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© Piper Verlag GmbH, München 2021
Grafiken: Stefanie Weber
Karikaturen: Tom Körner
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Einführung

Trau keinem über 24

Hier und jetzt entscheiden wir über unsere Zukunft:
Gefährlicher Stillstand oder Aufbruch zur Verantwortung?

An das Jahr 1997 kann ich mich noch gut erinnern. Der Bundespräsident hieß Roman Herzog und forderte, durch Deutschland müsse ein »Ruck« gehen. Jan Ullrich gewann die Tour de France, Prinzessin Diana starb bei einem Autounfall in Paris, und der erste Band von »Harry Potter« erschien. In Japan beschloss die UN-Klimakonferenz das »Kyoto-Protokoll«, und in Berlin zog meine Freundin bei mir ein. Heute leben wir immer noch zusammen, aber vieles andere hat sich stark verändert. Trotzdem erinnere ich mich noch gut daran, wie die Welt sich damals anfühlte. 24 Jahre sind keine lange Zeit, wenn man auf sie zurückblickt.

Wenn man hingegen in die Zukunft schaut, scheinen 24 Jahre endlos. Wer weiß schon, wie unser Leben in einer Generation aussehen wird? Vieles dabei ist unsicher. Aber eines ist klar: Im Jahr 2045 sollen Deutschland und bis 2050 auch ganz Europa (und hoffentlich weite Teile der restlichen Welt) »klimaneutral« sein – also praktisch keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre blasen, die die Klimakrise weiter anheizen. Was das für uns alle eigentlich bedeutet, wie wir das schaffen können und warum das so wichtig ist, darum geht es in diesem Buch.

»Klimaneutralität« ist das größte Versprechen, das uns Politik und Wirtschaft geben können. Genauso groß wäre vielleicht »Weltfrieden«, aber den verspricht uns keiner. Aus gutem Grund. Um aber die Grüne Null bei den CO2-Emissionen zu erreichen, müssen wir die Art und Weise völlig umstellen, wie wir Strom erzeugen, uns fortbewegen, Dinge produzieren und verbrauchen, was wir essen, wohin wir reisen, wie wir unser Geld anlegen und was wir erfinden. Wir werden dafür sehr viel Kapital brauchen, sehr viele Ideen, sehr viel Entschlossenheit und sehr viel Mut zur Veränderung. Und das alles innerhalb einer Generation.

Veränderungen machen vielen Menschen Angst. Das ist normal und logisch. Wer grundlegende Umstürze wie im Osten Deutschlands ab 1989 erlebt hat, der wird vom Komplettumbau der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft erst einmal nicht begeistert sein. Aber die Welt verändert sich trotzdem: Die Digitalisierung formt unser Leben um, globale Migration ist eine Tatsache, Krankheiten wie die Corona-Pandemie machen uns klar, wie verletzlich unsere Körper und unsere Gesellschaften sind. Und der Klimawandel verändert rasant die Bedingungen, unter denen wir Menschen leben und arbeiten.

Es hilft nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Und auf die größte akute Bedrohung, die Klimakrise, gibt es ja eine gute Antwort: die »Klimaneutralität«. Wir müssen schnell weg von den größten Verursachern der Erderhitzung, von Kohle, Öl und Gas.

Unmöglich, sagen manche. Sehr gut möglich, sagen viele andere: Wir haben das Geld, wir haben die Technik, wir haben viele Gesetze, wir haben den Willen. Wir müssen nur richtig loslegen. Auch das beschreibt dieses Buch: Wo stehen wir auf diesem abenteuerlichen Weg Richtung 2045 – und wie kommen wir weiter? Was und wer treibt uns an? Wer bremst? Was fehlt noch?

Je mehr man zu dem Thema recherchiert, desto klarer wird: Auch die Verantwortlichen in Politik, Industrie und Gesellschaft wissen oft nicht, wie groß das Thema Klimaneutralität ist und wie sie damit umgehen sollen. Es gibt keinen genauen Fahrplan, keine exakte Kostenabschätzung, keinen 24-Jahres-Plan. Aber die großen Ziele sind klar, die Wegmarken gesetzt, die Instrumente liegen zum großen Teil bereit. Es muss nur endlich losgehen. Das legt der Blick auf die Zahlen und Daten der Wissenschaft dringend nahe: Die Klimakrise, der Auslöser aller Ideen zur Grünen Null, wartet nicht. Je schneller und entschlossener wir jetzt handeln, desto weniger wird es kosten – weniger Geld, weniger Menschenleben, weniger Zukunftschancen, die wir uns verbauen.

»Die Zeit zu handeln ist jetzt«, so heißt es auf jeder UN-Klimakonferenz seit fast 30 Jahren. Nie war dieser Satz so richtig wie heute. In den 2020er-Jahren wird sich entscheiden, ob die Welt den Klimawandel noch so abbremsen kann, dass sie 2100 im Schnitt nicht mehr als zwei Grad oder 1,5 Grad wärmer ist als vor der Industrialisierung ab 1850. Bisher sind die klimaschädlichen Emissionen weltweit fast immer nur gestiegen. Jetzt müssen sie nach allen Prognosen in den nächsten zehn Jahren weltweit halbiert werden, damit die Ziele erreichbar sind.

Noch einmal laut und deutlich: In zehn Jahren muss die Welt ihre CO2-Emissionen halbieren. Und Industriestaaten wie Deutschland, die Wirtschaftskraft Nummer 1 in Europa, müssen dabei vorangehen. Warum? Weil sie einen großen Teil des Problems verursacht haben, weil sie damit reich geworden sind, weil sie die Technik dazu entwickeln und weil sie sich schon auf den Weg gemacht haben. Deutschland hat seine Emissionen um etwa 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert und verspricht noch viel mehr. Denn nur eine klimafreundliche Gesellschaft birgt die Chance auf sauberen Wohlstand und halbwegs gerechten Frieden in Europa und weltweit.

Deshalb sind die Pläne zur Klimaneutralität auch und vor allem für Deutschland so aktuell und brisant: Was in den nächsten zehn Jahren in Berlin und Brüssel, aber auch in den deutschen Bundesländern, Kommunen, Konzernleitungen und Hinterzimmern entschieden und umgesetzt wird, legt den Pfad bis 2045 fest.

Um es mal drastisch zu sagen: Was der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung in den nächsten zwei Legislaturperioden ab 2021 zur Klimaneutralität beschließen und umsetzen, entscheidet über unser Schicksal – darüber, ob Deutschland seiner Verantwortung gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern, der Europäischen Union und der Weltgemeinschaft nachkommt. Nämlich als reiches Industrieland mit schier unbegrenzten Vorräten an Kapital, Erfindungsgeist und politischer Stabilität den Weg zur Klimaneutralität mit anderen zu gehen und ihn anderen vorzuzeichnen.

30 Jahre lang haben sich die Verantwortlichen auch in der deutschen Klimapolitik mit Klein-Klein durchgemogelt. Damit ist es jetzt vorbei. Sie stehen vor einer schwierigen Aufgabe, die sie sich selbst gestellt haben – und die sie durch jahrzehntelange Versäumnisse deutlich schwieriger gemacht haben als nötig: jetzt Maßnahmen durchzusetzen, deren Ergebnisse sie nicht mehr erleben werden – zumindest nicht als Amtsträger. Wenn es Lehren aus der globalen Corona-Pandemie gibt, so heißen sie: Wir sind als Menschen und als Gesellschaften verwundbarer, als wir glauben. Wir sollten kommende Risiken minimieren und uns auf mögliche Folgen einstellen. Wir sollten alles tun, um nicht sehenden Auges in eine weltweite Krise hineinzulaufen. Und wir sollten daran denken, dass der »Impfstoff« gegen die Klimakrise schon erfunden ist: ein klimaneutrales Leben und Wirtschaften.

Viele begreifen einen solchen Umbau als Bedrohung. Für manche ist er es auch. Aber für die große Mehrheit der Menschen und Unternehmen bedeutet ein klimaneutrales Deutschland eine große Chance: auf gute Jobs, saubere Luft, lebenswerte Städte, eine halbwegs intakte Natur, auf ein Ende des »Immer mehr« und einen neuen Blick darauf, was wirklich zählt – auf mehr Wohlstand und Gesundheit statt einfach nur immer mehr Besitz.

Dieses Buch beschreibt, was bereits getan wird und was noch zu tun bleibt, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Es zeigt aber auch, was alles noch fehlt. Und was wir in Zukunft unterlassen müssen, wenn unsere große Rechnung spätestens 2045 mit einer Grünen Null unterm Strich enden soll.

Das bedeutet nicht, auf alles zu verzichten. Ganz im Gegenteil. Wir werden uns auch in der nächsten Generation eine Menge Komfort und Überfluss erlauben können. Nur eines nicht mehr: den Luxus des Nichtstuns. 24 Jahre gehen schnell vorbei.

Teil 1

Von 850 Millionen auf null – das Ziel Klimaneutralität

Merkels grüne Zeitbombe

Was »Klimaneutralität« konkret bedeutet, weiß bisher in Politik und Wirtschaft praktisch niemand. Trotzdem wird der Abschied von Erdgas, Kohle und Öl die nächsten Jahr-zehnte dominieren.

Raum und Anlass sind nicht dafür gemacht, dass hier Geschichte geschrieben wird. Das unscheinbare Gebäude der DZ Bank am Brandenburger Tor in Berlin-Mitte duckt sich zwischen der Botschaft der USA und der Akademie der Künste. Im Foyer thront eine riesige silbrige Skulptur, die aussieht wie ein durchlöcherter Fußball. Im Kellergeschoss füllen unter einer Glasdecke blaue Sitzreihen den Saal. Hier tritt an diesem 14. Mai 2019 um zehn Uhr morgens Bundeskanzlerin Angela Merkel im roten Blazer ans Rednerpult – im Hintergrund eine blaue Wand mit dem Logo der Bundesregierung.

Im Publikum sind die zweite und dritte Garde der internationalen Klimadiplomatie versammelt. Und die Bundeskanzlerin macht eine unscheinbare Aussage, die allerdings eine Menge Sprengstoff enthält: »Ich schlage vor, dass unser konkretes Datum für die Klimaneutralität 2050 sein soll. Wir sollten darüber reden, wie wir das Ziel erreichen – nicht, ob wir es erreichen wollen.«

Merkel spricht beim Petersberger Klimadialog – benannt nach dem ersten Treffen im Jahr 2010 auf dem Petersberg nahe Bonn, jetzt aber immer in Berlin abgehalten. Seit einem Jahrzehnt treffen sich Ministerinnen und Minister, Klimaretter und Klimabremser, Sherpas und Beamte aus etwa 20 wichtigen Staaten für zwei Tage hinter verschlossenen Türen. Sie loten aus, welche Deals bei den nächsten Verhandlungen möglich sind.

Merkel hat dieses Forum immer schon gern für ein Ausrufezeichen zur Klimapolitik genutzt: 2014 verkündete sie hier, Deutschland werde seine Finanzhilfen für arme Staaten verdoppeln; 2018 nannte sie den Verkehrssektor mitten im Dieselskandal »unser Sorgenkind«. Und auch an diesem 14. Mai 2019 hat die Bundeskanzlerin vor allem eine Botschaft an die eigene Bevölkerung: Deutschland soll sich verpflichten, bis spätestens 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen, als wieder herausgefiltert werden – ob mittels der Speicherfunktion der Wälder oder durch technische Kniffs. Die Idee klingt abstrakt-technisch, Merkel trägt sie trocken in den für sie typischen Schachtelsätzen vor.

Zwei Jahre später, der 7. Mai 2021. Wieder ist »Petersberger Klimadialog«, wieder sitzt Angela Merkel, diesmal im blauen Sakko, vor einer blauen Wand und spricht mit PolitikerInnen in der ganzen Welt – wegen der Coronakrise allerdings nur am Bildschirm. Die Bundeskanzlerin verkündet, warum sie nach harter Kritik des obersten deutschen Gerichts an ihrer Politik dem Land ein noch schärferes Klimaziel verordnet: »Das Bundesverfassungsgericht hat uns in einem wegweisenden Urteil aufgegeben, beim Klimaschutz die Generationengerechtigkeit stärker in den Blick zu nehmen und den Weg zu Klimaneutralität konkreter zu beschreiben.« Deutschland wolle deshalb schon bis 2045 klimaneutral sein und schon bis 2030 seine Treibhausgas-Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 senken, nicht nur um 55 Prozent. Das steht in dem Entwurf für ein geändertes »Klimaschutzgesetz«, den Merkels Beamte nach hektischer Arbeit einen Tag vor »Petersberg« gerade noch fertiggestellt haben.

Plötzlich geht alles ganz schnell. In den letzten Wochen vor Merkels letztem Auftritt im »Petersberg«-Format haben sich die Ereignisse überschlagen. am 29. April erklärte das Bundesverfassungsgericht das »Klimaschutzgesetz« von Merkels Regierung teilweise für verfassungswidrig. Und nur eine Woche später verkündet die sonst oft zögerliche Kanzlerin einer verwunderten Öffentlichkeit, Klimaschutz werde jetzt noch schneller und drastischer betrieben als schon seit 2019 angekündigt.

Tatsächlich ist diese Idee aber ein radikales Zukunftsziel, das Politik, Wirtschaft und Gesellschaft enorm unter Druck setzt. Denn »Klimaneutralität« bedeutet: bis 2045, also im Rahmen einer Generation, muss das viertgrößte Industrieland der Welt seinen Stoffwechsel komplett umbauen. Weg von einer Gesellschaft, die bei der Produktion von Gütern, bei der Mobilität und der Ernährung, bei der Errichtung, Heizung und Kühlung von Gebäuden und der Elektrizität auf Kohle, fossiles Gas, Öl oder Atom setzt – hin zu dem, was die Wissenschaft und ein wachsender Teil der Bevölkerung immer dringender fordern: ein Land, das unterm Strich keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstößt.

Ein radikales Klimaziel als politisches Erbe

Mit der Entscheidung für ein klimaneutrales Deutschland definiert Angela Merkel das politische Erbe ihrer Kanzlerschaft. Der Unterschied zum alten Klimaziel von minus 80 bis 95 Prozent sei weitaus größer als ein paar Prozentpunkte, sagte Jochen Flasbarth, der seit 2013 als SPD-Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in der Regierung den Klimaschutz beharrlich vorangetrieben hat. »Vorher haben die Vertreter der Stahl-, Zement- oder Autoindustrie immer gemeint, die verbleibenden fünf bis 15 Prozent Treibhausgase wären für sie reserviert. Diese Tür ist jetzt zu.«

Experten rund um das Thema Klimapolitik sehen das ähnlich. »Klimaneutralität lässt keine Restemissionen mehr zu; der Einsatz von Kohle, Öl und Erdgas muss um 100 Prozent reduziert werden«, sagt Rainer Baake. Als Staatssekretär für Bündnis 90/Die Grünen im Umwelt- und Wirtschaftsministerium hat er lange am Ausstieg aus der Atomkraft und am Ausbau der erneuerbaren Energien gearbeitet; er hat den Ökoverband Deutsche Umwelthilfe (DUH) geleitet und den Thinktank Agora Energiewende aufgebaut. Seit Ende 2020 treibt Baake mit der neu gegründeten Stiftung Klimaneutralität die Regierung mit Gutachten und Gesetzesvorschlägen vor sich her, ob es darum geht, wie man die Windkraft ausbaut oder wie man die Nutzung von fossilen Brennstoffen einschränkt. Er sagt: »Vor allem die Industrie braucht diese klaren Vorgaben, wenn sie jetzt die richtigen Investitionen für die nächsten Jahrzehnte entscheiden soll – und vor allem, wenn sie ganz konkret die falschen Investitionen in fossile Kraftwerke oder Verbrennungsmotoren unterlassen soll.«

Auch auf der EU-Ebene ist das Signal angekommen. Im Dezember 2019 beschließen die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder, die Union mit ihren etwa 450 Millionen Menschen solle spätestens 2050 klimaneutral sein – viele der PolitikerInnen wissen wohl nicht so genau, wozu sie ihre Länder da verpflichten. Gleichzeitig präsentiert die EU-Kommission ihren »Green Deal«, der den Weg zu diesem Null-Ziel vorzeichnet und gravierende Folgen haben wird. Der Vizechef der EU-Kommission und Kommissar für Klimaschutz Frans Timmermans, beschreibt sie so: »Die EU-Länder haben sich auf diese Ziele festgelegt. Keiner kann sich mehr verstecken, und keiner kann sagen: Es bleibt alles beim Alten.«

»Keiner kann sagen: Es bleibt alles beim Alten.«

Es muss sich etwas ändern, das ist auch Angela Merkel in den letzten zwei Jahren ihrer Amtszeit klar geworden. Oder besser: Dass Veränderungen nötig sind, weiß die promovierte Physikerin, die als Umweltministerin 1997 das Kyoto-Protokoll mitverhandelte, besser als andere. Aber nun sieht die Machtpolitikerin auch eine Chance, für solche Veränderungen Mehrheiten zu organisieren. Da sind die Warnungen aus der Wissenschaft, dass sich der Klimawandel immer weiter und immer schneller zuspitzt. Ein knappes Jahr zuvor hatte der UN-Klimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) in einem Sondergutachten klargestellt, dass der Unterschied zwischen einer Erwärmung um 1,5 oder um zwei Grad Celsius bis 2100 groß wäre – die beiden Grenzen, die im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 angesprochen sind. Die EU und alle Industriestaaten müssen ihre CO2-Emissionen bis 2030 praktisch halbieren, um das Schlimmste zu verhindern.

Dazu kommt: Der Klimawandel ist für Deutschland nicht mehr eine weit entfernte Zukunft. Er brennt auf der Haut. Extrem trockene und warme Sommer seit 2018 bringen Rekordtemperaturen, sie schädigen den Wald und die Landwirtschaft. Es regnet auch im Herbst und im Frühjahr weniger. All die Szenarien, vor denen die Wissenschaft lange gewarnt hat, rücken nun näher.

Dann ist da aber auch der Druck von der Straße. Seit 2019 streiken freitags Schülerinnen und Schüler in Deutschland als »Fridays for Future« für konsequenten Klimaschutz. 2018 hatte das schwedische Schulmädchen Greta Thunberg eine weltweite Klimabewegung ausgelöst, mit Folgen auch in Deutschland: Bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen und der Europawahl 2019 wird die »Klimaschutzpartei« Bündnis 90/Die Grünen so stark wie nie zuvor. Und Merkels Vertraute Ursula von der Leyen stellt sich als EU-Kommissionspräsidentin an die Spitze derer, die für Klimaneutralität werben.

Angela Merkel hat in den 14 Jahren ihrer Kanzlerschaft bis 2019 einen Schlingerkurs zwischen »Klimakanzlerin« und Ökobremserin vollzogen. Unter ihrer Führung ist Deutschland politisch und wirtschaftlich stabil geblieben, hat die Finanz-, die Euro- und die Migrationskrise gemeistert, dafür aber die Klimakrise auf die lange Bank geschoben. In Merkels Deutschland ist die Wirtschaft gewachsen und der Anteil von Ökostrom am Strommix auf über 40 Prozent gestiegen. Aber die CO2-Emissionen sind lange kaum gesunken.

Das Land hat unter Merkel den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022 und aus der Kohle bis 2038 begonnen. Aber es wird auch deutlich, dass all das nicht genügt, um den Anforderungen des Pariser Abkommens, den Warnungen der Wissenschaft oder dem Protest in der Gesellschaft wirksam zu begegnen.

Das Klimaschutzgesetz bindet die kommenden Regierungen

Am 12. Mai 2021 beschloss das Bundeskabinett das neue Klimaschutzgesetz, keine zwei Wochen nach dem epochalen Urteil des Verfassungsgerichts. Wie gefordert, verschärfte darin die Regierung nicht nur die Ziele, sondern legte auch für jedes Jahr bis 2045 eine Obergrenze für die Emissionen fest. Bis 2030 werden diese CO2-Deckel fein säuberlich auf die Sektoren wie Industrie, Verkehr, Gebäude oder Landwirtschaft verteilt. Was noch zwei Jahre zuvor in Merkels CDU/CSU-Fraktion als »Öko-Planwirtschaft« beschimpft und abgelehnt wurde, fand plötzlich allgemeine Zustimmung. Ein Unions-Abgeordneter fasste die gewandelte Stimmung so zusammen: »Es ist unser Gesetz, es gehört zu den Regeln, die unsere Kanzlerin auf EU-Ebene durchgesetzt hat und die unsere Unionskollegin von der Leyen vorantreibt. Und als Rechtsstaatspartei müssen wir umsetzen, was das Verfassungsgericht verlangt.«

Damit waren die neuen Ziele beschlossen. Ob sich die große Koalition noch auf entsprechende Maßnahmen einigen konnte, war bei Redaktionsschluss dieses Buches noch offen. Allerdings verabredete die Koalition, mehr Geld für Klimaschutz zur Verfügung zu stellen. Schon im »Klimaschutzprogramm 2030« hatte die Regierung dazu im September 2019 unter dem Eindruck großer Demonstrationen der »Fridays for Future« solche Weichen gestellt. Demnach wird ab 2021 erstmals in Deutschland auch der CO2-Austoß von Gebäuden und Verkehr mit einem Preis im »deutschen Emissionshandel« belegt; Bahnfahren wird billiger, der Ausbau des Ökostroms auf 65 Prozent bis 2030 festgelegt und der Preis der im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegten EEG-Umlage gedeckelt. Neue Förderprogramme sollen die Energieforschung und die bessere Dämmung von Häusern vorantreiben, Pendler entlasten und E-Autos billiger machen. Auch in der Corona-Krise wird das Ziel »Klimaneutralität« nicht angetastet. Allerdings werden die milliardenschweren Hilfs- und Rettungsprogramme der Regierung nicht konsequent auf das Ziel der Grünen Null ausgerichtet. Für die Rettung der angeschlagenen Lufthansa gibt es auch ohne jede zusätzliche Ökoverpflichtung etwa so viele Steuergelder wie für die Zukunftstechnologie grüner Wasserstoff – knapp acht Milliarden Euro.

Am Ende von Angela Merkels Amtszeit zeigt sich: Die »Klimakanzlerin« hinterlässt ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger wichtige Weichenstellungen, aber auch schwere Hypotheken. Deutschland hat über ein Jahrzehnt seine Emissionen praktisch nicht gesenkt, die erneuerbaren Energien gleichzeitig stark ausgebaut, die Dynamik aber wieder gedrosselt. Den Umbau der Gesellschaft zur »Klimaneutralität« hat die Regierung Merkel zwar beschlossen, aber die Umsetzung dieses Mammutprojekts hat sie dem nächsten Parlament und der nächsten Regierung – oder besser: für die nächsten Jahrzehnte allen Regierungen und Parlamenten – überlassen. Die »wilden Zwanzigerjahre« des 21. Jahrhunderts sind das entscheidende Jahrzehnt für den Klimaschutz. Deutschland bietet an dieser Schwelle ein widersprüchliches Bild: Die fossile Nulldiät für eine Industrienation bleibt bislang trotz allem Fitness- und Effizienzgerede weit hinter dem Nötigen und Möglichen zurück. Das alte fossile System von Kohle, Verbrennungsmotor und Gasheizung hat keine Zukunft, klammert sich aber an die Vergangenheit. Viele Menschen ahnen, dass sich etwas grundlegend ändern muss, vermissen aber eine Bauanleitung für eine saubere Zukunft.

Auf der anderen Seite ist das Ziel der Klimaneutralität gesetzlich, politisch, juristisch und gesellschaftlich verankert; jede folgende Bundesregierung ist daran gebunden. Aus den Ländern und Kommunen kommen Druck und die Bereitschaft zur Veränderung. Viele Unternehmen sehen Chancen für neue Märkte, wenn sie klare Signale bekommen. Bei vielen Menschen wächst das Bewusstsein, dass ein klimaneutrales Deutschland keine Ökodiktatur sein wird, sondern eine Chance für ein gesünderes Leben mit mehr Qualität und wirtschaftlichen Möglichkeiten. Und der Druck zur Veränderung steigt mit jedem Hitzesommer und jeder Dürreperiode.

 

Was aber ist »Klimaneutralität« eigentlich – wo kommt sie her? Und wo führt sie uns hin?

Der große kleine Unterschied

»Klimaneutralität«: Ein Konzept macht Karriere, obwohl oder weil niemand genau weiß, was es konkret bedeutet. Sicher ist nur: Es beschreibt eine riesige Herausforderung, bei der niemand neutral bleiben kann.

Die Sensation versteckt sich in Artikel 4, Absatz 1 des Übereinkommens von Paris in einem Bandwurmsatz. Um den Klimawandel bis 2100 bei deutlich unter zwei und möglichst bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen, heißt es dort, müssten die CO2-Emissionen schnell sinken, um »ein Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken« herzustellen. Auf diese gewundene Formulierung einigten sich die 195 Staaten der UN-Klimakonferenz von Paris am frühen Morgen des 12. Dezember 2015.

Die Brisanz der Übereinkunft wurde vielen Beobachtern erst später klar. Denn der Satz bedeutet: Mittelfristig müssen die Emissionen von Treibhausgasen, die der Mensch verursacht – 2018 umgerechnet etwa 55 Milliarden Tonnen CO2 –, aufhören, wenn sie nicht durch »Senken«, also von Biomasse wie Wälder und Ozeane oder durch technische Verfahren, gebunden werden. Das heißt: Die Welt muss »klimaneutral« sein.

Was aber bedeutet das? Darüber wird seit dem 13. Dezember 2015 diskutiert. Die Begriffe »klimaneutral«, »treibhausgasneutral«, »kohlenstoffneutral« (englisch: carbon neutral) oder »CO2-neutral« werden oft als Synonyme verwendet. Vor allem in der politischen Debatte gerät dabei einiges durcheinander.

»CO2-neutral« oder »kohlenstoffneutral« bedeutet, nur die Emissionen von Kohlendioxid auf null zu fahren. China etwa, der größte Emittent von Kohlendioxid, hat angekündigt, vor 2060 »kohlenstoffneutral« zu sein. Das ist das wichtigste Klimagas; etwa zwei Drittel der Erderwärmung gehen auf Kohlendioxid zurück, das vor allem aus der Verbrennung von Kohle, Öl und fossilem Erdgas stammt. Deshalb ist die Vermeidung von CO2-Ausstoß zwar eine der wichtigsten Bedingungen für Klimaschutz, sie reicht aber nicht aus. Denn andere Treibhausgase sind ebenfalls sehr wichtig. Methan etwa, das aus der Vergärung von Biomasse in Reisfeldern oder Rindermägen entsteht und das außerdem als Erdgas aus Sümpfen, Mülldeponien und aus auftauenden Permafrostböden entweicht, heizt die Atmosphäre 25-mal stärker auf als CO2. Auch Lachgas (Distickstoffdioxid), das vor allem aus Mineraldüngern und der Vergärung von Biomasse stammt, oder fluorierte Kühlmittel wie FKW haben ein hohes Treibhausgaspotenzial – Lachgas etwa 300-mal so stark wie CO2.

»CO2-neutral« umfasst nur einen Teil des Problems

Alle diese Gase sind nur erfasst, wenn von »treibhausgasneutral« oder »klimaneutral« die Rede ist. Den größten Unterschied macht »klima-« bzw. »treibhausgasneutral« versus »CO2-neutral« bei der Frage, ob die Land- und Forstwirtschaft eingerechnet wird. Denn gerade dort sind die Emissionen viel schwieriger zu vermeiden als etwa im Energiesektor. Rinder, Reisfelder und Düngung mit Mineralstoffen sind nicht so einfach umzustellen wie ein Kraftwerk auf »Null-Treibhausgas-Betrieb«. Dazu kommt, dass gerade in der Land- und Forstwirtschaft die »Kohlenstoffbilanzen« unklar sind: Wie viel CO2 speichert ein Wald, wenn er in der Tundra oder am Äquator steht? Wie viel, wenn er alt oder jung ist? Wie entwickelt sich diese Kohlenstoffsenke? Die Fragen sind im Detail so wenig geklärt, dass die »CO2-Staubsaugerfunktion« der Wälder in den offiziellen Berechnungen der UN-Klimaverhandlungen und in den Unterlagen der EU-Klimapolitik nur unter Vorbehalt aufgeführt werden.

Die Unterscheidung zwischen »CO2-neutral« und »klimaneutral« hat Konsequenzen. Wenn China unter dem Beifall der Weltgemeinschaft verspricht, bis 2060 CO2-neutral zu sein, bedeutet das eben nicht, dass alle Treibhausgasemissionen tatsächlich eingestellt werden.

Schwierig wird es auch bei der Unterscheidung von »klimaneutral« und »treibhausgasneutral«. Während die UNO und die EU beide Begriffe synonym verwenden, macht das deutsche Klimaschutzgesetz einen Unterschied. Das Ziel für das gesamte Land ist »Treibhausgasneutralität«, die Bundesverwaltung soll bis 2030 allerdings »klimaneutral« sein. Das erklären manche Experten so: »Treibhausgasneutral« sei das ehrgeizigere Ziel, denn dies würde bedeuten, dass die Grüne Null allein durch inländische Reduktion erreicht werde – also ohne Einkauf von Reduktionen aus anderen Weltregionen; »klimaneutral« wiederum sei für den Weg dahin gedacht und erlaube auch den Zukauf von Zertifikaten. Eine andere Interpretation sieht es andersherum. Demnach sei »klimaneutral« anspruchsvoller, denn der Begriff bezieht sich auf alle menschlichen Eingriffe, die das Klima verändern: Wenn etwa großflächig Wald gerodet wird oder die Eisflächen abnehmen, trübt das die Bilanz der »Klimaneutralität« – auch wenn keine Treibhausgase ausgestoßen werden. Das sind wichtige Debatten in der Wissenschaft. Für die Betrachtung in diesem Buch halten wir uns allerdings an die Vorgaben von UNO und EU und benutzen die Begriffe »klimaneutral« und »treibhausgasneutral« praktisch synonym.

Deutschland und die EU haben ihr Ziel als »Klimaneutralität« definiert – es umfasst also alle Treibhausgase, die auf unserem Boden ausgestoßen werden. Nicht berechnet sind allerdings weiterhin die sogenannten grauen Emissionen, die im Ausland für unsere Importwaren entstehen. Wenn Stahl aus China kommt, um in Frankfurt verbaut zu werden, zählt das entstandene CO2 für die chinesische Bilanz – der BMW, der nach China geliefert wird, belastet mit seiner Herstellung dagegen das deutsche CO2-Konto.

Was bedeutet nun »klimaneutral«? Diese Definition ist teilweise noch unscharf. Der Begriff ist bislang nicht geschützt und kann von jedem für alles genutzt werden. So berechnen manche Projekte oder Unternehmen ihren »CO2-Fußabdruck«, um diesen dann durch Baumpflanzungen im Regenwald auszugleichen. Hierbei ist allerdings die Methodik umstritten, denn es fragt sich, ob auch Lieferketten und Recycling berücksichtigt werden. Und ob der Ausgleich tatsächlich gelingen wird, kann kaum jemand sagen. Andere Anbieter werben mit Investitionen in Umweltprojekte, um CO2-Schulden etwa aus Flügen zu »kompensieren«. Der Wildwuchs in der Berechnung erinnert teilweise an die Inflation beim Begriff »Nachhaltigkeit«, die auch für sehr verschiedene Konzepte herhalten muss.

Inzwischen gibt es erste Überlegungen, Standards für den Begriff »klimaneutral« einzuführen – etwa bei der Unternehmensinitiative Stiftung 2°. Auch in der politischen Debatte ist grundsätzlich klar, dass Klimaneutralität erst dann erreicht ist, wenn die Emissionen von Treibhausgasen in einem Land praktisch aufhören oder durch Wälder, Moore oder technische Verfahren auf null gebracht werden. Erst wenn auf UN-Ebene eine globale Regelung für den Handel mit CO2-Zertifikaten etabliert ist, eröffnet sich auch die Möglichkeit, einen Teil der CO2-Minderung durch Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu erbringen. Bisher haben diese Versuche etwa im Rahmen des weltweiten Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanism; CDM), der im Kyotoprotokoll der UNO zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen vorgesehen wurde, zu umstrittenen Ergebnissen geführt. Während manche betonen, der Mechanismus habe dringend benötigte grüne Technologien in Schwellenländer gebracht, stellen andere in den Vordergrund, dass CDM eher zu Tricksereien und Zahlenspielen geführt habe als zu echtem Klimaschutz.

Die Ölstaaten wehren sich gegen den Begriff »Dekarbonisierung«

Der Begriff »Klimaneutralität« wurde nicht zufällig gewählt. Bei der UN-Klimakonferenz in Paris Ende 2015 bezeichnete die Fachwelt den Abschied von Kohle, Öl und Gas noch als »Dekarbonisierung«. Beim G-7-Gipfel im bayerischen Elmau einige Monate zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gastgeberin im Schlussdokument das Ziel »Dekarbonisierung der Weltwirtschaft im Laufe dieses Jahrhunderts« durchgesetzt. Im Herbst des Jahres präsentierte der französische Thinktank Institute for Sustainable Development and International Relations (IDDRI) bei einem Workshop in Paris das Deep Decarbonization Pathway Project. Es hatte untersucht, wie die 16 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt die Nutzung fossiler Brennstoffe hinter sich lassen könnten. Ergebnis: Die Dekarbonisierung ist machbar, bezahlbar und bringt viele Vorteile. Drei Monate später wurde die Chefin des IDDRI, Laurence Tubiana, eine der Architektinnen des Pariser Abkommens und brachte die Idee in den Vertrag ein.

Der Begriff »Dekarbonisierung« schaffte es aber nicht ins Abkommen, in dem nun die umständliche Formulierung »Gleichgewicht zwischen Quellen und Senken« steht. Der Grund: Widerstand aus den Rohstoffländern. Die USA, aber auch Australien, Norwegen und Saudi-Arabien »wehrten sich dagegen, dass ihr Kohlenstoff schlechtgemacht werden sollte«, sagt ein Verhandler von Paris. Die Argumentation dort ist schon lange: Das Problem sei nicht der Kohlenstoff, sondern die Emission. Bekomme man diese in den Griff, etwa durch Speicherung, sei gegen Karbon nichts einzuwenden.

»Dekarbonisierung klang vielen zu sehr nach Deindustrialisierung«, sagt ein anderer Insider. Deshalb wurde im Jahr nach der Pariser Klimakonferenz der Begriff »Klimaneutralität« geprägt. Als es in den einzelnen Ländern um die Umsetzung und Ratifizierung des Pariser Abkommens ging, wurden Formulierungen gesucht, mit denen alle leben konnten – und die die Sprengkraft des Ziels verschleierten.

»Neutral« klingt aber defensiv. Zu defensiv, finden andere Beobachter – der Begriff lege nahe, man könne neutral und unbeteiligt bleiben, wo es doch tatsächlich um entschlossenes Handeln gehe, wenn man den Einfluss des allgegenwärtigen Kohlenstoffs zurückdrängen wolle.

Inzwischen haben viele Denkfabriken, Interessengruppen und Behörden eigene Untersuchungen zum klimaneutralen Deutschland vorgelegt. Das Umweltbundesamt (UBA) beschrieb den Weg zum »treibhausgasneutralen und ressourceneffizienten Deutschland«, das Forschungszentrum Jülich, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme und das Wuppertal Institut präsentierten Vorschläge für eine klimafreundliche Energieversorgung oder eine CO2-freie Volkswirtschaft. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) stellte Anfang 2018 eine in seinem Auftrag verfasste umfangreiche Studie der Beratungsfirmen Prognos und Boston Consulting Group vor, die »Klimapfade für Deutschland« beschrieb: minus 80 und minus 95 Prozent Emissionen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) informierte 2020 über seinen »Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie«. Anfang 2020 stellte die Initiative »German Zero« einen »1,5-Grad-Klimaplan« vor, der das Land bis 2035 auf null bringen und Klimaschutz im Grundgesetz verankern soll. Schließlich legten die Thinktanks Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und die Stiftung Klimaneutralität im Herbst 2020 ihre umfassende Studie Klimaneutrales Deutschland vor. Und dabei wird es nicht bleiben. Bei Redaktionsschluss dieses Buches im Frühjahr 2021 zeichnete sich ab, dass rund um die Bundestagswahl im September etwa der Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung, die staatliche Deutsche Energieagentur (dena) und noch einmal der BDI mit entsprechenden Konzepten an den Start gehen wollen.

Die Studien unterscheiden sich im Detail und je nach Szenario: Das UBA blickt auch auf Ressourceneffizienz, der BDI rechnete 2018 nur mit maximal minus 95 Prozent, das Wuppertal Institut kalkuliert im Auftrag der Klimabewegung Fridays for Future einen radikalen Kurs zu Klimaneutralität schon bis 2035 und lässt dafür die Landwirtschaft außen vor. »German Zero« wiederum fordert zusätzlich noch drastischere Maßnahmen: etwa den Verkauf von fossilen Brennstoffen ab 2030 zu verbieten, Klimaschutz als Unternehmensziel im Aktienrecht festzuschreiben und klimaschädliche Subventionen auf null zu senken.

Im Kern ist die Aussage aller Studien jedoch ähnlich: Ein klimaneutrales Deutschland bis 2050 ist möglich, aber es erfordert schnelles und umfassendes Handeln und massive Investitionen und Veränderungen auf praktisch allen Ebenen.

 

Aber was heißt das konkret?

Maximale Beschleunigung auf null in einer Generation

Deutschland muss bis 2045 komplett umgebaut werden. Dafür gibt es keinen Masterplan, sondern Risiken und Chancen in allen Bereichen. Statt Behäbigkeit wie bisher braucht es aber vor allem eines: Tempo.

 

Weltweit bewirkte die Corona-Krise 2020 eine bemerkenswerte Entwicklung. Die weltweiten CO2-Emissionen sanken aufs ganze Jahr gerechnet um etwa sieben Prozent, vor allem weil weniger Auto gefahren und weniger produziert wurde. Minus sieben Prozent – das ist zufällig ziemlich genau der Wert, um den die Emissionen laut Berechnungen des UN-Umweltprogramms (UNEP) sinken müssten, wenn die Welt auf einen 1,5-Grad-Kurs kommen soll. Und zwar müsste diese radikale Fastenkur jährlich in den kommenden Jahren eingehalten werden, um bis 2030 die heutigen Emissionen in etwa zu halbieren.

In Deutschland lagen die Emissionen 2020 sogar um etwa zwölf Prozent niedriger. Der Corona-bedingte Einbruch der Konjunktur führte sogar dazu, dass das Land sein Klimaziel von minus 40 Prozent für 2020 übererfüllte – was selbst die Regierung nicht mehr für möglich gehalten hatte. Doch ob aus diesem einmaligen Katastrophenjahr die dringend nötige permanente Revolution für den Klimaschutz werden kann, wird sich erst im Verlauf der nächsten Jahre entscheiden.

Denn allen ExpertInnen ist klar: Um tatsächlich auf den Weg zur Grünen Null einzuschwenken, brauchen wir einen deutlich stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien; viel mehr Gebäude müssen saniert werden. Wir benötigen deutlich effizientere Haushaltsgeräte und Maschinen, einen drastischen Umbau der Mobilität und völlig anders geplante Städte, eine Industrie, die auf »grünen Wasserstoff« setzt, und eine Halbierung von Tierbeständen und Fleischkonsum. Und das ist nur der Anfang.

Dafür muss das Land zwei Gänge hochschalten. Betrachtet man den Ausstoß von Treibhausgasen seit 1990, hat Deutschland bislang etwa ein Drittel davon eliminiert. Statt 1251 Millionen Tonnen im Jahr 1990 waren wir 2019 bei 805 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent angekommen. Um bis 2045 auf null zu kommen, müssen also zwei Drittel der Anstrengung in kürzerer Zeit erbracht werden als das erste Drittel – in nur 24 Jahren.

Aber es wird noch schwieriger: Nach Meinung vieler Fachleute, die das umfassende Gutachten für Agora und die Stiftung Klimaneutralität geschrieben haben, muss das nächste Drittel schon bis 2030 reduziert werden. Das bedeutet: In den neun Jahren bis 2030 muss Deutschland so viel CO2-Emissionen einsparen, wie es in den 30 Jahren vorher getan hat – wobei der Zusammenbruch der energieintensiven DDR-Wirtschaft einen großen Anteil hatte. Wie soll das funktionieren?

Im zweiten Teil dieses Buches wird deshalb eine Bestandsaufnahme unternommen. Wo stehen wir bei den verschiedenen Sektoren von Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zur Grünen Null? Wie weit sind wir bereits gekommen? Welches sind die großen Herausforderungen. Wo bestehen unerkannte Chancen?

Große Hoffnungen konzentrieren sich auf den größten CO2-Verursacher: die Energiewirtschaft. Von 1990 bis 2018 sind die Emissionen der Kraftwerke um 35 Prozent gesunken – obwohl die Produktion um 17 Prozent gestiegen ist. Im Krisenjahr 2020 lagen sie laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW sogar um 53 Prozent unter dem Wert von 1990. Der massive Zubau von erneuerbaren Energien, die inzwischen mehr als 40 Prozent des verbrauchten Stroms liefern, der steigende Preis für CO2-Zertifikate, der Atomausstieg bis 2022 und der Kohleausstieg bis spätestens 2038 treiben den Strukturwandel schnell voran. Energiekonzerne wie RWE, Vattenfall und E.ON trennen sich von ihren Kohlekraftwerken und setzen auf Wind, Gas und Sonne.

Bis 2030 sehen Prognosen weiterhin große Veränderungen für den Energiebereich: Weil große Nachfrager wie Verkehr oder Industrie ihren Energiebedarf immer weniger mit fossilen Brennstoffen und immer mehr mit (Öko-)Strom decken (die sogenannte Sektorkopplung), soll der Verbrauch von Elektrizität um etwa zehn Prozent wachsen. Gleichzeitig wird aber vor allem dieser Sektor die 2020 verschärften Klimaziele der EU und Deutschlands erbringen müssen, insbesondere über den Europäischen Emissionshandel. Dafür soll die deutsche Stromproduktion von 2018 bis 2030 207 Millionen Tonnen weniger CO2 ausstoßen. Zum Vergleich: In den letzten 30 Jahren sanken die Emissionen hier nur um gut 160 Millionen Tonnen. Mehr Strom zu erzeugen, und das mit deutlich weniger Klimabelastung, ist die große Aufgabe der Elektrizitätswirtschaft.

Dieses Buch konzentriert sich auf die wichtigsten Bereiche auf dem Weg zur Klimaneutralität. Es beschreibt die Potenziale und Probleme eines grünen Stromsystems am Beispiel der Windkraft an Land mit einem Besuch in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Form der Energie gilt als »Arbeitspferd« der Energiewende, steht aber vor großen Problemen: knappe Flächen, bürokratische Hindernisse, Naturschutzregeln, fehlender Rückenwind durch die Politik und ideologisch motivierter Widerstand. Wie kann das Erfolgsprojekt »deutsche Energiewende« einen Weg zur Klimaneutralität weisen?

Die Industrie hat ein CO2-Minus von 31 Prozent seit 1990 in ihren Büchern stehen. Nach der Jahrtausendwende ist da allerdings nicht mehr viel passiert. Die große Hoffnung ruht hier auf der schnellen Einführung von »grünem Wasserstoff«, vor allem in der Stahl- und Chemiebranche. Auch hier muss im nächsten Jahrzehnt fast so viel geschafft werden wie in den 30 Jahren zuvor, wobei zu berücksichtigen ist, dass fast die Hälfte aller Anlagen der Grundstoffindustrie ohnehin im nächsten Jahrzehnt ersetzt werden müssen.

Wir besuchen deshalb den Stahlhersteller thyssenkrupp in Duisburg. Dort wissen die Stahlkocher sehr genau, dass ihre Zukunft nur grün sein kann – ob die Kehrtwende von einer extrem CO2-intensiven Produktion zum »grünen Stahl« allerdings gelingen kann, wird jetzt gerade entschieden. Klimaneutralität bedeutet für die Industrie jedoch auch, dass sich Konditionen für Kredite und Anlagen deutlich verändern oder dass Unternehmen wie der Bosch-Konzern ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren wollen. Und wir beschreiben die Versuche, das Treibhausgas CO2 zu isolieren und fernab der Atmosphäre zu speichern – die umstrittene CCS-Technik (Carbon Capture and Storage), die auch in Deutschland gegen alle Widerstände immer populärer wird.

Der Verkehr ist nach wie vor das »Sorgenkind«, wie auch Angela Merkel sagte: Seit 1990 sind die Emissionen praktisch nicht rückläufig. Obwohl die Motoren sparsamer werden, wird mehr gefahren, und die Autos werden schwerer. Unter dem Druck von EU-Grenzwerten für CO2, den internationalen Märkten und der Diskussion um Dieselskandal und Klimapolitik lenken die deutschen Autobauer jetzt ein: E-Mobilität wird nun auch in dem Land großgeschrieben, das bisher die weltweit besten Verbrennungsmotoren baut. Doch auch hier ist die Aufgabe riesig: In einem Jahrzehnt soll sich der Sektor laut Planung der Regierung vom De-facto-Nichtstun beim Klimaschutz so weit verbessern, dass im Jahr 2030 etwa 70 Millionen Tonnen weniger CO2 als 1990 ausgestoßen werden.

Wir besuchen den größten Autokonzern der Welt und erhalten Einblick in seinen Versuch, sich bei laufendem Motor neu zu erfinden. VW baut in seinem Werk in Zwickau inzwischen nur noch Elektroautos und setzt voll auf das digitale und elektrische Fahren. Kann VW damit den Konkurrenten Tesla ausstechen? Und wo bleiben die Konzepte für eine klimafreundliche Bewegung jenseits der Automobilität? Der zweite Megatrend dieser Tage ist die Digitalisierung, auch sie wird im Verkehrswesen ihre Spuren hinterlassen. Aber wird der massenhafte Einsatz von Software und künstlicher Intelligenz zur Chance für die Klimaneutralität – oder führt er nur zu mehr Energieverbrauch?

Auch bei den Gebäuden bleibt viel zu tun. Der Gebäude- und Bausektor ist zwar der Champion unter den Branchen und hat seit 1990 satte 44 Prozent CO2 eingespart – vor allem weil immer weniger mit Kohle und mit Öl geheizt wird –, aber die Energie für das Heizen (und mit zunehmenden Hitzesommern auch für die Kühlung) verschlingt insgesamt etwa 40 Prozent des deutschen Energiebedarfs. Um die Wohn- und Geschäftshäuser in Deutschland bis 2045 auf »null« zu drosseln, sind große Anstrengungen erforderlich: ein schnelles Ende neuer Ölheizungen, Millionen von elektrischen Wärmepumpen für die Heizung, eine deutlich bessere Isolierung der Gebäude. Auch hier gilt: Die Erfolge aus den letzten 30 Jahren müssen in einem Jahrzehnt praktisch wiederholt werden, ehe es dann Richtung 2045 mit den Emissionen gegen null geht.

Wir betrachten Häuser, die nicht nur emissionsfrei sind, sondern sogar »treibhausgas-negativ« sein wollen – etwa durch Holzbau. Aber wir nennen auch die Herausforderungen, die die Sanierung der Gebäude in Deutschland mit sich bringt.

Entschieden wird dieser Kurs nicht nur in der Hauptstadtblase der Berliner Politik. Vielleicht noch wichtiger ist, was in Ländern, Städten und Gemeinden gewollt, geplant und gemacht wird. Wie schon die »Nachhaltigkeit« ist auch Klimaneutralität vor allem eine Frage des Bodenpersonals – BürgermeisterInnen, ehrenamtliche Räte, Engagierte, TüftlerInnen und Mitmacher. Wir besuchen die schwäbische Stadt Tübingen, die sich ambitioniert wie kaum eine andere Kommune das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, 15 Jahre vor vielen anderen, nämlich schon 2030 klimaneutral zu sein – mit allen Unwägbarkeiten, Hoffnungen und Schwierigkeiten, die ein so radikaler Kurswechsel mit sich bringt.

Im Sektor Landwirtschaft und Ernährung sind technische Verbesserungen bald ausgereizt. Tatsächlich ist die Land- und Forstwirtschaft einer der ganz wenigen Bereiche, denen auch 2045 noch Treibhausgasemissionen zugestanden werden, da Wälder und Böden der Atmosphäre CO2 entziehen und daher der landwirtschaftliche Schadstoffausstoß mehr als ausgeglichen wird. Noch: Denn diese Dienstleistung fürs Klima ist gefährdet. Weil der Wald unter Klimastress leidet und immer mehr Anforderungen erfüllen soll, ist er in seiner »Staubsaugerfunktion« für CO2 zunehmend eingeschränkt. Gerade zum Zeitpunkt, wo er am meisten gebraucht wird, geraten Forst und Wald deshalb selbst in Gefahr.

Wir fragen hier deshalb nach der Zukunft des deutschen Waldes. Wie schlecht geht es ihm wirklich, und was muss getan werden, damit auch unsere Enkel noch im Wald wandern und seine ökologischen und ökonomischen Werte nutzen können? Wir besuchen aber auch Landwirte und Moorschützer, die versuchen, der industriellen Landwirtschaft von heute eine treibhausgasneutrale Alternative entgegenzusetzen, um Land und Leute auf die Klimakrise vorzubereiten.

Im dritten Teil dieses Buches beschäftigen wir uns mit Werkzeugen und Instrumenten, die uns der Grünen Null näherbringen. Der Weg zur Klimaneutralität ist kein einfaches Manöver, es gibt dafür keinen Masterplan. Über die nächsten Jahrzehnte müssen sich politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche, zivilgesellschaftliche und ökologische Bedingungen so ergänzen, dass die wichtigsten Weichen gestellt werden. Klimaneutralität berührt sehr viele Lebensbereiche, die wichtigsten stellen wir hier vor.

Wir blicken zum Beispiel darauf, wie sich öffentliche und private Investitionen verändern müssen und bereits verändern. Ziel im Klimaschutz ist es, die »Billionen zu verschieben« – von schwarzen Investments hin zu grünen Anlagen. Die Finanzbranche realisiert gerade, wie sie unter den Bedingungen der Klimaneutralität ihre Geschäftsbedingungen umstellen muss.

Die Grüne Null kommt allerdings nicht von allein. Wie jede Umwälzung wird sie von manchen Interessen befördert und von anderen Lobbygruppen bekämpft. Wir blicken daher hinter die Kulissen des Ringens in Politik und Wirtschaft um Geschwindigkeit und Richtung der Transformation. Wer drückt? Wer bremst? Wer ist auf der Suche nach neuen Subventionen? Die Festlegung auf »Netto-Null-2045« hat die eingespielten Lobbyfronten kräftig durcheinandergewirbelt.

Ein immer größerer Teil der Auseinandersetzung findet auch vor den Gerichten statt: Klagen gegen Klimasünder nehmen rasant zu; dahinter steht eine abgestimmte Strategie, die diesen Hebel nutzen will, um schneller etwa aus fossilen Brennstoffen auszusteigen. Sie ist überraschend erfolgreich.

Und schließlich ist Klimaneutralität nichts, was sich nur von oben verordnen lässt. Sie braucht Bewegung und Veränderung im Alltag. Daher widmet sich ein Kapitel auch der Frage, welche Art von Lebensstil wir uns noch leisten wollen und können, wenn wir auf die Grüne Null zusteuern. Können wir klimaneutral leben und so weitermachen wie bisher? Oder müssen wir nicht vielmehr darüber nachdenken, womit wir aufhören sollten, was wir nicht mehr wollen und können und wie wir uns das beibringen? Wir brauchen schließlich eine Menge guter neuer Ideen: Was müssen wir für ein klimaneutrales Deutschland alles neu erfinden? Was müssen wir uns einfallen lassen, um das Alte anders und besser zu machen, damit es auch in einigen Jahrzehnten noch Bestand haben kann?

Dieses Buch lässt notgedrungen aber auch Leerstellen. Wie etwa muss sich der beliebteste Zeitvertreib der Deutschen, das Reisen, für ein klimaneutrales Land verändern? Dazu gibt es bislang schlicht kaum Daten und Konzepte. Noch ist auch kaum abzusehen, welchen langfristigen Einfluss die Corona-Pandemie und der Klimawandel auf die Gesundheitspolitik und die medizinische Versorgung in Deutschland haben werden.

Es fehlt auch ein Kapitel darüber, was die soziologischen Veränderungen unserer Gesellschaft für die Klimaneutralität bedeuten können: Ein Deutschland, das stärker als heute von Migration, gleichen Chancen von Männern, Frauen und nicht binären Menschen, von mehr alten Menschen oder zunehmendem politischen Populismus geprägt ist, wird manche Fragen anders beantworten, als wir es uns 2021 vorstellen. Diese Debatten stehen noch ganz am Anfang. Da ist es nur ein kleiner Hinweis, dass wir in den Texten die männliche, weibliche und diverse Form häufig durch das Binnen-I darstellen.

Der Weg zur Grünen Null ist nicht nur eine technische, ökonomische und ökologische Herausforderung. Er muss vor allem politisch umsichtig geplant werden und gesellschaftlich getragen werden. Das gelingt, wenn in diesem Prozess alle oder fast alle mitgenommen werden – oder zumindest die Mehrheit entschlossen vorangeht und gleichzeitig dafür sorgt, dass unausweichliche Verlierer der Veränderungen nicht alleingelassen werden.