Das Buch
Er wurde für tot erklärt, da war er 28. Nach einem Nierenversagen hatte Shaman Durek eine Nahtoderfahrung und das Gefühl, sein Körper, sein Geist, seine Seele lösten sich auf. Diese Erfahrung machte ihn zu dem Menschen, der er heute ist: dem Vorreiter des modernen Schamanismus.
In seinem Buch vermittelt er Techniken, die den Menschen einen völlig neuen Zugang zu ihrer eigenen inneren Stärke ermöglichen. Er nimmt seine Leserinnen und Leser furchtlos mit in das, was er »Blackout« nennt: das Zeitalter der Dunkelheit aus Fake News, Shitstorms, Manipulation, das die Menschheit momentan durchläuft. Dabei führt er ihnen ihr eigenes Ich so lange und eindringlich vor Augen, bis die inneren Blockaden einer neuen inneren Haltung zur eigenen Kraft und Weisheit weichen.
Rituale und Übungen runden das Buch ab und machen seine Lektüre zu einer einzigartigen Lebenserfahrung.
Der Autor
Durek Verrett, aka Shaman Durek, entstammt in sechster Generation einer ghanaischen Schamanenfamilie. Über Jahrzehnte studierte er die Lehren seiner Vorfahren und afrikanischer Medizinmänner, bevor er zu einem der gefragtesten Vertreter des modernen Schamanismus wurde. Er ist Autor und Aktivist für Menschenrechte, dabei vertritt er ganz explizit die Rechte der Frau. Shaman Durek lebt mit seiner Lebensgefährtin, der norwegischen Prinzessin Märtha Louise, abwechselnd in den USA und Europa.
Shaman Durek
Spirit Hacking
Der Schamanische Schlüssel für ein Leben voller Power, Erleuchtung und innerer Stärke
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Pia Götz
Die Originalausgabe Spirit Hacking: Shamanic Keys to Reclaim Your Personal Power, Transform Yourself, and Light Up the World erschien 2019 im Verlag St. Martin’s Press, NY, NY, USA
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ISBN 978-3-8437-2345-9
© der deutschen Ausgabe 2021 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
© der Originalausgabe 2019 by Shaman Durek
Foreword © 2019 by Dave Asprey
Übersetzung: Pia Götz
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Umschlagfoto © Amir Magal
E-Book: LVD GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
An meine Leserinnen und Leser
Die Schulmedizin ist breit aufgestellt und rettet viele Leben, wofür ich sehr dankbar bin und weshalb ich mich auch für sie ausspreche. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass wir aktuell angewandte medizinische Methoden durchaus verbessern können, indem wir uns auch alternativen Behandlungsmöglichkeiten zuwenden. Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, sollten wir uns allen möglichen Ursachen für Krankheit und Beschwerden im Körper zuwenden und öffnen.
Für mich sind Krankheiten wie Krebs oder chronische Erkrankungen unter anderem ein Ausdruck einer Fehlfunktion unseres Körpers im Verhältnis zu seiner Umwelt und unserem Planeten. Vieles von dem, was wir tun, ist ungesund und schadet uns und den Generationen, die kommen: Wir führen Kriege, sitzen vorm Fernseher, spielen Videospiele, essen ungesund, konsumieren gesundheitsschädliche Inhalte. Uns wird nicht erklärt, wie wir mit emotionaler Unruhe umgehen können. Leider leben wir auf einem Planeten, der eher feindlich für unseren Körper ist. Unserem Bewusstsein wird gesagt, alles sei in Ordnung, aber unser Unterbewusstes weiß, dass das nicht stimmt.
Wir scheuen uns, die Tiefen unseres Unterbewusstseins zu erforschen, weil es uns Angst macht, was wir dort finden könnten. Fragen wir einen Patienten, warum er krank ist, kann er darauf häufig keine Antwort geben. Kaum ein Mensch, der unter einer Krankheit leidet, ist sich ihrer Ursache bewusst.
Um gleich für Klarheit zu sorgen: Ich behaupte nicht, Krebs oder andere Krankheiten seien selbst verschuldet. Worauf ich lediglich hinweise, ist, welche Auswirkung unsere Umwelt auf unsere Lebenskraft und Ausdauer hat. Die unsere Gesundheit bedrohenden Einflüsse haben wir uns auf diesem Planeten selbst erschaffen, und zwar mit radioaktiver Strahlung, fossilen Brennstoffen, Chemikalien, mit krebserregenden und anderen Schadstoffen. Diese ungesunde Umwelt ist der Grund für körperliche und seelische Krankheiten und Dysfunktionen des menschlichen Körpers.
Shaman Durek
Ich widme dieses Buch meinem Vater.
Vorwort von Dave Asprey
Kennst du die Filme wie Matrix oder Mission Impossible, in denen der Protagonist über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt wie das Hacken von Computern, oder der geradezu übermenschliche Talente besitzt? Es ist wohl eine Spiegelung unserer Welt, in der einige Menschen großartige Künstler sind, die brillant singen können, oder andere, die das Internet erschaffen oder Raketen bauen, die zum Mond fliegen. Manche Menschen spielen Fußball wie David Beckham oder sprinten wie Usain Bolt.
Vielleicht glaubst du auch an das Gleichheitsprinzip, wie es in der Unabhängigkeitserklärung der USA steht, dass »alle Menschen gleich geschaffen« sind. Aber das stimmt so nicht. Ja, wir sollten gleiche Rechte haben und gleichbehandelt werden, aber einige Menschen sind gewissermaßen außergewöhnlich. Seit zwanzig Jahren beschäftige ich mich mit dieser Art von Menschen auf meinem Weg, mich zu einem Higher Performer zu entwickeln, zu einem »besseren«, im Sinne von fähigeren, Menschen. Anfangs tat ich die typischen Dinge, die einem in Ratgebern empfohlen werden. Ich trieb intensiv Sport, probierte Diäten, die nicht funktionierten, arbeitete viel, um mir alles leisten zu können, was mich glücklich machen sollte. Ich investierte in meine Bildung. Ich ging bis an die Grenzen, arbeitete oft die Nächte durch und erhielt schließlich einen MBA von einer renommierten Hochschule. Mit siebenundzwanzig Jahren hatte ich sechs Millionen US-Dollar erarbeitet. Allerdings ging es mir miserabel, und ich war hundemüde. Ich hatte tatsächlich geglaubt, dass mein Hirn und mein Denkvermögen für mein Glück zuständig wären. Dabei hatte ich die emotionale und spirituelle Komponente völlig außer Acht gelassen, die uns den wirklichen Zugang dazu gewährt, was uns außergewöhnlich macht.
Ich gab Unsummen dafür aus, mich auf jede mögliche Weise zu entwickeln und zu verbessern, die ich finden konnte; von der kleinsten biologischen Zellebene bis hin zur höchsten spirituellen.
Auf meiner Entdeckungsreise entwickelte ich den modernen Bereich des Biohackings, den es vorher so nicht gab. Beim Biohacking geht es darum, sich selbst, den eigenen Körper und die eigenen Verhaltensweisen so zu verändern und zu optimieren, dass wir schließlich Kontrolle über unsere Biologie gewinnen können. Das hat mich auch dazu gebracht, meine Firma Bulletproof zu gründen. Wir wollen Menschen dazu verhelfen, ihre unbegrenzten Möglichkeiten zu finden. Ein Beispiel dafür ist mein Bulletproof Coffee1, den man mit Butter anstelle von Milch trinkt, was bewirkt, schon beim ersten Getränk am Morgen auf Kohlehydrate zu verzichten und den Körper zu zwingen, Fett zu verbrennen. Wir verwirklichten diese Idee mit einem Risikokapital von achtundsechzig Millionen US-Dollar und zweihundert Millionen Tassen Kaffee. Ich habe Bestseller zum Thema Willenskraft und unser Gehirn geschrieben, mit mehreren Hundert Forschern über Bewusstsein, Gehirn und Biologie auf meinem Podcast gesprochen und eine neurowissenschaftliche Abteilung gegründet, die unser menschliches Gehirn untersuchen und optimieren soll.
Als ich am Ende alles ausprobiert hatte, was für einen Computer-Hacker wie mich funktionieren konnte, probierte ich Dinge, denen viele rational denkende Menschen kritisch gegenüberstehen. Ich ging nach Tibet und lernte Meditation von einem großen Meister. In Peru nahm ich an Ayahuasca-Zeremonien mit einem Schamanen teil, zwanzig Jahre, bevor es zum Trend wurde. Ich probierte Techniken aus, die in der chinesischen Energiemedizin und im Schamanismus praktiziert werden, obwohl ich kein Schamane bin. Gleichzeitig beschäftigte ich mich auch mit Mitochondrien, Hormonen und Anti-Aging. Die Wahrheit ist nämlich, dass diese Welten, die Biologie und das Spirituelle, nebeneinander existieren und wir von beiden lernen sollten.
Dabei habe ich erkannt, dass es Menschen auf diesem Planeten gibt, die Dinge sehen und spüren, welche anderen verborgen bleiben. Jede Gesellschaft seit Beginn der Menschheitsgeschichte hat sich mit diesen Aspekten auseinandergesetzt und ihr Wissen dazu gesammelt und weitergetragen. Schamanen unterschiedlichster Herkunft haben seit jeher die Geisterwelt bereist, kranken Menschen geholfen, verlorene Seelen gefunden und Träume interpretiert – und das alles außerhalb wissenschaftlicher Erklärungsmöglichkeiten. Wissenschaftler fühlen sich zu dem hingezogen, was nicht zu erklären ist, denn dort findet wahres Lernen statt.
Der Stamm der First Nation Cowichan in der Nähe von Vancouver Island, wo ich wohne, hat eine mündlich überlieferte Geschichte, die älter als zehntausend Jahre ist. In dieser Geschichte hat der Medizinmann einen Traum von einer großen Flutwelle. Er sagte seinen Dorfbewohnern, sie sollten mit ihren Kanus hinaus aufs Meer paddeln. Und so überquerten sie den Wellenkamm, noch bevor die Welle ihre volle Größe erreicht hatte und auf die Insel niederprallte, die zurückgebliebenen Dörfer zerstörte und die Landschaft in die heute bekannte Form umgestaltete. Wie konnte der Medizinmann das wissen? Ist es vielleicht doch möglich, dass auch einige von uns solche Fähigkeiten haben?
Es ist nicht nur möglich, sondern mittlerweile auch durch Untersuchungen belegt, dass wir Menschen zu mehr fähig sind, als wir bisher angenommen haben. Ich kann mich nur glücklich schätzen, dass ich einigen dieser großartigen Menschen begegnen durfte. Manche nennen sich Schamanen, andere wissen einfach, dass sie Dinge sehen oder tun können, die anderen verborgen bleiben. Und ich kenne auch Menschen, die verzweifelt Zugang zu solchen Fähigkeiten suchen, sich Schamane nennen und eine Praxis eröffnen und sich auch einige dieser Fähigkeiten aneignen konnten.
Es gibt viele, die den Basketball in den Korb »dunken« können. Aber es gibt nur einen Michael Jordan.
Shaman Durek ist ein ganz besonderer Mensch. Er stammt nicht nur aus einer langen Tradition verschiedener Schamanenkulturen, er kann sich auch mit einer Kraft in Dinge einklinken, die ich einfach nicht verstehe. Ich habe selbst erleben dürfen, wie seine Augen nach hinten rollen und er in uns unbekannten Sprachen spricht. Kein Kauderwelsch, sondern volle Sätze und von einer Sprache zur nächsten springend, während er verschiedene Heilmethoden anwendet.
Seit seiner Geburt ist er sehr stark mit einer Welt verbunden, die um uns herum existiert, die wir aber nicht sehen können. Deshalb hat er diese einzigartige Absenderkompetenz, uns eine wichtige Vision dieser Welt näherzubringen, die uns von großem Nutzen sein kann. Eine Vision, in der deine Essenz zählt und von hoher Bedeutung ist, genauso wie dein Gehirn und dein Körper.
Man könnte ihn fast einen Spirit-Hacker nennen. Für mich ist er jedenfalls einer.
Dave Asprey
Gründer von Bulletproof
New York Times-Bestsellerautor von Hirn Tuning und Die Bulletproof-Diät
Einleitung
Die Medizinfrau hatte es mir zwar zwei Tage zuvor gesagt, dennoch war ich völlig unvorbereitet und überrascht, als ich starb.
Mit siebenundzwanzig Jahren war ich im Dschungel von Belize von schamanischen Stammesältesten ausgebildet worden. Schon damals war es schwer genug für mich gewesen, meine eigene Endlichkeit zu begreifen. Als dann die Krampfanfälle anfingen und meine Organe nach und nach versagten, mir meine tote Großmutter im Krankenhaus erschien und sagte, ich solle mich dem Schmerz und dem Tod hingeben: Wen hätte diese Erfahrung nicht umgehauen?
Als Schamane hatte ich das Sterben als Initiationsritual begriffen, das meinen Körper zerstörte und mein Ego auslöschte. Anstelle dessen wurde mein Geist mit heiligen Lehren und Erkenntnissen erfüllt und erleuchtet, die mein Verständnis der Realität nachhaltig verändert haben. Diese Erfahrung ließ mich verletzlich und demütig zurück. Dafür wurden meine Kraft gestärkt und mein Glaube in Spirit, eine übergeordnete Geisterwelt, gefestigt. Es hat mich dazu gebracht, mich in den Dienst der Menschen und unseres Planeten zu stellen – aber erst nachdem ich aus dem Koma erwacht bin, die Hirnschäden geheilt waren und ich wieder laufen lernte.
Ich hatte mich bereits intensiv mit Schamanismus beschäftigt und ihn auch seit längerer Zeit praktiziert, eigentlich seitdem mir meine Ahnen in meiner Kindheit erschienen sind. Trotzdem war es dieser Moment, als ich starb, der alles veränderte. Der Tod malte das Zeichen des Schamanen auf meinen Körper, meinen Geist und meine Seele. Die New Age2-Bewegung hat nämlich etwas falsch verstanden. Du wirst kein Schamane, indem du nach Peru reist, einen Poncho kaufst, ein paar heilige Lieder singst und lernst, wie man Ayahuasca3 mixt. Du wirst Schamane, weil die Geister dich erwählen.
Das Einmaleins des Schamanismus
Seit Anbeginn der Menschheit ist der Schamanismus ein essenzieller Teil jeder alten Kultur und jeder Stammesgruppe. Das Wort Schamane heißt so viel wie »der, der weiß«. Schamanen sammeln ihr Wissen durch Reisen in andere Dimensionen, sodass sie gleichsam als Botschafter zwischen unserer Welt und der der Spirits oder Geisterwesen agieren. Sie haben eine große Auswahl an spirituellen Werkzeugen und Techniken, mit denen sie die Geister, die Ahnen und Elemente kontaktieren können. Und sie können auch andere Energien, Wesen und wissende Kräfte rufen, um die Gesundheit und das Wohl von allen im Stamm zu sichern.
Schamanen sehen Realität durch eine erweiterte Linse, die die Lebensenergie, das Heilige und Göttliche in allen Lebewesen anerkennt, inklusive der Tier- und Pflanzenwelt. Weder die dritte Dimension unseres limitierten Denkens noch unsere fünf Sinne grenzen den Schamanen ein. Nichts kann ihn wirklich aufhalten. Die meisten Menschen sind so programmiert, dass sie ihre extrasensorischen Fähigkeiten ablehnen, genauso wie die Existenz einer nichtmateriellen Realität und der gesamten Geisterwelt. Aber größtenteils sind die Menschen darauf programmiert, ihr immenses Potenzial nicht auszuleben, was sie leider dazu verdammt, stur an einer recht einfältigen und eingeschränkten Wahrnehmung der Realität durch die fünf Sinne festzuhalten.
Weil Schamanen die dritte Dimension transzendieren, wissen sie, dass alles lebendig und beseelt, von einer Energie durchzogen ist. Das heißt nicht, dass alles auch die Fähigkeit hat, komplexe Gedanken auszutauschen. Nun ist es nicht so, dass ich tiefe Gespräche über Shakespeare oder Quantenmechanik mit einem Baum führe. Aber Bäume stehen groß gewachsen und mit tiefen Wurzeln fest im Boden und besitzen eine eigene Weisheit, die sie uns mitteilen können. Schamanen nutzen unterschiedliche spirituelle Werkzeuge, um durch die Fenster unserer Wahrnehmung zu steigen. Dadurch können sie mit anderen intelligenten Wesen und Daseinsformen auf unserem Planeten in Verbindung treten und kommunizieren.
Ich rede hier nicht von Ayahuasca
Wenn wir heutzutage den Ausdruck Schamane hören, fällt den meisten ein Typ ein, der wie sein Krafttier heißt, lange Mala-Ketten trägt, Palo-Santo-Holz verbrennt und Leuten Pflanzenmedizin zu trinken gibt. Wie oft bin ich gefragt worden, ob ich mit Pflanzenmedizin arbeite und Leuten helfe, high zu werden – beides kann ich verneinen.
In Wahrheit gibt es viele verschiedene Arten von Schamanen. Einige von ihnen arbeiten mit Wurzeln, also mit Wurzelmedizin und den Wurzel-Spirits oder -geistern. Andere befassen sich mit Wasser, so zum Beispiel in Indonesien. Sie arbeiten also nur mit dem Wasserelement und den entsprechenden spirituellen Wesen. Es gibt Schamanen, die den Fokus auf Tiere und Tiergifte legen. Und ja, es gibt auch die Schamanen, die sich auf psychotrope Pflanzen spezialisieren, also Pflanzensubstanzen, die das Bewusstsein erweitern und somit dem Menschen ermöglichen, in die Geisterebene zu treten und dort zu kommunizieren. Das sind Pflanzen wie Peyote, ein meskalinhaltiger Kaktus, Iboga, ein Hundsgiftgewächs, San Pedro, das auch Huachuma genannt wird und auch ein Kaktusgewächs ist, und das mittlerweile populär gewordene Ayahuasca.
Pflanzenmedizin liegt momentan im Trend, und Ayahuasca ist quasi salonfähig geworden. Man sieht diverse Wochenendveranstaltungen mit weiß gekleideten Menschen, die psychodelische Mixturen trinken, sich erbrechen und sich ihr Hirn wegpusten. Danach laufen sie strahlend aus der Zeremonie mit großen Augen und einem glückseligen Lächeln. Sie haben eine unbeschreibliche Liebe für die Menschheit und den Planeten in sich entdeckt und wissen, dass absolut alles mit allem zusammenhängt. Dann erzählen sie ihren Freunden von diesem fantastischen und mystischen Erlebnis und fühlen sich endlich wie angekommen, hier im Klub der Spiritualität. Und nur zwei Wochen später schneidet sie einer im Straßenverkehr, und die Menschenliebe ist verschwunden. Dafür schnellt der Mittelfinger hoch, begleitet vom keifenden »F … dich!«.
Die Menschen benutzen die Pflanzenmedizin nicht richtig. Im traditionellen Sinne gibt der Schamane den Trank, um der Person zu ermöglichen, gewisse innere Türen zu öffnen, das Bewusstsein zu erweitern und seine Sichtweisen zu verändern. Es geht hier nicht darum, einen weiteren Haken auf die persönliche Bucket List4 setzen zu können oder ein spannendes Thema für die nächste Party zu finden. Und sollte auch nicht einfach ein hammergeiler psychedelischer Trip sein. Die Pflanze als Ritualtrank existiert, um uns zu zeigen, was möglich ist, wenn wir unsere irrtümlichen Grenzen zerstören, die unsere Realität ausmachen. Die Pflanzenmedizin ist allerdings nur das Eintrittstor zu einem Ort mit beschränkter Verweildauer.
Viele verwechseln den Rausch mit dem Bewusstseinszustand, der dabei entsteht, und werden abhängig von der Pflanze. Sie glauben, diesen Zustand nur durch die Pflanze erlangen zu können, und merken nicht, dass dieser bereits in ihnen liegt und eigentlich jederzeit erreichbar ist. Das schränkt sie dann natürlich am Ende etwas ein, denn sie fühlen sich auf die Pflanze und den Schamanen angewiesen, den sie auf ein Podest stellen und wie ein goldenes Kalb anbeten.
Sei endlich dein eigener Guru
Schamanen sind keine Gurus und alles andere als perfekt. Viele spirituelle Lehrer geben sich den Anschein, dass sie alles im Griff und den hundertprozentigen Durchblick haben. Manche tun so, als wären sie die nächste Stufe erleuchteter menschlicher Wesen, die weder stolpern noch furzen und auch sonst keine Fehler machen. Das ist Unsinn. Solange du in einem biologischen Raumanzug steckst – als das bezeichne ich unseren Körper –, wirst du mit Ärger, Stress und Chaos konfrontiert werden. Immerhin leben wir in einer Dualität. Das heißt, wir haben es mit richtig schwierigen Herausforderungen zu tun wie echter Finsternis und anderen düsteren Dingen. Und das betrifft uns alle. Klar, ich habe ein paar gute Voraussetzungen, mit solchen Schwierigkeiten wie der Finsternis und anderen Lebensaufgaben gut umzugehen. Ich habe die Werkzeuge des Schamanen, die mich darin unterstützen, und natürlich die Geister und meine Ahnen. Aber das heißt nicht, dass ich mich nicht den gleichen Aufgaben und Herausforderungen stellen muss wie alle anderen. Auch ich werde wütend oder benehme mich daneben oder werde getriggert und reagiere entgegen meiner eigentlichen Absicht. Ich bin auch nur ein Mensch – genauso wie du.
Der Mensch liebt es jedoch, das Goldene Kalb anzubeten. Und so wird der Schamane gern schnell auf ein Podest gestellt. Das ist wirklich ziemlich nervtötend. Wenn du mich auf ein Podest stellen willst, dann klettere bitte auch auf eins, damit wir wieder auf Augenhöhe sind. Ich habe keine Lust auf Nackenschmerzen, nur weil du willst, dass ich von da oben zu dir nach unten reden soll. Wenn du kommst, dann bitte als Gleichberechtigte/r, sonst komm lieber erst gar nicht. Ich bin nicht hier, um dein Guru zu sein. Sei endlich dein eigener Guru.
Spirit-Schamanismus
Meine Schamanentradition ist allgemein bekannt als Spirit-Schamanismus – hier geht es um andere Sphären, Geister und weitere immaterielle Wesen. Der Spirit-Schamanismus ist eine der ältesten Traditionen auf unserem Planeten, weshalb unser Initiationsritus auch so intensiv ist (Du erinnerst dich, ich musste tatsächlich sterben!). Wir Spirit-Schamanen sind nicht auf Pflanzen und deren Extrakte oder andere materielle Werkzeuge angewiesen, um zu heilen. Wir gehen direkt zur Quelle, nämlich zu den Geistern selbst.
Jede Lebensform hier auf der Erde hat eine Seele, einen Geist. Spirit-Schamanen pflegen ihre Beziehung zu diesen Geistern und Seelen. Somit funktioniert die Kommunikation im Notfall besser, wenn eine Situation oder ein Mensch sich in Schieflage oder gar im Chaos befindet. Dann helfen die Geister und sagen uns, was zu tun ist oder wie wir die Situation wieder ins Lot bringen können, damit Ordnung und Harmonie zurückkehren können.
Als die Ahnen mich als Kind besuchten und anfingen, mir den Schamanismus zu vermitteln, nahmen sie mich mit in andere Sphären und stellten mir die Geister vor. Dadurch baute ich meine ganz eigene Beziehung zu diesen Wesen auf. Ein großer Teil meiner Schamanenausbildung bestand darin, dieses Netzwerken mit den Spirits kennenzulernen, ihre Energie und ihre Welt zu verstehen, sodass ich sie auch hier in dieser Dimension um Hilfe bitten kann.
Anstatt mich auf eine Pflanze oder Trommel zu verlassen oder mich durch eine Atemtechnik in die Spirit-Welt zu begeben, leben wir Spirit-Schamanen ununterbrochen auf diesen Ebenen. Wenn ich mit einem Klienten arbeite und mich als freien Kanal zwischen den Welten öffne, kommen alle möglichen Wesen und Energien durch mich durch. Es kann vorkommen, dass ich in einer Sitzung singe oder tanze, ich kann in Zungen reden oder Mudras – das sind spirituelle Handformationen – machen. Vielleicht sage ich ein Gebet in einer mir fremden Sprache auf. Unterschiedliche Geister können durch mich hindurchtreten, seien es ein afrikanischer Stammesältester, ein asiatischer Mönch, ein Aborigine-Häuptling oder ein tibetischer Rinpoche oder Lama. Schamanen sind gleichsam spirituelle Gleichstellungsbeauftragte. Wir haben keine Vorbehalte gegenüber irgendeiner Kultur, Tradition oder Religion. Wir diskriminieren nicht und sind freie Kanäle für alle Geister und Energiewesen, egal, aus welcher Dimension sie erscheinen. Wir sind sehr fortschrittlich, was das angeht.
Die Geisterwelt existiert, auch wenn du sie nicht siehst
Vielen fällt es schwer, zu verstehen, was ich mache und womit ich mich beschäftige. Sie haben keine Vorstellung von Spirits oder unsichtbaren Energien. Ihnen fehlt der Bezug zu anderen Sphären oder Dimensionen und Existenzen. Man kann es ihnen auch gar nicht verübeln. Uns werden diese Konzepte schließlich nicht in der Schule beigebracht. Den Kindern wird die materielle und konkrete haptische Welt erklärt, die wir durch eine eingeschränkte Sichtweise unserer dritten Dimension kennen. Das ist aber nur ein Teil des großen Ganzen. Doch nur, weil uns diese immaterielle Welt fremd ist, wir auch nicht wissen, wie wir sie wahrnehmen können oder wie wir uns in ihr zurechtfinden sollen, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt. Es heißt nur, dass wir sie noch nicht für uns entdeckt haben.
Mystische Ahnen
Als ich fünf Jahre alt war, fing meine Urgroßmutter Mamal an, mich in meinen Träumen zu besuchen. Meine Mutter meinte allerdings, dass ich schon im Alter von drei Jahren nicht wie die anderen Kinder war. Damals wäre ich zu Fremden im Supermarkt gegangen, hätte sie umarmt, ihnen ihre Probleme genannt und gesagt, dass ich sie liebe. Ich habe meine schamanische Tradition zwar väterlicherseits vererbt bekommen, meine Mutter stammt jedoch auch aus einer langen Linie norwegischer Orakel sowie amerikanisch-indianischer Medizinmänner und -frauen. Ihr ist die Geisterwelt nicht unbekannt, und so konnte sie mir sagen, dass meine spirituellen Fähigkeiten schon sehr früh zu erkennen waren.
Mamal war eine mächtige Medizinfrau aus Ghana. Dort hatte sie mit den Geistern gearbeitet, mit Kräutern und Musik, alles im Dienste ihres Stammes; eine Mischung aus Mende-, Yoruba- und Bantu-Traditionen. Als der Sklavenhandel die afrikanischen Völker durchdrang, floh Mamal nach Haiti, wo sie Hoodoo kennenlernte, eine religiöse Lehre mit magischen Ritualen, und von da ging sie nach New Orleans in den USA. Ihre schamanische Gabe war legendär, und ich habe viele Geschichten ihrer Wunderheilungen gehört. Mein Vater erzählte mir, dass in seiner Kindheit die Leute in New Orleans Schlange standen, um von Mamal behandelt zu werden. Sie würde den Patienten auf einen Holztisch inmitten des Arbeitszimmers legen, Öle und Kräuter in ihren Händen verreiben und dabei beten und singen. Dann spuckte sie in ihre Handflächen und rieb sie aneinander, dabei bewegte sie die Hände über den Körper des Patienten hin und her und beschwor die Geister. Sie sang und tanzte, während sie die Hände unablässig rieb. Schließlich gab sie der Person einen Klaps und dann noch weitere. Mit jedem Klaps würde die Person zittern und husten und sich sogar manchmal übergeben. Für solche Fälle stand ein Metalleimer unter dem Tisch bereit. Am Ende war der Patient geheilt, egal was er gehabt hatte. Das war ihre Methode, und anscheinend konnte sie damit die verschiedensten Krankheiten heilen. Zugegeben: Es war eine andere Zeit.
Meine Mutter ist eine große Seherin und Wissensquelle. Die alte Wikingerweisheit fließt durch ihre Adern. Sie wurde früh von ihrer Stieffamilie abgelehnt, denn sie waren schwarz, und meine Mutter war weiß. So hat sie viel Zeit in ihrer Kindheit bei einer Frau verbracht und von ihr gelernt, die für sie eine Art spirituelle Mutter war. Diese Frau war eine Rumänin mit Roma-Wurzeln, die meine Mutter schon mit acht Jahren die Kunst des Sehens und Wissens lehrte und wie man mit Energien arbeitet. Meine Mutter wusste bereits, als sie mit mir schwanger war, dass ich ein großer Schamane werden würde. Während der Schwangerschaft kamen meine Ahnen zu ihr und vermittelten ihr Lieder und Weisen, die sie vorher noch nie gehört hatte. Diese sang sie mir zwischen den Gebeten vor, die sie für mich aufsagte. Die Ahnen hatten sie auch angewiesen, gewisse Kraftobjekte in meinem Kinderzimmer aufzustellen: eine Trommel, um mir die musische Art des Mende-Stammes nahezubringen, eine Feder, sodass ich fliegen und um mich aus der irdischen Sphäre herausbegeben könnte, eine besondere afrikanische Decke, auf der sie kniete, um zu beten und zu meditieren, als ich noch ein Kleinkind war.
Der Ruf
In Anbetracht meiner tiefen spirituellen Wurzeln war ich nicht sonderlich überrascht, als mich meine verstorbenen Verwandten und fremde Geister nachts besuchten und mit mir sprachen. Ich dachte, jeder hätte diese Begegnungen, bis ich von den anderen Kindern ausgeschlossen, schikaniert und als Spinner hingestellt wurde, denn ihnen war so etwas noch nicht passiert.
Wenn ich von Spirits spreche, denken die meisten an Geister oder Ghule, durchsichtige oder gruselige Wesen, die über dem Boden schweben. Aber so zeigen sich Geistwesen nicht. Spirits oder Geistwesen sehen wie normale Menschen aus, allerdings können ihre Kleider oder ihr Zubehör sie verraten. Deshalb hat es mich als Kind auch etwas verwirrt, wenn plötzlich ein Afrikaner mit einer Krone auf dem Kopf und einem roten Samtumhang vor mir auf dem Stuhl saß und mich einfach nur anstarrte. Oder ich kam in mein Zimmer und fand dort einen Wikinger im Pelzmantel, der Knochen auf dem Boden würfelte. Währenddessen stand eine Indianerin hinter ihm und interpretierte die Formationen der Knochen, um mir die Kunst der Weissagung beizubringen. Mir ist schnell klar geworden, dass andere diese Wesen nicht sehen konnten, bis auf wenige in meiner Familie, die noch in der alten Tradition verhaftet waren. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Ab einem bestimmten Alter wurde meine Gabe immer stärker, und mir war bewusst, dass ich diese Fähigkeiten trainieren musste, damit ich mich in dieser Welt zurechtfinden und mit den Erfahrungen umgehen konnte, die immer häufiger vorkamen. Ich konnte Farben um Personen sehen. Ich fing an, die Emotionen der Menschen zu spüren und ihre Schutzwesen zu hören. Das konnte ziemlich laut, störend oder einfach überwältigend sein. Ganz abgesehen von den kreisenden Lichtkugeln, die plötzlich in irgendeiner Wand im Haus erschienen. Das waren Energieportale, aber das wusste ich damals noch nicht. Ich war ja auch erst in der Grundschule. Wie hätte ich damals schon verstehen können, was ein Energieportal ist, geschweige denn, wie man damit umgeht.
Ich erklärte meinem Vater, dass meine Fähigkeiten stärker wurden und es an der Zeit wäre, mit der Ausbildung zu beginnen. Er fragte, ob ich die Stimmen der Vorfahren hören könnte und ob sie mich mit Aufgaben beauftragt hätten. Und als ich dies bejahte, erzählte er mir, dass auch er die Stimmen gehört hatte.
Das war der Moment, als die Schläge anfingen und mein Großvater begann, mich als Teufelskind zu beschimpfen.
Damals auf dem Spielplatz
Als ich sehr jung war – etwa sieben oder acht Jahre –, spielte ich mit ein paar Kindern in der Pause. Plötzlich sah ich, wie eines der Mädchen Blut spuckte und ihm die Haare ausfielen. Es hat mich so erschreckt, dass ich zu schreien anfing und nicht aufhören konnte. Es wurde so schlimm, dass das Mädchen und ich zum Schulleiter ins Büro gebracht wurden, wo wir auf unsere Eltern warten sollten. Als unsere Eltern eintrafen, nötigte mich der Schuldirektor, meine Schreiattacke zu erklären. Ich gab irgendwann klein bei und erzählte, was ich gesehen hatte, woraufhin die Mutter und ihre Tochter zu weinen begannen.
»Mein Baby hat Leukämie!«, schluchzte die Frau.
Mein Vater sprang auf, packte mich fest am Arm und sagte, wir müssten gehen. Dann eilte er aus dem Raum und zerrte mich über den Parkplatz zu seinem Auto.
»Du ziehst zu viel Aufmerksamkeit auf dich«, fauchte er mich an, als wir im Fahrzeug saßen. »Es wird noch rauskommen, dass du diese Kräfte hast. Du darfst sie nicht benutzen. Sie sind böse, und du musst sie abschalten.«
Da wir aus einer langen Reihe von Schamanen stammen, kennen mein Vater und Großvater auch die Schwierigkeiten, die mit diesem Weg einhergehen. Mein Vater war bei seiner Großmutter (Mamal) und seiner Tante in die Lehre gegangen, die in New Orleans schamanisch tätig gewesen waren. Und so hatte er aus erster Hand die Probleme und Sorgen erlebt, die mich erwarten würden, wenn ich in diese Welt eintreten würde. Er wusste, ich würde beschimpft und ausgeschlossen werden, weil ich anders war. Auch wenn er es nie zugeben würde, hatte er Angst vor diesen Kräften, die er sein Leben lang unterdrückt hatte. Es war natürlich auch nicht sonderlich förderlich, dass seine Religion mich als »böse« betrachtete. Deshalb versuchte er, meine Gabe aus mir herauszuprügeln. Ich war die meiste Zeit meiner Kindheit blutig und blau geschlagen, und mir wurde immer wieder gesagt, dass ich schlecht sei und mich der Teufel verflucht habe.
Aber die Ahnen ließen nicht locker und beharrten darauf, dass ich mit meiner Ausbildung anfangen sollte. Ich wurde Tag und Nacht von Geistern besucht. Und so meldete sich meine Mutter zu Wort und stand mir zur Seite. Sie hatte sich von meinem Vater scheiden lassen, als ich drei war, und war nach New York gezogen. Nun bestand sie darauf, dass mein Vater mir erlauben sollte, den Weg der Schamanen zu gehen und die Welt der Geister zu erforschen.
Schamanen-Ausbildung: Die frühen Jahre
Von diesem Zeitpunkt an kamen die Ahnen und schickten mir Lehrer und Mentoren, Heiler und Stammesälteste. Ich begann, durch die Welt der Geister zu navigieren, zu verstehen, dass die Lichtstrudel Portale der Spirits waren und wie ich sie schließen konnte. Einige meiner Lehrer waren lebende Personen, andere waren immateriell.
Das ist ein weiterer Aspekt, der Schamanismus so einzigartig macht: Unsere Ausbildung und unsere Übungen finden nicht nur auf der physischen Ebene statt, sondern auch im Bereich der Geister und Spirits. Schamanen lernen von physischen Menschen sowie von feinstofflichen Manifestationen, die nachts in den unterschiedlichsten Formen erscheinen können. Die Geister können in Gestalt eines Indianerhäuptlings auftauchen oder als ägyptischer Tempelwächter, als eine Frau mit Schlangenkörper, die dich nachts aus dem Schlaf holt, um dir eine Nachricht zu überbringen oder ein Gebet mitzuteilen, oder sie zeigt sich dir, weil es an der Zeit ist, zu lernen, wie man den Wind herbeiruft oder dem Baum sieben Straßen weiter eine Opfergabe darbringt, selbst bei strömendem Regen nachts um zwei Uhr.
Die Geister arbeiten meist Hand in Hand mit den Lehrern in Menschenform. Ich erinnere mich an das eine Mal, als eine Mitschülerin mich zu sich nach Hause eingeladen hatte. Ihre Mutter Diana war eine Hexe. Sie erzählte mir, dass meine Ahnen sie besucht hätten, denn sie solle mir die dunklen Künste beibringen. Meine Vorfahren wollten nicht, dass ich die dunklen Künste tatsächlich selbst praktiziere, sondern wollten, dass ich lerne, mich gegen sie verteidigen zu können, wenn sie mir begegnen. Diana gab mir Bücher zum Lesen, die ich unter meiner Matratze versteckte, damit mein Vater und meine Stiefmutter sie nicht fänden und mich dafür schlügen.
Meine Tante Hazel, die noch die alten Sitten aus Haiti praktizierte, schulte mich heimlich, denn sie kannte die Angst meines Vaters vor den Kräften in unserer Familie.
»Sag deinem Vater nicht, was wir hier tun«, ermahnte sie mich nach jeder unserer Sitzungen.
Tante Hazel erklärte mir, wie ich mit meinem Atem in die Geistwelt reiten konnte. Noch heute lerne ich von Ahnen und Geistern in dieser anderen Welt. Ich erinnere mich auch an das allererste Mal, als ich mit meinem Atem in diese Welt eindrang. Ich traf auf einen Spirit, der mir auftrug, um vier Uhr morgens aufzuwachen und einen Ort aufzusuchen, an dem es Schlamm, Wasser und Vögel gab. Ich stellte den Wecker und schlich mich aus dem Haus. Als ich in einem Park ankam, wo all das vorzufinden war, wartete dort der Geist am Rand des Teiches mit sechs toten Vögeln. Er trug mir auf, die Vögel zu begraben und dann Kreise um sie herum zu ziehen. Dann sollte ich mich hinsetzen und auf die Energie der Vögel meditieren. Wie ich so dasaß, flogen die Vögel aus der Erde, in die ich sie zuvor eingegraben hatte, und drangen in meinen Körper ein, vereinten ihre Energie mit meiner. Diese Erfahrung vermittelte mir, wie ich fliegend durch die Geisterwelt navigiere. Meine Perspektive wurde weiter und erlaubte mir dadurch, meine Wahrnehmung dieser Welt zu verändern
Als ich mit mit Schlamm beschmutzten Schuhen und dreckigen Fingern nach Hause kam, war unglücklicherweise mein Vater wach und erwartete mich bereits. Und so musste ich eine weitere Tracht Prügel ertragen, für das Rausschleichen und das Ausüben von Fähigkeiten, die ich hatte stilllegen sollen.
Vielfältig, multikulturell und komplex
Spirit-Schamanen arbeiten mit Geistern aus allen Kulturen, Völkern und Traditionen. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur die verschiedenen Religionen und Philosophien kennen, sondern auch deren Geschichte, Entwicklung und Abstammungslinien. Selbst heute reise ich noch um die Welt, um mich in anderen Kulturen, Religionen und weiteren schamanischen Traditionen fortzubilden. Ich höre nicht auf zu lernen, mich weiterzubilden und meinen Horizont zu erweitern.
Weil meine Familie ihre Wurzeln sowohl in westafrikanischer Stammeskultur als auch skandinavischer Tradition haben, machten mich meine Ahnen intensiv mit ihren Praktiken und Überlieferungen vertraut. Ich habe außerdem bei den Schamanen der Lakota und Cherokee-Indianer gelernt, bei Schamanen in Haiti, Nigeria, Hawaii sowie bei den Babalawo-Priestern des afrokubanischen mystischen Kults. Ich habe die jüdische Tradition und die Kabbala in Israel studiert, Sufismus in der Türkei und quer durch Europa den christlichen und katholischen Glauben wie auch die christliche Mystik. Darüber hinaus gibt es Geister verschiedenster Ursprünge, Religionen und Kulturen, die mich unterweisen und mir Rat schenken. Ich bin ihr Kanal, und sie arbeiten durch mich. Das sind unter anderem Spirits der Maori, Stammesälteste aus Walhalla, Geister aus Angola, Thailand und Vietnam.
Die Ausbildung ist weder linear noch logisch. Zum Beispiel erkannte ich die Symbole aus den Büchern über die dunklen Künste, die mir Diana damals gab, erst, als ich in Israel der jüdischen Mystik näherkam. Durch das Studieren der Thora und der hebräischen Sprache verstand ich die Chiffren5, die in der Sprache versteckt waren. Erst dann konnte ich begreifen, wie man diese Chiffren einsetzt, um zu erschaffen, zu verwandeln und zu zerstören.
Während meines Aufenthalts in Israel wurde ich fast vom Bus überfahren. Als der Bus auf mich zufuhr, zerrte mich ein als Chassid erkennbarer Mann von der Straße, und ich landete am Fenster eines Reisebüros. Als ich mich aufraffte und den Schreck abschüttelte, sah ich im Schaufenster ein Plakat, auf dem Besuchen Sie die Türkei zu lesen war. In dem Moment wusste ich, Spirit will, dass ich in die Türkei reise. Dort traf ich einen nigerianischen Schamanen, der mich zu einer sehr tief greifenden Zeremonie im Wald mitnahm. Während dieser Zeremonie begegnete mir ein kubanischer Geist, der mir viele Dinge beibrachte und der mir noch heute bei Heilsitzungen wie auch in meinen Träumen zur Seite steht.
Wie du siehst, stammt der Großteil meiner schamanischen Ausbildung und Unterweisungen aus meiner Bereitschaft, die Zeichen zu lesen und den raffinierten Hinweisen der Geister zu folgen. Dieser Unterricht ist offensichtlich nicht ganz so klar strukturiert wie die meisten typischen Uni-Lehrpläne.
Als ich vier Minuten lang tot war
Zwei Tage nachdem ich den Dschungel verlassen hatte, hörte ich eine Stimme, die mir sagte, ich würde sterben. Ich erwachte mitten in der Nacht. Auf mir saß ein Geist, der in meinen Körper hineingriff. Das nächste Mal, als ich zu Bewusstsein kam, lag ich auf einer Krankentrage im Rettungswagen, neben mir mein Freund Marcus, der sehr verängstigt umherblickte.
»Was ist los?«, flüsterte ich.
Der Rettungsassistent berichtete, dass ich fünf Krampfanfälle hintereinander gehabt hatte. Das war etwas ungewöhnlich, denn ich war weder ein Epileptiker, noch hatte ich jemals vorher einen Krampfanfall gehabt. Bis wir im Krankenhaus angekommen waren, hatte ich zwei weitere Anfälle. Da begriff auch ich, was hier los war und dass ich dabei war, zu sterben. Ich bekam panische Angst.
Eine Frau mit strahlendem Lachen kam ins Krankenhauszimmer, und alles begann zu leuchten und sich aufzulösen.
Du wirst große Schmerzen haben, sagte sie, kämpf nicht dagegen an. Lass einfach los.
In dem Moment, als sie verschwand, schoss der Schmerz in mich ein. Es fühlte sich an, als würden tausend flammende Messer meinen ganzen Körper zerstechen. Angeblich ist das normal, wenn der Kaliumgehalt im Blut hochschnellt und die Organe versagen. Ach ja, und du noch dazu ein Schamane der sechsten Generation bist. Nach und nach hörten meine Organe auf zu funktionieren, während sich mein Körper weiterhin den Krämpfen hingab. Als meine Lungen kollabierten, schlug ich mir mit einer Faust gegen den Hals, um mir Luft zu verschaffen. Der Arzt setzte mir einen Luftröhrenschnitt, was leider auch nicht half, da meine Lungen nicht mehr funktionstüchtig waren.
Geliebtes Kind, hörte ich die Stimme der Frau, lass los.
Während ich mich der Stimme dieser Frau, ihrem strahlenden Licht und ihrer friedvollen Energie zuwandte, bemühten sich die Ärzte und Krankenschwestern, meinen aufbäumenden Körper festzuhalten und dafür zu sorgen, dass mir die Augen nicht aus dem Kopf sprangen. Das berichtete mir Marcus später.
Lass los, Kind …
Diesmal war es die Stimme meiner Großmutter. Und in dem Moment hörte ich auf, mich zu wehren. Ich ließ los und starb.
An diesem Punkt wurde alles sehr klar und weit. Nun konnte ich nicht nur die Decke über mir sehen, sondern das ganze Krankenhauszimmer, als Nächstes das Krankenhaus, den Parkplatz davor, den ganzen Häuserblock, dann die Stadt. Danach war meine Großmutter bei mir, und sie sagte, ich solle mich dem Schmerz hingeben, es wäre alles in Ordnung. Daraufhin trieb ich in einem schwarzen Meer voller Liebe und Energie. Ich erkannte, dass ich im Mutterleib war, ich wurde Zeuge meiner eigenen Geburt. Das war sehr bizarr, denn ich war es nicht gewohnt, Zuschauer und Beteiligter zu sein, gleichzeitig innen und außen präsent zu sein.
Was dann folgte, war, dass ich mein bisheriges gesamtes Leben erneut erlebte und zeitgleich an mir vorüberziehen sah. Ich sah jede und jeden, die mir jemals begegnet waren. Ich sah alles, was mir jemals vor die Augen gekommen war, durchlebte jeden Streit wie beim ersten Mal. Ich erlebte nicht nur jede Sekunde meines ganzen Lebens, ich sah auch, wie sich jede einzelne meiner Handlungen auf andere Menschen ausgewirkt hatte. Die Bilder und Erinnerungen fluteten unaufhörlich auf mich ein, bis ich endlich alles annehmen und mit Liebe loslassen konnte. In dem Moment verließ ich die irdische Ebene komplett.
Ich verschmolz mit einem unbeschreiblichen Licht, das pure Liebe war. Und ich wusste, ich war zu Hause angekommen. Ich lag an einem Strand, aber ich hatte keinen Körper mehr. Die strahlende Frau erschien wieder und gab mir meine Hände zurück, allerdings ohne Knochen, und wollte wissen, ob ich Fragen hätte.
»Viele«, antwortete ich und fing an, sie zur aktuellen Situation auf der Erde zu befragen. Ich wollte von ihr erfahren, warum Menschen sich gegenseitig Schmerz zufügen, warum sie leiden, warum wir Grenzen haben, Krankheiten, Kriege.
Auf jede Frage gab es die gleiche Antwort: fehlerhaftes Denken.
Blackout
Das Blackout
Das Blackout ist eine Erscheinung, die für uns alle ein Licht darauf wirft, was kaputt, falsch und aus der Balance ist – nicht nur in uns als Individuen, sondern auch in der Welt, die uns umgibt. Wir erleben momentan eine Zeit des großen Getrenntseins, in der wir zerstörerische Wetterphänomene, Naturkatastrophen, enorme soziale, politische, kulturelle und technische Umwälzungen beobachten können. Das Blackout ist ein Scheideweg. Es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir Menschen uns die Sauerei anschauen müssen, die wir auf unserem Planeten angerichtet haben, sowie unsere gesellschaftlichen Strukturen. Es wird höchste Zeit, dass wir den Schalter umlegen und umdenken, wenn wir überleben wollen. Wir balancieren auf der Kippe zu einem außerordentlichen Wandel, der die Richtung der Menschheitsentwicklung und die Art und Weise unseres Vorgehens auf enorme Weise verändern wird. Das Blackout ist eine Einladung: Entweder wir machen weiter wie gehabt mit unserem destruktiven Handeln und Denken und steuern unseren Planeten in die Finsternis, oder uns gelingt ein Umdenken, und wir übernehmen Verantwortung für uns und unseren Planeten und sagen Ja zum Licht. Die Entscheidung muss von jedem Einzelnen wie auch gemeinschaftlich gefällt werden. Denn um die Welt zu verändern, müssen wir uns selbst ändern.
Schamanismus kommt zu Hilfe
Es ist die Aufgabe des Schamanen, sich in die Dunkelheit zu begeben, die die meisten meiden. Die nächste Aufgabe des Schamanen besteht darin, diese Dunkelheit anzunehmen, um den Zustand des Menschen zu durchleuchten und zu verstehen, inklusive der Natur aller Dinge, mit denen der Mensch sich auseinandersetzt. Die Verbindung des Schamanen mit der Geisterwelt erlaubt es uns, dass wir uns immer wieder der Dunkelheit stellen. Denn es ist diese Verbindung, die uns wiederholt vergewissert, dass wir stets in Sicherheit sind. Das ist auch die Funktion der Einweihung ins Schamanentum. Der Schamane muss immer wieder durch den Prozess der Auslöschung gehen, um zu erkennen, dass er, sein Wissen und seine Weisheit unzerstörbar sind. Durch diese Erfahrung lernt er, dass er nicht zerstört werden kann. Aber die meisten Menschen erleben diesen Einweihungsprozess nicht und haben somit auch nicht den gleichen Zugang zur Geisterwelt. Deshalb fehlt den meisten von ihnen dieses tiefe Sicherheitsgefühl, das dabei entsteht, selbst denen, die glauben, religiös oder spirituell zu sein.
Ich habe die Spirit Hacks in diesem Buch so zusammengestellt, dass du deine Verbindung mit dieser übergeordneten Geisterwelt aufbauen und auch das Gefühl von absoluter Sicherheit erleben kannst, so wie es mir durch meine Erfahrungen gelungen ist. Durch das Praktizieren der Übungen kann jeder von uns diese Welt mit Selbstvertrauen und Liebe durchschreiten und gleichzeitig andere inspirieren und sogar unterweisen, es uns gleichzutun. Ohne es zu merken, schaffen wir damit eine Selbstheilungsspirale, die die Welt verändert und erhebt, mit einem leuchtenden Vorreiter nach dem anderen. Viele Menschen sind so beschäftigt und gestresst, sich komplexe und kleinteilige Lösungen für die Probleme unseres Planeten zu überlegen, dass sie den Blick für die eigentliche Lösung verloren haben: Damit es dem Planeten besser gehen kann, muss es den Menschen auf dem Planeten besser gehen. Die Menschen brauchen ein stärkeres Gefühl von Sicherheit, Ganzheit, Erfüllung, Fürsorge, Verbundenheit, Stärke und Authentizität. Die Werkzeuge dafür sind die Spirit Hacks.
Schamanismus ist allumfassend, expansiv, zusammenhängend und vielfältig. Das macht ihn so einzigartig und gibt uns Menschen zahlreiche Übungsmethoden an die Hand, die in der Natur wie auch in unserem eigenen menschlichen Betriebssystem zu finden sind. Meine Vision ist es, dass die Menschheit diese Übungen zur Weiterentwicklung nutzt und somit durch das Blackout sogar wachsen kann. Diese Übungen sind alle einzeln ausgewählt und zusammengestellt worden, damit du eine bessere und stärkere Version deiner selbst werden kannst. Gleichzeitig sollst du in Harmonie mit allem Lebendigen um dich herum leben und wachsen und unvergleichlich leuchten.
Keine Religion, sondern eine Lebensform
Selbst wenn die Geister mich zum Schamanen erwählt haben und selbst wenn ich den Einweihungsprozess und die Ausbildung zum Schamanen erleben durfte, der Schamanismus ist eine Lebensform, die von jedem gewählt werden kann.
Schamanismus ist keine Religion. Es geht hier nicht um Regeln, Sünde, Hierarchie oder Bestrafung. Es geht hier nicht um Belohnung, Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit oder ein Leben nach dem Tod. Im Schamanismus gibt es auch keine Strohmänner zwischen dir und Gott. Als ob du etwa jemanden bräuchtest, um dich mit deiner inneren Göttlichkeit zu verbinden. Als Schamane stehe ich nicht zwischen dir und der Geisterwelt, und ich bin auch nicht hier, um dir zu sagen, wie du dein Leben führen sollst oder wie du ein spiritueller Mensch wirst. Ich bin hier, um dich zu ermächtigen, dein eigenes Verhältnis mit den Geistern zu pflegen. Ich bin hier, um dir zu helfen, zu deiner eigenen Kraft zu finden, indem ich dir Spirit Hacks vermittele, die dich unterstützen und weiterbringen, ins große Leben. Schamanismus ist ein Weg, das Leben größer, aktiver, liebender, allumfassender und unbefangener erleben zu können. Was du hier in den Händen hältst, ist kein Buch mit Regeln oder ein religiöser Text. Das hier ist eine Einladung, zu einer spirituellen Entdeckungsreise in die Tiefen deiner Seele und in das Unbekannte zu treten, das dich mit der unendlichen Liebe, der unbegrenzten Kraft verbinden wird, die in uns allen liegt. Du wirst lernen, diese Kraft auszubauen, sie zu nutzen, zum Wohle der Entwicklung auf diesem Planeten, für die Menschheit, für dich selbst.