Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
© 2021 Discendum Linguarum
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7557-0373-0
In Deutschland leben Schätzungen zufolge knapp 80.000 gehörlose Menschen und 14 Millionen Gehör-Beeinträchtigte. Sie nehmen die Welt anders wahr als hörende Menschen; laute Geräusche erschrecken sie nicht, sie können am Telefon keine Diskussionen führen oder das Windrauschen in den Bäumen hören. Dafür sind bei ihnen andere Sinne extrem gut ausgeprägt. Ihre Augen bemerken Kleinigkeiten, die keinem Hörenden auffallen würden, die kleinste Vibration im Boden kann sie alarmieren, sie spüren jeden noch so leichten Windzug auf der Haut und können daraus Schlüsse ziehen. Und nur sie nutzen ihren Körper so geschickt und mit so viel Präzision, um sich ihrer Umwelt mitzuteilen. Sie verwenden eine ganz besondere Form von Sprache, die ohne gesprochene Wörter auskommt – die Gebärdensprache.
Die Gebärdensprache ist eine Sprache wie jede andere, mit eigenen Regeln, eigener Grammatik und eigenem Alphabet. Innerhalb der Sprache gibt es Dialekte und Abweichungen, außerdem gehört zu den Gebärden nicht nur eine ganze Gemeinschaft, sondern auch deren interessante Kultur.
Viele hörende Menschen, wohl die meisten, sind von der Gebärdensprache zwar fasziniert, wissen aber nur wenig über sie und machen sich nicht die Mühe, etwas über sie zu lernen. Dabei kommt jeder von uns wahrscheinlich öfter mit tauben oder gehörgeschädigten Personen zusammen, als wir denken. Schließlich gibt es sie überall auf der Welt und sie führen alle ganz normale Leben, so, wie es auch Hörende tun. Umso wichtiger und spannender ist es, die Gebärdensprache zu lernen, auch dann, wenn man sie nicht für sich selbst braucht.
Denn in einer aufgeschlossenen und aufgeklärten Gesellschaft sollte, so gut es geht, auf andere Rücksicht genommen werden. Das funktioniert nur, wenn man sich mit Themen wie der Gebärdensprache auseinandersetzt und damit aktiv hilft, tauben Menschen den Alltag zu erleichtern.
Könnten Sie einer gehörlosen Person den Weg zum Bahnhof beschreiben oder ihr erklären, welche lokale Spezialität sie unbedingt einmal probieren sollte? Könn-ten Sie ihr in ihrer Sprache Danke sagen (Hand vom Kinn nach vorne) oder um Verzeihung bitten (mit der rechten Hand über den Rücken der linken Hand streichen)? Können Sie sich vorstellen, wie ein taubes Kind sprechen lernt oder wie die Gebärdensprache ins Schriftliche übersetzt wird?
Dieser Ratgeber hat das Ziel, Sie in die Welt der Gebärdensprache einzuführen und Ihnen umfangreiches Wissen über sie zu vermitteln. Anhand einfacher Erläuterungen und Erklärungen wird Ihnen beigebracht, wie Gebärden aussehen, funktionieren und erlernt werden können, und vor allem, warum sie so wichtig sind. Nach einer kurzen Übersicht über die Geschichte der Gebärdensprache lernen Sie etwas über die Sprach- und Kulturgemeinschaft der Gehörlosen – wie entstehen Gespräche, was ist eine Namensgebärde? – und über regionale Dialekte der Sprache.
Danach werden Sie näher in die Deutsche Gebärdensprache eingeführt, bevor es um die Bestandteile der Gebärden und die Grammatik geht. Wenn Sie sich dann schon gut mit der Gebärdensprache und ihrer Struktur auskennen, bekommen Sie einfache Übungen und Beispiele an die Hand, mit denen Sie Ihr Wissen festigen und vertiefen können. Dabei wird besonders auf die praktische Anwendbarkeit geachtet.
Vor allem aber soll dieses Buch den Spaß an der Gebärdensprache vermitteln und zeigen, wie leicht es ist, sie zu erlernen. Am Ende haben Sie hoffentlich Lust dazu, sich noch näher mit dieser faszinierenden Sprache zu befassen und Ihre Fähigkeiten zu verbessern. Es gibt immer noch mehr zu entdecken!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und Lernen.
Um die Kultur der Gebärdensprache richtig zu verstehen, ist es unerlässlich, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Sie beginnt schon vor Tausenden von Jahren mit einfachen Hinweis-Gebärden und pantomimischen Zeichen, die bei der Verständigung halfen. Denn taube Menschen gibt es, seit es die Menschheit an sich gibt, und natürlich mussten sie schon damals Wege zur Verständigung finden.
Über einen sehr langen Zeitraum hinweg kam es allerdings nicht zu einer einheitlichen Gebärdensprache, was hauptsächlich an der mangelnden Bevölkerungsdichte lag. Erst im Laufe der Jahrhunderte und mit dem Wachstum von Städten und Gemeinden ergab sich für taube Menschen die Möglichkeit, sich zu Gruppen zusammenzuschließen und Gebärdensprachsysteme zu entwickeln. Zwar waren diese je nach Gruppe unterschiedlich, wiesen aber bereits früh ähnliche Strukturen auf.
Da die Gruppen von Gehörlosen noch immer zerstreut waren, begann die vermehrte Systematisierung der Gebärdensprache erst im 16. Jahrhundert mit der Bildung tauber Kinder, die aus adligen Familien stammten. Vor allem Klöster nahmen sich dieser Kinder an und verfeinerten die Gebärdensprache, um sie ihres Standes angemessen unterrichten zu können. Es konnte nachgewiesen werden, dass dafür in einem spanischen Kloster 1570 bereits das Fingeralphabet genutzt wurde. Wann genau sich dieses wiederum entwickelte, ist unklar.
Die erste öffentliche Schule für gehörlose Kinder entstand 1755 in Paris und wurde ebenfalls von einem Geistlichen gegründet, Abbé de l’Epée. Die Gebärden, die die Tauben von Paris im alltäglichen Leben nutzten, wurden der französischen Grammatik angepasst und zu einer vollständigen Sprache ausgebildet. Das Projekt erwies sich als erfolgreich und innerhalb kurzer Zeit wurden 21 Schulen für taube Kinder gegründet. Die erste Gehörlosenschule in Deutschland wurde 1778 in Leipzig gegründet, nach dem Vorbild von l’Epée. Die Verbreitung und Entwicklung der Gebärdensprache wurden auf diese Weise extrem vorangetrieben, weil die gehörlosen Kin-der unter ihresgleichen waren und die ausgeklügelten Gebärden in ihren natürlichen Redefluss integrieren konnten.
Anfang des 19. Jahrhunderts kam diese neue, moderne Form der Gebärdensprache nach Amerika und wurde den dortigen Verhältnissen angepasst, sodass die American Sign Language (ASL) entstand. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wurde sogar eine Universität für gehörlose Studenten gegründet, die Gallaudet University.
Wie so oft in der Geschichte unterlag die Integration tauber Menschen und ihrer Sprache in die Gesellschaft leider keiner kontinuierlich steigenden Entwicklung, sondern machte auch Rückschritte.
Vor allem die christliche Kirche erkannte taube Menschen lange Zeit nicht an, weil sie die „Sprache Gottes“ nicht sprachen und damit der damaligen Meinung nach nicht von Tieren zu unterscheiden waren. Dieses verschrobene Weltbild trug mit zur Verantwortung, dass die Gebärdensprache bekämpft und nicht mehr für den Unterricht tauber Kinder zugelassen wurde. Besonders die sogenannten „Oralisten“, allesamt nicht gehörlos, stellten die Gebärdensprache als „Affensprache“ dar und versuchten mit grausamen Methoden, taube Kinder vom Gebärden abzuhalten. So wurden sie oft zum Sprechen gezwungen und ihre Hände wurden während des Unterrichts teilweise auf dem Rücken zusammengebunden, damit sie keine Gebärden mehr ausführen konnten. Dieser Umgang war traumatisch und verhinderte auch, dass sich die Gehörlosengemeinschaft als eigenständige und vollwertige Kultur ansah. Beim internationalen Taubstummenkongress in Mailand im Jahre 1880 wurde die Gebärdensprache dann komplett vom Unterricht verbannt, alle tauben Kinder sollten ohne Gebärden zum Sprechen gebracht werden – ein herber Rückschlag.
Über mehrere Jahrzehnte setzte sich diese negative Entwicklung fort. Bis in die 1930er-Jahre wurde die Gebärdensprache offiziell kaum untersucht oder verfeinert. Im Gegenteil: grausame Experimente sollten taube Menschen wieder zu Hörenden machen, in Deutschland wurden sogar Sterilisationen gehörloser Menschen angeordnet, um ihre „Verbreitung“ zu verhindern. Diese Verbrechen stellten nicht nur eine unglaubliche Demütigung, sondern auch eine weitere Entmenschlichung der ganzen Gemeinschaft dar und gehören zum dunkelsten Kapitel in ihrer Geschichte.
Aus dieser dunklen Zeit führten echte Wissenschaftler, die im Laufe des 20. Jahrhunderts die Gebärdensprache erforschten, anstatt sie zu unterdrücken. Zu den wichtigsten Forschern gehört der Amerikaner William Stokoe, der in den 60er Jahren den linguistischen Vollwert der amerikanischen Gebärden belegte und sie ins richtige Licht rückte. Seine Erkenntnisse verbreiteten sich auch in Europa, sodass die Erforschung der Gebärdensprache in Deutschland in den 80er Jahren an Fahrt aufnahm.
Ein wichtiger Standpunkt war Hamburg, wo ein hörender Professor namens Siegmund Prillwitz zusammen mit Gehörlosen forschte. Zu seiner Zeit wurde die Gebärdensprache noch immer nicht an Schulen für taube Kinder unterrichtet, was für Prillwitz unverständlich war. Er beschrieb mit seinen Methoden als erster die Deutsche Gebärdensprache (DGS) und gründete 1987 in Hamburg das Zentrum für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser. Ihm und seinem Forscher-Team ist es geschuldet, dass die Gebärdensprache in Deutschland in offiziellen Kreisen wieder anerkannt und geschätzt wurde.
1985 fand der erste deutsche Gebärdensprachkongress statt, damals noch kritisch beäugt und diskutiert. Doch mit der Zeit bewährten sich die Gebärden als sicheres Mittel der Kommunikation und als vollwertige Sprache, die vielen Menschen das Leben erleichtert.
Mittlerweile ist die Gebärdensprache etabliert und vollkommen anerkannt, auch vonseiten der Bildungsinstitutionen. Doch selbst, wenn sich die Einstellung zur Gebärdensprache im Gegensatz zur Meinung der 1880er Jahre zurück ins Positive verwandelt hat, wurde der Rückschlag nur langsam verarbeitet. Erst 1991 wurde in Frankreich das Gebärdenverbot an Schulen für taube Kinder offiziell abgeschafft.
Wie wichtig die Aufarbeitung der Vergangenheit ist, zeigte sich auf der Internationalen Konferenz zur Erziehung und Bildung Gehörloser (ICED) in Vancouver 2010. Dort wurde der Beschluss von Mailand des Jahres 1880 offiziell entschuldigt und es wurde bestätigt, dass dieser Beschluss für taube Menschen auf der ganzen Welt schwere Konsequenzen hatte. Diese Anerkennung von Schuld, wenn auch sehr spät, war und ist Teil eines Heilungsprozesses, der der Gemeinde von Gehörlosen zusteht.
Die Gebärdensprache ist also eine sehr alte Sprache, in gewisser Weise ist sie gleichzeitig noch recht jung. Ihre Geschichte zeigt nicht nur den Kampf einer Sprache um ihre Anerkennung, sondern auch den der tauben Menschen, die über Jahrhunderte um das Recht kämpften, vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu sein.
Heute ist die Gemeinschaft der Gehörlosen stolz auf ihre lange Geschichte und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Diskriminierung und Ausgrenzung spielen heute leider noch immer oft eine Rolle, aber es gibt zahlreiche Institutionen und Projekte, die gehörlose Menschen unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, sich untereinander auszutauschen. Es hat sich eine Sprach- und Kulturgemeinschaft entwickelt, die ihre ganz eigenen Regeln und Bräuche hat [vgl. 5, 6].
Diese Regeln und Bräuche sind so vielfältig und interessant wie die Gebärdensprache selbst. Dass sich die Gemeinschaft der gehörlosen Menschen von der der Hörenden abgrenzt, ist ganz natürlich. Schließlich haben sie eine andere Form der Kommunikation, andere Bedürfnisse und mitunter speziellere Lebensumstände. Hörende und Gehörlose leben quasi in zwei Welten – was nicht bedeutet, dass sich diese Welten niemals begegnen und es zu keinerlei Austausch kommt, im Gegenteil. Doch trotzdem sind Gehörlose in vielen Situationen noch mehr auf ihresgleichen angewiesen, als es Hörende womöglich sind, und sie sind in der Regel stark in ihre eigene kulturelle Gemeinschaft eingebunden [vgl. 7].
Es gibt viele Bereiche, anhand derer sich erkennen lässt, dass die andere Wahrnehmung der eigenen Umwelt aufgrund des beeinträchtigten Hörsinns zu anderen kulturellen Phänomenen führt. Gehörlose Menschen haben nicht nur eine andere Sprache und Wahrnehmung, sondern auch andere Arten der Expression. Dazu gehören diverse Kunstformen wie Gebärdensprachpoesie bzw. Poetry Slam in Gebärdensprache oder das Gehörlosentheater [vgl. 8, 9, 10]. Meist sind gehörlose Menschen seit ihrer Kindheit Teil der Gehörlosengemeinschaft und sozialisieren sich nach ihrem Vorbild. Nicht nur hörgeschädigte Personen gehören zu dieser Gemeinschaft, sondern auch sogenannte CODAs, die Kinder tauber Eltern. Neben der Gebärdensprache auch noch die deutsche Lautsprache lesen und sprechen zu lernen ist für sie von klein auf selbstverständlich, ihre Gemeinschaft bietet ihnen von Anfang an Sicherheit und vermittelt das Gefühl von Solidarität. Als gehörgeschädigte Person in einer Welt aufzuwachsen, in der die Mehrheit über einen ausgeprägten Hörsinn verfügt, kann schon verunsichernd sein. Umso dichter sind daher die Netzwerke aus Kontakten, die Gehörlose unter sich spannen.
Diese Kontakte sind extrem wichtig, weil andauernde Kommunikationsbehinderungen belastend und anstrengend sind. Gemeinsame Orte der Begegnung bieten den Gehörlosen einen geschützten Raum, in dem sie sich um solche Schwierigkeiten keine Sorgen machen müssen. Vereine für Freizeitaktivitäten, wie Sportclubs, Gebärdensprachchöre, visuelles Theater oder Skatclubs, ermöglichen Austausch in Gebärdensprache, körperliche und geistige Betätigung und dazu eine Menge Spaß. Für Unterhaltung ist innerhalb der Gemeinschaft eigentlich immer gesorgt. Das Deutsche Gehörlosentheater und das Visuelle Theater Hamburg bieten immer wieder spannende Programme an und in München findet sogar alle zwei Jahre das deutsche Gehörlosen-Theaterfestival statt. Im Internet präsentieren Taube ihre Poesie oder übersetzen kunstvoll Musikvideos in Gebärdensprache. Sogar Musikveranstaltungen gibt es für hörgeschädigte Menschen; sie nehmen die Vibrationen von Bässen und Stimmen wahr und können diese genauso genießen, wie Hörende Töne genießen [vgl. 11, 12].
Eine enge Bindung zur Gemeinschaft ist zudem wichtig, um sich als tauber Mensch Möglichkeiten zu eröffnen, die er in der Welt der Hörenden sonst nicht hätte. Leider ist die Diskriminierung von Gehörlosen noch immer ein starkes Problem in der Gesellschaft, besonders, wenn es um die berufliche Aus- und Weiterbildung geht. Ohne Verbände und Organisationen für Gehörlose wäre es kaum möglich, eine einigermaßen große Auswahl an Berufen zu haben, weil taube Menschen von vielen Arbeitgebern als Belastung angesehen werden. Die Erstausbildung eines tauben Menschen wird durch das Arbeitsamt gefördert und es gibt glücklicherweise Berufsschulen für Gehörlose, an denen sie mittlerweile nicht nur handwerkliche Berufe lernen können. Trotzdem ist die Barrierefreiheit für Taube auf der Arbeit noch nicht gewährleistet. Viele Weiterbildungen werden überhaupt nicht für Hörgeschädigte angeboten und viele fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz entweder unterfordert und bemitleidet oder überfordert und benachteiligt [vgl. 13, 14].
Doch nicht nur in der Berufswelt, auch im Alltag müssen sich Hörgeschädigte vielen Herausforderungen stellen. Das kann der Gang zu einer Behörde sein oder ein Termin beim Arzt; ausführliche Beratungen ohne Dolmetscher sind kaum möglich. Oft ist zudem der Zugang zu politischen oder kulturellen Informationen verwehrt, allein deshalb, weil es bei vielen Programmen und z. B. Kinofilmen keine Untertitel gibt. Neue Streamingplattformen bieten für fast ihr ganzes Entertainmentangebot Untertitel an, eine Entwicklung, die viele Gehörlose begrüßen.
Dank der modernen Technik und Social Media lassen sich soziale Kontakte innerhalb der Gehörlosengemeinschaft leicht weltweit knüpfen. Face to face über Programme wie Skype oder innerhalb von Foren und Blogs wird sich über Alltägliches ausgetauscht, darüber hinaus können Treffen veranstaltet oder Gesetzesänderungen diskutiert werden. Besonders Letzteres spielt eine große Rolle für den Schutz von Gehörlosen. Denn wenn TV-Nachrichten nicht durchgängig übersetzt werden, Dolmetscherbudgets gekürzt oder Gehörlosenschulen geschlossen werden, können innerhalb der Gemeinschaft schnell Informationen geteilt und eventuell Proteste organisiert werden. Dieser Zusammenhalt gehört zu den wichtigsten Merkmalen der Kulturgemeinschaft und ist nötig für eine konstante Verteidigung ihrer Rechte und Werte.
Der erste wichtige Ort, an dem Gehörlose mit ihrer Gemeinschaft in Kontakt treten, ist die Gehörlosenschule oder ein Internat für gehörlose Kinder. Dort vertiefen sie ihre Sprachkenntnisse der Deutschen Gebärdensprache, werden auf das Leben vorbereitet und lernen Wichtiges über ihre eigene Kultur. Viele Schulen für hörgeschädigte Kinder gehen von der 1. bis zur 10. Klasse, die Klassen sind sehr klein und der Unterricht findet stets in einem Halbkreis statt, damit sich alle Beteiligten sehen können. Mit der Zeit entwickeln die Kinder ein Bewusstsein für sich selbst und bekommen schon früh ein gewisses