Einleitung

»Meine Frau arbeitet in der Kinderbetreuung einer Grundschule«, schreibt ein Leser im SPIEGEL.de-Forum. »Unser Eindruck ist, dass es offenbar nur noch Eltern gibt, die sich entweder überhaupt nicht mehr oder viel zu sehr um ihren Nachwuchs kümmern. Die ›normalen‹ Eltern scheinen auszusterben.«

Dass es viele Eltern gibt, die sich zu viel kümmern, zu besorgt sind und es in jeder Hinsicht übertreiben, können wir bestätigen. Um sie dreht sich dieses Buch.

In der Schwangerschaft geht es los – und hört manchmal bis ins Erwachsenenalter nicht auf. Hebammen werden angerufen, weil das Baby Schluckauf hat. In der Kita sollen die Erzieherinnen die Klobrille vorwärmen, sonst geht die Prinzessin nicht auf Toilette. Und in der Schule drehen sie dann völlig ab: Mütter fahren dem Schulbus hinterher oder lungern auf dem Schulhof rum, Väter machen die Hausaufgaben der Kiddies selber oder fordern, die neue Schulmilch probieren zu können (»Also, ich möchte vorher schon wissen, ob sie meinem Kind auch schmeckt!«). Und zur Klassenreise schicken sie Oma und Tante, die sich unauffällig in der Nähe der Kinder aufhalten sollen. Kein Witz.

Doch auch außerhalb der Institutionen treiben Helikopter-Eltern ihre Umwelt in den Wahnsinn: im Sportverein, beim Arzt und in der Öffentlichkeit. In diesen Kapiteln berichten wir von Eltern, die sich Fake-WhatsApp-Accounts zulegen und damit – als Jugendliche getarnt – heimlich mit ihren Kindern chatten, um zu sehen, »wie unsere Töchter reagieren«. Ärztinnen und Ärzte erzählen von Müttern und Vätern, die nachts in die Notaufnahme kommen, weil ihr Kind »seit zwei Wochen eine Warze hat«, oder die einen Krankenwagen rufen, weil ihr Teenagersohn »verspannt ist«. Und was passiert, wenn sich ein Kind nicht für den Schokonikolaus bedanken möchte, den es an der Kasse geschenkt bekommen hat? Genau, dann muss es das auch nicht, denn die Mutter findet: »Gut. Das ist deine Entscheidung.«

Verrückt ist: Wenn die Kinder klein sind, lassen die Eltern sie alles selbst entscheiden: Ob sie im Winter ein Sommerkleid tragen, welcher Weg beim Spaziergang genommen wird oder ob sie im Supermarkt Tretroller fahren – alles liegt im Ermessen der Kleinkinder. Sind diese aber irgendwann groß, schalten sich plötzlich die Eltern ein: Welchen Studiengang wählen sie? Um welches Auslandspraktikum bewerben sie sich? Welchen Partner suchen sie sich aus? Hier mischen natürlich Mami und Papi mit.

Bei all diesem Irrsinn tut es gut zu wissen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Geschichten mindestens so absurd finden wie wir. Denn Sie haben uns Hunderte neue witzige und unglaubliche Anekdoten über Helikopter-Eltern zugetragen. Hebammen kommen zu Wort, ebenso wie Erzieher, Lehrer, Ärzte, Sporttrainer, Rettungssanitäter und Supermarktmitarbeiter. Sie berichten von Müttern und Vätern, die ständig wie Hubschrauber über ihren Kindern kreisen, jederzeit bereit zu landen, um zu helfen oder kleinste Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Eigenverantwortung oder den Umgang mit Frust lernt so jedoch kein Kind.

Wir wissen, dass der Alltag mit Kindern nicht immer leicht ist. Und dass die Corona-Zeit viele Ängste und Stressfaktoren noch verstärkt hat. Aber wäre es da nicht umso mehr angebracht, mal tief durchzuatmen und fünfe gerade sein zu lassen, anstatt immer noch mehr kontrollieren zu wollen?

»Vielen herzlichen Dank für dieses sehr amüsante Buch«, schrieb eine Leserin über einen der Vorgängerbände. »Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und viele Eltern aus unserer Kita, in der ich als Erzieherin tätig bin, wiedererkannt.« Als sie einer Mutter das Buch ausleihen wollte, habe diese jedoch in ernstem Tonfall gesagt: »Ich bin keine Helikopter-Mama.« Die Leserin findet aber: »Doch, ich denke schon. Sie trägt ihre fast vierjährigen Zwillinge jeden Morgen die vierhundert Meter von ihrem Haus zu unserer Kita.« Und: »Vielleicht schreiben die Autorinnen noch einen Nachfolger ;–).«

Sehr gern – hier ist er: der dritte Band mit den witzigsten neuen Geschichten über Helikopter-Eltern. Viel Spaß!