Impressum.
© 2022 Jakob Ney (Hrsg. u. Bearb.)
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 978-3-75579-077-8
Die Krone der Erklärung eines klassischen Schriftstellers ist die richtige Übersetzung desselben; beide, Erklärung und Übersetzung, müssen sich ergänzend durchdringen, wodurch die letztere selbst zu einer Art Erklärung wird.
Diese Überzeugung nötigt mich, vorliegendes Büchlein zu veröffentlichen. Meine Schriften zur Erläuterung der Germania gehen nämlich so sehr vom ausgetretenen Wege dieses Bereiches ab, daß keine einzige der vorhandenen Übersetzungen dazu paßt; und doch muß es mein Wunsch sein, meine Behandlung des lateinischen Textes möge sich auch in der Weise zeigen und bewähren.
Außerdem sind alle bisherigen deutschen Übertragungen der Germania so beschaffen, daß man sagen muß, es steht nicht gut mit der Sache. Fest überzeugt, daß in meinen genannten Werken die schlagendsten Beweise dieser Tatsache reichlich vorliegen, glaube ich deshalb nichts Überflüssiges zu tun, wenn ich einen Versuch mache, Besseres zu leisten. Ohne Lust, hier in eine kritische Darlegung dieses Elends einzutreten, sage ich nur soviel, daß es mein Bestreben war, jedenfalls das ganze Gegenteil von dem zu leisten, was in der leichtsinnigen und verkehrten Übersetzung Döderleins vorliegt und nie eine Anerkennung hätte finden sollen, am wenigsten eine solche, wie sie ihr zuteil ward.
Mein Ziel war die volle Wahrheit, welche den wahren Sinn des Autors in wahrer Form wiederzugeben und zugleich dem Genius unserer deutschen Sprache zu huldigen strebt, einfach und schlicht, sonder Zier und Schmuck.
Januar 1876.
Der Verfasser.
A. Allgemeiner Teil. Kap. 1–27.
I. Land und Leute Germaniens im allgemeinen. Kap. 1–5.
1. Grenzen des ganzen Landes. Kap. 1.
2. Die eigentlichen Germanen sind Urbewohner des Landes und stammen von dem erdgeborenen Gott Tuis-ko; Volkbenennungen. Kap. 2.
3. Keine Zuwanderung von außen. Kap. 3.
4. Leibesbeschaffenheit der Germanen. Kap. 4.
5. Beschaffenheit des Landes, Nationalvermögen, Han-del. Kap. 5.
II. Schilderung des öffentlichen Lebens und Treibens der Germanen. Kap. 6–15.
1. Kriegswesen, Könige und Heerführer, die Frauen im Krieg und die Prophetinnen. Kap. 7, 8.
2. Die Götter und ihr Kultus. Kap. 9.
3. Die Wahrsagung. Kap. 10.
4. Die Volksversammlung und die Hohen. Kap. 11.
5. Die Gerichte. Kap. 12.
6. Das Waffenleben und die Gefolgschaften. Kap. 13, 14.
7. Das Leben und die Haltung der Kriegsmänner und Häuptlinge. Kap. 15.
III. Schilderung des privaten Lebens der Germanen. Kap. 16– 27.
1. Wohnsitze und Häuser. Kap. 16.
2. Kleidung. Kap. 17.
3. Die Ehe. Kap. 18, 19.
4. Familie und Familienrecht. Kap. 20.
5. Blutrache, Fehdewesen, Behandlung der Fremden. Kap. 21.
6. Charakter der Gastmähler. Kap. 22.
7. Nahrungsmittel. Kap. 23.
8. Lustversammlungen, Schwerttanz, Spielsucht. Kap. 24.
9. Sklaven. Kap. 25.
10. Ackerbau. Kap. 26.
11. Tod und Begräbnis. Kap. 27.
B. Besonderer völkerschaftlicher Teil. Kap. 28–46.
1. Gallier auf der rechten Seite des Rheins und Germanen auf der linken Seite. Kap. 28, 29.
2. Die nichtsuebischen Völker der Germanen. Kap. 30–37.
a) die westlichen: Chatten. Kap. 30, 31; Usipier und Tenkterer. Kap. 32; Brukterer. Kap. 33; Friesen. Kap. 34.
b) die nördlichen: Chauker. Kap. 35; Cherusker. Kap. 36; Kimbern. Kap. 37.
3. Die suebischen Völker der Germanen. Kap. 38–45.
a) Allgemeine Schilderung. Kap. 38.
b) Sueben im Innern von Nordgermanien, Kap. 39, die Semnonen, Kap. 40, die Langobarden und die sieben Nerthusvölker.
c) Südliche Sueben (Donausueben), Kap. 41, die Hermunduren, und Kap. 42 die Markomannen und Quaden.
d) Ostsueben Kap. 43, besonders die Lugier mit den Hariern und Nahanarvalen, sowie die Goten.
e) Sueben auf Skandinavien Kap. 44, die Suionen und Sitonen.
4. Die Ästier und das Bernsteinland Kap. 45.
5. Die zweifelhaft germanischen Bastarner und Veneden, nebst den ganz ungermanischen Fennen Kap. 46.
Das ganze Germanien wird von den Galliern und Rätiern und von den Pannoniern durch die Ströme Rhein und Donau, von den Sarmaten und Dakern durch gegenseitige Furcht oder Berge getrennt; um das übrige geht der Ozean, welcher weite Busen und unermeßliche Inselräume umfaßt, wo wir vor einiger Zeit gewisse Völker und Könige kennen lernten, die uns der Krieg entdeckte. Der Rhein, auf einem unerstiegenen und steilen Firn der rätischen Alpen entsprungen, mischt sich, nachdem ihn eine mäßige Beugung gen Westen gewendet, mit dem nördlichen Weltmeer. Die Donau, von einem sanften und mild erhobenen Rücken des Gebirges Abnoba ausfließend, berührt mehr Völker, bis sie durch sechs Läufe in das pontische Meer hinausbricht; ein siebenter Ausfluß wird von Sümpfen verschlungen.
Die Germanen selbst mag ich für Kinder des Landes halten und gar nicht durch anderer Völker Eindringen und Einkehren vermischt, weil in der Vorzeit nicht zu Lande, sondern auf Flotten heranfuhren, die ihre Sitze zu wechseln suchten, und weil der unermeßliche jenseitige und, daß ich so sage, anderweitige Ozean von wenig Schiffen aus unserer Welt berührt wird. Ferner, wer sollte, neben der Gefahr eines schauervollen und unbekannten Meeres, Asien oder Afrika oder Italien verlassen und nach Germanien streben, unschön in den LandGermania