einfach zu feige waren, um zu kämpfen und darüber, warum sie nicht einfach zusammen mit Frank verschwunden waren. Doch es ging nicht, das Land befand sich im Würgegriff einer Organisation, die ihnen ihr Kind genommen hatte. Wahrscheinlich auf höchsten Befehl von dem Miststück Eva Bronzen, die sie für den Tod ihres geliebten Jens in Frankreich verantwortlich machte, obwohl es einfach nicht so war, wie sie es sich wohl einredete.

„Eines Tages! EINES TAGES!“, Melanie erhob ihrer Stimme und brüllte es förmlich auf das Meer hinaus:

„WERDEN WIR DICH WIEDERHOLEN, FRANK, MEIN GELIEBTER SOHN!“

Michael spürte einen Stich in seinem Herzen, denn es war so fürchterlich, seine geliebte Freundin derart leiden zu sehen. Zusätzlich seinem eigenen Leid, dem schlechten Gewissen, weil sie ihren Sohn kampflos aufgegeben hatten, nun auch noch seine Freundin, die ebenso von dieser Last erdrückt wurde.

„Melanie! Beruhig dich! Komm‘, wir setzen uns und reden in Ruhe.“ Noch immer spielte der Wind mit ihren Haaren und zerzauste nach und nach ihre Frisur. Sie wirkte nun wie ein Gespenst, das arme Seeleute an die Felsen locken wollte. Nur eine Sekunde später wechselte ihre Stimmung. Sie war ruhig, lächelte und wischte sich mit den Händen durch ihre Haare:

„Oh ja, das ist schön. Wie wundervoll es hier doch ist, nicht wahr?“

Tobias saß gelangweilt auf seinem Stuhl und blickte auf die Bildschirme. Ja, eigentlich war alles wundervoll und er hatte wenig zu tun. Sein Stab, der Rat und alle anderen funktionierten einfach. Der SD hatte alles im Auge und er, Tobias Fels, der nun die Geschicke des vor 15 Jahren gegründeten Heiligen Deutschen Reichs, seines Reichs, lenkte, hätte sehr zufrieden sein müssen. Das war er jedoch nicht, denn es lief scheinbar viel zu gut. Immer wieder ertappte er sich dabei, eine gewisse Paranoia zu entwickeln, was bei den anderen Störungen, die er in seinem Hirn beherbergte, kaum ins Gewicht zu fallen schien. Doch wie ein störender Ton in einem Lied, hörte er dieses verfluchte Geräusch in seinem Alltag. Wie eine Alarmsirene, die niemals verstummen wollte. Natürlich vertraute er niemanden, mit Ausnahme seiner selbst und seiner Geliebten Eva Bronzen, dies allerdings auch nur mit gewissen Einschränkungen. Tobias war allzu bewusst, dass Macht und Gier sehr starke Antriebe waren, wenn es darum ging, mehr davon zu erhalten. Doch in den vielen Jahren hatte er bisher jede Krise erfolgreich umschifft und von Opposition war nicht mehr die Rede. Wenn, dann würde der Verrat aus den eigenen Reihen kommen, doch daran wollte er nicht glauben. Er war der große Staatslenker, der Retter der Nation, der Tobias Fels, dessen Organisation die Menschen von der sonderbaren Krankheit geheilt hatte.

Natürlich erst, nachdem viele Frauen und Männer, von denen eine ernsthafte Gefahr ausgegangen war, an der Seuche verendet waren. So hatte er sich eine Säuberungsaktion nach der Machtergreifung sparen können. Ja, er war schon etwas Besonderes! Kein Diktator vor ihm hatte dies geschafft, und so war auch kein Widerstand zu bemerken. Dankbarkeit, Brot und Spiele, aber auch das Opium für das Volk waren die geheimen Zutaten für seinen Erfolg. Und den galt es noch lange zu genießen! Er bemühte sich stets, nur Gutes zu tun, auch, wenn es hier und dort einige Hinrichtungen oder einfach nur Willkür gab. Tobias glaubte einfach daran, dass er das Richtige tat, und natürlich war er überzeugt, dass er es letztendlich nur gut meinte. Doch da war er schon wieder, dieser Ton, dieses nervende Signal tief in seinem Inneren.

Lässig drückte er einen Knopf und sagte freundlich, nachdem sich seine Sekretärin gemeldet hatte:

„Bitte veranlassen Sie, dass Rätin Bronzen bei mir vorstellig wird, sofern sie Zeit hat.“

Er grinste, als sein Befehl bestätigt worden war. Ja, egal, was er sagte, es war immer ein Befehl, ob er wollte oder nicht.

Melanie und Michael genossen das Picknick und die Schatten über ihnen waren für einen Moment vergessen. Sie scherzten und neckten sich, als wären sie erst 15 Jahre alt. Doch dann vernahmen sie von der Straße ein Klappern, ein Poltern und ein Rattern. Beide blickten in die Richtung, aus der die merkwürdigen Geräusche kamen und sahen ein Auto, das sich in einer Wolke aus schwarzem, weißem und blauem Rauch nur noch langsam nach vorne bewegte, bis ein Knirschen signalisierte, dass der Motor aufgab.

„Och, hier eine Panne zu haben, ist wirklich fies“, lachte Michael mit einer kleinen Portion Schadenfreude und Melanie grinste zunächst, hatte dann aber Mitleid mit dem Mann, der dem Auto entstiegen war, es mehrmals umrundete und dabei die Arme hob und senkte.

„Sieht aus, als führe er eine Beschwörungsformel aus…“, analysierte Michael und Melanie nickte.

„Der arme Kerl. Ich kann mir vorstellen, wie er flucht. Schau mal, nun tritt er gegen das Hinterrad, als wenn das was mit dem Motor zu tun hätte.“

Sie beobachteten das Schauspiel noch ein wenig, doch dann sah der Mann, der mit seinem Wagen zu schimpfte, sie und winkte ihnen zu.

„Ich glaube, ich werde mal hingehen und helfen. Kann man nicht mit ansehen.“

„Warte, Michael. Ich komme mit!“, sagte sie und winkte dem Mann zu, um zu signalisieren, dass sie ihn registrierten. Die beiden merkten erst unterwegs, wie weit er entfernt war, denn sie brauchten einige Minuten.

„Das muss ja ein Höllenlärm gewesen sein, wenn man im Auto gesessen hat, bei der Entfernung“, stellte Michael fest und prustete.

„Du musst wirklich dringend was für die Kondition tun“, grinste Melanie und er erwiderte:

„Du lässt mich ja nie.“

„Blödmann! So kannst du das aber auch nicht sagen“, schmollte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das jedoch umgehend erstarrte, als sie den Wagen erreichten.

„Das glaube ich jetzt nicht. Das kann nicht sein, oder?“, stotterte sie, und auch ihr Freund rieb sich die Augen, weil er meinte, er träume.

„Stephan?“, riefen nun beide wie im Chor, da sie den Volvo, der vor ihnen stand, nur allzu gut kannten. Hinter der geöffneten Motorhaube blickte sie ein rußgeschwärztes Gesicht an, verzog den Mund zu einem breiten, einem wirklich sehr breiten Grinsen, das die weißen Zähne fast vollständig freigab, und brüllte:

„Das glaube ich jetzt aber nicht! Ihr? Hier? Das muss Schicksal sein. Hatte schon nicht geglaubt, dass hier überhaupt jemand ist. Habe keinen Empfang und mein geliebter Elch hat es leider nicht mehr geschafft, mich heile durch den Urlaub zu bringen.“ Er kam auf die beiden zu und sie fielen sich in die Arme und lachten laut vor Wiedersehensfreude.

KAPITEL 2
UNERWARTETER BESUCH.

Nachdem Michael mit dem Moped in das nächste Dorf gefahren war und Hilfe geholt hatte, wurde der Volvo nebst Stephan und Melanie abgeschleppt. Stephan wollte am kommenden Tag dabei sein, wenn die schwierige OP stattfinden sollte. Melanie bot ihm an, die Nacht in ihrem kleinen Haus zu verbringen. Dann würden sie sich noch ein wenig unterhalten können. So saßen sie ein paar Stunden später in dem kleinen, abgelegenen Haus in der Nähe von Reville.

„Es ist unglaublich, dass ich euch hier treffe. Ihr glaubt nicht wie glücklich ich bin, auch, wenn mein Elch wohl heute verstorben ist“, sagte Stephan mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Melanie blickte ihn an und entgegnete sanft:

„Tja, es gibt wohl immer wieder Tage, an denen gute Freunde gehen müssen. Dein Elch war doch schon damals alt.“ Stephan blickte auf und fauchte:

„Alt? Ein Volvo ist niemals alt. Er ist zeitlos, solide und zuverlässig.“ Er merkte, dass er wohl zu emotional reagiert hatte und fügte nun ruhiger hinzu:

„Ja, das ist wohl so. Entschuldige, aber ihr wisst, dass ich meinen Elch sehr gemocht habe. Mir war bewusst, dass er bald sterben würde, aber den Urlaub wollte ich noch mit ihm verbringen.“

„Mensch, Stephan, tut mir echt leid, aber du redest von deinem Auto! Auch, wenn du es sehr magst – letztendlich ist es nur ein Auto“, sagte Michael ruhig, stand auf und holte eine Flasche Cidre aus dem Schrank.

„Ich denke, wir sollten auf ihn trinken, denn immerhin hat er uns ein Wiedersehen beschert.“ Melanie nickte und holte Gläser und ein wenig Brot, die sie ebenfalls auf den Tisch stellte:

Es beweist doch, dass jedes Ende für einen Neuanfang steht.“

„Ach, ihr habt ja Recht. Ich freue mich total, dass wir hier und heute zusammensitzen. Aber erzählt mal, was hat euch hierher verschlagen?“

Die Flasche wurde geöffnet und es wurde eingeschenkt, denn es gab wirklich viel zu erzählen. Stephan hatte fast nichts von der Katastrophe, die ihnen sowie Flocke und Anja widerfahren war, mitbekommen. Er war schockiert und musste sogar kurz weinen.

An diesem Nachmittag stand ein sogenannter Findigkeitslauf für das gesamte Camp an. Dieser diente neben Spaß und Bewegung auch dazu, dass sich alle Bewohner kennenlernen konnten, denn die Gruppen waren willkürlich gemischt. Monika fand es spannend, auch, wenn sie ein wenig traurig darüber war, dass sie nicht mit ihren neuen Freunden in einer Rotte war. Bevor es überhaupt losging, konnten sie nach dem Mittagsessen noch eine Stunde lang Briefe an ihre Eltern schreiben. Dies erfolgte in den Augen der Jugendlichen nach der antiquierten Methode mit Papier und Stift. Die Kommunikatoren waren abgeschirmt und es war unmöglich, sie außerhalb der Anlage zu verwenden. Die Führung legte nun einmal Wert darauf, dass die jungen Menschen auch an die analogen Praktiken herangeführt wurden, wenngleich dies nicht dem Zeitgeist entsprach.

Monika saß gemeinsam mit Prank und Lisa in ihrer Unterkunft und sie schrieben, ja, malten oder zeichneten sogar, Briefe an ihre Eltern.

„Was soll ich schreiben? Ist doch noch nicht viel passiert“, überlegte Frank laut und die beiden Mädchen schauten ihn grinsend an, während Lisa meinte:

„Ein wenig ist doch passiert. Berichte von der Fahrt, dem Marsch, dem Essen und vor allem von uns.“ Monika ergänzte lachend:

„Deine Eltern werden sich bestimmt freuen, dass du so schöne Mädels wie uns kennengelernt hast.“ Frank blickte sie an und überlegte:

„Aber ich kann nicht zeichnen. Wie soll ich ihnen denn zeigen, dass ihr schick seid?“ Mit einem Gnickern antwortete Lisa:

„Mensch, Frank, mit Worten! Beschreib uns mit Worten, dann brauchst du nicht zu malen.“ Er überlegte und nickte:

„Oh ja, gute Idee.“

Dann begann er und schrieb wie der Teufel, während ab und zu seine Zunge aus seinem Mund schaute. Ja, er schien sich wahrhaftig anzustrengen. Monika fiel bei dem Anblick ein fetter Wurm ein, der an die Oberfläche gekommen war, um nach dem Rechten zu sehen, und schmunzelte. Jedoch widmete sie sich dann auch wieder dem Schreiben. Als die Jugendführerin mit einem grauen Postsack die Unterkunft betrat, mussten sie sich beeilen, ihre Zeilen zu vollenden und dann einzutüten. Nach und nach füllte sich der Sack. Die Leiterin achtete peinlich darauf, dass auch jeder mindestens einen Brief abgab. Als sie bei Pizzagesicht angelangt war, blickte sie ihn fragend an:

„Und?“

Er wurde rot im Gesicht und sagte leise:

„Heute habe ich keinen Brief.“

Die Jugendführerin blickte nun ernst, nickte dann kurz und sagte spitz:

„Darüber werden wir noch sprechen!“ Dann ging sie weiter, ohne den Jungen noch eines Blickes zu würdigen, sammelte die Post ein und sagte, bevor sie hinaus ging:

„So, ihr habt noch eine Viertelstunde. Macht euch bereit und packt eure Rucksäcke!“ Dann fiel die Tür ins Schloss.

Monika tat Bernhard ein wenig leid, denn sie wusste, dass es Konsequenzen haben würde. Alles, was nicht regelkonform war, wurde mehr oder weniger hart bestraft. Im letzten Jahr hatte sie von einem Jungen erfahren, dass die Post, die sie schrieben, noch einmal unter Wasserdampf geöffnet wurde, damit kontrolliert werden konnte, was sie ihren Eltern mitteilten. Das fand sie affig.

Vor allem: Wer würde sich die Arbeit machen, diese große Zahl an Post unter Wasserdampf zu öffnen? Sie traute sich nicht, jemanden zu fragen, ob es stimmte, nicht einmal ihre Eltern. Wahrscheinlich stimmte es, aber nur der Teil, dass die Briefe kontrolliert wurden. So war es und so würde es immer bleiben, denn der Staat sorgte für die Bürger und Bürgerinnen. Sicherheit wurde nun einmal ganz groß geschrieben. Niemand wollte wieder eine Zeit wie jene, bevor Tobias Fels mit seiner Organisation das Volk mit dem Heilmittel gerettet hatte. Angst, Krankheit und Chaos hatten geherrscht. Dafür konnte man die Freiheit bereitwillig opfern, es diente ja nur zum Schutz. Davon war sie überzeugt und die Medien, Schulen und Kommandanten, ja, sogar der Rat, standen hinter dieser Sache und erklärten es immer wieder gerne.

„Armer Kerl!“, flüsterte Lisa ihr leise zu und nickte vorsichtig in die Richtung von Pizzagesicht.

„Ja, das stimmt wohl. Wird sicherlich einen dicken Tadel kassieren. Ich verstehe nicht, warum“, antwortete sie, erhob sich und begann ihren Rucksack zu packen.

Sie freute sich auf das kommende Event, denn immerhin würden sie auch die Nacht außerhalb des Camps verbringen können und das versprach ein richtiges Abenteuer zu werden – vor allem, weil sie neue Leute in ihrer Gruppe hatte und hoffte, dass dort auch einige interessante unter ihnen waren. Nachdem sie alle auf dem großen Platz inmitten der Unterkünfte angetreten waren und den Fahnenappell mit einem stolzen Lied begleitet hatten, traten die Jugendführer zusammen und begannen, willkürlich Gruppen zu bilden. Es wurde unruhig. Alle rannten, damit sie ihre neuen Gruppen zügig erreichten. Dann war es so weit, sie standen nun bunt gemischt beieinander und hatten Haltung vor dem jeweiligen Anführer angenommen. Ihr Gruppenführer war ein junger Mann, der in seiner schwarzen Uniform ziemlich gut aussah. Auf seiner Brust befand sich ein Haufen Abzeichen. Er blickte seine Mannschaft streng an, lächelte dann jedoch freundlich und sagte ruhig und sehr leise, sodass sie sich Mühe geben mussten, ihn zu verstehen:

„Also, Jungs und Mädels, da sind wir nun und ich hoffe, ihr seid motiviert und engagiert genug, dass wir den ersten Platz machen! Wer sich bereits jetzt zu schwach fühlt, der kann am besten vortreten und sich hier verabschieden. Schwächlinge brauchen wir bei dieser Aktion nicht. Und bevor ich es vergesse, ich bin Jugendobersturmführer Renaldo. Ich erwarte Disziplin und ordentliches Verhalten. Daher sprecht ihr mich mit Herr Obersturmführer an, verstanden?“

„Jawohl, Herr Obersturmführer! Verstanden!“, rief nun die Gruppe wie mit einer Stimme!“

„Wunderbar! Dann sind wir uns einig! Wir werden nun 3 Kilometer in Zweierreihen im Laufschritt Richtung Westen marschieren. Wenn das Etappenziel erreicht ist, gibt es einen letzten Appell und eine Gepäckkontrolle! Wer nicht alles Notwendige vollständig eingepackt hat, muss zurück zum Camp und es holen. Je länger es dauert, desto weniger Schlaf wird es heute Nacht als Kollektivstrafe geben! Verstanden?“ Erneut erklang:

„Jawohl, Herr Obersturmführer!“