Schicksalhafte Begegnungen II
Die Befreiung
© 2021 K. B. Schmittdhausen
ISBN |
|
Paperback: |
978-3-347-45862-8 |
Hardcover: |
978-3-347-45863-5 |
E-Book: |
978-3-347-45864-2 |
Großdruck |
978-3-347-45865-9 |
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
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Inhaltsverzeichnis
Albtraum, Realität oder beides?
Im Fadenkreuz
Die Suche beginnt, Ende offen!
Eine Befreiungsaktion der besonderen Art
Ein Lebensabschnitt geht zu Ende
Das neue >zu Hause<
Es war noch nicht vorbei!
Die Hoffnung kehrt zurück
Albtraum, Realität oder beides?
»Lasst das!«, schrie Jessica laut auf, wobei in dem Moment ihre Wut weitaus größer schien als ihre Verzweiflung, die man ebenfalls ihrer Stimme entnehmen konnte.
Jene zehn Männer, die sie soeben angesprochen hatte, ließen sich jedoch überhaupt nicht beeindrucken und zogen stattdessen ihr Vorhaben nahezu stoisch durch.
Explizit galt Jessicas Befehl – genau dermaßen sollte man ihre Aufforderung wohl auffassen, denn eine Bitte war es eher nicht! – den Typen, welche soeben Vorbereitungen trafen, um sie auf ein riesiges Bett festzuzurren. Dem setzte sie zwar all ihre Kraft entgegen, konnte es aber nicht verhindern. Es waren einfach zu viele, die ihr Fürchterliches antun wollten.
Nun, dass etwas in der Art im Folgenden passieren würde, dazu benötigte sie wahrlich nicht viel Fantasie!
Indem mittlerweile jeweils zwei kräftige Männer ihre Arme und Beine festhielten, banden vier weitere nicht minder kräftig aussehende Typen sie auf das Bett, zu dem man sie vorher mit Gewalt hingebracht hatte.
Na ja, der Begriff >schleifen< wäre in dieser Situation wohl eher angemessen!
»Hört sofort auf, ihr Mistkerle!«, schrie sie wiederum lauthals, genau wissend, was sie nun erwartet, »dafür kommt ihr in die Hölle.«
Versuchte sie anfangs noch äußerst aggressiv, sowohl verbal als auch mit all ihren Kräften, sich gegen diese Typen zu wehren, danach laut schimpfend sie zu beleidigen und zu bedrohen, so wich alle Gegenwehr nach und nach einem ängstlichen Weinen. Dieses umso mehr, je weniger Erfolg sie mit ihrem Auftreten hatte.
Es half natürlich alles nichts!
Als sie inzwischen nur noch ungestüm an den Fesseln zerrte und dabei immer wieder lauthals schrie, ihre Angst hatte bis dahin keinen Deut nachgelassen, nahmen die Dinge ihren Lauf.
Das heißt, im Folgenden wurde sie von den zehn anwesenden Verbrechern – diese Zuordnung schien ihr in dem Moment alternativlos! – unnachgiebig vergewaltigt!
Keine Frage, umgehend versuchte sie noch intensiver, nahezu panisch, sich zu befreien, aber das Zerren und Reißen an ihren Arm- und Fußfesseln zeigte auch dieses Mal keineswegs die von ihr beabsichtigte Wirkung.
Nicht nur, dass Jessica das Aufbäumen zusätzliche Schmerzen bereitete, obendrein sah es leider so aus, als sei ihr Widerstand völlig wirkungslos, denn die Vergewaltiger ließen sich weiterhin in keiner Weise irritieren.
Erst als Jessicas Schreie immer lauter wurden, reagierten die Verbrecher letztlich doch.
Jedoch völlig anders, als dass Jessica daran hätte Freude gewinnen können!
»Karl, steck der Tante mal einen Knebel in den Mund, dieses Gekreische kann man sich ja nicht anhören, lenkt mich außerdem ab!«
»Wird gemacht!«
Kurz darauf war von Jessica nur noch ein leises Schluchzen zu hören, zudem mitunter ein gedämpfter Aufschrei.
Allerdings konnte sie die Vergewaltiger damit erst recht nicht beeindrucken, zumindest ließen sich jene im weiteren Verlauf nicht einmal ansatzweise ablenken.
*
Laut schreiend schreckte Jessica urplötzlich hoch, wild mit den Armen um sich schlagend.
»Neiiiiiiiiin, hört auf!«, schrie sie im selben Augenblick und schaute sich zudem völlig verängstigt um.
Sie war extrem aufgewühlt und hatte zudem die Befürchtung, dass jeden Moment ihr Herz explodiert, zumindest initiierte ihr spürbar rasender Puls dieses Gefühl in ihrem Bewusstsein. Zu allem Überfluss befürchtete sie, dass ihre Atemfrequenz geradewegs im Begriff war – und das hatte rein gar nichts mit Panikmache zu tun – sich zu überschlagen.
Dass darüber hinaus ihre gesamte Kleidung nahezu schweißdurchtränkt am Körper >klebte<, dies wäre für sie wohl das kleinere Übel, würde sie jenes gegenwärtig bemerken.
Was sie aber soeben registrierte, diesbezüglich hatte sie keine Zweifel, war die augenfällige Tatsache, dass sich niemand in ihrer Nähe aufhielt und sie sich schon mal gar nicht gefesselt und geknebelt auf einem Bett befand, obendrein keineswegs gerade vergewaltigt wurde.
Andererseits saß sie zurzeit tatsächlich auf einem riesigen Bett, nur schien dies das Einzige zu sein, was an ihren momentanen Überlegungen real war.
Aufgrund dieser Erkenntnis hielt sie im selben Moment inne, insbesondere hörte sie auf zu schreien und wild um sich zu schlagen. Stattdessen blieb sie im Folgenden äußerst verängstigt auf dem Bett sitzen, zudem nahezu bewegungslos.
Mal abgesehen davon, dass sie wiederholt ihre Blicke in dem Raum umherwandern ließ.
Außer der wohl eher unwichtigen Erkenntnis, dass das Bett, auf dem sie saß, ziemlich antik aussah, erkannte sie jedoch nichts Wesentliches. Schon einmal gar nicht, wo sie sich gerade befand.
Zumindest war ihr aber inzwischen bewusst, dass sie vor wenigen Augenblicken aus einem Albtraum erwachte. Darüber hinaus war es ihr aber unmöglich zu begreifen, erst recht nicht auf Anhieb, warum sie derart Fürchterliches geträumt hat.
Obendrein verfestigte sich mittlerweile bei ihr die Meinung, dass dieses grauenhafte Geschehen, jenes sie in der Aufwachphase in Atem hielt, sollte es auf einen realen Zusammenhang zu ihr deuten, sich beileibe nicht heute Nacht ereignet hat.
»Glücklicherweise nicht!«, stellte sie tief atmend fest.
»Wieso träume ich so etwas Schreckliches, gibt es dafür überhaupt irgendeinen Hintergrund?«, daran musste sie im nächsten Moment denken.
War es etwa so, dass sie in näherer Vergangenheit Derartiges am eigenen Leib erfahren oder sich mal einen Film angesehen hatte, in dem so etwas stattfand?
Sie kam nun nicht umhin, sich auch diese Frage zu stellen.
»Hm, eigentlich nicht, weder noch!«, folgerte sie etwas zögerlich, nachdem sie kurz darüber nachgedacht hatte.
Zumindest fiel ihr zurzeit nichts ein, was einen realen Hintergrund ihres Albtraumes rechtfertigen würde. Nein, sie konnte sich de facto keineswegs an ein solch fürchterliches Erlebnis erinnern, sodass sie sich im Grunde genommen in ihrer Annahme bestätigt fühlte.
Aufgrund dessen war sie mittlerweile absolut davon überzeugt, dass sie niemals derart Schreckliches real erlebt oder sich einen Film angesehen hat, in dem so etwas vorkam.
Im Folgenden wollte sie über die Problematik, weshalb sie so etwas Schreckliches geträumt hat, nicht länger nachdenken. Stattdessen kam sie zu dem Schluss, dass es einfach mal passieren kann, warum auch immer!
Allerdings war es nicht so, dass sie nun vollständig aufhörte zu grübeln, leider nein. Während sie inzwischen am ganzen Körper zitternd und weiterhin völlig eingeschüchtert auf dem großen Bett saß – jenes ihr obendrein immer noch völlig fremd vorkam – versuchte sie weiterhin, trotz aller Konzentrationsschwierigkeiten, die Ursachen für ihren körperlichen und mentalen Zustand zu ergründen.
Nun ja, das war im Moment durchaus naheliegend!
Insbesondere versuchte sie zu klären, ob ihr fortwährendes Zittern allein durch die gefühlsmäßig niedrige Zimmertemperatur in Verbindung mit ihrer dürftigen Kleidung oder durch Verdunsten des Angstschweißes auf ihrer Haut maßgeblich verursacht wurde.
Sollte sie zu dem Schluss kommen, dass Letzteres zutreffend sei, so wäre dies wohl auf ihren Albtraum zurückzuführen.
Seltsamerweise gelang ihr jedoch keineswegs, zumindest nicht zufriedenstellend, dieses Rätsel aufzulösen, woraufhin jene ungeklärte Frage sehr schnell zu einem Nebenaspekt avancierte.
Dieses insbesondere deshalb, weil sie durchaus intensiv von einigen anderen ungelösten Fragen gequält wurde, die quasi – gemäß ihrer Gefühlslage – wie mehrere Damoklesschwerter über sie schwebten.
Nachdem sie daraufhin eine Weile über ihre Gesamtsituation nachgedacht hatte, musste sie sich letztendlich eingestehen, dass all ihre zwischenzeitlichen Lösungsansätze umgehend wieder verschwanden.
Das heißt, es blieb bei den Ansätzen, aufgrund dessen fand sie dummerweise nicht eine einzige zufriedenstellende Lösung.
Soeben hatte sie sogar das Gefühl, dass ihre Gedanken von einem Schleier der Undurchdringlichkeit umhüllt werden, wohl vergleichbar mit der Morgendämmerung im Nebel.
Na ja, zumindest hielten ihre Schlussfolgerungen einer genaueren Überprüfung nicht stand.
Vielleicht hinkt ihr Vergleich ein wenig, zudem war es wohl so, dass sich ihre Gedanken unentwegt im Kreis bewegten, auf jeden Fall kam sie mit ihren Überlegungen einfach nicht weiter.
Nun ja, aber das ist nun wirklich nichts Neues!
Letztendlich musste Jessica zu ihrem Bedauern konstatieren, so sehr sie sich auch um konstruktive Ergebnisse bemühte, dass ihr wahrlich nichts einfiel, was irgendeinen Sinn ergäbe.
Besonders ärgerlich fand sie, dass sie einfach nicht auflösen konnte, warum sie sich in diesem Zimmer befand und was sie veranlasst hat hierher zu kommen.
Falls sie sich überhaupt freiwillig in diesen Räumlichkeiten aufhält, jenes müsste sie wohl als Nächstes zu klären versuchen!
Ganz zu schweigen von der Ungewissheit, in welchem Kontext dieses Apartment, in dem sie zurzeit verweilte, einzuordnen ist.
Fragen über Fragen, deren Antworten zu finden sie zwar fortwährend gewillt war, es sollte ihr jedoch einfach nicht gelingen. Zumindest schaffte sie es nicht, dabei ein halbwegs sinnvolles Ergebnis zu erzielen.
Schon mal gar nicht war es ihr bisher möglich, noch nicht einmal ansatzweise, sich auf die aktuellen Begebenheiten einzustimmen.
So sehr sie sich schließlich bemühte, quasi mittels Ursachenforschung, auf all ihre diesbezüglichen Fragen explizite Antworten zu finden, gestaltete sich dieses wahrlich nicht einfach.
Gefühlsmäßig versuchte sie dieses sogar seit mehreren Stunden, tatsächlich handelte es sich aber wohl nur um wenige Minuten!
Aber nicht nur deshalb schien es ihr derzeit schlichtweg unmöglich, selbst eine einzige ungeklärte Frage – weder explizit, aber schon mal gar nicht umfassend – zu beantworten!
Nun ja, aber auch das ist wahrlich nichts Neues!
Unabhängig dessen wollte sie im Folgenden auf andere Gedanken kommen. Wahrscheinlich wäre es sogar sinnvoll, nun völlig abzuschalten, zumindest jedoch keine negativen Überlegungen mehr anzustellen.
Während sie darüber kurz nachdachte, wie ihr dieses gelingen könnte, erinnerte sie sich glücklicherweise daran, dass sie in ähnlichen Situationen früher des Öfteren eine durchaus populäre Methode angewendet und damit auch Erfolg hatte. Daher war es eigentlich eine logische Folgerung, dass sie es in der Art und Weise heute Morgen erneut versuchen wollte.
Augenblicklich beabsichtigte sie, irgendwie der Sachlage gehorchend, sich direkt ins Bad zu begeben. Wobei ihr allerdings zurzeit keineswegs bewusst war, ob in diesen Räumlichkeiten überhaupt ein solches existiert, dies setzte sie in dem Moment quasi unbewusst voraus!
So weitermachen wie bisher, darin sah sie keinen Sinn mehr. Ohne weiter darüber nachzudenken, ob es tatsächlich sinnvoll sei, nun von dem Bett aufzustehen und sich ins Bad zu begeben, tat sie es auf der Stelle und verließ wie in Trance – seltsamerweise dennoch irgendwie zielstrebig! – das Zimmer, in dem sie diesen grauenvollen Traum erfahren musste.
Es waren zwar von dem Zeitpunkt des Aufwachens bis jetzt effektiv nur wenige Minuten vergangen, dennoch kam Jessica diese Zeit schlichtweg endlos vor.
Wahrscheinlich gravierend von der Tatsache beeinflusst, dass jene unangenehmen Gedanken einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden wollten. Explizit handelte es sich dabei um Überlegungen, die sich im Grunde nur mit ihrem Albtraum sowie ihrem gegenwärtigen, teils unbestimmten Zustand befassten.
Sie hatte sich zwar in den letzten zwei, höchstens drei Minuten, nachdem sie aufgewacht war, durchaus mit einigen Fragestellungen beschäftigt, sich sogar mehrmals die gleichen Fragen gestellt, dennoch blieb sie letztlich ohne jedwedes Ergebnis.
Vielleicht sogar deshalb, zumindest hielt sie diese These nicht für vollkommen ausgeschlossen, weil es ihr bisher keineswegs gelang, sich auch nur mit einem ihrer ungelösten Probleme intensiv auseinanderzusetzen.
Stattdessen entpuppten sie sich jedes Mal als Gedankenblitze, die genauso schnell verschwanden, wie sie gekommen waren.
Natürlich unbewusst und ungewollt, zudem ohne griffige, einleuchtende Resultate!
Augenblicklich klammerte sie sich an die Hoffnung, dass ihr dieses später gelingen könnte, nachdem sie sich für eine Weile unter die Dusche gestellt und ihren Körper hat berieseln lassen, ganz nach den Ideen von >Kneipp<!
Zumindest gelang ihr dieses Vorgehen in der Vergangenheit nahezu jedes Mal, während sie sich in einer ähnlicher Situation befand, obwohl sie in keinem der Fälle die gegenwärtige Intensität der mentalen Beeinträchtigung auch nur annähernd erreicht hatte.
*
Mittlerweile hatte sie das Bad betreten. Sie war ziemlich zuversichtlich, dass es ihr mit Hilfe jener allseits bekannten Methode gelingen wird, sich von diesen immer wiederkehrenden, zudem grauenvollen Gedanken, welche schon den Albtraum geprägt haben, zu befreien.
Natürlich auch von den Überlegungen, mit denen sie sich quasi als Folge dessen in den letzten Minuten überwiegend beschäftigt hatte.
Eventuell ist es ihr ja anschließend sogar möglich, zumindest hoffte sie es, ein wenig Licht in jene Gedanken zu bringen, die zurzeit von einer nahezu mysteriösen Dunkelheit umgeben waren.
Auf jeden Fall war sie gewillt, es zu versuchen. Das heißt, sich von dem momentanen Zustand der Ungewissheit zu befreien.
Letzteres gelang ihr allerdings ziemlich zügig, durchaus entgegen all ihren Erwartungen, keine Frage!
Wahrscheinlich sogar weitaus schneller, als ihr momentan lieb war. Denn während sie unter der Dusche stand und ihr abwechselnd ziemlich heißes sowie nahezu eiskaltes Wasser auf den Körper prasselte, fiel ihr schlagartig so einiges auf!
Wieso kommt ihr plötzlich alles so bekannt vor?
Nicht minder interessant wäre es zudem, könnte sie in diesem Zusammenhang die Frage lösen, weshalb sie vor wenigen Augenblicken in der Lage gewesen ist, dermaßen zielstrebig den Weg ins Bad zurückzulegen. Zudem sie dieses ausüben konnte, ohne dass ihr bewusst war, wo sich jenes befand!
In diesem Zusammenhang fand sie augenblicklich besonders bemerkenswert, dass ihr zu dem Zeitpunkt gar nicht bekannt war, ob in diesen Räumlichkeiten überhaupt ein Bad existiert.
Schon merkwürdig, aufgrund dessen dürfte sie sich hier eigentlich nicht derart gut zurechtfinden!
Tja, jene Diskrepanz zu bemerken, dies wäre ihr vorhin noch nicht gelungen, da ihr prekärer Zustand, während sie noch auf dem Bett lag, dieses nicht zugelassen hätte.
Obwohl ihr diese Ungereimtheiten nun doch auffielen, dieses sogar, ohne dass sie gezielt danach gesucht hatte, gelang es ihr aber mitnichten, zumindest nicht auf Anhieb, jene exakt aufzulösen.
Dabei insbesondere die Frage zu klären, warum sie sich soeben dermaßen zielbewusst in dieser Wohneinheit bewegen konnte, in dem ihr bisher doch alles so unbekannt vorkam.
Nun ja, dieses Rätsel aufzulösen, das sollte ihr aber im Folgenden ebenso gelingen, wie sie es obendrein schaffte, sich von ihrem bisherigen Zustand der Ungewissheit – anfangs jedoch einzig und allein bezüglich ihrer Anwesenheit in diesen Räumlichkeiten – gravierend zu befreien.
Allerdings sollte ihr dies erst zehn Minuten später gelingen, als plötzlich die Eingangstür des Apartments aufging und sie Sekunden später Männerstimmen vernahm.
Das Aufschließen der Tür, das sowohl von innen als auch von außen nur mit einem Schlüssel bewältigt werden kann, jenes ihr aber zurzeit keineswegs bewusst war, hatte sie dagegen nicht vernommen.
Ein Grund für dieses Versäumnis könnte gewesen sein, dass sie schon seit einer Weile auf diesem riesigen Bett lag, die Augen geschlossen hielt und mit aller Konzentration, die sie zurzeit aufzubringen imstande war, versuchte abzuschalten – explizit mittels Anwendung autogenen Trainings.
Selbstverständlich mit dem Ziel, sich auf diese Art und Weise von allen momentan quälenden Fragen loszulösen und auf andere Gedanken zu kommen.
Nun ja, damit sollte aber schlagartig Schluss sein, an Entspannung war nun wahrlich nicht mehr zu denken. Stattdessen richtete sie sich nahezu sprunghaft auf, öffnete irritiert die Augen und starrte durchaus schreckhaft zu dem Eingang des Apartments.
Keine Frage, im ersten Moment befürchtete sie Schlimmes!
Just in dem Augenblick betraten zwei Männer den Raum, die sie auf Anhieb erkannte.
Einer von ihnen hieß Otto, Angestellter des Bordellbesitzers Bodo, bei dem anderen Mann handelte es sich um Frank, der rechten Hand Bodos.
Diese Erkenntnis war auf den ersten Blick noch nicht erschreckend, aber leider wurde ihr sofort bewusst, welche Erlebnisse sie mit beiden verbindet.
Während sie mit Frank kein extrem negatives Gefühl verband, obwohl sich jenes weit entfernt von positiven Empfindungen bewegte, verhielt es sich dagegen bei Otto völlig anders. Dessen Gesicht wird sie im Leben nicht mehr vergessen, da er zweifelsfrei zu den Männern gehört, die ihr in diesen Räumlichkeiten äußerst Schreckliches zugefügt haben.
Zumindest gefühlsmäßig war sie sich dessen absolut sicher. Explizit darüber, dass Otto an dieser für sie sehr schlimmen Aktion gehörig beteiligt gewesen ist. Um zu dieser felsenfesten Meinung zu kommen, glaubte sie zudem, auf handfeste Beweise verzichten zu können.
Hätte sie die Möglichkeit gehabt, irgendjemand an ihren diesbezüglichen Gedanken teilhaben zu lassen, so wäre diese Person wohl kaum darüber verwundert, dass Jessica kurz nach dem damaligen Ereignis sofort die Unschuldsvermutung außer Kraft setzte.
Und zwar außerhalb jeglicher Bedenken, obwohl diese Anwendung – ohne Beweise kein Schuldspruch – in der Rechtsprechung normalerweise gang und gäbe ist.
Keine Frage, sie war auch weiterhin von ihren damaligen Schlussfolgerungen total überzeugt! Ihrer Meinung nach schien es zudem die einzige logische Folgerung, die sie nach den vorhandenen Indizien anstellen konnte.
Um zu dieser Meinungsbildung zu gelangen, genügte ihr explizit die Tatsache, dass sie im Laufe einer intensiven Auseinandersetzung, die sie mit einigen Angestellten Bodos hatte, Ottos Gesicht erkennen konnte.
Dieses wurde möglich, da ihm während jener Konfrontation die Mütze verrutschte.
Er gehörte zwar anschließend nicht zu denen, die ihr kurz darauf zum zweiten Mal Furchtbares zufügten, aber allein aufgrund der Tatsache, dass er anfangs zu der Gruppe von Männern gehörte, welche sie im Anschluss der Auseinandersetzung vergewaltigten, war sie sich sicher, dass er jedoch beim ersten Mal zu den Vergewaltigern gehörte.
Ohne weiter über diese Thematik nachzudenken, fiel augenblicklich der Schleier über ihre letzte Vergangenheit endgültig, indem ihr schlagartig bewusst wurde, wo sie sich zurzeit befand – obendrein auch warum!
Zudem kam ihr just die erschütternde Erkenntnis, dass sie sich keineswegs freiwillig in diesem Apartment aufhält. Oh nein, natürlich nicht!
Obwohl sie bis soeben vehement hoffte, dass die Ereignisse, die sie sowohl in der Aufwachphase als auch danach erlebte, einzig und allein mit einem Traum in Verbindung gebracht werden können, so musste sie nun einräumen, dass dieses im Nachhinein bedauerlicherweise nur einem frommen Wunsch gleich kommt.
Leider!
Dass ausgerechnet diese Typen – immerhin riefen die beiden bei ihr nahezu explosionsartig unangenehme Erinnerungen hervor – soeben das Apartment betraten, empfand sie obendrein mehr als nur einen Fingerzeig!
Sie erschrak sich zwar in dem Moment, als sie die Männer erkannte, fasste sich aber schnell wieder, nachdem sie bemerkte, dass jene ihr nur ein umfangreiches Frühstück brachten.
Hm, eigentlich wurde es dazu in Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde sogar langsam Zeit.
Derweil Frank einige Meter von ihrem Bett entfernt stehen blieb, demonstrativ die rechte Hand an einer Pistole, welche schon fast ein wenig zu herausfordernd in seiner Hosentasche steckte, hatte Otto eine ganz spezielle Aufgabe zu erledigen.
Explizit ging er, ohne Jessica zu beachten, mit einem Tablett, auf dem sich das reichhaltige Frühstück befand, unverzüglich in den Nebenraum und stellte es dort auf den Tisch.
Jessica glaubte zu erkennen, dass Frank eine Bemerkung auf den Lippen lag, er es jedoch letztlich zu dem Zeitpunkt unterließ, diese zu äußern.
Vor dem Herausgehen, Otto hatte bereits mit dem leeren Tablett das Apartment verlassen, konnte er sich hingegen nicht mehr beherrschen, Jessica höhnisch etwas zuzurufen.
»Jessica, liebst du dein Arbeitsbett inzwischen dermaßen, dass du hier schon schläfst? Augenscheinlich sogar blendend, da du obendrein verschlafen hast.
Denk daran, um elf Uhr kommt heute dein erster Kunde!«
Jessica antwortete zwar Frank nicht, sah ihn aber immerhin, bevor sie aufstand, für einen Augenblick äußerst erbost an.
Kurz darauf war sie wieder allein, weil Bodos Stellvertreter das Apartment direkt nach seiner höhnischen Bemerkung ebenfalls verlassen hatte.
Sie musste allerdings zugeben, dass sie schon einen etwas seltsamen Anblick darbot. Wahrscheinlich ließ sich Frank wohl letztlich durch genau diesen zu einer solchen Äußerung verleiten. Vor allen Dingen deshalb, da er sie schon dermaßen früh auf dem von ihr verhassten Bett hat liegen sehen.
Zumal sie vorhin, nachdem ihr bewusst wurde, wo sie aufgewacht war, anfangs selbst ein wenig irritiert schien.
Inzwischen ist ihr jedoch eingefallen, dass sie gestern, nachdem ein >Kunde<, an dem sie eigentlich nicht mehr denken wollte, denn der verhielt sich ihr gegenüber äußerst abartig, bis Mitternacht bei ihr verweilte.
So kam es nicht von ungefähr, dass sie daraufhin übermüdet auf dem sogenannten Arbeitsbett eingeschlafen ist. Freiwillig wäre sie kaum über Nacht hier liegengeblieben, dieses Vorhaben könnte ihr selbst im Traum nicht einfallen!
Unabhängig dessen würde sie, selbst wenn Frank momentan zugegen wäre, ihn über die Gründe, warum sie die Nacht derart verbracht hat, so oder so nicht aufklären.
Nein, dazu verspürte sie nicht das geringste Verlangen, ebenso hatte sie vorhin keineswegs den Wunsch gehabt, mit ihm auch nur ansatzweise eine Konversation zu betreiben.
Dessen ungeachtet hätte Frank natürlich wissen müssen, wie spät es gestern Abend geworden war, weil er höchstpersönlich den Kunden gegen Mitternacht von ihrem Apartment abgeholt und nach draußen begleitet hatte.
Sie wollte jedoch darüber nicht mehr nachdenken und begab sich augenblicklich erneut ins Bad.