Mountain Girls
Gemeinsam unterwegs in der Bergwelt
Marta Sobczyszyn und Stefanie Ramb
PRESTEL
MÜNCHEN • LONDON • NEW YORK
Frauen und Berge, das ist eine ganz besondere Beziehung. Einmal eingegangen, hat sie meist ein Leben lang Bestand. Was aber finden Frauen in den Bergen, das sie im Tal nicht finden? Was macht diese Beziehung so stark, ja, fast unzertrennlich?
In der Community der Munich Mountain Girls finden Frauen in jedem Alter Bergfreundinnen, Austausch mit Gleichgesinnten und Ermutigung. Egal auf welcher Leistungsstufe, sei es zum Spazieren, Genießen oder über sich Hinauswachsen in einer neuen Sportart. Früher war das anders. Manchen der frühen Alpinistinnen war der Zugang zu Clubs und Vereinen verwehrt. So waren diese Frauen meist auf sich allein gestellt. Dennoch sind sie zu neuen Gipfeln aufgebrochen und haben damit doppelt Mut für die Erfüllung ihres Traums bewiesen. Sie waren Wegbereiterinnen für unser heutiges Erleben und sind zu Vorbildern geworden. Und genauso versuchen wir, zu Vorbildern für andere zu werden.
In unserer Community möchten wir jeder Frau diese besondere Beziehung zu den Bergen ermöglichen. Denn hier finden wir alle Freiheit und Abenteuer, Spielwiesen und Adrenalinhänge, begegnen unseren Ängsten und haben Gänsehaut vor Stolz, wenn wir sie überwunden haben. Wir fühlen uns in der Bergwelt zu Hause, hier atmen wir durch, gewinnen Abstand vom Alltag und finden Klarheit sowie neue Energie. Wir erstarren vor Ehrfurcht beim Anblick scheuer Tiere, vergießen Freudentränen am Gipfel, dessen Erreichung bis an die Grenzen mühsam war. Durch übermäßigen Mut oder Unaufmerksamkeit entstandene Wunden heilen wieder und schulen unsere Erfahrung, Selbsteinschätzung und Entscheidungsfähigkeit: Mal trauen wir uns mehr zu, an anderen Tagen können wir aber auch umdrehen, ohne uns dabei schwach zu fühlen.
Frauen und Berge, das ist eine lebenslange Liebesgeschichte voller Höhen und Tiefen, ein ermutigendes, inspirierendes und starkes Band. In diesem Buch wollen wir davon erzählen. Lasst euch inspirieren. Es gibt viel zu entdecken.
EURE CHRISTINE PRECHSL
Gründerin der Munich Mountain Girls
Das MMG-Team: Jules, Stefanie, Barbara, Marta, Kaddi, Meike, Céline (Christine fehlt)
GRIAS DI!
Wir Macherinnen dieses Buches haben’s manchmal schon echt schwer. Wir lieben die Berge, aber auch das, was uns die Stadt bietet. Wir radeln und wandern durch den Matsch genauso gern, wie wir in München durch den Hofgarten flanieren und einen Espresso im hippen Straßencafé trinken. In »Munich Mountain Girls« steckt, was im Grunde die Themen unserer MMG-Community ausmachen: Das Urbane, die Berge, Frausein – und das alles in seiner facettenreichen Diversität.
Als wir gefragt wurden, ob wir dieses Buch machen wollen, waren wir hin- und her gerissen zwischen »das schaffen wir nie, neben Job und anderen anderen MMG-Projekten« und »Hey, komm, lass machen, denn wir lieben es, Geschichten zu erzählen«. Nach Monaten des Abwägens haben wir uns schlussendlich dafür entschieden. Das Feuer brannte. Wir haben uns Strukturen überlegt, Aufgaben verteilt, Autorinnen gesucht, Texte geschrieben, Schwerpunkte definiert, wieder über den Haufen geworfen und waren uns aber sicher, das Buch auf jeden Fall entlang der MMG-Dreifaltigkeit Stadt-Berg-Frau zu gliedern. Wir wollten, dass das Buch so hübsch und interessant wird, dass du es immer wieder in die Hand nehmen willst, wussten aber auch, dass es sehr viel Arbeit sein wird, es zu machen. Wir wussten, dass es viel zu erzählen gibt und dass Konzepte halt auch dafür da sind, immer wieder über den Haufen geschmissen zu werden, obwohl es sich manchmal wie Scheitern anfühlt.
Unsere Idee, die einzelnen Themen aus der Community nach Stadt-Berg-Frau zu clustern, wollte uns partout nicht gelingen. Es gibt einfach die Berge nicht ohne die Frau, die Frau nicht ohne Stadt, die Stadt nicht ohne den Berg und andersrum. Das sich in den Schwanz beißende Murmeltier lässt grüßen. Wir haben uns schlussendlich für eine Gliederung in Themenschwerpunkte entschieden: Wir sind alle (Berg-)Heldinnen und jede ist so, wie sie ist, individuell und perfekt.
In diesem Buch erzählen wir euch unsere Geschichten aus der MMG-Community: Was es heißt, mit der besten Freundin und dem Rennrad die Alpen zu überqueren, wie (keine) Kinder das Berggehen beeinflussen oder wie romantische Hüttenarbeit im echten Leben aussieht. Aber wir servieren auch Wissenswertes, Tipps und Tricks, zum Beispiel, was der Zyklus eigentlich mit deiner Leistungsfähigkeit macht, wie Frau am besten für ihre Wanderungen packt und wie man erfolgreich und ohne anschließende Scheidung mit der »besseren« Hälfte Outdoorsport betreibt.
(Fortsetzung siehe hier)
AUF TOUR Wir lieben es, unterwegs zu sein: Auf Ski, zu Fuß, mit dem Rad, im Schnee, bei Sonne, Sauwetter und in der Fantasie. Allein, mit der besten Freundin oder als große Gruppe.
HÜTTENLIEBE Berghütten sind Ziel, Ruhepol und Wirtschaftsbetrieb. Hüttengeschichten gibt es von hochromantisch bis fürchterlich – in der Erinnerung bleiben sie alle sehr lange.
BERG UND STADT Nicht nur die Bergwelt, auch die Stadt hat ihre wundervollen Momente und Orte. Man muss nur vielleicht ein bisschen länger nach dem Draußen-Gefühl suchen.
BERGHELDINNEN Geschichten von Heldinnen finden sich nicht nur auf den richtig hohen Gipfeln, sondern auch im Tal und in der (Alpin)geschichte.
NACHHALTIGKEIT Wir sind zu Gast in der Natur und so sollten wir sie auch behandeln. »Keine Spuren hinterlassen« ist die Maßgabe, nach der wir unterwegs sind. Im Idealfall.
KOMFORTZONEN Wer kennt es nicht, das Siegergefühl nach einer Tour, die vor ein paar Stunden noch als unmöglich erschien? Außerhalb der Komfortzone beginnt Großartiges.
ERNÄHRUNG Ob Wurstsemmel, vegan oder mit Riegeln – was der Körper braucht, um auf den Berg zu kommen, ist typabhängig. Was aber nie fehlen darf, ist der perfekte Kaiserschmarren.
BERGE UND KINDER Kinder müssen nicht das Ende der Bergleidenschaft bedeuten. Manchmal sind sie es auch, die diese Leidenschaft neu entfachen.
Wir lieben es, unterwegs zu sein: auf Ski, zu Fuß, mit dem Rad, im Schnee, bei strahlendem Sonnenschein, bei Sauwetter und in der Fantasie. Als große Gruppe, allein oder mit der besten Freundin. Wie Céline und Anja bei der Bergsportwoche am Wilden Kaiser.
VON KATHARINA KESTLER
Schlepplifte, die über die Rollen der Stütze rattern. Skirennen. Tiroler Dialekt, der blechern und gut gelaunt aus einem Megafon plärrt. Medaillen an rot-weißen Bändern. Kaiserschmarren oder Pommes mit Ketchup. Dazu der künstliche Geschmack von Himbeersirup. Verstrubbelte Haare. Rote Nasen und glückliche Eulen-Gesichter. Vollgekleckerte Anoraks. Fäustlinge an Schnüren. Nasse Skischuhe. Dringend aufs Klo müssen – aber nicht wollen. Der Geruch von Sonnencreme. Das Knistern von Bonbonverpackungen.
JA, SKIING WAS MY FIRST LOVE.
Eigentlich ist das eine glatte Lüge und dieses heimelige, wohlige, unbeschwerte Kindheitsgefühl, das mich im Rückblick überkommt, ist wohl stark gefiltert durch ein nostalgisches und melancholisches »Früher war alles besser«. Zu Beginn, im Alter von drei Jahren, fand ich Skifahren ziemlich blöd – zumindest erzählen mir das meine Eltern. Eigentlich müsste dieser Text ihren Berichten zufolge mit »Auf dem Hosenboden Schneehügel vor der Hütte Runterrutschen was my first love« überschrieben sein. Skikurs fand ich doof. Ich bin so oft aus dem Schlepplift gefallen, dass mich mein Skilehrer nicht mehr erkannt hat und vehement abstritt, dass ich in seiner Gruppe bin. Irgendwann standen vier, fünf Menschen in roten Overalls um mich herum, redeten von oben auf mich herunter und präsentierten verschiedene, mögliche Skilehrer*innen. Ein heute irgendwie immer noch ziemlich verstörendes Erlebnis. Auch in Gondeln einzusteigen war mir höchst suspekt. Dass sie fast vierzig Jahre später eine beruhigendere Wirkung auf mich haben werden als jede Yoga-Session, das habe ich damals nicht kommen sehen.
Skiing was my first love. Auf Hütten sitzen. Mitgebrachte Wurstbrote. Und jeden Tag Schokolade danach! Jedes Jahr durfte ich einmal im Urlaub Germknödel bestellen. Der zu Hause von Bofrost war dagegen eine Frechheit.
Skiing was my first love. Pistenrutschen. Hoch und runter. Bis 16 Uhr den Pass ausfahren. Egal ob Eiskratzen oder Slalom um hochhaushohe Sulzhaufen. Egal ob Sonnenschein oder so starker Nebel, dass man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.
Skiing was my first love. Vor der Anreise hat mein Vater den Luftdruck in den Reifen geprüft und gefragt, wo »seine Papiere« sind. Dann ging’s von Bamberg Richtung Süden. Knapp fünf Stunden aus dem Fenster guggen. Auf dem Mittleren Ring durch München. Hauptzollamt. Grün-gelbe Lärmschutzwände. Jedes Mal die Diskussion, ob über den Fernpass gefahren wird oder über Innsbruck. Dabei wurde es sowieso immer der Fernpass. Pause in Nassereith. Und wieder vorbei am »Eieiei, warum vorbei«-Schriftzug am Hotel Lamm in Tarrenz. Irgendwann geh ich rein, irgendwann ganz bestimmt.
Skiing was my first love. Dieser Sport, der heute eigentlich nicht mehr geht, wenn man ein Mensch mit ökologischem Bewusstsein ist. Damals schon wurde mir klar, dass Schnee ein kostbares Gut ist. In einem schlechten Winter stapften wir über schwarze Gummimatten zurück zum Lift, der uns von der Bergstation ins Tal brachte, weil die Talabfahrten braun waren. Ein Jahr später stand an derselben Stelle eine neue Gondel, die das Stapfen unnötig machte.
Skiing was my first love. Und wo ich es gelernt habe, fühle ich mich bis heute mehr zuhause, als irgendwo anders auf der Welt. Einer der schönsten Orte überhaupt. Dabei ist das ursprüngliche Dorf auf dem Hochplateau mittlerweile ein Skigebiet der Superlative, das es den Wintergäst*innen für über 50 Euro Skipasspreis am Tag so angenehm wie möglich macht: Kein Meter Schieben, Stapfen oder Aufsteigen ist notwendig, die Pisten sind perfekt präpariert und die Beschneiungsanlage deckt ferngesteuert auch den letzten Winkel ab. Sitzheizungen sind Standard, Sterneküche auf über 2.000 Metern zum Glück nur optional. All das kann man – muss man vielleicht sogar – kritisch sehen.
Und trotzdem: Skiing was my first love. Und jedes Jahr bin ich wieder genau hier und blicke vom Balkon auf genau diese eine Bergkette, die ich sogar aus dem Flugzeug erkenne. Weil Skifahren so viel mehr ist, als nur ein Sport. Menschen, die das nicht erlebt haben, werden es vermutlich nicht verstehen. Und das ist auch ok. Aber für mich gilt: Skiing was my first love. And it’ll be my last. Und ich werde dann, steinalt und senil, im beheizten Sessellift, Menschen, die es nicht hören wollen, erzählen, wie es hier vor 70 Jahren ausgesehen hat – und natürlich alles viel besser war.
VON BARBARA KISTNER
Ob Hochtour, Voralpenwanderung oder Hüttenwochenende: Die richtige Ausrüstung am Berg spielt eine entscheidende Rolle für unsere Sicherheit. Aber auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Kurz: Es muss passen. Das richtige Zeug zur richtigen Zeit.
BARBARA EMPFIEHLT
Es geht nicht darum, sich mit möglichst teurer High-Tech-Ausrüstung auszustatten. Berggehen ist keine Materialschlacht. Vielmehr kommt es auf die richtige Auswahl an. Für welche Tour brauche ich was wirklich? Worauf kann ich verzichten? Ein steigeisenfester Schuh ist auf einem Voralpengipfel eher hinderlich. Das ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Genauso, wie die Entscheidung, gute Qualität zu kaufen. Die Ausrüstung hält länger und ist im Zweifelsfall ein Lebensretter. Deswegen sollte auch vor jeder Tour ein Ausrüstungscheck erfolgen. Dabei kann man gleich darauf achten, sinnvoll zu packen. Ist das Gewicht richtig verteilt? Habe ich Zugriff auf Dinge, die ich schnell brauche? Kann ich das Gewicht überhaupt länger tragen? Im Zweifelsfall muss auf Komfort verzichtet werden. Wer braucht schon jeden Tag frische Socken? Sobald es nicht mehr nur eine Sportart ist, führt das schnell dazu, dass »frau« in Summe ziemlich viel Outdoorklamotten und Ausrüstung ansammelt. Der Wunsch nach einem begehbaren Kleiderschrank kommt also nicht von ungefähr. Doch auch hier hilft es, den eigenen Stil zu entwickeln. Muss es jedes Jahr die neue Kollektion sein? Kann ich Sportarten-übergreifend kombinieren?
INTERVIEW VON STEFANIE RAMB
Wie fühlt es sich an, über viele Tage allein unterwegs zu sein, im Zelt zu übernachten und alles dabei zu haben, was für die lange Wanderzeit nötig ist? Kathrin Heckmann ist eine, die wirklich Ahnung vom Weitwandern hat. Draußensein, Freisein, Glücklichsein ist das, was ihr wirklich wichtig ist. Das sucht und findet sie auf einer mehrwöchigen Fernwanderung in Australien genauso wie auf einem Ausflug nach Brandenburg.
WIE FÜHLT ES SICH AN, ZU EINER LANGEN WANDERUNG AUFBRECHEN ZU WOLLEN?
Diese Faszination fürs Fernwandern hat sich bei mir langsam entwickelt. Nachdem ich das Wandern grundsätzlich für mich entdeckt habe, hatte ich einfach mehr und mehr das Bedürfnis, immer längere Touren zu unternehmen. Es gab mir oft diesen Stich ins Herz, wenn ich nach einer Tagestour oder kürzeren Mehrtagestour wieder auf dem Weg nach Hause war. Ich wollte länger draußen bleiben, für Wochen oder gar Monate. Und irgendwann wusste ich einfach, dass ich das machen will und muss. Da hat dann auch kein Weg mehr daran vorbeigeführt. Diesen Stich spüre ich auch heute noch manchmal, denn obwohl das Wandern ja mittlerweile Teil meines Berufs ist, bin ich keine Dauerreisende. Spätestens dann weiß ich, dass ich wieder losmuss. Die Zeit vor einer größeren Tour ist geprägt von einer Mischung aus Gefühlen der extremeren Sorte: Vorfreudige Aufregung wechselt sich ab mit nagenden Zweifeln und Nervosität. Letztere kommen bei mir vor allem nachts zum Vorschein. Da liege ich dann manchmal hellwach im Bett und zweifle an meinem eigenen Verstand. Dann frage ich mich, warum zum Henker ich mir das antun soll, wenn es doch zu Hause so warm und gemütlich und sicher ist ...
WARUM ZUM HENKER MACHST DU DAS DANN?
Weil ich mich letztendlich nicht an die kuschligen Nächte im Bett zurückerinnern möchte. Ich werde mich erinnern an windumtoste Nächte im Zelt, an den heißen Kaffee im Morgengrauen. Daran, die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht zu fühlen, zusammen mit dem Wissen, dass ich den ganzen Tag nichts anderes tun muss, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dass ich von morgens bis abends draußen sein darf, mit allem in einem Rucksack auf dem Rücken, was ich zum (Über-)Leben brauche. Das Wandern ist für mich immer noch die beste Art, die Welt zu entdecken. Und eine gewisse Herausforderung macht das umso lohnenswerter.
WIE WÄHLST DU DEINE TOUREN AUS? WELCHES REISEZIEL WÜRDEST DU ALS ALLERERSTES EMPFEHLEN?
Ich folge dabei meist einer Mischung aus Gefühl und Vernunft, wobei Ersteres in der Regel überwiegt. So zum Beispiel auch, als ich meine erste lange Fernwanderung geplant habe: Damals ging es drei Monate und rund 1.500 Kilometer zu Fuß durch Großbritannien. Ein Land, das vielerorts erstaunlich wilde und schöne Natur zu bieten hat und in dem das nächste Pub trotzdem nie zu weit entfernt ist. In dem es eine hervorragende Infrastruktur für Wanderer gibt und trotzdem genügend Raum für individuelle Abenteuer. Dessen Sprache ich spreche, dessen Menschen und sogar dessen Wetter ich mag. Alles ziemlich gute Voraussetzungen. Letztendlich war es aber vor allem auch so, dass ich mich schon auf meiner ersten Reise nach Schottland in dieses Land verliebt hatte und einfach wusste, dass ich dort gern mal länger zu Fuß unterwegs sein möchte. Daher war die Entscheidung eigentlich schon gefallen, bevor ich mich genauer mit den Details meines Vorhabens beschäftigt hatte.
WELCHE VORBEREITUNGSSCHRITTE MÜSSEN IMMER UND UNBEDINGT SEIN? WELCHE KANN ICH GETROST WEGLASSEN?
Eine gute Vorbereitung ist bei langen Touren auf jeden Fall wichtig. Man sollte möglichst viel rund um Route und Reiseziel recherchieren, sodass man weiß, worauf man sich einlässt und wo potenzielle Gefahren und Schwierigkeiten lauern können. Auch der Packliste sollte man viel Aufmerksamkeit schenken. Eine Excelliste, in die man alle (!) Gegenstände inklusive Gewicht einträgt, ist Gold wert. So vergisst man nichts Wichtiges und kann zudem sehen, wo noch Potenzial für die Reduzierung von Umfang und Gewicht schlummert. Idealerweise probiert man die Ausrüstung vorher auch auf einigen kleineren Testtouren aus. Mindestens ebenso wichtig wie eine gute Vorbereitung ist in meinen Augen aber auch, es damit nicht zu übertreiben. Gerade vor der ersten großen Tour, wenn das alles noch ziemlich neu ist und man nur bedingt auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, kann einen das sonst schnell in den Wahnsinn treiben. »So viel Planung wie nötig und so wenig wie möglich« ist grundsätzlich ein gutes Mantra fürs Wandern. Vernachlässigen kann man in gewisser Weise die körperliche Vorbereitung: Natürlich sind eine gewisse Grundfitness und starke Muskeln, Sehnen und Bänder sehr hilfreich, aber man muss wirklich kein Fitnessguru sein, um eine Fernwanderung bestreiten zu können. Viel wichtiger ist, die Route und Etappen der Fitness und den Vorerfahrungen entsprechend auszuwählen und sich insbesondere zu Beginn der Tour nicht direkt zu überfordern.
WAS MACHST DU, WENN DU DICH UNTERWEGS ALLEIN FÜHLST?
Früher konnte ich ehrlich gesagt nicht besonders gut allein sein. Meine erste Soloreise entstand eher aus der Not heraus als aus freiem Willen. Auch wenn ich damals bereits eine gewisse Faszination für diese Art des Reisens spürte. Letztendlich war es ein längerer Weg, bis ich wirklich gut allein sein konnte, ohne mich einsam zu fühlen. Genau genommen hält dieser Lernprozess bis heute an. Manchmal fühle ich mich unterwegs immer noch einsam, ich glaube daran führt kein Weg vorbei. Aber das Gefühl tritt nur noch relativ selten auf und ist meist schnell wieder verflogen. Auch weil ich gelernt habe, das Gefühl einfach zu akzeptieren und mich in solchen Momenten daran zu erinnern, dass es eben nur das ist, ein Gefühl, und kein realer Zustand. Und dass es etwas Großartiges und unglaublich Wertvolles ist, sich selbst genug zu sein. Selbst wenn es sich manchmal nicht so anfühlt.
»Wandern ist der absolute Gegenentwurf zu unserer hektischen Welt«
WÜNSCHT DU DIR UNTERWEGS MANCHMAL EINEN MITSTREITER ODER EINE MITSTREITERIN?
Grundsätzlich mag ich beides: Ich bin sehr gern und viel allein unterwegs und das auch ganz bewusst. Genauso genieße ich es aber zwischendurch, Touren mit anderen zu teilen. Vor allem bei langen Strecken hat das Solowandern aber große Vorteile: Man kann ganz in seinem eigenen Tempo gehen, Pausen machen wann und wie lange man möchte und einfach ganz auf sich selbst und seinen Körper hören. Außerdem ist man viel weniger abgelenkt, nimmt dadurch die Umgebung und auch sich selbst viel bewusster wahr. Und hinterher ist man besonders stolz, die Herausforderungen einer langen Wanderung ganz allein gemeistert zu haben. Gleichzeitig sind es diese schwierigen Momente aber auch, in denen man sich oft eine andere Person herbeiwünscht. Frei nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und auch schöne Momente teilen zu können, gemeinsam lachen oder staunen zu können, ist wunderbar. Sicherer ist man zu zweit grundsätzlich natürlich auch unterwegs, weil im Ernstfall jemand Hilfe leisten oder holen kann.
DEIN ULTIMATIVER RAT FÜR ALLE, DIE ZÖGERN, AUF EINE LÄNGERE TOUR AUFZUBRECHEN?
Fernwandern macht bestimmt nicht jedem Menschen Spaß – aber das weiß man erst, wenn man es ausprobiert hat! Genau das ist auch mein Rat für alle, die den Wunsch in sich tragen, aber noch etwas unsicher sind: Einfach ausprobieren, einfach machen. Und sich langsam herantasten: Es muss ja nicht direkt die mehrwöchige Wildnistour sein. Ich habe mit Tageswanderungen in den bayerischen Voralpen begonnen, dann kam irgendwann die erste Zweitagestour, das erste Mal allein wildzelten, die erste Soloreise. Zu meiner ersten Fernwanderung bin ich erst rund drei Jahre, nachdem ich das Wandern für mich entdeckt habe, aufgebrochen. So lange muss man natürlich nicht warten, aber viele Dinge, vor denen man vielleicht Angst hat, kann man tatsächlich sehr gut üben. Das Alleinsein zum Beispiel, oder das Zelten im Wald. Und dann gibt sich die Unsicherheit mit der Zeit von ganz allein.
WAS IST DENN FÜR DICH »LANGE WANDERN«? BEI MANCHEN FÄNGT »LANG« JA SCHON BEI ETWA VIER STUNDEN AN.
Auch eine vierstündige Wanderung kann ein großes Abenteuer sein. Das Besondere an einer langen Wanderung ist für mich aber (unter anderem), dass man irgendwann in diesen Zustand gerät, in dem man ganz im Hier und Jetzt ist, in dem nur noch das Wandern zählt und man nicht darüber nachdenkt, was davor war oder was danach sein wird. Dafür braucht es natürlich eine gewisse Zeit. Man kennt das ja auch von einem »normalen« Urlaub: Da dauert es oft auch ein paar Tage, bis man richtig abschalten kann und kurz vor Ende ist man gedanklich oft schon wieder bei der Abreise. Mindestens zwei oder drei Wochen müssen es da für mich schon sein.
WIE VIELE KILOMETER HAST DU IN DEN LETZTEN JAHREN WANDERND ZURÜCKGELEGT? WELCHER WAR DER SCHÖNSTE? WELCHER WAR DER SCHLIMMSTE?
Zu Fuß waren es einige tausend, aber ich zähle nicht wirklich mit. Der schlimmste Kilometer war wohl einer der dreißig, die ich an einem Tag meiner dreimonatigen Fernwanderung in Großbritannien zurückgelegt habe, in komplett weglosem und sumpfigem Gelände. Ich konnte mich noch nicht mal irgendwo hinsetzen, um wenigstens kurz Pause zu machen, und meine Nerven waren irgendwann einfach am Ende. Das war das erste (und bisher einzige) Mal, dass ich mir gewünscht habe, dass ein Hubschrauber vorbeikommt, mich abholt und nach Hause bringt. Wirklich schlimm war das zwar nicht, aber auf jeden Fall ziemlich hart. Die schönsten Kilometer sind hingegen oft die, die auf die anstrengenden Kilometer folgen. Wenn zum Beispiel der lange Anstieg geschafft ist und man einfach nur genießen und ganz im Flow vor sich hinlaufen kann.
JETZT ZUM THEMA AUSRÜSTUNG: WAS NIMMST DU MIT, OBWOHL DU ES VIELLEICHT NICHT UNBEDINGT BRAUCHST? UND WAS LÄSST DU DAHEIM, OBWOHL DU ES VERMISSEN KÖNNTEST?
Ich versuche grundsätzlich, mit relativ leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Mit weniger Gewicht auf dem Rücken kann man weitere Strecken zurücklegen (wenn man das denn will), minimiert das Risiko für Verletzungen und Überbelastungen und kann die Tour mitunter auch mehr genießen. Außerdem ist diese Reduktion aufs Wesentliche unter anderem auch das, was das Fernwandern ausmacht. Auf der anderen Seite weiß ich durchaus auch ein gewisses Mindestmaß an Komfort zu schätzen und versuche daher immer, einen guten Kompromiss zu finden. So habe ich zum Beispiel gerne ein »richtiges«, doppelwandiges Zelt dabei, weil ich mich darin am wohlsten fühle. Mit einem Tarp oder etwas Ähnlichem könnte ich locker ein paar hundert Gramm sparen. Das klingt zwar nicht viel, aber hier und da ein paar hundert Gramm mehr ergeben schnell einige Kilos – und die darf man nicht unterschätzen. Natürlich kommt es aber auch darauf an, wo und wie genau man unterwegs ist. Ein Luxusgegenstand ist mein E-Book-Reader mit vielen Büchern darauf. Weniger als Mittel gegen Langeweile, sondern vielmehr als zusätzliche Bereicherung. Mit der Zeit habe ich für mich herausgefunden, was ich wirklich unterwegs brauche und haben möchte, und das habe ich dann auch dabei. Daher vermisse ich in meinem Rucksack in der Regel auch nichts.
WAS IST WICHTIGER? KÖRPERLICHE ODER MENTALE FITNESS? WIE MERKT MAN, WENN MAN BEIM EINEN ODER ANDEREN NICHT FIT GENUG IST?
Letztendlich ist die mentale Stärke beim Fernwandern deutlich wichtiger. Auch wenn wochen- oder gar monatelange Wanderungen natürlich eine große Belastung für den Körper sind, kann man sich daran selbst mit wenig fitter Ausgangslage gut gewöhnen. Wichtig ist aber, dass man es dabei nicht übertreibt und die mangelnde Fitness in Überbelastungen und Verletzungen endet. Die beste körperliche Fitness bringt hingegen auf Dauer nichts, wenn der Kopf nicht mitspielt. Den kann man viel schlechter kompensieren. Am besten trainiert man aber natürlich beides vorher, zumindest ein bisschen. Wer weiß, wie man den inneren Schweinehund austricksen kann und wer eine gewisse Grundfitness hat, bringt ideale Voraussetzungen für eine gelungene Fernwanderung mit.
GAB ES SCHON MAL EIN PROBLEM, WEIL DU ALS FRAU ALLEIN UNTERWEGS WARST?
Was die »normalen« Anforderungen einer langen Wanderung angeht, können Frauen diese genauso meistern wie Männer auch. Aber es gibt natürlich Dinge, mit denen sich Männer in dieser Form nicht auseinandersetzen müssen: Gewalt gegen Frauen ist ein riesiges Problem auf dieser Welt – auch bei uns, mitten in Deutschland. Daran lässt sich auch nichts schönreden. Aber: Auf irgendeinem Wanderweg im Wald ist es statistisch und realistisch betrachtet eigentlich ziemlich sicher und definitiv deutlich sicherer als zum Beispiel irgendwo in einer deutschen Großstadt. Der böse Wolf, der im dunklen Wald auf die Prinzessin lauert, stammt aus dem Reich der Märchen, und gehört dort auch hin. (Das gilt übrigens auch für echte Wölfe!) Auf der anderen Seite erfahren alleinreisende Frauen oft auch besonders viel Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Ich persönlich habe beim Wandern noch keine negative Erfahrung gemacht, die ich darauf zurückführen könnte, dass ich eine Frau bin.
»Beim Wandern lernen wir, das Leben mit Leben zu füllen. Und dafür müssen wir einfach nur loslaufen.«
VON MANUELA PALMBERGER
Wenn man an Urlaub denkt, hat man oft die spektakulärsten Ziele im Kopf. Strandurlaub und Surfen auf Bali, Abenteuer und Wandern in Patagonien oder eine Safari in Südafrika. Das sind natürlich alles schöne und sehenswerte Ziele, aber eben auch teuer und nicht für jeden Geldbeutel geeignet. Hier erfährst du, wie du auch für wenig Geld viel erleben kannst, und wie du unterwegs am einfachsten sparst.
1. DEIN REISEZIEL FINDEN
Es muss nicht immer eine Fernreise sein, oder? Auch in Europa gibt es so viele tolle Orte, die du entdecken kannst. Die schönsten Strände findest du zum Beispiel in der Toskana oder auf Sardinien, die abenteuerlichsten Wanderungen in den Dolomiten oder in der Schweiz. Wer Kultur und gutes Essen mag, unternimmt einen Städtetrip durch Italien. Spektakuläre Landschaften findest du in Norwegen oder auf Island. Generell gilt auch: Je weniger ein Land touristisch erschlossen ist, desto günstiger ist es oft. Richtige Geheimtipps sind hier Slowenien oder Madeira im Winter. Du würdest trotzdem gerne mal weiter weg? Dann reise außerhalb der Hauptsaison. Flüge und Unterkünfte kosten dann oft nur die Hälfte!
2. GUT UND GÜNSTIG ESSEN
Besonders jeden Tag in Restaurants zu essen geht richtig ins Geld. Sparen kannst du hier beispielsweise, wenn du dir dein Essen einfach bei einem lokalen Bäcker oder auf dem Wochenmarkt holst – das schmeckt eh meistens am besten –, oder in einem Supermarkt kaufst. Wenn du etwas Warmes brauchst, hole dir eine Pizza to go oder koche dir etwas auf einem Campingkocher. Es gibt günstige Modelle schon ab 20 Euro, auf denen man wirklich bequem Essen zubereiten kann.
3. IN DER REGION SPAREN
Viele Urlaubsregionen bieten für ihre Besucher Touristenkarten mit vielen Vergünstigungen an. So kannst du zum Beispiel kostenlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder bekommst Rabatte für Bergbahnen, Museen oder ausgewählte Attraktionen. Gerade wenn man länger in einer Region ist und dort viel erleben will, lohnt sich die Anschaffung.
4. ABENTEUERÜBERNACHTUNGEN
Wenn du mit dem eigenen Auto oder einem Mietwagen unterwegs bist, kannst du zum Beispiel eine Nacht im Auto und die nächste Nacht in einer günstigen Pension schlafen. So sparst du jede Menge Geld. Der Vorteil einer Übernachtung im Auto liegt auf der Hand: Du kannst direkt an dem Ort übernachten, an dem du am nächsten Tag gerne aufwachen möchtest, wie ein schöner Strand oder ein See, in den du beim Sonnenaufgang hüpfen kannst. Dabei musst du natürlich beachten, dass du nicht in jedem Land überall frei übernachten darfst – informiere dich am besten vor deiner Reise. Wenn du nach mehreren Nächten im Auto oder Zelt mal eine Dusche benötigst, kannst du zum Beispiel in ein Schwimmbad gehen oder du fragst auf einem Campingplatz, ob du kurz die Sanitärräume nutzen darfst.
Wenn das alles nichts für dich ist, schau am besten nach günstigen Pensionen. Das geht ganz einfach über Google Maps. Auf diese Art kommst du häufig an Unterkünfte ab 25 Euro die Nacht pro Person.
5. AM BESTEN MOBIL SEIN
Du hast ein eigenes Auto? Dann nutze es auch für deinen Urlaub. Oft bist du günstiger unterwegs, wenn du mit dem eigenen Auto fährst, als wenn du dir einen Flug und einen Mietwagen buchst. Und ganz nach dem Motto »der Weg ist das Ziel« findest du unterwegs bestimmt ein paar schöne Ziele, für die sich ein Stopp lohnt. Beispielsweise eine Stadt, die du ohnehin schon immer mal besuchen wolltest oder eine schöne Wanderung durch einen Nationalpark. Noch mehr sparst du hier natürlich, wenn du Mautstraßen vermeidest, da in vielen Ländern Autobahnen Geld kosten. Dann bist du vielleicht langsamer unterwegs, hast aber definitiv die schönere Route vor dir und siehst dadurch mehr vom Land.
VON ANNA HADZELEK
Ich liebe es, mit der Hilfe von Karten Touren zu planen und mich zu orientieren. Die Vermutung liegt nahe, dass mit einer Liebeserklärung ans Kartenlesen die Absage an alle digitalen Arten der Orientierung einherginge. Nur: Darum geht es nicht. Egal ob Googles Stimme im Ohr, Freund GPS am Lenker oder einfache Wegmarkierungen und Schilder: Liebenswürdig sind sie alle. Alle Arten und Hilfsmittel, die wir gefunden haben, um einander im Gelände den Weg zu weisen, die Landschaft verständlich zu machen. Ja, wirklich alle haben sie ihren Charme und ihre Stärken, vor allem aber ihren Zweck. Das ist doch wunderbar.
Doch die topografische Karte in 1:25.000, bitte mit Schummerung, die hat mein Herz gewonnen. Allein der Gedanke an sie erfreut mich. An ihr umständliches Format, ihr Gewicht – meist nur einseitig bedruckt, ein Albtraum der gewichtsbewussten Gepäckoptimierung, ihre Empfindlichkeit für das Wetter und die Gebrauchsspuren. Der Umstand, dass darin enthaltene Informationen mit großer Wahrscheinlichkeit bald schon veraltet sein werden. Die immer gleiche Diskussion, ob sie entgegen der ursprünglichen Faltchoreografie zusammengelegt werden darf (eher nein). Auch, dass sie nicht von selbst leuchtet. Und Tourdaten ausspucken kann sie auch nicht. Dafür braucht es noch was, nämlich mich.
Jetzt macht es vielleicht den Eindruck, meine Liebeserklärung an die Karte beruhe auf Mitleid, resultiere aus ihren Defiziten. Nein, auch darum geht es nicht. Denn meine Liebe zu ihr ist weder Retrofimmel noch Digitalisierungspessimismus, der das Alte gut reden will. Der Grund meiner Liebe steckt schon allein im Ausdruck des Kartenlesens. Lesen heißt woanders sein, Neues erfahren, Informationen verarbeiten und Geschichten nachfühlen.
Wer Karten liest, taucht ab. Aber nicht in eine andere, sondern bemerkenswerterweise in genau diese Welt. Obwohl die Karte als solche wohl eher von ihrem sachlichen Informationswert definiert wird, macht sie doch das Wunder möglich, entfernt gelegene Orte zu beschreiten. Dazu braucht es Vorstellungskraft, um aus Linien, Flächen, Farben eine dreidimensionale Idee bauen zu können. Es braucht auch einen gewissen Erfahrungsschatz, Erinnerungen daran, wie sich das Kartenbild in die Landschaft übersetzen lässt. Kartenlesen ist also jene spaßige Kombination aus Fakten und Fantasien, aus Information und Mutmaßung – und zwar anders als im Weltgeschehen auf gänzlich unverfänglichem Terrain.
Ich habe mal gehört, dass Menschen von Landschaften träumen, die sie sich wiederholt auf Karten angeschaut haben, ohne je dort gewesen zu sein. Im Wachen so viel von der Vorstellungskraft einzusetzen, dass sich das plastische Bild genug festigt, um einem Traum einen Ort zu geben – darauf arbeite ich hin. Wie wird das dann, wenn ich am erträumten Ort bin? Ein Déjà-vu, der süße Irrtum, bei dem sich das Gehirn versehentlich selbst überholt? Oder alles andere als ein Versehen, sondern vielmehr ein Voraussehen, ein echter Blick in die Zukunft? Auch ohne den Zwischenschritt des Traums: der Abgleich von Idee und Wirklichkeit ist so ein feiner Moment der Wechselwirkungen.
Das Gelände steht still, das Verstehen aber passiert in Bewegung.