Verschneite Cottages, kuschelige Cafés und die ganz große Liebe –
3 wunderbare Weihnachtsromane in einem Bundle
Annie Darling: Winter in Bloomsbury
Die himmlischen selbstgebackenen Köstlichkeiten, die Mattie im Tearoom der kleinen Buchhandlung in Bloomsbury serviert, sind weit über die Grenzen des Londoner Stadtteils bekannt. Eigentlich müsste der Dezember mit seinen leuchtend geschmückten Straßen und duftenden Weihnachtsplätzchen für Mattie die schönste Zeit des Jahres sein – wenn ihr vor Jahren nicht ausgerechnet an Heiligabend das Herz gebrochen worden wäre. Es gibt nur eins, was Mattie noch schlimmer findet als die Feiertage: ihren unverschämten, aber gleichzeitig ziemlich attraktiven Kollegen Tom. Doch als mitten im Weihnachtstrubel die gesamte Belegschaft ausfällt, müssen Mattie und Tom den Laden plötzlich ganz allein führen ...
Heidi Swain: Träume sind aus Zimt und Zucker
Als ihre Freundinnen Hilfe brauchen, zögert Ruby nicht lange und eilt zurück in ihre verträumte Heimatstadt Wynbridge. Auf dem Weihnachtsmarkt soll sie Leckereien aus dem beliebten Kirschblütencafé verkaufen – der perfekte Ferienjob! Zwischen duftenden Plätzchen und wärmendem Glühwein kann Ruby von ihrer Zukunft träumen. Doch dann taucht ihr Exfreund Steve am Nachbarstand auf, über den sie nie wirklich hinweggekommen ist. Und plötzlich fällt es ihr alles andere als leicht, sich auf die Köstlichkeiten in ihrer Auslage zu konzentrieren …
Natalie Cox: Winterwunder für die Liebe
An Weihnachtswunder hat Charlie noch nie geglaubt. Dabei könnte sie dieses Jahr ganz gut eines gebrauchen, denn ihr Freund hat sich gerade von ihr getrennt. Um nicht allein in London feiern zu müssen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Feiertage bei ihrer Cousine zu verbringen, die eine kleine Hundepension auf dem Land führt. Charlie freut sich auf gemütliche Tage im verschneiten Cottage, prasselndes Kaminfeuer, heißen Kakao und einen glitzernd geschmückten Baum – doch die quirligen Vierbeiner halten sie mehr auf Trab als erwartet. Und auch der charmante Hundebesitzer Hugo lässt ihr Herz schneller schlagen. Vielleicht gibt es doch noch ein Weihnachtswunder für Charlie? Wenn nur der furchtbar eingebildete Tierarzt Cal nicht wäre ...
Die Autorinnen:
Annie Darling lebt in einer winzigen Londoner Wohnung, in der man vor lauter Bücherstapeln kaum laufen kann. Ihre großen Leidenschaften sind Liebesromane und ihre Katze. Nach »Der kleine Laden in Bloomsbury«, »Sommer in Bloomsbury« und »Verliebt in Bloomsbury« ist dies Annie Darlings neues Buch in deutscher Sprache.
Heidi Swain hat Literatur studiert und als Journalistin gearbeitet, ehe sie endlich den Mut fand, ihren Kindheitstraum in die Tat umzusetzen: Sie belegte einen Kurs für Kreatives Schreiben und begann mit ihrem ersten Roman. Nach ihrem wunderbaren Debüt »Frühling im Kirschblütencafé« geht mit diesem Buch die Geschichte um das kleine Nähcafé im verträumten Städtchen Wynbridge weiter.
Natalie Cox war schon immer ein großer Fan romantischer Liebesgeschichten. Als sie alles ausgelesen hatte, was ihr in die Finger kam, beschloss sie, endlich ihr eigenes Buch zu schreiben. Ihr schokoladenbrauner Labrador saß dabei die ganze Zeit neben ihr. Natalie Cox lebt in London, verbringt aber auch gerne Zeit in ihrem kleinen Häuschen in Wales.
Romantische Weihnachten
–
very british!
Annie Darling
Winter in Bloomsbury
Heidi Swain
Träume sind aus Zimt und Zucker
Natalie Cox
Winterwunder für die Liebe
3 Romane in einem Band
Annie Darling
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»Winter in Bloomsbury«
Aus dem Englischen von Ivana Marinović
Copyright © 2018 by Annie Darling
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2020 by Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: Favoritbüro
Umschlagmotiv: © Lee Avison/Trevillion Images; © Aleksandr Ozerov; Yury Smelov; Vitalina Rybakova; Vova Shevchuk; off5173; Serdanik; Rusya007/shutterstock
Redaktion: Lisa Wolf
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
»Träume sind aus Zimt und Zucker«
Aus dem Englischen von Veronika Dünninger
Copyright © 2016 by Heidi-Jo Swain
Published by Arrangement with Simon & Schuster UK Ltd., London WC1X 8HB, England.
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2019 by Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Covergestaltung: Bürosüd
Covermotiv: StockFood / Kompanik, Hannah; www.buerosued.de
Redaktion: Rabea Güttler
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
»Winterwunder für die Liebe«
Aus dem Englischen von Maria Hochsieder
Copyright © 2018 by Natalie Cox
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2019 by Penguin Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Covergestaltung: favoritbüro
Covermotiv: © Dean Drobot, Marina Zezelina, fotohunter, tvetchinina/Shutterstock
Satz: GGP Media GmbH, Pößneck
978-3-641-29056-6
V001
www.penguin-verlag.de
Heidi Swain
Natalie Cox
Gewidmet Mr. Mackenzie,
dem prachtvollsten Exemplar von
Katerhaftigkeit überhaupt.
30 Tage bis Weihnachten
»Auf Wiedersehen! Beehren Sie uns bald wieder!«
Mit einem strahlenden Lächeln begleitete Matilda Smith die letzten Gäste des Tages zur Tür der Teestube neben dem Happy Ends und beeilte sich, hinter ihnen abzuschließen. Das Handy in ihrer Taschenschürze hatte die gesamten letzten fünf Minuten vor eingehenden Nachrichten gesummt wie eine wutentbrannte Biene.
Mattie zog ihr immer noch vibrierendes und blinkendes Smartphone hervor. Der Absender war immer derselbe.
KRISENSITZUNG!!!!!
Die dringlichen Großbuchstaben ließen Mattie kalt. Sie war seit sieben Uhr früh auf den Beinen, und ihre Füße standen kurz davor, den Dienst zu quittieren, also würde diese sogenannte Krisensitzung auf sie verzichten müssen.
»Ich dachte, Mr. Beiger Anorak würde niemals gehen«, beklagte Mattie sich über ihren treuesten Stammkunden. »Ich hätte große Lust, ihm zu sagen, dass er einen Vierertisch maximal eine Stunde in Beschlag nehmen darf.«
»Wenigstens hat er den Tisch dieses Mal geteilt«, merkte Cuthbert an, während er Jezebel, die kapriziöse Kaffeemaschine, sorgsam und liebevoll auf Hochglanz polierte. Nachdem Matties ehemalige Barista, Paloma, gekündigt hatte, um auf Weltreise zu gehen, hatte Mattie zunächst starke Zweifel gehegt, ob sie je wieder jemanden finden würde, der mit der äußerst temperamentvollen Jezebel umzugehen wusste – bis sie den zweiundsiebzigjährigen Cuthbert Lewis traf.
Matties Handy vibrierte erneut. Noch eine Nachricht von der jungen Frau, die dringend damit aufhören sollte, Nachrichten in Großbuchstaben zu tippen. Wieso schrieb sie nicht einfach, worum es eigentlich ging?
DAS IST KEIN PROBEALARM, SONDERN EIN ECHTER NOTFALL!!!!!
»Wetten, dass es kein Notfall ist«, entfuhr es Mattie laut.
»Na, gibt es Ärger?«, erkundigte sich Cuthbert.
»Nur die übliche Panikmache von nebenan.«
Cuthbert neigte wissend den Kopf zu den gläsernen Flügeltüren linkerhand der Theke. »Stimmt schon, sie haben durchaus einen Hang zur Panikmache. Wohingegen du und ich mehr von der ruhigen Sorte sind.«
Nun, da Mr. Beiger Anorak endlich fort war, konnte Mattie damit beginnen, den Boden zu wischen. Sie tauchte den Mopp in den Eimer mit heißem Seifenwasser, den sie gerade aufgefüllt hatte. »Ja, bei uns hier ist panikfreie Zone. Nicht wie bei denen drüben.«
Mattie und Cuthbert hatten ihren eigenen kleinen Herrschaftsbereich innerhalb der weitläufigen Räumlichkeiten des Happy Ends, der Buchhandlung, die hinter den verglasten Flügeltüren lag. Die Teestube verfügte über ihre eigenen Traditionen, ihre eigene Art, die Dinge anzugehen, ihre eigenen Regeln und Gesetze, aber sie koexistierte recht friedlich mit dem Buchladen nebenan. So sorgten sie dafür, dass sich keine Gäste mit unbezahlten Büchern in die Teestube verirrten und sie mit Essen und Trinken vollkleckerten. Sie vergewisserten sich tagtäglich, dass Strumpet – der korpulente, gefräßige Kater, der Verity, der Managerin des Happy Ends, gehörte – sicher in der Wohnung über dem Laden eingeschlossen blieb. (Es hatte schon mehrere Zwischenfälle gegeben, bei denen Strumpet ausgebrochen war und sich schnurstracks auf den Weg zur Teestube gemacht hatte, wo er gezielt jeden Schoß ansteuerte, auf dem er ein Stückchen Kuchen abstauben konnte.)
KRISENSITZUNG IM MIDNIGHT BELL. JETZT!!!!! WARUM IGNORIERST DU MEINE NACHRICHTEN? HABE ICH SCHON ERWÄHNT, DASS ES SICH UM EINEN NOTFALL HANDELT?
»Warum sie sich nicht dazu bequemen kann, die fünfzig Meter rüberzuspazieren und es mir persönlich zu sagen, bleibt mir ein Rätsel«, murmelte Mattie, die beim Wischen innegehalten hatte, um die nächste panische Nachricht zu lesen.
»Eine Frau in ihrem Zustand kann nun mal nicht durch die Gegend spazieren, wie es ihr beliebt«, gab Cuthbert zu bedenken, während er Jezebel eine letzte liebevolle Politur verpasste.
Cuthbert hatte recht. Cuthbert hatte für gewöhnlich bei allem recht.
Mattie stocherte mit dem Mopp in einer schwer zugänglichen Ecke herum. »Ja, schon … aber … sie schafft es doch auch, für diese sogenannten Krisensitzungen bis zum Midnight Bell zu laufen«, wandte sie ein. »Soll ich dich entschuldigen?«
»Ja, sei so gut. Die Liebe meines Lebens hat sicher schon das Abendessen vorbereitet.« Mit der Liebe seines Lebens meinte Cuthbert Cynthia, seine Ehefrau. »Und du, du hältst so lange deinen wohlverdienten Schönheitsschlaf, mein Schatz«, wies er seine heimliche Gespielin an, während er eine Spezialschutzhülle über Jezebel zog. »Morgen ist wieder ein arbeitsreicher Tag, also brauchst du deine Ruhe.«
Es wäre zu verlockend gewesen, Cuthbert zu fragen, ob er und Jezebel gerne ein wenig allein sein wollten. Doch Mattie schüttelte nur den Kopf und klopfte Cuthbert auf die Schulter, als sie sich an ihm vorbeiquetschte (hinter der Theke war es ziemlich eng), um den Eimer auszuleeren und die restlichen Sachen aufzuräumen. »Wir sehen uns morgen wieder, Cuthbert.«
»Allerdings, das werden wir«, bestätigte Cuthbert, während er sich für den fünfminütigen Fußweg zu seiner Mietwohnung in dem wunderschönen Art-déco-Genossenschaftsgebäude ums Eck seinen Mantel überzog und einen eleganten Filzhut aufsetzte.
Und wieder meldete sich Matties Telefon.
HÖRST DU WOHL AUF, MICH ZU IGNORIEREN, MATTIE! WARUM TUST DU DAS?
Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, auf wenigstens eine dieser ach so dringenden Nachrichten zu antworten, beschloss Mattie.
Ich ignoriere dich nicht. Ich erledige nur meine Vorbereitungen für morgen und komme zu euch ins Midnight Bell, sobald ich fertig bin. Ich hoffe, dass dann ein großes Glas Weißwein und eine Schüssel Käsepommes auf mich warten. Kuss, Mattie
Sie musste nicht einmal einen ganzen Schritt machen, um die winzige Arbeitsküche zu betreten, die lediglich durch einen mit kleinen Teekännchen bedruckten Vorhang von den Augen der Öffentlichkeit abgeschirmt wurde. Tatsächlich war die Küche so winzig, dass Mattie, wenn sie ihre Arme ausstreckte, beide Wände berühren konnte.
Doch sie streckte die Arme nicht aus. Stattdessen wusch sie sich die Hände und machte sich an die Zubereitung des Blätterteigs für das französische Frühstücksgebäck: Croissants, Pains au chocolat, Pains aux raisins und diverse andere buttrige Köstlichkeiten. Der Teig musste über Nacht ruhen, deshalb konnte Mattie auch noch nicht mit den anderen im Pub hocken und sich einen Chenin Blanc hinter die Binde kippen.
Bevor sie die Schürze ablegte und ihre Handtasche aus dem einzigen Schrank holte, der in der Küche Platz fand, zog Mattie ihre Puderdose hervor, um das bestätigt zu sehen, was sie ohnehin schon wusste: Ihr Gesicht – mit dem Teint heller, zarter Karamellsauce und einigen vereinzelten Sommersprossen auf der Nase – benötigte eine großzügige Schicht matten Puders, um die sichtbaren Spuren eines langen, mühsamen Arbeitstags über einem heißen Backofen verschwinden zu lassen. Nachdem sie einen Hauch von ihrem matten roséfarbenen Lippenstift aufgetragen, die Wimperntusche aufgefrischt und rasch überprüft hatte, ob der Eyeliner vom Morgen noch an Ort und Stelle war, musste sie sich nur noch vergewissern, dass sie keine Mehl- und Fettflecken auf ihrer schwarzen Hose und dem schwarzen Pulli hatte – und schon war Mattie ausgehbereit.
Hilfreich war, dass Mattie ihren Stil gefunden hatte, an den sie sich strikt hielt. Den Film Ein süßer Fratz hatte sie in einem Alter gesehen, in dem man noch leicht zu beeindrucken gewesen war, und obwohl sie mittlerweile eine überaus erwachsene Frau von achtundzwanzig Jahren war, wünschte sie sich immer noch, Audrey Hepburn zu sein – die Buchhändlerin, die mit Fred Astaire nach Paris jettete und für ein Modemagazin modelte, wenn sie nicht gerade in zwielichtigen Jazz-Bars tanzte.
Dabei war es so, dass Mattie nicht nur direkt neben einem Buchladen arbeitete, sie war auch schon in Paris gewesen. Tatsächlich hatte sie zwei ganze Jahre dort gelebt und mehrfach in zwielichtigen Jazz-Bars getanzt. Aber das war lange her, und Paris war mittlerweile für sie gestorben. Trotzdem kleidete sie sich immer noch wie Audrey Hepburn in Ein süßer Fratz: das lange dunkelbraune Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, während der dichte, stumpfe Pony den perfekten Rahmen für ihre geschwungenen Brauen abgab, die sich über ihren Augen wölbten, die exakt den Farbton des Nerzmantels hatten, den ihre Großmutter einst besessen hatte.
Und ganz wie Audrey kleidete auch Mattie sich fast ausschließlich schwarz. Bereits vor Paris hatte sie das oft getan, seit sie zurück war, trug sie jedoch kaum eine andere Farbe mehr. Im Sommer eine schwarze Baumwollbluse mit hochgekrempelten Ärmeln, eine schwarze knöchellange Röhrenhose und dazu ein und dasselbe Paar Birkenstock-Sandalen. An Wintertagen, so wie heute, tauschte sie die Bluse gegen einen Pulli, die knöchellange Hose gegen eine längere Variante und die Birkenstock-Sandalen gegen ein Paar schwarzer Chucks.
Jeden Tag das gleiche Outfit zu tragen (Mattie besaß zahlreiche schwarze Hemden, Pullis und Hosen, sowohl kürzere als auch lange – war ja nicht so, als ob sie tagtäglich dieselben zwei Kleidungsstücke tragen würde, bis sie von sich aus Richtung Wäschekorb krochen) war praktisch und zeitsparend. So musste sie sich nicht den Kopf zerbrechen angesichts eines Kleiderschrankes voller unterschiedlicher Farben und Schnitte. Was nur gut war, denn als Mattie endlich auf die kopfsteingepflasterte Rochester Mews hinaustrat und die Tür hinter sich abschloss, war klar, dass sie dieselbe Tür am nächsten Morgen um halb acht auch schon wieder aufschließen würde. Das war eben das Los einer Frau, die höllisch viel Frühstücksgebäck in den Ofen schieben musste, bevor die Teestube um neun Uhr öffnete.
Matties Handy vibrierte beharrlich.
WO STECKST DU? WIE LANGE KANN ES SCHON DAUERN, EINEN BLÄTTERTEIG ZUSAMMENZUPAMPEN?
Aber das war morgen. Und Mattie wollte nicht an morgen denken, vor allem nicht an jenen Teil, der vorsah, dass sie um sechs aufstand, wenn es draußen noch dunkel war. Stattdessen würde sie an das große, kühle Glas Weißwein denken, das hoffentlich schon auf sie wartete.
Mattie wurde nicht enttäuscht. Kaum dass sie die schwere Holztür zum Pub aufschob, der sich gleich um die Ecke zum Happy Ends befand, und den Geruch nach Fisch and Chips vom Imbiss gegenüber gegen den Bierdunst eintauschte, winkte ihr jemand hektisch zu.
»Mattie! Hier drüben!«, schrie Posy – Besitzerin des Happy Ends und Verfasserin etlicher unnötig dramatischer Kurznachrichten –, ganz so, als hätten sie sich nicht ihren üblichen Ecktisch unter den Nagel gerissen und Mattie wüsste womöglich nicht, wo sie saßen. »Dein Wein steht auch schon bereit!«
Mattie ließ sich dankbar auf einen leeren Hocker fallen und schnappte sich das Glas Chenin Blanc. »Danke!«, stieß sie inbrünstig aus. »Und Prost.«
Während sie miteinander anstießen, suchte Mattie die Augen ihrer Kollegen nach Spuren von Panik ab. Posy, der man die Schwangerschaft mittlerweile deutlich ansah und die sich dementsprechend an Holunderblütenlimonade hielt, das Glas auf ihrem Babybauch ruhend, wirkte eigentlich ganz gelassen. Verity, die Managerin der Buchhandlung, nippte an einem Gin Tonic und hatte einen leicht gehetzten Gesichtsausdruck – andererseits wirkte Verity immer leicht gehetzt. Und dann war da noch Tom, doch Mattie kümmerte es nicht wirklich, in welchem Gemütszustand Tom sich befand, denn Tom stand auf ihrer Liste.
Matties Liste war, wie Tom durchaus wusste, keine Liste, auf der man sich wiederfinden wollte, und das war auch der Grund, warum sie ihn ignorierte.
»Wie geht’s euch?«, fragte sie an Posy und Verity gewandt. »Wie lief es heute in der Welt des Bücherverkaufens?«
»Sehr, sehr geschäftig«, erwiderte Posy mit leiser Befriedigung. Sie rieb sich über den Kugelbauch und ließ einen ganz sanften, vornehmen Rülpser los. »Na endlich. Habe ich schon erwähnt, dass ich furchtbare Verdauungsprobleme habe?«
Das hatte sie allerdings erzählt. Und zwar mehrmals pro Tag, nachdem sie die drei ersten kritischen Monate hinter sich gelassen hatte und endlich hinausposaunen konnte, dass sie schwanger war. Nun war es bis zur Geburt nicht mehr lange hin, und sie konnte Tomaten nicht einmal mehr ansehen, geschweige denn eine essen.
»Also, ich habe mal irgendwo gelesen, dass, wenn man in der Schwangerschaft Verdauungsbeschwerden hat, man ein Baby mit ungewöhnlich vollem Haar bekommt«, verkündete Verity, was wenig zu Posys Aufmunterung beitrug.
»Sebastian hat extrem viele Haare, also ist es ganz klar seine Schuld«, erwiderte sie bekümmert. »Ich wünschte, ich hätte mich stattdessen in einen Glatzkopf verliebt.«
So faszinierend dieses Gespräch auch sein mochte, es erklärt nicht, warum Mattie so eilig herbeizitiert worden war. »Was sollten denn jetzt die ganzen Notfall-Nachrichten?«, fragte sie daher. »Wird die Rochester Mews etwa abgerissen?«
»Was? Nein! Die Sache ist viel ernster.« Posy holte tief Luft und wandte sich mit plötzlich verängstigter Miene zu Mattie um. »Weißt du, welches Datum wir heute haben?«
War das so eine Art Fangfrage, oder hatte es mit den Schwangerschaftshormonen zu tun? Mattie sah zu Verity, die den Kopf schüttelte, wie um zu sagen, dass Posy sie bereits etwas Ähnliches gefragt hatte. Erst da überwand Mattie sich, Toms Blick zu kreuzen. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, und Toms Oberlippe verzog sich spöttisch, was bedeutete, dass er im Begriff war, einen nervigen Kommentar fallen zu lassen. Doch bevor er das tun konnte, klatschte Posy in die Hände.
»Es ist der 25. November!«, rief sie. »Der 25.! Ist dir klar, was das bedeutet, Mattie?«
»Ist das einer dieser sinnlosen Feiertage, die von irgendwelchen Werbefuzzis oder PR-Leuten erfunden wurde? Nationaler Tortentag? Nein, das wüsste ich. Nationaler Knuddel-einen-Welpen-Tag?«
»Also, ich glaube, es muss sich um den Nationalen Mach’s-der-Schwangeren-recht-Tag handeln«, murmelte Tom mit einem kleinen feixenden Grinsen – irgendwer sollte ihm mal sagen, dass ihn das nicht unbedingt attraktiver machte.
»Nein! Wohl eher der Nationale Nerv-die-Schwangere-Frau-Tag«, blaffte Posy und stieß Tom den Ellbogen in die Rippen, was ihm das dämliche Grinsen umgehend aus dem Gesicht wischte. »Es ist nur noch ein Monat bis Weihnachten! Nein, schlimmer! Der November hat bloß dreißig Tage, also sind es eigentlich nur noch dreißig Tage bis Weihnachten. Dreißig Tage!«
Für ihr panische Feststellung erntete sie ratlose Blicke.
»Und was bitte überrascht dich daran genau?«, erdreistete sich Tom zu fragen; er rückte seine Hornbrille zurecht, um Posys rot geflecktes Gesicht zu mustern. »Man kann den Fernseher nicht anmachen, ohne über eine gefühlsduselige, kitschige Weihnachtsreklame mit winterlichen Waldbewohnern zu stolpern, und die Supermärkte verhökern schon seit August Mince Pies und anderes Weihnachtsgebäck.«
Da hatte Tom nicht unrecht. »Dir muss doch auch aufgefallen sein, dass sämtliche Straßen in London schon weihnachtlich geschmückt sind?«, hakte Mattie nach.
Posy legte die Hände seitlich an den Babybauch. »Oh, tut mir leid, dass ich zurzeit etwas zerstreut bin«, sagte sie beleidigt.
»Ich habe das Thema Weihnachtsaktionen und verlängerte Ladenöffnungszeiten bereits mehrfach angesprochen«, übernahm Verity in versöhnlicherem Tonfall. »Außerdem haben wir uns ausführlich darüber unterhalten, neue Lichterketten für die Bäume vor dem Laden zu besorgen.«
»Nein. Nö. Daran kann ich mich nicht erinnern«, beharrte Posy, deren Stimme gefährlich zu zittern begann, was bedeutete, dass sie jeden Moment losweinen würde. Denn wenn sie nicht gerade versuchte, zu rülpsen, versuchte Posy, nicht zu weinen – die Schwangerschaft setzte ihr wirklich zu. »Und jetzt habe ich eine E-Mail von der Einzelhändlervereinigung der Rochester Street bekommen, in der sie mich bitten, meinen Anteil für die gemeinsame Weihnachtsdeko zu zahlen, und alle anderen Läden verlängern ihre Öffnungszeiten …«
»Ja, auch das habe ich schon erwähnt«, murmelte Verity, woraufhin Mattie ihr einen mitfühlenden Blick zuwarf. »Tatsächlich schon mehrfach.«
»Dann hättest du es eben energischer tun sollen«, erwiderte Posy, wobei sie auf der Bank hin und her rutschte, um eine bequemere Sitzposition zu finden. »Es ist noch so viel zu tun. Wir haben noch nicht mal Lametta aufgehängt oder einen Büchertisch mit Geschenkempfehlungen gemacht.« Sie rang die Hände. »Mattie! Warum verkaufst du immer noch keine Mince Pies? Du bist doch sonst so organisiert.«
Mattie bildete sich durchaus etwas auf ihr Organisationstalent ein, hatte aber nicht vor, den Köder zu schlucken. Sie würde jetzt nicht ausflippen. »Mein Weihnachtsbackplan steht, und er tritt exakt am 1. Dezember in Kraft, keinen Tag früher. Nicht jeder ist scharf auf Weihnachten, sobald die Uhren zurückgestellt werden.«
»Bei Pret-A-Manger gibt es schon seit Wochen Weihnachtssandwiches, genauso wie bei Marks & Spencer«, sagte Tom. Tja, er musste es ja wissen, schließlich holte er sich sein Mittagessen überall, nur nie in der Teestube. Hätte er das getan, müsste er nun nämlich auch keine Käsepommes in sich reinstopfen.
Mattie presste die Lippen zusammen. Sie würde nicht ausflippen. O nein. Auch wenn Tom in ihr immer den Drang weckte, auszurasten und wie eine wütende Katze loszufauchen. »Tja, die großen Buchhandelsketten haben ihre Weihnachtsaktionen schon vor Wochen angeleiert«, konterte sie ruhig.
Tom hob sein Weinglas, wie um »Touché« zu sagen, doch auf Posy hatte es den gegenteiligen Effekt; sie stöhnte wie unter großen Schmerzen und umklammerte ihren Bauch, als könnte jeden Moment ein Alien herausplatzen.
»Wir müssen ein Weihnachts-Brainstorming abhalten. Und zwar JETZT!«, verkündete sie schrill.
»Ich dachte, das hier wäre ein Weihnachts-Brainstorming?«, erwiderte Mattie, denn Posy liebte Brainstormings beinahe genauso sehr wie ihren Mann Sebastian, Tragetaschen mit Bücherzitaten und Liebesromane.
»Es ist mehr so ein Art Vorweihnachts-Brainstorming-Brainstorming«, erklärte Tom überflüssigerweise, während er den Griff nicht von der Schüssel Käsepommes löste und sie aus Matties Reichweite schob, als sie danach griff. »He, bestell dir deine eigenen.«
»Bis zum 1. Dezember ist noch jede Menge Zeit, um unsere Weihnachtspläne umzusetzen«, erklärte Verity nachdrücklich, wobei sie die Schüssel aus Toms Griff befreite und zu Mattie zurückschob. »Und auch wenn ich es hasse, die Pfarrerstochterkarte auszuspielen, aber eigentlich sollte man bis Heiligabend gar keinen Weihnachtsschmuck aufhängen. Und eigentlich sollten wir auch kein Weihnachts-Brainstorming ohne Nina abhalten. Nina liebt Weihnachten.«
»O ich vermisse Nina!«, rief Posy aus, und eine erste Träne begann mit ihrem langsamen Abstieg über die rechte Wange.
»Alle vermissen Nina«, erwiderte Mattie sanft, denn wenn Posy einen ihrer emotionalen Momente hatte, war es das Beste, keine allzu lauten Geräusche von sich zu geben. »Aber sie ist schon bald wieder da, stimmt’s? Sie wollte doch nur sechs Monate weg sein, als sie im Mai abgereist ist, und jetzt haben wir schon Ende November.«
Nina war ein heißgeliebtes, momentan leider jedoch abwesendes Mitglied der Happy-Ends-Familie, da sie mit ihrem Freud Noah auf einem Roadtrip durch die USA unterwegs war und währenddessen aus der Ferne am Marketingauftritt des Ladens feilte. Mit ihrer impulsiven Art bildete sie den perfekten Gegenpol zu der ruhigen Verity, der panischen Posy und Tom. Dem mürrischen, sarkastischen, überheblichen Tom.
»Tja, ich hoffe, sie kommt noch vor dem Geburtstermin zurück«, jammerte Posy. »Ich würde mich ganz gerne in den Mutterschutz verabschieden, bevor die Wehen einsetzen. Gott! Wehen! Ganz ehrlich, dieser angebliche Schwangerschaftsspaß ist eine einzige Dauerkatastrophe. Habe ich schon meine geschwollenen Knöchel erwähnt? Aber egal, was wollen wir jetzt wegen Weihnachten unternehmen? Es gibt noch so viel zu klären und keine Zeit! Wir sind am Arsch. Wir sind so was von am Arsch.«
»Sind wir nicht. Das Weihnachtsangebot der Teestube steht und ist startbereit«, sagte Mattie etwas verzweifelt – sie war nun mal kein großer Weihnachtsfan, und das ganze Theater im Vorfeld des 25. Dezembers bescherte ihr ein bleiernes Gefühl im Magen. »Ich meine, wie lange kann es schon dauern, ein bisschen Lametta aufzuhängen?«
»Wir werden schon etwas mehr tun müssen, als nur Lametta aufzuhängen«, erwiderte Posy, deren Tränen nun einen beständigen Fluss bildeten.
Tom, der mittlerweile einen Ausdruck blanken Grauens auf seinem sonst eher hochmütigen Gesicht zeigte, rückte ab, um etwas Distanz zwischen sich und die schluchzende Frau neben ihm zu bringen. Hilfe!, flehte er stumm an Mattie und Verity gewandt.
Mattie zuckte die Achseln. Verity seufzte, dann beugte sie sich vor.
»Ich wollte eigentlich damit warten … Aber, na ja, was du heute kannst besorgen … und es gibt ja keinen Grund, die Neuigkeit hinauszuzögern, jedenfalls nicht, wenn wir ab sofort abends länger aufhaben wollen, und es ist auch wirklich keine große Sache, eigentlich nur eine halbgroße …«
Veritys Wortschwall hatte Posys Tränenfluss gestoppt, dafür blickte sie nun vollkommen entsetzt drein. Selbst Tom schien zu begreifen, dass diese Situation es erforderte, kurzzeitig die Finger von den Käsepommes zu lassen.
»Ach, du liebe Güte, kündigst du etwa?«, fragte er, was, angesichts der zutiefst bestürzten Miene, auch Posys erste Vermutung gewesen war.
»Nein! Sei nicht albern, warum sollte ich kündigen?«, entgegnete Verity verdutzt. »Wie kommt man nur auf so eine seltsame Schlussfolgerung. Obwohl … auf gewisse Weise kündige ich wohl doch.«
»Bitte, Very, mein Blutdruck hält so viele Schocks nicht aus«, stöhnte Posy.
»Herrgott, Very, spuck’s aus, oder ich bring mich gleich um«, blaffte Tom, und ausnahmsweise stimmte Mattie ihm zu.
Verity blickte theatralisch gen Himmel. »Ich kündige …« Sie hielt inne, woraufhin alle kollektiv die Luft anhielten, was wiederum Mattie zu der Vermutung veranlasste, dass Verity das Ganze etwas zu sehr genoss. »… mein Mietverhältnis für die Wohnung über dem Laden. Auch wenn ich mich durch eure Angst, ich würde das Happy Ends verlassen ziemlich bestätigt fühle. Es ist schön zu wissen, dass man gebraucht wird.«
»Eine schreckliche Sekunde lang dachte ich schon, ich müsste die Umsatzsteuererklärung ganz allein machen, und mein Leben zog blitzartig an mir vorbei«, sagte Mattie, woraufhin Posy etwas mühsam ihr Glas über den Tisch streckte, um solidarisch mit ihr anzustoßen.
»Nicht nur du«, sagte sie, bevor sie ihr bekümmertes Gesicht Verity zuwandte. »Wann ziehst du aus? Im neuen Jahr?«
»Na ja, ein bisschen früher. Wenn wir mit den verlängerten Ladenöffnungszeiten loslegen, was bedeutet, dass wir sonntags aufhaben, dann muss ich wohl … na ja, übermorgen raus, wenn das okay ist«, erklärte Verity entschuldigend. »Ich könnte zwar bis Neujahr warten, aber Johnny hat einen dieser modernen Heißwasserhähne installieren lassen, sodass ich im Nu Tee machen kann, und er hat einen neuen Fenstersitz in meiner Lieblingsleseecke einbauen lassen, der wirklich sehr gemütlich ist, und ich bin ja sowieso die ganze Zeit bei ihm … Oh! Ja, ich würde also bei Johnny einziehen«, fügte sie hinzu, als ob das überhaupt zur Debatte gestanden hätte.
Johnny war Veritys Freund. Ein schicker Architekt, der – beinahe wie Mr. Darcy aus Veritys Lieblingsbuch Stolz und Vorurteil mit seinem »schönen Park in Pemberley« – ein Haus mit fünf Schlafzimmern in Canonbury hatte, jedoch niemanden, mit dem er es teilen konnte. Bis jetzt.
»Oh! Very! Warum hast du denn nicht schon früher was gesagt?«, rief Posy und griff nach Veritys Hand. »Lass uns den Ring sehen. Oh … kein Ring.«
»Weil wir nicht verlobt sind. Wir leben bloß zusammen.«
»Ein Leben in Sünde«, intonierte Tom, die Hände wie zum Gebet gefaltet, nun da er, ohne einen Gedanken an die anderen zu verschwenden, sämtliche Käsefritten verspeist hatte. »Und das als Pfarrerstochter.«
»Tom, du weißt doch, dass das Ninas Spruch ist. Den kannst du nicht bringen«, rügte ihn Verity. »Und außerdem, hallo? Willkommen im 21. Jahrhundert.«
Mattie freute sich für Verity, das tat sie wirklich. Auch wenn das Zusammenwohnen mit einem Mann ungefähr ihrer Vorstellung der Hölle entsprach. Sie gab sich Mühe, aufrichtig erfreut zu lächeln, während sie sich überlegte, was wohl der angemessene Zeitraum wäre, bevor sie Posy fragen, bitten, ja, anflehen könnte, ihr zu gestatten …
»Tja, wenn Very auszieht, dann nehme ich ihr Zimmer«, sagte Tom ganz ruhig, als wäre es bereits beschlossene Sache, dass er mietfrei in der Wohnung über dem Laden leben würde. »Das ist nur fair, oder?«
»Warte, nein, das ist überhaupt nicht fair!«, rief Mattie. »Ich wollte gerade fragen, ob ich das Zimmer haben kann.«
»Tja, da hättest du eben schneller sein müssen«, entgegnete Tom in diesem herablassenden Tonfall, der in Mattie den Wunsch weckte, ihm den nächstbesten schweren Gegenstand über den Schädel zu ziehen – in diesem Fall ein Feuerlöscher. »Wie auch immer, die Wohnung ist für Mitarbeiter der Buchhandlung gedacht.«
»Die Teestube ist ein wesentlicher Bestandteil der Buchhandlung«, erwiderte Mattie eisig, obwohl sie normalerweise darauf bestand, dass sie – obwohl sie äußerst dankbar für die Laufkundschaft der Liebesromankäufer war – ein eigenständiges Geschäft führte. »Trotzdem, vielen Dank, dass du mir das Gefühl gibst, Teil der Happy-Ends-Familie zu sein.«
»Für den Fall, dass du es vergessen haben solltest: Ich bin schon viel länger im Happy Ends als du in der Teestube.«
»Du hast doch ewig nur Teilzeit gejobbt«, erwiderte Mattie ruhig, obwohl sie innerlich wütete. »Ich wette, wenn man alle Stunden zusammenzählt, die ich in der Teestube verbrachte habe, sind es deutlich mehr, als du im Laden gearbeitet hast. Ich bin jeden Morgen um halb acht da, an den meisten Abenden gehe ich nicht vor zwanzig Uhr, und jetzt willst du mir auch noch die zwei Stunden Schlaf rauben, die ich durch den kürzeren Weg bekommen könnte.«
»Du reagierst gerade völlig über«, erwiderte Tom ungerührt, obwohl er nach vier Jahren eigentlich lange genug mit Frauen zusammengearbeitet hatte, um zu wissen, dass es quasi einem Verbrechen aus Hass gleichkam, einer Frau zu sagen, dass sie überreagierte, wenn sie genau richtig reagierte. »Posy. Die Entscheidung liegt bei dir.«
Posy stieß auf. »Mein Sodbrennen ist wieder da. Ihr zwei habt mir Sodbrennen beschert, und ich habe gerade große Lust, die Wohnung keinem von euch zu geben.« Sie rülpste erneut. »Ich darf mich nicht aufregen, also müsst ihr untereinander ausmachen, wer die Wohnung bekommt. Morgen«, fügte sie hinzu. »Aber jetzt geht erst mal einer von euch los und holt mir noch eine Holunderblütenlimonade, weil ich rülpsen muss, wie noch nie zuvor eine Frau gerülpst hat.«
»Du hast doch die letzte Stunde ständig gerülpst«, erdreistete sich Verity und bewies damit einmal mehr, dass sie wesentlich mutiger war als Mattie.
Posy seufzte. Dann rülpste sie erneut. »Glaub mir, das ist erst die Aufwärmrunde«, sagte sie niedergeschlagen. »Irgendwo in meiner Bauchgegend steckt ein wahres Ungeheuer, das gerade erst dabei ist, sich Gehör zu verschaffen.«