Tristan Nolting

Warum Ernährungslehren scheitern

Und was Ernährungsgurus nicht verraten

RATGEBER | SACHBUCH | ERNÄHRUNG

„Die Ernährung sollte zwar nicht

weniger als unbedeutend sein,

dafür aber auch nicht mehr als

lebenswichtig.“

Zusammenfassung

Ein Update für Ernährungsgurus. Die rein materielle Auffassung von Lebensmitteln – Kalorien, Nährstoffe, Diäten – führt nicht zu einem verbesserten Wohlbefinden oder zur Linderung von chronischen Krankheiten. Im Gegenteil, häufig führen Vorsätze und Vorgaben zu mehr Verwirrung und Leid bei Menschen, die ihre Ernährung verbessern wollen.

Woran liegt das? Ein wirkliches Verständnis für die eigene Ernährung wird durch das intuitive Gespür möglich. Erst dann wird erkannt, was Körper und Geist wirklich brauchen. Anhand der Fünf-Finger-Methode erklärt der Autor in diesem ernährungspsychologischen Buch, worauf es bei gesunder Ernährung ankommt.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Die Fünf-Finger-Methode

Daumen: Die Faustregel

Zeigefinger: Um wen geht es?

Mittelfinger: Entspann dich und genieß die Show

Ringfinger: Verbindung zum Körper

Kleiner Finger: Was versprichst du dir?

Fazit

Leitsätze

Literaturverzeichnis

Einführung

Mit den Worten von Hermann Hesse:

„Jeder Mahlzeit wohnt ein Zauber inne.“

*Zwinkersmiley*

Hier sitze ich nun und schreibe unverhofft wieder mal ein Buch über Ernährung. Seit ich 16 Jahre alt bin beschäftige ich mich mit dem Thema Ernährung. Zu Beginn war ich so begeistert, dass ich begann alle Informationen, die zur Verfügung standen, wie ein Schwamm in mich aufzusaugen. Ich hatte sogar bereits mit 17 die Idee, ein Buch zu schreiben, welches ich dann auch bis zur fünfzigsten Seite verwirklicht habe. Ab der fünfzigsten Seite fing ich an zu zweifeln, ob dies wirklich das ist, was ich machen möchte.

Heute, knapp 8 Jahre später, sitze ich wieder an einem Ernährungsbuch. Diesmal jedoch aus einer ganz anderen Perspektive. Während ich damals fast schon dogmatisch und wetteifernd mein Ernährungswissen verewigen wollte, ist meine Sichtweise heute von kritischer Distanz geprägt. Eine Distanz, welche ich mit jüngeren Jahren noch nicht hatte, denn die eigene Leidenschaft führte häufig bei mir dazu, dass ich auf Biegen und Brechen und Hals über Kopf mit Glaubenssätzen um mich geworfen habe. Ich meine, damit bin ich sicherlich nicht alleine. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das noch nie gemacht hast… Aber vielleicht kennst du ja jemanden.

Scherz beiseite. Ich glaube, dass das Wetteifern um Glaubenssätze beim Austausch um jedes Themengebiet der Fall ist (auch in der Wissenschaft), von dem die Menschen noch nicht viel wissen und an dem sie trotzdem unglaublich interessiert sind. Mit der Zeit, als ich anfing Erfahrungen zu sammeln, legte sich meine Begeisterung wieder. Ich fing eher an, mich für ganzheitliche Sichtweisen zu interessieren, so etwa für philosophische, psychologische, medizinische und spirituelle Themen. Ich denke, dies hing auch damit zusammen, dass ich mir einen größeren Effekt von der eigenen Ernährung versprochen habe. Ich habe in meinem Enthusiasmus und Gesundheitswahn geglaubt, dass Lebensmittel (insbesondere „Superfoods“) der heilige Gral der Gesundheit sind und, dass diejenigen, die sich gesund ernähren, einen Vorteil gegenüber anderen Menschen haben, was körperliche und geistige Gesundheit angeht. Da lag ich wohl daneben.

Lange Zeit hat mich mein Glauben darüber, was die perfekte Ernährung ist, immer wieder auf Irrwege und auf Glatteis geführt.

Ich habe durch viele negative Erfahrungen lernen dürfen, welchen Stellenwert die Ernährung wirklich hat. Dabei möchte ich keinesfalls irgendwelche Heilsversprechen an andere Menschen weitergeben. Ganz im Gegenteil. Durch das Leid, was das Thema Ernährung bei mir ausgelöst hat, habe ich gelernt, andere Menschen das machen zu lassen, woran sie glauben. Zumindest so lange, bis sie keine Lust mehr dazu haben. Denn der Glauben hat meiner Meinung nach einen ganz realen Einfluss auf unser Leben.

Und auch die Ernährungswissenschaft ist wesentlich mehr von Glaubenssätzen geprägt, als die meisten Ernährungsgurus ahnen. Die Ernährungswissenschaft ist sehr weit davon entfernt, eine tatsächliche Wissenschaft zu sein, somit eine Disziplin, die den Menschen festes und allgemeingültiges Wissen bringt. Was Wissenschaft ist und was nur Ideologie, darüber können sich Gemüter schon manches Mal streiten. Denn die Auffassung, dass Wissenschaften auch gesichertes Wissen vermitteln, würde einschließen, dass der Mensch metaphysisch und erkenntnistheoretisch in der Lage ist, die Dreifaltigkeit aus Geist, Körper und Umwelt in ihren Grundfesten zu verstehen.

Stattdessen herrscht in der Wissenschaft jedoch ein Detailwissen vor, welches nur selten über die eigene Disziplin hinaus mit anderen Ergebnissen kombiniert und verglichen wird. So kommt es, dass Fachtheoretiker wie Ernährungswissenschaftler nur selten Zugang dazu haben, den Menschen als ganzheitliches Wesen zu betrachten, welches nicht nur von der Ernährung abhängig ist, um gesundheitliche Effekte zu erzielen. Und das sage ich als studierter Ernährungswissenschaftler.

Liest man sich wie ich lange Zeit in Studien zu dem Thema ein, dann hat man einen ganz anderen Blick darauf, was bewiesen ist und was nicht. Von Beweisen, welche Ernährungsform die Beste ist, können wir noch lange nicht sprechen. Ich bezweifle, dass wir dies überhaupt jemals können. Und nein, die Diätkultur als solche zu fördern, ist ebenso wenig hilfreich, wie Veganismus als die ultimative Lösung zu propagieren.

Wir können auch einfach deshalb nicht von Beweisen sprechen, weil es grundlegend nichts gibt, was man wirklich zu hundert Prozent beweisen und für jeden Menschen bedingungslos und einwandfrei empfehlen könnte. Der Mensch ist ein höchst individuelles Wesen! Das fehlende Quäntchen Wahrheit in der Wissenschaft führt immer wieder dazu, dass durch neue Erkenntnisse alte Theorien über den Menschen verworfen werden müssen.